Verlagsinfo: Die Sechzigerjahre haben die Welt geprägt wie kein anderes Jahrzehnt der Nachkriegszeit. Zwischen den Großmächten USA und Sowjetunion herrscht der Kalte Krieg, in Berlin wird die Mauer gebaut, aufgrund der Kuba-Krise kommt es fast zum Atomkrieg und in Vietnam sterben Millionen von Menschen. Vielerorts kommt es zu Protesten - ein Hauch von Revolution liegt in der Luft. Für Daniel Cohn-Bendit, damals prominenter Studentenführer, später Grünen-Politiker und Abgeordneter im Europaparlament, war es »eine große, fantastische, verrückte Zeit«. Im Gespräch mit SPIEGEL-Redakteuren sagt er, »die moderne, offene Gesellschaft, wie wir sie heute in Europa haben, ist ohne unsere Revolte nicht zu verstehen«. Dabei spart er nicht mit Kritik an den damaligen Ideologen: »Wenn du die Bücher von Che Guevara liest über den neuen Menschen, kommt dir das Grausen.« Eine Schlüsselrolle spielt damals die Musik: Die Beatles begeistern wie keine Band zuvor Millionen von Menschen und werden Pioniere jener Kultur, die heute die Welt beherrscht - der Popkultur. Das Open-Air-Festival von Woodstock wird zur Legende und ist Höhepunkt der Hippie-Bewegung. Die sexuelle Befreiung erobert auch die deutschen Schlafzimmer, Fragen von Lust und Liebe werden jetzt öffentlich diskutiert. Wie sehr diese Jahre auch vom technischen Fortschritt geprägt sind, zeigt das US-Raumfahrtprogramm: Erstmals betreten zwei Menschen den Mond, es beginnt ein neues Zeitalter, auch in der Computertechnologie. Die in London lehrende Historikerin Christina von Hodenberg analysiert im Gespräch die Sprengkraft der Popmusik, den Wunsch nach mehr individueller Freiheit und die Missverständnisse der Studentenbewegung. »Der Mythos 68 bietet sich bis heute wunderbar an, um politische Konflikte zwischen links und rechts zu verorten.« Allerdings ist die Professorin überzeugt, »dass 68 nicht die Antriebskraft der Veränderungen war, sondern ein Ausdruck davon«.
Computerspiele sind ein wichtiger Bestandteil der digitalisierten Medienkultur der Gegenwart. Seit der Jahrtausendwende ist auch das wissenschaftliche Interesse an digitalen Spielen und ihrer lebensweltlichen Bedeutung gestiegen. Die Digital Game Studies sind interdisziplinär angelegt, und der vorliegende Sammelband vermittelt einen breiten Einblick in aktuelle Ansätze, Modelle, Methoden und Ergebnisse verschiedener beteiligter Fachdisziplinen. Spätestens seit den 1980er Jahren haben sich digitale Spiele in der Lebenswelt von Jugendlichen und jungen Erwachsenen ausgebreitet und so maßgeblich zur Verbreitung von Computertechnologie in privaten Haushalten beigetragen. Inzwischen werden digitale Spiele von Menschen fast aller Altersgruppen gespielt, sei es auf einem Smartphone, einer Spielkonsole, einem PC oder einem anderen Endgerät. In den Anfängen der Computerspielforschung standen häufig mögliche negative Wirkungen oder Begleiterscheinungen des digitalen Spielens im Fokus des Interesses. Seit der Jahrtausendwende hat sich die Forschung erheblich ausgeweitet, ausdifferenziert und auch konsolidiert. Die Digital Game Studies wenden sich z.B. den Spielen als kulturellen Artefakten, den Spielpraktiken als Alltagskulturen und den Spielenden als aktiv Handelnden im sozialen und gesellschaftlichen Kontext zu. Beteiligt an diesem Forschungsfeld sind u.a. Literatur-, Kultur- und Medienwissenschaft, Sozial-, Erziehungs- und Kommunikationswissenschaft, Design- und Kunstwissenschaft, Psychologie und Informatik etc. Der vorliegende Band vermittelt einen aktuellen und breit angelegten Einblick in das interdisziplinäre Feld der Digital Game Studies. Die Beiträge fokussieren im ersten Teil die Nutzung und die Nutzenden digitaler Spiele, und berücksichtigen dabei auch neuere technische Entwicklungen (wie VR-Games) und gesellschaftliche Rahmenbedingungen (Computerspiele in Corona-Zeiten). Im zweiten Teil stehen Fragen des Designs und der Analyse digitaler Spiele und ihrer Medialität im Mittelpunkt. Im dritten Teil schließlich werden soziale, gesellschaftliche und kulturelle Kontexte von Computerspielen untersucht. Das Ziel des Bandes ist zugleich, die spezifischen theoretischen und methodischen Ansätze der unterschiedlichen Fachdisziplinen zu illustrieren, mit denen sie sich den Spielen, den Spielenden und den Kontexten zuwenden.
In: Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede: Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, p. 1901-1910
"Als Anfang 2003 die Weltraumfähre Columbia wenige Minuten vor ihrer Landungauseinanderbrach, wurden schwere Vorwürfe gegen die NASA erhoben. Unter anderem habe, so die eingesetzte Untersuchungskommission, die mangelhafte interne Kommunikation der Weltraumbehörde zu dem Unglück geführt. Dafür symptomatisch sei die massenhafte Verwendung von PowerPoint-Präsentationen, welche geradebei komplexen Zusammenhängen interne Kommunikationsprobleme forciere. Gestützt wird diese These durch den Informationstheoretiker Edward Tufte, der PowerPoint-Präsentationen mit anderen Darstellungsformen verglich und so zu dem Ergebnis kam, dass das Computerprogramm seine Anwender dazu anhält, Inhalte zuverkürzen, Informationen zu zerstückeln und Zusammenhänge auseinander zureißen. Mit diesen Ausführungen redet Tufte PowerPoint-Gegnern das Wort, während die Freunde der Präsentationssoftware dem Professor für Statistik und Graphik-Design empört 'It's just a tool, man!' entgegenrufen. Diese Auseinandersetzung zwischen Kritikern und Befürwortern der Präsentationssoftware ist ein 'Abziehbild' der aktuellen techniksoziologischen Theoriediskussion, deren zentrale Frage darin besteht, ob Technologien selbst verfestigte Formen des Sozialen sind oder ob vor allem im Umgang mit Technologien deren soziale Bedeutung zu suchen ist. Eine integrierende Perspektive, die diese konkurrierenden Theoriestränge als einander ergänzende Perspektiven auffasst, ist