Die neuen sozialen Bewegungen als Herausforderung des politischen Unterrichts
In: Aus Politik und Zeitgeschichte: APuZ, Heft B. 50, S. 35-43
ISSN: 0479-611X
"Problemsicht und Wertvorstellungen der neuen sozialen Bewegungen beeinflussen auch den politischen Unterricht, rufen aber unterschiedliche Reaktionen hervor. Politische Didaktik hat weder die Aufgabe der Abwehr noch diejenige der Verstärkung dieser Einflüsse; ihre Aufgabe ist deren Verarbeitung aus einer durch didaktische Reflexion ermöglichten Distanz. In dem Beitrag werden die neuen sozialen Bewegungen als 'Herausforderungen' in den wichtigsten Merkmalen beschrieben: Hinsichtlich ihrer Form, ihrer Problemwahrnehmung, ihrer Problemverarbeitung und der Deutungsmuster ergeben sich Abweichungen von den traditionellen Akteuren der Politik. Danach werden diese Merkmale daraufhin daraufhin geprüft, in welcher Weise sie im Unterricht verarbeitet werden sollten. Dabei ergibt sich, daß die politische Didaktik eine Problematisierungs- und Korrektivfunktion ausübt: Sie problematisiert den antiinstitutionellen Affekt der Bewegung und ergänzt die Einseitigkeit der Problemauswahl. Ferner versucht sie, die Komplexitätsreduktion der Bewegungen aufzubrechen, indem sie 'Kontroverses Denken' als Lernziel und als didaktisches Prinzip der Unterrichtsgestaltung in den Vordergrund stellt. Schließlich versucht sie, eine dialogische Verarbeitung von Wertkonflikten zu lehren, um die Gefahr der Polarisierung und der Konfrontation von unversöhnlichen Glaubenspositionen in Lerngruppen zu verringern. Diese Vorschläge folgen aus bestimmten Prämissen der didaktischen Reflexion: Didaktik wird als Bestandteil des pädagogischen, nicht des politischen Handelns verstanden, politisches Lernen primär als kognitives Lernen aufgefaßt." (Autorenreferat)