Der UN-Einsatz in Mali und die deutsche Beteiligung daran wurden bis 2023 immer wieder verlängert, obwohl die Erfolgsaussichten sanken. Dieser PRIF Report untersucht die Argumente, mit denen im Bundestag der deutsche Beitrag zum Einsatz gerechtfertigt wurde. Die Analyse offenbart Dynamiken, die unabhängig vom Verlauf der Mission eine Weiterführung begünstigen. Auch Exit-Strategien können gegen diese Dynamiken nur schwer ankommen, und es zeigt sich, dass es weitaus schwieriger ist, einen Einsatz zu beenden als ihn zu beginnen.
Ein Untersuchungsausschuss des Bundestages befasst sich mit den letzten anderthalb Jahren des Einsatzes in Afghanistan und vor allem mit dem desaströs verlaufenen Abzug. Zudem beleuchtet eine Enquete-Kommission des deutschen Parlaments das gesamte internationale Engagement von 2001 bis 2021 und formuliert Lehren für die Zukunft. Während die Befunde dieser beiden Gremien abzuwarten bleiben, gibt es bereits zahlreiche Publikationen zum Scheitern des internationalen Einsatzes in Afghanistan. Ein Teil dieser Ursachenforschung legt Folgerungen nahe, die ein kritisches Abwägen des Ob und Wie künftiger Einsätze erschweren.
The article offers a much-needed impulse to the debate on humanitarian military interventions, which is characterized by conceptual confusion and a lack of comparative research. Based on a comprehensive review of the literature, we identify the most important definitional controversies and discuss the conceptual pros and cons of the respective positions. We illustrate how definitional choices affect comparative research using a new dataset covering all humanitarian military interventions since the Second World War. Classic definitions based on ideal types might have normative merits, but they cannot ground an empirical research programme because they vacate the universe of cases. However, military interventions for declared humanitarian purposes are here to stay, and they should be analysed instead of defined into oblivion. Thus, the definition should reflect the practice of humanitarian military interventions, not subordinate the humanitarian purpose to violations of sovereignty and international law. The definition must not be restricted to interventions reacting to death tolls that 'shock the conscience of mankind'; it must also consider interventions in the early stages of conflict. Moreover, military interventions should not be disregarded when the humanitarian motive is not exclusive or predominant.
In den Nachtstunden des 8. Juli beschloss der Bundestag einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss zu den letzten anderthalb Jahren des Afghanistan-Einsatzes. Noch am gleichen Tag setzte er darüber hinaus eine Enquete-Kommission ein, die Lehren aus dem gesamten militärischen und zivilen Einsatz formulieren soll. Was können die beiden unterschiedlich ausgerichteten Gremien zur Aufarbeitung des internationalen Scheiterns in Afghanistan beitragen?
Dieser Report kartiert den Verlauf von 125 innerstaatlichen Konflikten, die nach 1989 begannen und bis spätestens Dezember 2020 beendet wurden. Der jeweilige Verlauf ergibt sich aus dem Auf und Ab der tödlichen Gewalt über die Gesamtdauer des Konflikts. Gut jeder zweite Konflikt weist eine einmalige Gewaltspitze auf, die die durchschnittliche Todesrate um ein Mehrfaches übertrifft. Fast jeden dritten Konflikt kennzeichnet ein wellenförmiger Verlauf. Die gewonnenen Einblicke in Konfliktverläufe lassen sich für Anstrengungen nutzen, die Konflikte beenden oder eindämmen sollen.
"Es gibt keine militärische Lösung des Konflikts", heißt es gerne in der internationalen Diplomatie. Anders sehen das nicht nur die Taliban in Afghanistan oder die Regierung Aserbaidschans, die im Herbst 2020 im Konflikt um Berg-Karabach triumphierte. In Studien zum Wiederausbruch von Bürgerkriegen dominiert der Befund, dass militärische Siege besser als Friedensabkommen für dauerhaften Frieden sorgen. Sind Friedensverträge nur die zweitbeste Weise, einen Bürgerkrieg zu beenden?