Giddens' Theorie der Strukturierung. Diese besagt, dass Menschen sich in ihrem praktischen Handeln auf vorgelagerte Strukturenbeziehen, wobei sie in diesem Handeln wiederum Strukturen schaffen. Wanda Orlikowski war die erste, die in Anlehnung an Giddens Auswirkungen von Computertechnologien analysierte. Verbindet man nun zur Untersuchung von PowerPoint Orlikowskis Analyseraster mit den Thesen von Tufte, so geben die impliziten Merkmaledes Programms, die in PowerPoint-Handbüchern vermittelten Verwendungsformen und die in der Analyse der Folien festgestellten Interpretationsschemata Hinweise auf PowerPoint als 'Technology-in-Practice'. So lässt sich zeigen, dass sich PowerPoint-Nutzer in ihrem praktischen Handeln auf vorgelagerte Strukturen beziehen und in diesem Handeln wiederum Regeln und Ressourcen der Verwendung(re)produzieren, die zur verkürzten Darstellung von Inhalten beitragen. Die Pauschalaussage 'PowerPoint makes you dumb' ist dann sicherlich nicht zu halten - eins wird jedoch auch klar: 'It's not just a tool, man!'" (Autorenreferat)
Frühe Mikrocomputer der sogenannten 8- und 16-Bit-Ära (1975–1985) sind aus verschiedenen Gründen wichtige Objekte der Hardware- und Softwareehaltung: Die heutige Hard- und Softwareindustrie wurde auf diesen Maschinen aufgebaut (insbesondere Computerspiele und Bürosoftware), populäre Computermagazine, Bücher, Benutzergemeinschaften und die Privatisierung der Computertechnologie sind eng mit dieser Technologie verbunden. Die Be- wahrung findet nicht nur in professionellen Umgebungen (Museen, Archiven) statt, sondern auch im privaten Umfeld von Sammlern, Hobbyisten, Retro- Computer-Clubs und Reparatur-Cafés. Die Methoden und Werkzeuge, die von diesen Hobbyisten verwendet werden, unterscheiden sich erheblich von denen professioneller Praktiken – nicht nur wegen des (meist autodidaktisch erworbenen) Hintergrunds, sondern auch wegen der unterschiedlichen Zielsetzung: Hobbyisten reparieren alte Computer nicht nur, um sie wieder in Betrieb zu nehmen, sondern auch, um einen Einblick in 'Teilbereiche' des technikhistorischen Wissens zu erhalten. Das Ergebnis solcher Reparaturprozesse sind also neue Informationen über (vermeintlich) bekannte Objekte. Dieses Wissen wird an andere Bastler weitergegeben, um es zu nutzen, zu überarbeiten und/oder zu erweitern. Im Jahr 2019 erhielt das Signallabor am Institut für Musik- und Medienwissenschaft (an der Berliner Humboldt-Universität) 15 defekte Mikrocomputersysteme, die für eine bevorstehende operative Ausstellung im Berliner Humboldt-Forum im Jahr 2021 repariert werden sollten. Die Computer (aus der Sammlung des Center for Applied Statistics and Economics) reichten von selbstgebauten Einplatinen- und Heimcomputern aus der DDR über frühe Commodore-Heimcomputer aus den 1970er Jahren, CP/M- und MS-DOS-Systeme aus den 1980er Jahren bis hin zu UNIX-Workstations aus den frühen 1990er Jahren. Die Computer wurden von Studierenden des Studiengangs Medienwissenschaft mit Hilfe der Retro-Computing-Community (Berliner Vereine und Bastler, Internet-Diskussionsforen, Facebook usw.) repariert. Ihnen ist es gelungen, fast alle Computer zu reparieren und Software für die geplante Ausstellung darauf zu installieren. Unser Beitrag wird anhand konkreter Beispiele aus dem Reparaturprozess zeigen, wie die hobbymäßige Konservierung altes und neues Wissen aus Archiven und Communities nutzt, moderne Technologie in alte Hardware implementiert und unkonventionelle Werkzeuge, Materialien und Praktiken zur Reparatur einsetzt. Das aus diesem Prozess gewonnene Wissen wird als 'Epistemologie der Bewahrung' diskutiert, die eine medienwissenschaftliche Theorie (und Kritik) der Computergeschichte unterstützt, in der die 'historischen' Objekte gegenwärtig sein müssen, um vollständig als Medien verstanden zu werden.
1\. Einleitung 1 1.1. Wer gestaltet Computertechnologien? 1.2. Vorüberlegungen zur Ethnografie 9 1.3. Begriffsklärungen 13 1.4. Aufbau der Arbeit 15 2\. Einführung ins Forschungsfeld FLOSS-Communities 17 2.1. FLOSS-Communities als Teile einer Szene 17 2.1.1. Zum sozioökonomischen Hintergrund von FLOSS- Entwickler_innen 19 2.1.2. Die Rolle von Privatwirtschaft und Stiftungen in der Szene 23 2.1.3. Kooperation und interne Strukturen von FLOSS-Projekten 25 2.1.4. Anliegen und ,Philosophie' von FLOSS-Communities 27 2.1.5. Die Verbindung von Anerkennung und Geschlecht 29 2.1.6. Lokale User Groups als Anlaufstellen 34 2.1.7. Community-Events als Vernetzungstreffen der Szene 36 2.2. Der historische Wissensbestand von FLOSS-Communities 40 2.2.1. Die Entstehung des Internet 40 2.2.2. Die Entstehung des Softwaremarktes 41 2.2.3. Kämpfe um die "Freiheit" von Software 44 2.2.4. Kurze Reflexion 46 3\. Theoretischer Zugang: Einführung in Bourdieus Praxistheorie 49 3.1. Eckpunkte für die Konzeptionalisierung des Forschungsfeldes 52 3.1.1. Bourdieus Feldbegriff 52 3.1.2. Die Reproduktion von Feldern über die Kapitalverteilung 54 3.2. Anhaltspunkte für die Untersuchung von Praxis 58 3.2.1. Die Strukturierung der Praxis durch den Habitus 59 3.2.2. Distinktion: Die Herstellung von Unterschieden über Stil 61 3.3. Theoretisch informierte Reformulierung der Forschungsfragen 63 4\. Eine Sprache sprechen 65 4.1. Mitreden und mitlachen können 66 4.2. "Das ,s' steht für Schäuble" — Humoristisches Sprechen über Politik 73 4.3. Exkurs: Linux als politisches Projekt? 74 4.4. Vergeschlechtlichte Stereotype und sexistische Witze 84 4.5. Empirische Zwischenergebnisse 92 4.6. Theoretische Reflexion: Fachsprache und Humor als Voraussetzung für Teilhabe 93 5\. Informelles Lernen in Linux User Groups 95 5.1. Annäherung an LUG-Treffen 97 5.2. Durch technischen Support "der Community etwas zurückgeben" 99 5.2.1. Hilfesuche als Herausforderung im informellen Kontext 99 5.2.2. Vorwissen und Annahmen über Vorwissen 106 5.2.3. Learning by doing or ...
