Die Umfrageforschung belegt, dass vor allem männliche Arbeiter bei den Sympathisierenden rechtsradikaler Parteien und Bewegungen weit überdurchschnittlich präsent sind. Über die Ursachen wird in den Sozialwissenschaften wie auch in den politischen Öffentlichkeiten heftig gestritten. Rechte Orientierungen in der Arbeiterschaft sind kein blosses Ergebnis einer Spaltung in kulturelle Metaklassen, in Anywheres und Somewheres. Sympathie für die radikale Rechte entsteht, weil sich erhebliche Teile der Arbeiterschaft von den Mitte-Links-Parteien im Stich gelassen fühlen. Sie entsteht, weil Arbeiter*innen in der Öffentlichkeit unsichtbar gemacht wurden. (Verlagstext)
In zahlreichen europäischen Gesellschaften sind rechtspopulistische und rechtsextreme Parteien in den letzten zehn Jahren vermehrt erfolgreich gewesen. Gleichzeitig gibt es auch in Deutschland Anzeichen für rechtspopulistische bis rechtsextreme Bewegungen, etwa in Form der PRO-Initiativen (PRO Köln, PRO NRW, PRO Deutschland) oder der Parteineugründung "Die Freiheit" mit insbesondere islamfeindlichen Positionen. Eine starke rechtspopulistische Partei hat sich in Deutschland bisher jedoch nicht etablieren können, obwohl der Vorrat an rechtspopulistischen Einstellungen in der Bevölkerung in Deutschland durchaus nicht gering ist. Der Beitrag wirft zunächst einen definitorischen Blick auf das Phänomen des Rechtspopulismus und den rechtspopulistischen Orientierungen in der Bevölkerung. Anschließend geht der Beitrag der Frage nach, ob bzw. wie sich rechtspopulistische Orientierungen in Deutschland in politisches Verhalten umsetzen. Welche Parteien kommen für rechtspopulistisch eingestellte Personen in Frage, wenn sich keine Partei anbietet, die diese Meinungen explizit bedient? Zeigt sich, abseits von Wahlen, ein rechtspopulistisches Protestpotenzial in der Bevölkerung? (ICB2)
In: Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede: Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, S. 2502-2515
"Vorgestellt wird eine empirische Studie zu den normbezogenen Orientierungen von Akteuren im Kontext der divergierenden Einflussnahmen rechtlicher, ökonomischer und kommunitärer Ordnungssysteme. Die Untersuchung basiert auf den Daten einer standardisiert-schriftlichen Umfrage bei Angehörigen der bundesdeutschen Erwerbsbevölkerung aus dem Jahr 2002. Im Zentrum der Studie steht die Überprüfung der These, dass der Umgang von Akteuren mit formell-rechtlichen Normen einerseits und gemeinschaftlich-kommunitären Obligationen andererseits in Abhängigkeit von ihrer Einbindung (Inklusion) in die institutionellen Strukturen von Märkten variiert. Die Ergebnisse der Studie lassen erkennen, dass sich in der Erwerbsbevölkerung mit Blick auf die Ausprägung formell-rechtlicher, ökonomischer und kommunitärgemeinschaftlicher Orientierungen fünf verschiedene Orientierungsmuster unterscheiden lassen, die als Prädiktoren sowohl der Delinquenzbereitschaft und selbstberichteten Delinquenzhäufigkeit als auch des ehrenamtlichen Engagements von Akteuren in Erscheinung treten. Dabei zeigt sich, dass eine erhöhte 'Flexibilität' im Umgang mit strafrechtlichen Normen und ein erhöhtes kommunitärgemeinschaftliches Engagement sich nicht gegenseitig ausschließen. Zentral ist im Weiteren der Befund, dass bei den Angehörigen der Erwerbsbevölkerung ein empirischer Zusammenhang zwischen der Erwerbsgruppenzugehörigkeit einerseits und der Ausprägung normbezogener Orientierungsmuster andererseits besteht. Die These, dass die rechtsnormbezogene Konformitätsbereitschaft sowie das Engagement für kommunitär-gemeinschaftliche Zwecke bei Akteuren in Abhängigkeit von ihrer Inklusion in Marktzusammenhänge variiert, kann durch die Ergebnisse der Studie partiell bestätigt werden. Die Befunde der Untersuchung legen im Weiteren die Annahme nahe, dass Erwerbsgruppen spezifische Kontrollkulturen ausprägen, die die Orientierungsmuster von Akteuren prädeterminieren." (Autorenreferat)
"Nach einer kurzen Übersicht über die Theorien zur Entstehung extrem rechter Potentiale werden die unterschiedlichen Möglichkeiten zur empirischen Bestimmung dieser Potentiale aufgezeigt und deren Probleme diskutiert. Eingegangen wird auf die Ursachen für die Wahl extrem rechter Parteien, die Existenz eines extrem rechten Weltbilds und die ideologische Selbsteinstufung auf dem Links-Rechts-Kontinuum. Danach wird im Rahmen einer international vergleichenden Analyse das extrem rechte Potential in den Bevölkerungen der zwölf Mitgliedsländer der Europäischen Gemeinschaft mit Hilfe der Links-Rechts-Selbsteinstufung empirisch bestimmt und die Art der Beziehungen zu den anderen beiden Aspekten verdeutlicht, indem die Wahlabsichten und die Attitüdenstruktur der zum extrem rechten Potential Gehörenden untersucht werden. Den Abschluß bildet die empirische Überprüfung der aus den anfangs dargestellten theoretischen Überlegungen ableitbaren Hypothesen über die sozialstrukturellen Determinanten extrem rechter Orientierungen." (Autorenreferat)
Unsere Epoche kennt Humanität und Entsetzen, höchste Intelligenz und organisierte Verblödung. Alles erwächst aus den Orientierungssystemen der Menschen und ihrer Gesellschaft. Dies ist das Motiv für die Analyse, wie die Orientierungen der Menschen sich aufbaut und welche Unterstützung oder Behinderungen sie durch die Institutionen erfährt. Um sich orientieren zu können, fabrizieren Menschen eine Landkarte ihrer sozialen Welt im eigenen Kopf. Ihr Maßstab ist Sympathie, Nähe und Ferne. Ausgehend von diesen Einblicken in die psychische Werkstatt der Orientierung wird dargelegt, wie sich der Einzelne in der modernen Welt zu Recht findet, und wo er scheitert. Zu den überraschenden Befunden der Untersuchung zählt: Wir urteilen ästhetisch, wenn wir nichts wissen; in unseren Erklärungen und Ursachenzuschreibungen lauern Gefahrenpotenziale; mit besserer Information wächst die Anbivalenz, auch Entscheidungsunfähigkeit; die Gewalt als Beispiel für einen falschen Zusammenhang von Geist und Organisation.Dummheit erwächst der Informationsgesellschaft aus der Erwartung, der Markt neuer Techniken der Kommunikation verbürge allseitige Transparenz, Aufklärung und Humanität. Keine Technik führtautomatisch eine bessere Welt herbei.
Anhand einer Schülerbefragung befassen sich die Autoren zum einen mit rechten jugendkulturellen, gewaltaffinen und ausländerfeindlichen Orientierungen von Jugendlichen an Sekundarschulen in Sachsen-Anhalt. Sie untersuchen zum anderen die Relevanz schulischer Einflussfaktoren auf die Herausbildung rechtsextremer Einstellungen, indem sie deren Vorkommen analysieren und verschiedene Schulen unter diesem Aspekt vergleichen. Aus den Differenzen ergeben sich Handlungsspielräume für Schulen im Umgang mit rechtsextremen Einstellungen unter Schülern. -ih.