Der Verfasser bewundert an C. Schmitt die Leidenschaft, sich an der äußersten Grenze der Erscheinungen als Denker zu bewegen, um von dort aus in ihr Zentrum vorzustoßen. Auf dieser Grundlage wird anhand des Werkes von Schmitt eine Gelegenheitsarchäologie der Aufklärung und des Liberalismus entwickelt. Schmitts Ablehnung des Rationalismus, sein negativ-pessimistisches Menschenbild, sein Theoretisieren über den Ausnahmezustand und sein Politikbegriff werden dargestellt und illustriert. Es wird betont, daß Schmitt die Vorstellung von der potentiellen Aufhebbarkeit der Herrschaft und ihrer Umwandlung in Vernunft für sehr gefährlich hielt. Unter den Bedingungen des Technizismus waren für ihn Souveränität, der Machtzwang des immer Neuen und der Extremismus der Wirklichkeit die Leitkategorien für die politische Theorie. (HA)
"Wenn Deutschland ein Königreich wäre, dann wäre Durs Grünbein [.] der Dichterfürst"(Die ZEIT), ein "Götterliebling" (Seibt), die "erste genuine Stimme der neuen Republik" (Schirrmacher). "Durs Grünbein ist das Edelste, was die deutsche Lyrik heute zu bieten hat" (Die ZEIT). Superlative gibt es viele, die seit Mitte der 1990er Jahre bemüht wurden, um den Dichter Durs Grünbein ins rechte Licht zu setzen. Seine Gedichte und Essays initiieren, begleiten und kommentieren intellektuelle Diskurse, eröffnen historische Räume, knüpfen an, führen weiter bzw. ad absurdum. Begleitet werden die Gedichte von regelmäßigen poetologischen Essays, die den Resonanzraum der Gedichte thematisieren und einen Dialog mit den großen Poetologien des 19. und vor allem des 20. Jahrhunderts eröffnen. Poetologie und Poesie, Theorie und Praxis, gehen bei Grünbein nicht nur eine symbiotische Beziehung ein, sie gehen viel mehr ineinander über, kommentieren und bereichern sich wechselseitig. Die Problemstellung der Arbeit ist es, den Zusammenhang von Poetologie und Poesie bei Durs Grünbein zu entschlüsseln, das poetologische mit dem poetischen Werk in ein Verhältnis zu setzen und dabei herauszustellen, wo die poetologischen Wurzeln von Grünbeins Poetik im Kontext der großen Poetologien des 20. Jahrhunderts zu lokalisieren sind. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf der Entschlüsselung des poetologischen Eigenwerts der Poesie, der auf den Grundprinzipien Grünbeins Poetik basierend selbstständige poetologische Aussagen aufweist. Dabei wird das Werk Grünbeins in zwei Werkphasen unterteilt. Die erste Werkphase kennzeichnen Grünbeins Gedichtbände Grauzone morgens (1988), Schädelbasislektion (1991), Falten und Fallen (1994) und Den Teuren Toten (1994), die von dem Essayband Galilei vermißt Dantes Hölle und bleibt an den Maßen hängen (1996) begleitet werden. Die zweite Werkphase ist durch die Gedichtbände Nach den Satiren (1999), Erklärte Nacht (2002) und Porzellan (2005) bestimmt und werden durch den Essayband Antike Dispositionen (2005) gestützt. Besonderes Augenmerk legt die Arbeit auf den politischen Autor Durs Grünbein, der in der bisherigen Grünbein-Forschung zu selten gewürdigt wurde.
