The relation between science and the media has recently been termed a medialization of science. The respective literature argues that interaction of scientists with the media and journalists as well as scientists' adaptation to media criteria has increased. This article analyzes whether German climate scientists are indeed "medialized." The results of a survey among 1,130 scientists suggest that medialization phenomena exist in climate science but that they differ significantly among different subgroups. While media interactions are more common for high-ranking scientists, an adaptation to media criteria is more typical for scientists with less experience.
Analysen sozialer Ungleichheit bleiben meist auf einzelne Nationalstaaten beschränkt und beziehen nur objektive Ungleichheitsindikatoren ein. Selten wird dagegen gefragt, ob das Aufweichen nationalstaatlicher Grenzen zu einer Transnationalisierung wahrgenommener Ungleichheit führt. Mittels einer Analyse der Medienberichterstattung in deutschen Grenzregionen versuchen wir Antworten auf diese Frage zu finden. Sie zeigt, dass grenzüberschreitende Wahrnehmungen sozialer Ungleichheit existieren und für die Einschätzung der Lebenslage der Bürger relevant scheinen - allerdings in regional unterschiedlicher Weise. An den deutschen Grenzen zu Tschechien und Polen wird die schlechte Einkommenslage im Nachbarland als Gefahr für den eigenen Lebensstandard interpretiert. An der deutschen Westgrenze wird die Besserstellung der Nachbarländer hingegen eher als Maßstab präsentiert, auf dessen Basis die Gleichstellung mit den Bürgern der Nachbarländer gefordert wird.
Die Entdeckung des 47 Millionen Jahre alten Affenfossil "Ida" (WPK Quarterly 2009) sorgte jüngst für weltweiten Medienrummel. Ausgelöst wurde dieser durch eine großangelegte PR-Kampagne der beteiligten Wissenschaftler - noch vor der eigentlichen Beforschung des Fossils und vor der Publikation wissenschaftlicher Erkenntnisse. Die Folge: Der später erschienene Forschungsartikel wurde mehr als 100.000 Mal heruntergeladen und avancierte damit zum wohl meist nachgefragten paläontologischen Aufsatz aller Zeiten. Derartige Fälle werden in den Sozialwissenschaften unter dem Schlagwort "Mediatisierung der Wissenschaft" diskutiert. Wissenschaft sei, so die Diagnose, einerseits zu einem "Gegenstand medialer Dauerbeobachtung" geworden (Weingart 2005, 28). Andererseits dringe die Logik der Medien zunehmend in die wissenschaftliche Arbeit ein. Eine solche Mediatisierung ist auch für die Klimaforschung vorstellbar, die spätestens nach Skandalen wie ClimateGate unter medialer Beobachtung steht und deren Protagonisten sich teils mit politischen Forderungen wie dem Zwei-Grad-Ziel öffentlich positionieren. Empirische Befunde liegen dazu jedoch kaum vor. Hier setzt ein Projekt des Hamburger Exzellenzclusters für Klimaforschung "CliSAP" an: Mittels einer Online-Befragung haben wir die Mediatisierung deutscher Klimaforscher untersucht.
Social media expose users to an abundance of information about various issues. But they also make it difficult for users to assess the quality of this information. If users do not recognize this, they may overestimate their knowledge about those issues. Knowledge overestimation may lead to increased social media engagement and can be linked to attitudes deeming expert knowledge inferior to common sense, such as science-related populist attitudes. We investigate this during the COVID-19 pandemic in two preregistered, cross-sectional survey experiments in Germany and Taiwan, two countries with different cultures, media environments, and responses to the pandemic. Our study offers two contributions: First, we develop a novel measure of COVID-19-related knowledge. Second, we provide comparative evidence on how social media affordances shape the interplay between knowledge overestimation, social media exposure and engagement, and populist attitudes. We do not find that frequent exposure to COVID-19 information is associated with a higher likelihood of knowledge overestimation. However, we show that overestimation is linked to more user engagement with social media content about COVID-19. Experimental data indicate that engagement depends on whether users are in a private or public communication environment. We find minor differences between Germany and Taiwan.
