"Politische Führung" und Parteivorsitzende: einige systematische Überlegungen
In: Die Parteivorsitzenden in der Bundesrepublik Deutschland 1949-2005, S. 349-368
Der Autor diskutiert das Thema "Politische Führung und Parteivorsitzende in der Bundesrepublik Deutschland nach 1945" anhand folgender Fragenkomplexe: (1) Welche Persönlichkeitsmerkmale qualifizieren oder disqualifizieren einen Parteivorsitzenden, um politisch zu führen? Bei der Beantwortung dieser Frage werden die Merkmale herausgearbeitet, die in den vorausgegangenen politischen Biographien angelegt und der politikwissenschaftlichen Analyse zugänglich sind. (2) In welcher strukturellen Konstellation agiert ein Parteivorsitzender, um politisch zu führen oder zu versagen? Hier geht es weniger um die Ausstattung des Vorsitzendenbüros, sondern vor allem um die Machtzentren innerhalb der Partei, aber auch in Verfassungsorganen wie der Bundestagsfraktion oder im Kabinett. (3) Welche historischen und gesellschaftlichen Voraussetzungen ermöglichen es Parteivorsitzenden, politisch zu führen? Welche Bedingungen hingegen beschränken oder verhindern die Durchsetzung politischen Führungspotentials? Hier geht es um den historisch-gesellschaftlichen Kontext, in welchem Parteivorsitzende Politik machen, d.h. um die "Gelegenheitsstruktur". (4) Welche Machtmittel stehen Parteivorsitzenden zur Verfügung, um ihren Willen durchzusetzen? Bei dieser Frage geht es nicht primär um die technischen Instrumente der Machtausübung, sondern darum, wie ein Vorsitzender sich durch seine Politik in seiner eigenen Partei und in der Öffentlichkeit zu legitimieren und damit auch politisch zu führen vermag. (ICI2)