"Dank der weitsichtigen marxistisch-leninistischen Politik der SED, dank der schöpferischen Arbeit des Volkes hat sich bei uns in vierzig Jahren ein gesellschaftliches Sein herausgebildet, das von solchen grundlegenden sozialistischen Werten gekennzeichnet ist, wie untrennbare Einheit von Sozialismus und Frieden, von Ausbeutung befreite Arbeit, soziale Gerechtigkeit und Sicherheit, Freiheit, Geborgenheit und Zukunftsgewißheit, Kollektivität und allseitige Persönlichkeitsentwicklung, sozialistischer Patriotismus und proletarischer Internationalismus, Solidarität und Völkerfreundschaft." Daten über die "sozialistischen Errungenschaften" in der DDR (vor allem Sozialpolitik). Der Kampf der Systeme wird stärker, intensiver; es geht um die Auseinandersetzung um Grundwerte. "Hier kann es keinerlei ideologische Kompromisse, niemals einen 'Burgfrieden' geben." (Byr-IGW)
B(c)ơrger und res publica / Hans Maier -- Fundamentalismus oder Fundamentalkonsens? / Heinrich Oberreuter -- Die Grenzen des Gehorsams / Bernd Guggenberger -- Politik mit dem Sozialstaat als lernf(c)Þhige Demokratie / Heinz Kleger -- Verfassungspatriotismus und nationale Frage / Alexander Schwan -- Betrachtungen zur Entwicklung des Staatsverst(c)Þndnisses in der Bundesrepublik Deutschland / Karl Dietrich Bracher -- Verfassungspatriotismus / J(c)ơrgen Gebhardt -- Das Staatsbewusstsein der Franzosen / Wolfgang J(c)Þger -- Staat und Gesellschaft in Italien / Luigi Vittorio Ferraris -- Das britische Staatsverst(c)Þndnis / Nevil Johnson -- Begriff und Wirklichkeit des Staates in Lateinamerika / Manfred Mols -- Die Bundesrepublik Deutschland, Europa und die Dritte Welt / Dieter Obernd(c)œrfer
Die Verfasserin fragt nach den prinzipiellen Funktionsmechanismen von Sprache und ihrer Rolle für Identitätskonstruktionen. Theoretischer Ausgangspunkt der Analyse sind die poststrukturalistische politische Theorie von Ernesto Laclau und die sprachanalytischen Konzeptionen von Richard Rorty. Die Verfasserin analysiert den europäischen Verfassungsdiskurs, in dem verschiedene nationale Vokabulare aufeinandertreffen, nach dem vorläufigen Scheitern des Ratifikationsprozesses hinsichtlich der Möglichkeit europäischer Werte. Sie zeigt, dass paradoxerweise gerade die Rede von einer Identitätskrise der EU, die sich nach dem Scheitern des Ratifikationsprozesses als Knotenpunkt im politischen Diskurs etabliert hat, retroaktiv eine politische Identität entstehen lassen kann. (ICE2)
Der Totalitarismus wollte den Menschen auf ein Gattungswesen reduzieren. Hannah Arendts politische Theorie hingegen basiert auf einem Verständnis vom Menschen als Person, der sich im Handeln und Sprechen in seiner Einmaligkeit enthüllt und zusammen mit anderen eine gemeinsame Welt schafft.Barbara Bushart legt in ihrer rechtstheoretischen Untersuchung dar, wie Rechtsdogmen und -techniken die Pluralität sowohl zu realisieren helfen als auch zu zerstören wissen. Die Fokussierung auf die Interdependenz von Recht und der Verwirklichung menschlicher Potenziale ergänzt dabei die wachsende Forschung zum Arendt'schen Rechtsverständnis um eine bisher vernachlässigten Facette
