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"Eine Bilanz zum zehnten Jahr deutscher Einigung sollte über die wichtigen Protestbewegungen des Jahres 1989 hinaus auch die folgenden Jahre der Einheit betrachten. Fünf Bereiche stehen dabei im Vordergrund: Erstens haben sich die Bürgerinnen und Bürger der DDR mit politisch n Mitteln gegen Planerfüllung und Geschichtsdeterminismus gewehrt. Sie haben weder für sich noch für das System eine Perspektive im Sozialismus gesehen. Mit ihrem Engagement haben sie das Diktat der Zwangsläufigkeit abgeworfen. Durch die Globalisierung darf heute aber nicht das Gefühl einer neuen Unausweichlichkeit entstehen. Zweitens war die DDR bzw. ist die Bundesrepublik Deutschland auf unterschiedliche Weise auf die Arbeit der Einzelnen angewiesen. In der DDR gab es zwar genügend Arbeitsplätze, aber zu wenig effektive Arbeit; in der Bundesrepublik hat sich das umgekehrt. Die einzig zufrieden stellende Situation wären genügend Arbeitsplätze und genügend Arbeit. Drittens war der Beginn der Einheit sehr bewusst zivil, d. h. von friedlichen Bürgerinnen und Bürgern getragen. Das hat Modellcharakter. Viertens steht die deutsche Einheit am Beginn einer größeren Europäischen Union. Die Erweiterung um die mittel- und osteuropäischen Staaten ist nach der deutschen Einheit endlich eine realistische Perspektive geworden. Fünftens hat sich die Rolle Deutschlands in der Welt seit der Einheit gewandelt; seine Verantwortung ist gewachsen. Auch um ihr gerecht zu werden, lohnt sich ein Blick auf den bürgerschaftlichen Beginn der Einheit. Das friedliche gesellschaftliche Engagement der Einzelnen ist ein Muster auch für die internationale Politik. Nimmt man diese fünf Punkte zusammen, zeigt sich, dass wir uns diesen bürgerschaftlichen Beginn der deutschen Einheit vielleicht häufiger vergegenwärtigen sollten, um weiter an unserer Zivilgesellschaft zu bauen." (Autorenreferat)