Rosalind Hurworth's (2008) new book, Teaching Qualitative Research: Cases and Issues, presents its readers with a well-researched and detailed account of contemporary qualitative research education. Based upon her extensive review of the literature and field work observing faculty members and students in a variety of classroom settings, Hurworth shares the lessons she learned from this investigation and offers readers a long list of ways we can improve how we help our students and ourselves to learn qualitative research.
Qualitative Methoden sind in der empirischen Forschungspraxis in praktisch allen geistes- und sozialwissenschaftlichen Disziplinen von grosser Bedeutung. Sie werden in vielen Anwendungsgebieten eingesetzt und leisten wichtige wissenschaftliche Beiträge. Das Interesse der Studentinnen und Studenten sowie Forscherinnen und Forscher an einer breiten Ausbildung in qualitativen Verfahren ist daher gross. An den meisten Universitäten sind diese Methoden jedoch noch ungenügend etabliert, und sowohl Anbieter als auch Kunden von Forschungsdiensten schrecken oft aufgrund zweifelhafter Annahmen, die aus Vorurteilen oder falschen Informationen resultieren, vor deren Einsatz zurück. Dies dürfte auch damit zusammenzuhängen, dass Vertreter und Anhänger von qualitativen Forschungsmethoden es in der Vergangenheit eher vermieden haben, eine «scientific community» zu bilden und sich bezüglich Theorie und Anwendung qualitativer Methoden untereinander zu koordinieren. So ist weder die systematische Struktur noch die Lehre dieser Methoden definiert, und es besteht kein Konsens über Qualitätsstandards für diese Forschungsverfahren. Daher hinkt die Entwicklung und differenzierte Anwendung qualitativer Forschungsmethoden in der Schweiz hinter dem Stand von Theorienbildung und Anwendung in den angelsächsischen Ländern und Deutschland hinterher. Aus diesen Gründen lancierte der Wissenschaftspolitische Rat der Sozialwissenschaften eine Initiative, um die qualitative Sozialforschung in der Schweiz zu fördern und zu stärken. Mehrere Treffen wurden organisiert, an denen Vertreter verschiedener Disziplinen und Fachgebiete versuchten, einen Konsens zu den Mindestanforderungen an die Lehre von qualitativen Methoden an Universitäten und einen Konsens zu Qualitätsstandards in der qualitativen Forschung zu finden. Das Manifest ist das Ergebnis dieses Prozesses. Es enthält Angaben über Qualitätsstandards für die meisten qualitativ ausgerichteten Forschungsverfahren und beinhaltet auch Vorschläge für die systematische Aufnahme von qualitativen ...
This paper presents a teaching framework for a graduate course on Qualitative Research Methods course. The organizing concept of the teaching framework is that teaching and learning qualitative research are similar in essence to conducting qualitative research. The teaching framework is based on ten principles of teaching and learning qualitative research methods that result from the application of ten principles of conducting qualitative research. In other words, teaching and learning a course that deals with qualitative research implements the principles of such research. The teaching framework was constructed during a reflective research that lasted four years. During the course of the study, the researchers-lecturers collected and analyzed various course assignments performed by 62 students, online student discussions, observations made during class, interviews, and occasional conversations with students. The study contributes to research on the pedagogy of research methods in general and of qualitative research methods in particular.
Der Wissenschaftspolitische Rat für die Sozialwissenschaften (WRS), eine Kommission der Schweizerischen Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften, hat eine Initiative lanciert zur Förderung der qualitativen Sozialforschung in der Schweiz. In dem vorliegenden Beitrag werden die Gründe und Zielsetzungen dieser Initiative skizziert. Obwohl qualitative Forschung in der Schweiz ebenso verbreitet ist wie in anderen Ländern, hinken Vernetzung und Institutionalisierung – was Information, Unterstützung, Ressourcen, Qualitätskontrollen, und Schulungsoptionen angeht – dem Stand in einigen anderen Ländern hinterher. An den meisten Universitäten und Hochschulen gehören qualitative Methoden nicht zum obligatorischen, sondern lediglich zum freiwilligen Teil sozialwissenschaftlicher Methodenausbildung. Es gibt auch kein Archiv, das auf den Erwerb und die Nutzung qualitativer Daten spezialisiert ist, und es fehlen Servicezentren zur Unterstützung und Beratung qualitativ Forschender. Von dieser Zustandsbeschreibung ausgehend werden die Ziele der WRS-Initiative und die nächsten Schritte vorgestellt.