"Ein Jahr nach Herstellung der staatlichen Einheit in Deutschland dürfte klar sein, daß die Vollendung der Einheit noch längst kein historisches Datum, sondern eine noch vor uns liegende ökonomische und geistige Herausforderung darstellt. Der Traum, die eigene Geschichte wie nach dem Grenzübergang hinter sich zu lassen, geht für die meisten im Osten nicht auf. Nicht nur sogenannte Altlasten kommen in den Blick, auch Verluste. Erwachsene Menschen erfahren unter den neuen Verhältnissen einen Verlust an Kompetenz in Bereichen, wo sie vorher zu Hause waren. Was der Wille zur Einheit zu überbrücken vermochte, hat die Einheit als einen geschichtlich gewachsenen Graben erst noch einmal freigelegt. Die wichtigste Aufgabe der politischen Bildung im vereinten Deutschland stellt sich mit der Frage: Wie soll die Einheit angesichts der Unterschiede im Selbstverständnis und im Selbstbewußtsein von Ostdeutschen und Westdeutschen begründet werden? Die beschleunigte staatliche Vereinigung hatte für die demokratische Entwicklung der Gesellschaft im Osten Folgen, die auch die politische Bildung herausfordern: 1. Unter der Dominanz administrativen staatlichen Handelns trat im Prozeß der Einigung ein Verlust an demokratischer Mitgestaltung von unten ein mit der Folge eines erneuten Mißtrauens in politische Institutionen. 2. In der Kürze der Zeit konnte unmöglich ein Prozeß der praktischen Aneignung gemeinsamer politischer und gesellschaftlicher Wertvorstellungen geleistet werden. 3. Neues politisches Selbstbewußtsein setzt im Osten die Herstellung einer Infrastruktur gesellschaftlicher Kommunikation voraus, deren erste freiheitliche Ansätze durch wirtschaftliche Zwänge oder westliche Überfremdung gefährdet sind. Politische Bildung könnte sich selbst als ein Medium erneuerter gesellschaftlicher Kommunikation, als eine Veranstaltung der Demokratie anbieten. Politische Bildung braucht in den neuen Ländern nicht bei Null anzufangen. Die breite demokratische Bewegung des Herbstes '89 hat einen Überschuß an demokratischem Willen freigesetzt, der jedoch noch keine Entsprechung im Engagement in Organisationen und Institutionen fand. Politische Bildung muß gegen Politikverdrossenheit Ermutigung, Anleitung und praktisches Training setzen. Vor aller Methodik - gerade vor dem Hintergrund der bundesdeutschen Debatten um Theorie und Didaktik politischer Bildung - steht daher das Problem der Motivation. Politische Bildung muß dabei sowohl die Folgen der SED-Herrschaft auf das Bewußsein der Menschen, als auch die Erfahrungen mit den individuellen und gesellschaftlichen Wirkungen der deutschen Vereinigung berücksichtigen. In den kommenden verschärften innergesellschaftlichen Verteilungskonflikten in den neuen Ländern sollte politische Bildung zur Orientierung und zur Ausbildung neuer sozialer Kompetenz beitragen und damit auch zu einer demokratischen Streitkultur. Verständigung kann nur innerhalb eines gemeinsamen Definitionsrahmens erreicht werden, der langfristig die Erfahrungen der Menschen in Ost und West vereint. Der Beitrag der politischen Bildung dazu wäre ein Beitrag für das Gelingen von Demokratie in ganz Deutschland." (Autorenreferat)
Behemoth und Leviathan. Rebellion und Friedensordnung, Bürgerkrieg und souveräne Staatsperson. Die politische Theorie kommt nicht los von den beiden biblischen Ungeheuern, in deren Bildern Thomas Hobbes die politische Moderne bannte. Am Beginn der neueren Deutungen steht Horst Bredekamps Geschichte jenes 'Urbilds des modernen Staates' und seiner Mutationen (Thomas Hobbes. Der Leviathan. Das Urbild des modernen Staates und seine Gegenbilder, 1651?2001. Berlin 1999, 2006). Doch der Leviathan lässt sich nicht ohne seinen Doppelgänger verstehen, das Landtier Behemoth, das politische Symbol der 'revolutionären anarchischen Kraft des Naturzustandes' (Carl Schmitt), dessen Bildgeschichte nicht weniger verwickelt ist. In seinem neuen Buch setzt Horst Bredekamp die politische Ge der beiden Untiere fort, indem er den historischen Wandel des hiobschen Monstrums in den Mittelpunkt stellt. Es ist zugleich der Start der neuen Reihe 'Carl-Schmitt-Vorlesungen', in denen die von der Carl-Schmitt-Gesellschaft jährlich in Berlin veranstalteten Vorlesungen veröffentlicht werden