"Ein Leben ohne Computertechnologie ist für die meisten Menschen heutzutage kaum mehr vorstellbar. Trotz universaler Verbreitung des Computers in unterschiedlichsten Arbeits- und Freizeitbereichen, trotz Zugangsmöglichkeiten breiter Schichten der Gesellschaft zu dieser Technologie deuten Ergebnisse empirischer Studien an, dass die Computerdomäne wie andere Technikdomänen weit gehend Interessens- und Arbeitsgebiet von Männern ist. Die Mehrzahl der Frauen weist überwiegend eine negative Einstellung zum Computer auf (Dambrot et al., 1985) und lehnt den Computer und seine Benutzung ab (Metz-Göckel et al., 1991; Schiersmann, 1987). Auch neuere Studien belegen diese geschlechtsspezifischen Unterschiede in Einstellung und Zugang zum Computer (vgl. dazu Collmer, 1997; Durndell & Thomson, 1997; Geser & Stocker, 1998; Konerding, 1999; Whitley, 1997). In einer Untersuchung von Bamberger (1994) beispielsweise wies über die Hälfte (53 %) der befragten Psychologiestudentinnen keine Computererfahrung auf, was nur in 22 % der männlichen Befragten zutraf. Ebenfalls werden für Jugendliche empirische Geschlechtsunterschiede in der Computereinstellung (Brosnan,1999; Brosnan & Lee, 1998; Rosen, Sears & Weil, 1987), der Computererfahrung (Ogletree & Williams, 1990), dem Computerbesitz (Heppner et al., 1990), der Computernutzung (Bannert & Arbinger, 1996) und dem Computerinteresse (Shashaani,1997) berichtet, wobei in all diesen genannten Variablen die Jungen den Mädchen voraus sind. Über die Ursachen dieser Computerdistanz von Mädchen und Frauen kann bisher nur spekuliert werden. Ein theoretischer Ansatz bezieht sich auf das Geschlechtsrollenschema, das als ein Teil des Selbstkonzepts - einer vielfältigen Gedächtnisstruktur, in der Wissen über die eigene Person repräsentiert ist - verstanden wird. Das Geschlechtsrollenschema beinhaltet mentale Repräsentationen maskuliner und femininer Eigenschaften und Verhaltensweisen einer Person. Markus et al. (1982) postulieren, dass sich alle Menschen maskuline und feminine Eigenschaften zuschreiben, jedoch in interindividuell unterschiedlichem Mischverhältnis. Diese mehr oder weniger extrem ausgeprägten femininen oder maskulinen Selbstdefinitionen beeinflussen die Verarbeitung und Bewertung von Informationen. Demnach kann vermutet werden, dass auch die Einstellung zum Computer sowie die Verarbeitung von Informationen über dieses Medium von solchen Selbstdefinitionen geprägt sein könnte. In den folgenden Darstellungen wird der Frage nachgegangen, ob bestimmte Aspekte des Geschlechtsrollenschemas von Frauen die Computereinstellung bestimmen. Es wird eine empirische Studie vorgestellt, die zwei Ziele verfolgte: erstens sollte der Einfluss des Geschlechtsrollenschemas von Frauen auf die Computereinstellung untersucht und zweitens die Potenziale des Geschlechtsrollenschemas, die Einstellung in positive Richtung zu ändern, überprüft werden. Den theoretischen Ausgangspunkt dieser Studie bilden dabei Modelle des Selbstkonzepts nach Schründer-Lenzen (1994), Hannover (1994, 1997a), Bem (1974, 1975, 1981) und Spence und Helmreich (1978). Darüber hinaus wird auf die Assimilations-Kontrast-Theorie zur Einstellungsänderung von Sherif und Hovland (1961; zitiert nach Upmeyer,1985) Bezug genommen." (Autorenreferat)
Harro Segeberg: »Kaputte Technik«. Zum Abschied von der Perfektion der Technik Sektion I: Modelle der Technik- und Mediengeschichte Wolfgang Ernst: Der medienarchäologische Blick Dierk Spreen: Die mediale Erfindung der Gesellschaft. Genealogie als soziologische Methode Wolfgang König: Telegraphie, Telefonie, Funk. Kommunikation und Technik im 19. Jahrhundert Christian Filk: Computerunterstützte kooperative Wissenskommunikation. Versuch eines Beschreibungsmodells technischer und nichttechnischer Faktoren Thomas Meder: Authentizität durch Technik. Eine kleine Typologie des Verschwindens in der zweiten Moderne Norbert M. Schmitz: Der mediale Austritt aus der Geschichte. Anmerkungen zum Zeitdiskurs der Medientheorie Thomas Hensel: »SAY HELLO TO PEACE AND TRANQUILITY«. Zu Theorie und Archäologie der Schöpfung künstlicher Welten Sektion II: Analoge Medien Renke Siems: Autorschaft als Medientechnik. Der Publizist Kurt Tucholsky im Medienkontext Heinz Hiebler: Weltbild »Hörbild«. Zur Formengeschichte des phonographischen Gedächtnisses zwischen 1877 und 1929 Knut Hickethier: »Das Wunder der Technik«. Die Genese eines Mediums durch die Erprobung anderer Medienparadigmen: das Fernsehen zwischen Telegrafie, Tonfilm und Radio Bernhard J. Dotzler: Computer und Fernsehen: Multimedialität nach Herman Hollerith Deac Rossell: The use and mis-use of technological argument in media history Karl Prümm: Das schwebende Auge. Zur Genese der bewegten Kamera Corinna Müller: Tonfilm – eine audiovisuelle ›Revolution‹? Andrzej Gwózdz: Der Film auf der Suche nach den Medien. Eine Kulturtechnologie im Jahrzehnt zwischen 1925 und 1935 Hans Krah: Technik, Farbe, Wirklichkeit. Der Diskurs um Farbe und die deutschen Farbfilme 1941–45 James zu Hüningen/Hans J. Wulff: Rückprojektionen: Synthetische Bilder, perzeptueller Realismus, ästhetische Erfahrung Joachim Paech: Der andere Film – der Film des (der) Anderen im Film Ursula von Keitz: Zwischen Welten. Zur Funktion postfilmischer ›Medien‹ im Kino der 90er Jahre Sektion III: Digitale Medien Jens Schröter: Technik und Krieg. Fragen und Überlegungen zur militärischen Herkunft von Computertechnologien am Beispiel des Internets Hans J. Kleinsteuber: Radio und Radiotechnik im digitalen Zeitalter Frank Schätzlein: Von der automatischen Senderegie zum Computer Integrated Radio. Entwicklung und Perspektiven der Digitalisierung des Hörfunks Carsten Winter: Digitalisierung des Fernsehens? Zur Notwendigkeit einer antireduktionistischen Erforschung von Medienentwicklung im Kontext von globaler technischer Kommerzialisierung und Konvergenz Markus Stauff: Premiere World – Digitales Fernsehen, Dispositiv, Kulturtechnologie. Anmerkungen zur Analyse gegenwärtiger Medienkonstellationen Joan Kristin Bleicher: Technik und Programm. Vom Einfluss der Digitalisierung auf die Programmgestaltung im Fernsehen Rüdiger Maulko: Über Strichzeichnungen und 3D-Artisten. Zur Technikgeschichte digitaler Fernsehbildgestaltung Britta Neitzel: Computerspiele(n): Medium oder (Kultur-)Technik?
