Religion im öffentlichen Raum: religiöse Freiheit im neuen Europa
In: Dokumentation 5
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In: Dokumentation 5
World Affairs Online
In: Kulturelle und religiöse Traditionen: Beiträge zu einer interdisziplinären Traditionstheorie und Traditionsanalyse, S. 37-54
Die Autorin beschäftigt sich in ihrem Beitrag mit religiösen Traditionen im Kontext von Migration, Integration und Toleranz. Im Hinblick auf die Bedeutung von Religion in der familiären Alltagspraxis ("domestic religion") von Migrantenfamilien weist sie auf eine grundlegende Ambivalenz im liberalen Säkularisierungskonzept hin: Auf der einen Seite wird eine traditional (kulturell oder religiös) legitimierte Unfreiheit zunehmend problematisiert. Auf der anderen Seite wird durch die Trennung von Religion und Kultur in ethnozentrischer und gender-blinder Weise der moderne und "vernünftige" Charakter von bestimmten kulturellen und religiösen Re-Traditionalisierungsbewegungen im Judentum und Islam übersehen oder ausgeblendet. Eine solche Traditionsbildung kann aber nach der These der Autorin als Antwort auf das strukturelle Anerkennungsproblem in pluralen Gesellschaften verstanden werden. Wenn das liberale Gesellschaftsmodell entsprechend diskursethisch und pragmatistisch erweitert wird, kann deutlich werden, dass eine traditionsgebundene Kultur und Religion nicht notwendig mit Fundamentalismus und Intoleranz identifiziert werden müssen, sondern dass sie in modernen Einwanderungsgesellschaften auch eine Voraussetzung von Toleranz und Integration sein können. (ICI2)
In: Religionskonflikte - zur lokalen Topographie eines Globalisierungsphänomens, S. 177-197
Der Verfasser zeigt, dass es im Kontext von Gewalt und Konflikt in Nigeria eine komplizierte Verbindung zwischen religiösem Verpflichtungsgefühl, Partizipation und Ehrenamt gibt. Diese Ressourcen erzeugen innerhalb religiöser Gruppierungen soziales und religiöses Kapital, das als Reservoire dient, um Mitglieder zu mobilisieren. Sie können entweder Gewalt und Konflikt ermöglichen oder verhindern. Je nachdem, wie diese Ressourcen von den religiösen Anhänger verstanden und interpretiert werden, wenn schwierige Situationen auftauchen, entscheiden sie sich entweder dafür oder dagegen, für Gott oder in Gottes Namen zu kämpfen. Bezogen auf die Situation in Nigeria wird argumentiert, dass religiöse und politische Unternehmer diese Ressourcen oftmals unrechtmäßig genützt und vor allem die Schwachen dazu mobilisiert haben, um ihre eigennützigen Ziele zu erreichen. Der Kampf um Macht, Grenzen und Raum wird weiterhin eine Atmosphäre gegenseitigen Misstrauens und Verdachts erzeugen und so einen sinnvollen interreligiösen Dialog und Koexistenz verhindern. Erst wenn religiöse Politik in eine sinnvolle und stabile Entwicklung anstelle des Verfolgens eigennütziger Ziele führt, kann der Weg in Richtung einer kraftvollen zivilen nigerianischen Gesellschaft geebnet werden. (ICF2)
In: OSZE-Jahrbuch, Band 8, S. 101-112
World Affairs Online
In: Religiöse Erfahrung: ein interdisziplinärer Klärungsversuch, S. 69-80
In: Lernweltforschung v.22
In: Lernweltforschung Ser. v.22
Diese biographieanalytische Studie thematisiert die Auseinandersetzung mit der Bedeutung von Religiosität und religiösen Lern- und Bildungsprozessen von Frauen für Identitätsbildungsprozesse. Mithilfe von autobiographischen Stegreiferzählungen wird die Relevanz individualisierter Religiosität diskutiert und der religiöse Zugang in Kindheit und Jugend als Voraussetzung für eine möglicherweise zu entwickelnde Erwachsenenreligiosität im Leben von Frauen expliziert. Darüber hinaus wird die Verknüpfung von Religiosität mit den Faktoren Geschlecht, Bildung und Narrativität sowie die Relevanz von Religiosität für die gelingende Überwindung und Verarbeitung von krisenhaften Prozessen untersucht. Dr. Anja Lorenz ist Diplom-Sozialpädagogin, Kreative Leib- und Gestalttherapeutin und arbeitet in psychotherapeutischer Praxis mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen sowie als Lehrbeauftragte an der Katholischen Stiftungsfachhochschule München, Abt. Benediktbeuern.