Der Beitrag stellt die qualitative Inhaltsanalyse als eine grundlegende Methode der empirischen gesellschaftswissenschaftlichen Forschung vor. Dabei soll vor allem deutlich werden, was das Qualitative an der qualitativen Inhaltsanalyse ausmacht. Die unvermeidlichen Abgrenzungen zur quantitativen Analyse bleiben dabei weitgehend implizit. Als einleitende Definition wird vorgeschlagen: Von einer (wissenschaftlichen) Inhaltsanalyse lässt sich nur dann sprechen, wenn zumindest die folgenden minimalen Voraussetzungen erfüllt sind: (1) Gegenstand der Analyse ist ein Text oder eine Menge von Texten. (2) Dem Text (oder der Textmenge) wird zumindest ein Prädikat (eine Eigenschaft) zugeschrieben und dieses Prädikat bezieht sich wenigstens teilweise auf den Inhalt (oder die Inhalte) des Textes (oder der Textmenge). (3) Die Zuschreibung des Prädikates (oder der Prädikate) folgt methodisch expliziten oder explizierbaren Schritten. Am Beispiel der "Emser Depesche" von 1870 wirkt zeigt, wie Bismarck durch unscheinbare Änderungen von Texten erhebliche Wirkungen - den deutsch-französischen Krieg von 1870/71 - ausgelöst hat. Die Politikwissenschaft kann nun dieses Lehrbuchbeispiel aus ganz verschiedenen Blickwinkeln betrachten; aus der Perspektive dieser Darstellung lehrt es vor allem, warum die Insistenz der qualitativen Inhaltsanalyse auf der individuellen Bedeutungsgestalt von Texten nur eine Diplomaten wohlbekannte Tatsache methodisch diszipliniert. So gesehen ist die qualitative Inhaltsanalyse gerade für die Politikwissenschaft die Methode der Wahl, weil gerade sie über die Sprache der Diplomatie mit der Relevanz feinsinniger sprachlicher Konstrukte vertraut ist. (ICA2)
Cover -- Half Title -- Title Page -- Copyright Page -- Contents -- Figures -- Acknowledgements -- 1 Getting into... and getting on with qualitative computing -- 2 Approaches to qualitative computing -- 3 Text searching and data exploration -- 4 Category building and finding meaning -- 5 Theory building -- 6 Conclusion -- References
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Die Möglichkeiten der qualitativen Marktforschung reichen weit über die gegenwärtige Praxis hinaus. Dass ihre Chancen nur zum kleinen Teil genutzt werden, liegt z.T. an den auftraggebenden Institutionen, die in der Privatwirtschaft unter Kosten- und Zeitdruck zur Standardisierung drängen und im akademischen Bereich den Mainstream als sicherer ansehen als das Explorieren und Experimentieren, z.T. aber auch an den Forschungstreibenden selbst, die sich den Anforderungen beugen und meinen, sich Extras und Grundlagenforschung nicht leisten zu können. Die qualitative Marktforschung ist jedoch durch Pionierarbeit entstanden, entgegen vieler Widerstände, in einer dialogischen Verschränkung von Praxis und Theorie, die aus der Praxis entsteht, wie es die klassischen psychologischen und sozialwissenschaftlichen Untersuchungen gezeigt haben, nur jetzt auf den alltäglichen Umgang von Menschen mit Waren, Dienstleistungen und Kommunikation angewendet werden. Es ist ein akademischer Fehler, die Empirie zugunsten theoretischer Spekulationen zu vernachlässigen, wie es ein Fehler der Empirie ist, nicht nach Struktur und Theorie in der Welt der Erscheinungen zu suchen. Dass durch die dialogische Verbindung beider Bereiche die eigentliche Aufgabe von Forschung, nämlich das Forschen als Herausfinden und Entdecken wieder stärker in den Blick gerät, ist ein Ansporn, den man auch von den klassischen Untersuchungen erhalten kann.
Ausgehend von einer ausführlichen Schilderung des Erstautors zu seiner Situation als qualitativer Forscher in einem großen kanadischen Psychologie-Department wurden kanadische qualitative Forscher(innen) unterschiedlicher disziplinärer Herkunft eingeladen, per E-Mail einige Fragen zur Lage der qualitativen Forschung in Kanada zu beantworten. Eine thematische Analyse der eingegangenen Antworten ergab, daß Psycholog(inn)en, die in Abteilungen arbeiten, die kunst- oder naturwissenschaftlichen Fakultäten zugehören, sehr viel isolierter sind als im Falle der Zugehörigkeit zu einer erziehungswissenschaftlichen Fakultät. Es zeigte sich auch, daß die Nutzung qualitativer Verfahren in der Psychologie dem Stand in anderen Disziplinen hinterherhinkt. Weiter behandelt werden u.a. institutionelle Unterstützung, Förderung qualitativer Forschungsprojekte und qualitative Lehre.
