Die Weltkonjunktur hat sich seit Mitte des Jahres 2011 zunehmend abgekühlt, was zum einen auf die erneute Zuspitzung der europäischen Schuldenkrise und zum anderen auf die restriktive Geldpolitik der Schwellenländer zurückzuführen ist. Diese Entwicklung führte letztendlich dazu, dass sich auch die konjunkturelle Situation im ostdeutschen und sächsischen Verarbeitenden Gewerbe deutlich verschlechtert hat. In der Folge hat die gesamtwirtschaftliche Dynamik stark nachgelassen. Mit dem Abgleiten in eine Rezession der Wirtschaft in Ostdeutschland (mit Berlin) und Sachsen muss aber nicht gerechnet werden. Nach der aktuellen Prognose des IFO INSTITUTS (Niederlassung Dresden) dürfte das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt in den ostdeutschen Bundesländern in den Jahren 2012 und 2013 um 0,2 % bzw. 0,5 % zunehmen, allerdings mit einer spürbaren Belebung im Verlauf des kommenden Jahres. In Sachsen, das infolge der spezifischen Wirtschaftsstruktur stärker von den außenwirtschaftlichen Einflüssen abhängig ist, dürfte die konjunkturelle Entwicklung in diesem Jahr etwas schwächer und im kommenden Jahr geringfügig besser sein als in Ostdeutschland insgesamt.
Auf europäischer Ebene steht aktuell die Neuabgrenzung der Fördergebiete für die EU-Strukturfonds der Förderperiode 2014 bis 2020 zur Debatte. Ob eine Region förderfähig ist, hängt von der regionalen Wirtschaftskraft im Vergleich zum EU-Durchschnitt ab. Bei Bemessung anhand aktuell vorliegender Zahlen dürfte dieser Indikator die Leistungsfähigkeit in Ostdeutschland überzeichnen, da die ostdeutschen Bundesländer in hohem Maße von Transferzahlungen abhängig sind, die bis 2020 abgeschmolzen werden. Die Studie quantifiziert den Einfluss der Transferleistungen auf zentrale volkswirtschaftliche Aggregate. Die Rückführung der Transferleistungen führt dazu, dass das Bruttoinlandsprodukt in Ostdeutschland (mit Berlin) temporär um bis zu 2 % niedriger ausfallen dürfte als im Status quo. Dabei sind die einzelnen Sektoren in unterschiedlichem Maße von der Anpassung der Zahlungen betroffen. Aufgrund rückläufiger investiv sowie konsumtiv verwendeter Mittel kommt es gegenüber dem Verarbeitenden Gewerbe zu stärkeren Rückgängen im Baugewerbe sowie im Dienstleistungssektor. Darüber hinaus führen die verminderten Transferleistungen zu einem niedrigeren Niveau der gesamtwirtschaftlichen Erwerbstätigkeit um bis zu 3 %. Trotz des Rückgangs der gesamtwirtschaftlichen Leistung werden die ostdeutschen Bundesländer (einschließlich Berlin) weiterhin einen Angleichungsstand, gemessen am BIP pro Kopf in Kaufkraftstandards, von etwa 80 % des EU-27-Durchschnitts aufweisen. Bei den aktuellen Schwellenwerten fallen die ostdeutschen Länder damit auch weiterhin aus der Höchstförderung (Schwellenwert: 75 % des europäischen Durchschnitts) heraus. Wenn bei Förderabgrenzung der Rückgang der Transferleistungen nicht adäquat berücksichtigt wird, könnten einige ostdeutsche Regionen den oberen Schwellenwert von 90 % überschreiten und aus der Übergangsförderung herausfallen. ; The European Union currently discusses the new classification of regions for the EU Structural Funds period after 2013. The flow of structural funds into a region depends on the region's economic performance in comparison to the EU-27 average. Classifying Eastern German regions by means of actual figures, however, would overestimate Eastern Germany's economic strength as it is still highly reliant on transfer payments. These transfer payments will decrease significantly up to 2020. This study quantifies the impacts of declining transfer payments on key national accounts. The decline of transfers will reduce the Eastern German gross domestic product by 2 %, ceteris paribus. As the better part of transfers is used for consumption of non-tradable goods, the impact on the service sector and on construction will be stronger than the effect for the manufacturing industry. Furthermore, declining transfers will cause employment to be 3 % lower. Despite these macroeconomic effects, Eastern Germany will reach a convergence level of 80 % in comparison to the EU-27 average. Hence, the states of Eastern Germany will not qualify for the maximum of structural funds, if the thresholds for EU-transfers remain the same.