Aus der Einleitung: Das Thema ist sehr aktuell wie in der Makro- als auch in der Mikroebene für die Ukraine, die in der Konzession der Wirtschaftsreformen ist. Ohne der sicheren Prognostizierung ist es unmöglich, die Resultate der außenpolitischen Tätigkeit richtig zu bewerten, die einträglichen und aufwendigen Teile vom Budget zu planen, Export- und Importpreise zu bestimmen, eine effektive Währungspolitik erarbeiten, welche dem Interessenschutz der Ukraine dient. Die verschiedenen Finanzinstitute, die unterschiedlichen Machtorgane und die kommerziellen Strukturen haben häufig dem Bedürfnis nach sicheren Informationen hinsichtlich des Verhältnisses der Wechselkurse in der kurzfristigen, als auch in der langfristigen Periode. Zur Prognostizierung des Währungskurses ist es derzeit notwendig, die ständigen Schwingungen auf dem weltweiten Währungsmarkt, die große Anzahl der Faktoren, welche den Kurs der Währung beeinflussen, ihre Unbestimmtheit, der Mangel der eindeutigen analytischen Abhängigkeiten zwischen den Eingangs- und Ausgangsparametern der Modelle zu verwenden. Dies alles beschreibt die erhebliche Komplexität der Aufgaben, die mit der Prognostizierung des Kurses der nationalen Währung der Ukraine verbunden sind. Zugleich ermöglichen die modernen Computertechnologien das Niveau der analytischen Vorhersage der komplizierten Wirtschaftsprozesse, einschließlich der Prognostizierung des Währungskurses, wesentlich zu erhöhen. Weltweit ist eine vermehrte Nutzung dieser Technologien zu bemerken. Aktualität des Themas: Seit einiger Zeit finden die Methoden der Modellierung, die sich auf der Theorie der Fuzzy- Logik stützen, Verwendung und ermöglichen das Niveau der Prognostizierung der Währungskurse auf qualitativ neue Ebene zu heben. Es ermöglich wesentlich die effektive Tätigkeit der Ökonomen von der Prognostizierung dieser oder jener Wirtschaftsprozesse zu verstärken. Im Laufe und Entwicklung dieser Arbeit haben die neuesten Methoden der Modellierung für die Prognostizierung des Währungskurses Anwendung gefunden, was die Forschungen des angegebenen Problems aktuell und perspektivisch macht. Das betrifft die Probleme der makroökonomischen Prognostizierung des Währungsmarktes der Ukraine. Der Währungskurs ist der Preis, indem eine Geldeinheit von einem Staat in einer Geldeinheit des anderen Staates abgebildet ist. Die Währungskurse beeinflussen die Wirtschaft eines Staates durch die Auswirkung auf das Niveau der Preise und der Entwicklung des Staates. Deswegen sind die Forschungen auf dem Gebiet der Prognostizierung der Kurse ganz aktuell. Ziel und Aufgabe der Forschung: Ausgehend von der Richtung der Forschungen ist es notwendig folgende Aufgaben zu lösen: - Die Faktoren die den Währungskurs in der Ukraine bilden zu finden und diese zu beschreiben. Den Einfluss des menschlichen Faktors in dem Prozess der Prognostizierung zu analysieren. - Das allgemeine mathematische Modell der Währungskursprognostizierung und die Strukturmodell mit der Berechnung den verschiedenen qualitativen und quantitativen Faktoren unter Berücksichtigung der Fuzzy-Logik zu erarbeiten. Die Vorteile dieser Methode werden in der Arbeit betrachtet. - Die Methodik der Modellierung und Prognostizierung, sowie den Algorithmus des Modells, auszuarbeiten. - Die Überprüfung des Modells durchzuführen und die Parameter des Modells zu optimieren. - Mit dem Modell die kurzzeitige Prognose des Währungskurses durchzuführen. Methoden der Forschung: Die methodologische Grundlage der Arbeit stellen die wissenschaftlichen Methoden dar: die dialektische Methode der wissenschaftlichen Erfahrung, die Methode der Analyse und die Synthese, die vergleichenden und wirtschaftsmathematischen Methoden, die Methoden der Verallgemeinerung der Daten, die Modellierung der Wirtschaftsprozesse, die statistische Analyse der Dynamik und der Tendenzen des modernen Währungsmarktes der Ukraine, der Theorie der Fuzzy-Logik mit der Anwendung der Elemente der Reflexivitätstheorie. Praktische Bedeutung der erhaltenen Resultate: Praktische Bedeutung der Arbeit beruht auf der Möglichkeit der Prognostizierung des Währungskurses in Abhängigkeit von der konkreten wirtschaftlichen Situation die auf dem Währungsmarkt zu einem bestimmten Zeitpunkt gegeben ist. Die Verwendung der erhaltenen Ergebnisse für die praktischen Entscheidungen auf dem Gebiet der Währungsregelung welche auf der Makroebene zu treffen sind.Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis: 1.Aufgabenstellung und Zielsetzung1 2.Einleitung2 2.1Aktualität des Themas.2 2.2Ziel und Aufgabe der Forschung3 2.3Methoden der Forschung3 2.4Praktische Bedeutung der erhaltenen Resultate4 3.Die aktuelle Zustandsanalyse der Modellierung der Wirtschaftsprozesse in der Ukraine5 3.1Die Analyse der Modelle der Prognostizierung der Makrowirtschaftskennziffern5 3.2Die Analyse der Klassifikationen der Einflussfaktoren auf den Währungsmarkt und die Forschung der Konzeptionen und seiner Modelle11 3.3Die Vergleichsanalyse der mathematischen Methoden für die Lösung der Aufgabe der Prognostizierung des Währungsmarktes25 3.4Die Nutzung der Theorie der Reflexivität für die Verbesserung der Modellierung der Wirtschaftsprozesse33 Schlussfolgerungen zum Kapitel39 4.Die Forschung der Eigenschaften und den Faktoren des Währungsmarktes in der Ukraine40 4.1Die Faktoren der Gesetzmäßigkeit und die Probleme der Währungskurse40 4.2Die Forschung der Prozesse der Erzeugung des Währungsmarktes42 4.2.1Die qualitativen Hauptfaktoren, welche den Währungskurs bilden52 4.3Die Forschung der Reflexionsprozesse auf dem Währungsmarkt60 4.4Die Verallgemeinerung der Eingangsinformation für die Modellierung64 Schlussfolgerungen zum Kapitel66 5.Die Entwicklung und die Forschungen des mathematischen Modells der Prognostizierung des Währungskurses68 5.1Die Entwicklung der Struktur vom Modell des Währungskurses in der Ukraine68 5.2Die Formalisierung der Terme und die Forschung der Zugehörigkeitsfunktionen78 5.3Die Konstruktion und die Prüfung von Fuzzy-Wissensdatenbanken85 5.4Defuzzyfizierung der Ausgangsvariablen des Modells. Die Entwicklung der Fuzzy-Gleichungen des Modells der Prognostizierung des Währungskurses89 5.5Die Forschung der Güte der Modelle auf Grund der Fuzzy-Logik und das Einrichten mit Hilfe des genetischen Algorithmus.98 5.6Die Prognostizierung des Währungskurses in der Ukraine109 5.7Das System zur Unterstützung der Annahme der Lösungen auf dem Währungsmarkt111 Schlussfolgerungen zum Kapitel114 6.Schlussfolgerungen zu der Arbeit115 Abkürzungsverzeichnis119 Literatur und Quellenverzeichnis120Textprobe:Textprobe: Kapitel 3, Die aktuelle Zustandsanalyse der Modellierung der Wirtschaftsprozesse in der Ukraine: Die Analyse der Modelle der Prognostizierung der Makrowirtschaftskennziffern: Die Methode der Wirtschaftsmodellierung fordert für sich eine besondere Aufmerksamkeit, deren Entwicklung bezüglich der Prognostizierung besondere Sorgfalt