Dass die Kommunikationswissenschaft einem kontinuierlichen Wandel unterworfen ist, unterscheidet sie nicht von anderen sozialwissen-schaftlichen Disziplinen. Das liegt nicht zuletzt daran, dass die großen Triebfedern hinter den Wandlungsprozessen überall die gleichen sind. Gesellschaftliche Megatrends wie Globalisierung, Individualisierung und Digitalisierung beeinflussen Politikwissenschaft oder Soziologie genauso wie die Kommunikationswissenschaft. Allerdings – und hier besteht nun doch ein Unterschied – hat insbesondere die Digitalisie-rung für die Kommunikationswissenschaft deutlich unmittelbarere Veränderungen mit sich gebracht als dies in den Nachbardisziplinen der Fall ist. Der Grund dafür ist, dass sie den Gegenstand des Fachs selbst betrifft: Die Digitalisierung der Kommunikation und der Medien führt zu einem Wandel der Art und Weise, wie Informationen in der Gesellschaft hergestellt, vermittelt und genutzt werden. Die daraus resultierenden Entwicklungen, wie z. B. die Möglichkeit der globalen Vernetzung in Sozialen Onlinenetzwerken, über Instant Messenger oder die enorme Ausweitung und Fragmentierung des Medienangebots und seiner Nutzung sind wiederum Phänomene, die aus dem Zusam-menspiel der erwähnten Megatrends resultieren. Kommunikativer Wandel findet allerdings nicht nur langfristig statt, sondern kann sich ebenso kurzfristig, mitunter gar disruptiv vollziehen, wie gerade die Corona-Krise eindrücklich gezeigt hat.
ZusammenfassungIn jüngster Zeit wird verstärkt über die gesellschaftliche Wahrnehmung und Relevanz der Medien- und Kommunikationswissenschaft (MuK) diskutiert. Viele ForscherInnen kritisieren, dass das Fach sich zu wenig in öffentliche Debatten einmische und in den Nachrichtenmedien kaum sichtbar sei. Den zahlreichen Diagnosen stehen allerdings kaum Studien gegenüber, die die externe Wahrnehmung des Faches empirisch erfassen. Insbesondere mangelt es an Trendanalysen. Daher stellt die vorliegende Studie Resultate einer automatisierten Inhaltsanalyse zur Mediensichtbarkeit und thematischen Einordnung des Faches in Schweizer Printmedien vor. Mit einer Vollerhebung der Berichterstattung sieben überregionaler Zeitungen wird die Visibilität der Medien- und Kommunikationswissenschaft zwischen 1999 und 2018 analysiert und mit derjenigen der Nachbardisziplinen Politikwissenschaft und Soziologie verglichen. Zudem wird die Berichterstattung über das Fach mittels Topic Modeling mit Latent Dirichlet Allocation vertiefend untersucht. Unsere Studie zeigt, dass die öffentliche Sichtbarkeit der Kommunikations- und Medienwissenschaft deutlich hinter jener der Politikwissenschaft und Soziologie zurücksteht. Beide Vergleichsfächer konnten ihre Visibilität kontinuierlich steigern, während jene der MuK auf einem tieferen Niveau weitgehend stagniert. Thematisch wird über die Kommunikations- und Medienwissenschaft insbesondere im Kontext der Entwicklung der Presseauflage, von Studium und Lehre sowie von Medienpolitik, Medienregulierung und Service Public berichtet. Erstaunlicherweise berichteten Journalisten über das Fach eher selten im Kontext der Digitalisierung – und diese Kontextualisierung nimmt über die Zeit auch nicht zu. Die Studie legt nahe, dass Maßnahmen zur Stärkung der gesellschaftlichen Sichtbarkeit und Legitimation des Fachs sinnvoll wären.
In: Unsichere Zeiten : Herausforderungen gesellschaftlicher Transformationen ; Verhandlungen des 34. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Jena 2008, S. 1-13
In: Unsichere Zeiten : Herausforderungen gesellschaftlicher Transformationen ; Verhandlungen des 34. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Jena 2008, S. 1-2
Democratic societies inherently depend on an informed citizenry. By shaping citizens' voting behavior, fostering political cynicism, and reducing trust in institutions, misinformation can pose significant challenges to individuals and societies. Against this backdrop, fact-checking initiatives aimed at verifying the accuracy of publicly disseminated (mis)information have flourished worldwide. However, existing research is disproportionately oriented toward the Global North, with a focus on the United States and the most influential organizations. Equally scarce are comparative studies. To address these shortcomings, this study introduces a context-sensitive framework for analyzing fact-checking cultures and illustrates its application in a cross-national comparative design by contrasting two countries from the Global South and North: Brazil and Germany. Using a mixed-methods design, we integrate computational, qualitative, and quantitative content analysis of 11 fact-checking organizations and 13,498 fact-checking articles over 11 years (2013–2023), alongside qualitative semistructured interviews with fact-checkers ( N = 10). Our findings reveal several areas of divergence and convergence, suggesting that fact-checking cultures transcend organizational and national boundaries.
Die Kommunikation wissenschaftlichen Wissens aus der Wissenschaft heraus, und insbesondere medial vermittelte Kommunikation, ist nach wie vor von grosser Bedeutung. Die Vorlesung beleuchtet die Relevanz und den Wandel dieses Forschungsfeldes und seines Gegenstandes, zeigt aktuelle Erscheinungsformen auf identifiziert zentrale Herausforderungen künftiger Forschung.