Der Autor charakterisiert in seinem Beitrag das Subsidiaritätsprinzip "aus ethnologischer Sicht mit der Maxime 'so viel Staat wie nötig, so wenig Staat wie möglich'. Dieses Prinzip lasse sich, so führt er aus, zwar nur schwerlich als transkulturelles Phänomen begreifen, das ihm zugrunde liegende Problem aber, nämlich das der Regelung des Verhältnisses zwischen "großen" ('einkapselnden') und "kleinen" ('eingekapselten') Gruppen könne bei den unterschiedlichsten Gesellschaften nachgewiesen werden. Als historische und aktuelle Beispiele behandelt er das Inkareich, Indien, das traditionelle politische Systems Marokkos und das Klientelwesen in den südeuropäischen Mittelmeerstaaten." (ICE)
Der Aufsatz leitet das Schwerpunktthema des Heftes, Jugendliche in der BRD und der DDR, ein. Es werden die Schwierigkeiten eines Vergleichs dargestellt (unterschiedliche Datenlage, fehlende Angleichung in Methoden und Fragestellung, keine gleichzeitige und gleichartige Primäruntersuchungen). Die Problematik des Vergleichs liegt in den unterschiedlichen systemimmanenten Konzepten. Gemeinsamkeiten und Ähnlichkeiten beider Systeme lassen aber deutlich werden, daß die Prinzipien zwar konträr, die empirischen Sachverhalte aber vergleichbar sind. Der Aufsatz geht auf die Zielgruppe, Jugendliche zwischen 15 und 25 Jahren, ein. Die altersmäßige Abgrenzung wird begründet. Es wird hingewiesen auf Divergenzen in der Abgrenzung, der Rollenzuweisung, der Jugendtheorie und -empirie in der DDR und in der BRD. Der Aufsatz versucht, systemübergreifende Merkmale von Jugendalter/Adoleszenz zu skizzieren, indem er "Grundaufgaben" von Jugendalter in Abgrenzung von Kindes- bzw. Erwachsenenalter herausarbeitet. Zum Schluß wird kurz auf die Themenstellungen der Aufsätze des Heftes eingegangen. (HM)
In: Kultur und Gesellschaft: gemeinsamer Kongreß der Deutschen, der Österreichischen und der Schweizerischen Gesellschaft für Soziologie, Zürich 1988 ; Beiträge der Forschungskomitees, Sektionen und Ad-hoc-Gruppen, S. 83-86
Die Multikulturalität der Welt, die durch die gegenwärtig als "Globalisierung" bezeichnete Steigerung der Mobilitäts-, Migrations- und Informationschancen forciert wird, erfordert eine verstärkte Beschäftigung mit den Problemen des interkulturellen Verstehens und des interkulturellen Vergleichs. Die Thematisierung von "Lebensformen im Widerstreit" verfolgt das Ziel, mögliche Zugänge zu diesen Problemen zu untersuchen. Im vorliegenden Beitrag wird von der phänomenologischen Sicht aus geprüft, inwiefern die theoretischen Konzepte der Lebensformen und der Lebenswelt zur Klärung dieser Problematik beitragen können. Der Autor betrachtet dabei als Grundlage jeder Lebensform die menschliche Aktivität und die Art ihrer Objektivierung. Hier wird eine universalisierbare Charakteristik von Lebensformen und ihres gegenseitigen Verhältnisses deutlich: Die gleichen Mechanismen, die Lebensformen hervorbringen und Einheiten integrieren (Identität), bewirken auch deren Andersartigkeit (Differenz). Dieser Sachverhalt wird mit einer weiteren These verbunden: Die Praktiken, mit deren Hilfe Menschen eine Situation/ein Sprachspiel hervorbringen, und diejenigen, durch welche sie diese Situation/das Sprachspiel verstehen, sind die gleichen. In ihrer Verbindung besagen die beiden Thesen, dass die menschliche Aktivität, in der die Produktion und die Ausdifferenzierung von Lebensweltformen verankert sind, auch immer objektivierte "Praktiken" mitführt, die den Lebensformen einerseits Sinn verleihen und sie andererseits auch verstehbar machen. (ICA2)
Ist Europa ein religiöser Sonderfall? Mit der exkludierenden Form freiwilliger Zugehörigkeit schuf das Christentum in der Abgrenzung gegenüber paganen Traditionen ein negatives Anderes seiner selbst. Damit erfand es eine eigene Form religiöser Pluralität und das Problem der Toleranz. Helmut Zander analysiert wie dieses Konzept die europäische Religionsgeschichte prägte und im Rahmen des europäischen Imperialismus globale Wirkungen entfaltete
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