Sozioökonomische Ungleichheit im Weltsystem: Entwicklung, Einflussfaktoren und Folgen
In: Soziale Ungleichheiten, S. 129-150
Der Begriff "Weltsystem" beinhaltet die Annahme, dass ein soziales System existiert, das umfassender ist als irgendeines der staatlich organisierten Gesellschaften, deren Verhalten ebenfalls aus dem Blickwinkel des Globalen analysiert wird. Dabei wird das Weltsystem der Neuzeit als ein dezentrales, aber hierarchisches Ganzes aufgefasst. Die soziale Ungleichheit ist mithin ein konstitutives Merkmal des Weltsystems. Im vorliegenden Beitrag wird eine Kurzgeschichte der sozioökonomischen Ungleichheit im Weltsystem über die letzten 250 Jahre präsentiert. Der Autor geht ferner auf die Wandlungen der Ungleichheitsstrukturen im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts ein und fragt danach, wie die über diesen Zeitraum beobachtbaren Ungleichheiten erklärt werden können und welche Gruppen von Faktoren im multivariaten Test mehr als andere erklären. Seine Analysen dokumentieren zunächst, dass das Entwicklungsgefälle zwischen den Ländern im Zentrum des Weltsystems und den Ländern in der Peripherie und der Semiperipherie zwischen 1750 und 1980 kontinuierlich angewachsen ist. Im Weiteren zeigt er auf, dass die Einkommensungleichheiten zwischen den Ländern größer sind als die Ungleichheiten innerhalb der Länder, dass in den OECD-Ländern die intranationalen Ungleichheiten nach einer langen Phase der Verringerung wieder anzusteigen beginnen und dass die Politik eine zentrale Determinante der Ungleichheiten sowie der sozialen Schichtung ist. (ICI2)