In: Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede: Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, S. 2370-2382
"Der Beitrag stützt sich auf eine empirische Untersuchung, die vom Institut für Politische Wissenschaft und der Arbeitsgruppe Interdisziplinäre Sozialstrukturforschung (agis) der Universität Hannover in Kooperation mit der Evangelischen Akademie Loccum durchgeführt wurde. Thematisch bildete der so genannte Bindungsverlust der Kirche den Ausgangspunkt, das heißt die zurückgehende Beteiligung an kirchlichen Arbeitsformen sowie die offenbar nachlassende Bedeutung kirchlich-religiöser Orientierungen. Erstmalig wurden diese Phänomene nach dem Ansatz der 'sozialen Milieus' (vgl. Vester u.a. 2001) und der Habitus- und Feldtheorie von Pierre Bourdieu (vgl. 1982; 1987) untersucht. Aufgrund dieses Konzeptes gingen die Verfasser davon aus, dass die Beziehung der Milieus zu Kirche und Religion vielschichtig und durch die häufig verwendeten Begriffe wie 'nah' oder 'fern' nicht hinreichend ausgedrückt ist. Eine der Fragen war auch, ob die von Klaus von Bismarck (1957) festgestellte 'Milieuverengung' der Kirche (vgl. auch Ebertz 1997) nach wie vor besteht bzw. welches Gesicht sie heute hat?" (Textauszug)
In: Eine Schweiz - viele Religionen: Risiken und Chancen des Zusammenlebens, S. 21-38
In der Religionswissenschaft gibt es zwar Hunderte von Definitionsversuchen, aber keine allgemein anerkannte Definition von Religion. Auch ist unstrittig, dass viele Kulturen keinen Begriff für "Religion" kennen, selbst wenn man bei ihnen Phänomene findet, die wir als Religion bezeichnen würden. Ziel des Kapitels ist es daher zunächst, den Begriff "Religion" für den Zweck der vorliegenden Gesamtstudie zu definieren und anhand von Beispielen zu veranschaulichen. Um also zu wissen, welche "Gegenstände" im vorliegende Buch über religiöse Vielfalt überhaupt behandelt werden, wird folgende Arbeitsdefinition von Religion vorgeschlagen: Eine Religion ist ein Zeichen- oder Symbolsystem, welches Sinn- und Lebensprobleme durch Verweis auf "andere", "höhere", "jenseitige" oder "erste und letzte Fragen" behandelt. Bei den Zeichen oder Symbolen, aus welchen Religionen bestehen, kann es sich um Mythen (Erzählungen), Riten, Normen/Ethik oder Heilsgüter handeln. Religionen werden (willentlich oder unwillentlich) von Akteuren immer wieder neu konstruiert, sie sind historischem Wandel und Austausch unterworfen und müssen vom religionswissenschaftlichen Beobachter rekonstruiert werden. Die Definition weist darauf hin, dass Religionen auf Sinn- und Lebensfragen bezogen sind, wie z.B. die, warum die Dinge so und nicht anders sind; wie Ordnung sich von Unordnung unterscheidet, wie man richtig zu leben hat, wonach man streben sollte, oder warum Glück bzw. Unglück sich für den einen einstellen, nicht aber für den anderen (Zufall und Kontingenz des Daseins). (ICA2)
In: Femina politica / Femina Politica e. V: Zeitschrift für feministische Politik-Wissenschaft, Band 21, Heft 1, S. 29-40
ISSN: 1433-6359
