"Obwohl Kroatien kaum mehr als zwanzig Jahre unabhängig ist, hat der neue Staat im Südosten Europas bereits eine turbulente innenpolitische Entwicklung hinter sich. Der Umgang mit der jüngsten Vergangenheit hat zu tiefen Gräben in der Parteienlandschaft, aber auch in der Gesellschaft insgesamt geführt. Durch den Beitritt zur Europäischen Union bietet sich dem Land die Chance, zu einem stabilisierenden Faktor in der Region zu werden." (Autorenreferat)
In seinem Beitrag dokumentiert der Autor die Korrespondenz mit der offiziellen Presseagentur der römisch-katholischen Kirche in Österreich, der Kathpress, die er über die Verantwortung der kroatischen Kirche und des Vatikans für die Ermordung kroatischer Juden geführt hat, die er als ein historisches Tabu seitens der Kirche ansieht. Das Verhältnis zwischen Kirche und dem Ustascha-Staat war besonders eng. Geistliche dienten als Leibwache beim Präsidenten Pavelic, Franziskaner kommandierten Konzentrationslager, Nonnen marschierten bei Paraden mit dem faschistischen Gruß durch die Straßen. Während kroatische Juden ermordet wurden, konnten Vertreter des Vatikans nur fordern, daß die Juden mit Mäßigung zu behandeln sein. Papst Pius XII. konnte sich nie zu einer Verurteilung von Ustascha-Brutalitäten aufraffen - immerhin waren die Kroaten ein "Volk guter Katholiken". Hilfe unterdessen gab es nur für konvertierte Juden. Eine Änderung trat erst ein, als sich eine Niederlage der Achsenmächte abzeichnete, der eine vollständige Vernichtung des kroatischen Judentums vorangegangen war. (psz)