bedarf. Die Schwierigkeiten der Anwendung der Methode der Modellierung im Rahmen der Prognostizierung begründen sich in der Komplexität der Struktur der wirtschaftlichen Entwicklung und bewirken, das nicht das einheitliche Modell, sondern das System der Methoden und der Modelle zu benutzen, die mit einer bestimmten Hierarchie und Reihenfolge charakterisiert sind. Die Anwendung der mathematischen Methoden stellt eine notwendige Bedingung für die Entwicklung und die Nutzung der Methoden der Prognostizierung dar, welche die hohen Forderungen zur Begründung, der Wirksamkeit und der Rechtzeitigkeit der Prognosen der Wirtschaftsprozesse gewährleistet. Das Mittel des Lernens der Gesetzmäßigkeiten der Entwicklung der Wirtschaft ist das wirtschaftsmathematische Modell. Es stellt das System der formalisierten Verhältnisse dar, welche die Hauptwechselbeziehungen der Elemente beschreiben, woraus sich das Wirtschaftssystem bildet. Die mathematische Beschreibung der untersuchten Prozesse des Modells kann auf zwei breiten Klassen, analytisch und algorithmisch, erfolgen. In den analytischen Modellen werden die Prozesse des Funktionierens des Wirtschaftssystems in Form von den algebraischen Ausdrücken, den Gleichungssystemen und den Systemen der Beschränkungen der Variablen gegeben. Diese Modelle sind geeignet für die Forschung. Ihre Anschaulichkeit, ihre mathematische Struktur und die Ergebnisse der Modellierung sind leicht analysierbar und interpretierbar. Die algorithmischen Modelle vereinigen in der Struktur die traditionellen mathematischen Formen der Beschreibung der Prozesse mit den logischen und logisch-heuristischen Verfahren. Solche Modelle sind die algorithmenweise gegebenen Funktionen, deren komplizierte Struktur nicht der direkten Analyse unterstellt ist. Die ökonometrischen Modelle teilen sich auf, in exogen und endogen. Der exogene Faktor im Modell kann für den Währungsmarkt das Niveau des Indexes Dow Jones bedeuten; im endogenenen Bereich, das Niveau der Inflation im Land. Als das Hauptinstrument der Prognostizierung der Wirtschaftsprozesse treten die Imitationsmodelle auf. Diese Klasse ist eine Gesamtheit der Modelle des Steuerungssystems und des Funktionierens der vollziehenden Elemente, bei denen die Funktionen der Verwaltung und der Koordination der zielgerichteten Tätigkeit der Elemente und der Systemgruppen die Experten erfüllet werden. Es ist üblich, solche ökonometrische Modelle zu unterscheiden: die Faktoriellen, die Strukturellen und die Kombinierten Modelle. Die wirtschaftsmathematischen Modelle werden bei der Zusammenstellung der Wirtschaftsprognosen auf dem Makrowirtschaftsniveau breit verwendet. Zu solchen Modellen gehören die einfaktoriellen- und multifaktoriellen Modelle der Modellierung der Währungskurse, des Wirtschaftswachstums, des Modells der Verteilung des Nationaleinkommens, das Modell der wachsenden Wirtschaft, die Netzmodelle, den Modell der Verteilung des Gehaltes und der Einkünfte usw. Die Besonderheit der Makrowirtschaftsprozesse besteht darin, dass sie einen statischen Charakter haben und die bedeutende Beständigkeit, die es zulässt, die wichtigsten Tendenzen der Entwicklung offen zu legen, und zum anderem, fehlen auf dem Makrowirtschaftsniveau die konkreten technologischen Wechselbeziehungen, infolge dessen der Wert der technisch-ökonomischen Informationen merklich sinkt. Die Makrowirtschaftsmodelle bestehen aus der großen Menge der Gleichungen, jede beschreibt eine Seite der Wirtschaftentwicklung. Sie stützen sich auf den Annahmen über die möglichen Veränderungen der Geld-, Haushalts- und Steuerpolitik, das Niveau der Preise für die Energieträger, die ins Modell wie die äußerlichen Variablen eingeführt werden. Dabei ist es nötig zu beachten, dass der Wert solcher Prognosen vollständig von der Richtigkeit der Voraussagen und der Dynamik der äußerlichen Variablen abhängt. Die Auswahl der Modelle der Prognostizierung der Makrowirtschaftskennziffern hängt von den Kriterien der Optimierung und des Erhaltens der besten wünschenswertesten Ergebnisse ab. Im Laufe der Entwicklung der Prognose fehlt sehr viel der nötigen Information, welche mittels der Nutzung der Methoden kompensiert wird. Infolge der Anwendung erschließt sich das Wissen über die Wahrscheinlichkeit der Realisierung jeder konkreten Variante des Ereignisses. Dazu werden die logische Analyse der Situation, die Schlussfolgerungen der Experten, verschiedene Wahrscheinlichkeits- und Gruppenmethoden, in Anbetracht der Minimierung der Fehler der Prognose verwendet. Unter anderem ist bei der Experteneinschätzung für die Prognostizierung neben den statistischen fachbezogenen Informationen, auch die Erfahrung und die Intuition des Wissenschaftlers zu beachten, welche seine Aussagen beeinflussen. Der Währungsmarkt ist eine Gesamtheit der Wirtschafts- und Organisationsformen, die mit dem Kauf oder dem Verkauf der Währungen verschiedener Länder verbunden sind. Zu seinem Bestand kann man die Systemgruppen der Währungsmechanismen, die Rechtsnormen und die Institute, welche sie auf den nationalen und internationalen Niveaus zeigen, und der Währungsbeziehungen, unter denen ist zu verstehen die Verwirklichung der internationalen Berechnungen, Kredit- und anderer geldlicher Operationen, welche auf den Erwerb oder den Verkauf von den physischen und juristischen Personen gerichtet sind, darstellen, bringen. Unter Berücksichtigung der Forderungen, die zur Prognostizierung des Währungskurses, wie der Hauptkennziffer der Tätigkeit des Währungsmarktes, in der Ukraine heraustreten, sind Hauptprinzipien zu wählen: - Das Prinzip des Ziels als eine der führenden Voraussetzungen für die komplizierten dynamischen Systeme. - die Wissenschaftlichkeit, Im Sinne der Begründung der Prognosen unter Berücksichtigung der objektiven Gesetzmäßigkeiten der Währungsveränderungen im Staat. - das Systemprinzip, welches die Wirtschaft wie das einheitliche Objekt und gleichzeitig wie die Gesamtheit bezüglich der selbständigen Blöcke betrachtet. - das Prinzip der Bilanz, die Übereinstimmung der Merkmale. - das Prinzip der Angemessenheit, die Qualität der Prognose. - das Prinzip der Alternative, die möglichen Währungsveränderungen in der Wirtschaft. Des Weiteren ist die Definition der Hauptfunktionen der Wirtschaftsprognostizierung nötig: - die wissenschaftliche Analyse der Wirtschafts-, sozialen, wissenschaftlich-technischen Prozesse und Tendenzen. - die Forschung der objektiven Entwicklung der Wirtschaftsprozesse in den konkreten Bedingungen in einer bestimmten Periode. - die Schätzung des Objektes der Prognostizierung. - die Aufspürung der Alternativen der Entwicklung der Wirtschaftsprozesse und der sozialen Entwicklung. - die Ansammlung des wissenschaftlichen Materials für die begründete Auswahl bestimmter Lösungen. Zurzeit sind mehr als 200 verschiedenen Methoden der Prognostizierung vorhanden, aber Verwendung finden in der Praxis nur 15 bis 20 Methoden.
