Der demografische Wandel beeinflusst in hohem Maße die gesellschaftliche Entwicklung in Deutschland. Aus räumlicher Perspektive stehen die Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse und damit die Sicherung der Daseinsvorsorge im Vordergrund. Ihre Gewährleistung erfordert aufgrund der tief greifenden räumlichen Unterschiede im Hinblick auf die Folgen des demografischen Wandels standortspezifische Handlungsansätze.
"Internationale Migration und die zunehmende Diversität der Bevölkerung sind hochaktuelle gesellschaftspolitische Themen in Deutschland. Die Herausforderungen vor Ort sind in den Kommunen und Wohnquartieren spür- und sichtbar. Insbesondere in den Lebensbereichen Arbeiten, Wohnen und Bildung stellt sich die Frage, wie Integration gelingen kann. Der vorliegende Sammelband setzt sich umfassend mit den Themen Migration und Migrationspolitik, Segregation und Integration, mit Konzepten wie Hybridität, diversity und Transkulturalität im integrationstheoretischen Diskurs auseinander. Er bleibt jedoch nicht auf der theoretisch-konzeptionellen Ebene, sondern zeigt Handlungsmöglichkeiten in der Praxis auf. Empirische Fallstudien wie z.B. zur Segregation von Migrant(inn)en in Großstädten, zu Wohnstandortentscheidungen türkeistämmiger Eigentümer(innen) der zweiten Generation und zu Maßnahmen städtischer Integrationspolitik in Europa zeigen, vor welchen Herausforderungen Politik und Gesellschaft stehen. Die Autor(inn)en setzen sich kritisch mit der gegenwärtigen Forschungspraxis und Integrationspolitik auseinander. Und sie geben Beispiele für eine verbesserte Integration in den Kommunen, im Wohnquartier, im Bildungssystem, in der Wohnungswirtschaft und der Ökonomie. Theoretische Analysen werden mit Handlungsanweisungen für Planung und Politik verbunden." (Autorenreferat)
Seit dem Jahr 2002 nimmt die Bevölkerung in deutschen Großstädten langsam und stetig zu, während die Bevölkerung der Bundesrepublik insgesamt abnimmt. Dieser Trend wird in den vergangenen Jahren von verschiedenen Seiten als Reurbanisierung oder als Stadtwanderung oder unter diversen anderen Überschriften diskutiert und erscheint inzwischen auch empirisch genügend belegt. Im Beitrag werden aggregatstatistische Befunde für diese Entwicklung aus der Laufenden Raum- und Stadtbeobachtung (LRB) und aus der Innerstädtischen Raumbeobachtung (IRB) des BBSR vorgestellt. Dabei werden einerseits die Städte nach ihrer regionalen Einbettung differenziert, denn nicht überall im Land ist dieser Trend gleichermaßen zu beobachten. Und andererseits werden innerhalb der administrativen Stadtgrenzen die Wohngebiete in ihrer Lage zur "City" unterschieden, denn verschiedene großstädtische Bevölkerungsgruppen zeigen recht unterschiedliche Präferenzen bei der Wahl ihres Wohnstandorts.
"Im Mittelpunkt des Artikels stehen die Wohnstandortentscheidungen türkeistämmiger Eigentümer(innen) der zweiten Generation. Die Studie fragt nach den Motiven und Rahmenbedingungen, die entweder zu einem Verbleib der Eigentümer(innen) in Migrantenvierteln oder aber zu ihrem Fortzug führen. Die Grundlage der Analyse bilden quantitative Datengrundlagen und qualitative Interviews mit Eigentümerhaushalten in Stadtteilen Duisburgs mit hohem sowie niedrigem Migrantenanteil. Ergebnis der Studie ist, dass die Standortentscheidungen der eigentumsbildenden Haushalte maßgeblich durch drei verschiedene Entscheidungsdimensionen geprägt werden: die Investitionsstrategie der Eigentümer(innen), die Form ihrer Familienorientierung sowie ihre soziale Positionierung." (Autorenreferat)
"Politische Demonstrationen sind ein Ausdruck der translokalen Lebensweise internationaler Migrant(inn)en. Beobachtungen aus Frankfurt am Main zeigen, dass die internationale Migration und die damit zunehmende Internationalisierung der städtischen Bevölkerung die Nutzung der öffentlichen Plätze als Orte der politischen Demonstration verändert. Das Internet - und dort der Bereich der Social Media - ist eine wichtige Erweiterung der politischen Demonstration auf öffentlichen Plätzen in die virtuelle Welt." (Autorenreferat)
"Nachbarschaften mit einem hohen Migrantenanteil gelten aus Sicht der wohnungspolitischen Praxis in vielen europäischen Wohlfahrtsstaaten als Problem, obgleich es aus wissenschaftlicher Sicht umstritten bleibt, ob vom Leben in ethnisch geprägten Stadtteilen negative Effekte für die Integration der Bewohner bzw. sogar den Zusammenhalt der städtischen Gesellschaft insgesamt ausgehen. Der vorliegende Beitrag setzt sich kritisch mit denjenigen deutschen und niederländischen Interventionen gegenüber ethnischer Segregation auseinander, die die Wahlfreiheiten am Wohnungsmarkt einschränken, und fragt nach den unterschiedlichen historischen Interventionen und ihrer Wissensgrundlage." (Autorenreferat)
"Deutschland ist schon lange ein Einwanderungsland. Das Thema Integration ist nicht zeitgleich ein politisches Handlungsfeld geworden. Es ist vergleichsweise neu. Die Politik hat Versäumnisse erkannt: Zuwanderinnen und Zuwanderer sind nicht in gleichem Maße an Bildung, Arbeitsmarkt und gesellschaftlicher Teilhabe beteiligt wie Einheimische, sie werden zum Teil auch noch diskriminiert. Insgesamt sind Strategien für eine vielfältige, internationale Gesellschaft erforderlich. Für einen großen Teil der Zuwanderinnen und Zuwanderer ist die Integration über den Arbeitsmarkt gelungen. Es gibt aber in fast allen Städten und Gemeinden sozial segregierte Quartiere, in denen viele von Armut und Arbeitslosigkeit betroffene Menschen leben, darunter überproportional viele mit Migrationshintergrund. In diesem Lebensumfeld müssen Unterstützungsleistungen ansetzen. Städte und Gemeinden entwickeln integrierte Konzepte für die umfassende Verbesserung der Lebensbedingungen und -chancen. Das Städtebauförderungsprogramm 'Soziale Stadt' gibt wichtige Impulse für abgestimmtes Handeln, um dieses komplexe Ziel zu erreichen." (Autorenreferat)