Die regionale Wirtschaftskraft, gemessen als Bruttoinlandsprodukt je Einwohner in Kaufkraftstandards, dürfte aller Voraussicht nach auch in der kommenden EU-Strukturfondsperiode 2014–2020 als Kriterium für die Vergabe des Förderstatus dienen. tatsächlich dürfte dieser Indikator aber die Wirtschaftskraft in den ostdeutschen Regionen überzeichnen, da diese in hohem Maße von Transferzahlungen abhängig sind. Die Frage, inwieweit eine Kürzung der Ausgleichszahlungen zu einem Rückgang der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der ostdeutschen Bundesländer führt, kann mit Hilfe eines makroökonomischen Simulationsmodells beantwortet werden. Rechnungen mit Hilfe des HERMIN-Modells zeigen, dass das Bruttoinlandsprodukt gegenüber einem Szenario ohne Rückführungen der Transferleistungen um bis zu 2 % niedriger liegen dürfte. Der Grenzwert für die Abgrenzung der Strukturfonds-Förderregionen wird damit jedoch aller Wahrscheinlichkeit nach nicht unterschritten werden.
ZusammenfassungWissenschaftlich fundierte Einschätzungen zur Rückfälligkeit von Straftätern können grundsätzlich mit zwei methodischen Ansätzen vorgenommen werden. Der nomothetische Ansatz liefert eine auf gruppenstatistischen Erkenntnissen basierende Einschätzung und erfolgt zumeist mit standardisierten Instrumenten. Der klinisch-idiographische Ansatz orientiert sich hingegen am Einzelfall, und die Einschätzung folgt einem regelgeleiteten klinisch-diagnostischen Urteilsbildungsprozess, der insoweit von einem klinisch-intuitiven Vorgehen abzugrenzen ist. Die deutsche Gesetzgebung fordert eine streng auf den Einzelfall bezogene prognostische Einschätzung, die nur die idiographische Methodik zu leisten vermag. Um die Vorzüge des nomothetischen Ansatzes zu berücksichtigen, wurde die Integration beider Ansätze vorgeschlagen. Die integrative Vorgehensweise hat sich in Untersuchungen mit erwachsenen Straftätern als vielversprechend erwiesen. Ziel der vorliegenden Studie war die Untersuchung der prognostischen Validität der nomothetischen und idiographischen Methodik sowie der Integration beider Ansätze bei jugendlichen und heranwachsenden Gewalt- und Sexualstraftätern. Die Stichprobe setzt sich zusammen aus 152 ehemaligen männlichen Inhaftierten der Jugendstrafanstalt Berlin, die zwischen 1998 und 2002 im Alter von 16 bis 29 Jahren entlassen wurden. Die Prognoseinstrumente leisteten eine signifikante Vorhersage allgemeiner (Area under Curve [AUC] = 0,70–0,71) und gewalttätiger Rückfälle (AUC = 0,65–0,74) innerhalb von 3 Jahren nach der Entlassung. Die prognostische Validität der standardisierten Instrumente, die speziell für Jugendliche entwickelt wurden, war vergleichbar mit den entsprechenden Varianten für Erwachsene. Die klinisch-idiographischen Prognosen sagten ebenfalls allgemeine (AUC = 0,71–0,74) und gewalttätige Rückfälle (AUC = 0,71–0,74) signifikant voraus. Insbesondere die klinisch-idiographische Gewaltprognose war den meisten Instrumenten statistisch überlegen. Regressionsanalysen zeigten darüber hinaus, dass die klinisch-idiographische Prognose im Rahmen eines integrierten Ansatzes einen inkrementellen Beitrag zur Vorhersage des allgemeinen und des gewalttätigen Rückfallrisikos leistete. Die Ergebnisse der Studie zeigen somit, dass der klinisch-idiographische Ansatz nicht nur die gesetzlichen Anforderungen an einen einzelfallbezogenen Ansatz erfüllt, sondern auch die Prognosezuverlässigkeit bei jugendlichen Straftätern signifikant verbessern kann.
