Konfiguration des hochschulseitigen Wissens- und Technologietransfers in Deutschland: eine situative Analyse
Forschung gilt als treibende Kraft nachhaltigen Wirtschaftswachstums in heutigen Wissensgesellschaften. Damit nehmen auch die Interaktionen zwischen Hochschulen und Industrie eine wesentliche Rolle zur Gewährleistung der Innovationskraft moderner Volkswirtschaften ein. Ein erfolgreicher Wissen- und Technologietransfer (WTT) erfordert neben geeigneten Forschungsergebnissen eine Reihe administrativer Aufgaben. Debackere/Veugelers (2005) nennen (1) den Aufgabenbereich "Vertragsbasierte Zusammenarbeit", der die Unterstützung der Wissenschaftler in rechtlichen, finanziellen und personalen Fragen der Vertragsgestaltung und -verhandlungen umfasst. (2) Im Bereich "Management geistigen Eigentums" sind Fragen des Patentrechts, der Marktpotenziale und konkreter Verwertungsalternativen zu klären. (3) Die Realisierung von "Hochschul-Spin-offs" beinhaltet sachlich-personelle Aspekte, wie z.B. die Entwicklung von Business Plänen mit potenziellen Gründern. Die Frage der organisatorischen Gestaltung dieser drei Supportprozesse wurde bisher nur in wenigen Einzelfallstudien aufgegriffen. Organisation ist jedoch ein zentraler Erfolgsfaktor der Unternehmensführung bzw. Hochschulleitung zur Realisierung von Effizienz-/Effektivitätsgewinnen. Durch spezialisierte Aufgabenträger im WTT-Support sind so etwa Skaleneffekte möglich, während sich die Wissenschaftler auf Forschung und Netzwerkbildung fokussieren (Bercovitz et al. (2001), Debackere/Veugelers (2005)). In dieser Arbeit werden zunächst analytisch mögliche Formen bzw. Konfigurationsmuster der Arbeitsteilung und Spezialisierung der Supportprozesse des WTT entwickelt. Dem situativen Ansatz der Organisationstheorie folgend wird anschließend das Konfigurationsmodell durch relevante Kontextfaktoren der organisatorischen Gestaltung ergänzt und im Rahmen einer explorativen Fallanalyse an deutschen Hochschulen auf Plausibilität geprüft. Zielsetzung ist eine Analyse der Wirkungszusammenhänge zwischen Kontextfaktoren und alternativen Konfigurationsmustern. Dazu werden aus Sekundärdaten zu deutschen Hochschulen typische Konstellationen von (Hochschul-)Kontext und Konfiguration identifiziert und diskutiert. Im Ergebnis zeigen sich als dominierende Einflussfaktoren bei der Wahl einer Organisationslösung zum einen das zu bewältigende Transfervolumen, zum anderen die räumliche Nähe der die Supportprozesse nutzenden Hochschulen.