"Die Machtergreifung der austrofaschistischen Regierung unter Engelbert Dollfuß in Österreich 1933 war von einem Rückschritt hinsichtlich der geschlechterdemokratischen Errungenschaften der Ersten Republik begleitet. Katholische Weiblichkeits- und Männlichkeitskonstruktionen bildeten dabei das tragende Fundament für die angestrebte restaurative Gesellschaftsgestaltung und formierten gleichzeitig eine geistige Brücke zu einer der wichtigsten und größten systemstützenden Institutionen, der katholischen Kirche, die in anderen Punkten durchaus auch als zum Staat konkurrierende Organisation agierte. Der Beitrag bietet eine historische Analyse der religiös fundierten Geschlechterrelationen im Austrofaschismus. Die zu beobachtenden diskursiven Verschränkungen zwischen Kirche und Staat werden aufgezeigt und das Ineinandergreifen der staatlichen und kirchlichen Ebene am Beispiel politischer und katholischer Frauenorganisationen dargestellt. Der Inhalt der religiös überhöhten Geschlechterkonstruktionen wird umrissen und der Faktor Religion auf seine restaurative Wirkung hin befragt. Auf dieser Basis werden die Strukturen und Institutionen des 'Ständestaates' auf den Niederschlag der analysierten Geschlechterdiskurse untersucht. Der Zugang über die strukturelle wie auch die diskursive Ebene versucht dem komplexen Beziehungsgeflecht zwischen Staat und Kirche gerecht zu werden. Institutionalisierte Religion als weiblich markierter Bereich wird unter diesem spezifischen Fokus auf neue Weise in ihrer Funktion als das autoritäre Regime stützende Kraft beleuchtet." (Autorenreferat)
In: Recht und Politik: Jahrestagung der Internationalen Vereinigung für Rechts- und Sozialphilosophie (IVR), Deutsche Sektion, Frankfurt (Oder), 26. bis 29. September 2002, S. 23-35
Der Beitrag untersucht den weltanschaulichen Pluralismus und den Kampf um religiöse Toleranz als Schrittmacher für Multikulturalismus und gleichberechtigte Koexistenz verschiedener kultureller Lebensformen innerhalb eines demokratisch verfassten Gemeinwesens. Dabei wird der Begriff der Toleranz, bzw. der religiösen Toleranz zurück bis ins 16. Jahrhundert verfolgt. Analysiert werden unter anderem die verschiedenen Facetten des Begriffs bei Montesquieu, Spinoza, Locke, Bayle, Kant, Goethe. Die Bedeutungsbreite reicht von Duldung, herablassendem Wohlwollen, bis hin zum Umgang mit zivilem Ungehorsam durch den Verfassungsstaat. Der moderne Begriff der Toleranz wird unter Gesichtspunkten der Ablehnung, der Akzeptanz und der Zurückweisung beleuchtet. Ziel des Autors ist es, den Begriff der Toleranz schärfer zu fassen und zu erklären, worin die Bürde von wechselseitigen Toleranzzumutungen besteht, um gleichzeitig zu verdeutlichen, dass der Reflexionsschub, der dem religiösen Bewusstsein in weltanschaulich pluralistischen Gesellschaften abverlangt wird, Vorbild ist für die mentale Verfassung multikultureller Gesellschaften ist. (ICH)
In: Schriftenreihe Band 10242
In den tagespolitischen Diskussionen kommen Religionen meist als Ursachen oder Rechtfertigungen für gewalttätige Konflikte vor. Der Friedensforscher Weingardt möchte hier dagegenhalten und das "Friedenspotential" von Religionen deutlich machen. Nach einer Einführung, die die Begriffe und Konfliktmodelle der Friedensforschung kurz erklärt, stellt er 10 Methoden der Friedensarbeit vor, bei denen auch Führer und prominente Sprecher der Weltreligionen eine bedeutende Rolle spielten und spielen. Darunter sind geläufige Aktionsformen wie "Gewaltfreie Aktion", Friedensmarsch", "Dialog" und "Vermittlung" und weniger bekannte wie "Training For Peace" und "Mediation". Die allgemeinen Beschreibungen werden durch zahlreiche positive, auch erfolgreiche Beispiele aus aller Welt konkretisiert. Alle grossen Religionen kommen zum Zuge, auch der derzeit hart kritisierte Islam, dessen Friedensinitiativen, wie z.B. 1994 in Ruanda, kaum publiziert werden. Die Beispiele aus unserem Land sollen zum eigenen Engagement, auch an Schulen, ermutigen. Mit Kontaktadressen, und vielen weiterhelfenden Informationen. (2 S)