Der vorliegende Beitrag untersucht methodologische Aspekte der Sekundärnutzung "klassischer" qualitativer Studien. Klassische Studien werfen besondere Probleme auf, die über diejenigen einer typischen Sekundäranalyse qualitativer Daten hinausgehen. "Klassisch" bedeutet, dass die Ergebnisse und Argumente einer solchen Studie einen "Kanon" theoretischer und methodologischer Wissenschaftlichkeit implizieren und daher in der Folge das Denken der Forschenden formen, die Sekundäranalysen durchführen wollen. Eine Sekundäranalyse sollte daher nicht nur die archivierten Daten selbst, sondern auch die publizierten Arbeiten einbeziehen; jedoch ist damit eine Menge an komplexen methodologischen und ethischen Problemen verbunden. Ich untersuche mögliche analytische Strategien für eine Reanalyse, eingeschlossen die "Enthüllung" als Gegenstück zu einer "Sakrosankt-Erklärung" und Wege, mit denen Originaldaten "gegen den Strich" gelesen werden können. Hierfür verwende ich meine eigenen Reanalysen von Elizabeth BOTTs "Family and Social Network"-Archiv und von John GOLDTHORPE und David LOCKWOODs "Affluent Worker Collection".
"Die sozialwissenschaftliche Netzwerkanalyse hat sich in den 1970er Jahren formiert und seitdem als ein eigenes empirisches Paradigma für die Analyse sozialer Beziehungssysteme etabliert. In diesem Beitrag werden der theoretisch-methodologische Standort der Netzwerkanalyse ('strukturale Analyse') und die verschiedenen Formen der Netzwerkanalyse vorgestellt. Die strukturale Analyse argumentiert, dass soziale Akteure und soziale Beziehungen in Netzwerke eingebettet sind und dass das Handeln und Wahrnehmen von Akteuren und die Performanz sozialer Beziehungen durch die Netzwerkstruktur beeinflusst werden. Seit den 1990er Jahren sind in die strukturale Analyse Konzepte wie das der agency, dasjenige des Diskurses und das der Symbolorientierung aufgenommen worden und haben die strukturale Analyse damit geöffnet. Hieran schließt ein Trend der zunehmenden Aufnahme qualitativer Verfahren in die Netzwerkanalyse an. Diese dienen insbesondere der Einbeziehung der Akteursperspektive in die Netzwerkanalyse, der Exploration von Netzwerken sowie der verstehenden Analyse der Netzwerkdynamiken. Der von Betina HOLLSTEIN und Florian STRAUS herausgegebene Band 'Qualitative Netzwerkanalyse' versammelt zwanzig überwiegend empirische Beiträge, die die Leistungsfähigkeit der Kombination quantitativer und qualitativer Verfahren in der Netzwerkanalyse in verschiedenen Anwendungsfeldern belegen. In diesem Beitrag wird untersucht, wie es gelingt, die Perspektive der strukturalen Analyse hierbei umzusetzen und weiterzuentwickeln. Aus dieser Rezensionsperspektive wird die Selbstpositionierung der 'qualitativen Netzwerkanalyse' innerhalb der Netzwerkanalyse beurteilt." (Autorenreferat)
Die Durchführung quantitativer oder qualitativer Sozialforschung unterscheidet sich nicht nur in der Verwendung der Methoden des Datengewinns und in den verschiedenen Verfahren der Datenauswertung, sondern in einem noch grundsätzlicheren Aspekt in der Strategie der Forschungsdurchführung. Die Unterschiede in den Forschungsstrategien sind so gravierend, dass die Verständigung darüber zwischen quantitativ und qualitativ orientierten ForscherInnen ganz erheblich und selbst unter qualitativen ForscherInnen keineswegs problemlos ist. Es soll deshalb der Versuch gemacht werden, wesentliche Unterschiede pointiert herauszustellen. Als Grundlage für das qualitative Vorgehen dient hier der Ansatz von KLEINING (1982; 1995), der das heuristische Moment der qualitativen Sozialforschung besonders betont, der die gemeinsame Herkunft aller Methoden aus den Alltagmethoden postuliert und der vier Regeln zur Durchführung qualitativer Forschung formuliert. Die Ideen dieses Ansatzes werden auch in einem Artikel hier im gleichen Heft besprochen, insbesondere werden dort auch die vier Regeln ausführlicher dargestellt. (KLEINING & WITT in diesem Band) Die Forschungsstrategie auf dieser Basis kann mit der Metapher des zirkulären Vorgehens beschrieben und dem linearen Vorgehen der quantitativen Forschung gegenübergestellt werden. Wesentliches Ziel der folgenden Gegenüberstellung ist es zu zeigen, dass beide Strategien sachnotwendig mit der jeweiligen Forschungsorientierung verbunden sind und Abweichungen von den jeweiligen Strategien zu schwerwiegenden Einbußen der Qualität der Forschung führen.