In vielen Bürgerkriegen gibt es Bemühungen, die Beteiligten zu einem einvernehmlichen Ende der Gewalt zu bewegen. Oft ziehen sich Friedensverhandlungen über zahlreiche Runden, bis ein Kriegsende ausgehandelt ist, und in einem Großteil der Fälle scheitern sie ganz. Thorsten Gromes gibt im einen Überblick über unterschiedliche Hürden auf dem Weg zu Friedensschlüssen. Diese veranschaulicht er am Beispiel der Kriege bei und nach dem Zerfall Jugoslawiens. Die beschriebenen Hindernisse erschweren auch in aktuellen Kriegen einen Friedensschluss.
NATO's 1999 intervention in Kosovo was highly contested and seen as a turning point in international responses to mass violence. Making use of a new dataset on so-called "humanitarian military interventions" since the Second World War, the author examines the extent to which the Kosovo intervention has indeed initiated new trends. A comparison with other cases shows that NATO's Operation Allied Force differed from other military interventions with a declared humanitarian purpose. Moreover, the author introduces a typology of humanitarian military interventions and proposes a new measurement of their outcome that can facilitate comparative research.
Dieser Report kartiert den Verlauf von 125 innerstaatlichen Konflikten, die nach 1989 begannen und bis spätestens Dezember 2020 beendet wurden. Der jeweilige Verlauf ergibt sich aus dem Auf und Ab der tödlichen Gewalt über die Gesamtdauer des Konflikts. Gut jeder zweite Konflikt weist eine einmalige Gewaltspitze auf, die die durchschnittliche Todesrate um ein Mehrfaches übertrifft. Fast jeden dritten Konflikt kennzeichnet ein wellenförmiger Verlauf. Die gewonnenen Einblicke in Konfliktverläufe lassen sich für Anstrengungen nutzen, die Konflikte beenden oder eindämmen sollen.
In vielen Bürgerkriegen gibt es Bemühungen, die Beteiligten zu einem einvernehmlichen Ende der Gewalt zu bewegen. Oft ziehen sich Friedensverhandlungen über zahlreiche Runden, bis ein Kriegsende ausgehandelt ist, und in einem Großteil der Fälle scheitern sie ganz. Thorsten Gromes gibt im einen Überblick über unterschiedliche Hürden auf dem Weg zu Friedensschlüssen. Diese veranschaulicht er am Beispiel der Kriege bei und nach dem Zerfall Jugoslawiens. Die beschriebenen Hindernisse erschweren auch in aktuellen Kriegen einen Friedensschluss.
NATO's 1999 intervention in Kosovo was highly contested and seen as a turning point in international responses to mass violence. Making use of a new dataset on so-called "humanitarian military interventions" since the Second World War, the author examines the extent to which the Kosovo intervention has indeed initiated new trends. A comparison with other cases shows that NATO's Operation Allied Force differed from other military interventions with a declared humanitarian purpose. Moreover, the author introduces a typology of humanitarian military interventions and proposes a new measurement of their outcome that can facilitate comparative research.
Rationalistische Theorien liefern wichtige Erkenntnisse darüber, wieso Kriege ausbrechen, fortdauern und enden. Doch erklären sie nicht jegliches Kriegsgeschehen. Dies zeigt der Report am Beispiel des Friedensprozesses in Kroatien, der im Jahr 1995 zusammenbrach. Lange weigerte sich die serbische Seite, nach einem Waffenstillstand über einen Friedensplan zu verhandeln. Thorsten Gromes analysiert Dokumente der proklamierten, international nie anerkannten Republika Srpska Krajina sowie Aussagen vor dem Internationalen Kriegsverbrechertribunal für das ehemalige Jugoslawien. Wie er zeigt, widersprach die serbische Politik in großen Teilen rationalistischen Grundannahmen. Damit stehen auch die Erfolgsaussichten von Strategien der Konfliktregelung infrage, die solche Annahmen voraussetzen.