Das Johnson-Paradox: über die wirtschaftspolitische Rolle der Mittelschichten
In: Zeitschrift für Kultur-Austausch, Band 33, Heft 3, S. 312-324
ISSN: 0044-2976
Der Autor setzt sich mit der Johnson-Prognose (J.J. Johnson, 1958) über die politische Zukunft der Länder Argentinien, Brasilien, Chile, Mexico und Uruguay auseinander. In einer kritischen Erörterung überprüft er Johnsons These, nach der die Mittelschichten der Motor politischer, wirtschaftlicher und sozialer Modernisierung in Lateinamerika waren. Da die Realitäten (politischer Umsturz durch Militärputsch in fast allen diesen Ländern) Johnsons hoffnungsvolle Annahmen falsifizierten, sucht der Autor nach alternativen Erklärungsansätzen für die Entwicklung. Er kommt zu dem Ergebnis, daß das Problem des Verhältnisses von Mittelschichten und politischer Macht noch nicht ausreichend geklärt worden ist. In diesem Zusammenhang verweist er auf neuere Untersuchungen, in denen zwei historische Momente in der Entwicklung der Mittelschichten unterschieden werden: Aufstieg und Konsolidierung. In dieser Entwicklung werden Kompromisse mit jeweils anderen Schichten gemacht, in der ersten Phase mit der Unterschicht, in der zweiten mit der Oberschicht. Auf Grund der faktischen und begrifflichen Schwäche von Johnsons Argumentation warnt der Autor vor Prophezeiungen, die auf irreführenden Analogien mit entwickelten Ländern beruhen. (Ru)