Inhaltsangabe: Einleitung: 'Gentlemen, you can't fight in here… This is the War Room'! (President Merkin Muffley). Ausgangssituation und Forschungsanlass: Im Zuge des Seminars Eskalation: Medien und Krieg unter der Leitung von Herrn Mag. Dr. Brandstetter wurde der Schlieffenplan (siehe Kapitel 3.1) auf medientechnische Aspekte hin beleuchtet und als der historisch erste War Room gehandelt. In diesem Zusammenhang wurde zudem auf die im Allgemeinen äußerst karge Quellenlage bezüglich War Rooms verwiesen. Ob sich der genannte Sachverhalt für ein Diplomarbeitsthema eignen sollte, wurde erst im Laufe dieser Arbeit geklärt. Wie spärlich die Quellen tatsächlich waren bzw. sind, eröffnete sich dem Autor der vorliegenden Arbeit im Rahmen seiner Recherchetätigkeit, welche sich größtenteils als buchstäbliche Spurensuche entpuppte. Nach anfänglich fehlendem Erfolg mit verschiedenen Literaturdatenbanken wurde schließlich eine Forschungsreise nach London zum renommierten Cabinet War Rooms and Churchill Museum angetreten. Die Nachricht über einen museumsinternen 'Bookstore' ließ das Autorenherz umso höher schlagen. Die Freude, endlich den 'heiligen Gral' für War Room-Literatur gefunden zu haben, währte allerdings nicht lange. Vor Ort musste letztlich zur Kenntnis genommen werden, dass der Buchladen des Cabinet War Rooms Museums – neben der Ausstellungsbroschüre – bloß ein einziges Buch über War Rooms führte: ein Kinderbuch, überwiegend bestehend aus handgezeichneten Bildern und Sprechblasen, wie diese eben auch aus Comics bekannt sind. Der Autor behält sich vor, dieses Werk zu zitieren. Anstatt sich entmutigen zu lassen, fühlte sich der Autor umso mehr darin bestärkt, augenscheinlich Neuland zu betreten. Und dies erst recht in Anbetracht dessen, dass die heute vorherrschenden geopolitischen Verhältnisse folgenschwere Entscheidungen widerspiegeln, die in War Rooms getroffen wurden. Spielten die Cabinet War Rooms (CWR) (Kapitel 3.2) eine enorm wichtige Rolle für den Ausgang des Zweiten Weltkrieges, so hatte zuvor der Schlieffenplan (Kapitel 3.1) den anfänglichen Verlauf des Ersten Weltkrieges maßgeblich bestimmt. Immerhin bezeichnet Keegan letzteren als 'das wichtigste Regierungsdokument, das im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts überhaupt verfasst wurde'. Gegen Ende des 20. Jahrhunderts wurde das aus dem militärischen Kontext stammende War Room-Konzept von gänzlich anderen gesellschaftlichen Bereichen übernommen: Sowohl im politischen als auch wirtschaftlichen Kontext finden sich vielerorts entsprechende Anleihen oder sogar vollständige Adoptionen. Warum also gestaltet sich die Quellenlage über vergangene und gegenwärtige militärische Entscheidungszentren so dermaßen dünn? Die Ursachen hierfür liegen vor allem im hohen Grad an Geheimhaltung, der sich gerade eben auf die erwähnte große Bedeutung zurückführen lässt. Hetzler zeigt dies anhand der im Zweiten Weltkrieg entwickelten British War Rooms: 'Innerhalb kürzester Zeit wurden in Grossbritannien mehrere War Rooms an geheimen Plätzen eingerichtet, aus denen die Verteidigung des britischen Luftraums gesteuert wurde. Diese War Rooms blieben auch nach der Beendigung des Zweiten Weltkrieges aktiv. Ihre Existenz, ihre Orte, die Einrichtung und die Prozesse in diesen War Rooms waren aufgrund der latenten Angriffsgefahr im Kalten Krieg weiterhin streng geheim. Erst nach 1990 haben sich britische Hobby-Archäologen mit diesen Relikten des Kalten Krieges beschäftigt: Sie haben die Standorte der War Rooms ausfindig gemacht und die mittlerweile verfallenen Räume in teils illegalen, teils genehmigten Aktionen besucht und dokumentiert. Fotos aus dem Zweiten Weltkrieg und rudimentäre Schilderungen lassen teilweise Rückschlüsse auf die Einrichtung und Funktionsweise der britischen War Rooms zu'. Eine genauere Analyse des Aufbaus heutiger War Rooms (siehe Kapitel 3.3) und der darin ablaufenden Prozesse gestaltet sich dementsprechend schwierig. Für das geschichtliche Beispiel des Schlieffenplans ergibt sich erschwerend, dass das Archiv des Generalstabs während des Zweiten Weltkrieges bombardiert und dabei fast alle Originalquellen vernichtet wurden. Immerhin wurden die Cabinet War Rooms der Öffentlichkeit frei zugänglich gemacht. Allerdings geschah dies erst im Jahre 1984, 39 Jahre nach deren Betriebseinstellung. Den Forschungsanlass für diese Arbeit bildet somit die Asymmetrie zwischen historischer Bedeutung und Quellenlage in Bezug auf die Thematik von War Rooms im Allgemeinen. Neben der ausgemachten geschichtlichen Entwicklung dieser, setzt sich die vorliegende Arbeit auch mit deren gegenwärtigen sowie möglichen zukünftigen Gebrauch auseinander. Forschungsfrage und Zielsetzung: Aus der Tatsache heraus, dass es zum spezifischen Thema War Rooms nahezu keine literarischen Quellen gibt, sollte das Thema auf die philosophischen Grundaspekte Räumlichkeit, Zeitlichkeit und Medien hin untersucht werden. Hierfür wurde zuerst folgende Forschungsfrage entwickelt: Wie haben sich die den War Room konstituierenden Medien und Konzeptionen von Räumlichkeit sowie Zeitlichkeit im Laufe der Geschichte entwickelt? Allerdings zeigte sich der dabei zustande kommende direkte Blick auf das Thema, ein Blick von außen in den War Room hinein, aufgrund fehlender Literatur als ungeeignet. Das Kapitel über die historische Entwicklung der Idee des Feldherrn (Kapitel 2), welches in den ersten Konzeptentwürfen noch als hinführendes bestimmt gewesen war, barg einen weit passenderen Zugang in sich. Da es sich beim Feldherrn um die zentrale Person eines War Rooms handelt, richtet sich auch dessen grundsätzlicher Aufbau nach seinen Anforderungen. Durch die Augen des Feldherrn schauend, eröffnete sich ein Blick vom Inneren des War Rooms nach außen. Infolgedessen wurde die Forschungsfrage neu gestellt und lautet nun endgültig: Wie haben sich die den War Room konstituierenden Medien und Konzeptionen von Räumlichkeit sowie Zeitlichkeit anhand von Handlungsoptionen und Wahrnehmungsweisen des Feldherrn im Laufe der Geschichte entwickelt? Somit versteht sich das Hauptziel dieser Arbeit in einer Aufarbeitung zum einen der Ursprünge und zum anderen der historischen Weiterentwicklungen der Konzeption von War Rooms. Darüber hinaus erfolgt eine kritische Analyse der philosophischen Grundaspekte Medien, Räumlichkeit und Zeitlichkeit in Bezug auf War Rooms. Vorgehensweise und Methodik Der Aufbau der vorliegenden Arbeit setzt sich aus folgenden drei Teilen zusammen: erstens, die Nachzeichnung der historischen Entwicklung der Idee des Feldherrn anhand einer vierteiligen Feldherrntypologie (Kapitel 2). Zweitens, die