Antonio Gramsci, Gefängnishefte (1948-1951)
In: Geschichte des politischen Denkens: ein Handbuch, S. 554-569
Antonio Gramsci (1891-1937), seit dem Jahr 1924 Generalsekretär der Komunistischen Partei Italiens und Abgeordneter des römischen Parlaments wurde im November 1926 verhaftet und vom faschistischenSondergerichtshof am 4. Juni 1928 zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt. In einem Brief vom März 1927 kündigte Gramsci an, "etwas für ewig zu machen", denn er hatte seit 1914 als Journalist für verschiedene Zeitschriften der sozialistischen und kommunistischen Partei gearbeitet, verschiedene Beiträge zu Konferenzen der KPI verfasst und bereitete sich angesichts der zu erwartenden Haftstrafe auf ein längeres Studium vor. Sein Arbeitsplan umfasste vier Themen: eine Untersuchung über die Geschichte der italienischen Intellektuellen, eine Studie über die vergleichende Sprachwissenschaft, eine Studie über das Theater von Pirandello und einen Aufsatz über den Fortsetzungsroman. Nach seinem Tode im Jahre 1937 wurden insgesamt 29 Hefte gesichert und nach Moskau weitergeleitet, wo sie sein Jugendfreund Palmiro Togliatti, der auch sein Nachfolger als Vorsitzender der KPI wurde, verwahrte und später Teile der Gefängnishefte in sechs Bänden herausgab. Die kritische Gesamtausgabe erschien im Jahre 1975 bei Einaudi in Turin, die auch dem vorliegenden Beitrag zugrundeliegt. Dargestellt werden der Charakter und die Struktur der "Quaderni", die "Philosophie der Praxis", die Rolle der Intellektuellen und die Tragödie der "verspäteten Nation", das Verhältnis von Staat und Zivilgesellschaft sowie die Unterschiede zwischen dem Gramscianismus und dem Neogramscianismus. (ICI2)