Meist hat das, was in Forschungsberichten dargestellt wird, nur einen sehr losen Zusammenhang zu dem Forschungsprozess, auf den sich die Veröffentlichungen beziehen. Diese Trennung zwischen dem "context of justification" und dem "context of discovery" wird von naturwissenschaftlich orientierten Wissenschaftstheorien und Methodologien explizit gefordert, obwohl sie schon dort problematisch ist. Sie findet sich aber auch in qualitativen Forschungsarbeiten, allerdings - so ist zu vermuten - weniger bewusst intendiert und schwerwiegender entlang deren Prämissen. Deshalb wird im ersten Teil ausgehend von einigen "paradigmatischen Gemeinsamkeiten" qualitativer Forschung ein Reflexionsdefizit herausgearbeitet, das darin besteht, dass qualitative Methodologien sich häufig - analog einem in der qualitativen Forschungspraxis vorherrschenden naturalistischen Blick auf Untersuchungsgegenstände - durch ein naturalistisches Verständnis des Forschungsprozesses auszeichnen. In dem Bemühen, beide Kurzsichtigkeiten zu vermeiden, wird im zweiten Teil im Anschluss an Überlegungen, die im Rahmen der psychoanalytischen Sozialforschung entwickelt worden sind und entlang einer eigenen Forschungsarbeit zu Jugendarbeitslosigkeit zu rekonstruieren versucht, in welcher Weise die Persönlichkeiten der Forschenden, die Zusammenarbeit in einem Forschungsteam sowie die Einbindung in weitere wissenschaftliche Kontexte und Diskurse Einfluss auf die Erkenntnisgewinnung und -präsentation genommen haben. Abschließend werden einige Barrieren diskutiert, die u.E. die Forschungsarbeit kontinuierlich behindert haben und die zudem Hinweise dafür geben, warum sich empirische Forschung und Methodologie jenseits der monierten Kluft zwischen beiden mit einem Einbezug der Subjektivität der Forschenden und der Kontextualität von Forschung schwertun. Hierzu gehören zunächst Ausstattungs- und Vermittlungsdefizite hinsichtlich qualitativer Forschungsmethodik in der universitären Lehre und Rezeptionsdefizite auf Seiten qualitativer Methodologie vor allem in Bezug auf wissenschaftshistorische und -soziologische Arbeiten, sowie fortdauernde Berührungsängste in Richtung - für eine Reflexion des Forschungsprozesses wichtiger - (ethno-) psychoanalytischer Ansätze. Wesentlich scheinen darüber hinaus und teilweise damit verbunden hinter dem Rücken der Forschenden wirksame Imperative von Wissenschaft, die sich zum einen mit persönlichen Ängsten und (Berufs-) Rollen, zum anderen mit einer tiefgreifenden Verunsicherung bzgl. der Möglichkeit insbesondere human- und sozialwissenschaftlicher Aussagen treffen.
Im traditionellen Wissenschaftsverständnis sind generalisierte Aussagen zentrales Ziel von Wissenschaft; sie sind Elemente des Theoriebildungsprozesses; aus ihnen werden Prognosen und Anwendungen für die Zukunft abgeleitet. Es gibt zwei Linien der Kritik am Konzept der Generalisierung: Einerseits wird in postpositivistischer Wissenschaftstheorie die prinzipielle Möglichkeit induktiven Schließens, und damit der Generalisierung, bezweifelt (POPPER 1935). Andererseits wird aus konstruktivistischer Sicht das Erkenntnisziel auf kontextspezifische Aussagen beschränkt und wiederum Generalisierung als unmöglich bezeichnet (LINCOLN & GUBA 1985). Hier wird der Standpunkt vertreten, dass Generalisierung für qualitativ orientierte Forschung besonders wichtig ist, allerdings verschiedene Formen unterschieden werden müssen. Zunächst gilt es zu unterscheiden, worauf hin generalisiert werden soll: sind es Gesetzesaussagen, Regelhaftigkeiten, Gemeinsamkeiten und Unterschiede, kontextspezifische Aussagen oder nur Prozeduren der Erkenntnisgewinnung. Verschiedene Konzepte der Generalisierung stehen dabei zur Verfügung: Gesamterhebungen, Falsifizierungen, verschiedene Stichprobenstrategien, Theoretical Sampling, argumentative Verallgemeinerung, Variation, Triangulation. Das jeweilige Forschungsdesign entscheidet, welche Art der Generalisierung mit Gewinn für qualitativ orientierte Projekte eingesetzt werden kann. Entsprechende Überlegungen werden für qualitative Einzelfallstudien angestellt.