Anführung von drei bedeutsamen historischen Beispielen für War Rooms, die jeweils einem Feldherrntyp entsprechen (Kapitel 3). Drittens, die Analyse der zuvor herausgearbeiteten Feldherrnstufen hinsichtlich Medialität, Räumlichkeit und Zeitlichkeit (Kapitel 4). Diese Einleitung (Kapitel 1) lässt durch einen Aufriss der Ausgangssituation und des Forschungsanlasses, zuzüglich einer Darlegung der sich daraus ergebenden Forschungsfragen und des Forschungsziels, einen Grobüberblick über die Diplomarbeit zu. Wie oben erwähnt, fächert sich der erste Hauptteil (Kapitel 2) in vier Abschnitte auf, die jeweils einem Feldherrntyp gewidmet sind. Dabei orientierte sich die chronologisch aufgebaute Typologisierung an folgenden Leitfragen: Was ist für den jeweiligen Feldherrntyp bestimmend?, Welcher Möglichkeitshorizont eröffnet sich ihm überhaupt? und Wo liegen seine Grenzen bzw. Kontingenzen? Das erste Kapitel davon (Kapitel 2.1) beschäftigt sich mit dem einzigen Typ, der ohne War Room agiert. Noch nicht getätigte Innovationen sachtechnischer sowie kommunikationstechnischer Art lassen den genialen Feldherrn fast ausschließlich medial unvermittelt auftreten. Aus diesem Grund ist für ihn vor allem seine persönliche Präsenz bestimmend. Zeitlich beginnend mit Alexander dem Großen, treten erst zur Zeit Napoleons Veränderungen auf dieser Stufe auf. In erster Linie läutet die Steigerung von Feuerkraft bzw. Reichweite der Waffen das Auslaufen diesesFeldherrntyps ein. Bei dem in Kapitel 2.2 vorgestellten technokratischen Feldherrn tritt erstmals die Konzeption eines War Rooms auf. Als historisches Bespiel für diese Figur wird u.a. Moltke der Ältere angeführt, Chef des Großen Generalstabs von 1857 bis 1888. Der technokratische Wesenszug dieses Typs erwächst aus der Vorstellung der vollständigen methodischen Planbarkeit des Krieges. Infolgedessen lassen der Einsatz von Eisenbahn und Telegrafie die Aufmarsch- und Operationsplanungen soweit anschwellen, dass der Feldherr als Einzelperson durch die Schaffung des Generalstabs erweitert wird. Zugleich kommt es auf der Ebene des Schlachtfeldes zu weitreichenden Veränderungen durch gesteigerte Feuerkraft. Trotz oder gerade wegen getätigter Innovationen ist diese Feldherrnstufe stark von Friktionen und Sachzwängen bestimmt, die erst auf der darauf folgenden überwunden werden können. In Kapitel 2.3 erfolgt die Beschreibung des technisch-psychologischen Feldherrntyps. Der psychologische Wesenszug ist auf die Anforderung zurückzuführen, sowohl Front als auch 'Heimat' durch Propaganda vorwiegend mittels Rundfunk zum Zusammenhalt bzw. Durchhalten zu bewegen. Das geschichtliche Beispiel hierfür bildet Hitler. Zudem macht es die fortgeschrittene Komplexität der Waffentechnik erforderlich, dass der Feldherr sein technisches Wissen an vorderster Linie einbringt. In diesem Zusammenhang wird Ludendorff als historisches Exempel angeführt. Ist es dem Feldherrn bereits durch die Erfindung des Telefons möglich, an Brennpunkten medial vermittelt aufzutreten, so kann dies nun auch in physischer Form durch die Kombination aus UKW-Funk und Panzerfahrzeug geschehen. Beide genannten Anforderungen bzw. Wesenszüge, technisch sowie psychologisch, sind erst mit der Erfindung der Funktechnologie ausreichend zu vollbringen. Ermöglicht diese zwar die Überwindung zahlreicher Kontingenzen vorhergehender Feldherrn, so führt gerade der Funk zu einer neuen, dem Kampf um Information. Der vierte und zugleich aktuelle Feldherrntyp wird in Kapitel 2.4 dargestellt. Im Unterschied zu sämtlichen vorhergehenden Typen wurde der informatisierte Feldherr gänzlich eigenständig für die vorliegende Arbeit entwickelt. Beginnend mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges bzw. dem 'Ausbruch' des Kalten Krieges ist ihm zugleich die Konzeption des 'nuklearen Feldherrn' untergeordnet. Namensgebend gestaltet sich die begonnene sowie fortschreitende Durchdringung des Feldherrn mit Computertechnologie. Installierung und Ausbau eines digitalen Feldherrnhügels zielen darauf ab, seine Informationsdominanz im andauernden Kampf um Information zu sichern. Im zweiten Hauptteil (Kapitel 3) wird die angeführte abstrahierte Typologie anhand bedeutender realgeschichtlicher War Rooms veranschaulicht. Da der geniale Feldherr ohne War Room agiert, wird nur bei den drei letztgenannten Feldherrntypen je ein Beispiel dargestellt. Aufgrund der zur Verfügung stehenden Literatur eignete sich eine jeweils unterschiedliche Herangehensweise an die drei historischen Beispiele: Während sich die Analyse des Schlieffenplans an den Kategorien Genese, Theorie und Praxis orientiert, geschieht dies im Fall der Cabinet War Rooms anhand der betriebenen Zimmer. Hingegen wird der White House Situations Room hinsichtlich Funktionen untersucht. Das erste Beispiel bildet der Schlieffenplan (Kapitel 3.1), bei dem es sich, wie bereits eingangs erwähnt, um den geschichtlich ersten War Room handelt. Die 1905 entstandene Theorieschrift, die in der Anfangsphase des ersten Weltkrieges auch tatsächlich umgesetzt wurde, entspricht dem Niveau des technokratischen Feldherrn. Als Beispiel für einen War Room auf technisch-psychologischer Feldherrnstufe werden die Cabinet War Rooms (Kapitel 3.2) beschrieben. Diese dienten Churchill während des Zweiten Weltkrieges als geheime Kommandozentrale. Die Räumlichkeiten wurden mittlerweile in ein Museum umgewandelt und sind somit der Öffentlichkeit zugänglich. Drittes Beispiel bildet der White House Situations Room (Kapitel 3.3). In den Tagen nach dem Schweinebuchtfiasko unter US-Präsident Kennedy eingerichtet, ist er bis zum heutigen Tag in Betrieb. Demgemäß finden sich etliche Parallelen zum aktuellen Feldherrntyp, dem informatisierten. Der dritte Hauptteil (Kapitel 4) besteht aus einer zusammenfassenden Rekapitulation der zuvor beschriebenen Feldherrntypen, um dann mit einer philosophischen Untersuchung dieser hinsichtlich Medialität, Räumlichkeit und Zeitlichkeit fortzufahren. In Bezug auf die Methodik der Untersuchung ist zu vermerken, dass es sich bei dieser Diplomarbeit trotz mangelnder literarischer Quellen grundsätzlich um eine Literaturarbeit handelt. Deshalb trägt zur Beantwortung der Forschungsfrage hauptsächlich eine literarische Zugangsweise bei. Die Literaturanalyse verläuft hinsichtlich Wissenschaftlichkeit nicht immer optimal, da strecken- oder abschnittsweise oftmals nur einzelne Quellen ausfindig gemacht werden konnten. Während sich bei den ersten drei Feldherrntypen ein starker Bezug zu Stefan Kaufmann bemerkbar macht, basiert die Beschreibung der Cabinet War Rooms sowie des White House Situations Rooms