ZusammenfassungDer Konsum von Missbrauchsabbildungen hat sich im Hellfeld in den letzten Jahren immer wieder verdoppelt. Dieses erhöhte Fallaufkommen stellt Polizei, Bewährungshilfe und forensische Therapeuten vor eine Vielzahl neuer Herausforderungen. In diesem Beitrag sollen daher aktuelle theoretische Modelle und empirische Erkenntnisse dargestellt werden, um Praktiker in ihrer täglichen Arbeit zu unterstützen. Im Einzelnen sollen das Ausmaß der Problematik und ätiologische Erklärungsmodelle dargestellt werden. Darauffolgend werden empirische Erkenntnisse zu Konsumenten von Missbrauchsabbildungen aufgeführt und diese mit Tätern, die zusätzlich auch Hands-On-Delikte begehen, verglichen. Ferner wird die Problematik von "Crossover"-Tätern diskutiert. Abschließend werden Ansätze vorgestellt, um Fälle in der polizeilichen Ermittlungsarbeit zu priorisieren sowie um das Rückfallrisiko von Konsumenten von Missbrauchsabbildungen vorherzusagen.
Gutachten im Auftrag der Wirtschaftsinitiative Lausitz e. V. Die Lausitz als länderübergreifende Region in Südbrandenburg und Ostsachsen mit mehr als einer Million Einwohnern steht wie alle Regionen Ostdeutschlands vor großen Herausforderungen. Insbesondere der dramatische Bevölkerungsschwund und seine ökonomischen Auswirkungen werden in den kommenden Jahren deutlich spürbar; bis zum Jahr 2030 ist in der Lausitz mit einem Rückgang der Erwerbspersonen um 36 % im Vergleich zu 2010 zu rechnen. Im Gutachten "Industrie- und Wirtschaftsregion Lausitz" werden sowohl eine umfassende Bestandsaufnahme ökonomischer und demographischer Kerndaten der Lausitz gegeben als auch Zukunftsperspektiven in Anbetracht der einschneidenden Veränderungen aufgezeigt. Herausgestellt werden kann hierbei die regional bedeutsame Rolle der Industrie, insbesondere der Sektoren Bergbau und Energiewirtschaft. Darüber hinaus wurden auf Kreis- und Regionalebene anhand von Beschäftigtenzahlen heute bestehende industrielle Schwerpunktbranchen und industrielle Kerne wie bspw. der Sektor Chemie und Kunststoffe identifiziert. Auf Basis von Zulieferbeziehungen wurde zudem die über Vorleistungen indirekt mit diesen Branchen und Kernen verbundene Beschäftigtenzahl bestimmt. Die bei der Bestandsaufnahme gewonnenen Erkenntnisse konnten anschließend in einem zweiten Schritt durch eine Projektion der künftigen regionalen Fachkräfte- und Wachstumsentwicklung bis zum Jahr 2030 ergänzt werden. Dabei stellt sich heraus, dass die gesamtwirtschaftliche Entwicklung der Lausitz bei konstanter Produktivitätsentwicklung in den kommenden Jahren rückläufig sein dürfte.
Dieses Gutachten beinhaltet eine umfassende Bestandsaufnahme der Chemischen und Pharmazeutischen Industrie in Ostdeutschland und vergleicht diese Industriezweige mit denen der westdeutschen Bundesländer. Die Chemische und Pharmazeutische Industrie stellen für die deutsche Volkswirtschaft einen wichtigen Wachstumstreiber dar. Die erwirtschafteten Umsätze im In- und Ausland machen diese Branchen zu einer der größten in Deutschland. Außerdem ist insbesondere die Chemische Industrie aufgrund ihrer vorgelagerten Position in der Wertschöpfungskette für den Erhalt zahlreicher Arbeitsplätze in anderen Wirtschaftszweigen von großer Bedeutung.
