Partei- und Fraktionssprecher: Annäherung an Zentralakteure medienorientierter Parteienkommunikation
In: Parteien in der Mediendemokratie, S. 116-146
Die auf die Medien ausgerichtete Außenkommunikation der Parteien ist von einem Trend zur Professionalisierung geprägt. In den Parteien sind spezifische Funktionsträger für die Aufgabe der Politikvermittlung gerade gegenüber den Massenmedien zuständig. Mit dieser Personengruppe beschäftigt sich der Beitrag, der die strukturelle Einbindung und das Rollenverständnis der Pressesprecher von Parteien und Fraktionen zum Gegenstand hat. Zunächst werden die organisatorischen Rahmenbedingungen dargelegt, welche im Sinne strukturell gegebener "Constraints" Art und Ablauf von Interaktionen mit Parteivertretern einerseits und Journalisten andererseits prägen. In einem weiteren Schritt rücken die Parteisprecher, deren Selbstwahrnehmungen und Selbstverständnisse in den Mittelpunkt der Betrachtungen. Die entsprechenden empirischen Befunde beruhen zum einen auf einer im Herbst 2001 durchgeführten schriftlichen Befragung aller inner- und außerparlamentarischen Pressestellen der im Deutschen Bundestag vertretenen Parteien sowie zum anderen auf einer inhaltsanalytischen Auswertung teilstandardisierter Leitfadengespäche, die im Sommer 1999 mit den Partei- und Fraktionssprechern dieser Parteien durchgeführt wurden. Fazit: Pressesprecher stehen im Zentrum des für das Funktionieren moderner politischer Öffentlichkeit elementaren politischmedialen Beziehungsgeflechts. Sie übernehmen eine zentrale Schaltstellenfunktion im alltäglichen Tauschprozess von Information gegen Publizität. Den Parteisprechern kommt eine wesentliche Rolle zu, wenn es um den Input von öffentlich oder in Journalistenkreisen diskutierten Themen, Meinungen und Stimmungen in die parteipolitische Arena geht. Partei- und Fraktionssprecher nutzen die ihnen zur Verfügung stehenden Handlungsoptionen entsprechend ihres Selbstverständnisses: Sie sehen sich als Vermittler zwischen Politik und Medien, die im Hintergrund wirken und die öffentliche Bühne den von ihnen vertretenen Politikern, aber auch den Journalisten überlassen. (RG)