Den Begriff des Großraums führte Carl Schmitt in den späten dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts in die politische Diskussion ein. Er wandte sich spezifisch gegen eine unrealistische Außenpolitik, die für sich in Anspruch nimmt, politisch und militärisch zu intervenieren, um eine internationale Friedensordnung zu sichern. Die Konzeption eines politischen Großraums bietet Schmitt zufolge dagegen die Möglichkeit, ein mehr oder weniger friedliches Nebeneinander der Völker zu garantieren gerade dadurch, dass auf normative Gesichtspunkte verzichtet wird und entsprechend eine Diskriminierung des politischen Gegners nicht möglich ist. Der vorliegende Essay untersucht Carl Schmitts Großraumkonzeption, die in der jüngsten Diskussion der politischen Theorie überraschend wieder eine Rolle gespielt hat. Der Autor versucht, die Großraumkonzeption in ihrem ursprünglichen Kontext zu rekonstruieren und dabei ihrer primären Zielsetzung treu zu bleiben - in Übereinstimmung mit Schmitts Postulat des konkreten Denkens, das Theoreme aus besonderen geschichtlichen Bedingungen ableiten will. Der Aufsatz verfolgt zunächst den Zusammenhang von Schmitts Theorie mit der deutschen Außenpolitik der Jahre 1939 bis 1941, wendet sich dann Schmitts Verständnis der amerikanischen Monroe-Doktrin (1823) zu, um die Intention des Großraumbegriffs zu erörtern. Dabei tritt die Rivalität zwischen der amerikanischen und der deutschen Konzeption deutlich in den Vordergrund. (ICA2)
Ziel der diskursanalytischen Betrachtung von politischen Dokumenten (hierzu gehören: Pläne, Programme und Berichte in bildungs‐ und kindheitsrelevanten Politikfeldern) und des darin auftretenden Diskurses zum Thema gute Kindheit und Bildung ist es, sie daraufhin zu untersuchen, welche Vorstellungen/Wissensbestände von 'guter Kindheit' (und damit verbunden richtiger Erziehung und Bildung, guter Elternschaft, guter pädagogischer Arbeit in Bildungsinstitutionen) transportiert werden. Das Projekt beabsichtigt daher, die politisch hervorgebrachten Leitbilder einer frühen und öffentlich verantworteten 'Bildungskindheit' (vgl. Betz 2010) und ihre Konnotationen zu rekonstruieren. Ein Ausgangspunkt ist, dass die in den Dokumenten erzeugten Annahmen, Strategien und Maßnahmen einen weitreichenden Einfluss auf bildungspolitische Veränderungen und die Ausgestaltung der öffentlich verantworteten (Früh‐) Erziehung/Bildung haben, also soziale Prozesse aktiv mitgestalten, wie dies beispielhaft an der Implementierung der Bildungs‐ und Erziehungspläne oder der Initiierung von Elternbildungsprogrammen veranschaulicht werden kann (siehe auch Kapitel 4.3.2)). Weiter wird davon ausgegangen, dass diese wirkmächtigen Annahmen auch Einfluss auf die Strukturierung der Vorstellungen, Haltungen und Praktiken der sozialen Akteure haben, was es empirisch einzufangen gilt. Der Frage, ob und in welcher Art und Weise dies der Fall ist, inwieweit hier die sozial situierten im Sinne von milieuspezifisch unterschiedlich geprägten Vorstellungen 'guter Kindheit' mit den Vorstellungen in politischen Berichten korrespondieren und welche Bedeutung dies wiederum für die Reproduktion von Bildungsungleichheiten hat, soll [hier] explorativ nachgegangen werden. (DIPF/Orig.)