Auf europäischer Ebene steht aktuell die Neuabgrenzung der Fördergebiete für die EU-Strukturfonds der Förderperiode 2014 bis 2020 zur Debatte. Ob eine Region förderfähig ist, hängt von der regionalen Wirtschaftskraft im Vergleich zum EU-Durchschnitt ab. Bei Bemessung anhand aktuell vorliegender Zahlen dürfte dieser Indikator die Leistungsfähigkeit in Ostdeutschland überzeichnen, da die ostdeutschen Bundesländer in hohem Maße von Transferzahlungen abhängig sind, die bis 2020 abgeschmolzen werden. Die Studie quantifiziert den Einfluss der Transferleistungen auf zentrale volkswirtschaftliche Aggregate. - Die Rückführung der Transferleistungen führt dazu, dass das Bruttoinlandsprodukt in Ostdeutschland (mit Berlin) temporär um bis zu 2 % niedriger ausfallen dürfte als im Status quo. Dabei sind die einzelnen Sektoren in unterschiedlichem Maße von der Anpassung der Zahlungen betroffen. Aufgrund rückläufiger investiv sowie konsumtiv verwendeter Mittel kommt es gegenüber dem Verarbeitenden Gewerbe zu stärkeren Rückgängen im Baugewerbe sowie im Dienstleistungssektor. Darüber hinaus führen die verminderten Transferleistungen zu einem niedrigeren Niveau der gesamtwirtschaftlichen Erwerbstätigkeit um bis zu 3 %. - Trotz des Rückgangs der gesamtwirtschaftlichen Leistung werden die ostdeutschen Bundesländer (einschließlich Berlin) weiterhin einen Angleichungsstand, gemessen am BIP pro Kopf in Kaufkraftstandards, von etwa 80 % des EU-27-Durchschnitts aufweisen. Bei den aktuellen Schwellenwerten fallen die ostdeutschen Länder damit auch weiterhin aus der Höchstförderung (Schwellenwert: 75 % des europäischen Durchschnitts) heraus. Wenn bei Förderabgrenzung der Rückgang der Transferleistungen nicht adäquat berücksichtigt wird, könnten einige ostdeutsche Regionen den oberen Schwellenwert von 90 % überschreiten und aus der Übergangsförderung herausfallen.
Die Corona-Pandemie hat die Hochschulen in eine Krisensituation versetzt. Die damalige Entscheidung, das Sommersemester 2020 trotz Kontaktverboten durchzuführen, hat alle Hochschulen mobilisiert eine nahezu vollständige Online-Lösung aufzubauen. Diese ‹Zwangsdigitalisierung› hat Lehrende und Studierende in den folgenden Monaten in einen Experimentiermodus versetzt. Dass sich Lehrende und Lernende in dieser Breite mit digitalen Technologien auseinandersetzen und Erfahrungen machen, konnten bisherige Forderungen und Förderungen nicht erreichen. Es ist jedoch ungewiss, wie diese Dynamik in den Lehralltag einer Post-Pandemie-Zeit übertragen werden kann. Hier sind Hochschulen auf strategischer Ebene gefragt, den Krisenmodus für den Change-Prozess zu nutzen. Anhand einer Gruppendiskussion mit 14 Vizepräsidentinnen und Vizepräsidenten haben wir untersucht, welche langfristigen Veränderungspotenziale der Pandemie wahrgenommen werden. Durch eine strukturierte Inhaltsanalyse der Diskussion erweitern wir in diesem Beitrag die bisherigen zusammenfassenden Ergebnisse. Die Analyse zeigt, dass als entscheidende Variable für den Erfolg beim Krisenmanagement multiple agile Kooperationsformate zwischen den unterschiedlichen Ebenen und Akteuren wahrgenommen werden. Die Aufrechterhaltung und der Ausbau dieser Kooperationen kann die Grundlage für einen langfristigen Change-Prozess darstellen, der unabhängig von der CoViD-19-Pandemie notwendig ist. ; The Corona pandemic has put the universities in a crisis situation. The resulting decision to start and stage the 2020 summer semester mobilised all universities. They managed to provide the range of courses almost completely online to enable students to continue their studies despite the extensive contact limitations. This 'forced digitisation' initiated teachers and students to experiment with both restrained and extended possibilities in the following months. Previous demands and subsidies could not achieve such a broad acquisition of experiences with digital technologies. However, it is uncertain how universities can transfer this dynamic development into the regular teaching commitments of a post-pandemic period. Here, universities are challenged to expand the crisis mode to a reliable change process. Based on an expert discussion with 14 vice-presidents, we examined which potentials they perceived to change higher education in the long term. The analysis shows that they perceived the multiple agile cooperations between the different levels and actors of universities as a decisive variable for a successful crisis management. Maintaining and expanding these collaborations can be the basis for a long-term change process, which is necessary regardless of the CoViD-19 pandemic.
Abstract. Over the last decades several attempts in developing incrementally valid risk indicators above and beyond standard actuarial and dynamic risk assessment instruments have been undertaken without much success. The current review will summarize current developments regarding the validity of detailed crime scene analysis for forensic assessments of sexual offenders. To this end, this overview will focus on two issues: First, we will discuss the issue of sexual offender risk assessment based on crime scene information. Second, we will outline how crime scene behavior contributes to the assessment of sexual interest in children. In each section we will introduce the reader to new approaches and instruments for risk assessment and diagnosing pedophilic sexual interest based on crime scene information, respectively, and discuss their validity. Finally, we will discuss the implications of these recent developments for risk assessment, risk management, offender treatment, and future research.