Demokratie als Lebensform: Spinozas Kritik des Liberalismus
In: Die Macht der Menge: über die Aktualität einer Denkfigur Spinozas, p. 43-65
Der Verfasser analysiert vergleichend zwei Modelle in der politischen Theorie - den politischen Realismus und den politischen Moralismus, die sich durch ihre jeweilige Konzeptionalisierung des Verhältnisses von Norm und Praxis von einander unterscheiden. Er zeigt, dass das in der politischen Theorie der Gegenwart vorherrschende Paradigma des Liberalismus sich dem politischen Moralismus zuordnen lässt. Es wird die politische Theorie Spinozas als eine Theorie der Demokratie dargestellt, die jenseits von Kommunitarismus und Liberalismus angesiedelt ist. Spinozas Alternative wird als nicht kommunitaristisch, aber auch nicht anti-kommunitaristisch, als nicht-liberal, ohne anti-liberal zu sein, präsentiert. Es wird argumentiert, dass laut der politischen Theorie von Spinoza der Widerspruch zwischen der notwendig hierarchischen Struktur der Machtausübung in einem Herrschaftssystem und der egalitär strukturierten Macht der Menge bzw. des Volks durch demokratische Institutionen nur temporär aufgelöst werden kann und deswegen jede staatliche Ordnung stets von neuen transformieren wird. (ICG)