World Affairs Online
In: Scandinavian journal of development alternatives and area studies, Band 18, Heft 4, S. 95-111
ISSN: 0280-2791
Der Artikel befasst sich mit Kinderarbeit in Entwicklungsländern unter besonderer Berücksichtigung Indiens. Es werden historische, kulturelle, soziale und religiöse Faktoren analysiert, die dort zu einer Fortsetzung der Kinderarbeit führen. Eine ökonomische Untersuchung macht deutlich, welche Bedeutung Kinderarbeit sowohl für die einzelnen Haushalte als auch für die indische Volkswirtschaft hat. (DSE/DÜI)
World Affairs Online
In: Religionen im Dialog 3
Die Frage, inwieweit Religionen eine Ressource für wechselseitige Verständigung bilden können, wo aber auch religiös bedingte Konfliktpotenziale liegen, erlangt seit einiger Zeit eine immer stärkere Bedeutung. Dies hängt auch mit einer Veränderung der Einschätzung der Bedeutung von Religion für Individuen, Gesellschaft und Politik zusammen. Nachdem es in Westeuropa lange Zeit so schien, als ob sich Religionen im Rahmen einer kontinuierlich fortschreitenden Säkularisierung im individuellen wie gesellschaftlichen Bereich verflüchtigen würden, haben wir es in den vergangenen Jahren mit einer gegenteiligen Entwicklung zu tun. Bei aller Dynamik in der Wertschätzung von Religionen sind indes mögliche Probleme nicht zu unterschätzen. Grundlegende Analysen und neue Antworten sind notwendig, damit die religiös-kulturelle Vielfalt eine Ressource für menschliches Zusammenleben und nicht einen Faktor für Missverständnisse, Spaltung und Feindschaft bildet. In diesem Zusammenhang ergeben sich zwei Fragen: Zum einen ist eine Wahl darüber zu treffen, welches Verständnis von Religion und religiös inspirierter Identität leitend ist. Die zweite Frage richtet sich darauf, inwieweit "religiöse Differenz eine Chance" darstellt. Dieser Frage wird in diesem Buch aus ganz unterschiedlichen Perspektiven nachgegangen.
In: Islamismus und terroristische Gewalt, S. 29-54
Ein beträchtlicher Teil der politik- und sozialwissenschaftlichen, aber auch islamkundlichen Literatur interpretieren den Islamismus als Phänomen, das primär auf politische und sozioökonomische Faktoren zurückzuführen ist und weniger auf religiöse Traditionen. Der vorliegende Beitrag listet zunächst das gängige Repertoire an Argumenten auf, die für eine politische und sozioökonomische Interpretation und gegen seine Erklärung aus kulturellen und religiösen Traditionen ins Feld geführt werden. Ihnen allen ist gemein, dass sie auf simplen Reiz-Reaktion-Modellen beruhen. Sobald man diese Erklärungsansätze mit Fakten über den sozialen Hintergrund und die Inhalte des Islamismus konfrontiert, offenbaren sie jedoch eklatante Schwächen. Die vorliegende Analyse zeigt demgegenüber, dass der radikale Islamismus in vielerlei Hinsicht in traditionellen Glaubensvorstellungen verwurzelt ist, zugleich finden sich in ihm neue Elemente, die anderen Ideologien (europäischer Anarchismus) entliehen sind. Doch darf man daraus nicht den Schluss ziehen, diese neuen Elemente stünden im Widerspruch zur Tradition. Sie sind vielmehr Reaktionen darauf, dass in den islamischen Gesellschaften nicht mehr die hergebrachten Vorstellungen von Moral und politischer Ordnung unangefochten herrschen. (ICA2)