Das Selbstverständnis des Intellektuellen und die Krise der Linken
In: Vorgänge: Zeitschrift für Bürgerrechte und Gesellschaftspolitik, Band 31, Heft 5, S. 45-52
ISSN: 0507-4150
Um den Rahmen des links-intellektuellen Selbstverständnisses und somit die Möglichkeiten seines Eingreifens überprüfen zu können, beleuchtet der Autor im vorliegenden Beitrag zunächst das Zusammenwirken der historischen Prozesse und die "Augenblicke des intellektuellen Durchdringens der Realitätswende". Er zeigt auf, wie der westliche Marxismus seit den 50er Jahren Kritik am bürokratischen Sozialismus übte und sich von dessen Realität abgrenzte. Für die Gegenwart konstatiert der Autor für die Links-Intellektuellen einen doppelten Realitätsverlust. Mit der Erosion des realen Sozialismus und des Ost-West-Konflikts war man gezwungen, sich eine andere Realität der Orientierung zu verschaffen. "Und mit ihr eine ganz anders geartete Verantwortungsethik." Als entscheidend für das intellektuelle Selbstverständnis sieht der Autor momentan die Beschäftigung damit, "wie Emanzipation jenseits der hegemonialen kapitalistischen Vergesellschaftung aussehen könnte". Dem Intellektuellen kommt seiner Meinung nach wesentlich die Funktion der Interpretation und des eingreifenden öffentlichen Verhaltens zu. Der Autor kritisiert abschließend, daß den Menschen in Ostdeutschland nicht genug Zeit gelassen wurde, ihre Vergangenheit aufzuarbeiten. Hieraus resultieren weiter Problemstellungen. "Die Westdeutschen arbeiten jetzt die Vergangenheit der DDR-Bevölkerung auf." (psz)