größtenteils jeweils auf einem Werk. Die Schilderung der Cabinet War Rooms stützt sich darüber hinaus auf einen vom Autor im Dezember 2008 persönlich absolvierten Besuch des Cabinet War Rooms and Churchill Museums in London. Der erste Teil, die historische Entwicklung der Idee des Feldherrn, konzentriert sich auf medienwissenschaftliche und technikhistorische Aspekte. Zugleich wird diese Analyse in den spezifischen historischen Kontext der angeführten Feldherren eingebettet, um ein ausführliches Verständnis für die einzelnen Entwicklungsschritte zu ermöglichen. Der zweite Teil zielt darauf ab, diese im Anschluss anhand realgeschichtlicher Beispiele rein deskriptiv zu veranschaulichen. Obwohl der erste Teil bereits theoretischen Charakter besitzt, wird die eigentliche philosophische Abhandlung bzw. kritische Schlussbemerkung im dritten Teil vollzogen. Bevor nun zum ersten Hauptteil übergegangen wird, werden an dieser Stelle einige im Text immer wiederkehrende Begriffe erläutert. Strategie bezieht sich auf die politisch-militärische Ebene. Sie dient zur Beantwortung folgender Fragen: Wer ist der Feind? Wo und wann soll gegen ihn Krieg geführt werden? Operation umfasst den Verlauf des Aufmarsches gegen einen bestimmten Gegner. Darüber hinaus wird hierbei genau bestimmt, wann und wo genau gegen diesen vorgegangen werden soll. Taktik bezieht sich auf die unmittelbare Gefechtsebene. Logistik behandelt die Steuerung und Bereitstellung von Ressourcen personeller, materieller sowie monetärer Art.Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis: VorwortIII InhaltsverzeichnisVI 1Einleitung1 1.1Ausgangssituation und Forschungsanlass1 1.2Forschungsfrage und Zielsetzung3 1.3Vorgehensweise und Methodik4 2Die historische Entwicklung der Idee des Feldherrn8 2.1Der Typ des genialen Feldherrn8 2.1.1Der Feldherr: Der Herr des Feldes9 2.1.2Die Anwesenheit des Feldherrn11 2.1.3Die Abwesenheit des Feldherrn13 2.1.4Rekrutierung der Massen und ihre Folgen14 2.1.5Kontingenzen des genialen Feldherrn15 2.2Der Typ des technokratischen Feldherrn16 2.2.1Der Generalstab17 2.2.2Der Feldherr: Meister der Methode19 2.2.3Erweiterte Feuerkraft und ihre Folgen23 2.2.4Konzeption und Einsatz von Eisenbahn und Telegrafie27 2.2.5Kontingenzen des technokratischen Feldherrn30 2.3Der Typ des technisch-psychologischen Feldherrn34 2.3.1Der Feldherr: Manager von Front und 'Heimat'36 2.3.2Der Feldherr: Taktisch-technischer Experte42 2.3.3Aufkommen der 'Frontdistanz' und ihre Überwindung44 2.3.4Konzeption und Einsatz von Panzer und UKW-Funk47 2.3.5Der motorisierte Herr des Feldes50 2.3.6Kontingenzen des technisch-psychologischen Feldherrn - Der Kampf um Information53 2.4Der Typ des informatisierten Feldherrn59 2.4.1Der Feldherr: Demokratisch gewählter Oberbefehlshaber61 2.4.2Die Informatisierung des Feldherrn63 2.4.3Der digitale Feldherrnhügel67 2.4.4Network Centric Warfare - Das Netzwerk als militärische Organisationsform70 2.4.5Selbstsynchronisation durch 'Netzkompetenz'74 2.4.6Entgrenzung des Schlachtfeldes und ihre Konsequenzen76 2.4.7Der Soldat als System(komponente)78 2.4.8Kontingenzen des informatisierten Feldherrn81 3Historische Beispiele für War Rooms85 3.1Der Schlieffenplan85 3.1.1Genese87 3.1.2Theorie91 3.1.3Praxis93 3.1.4Zusammenbruch94 3.2The Cabinet War Rooms95 3.2.1Cabinet Room97 3.2.2Transatlantic Telephone Room97 3.2.3Central Map Room98 3.2.4Personalzimmer100 3.2.5Churchills Zimmer101 3.3The White House Situations Room103 3.3.1Alert Center und Berichterstattung104 3.3.2Communications105 3.3.3Conference Room107 3.3.4Help Desk108 3.3.5Personal109 4Medienphilosophische Aspekte / Kritische Schlussbemerkung110 5LiteraturverzeichnisXX Beitrag in ...XX HochschulschriftXX InternetdokumentXXI MonographieXXI SammelwerkXXIII SpielfilmXXIII ZeitschriftenaufsatzXXIV ZeitungsartikelXXIV 6AbbildungsverzeichnisXXV LebenslaufXXVI KurzfassungXXVII AbstractXXVIITextprobe:Textprobe: Kapitel 2.3.5, Der motorisierte Herr des Feldes: Truppen, Befehlshaber sowie Nachrichten konnten fortan mittels Panzer und Funk maschinell in hinreichender Weise bewegt werden. Laut Kaufmann stellte diese Entwicklung in weiterer Folge bloß die Voraussetzung für eine darauffolgende Rationalisierung der Führung dar. Maßgebend für diese Rationalisierung war gesteigerte Effizienz, die sich wiederum aus dem nun technisch Möglichen ableitete. Der Befehlsprozess und die anschließende Ausführung sollten nun endlich selbst motorisierte Geschwindigkeit erlangen. In Guderians Worte gekleidet lautet diese Forderung folgendermaßen: 'Denken, Befehlen und Handeln müssen der Schnelligkeit des Motors und den besonderen Bedingungen der Technik entsprechen, sonst gehen alle Vorteile verloren'. Eine Beschleunigung des Befehlsprozesses wurde v.a. durch die Erstellung klarer Benutzerregeln für den Funkverkehr erzielt. Dabei wurde jeder Stelle eine feste Frequenz zugeteilt, die ähnlich einer Telefonnummer angewählt werden konnte. Bis zur Kompanieebene hinunter lief die Kommunikation sternförmig ab, indem sie zwar auf eine zentrale Stelle zugeschnitten war, zugleich jedoch von allen anderen eingebundenen Einheiten mitverfolgt werden konnte. Kaufmann proklamiert, dass die Kommunikation, wie zuvor auf telegrafischem Niveau, als Linienverkehr konzipiert, allerdings die Befehlsstruktur mittlerweile als Netzwerk organisiert war, welches neben vertikaler nun auch horizontale Verbindungen ermöglichte. Die einzelnen Panzer selbst waren hingegen ausschließlich mit Empfangsgeräten ausgerüstet und standen infolgedessen in strikt monolinearer Verbindung mit ihren Befehlsstellen. Nicht zuletzt hatte der kombinierte Einsatz von Panzer und Funk weitreichende Folgen für die Führung auf taktischer Ebene. Im Schutz des Panzerfahrzeugs konnte sich ein Feldherr nun wieder selbst in die Kampfsituation seiner Einheiten begeben. Darüber hinaus ermöglichte es der Sprechfunk, Befehle erneut unmittelbar per Stimme zu erteilen. Bis auf den fehlenden persönlichen Sichtkontakt untereinander, habe diese Befehlserteilung der des genialen Feldherrn geglichen und sich daher auf einem Quasi-face-to-face-Kommunikationsniveau abgespielt. Wie bis einschließlich Napoleons Zeit, hielten sich höherrangige Befehlshaber abermals an Brennpunkten auf, um durch persönlich erteilte Befehle den Führungsprozess zeitlich abzukürzen. Kaufmann vermerkt hierzu, dass in der Panzerschlacht die der Präsenz des Feldherrn entspringende psychologische Wirkung erneut auftrat, welche seit dem technokratischen Feldherrn völlig verschwunden war. Der nun vorherrschende Herr des Feldes hatte lediglich sein Pferd mit dem Panzer getauscht, wies er doch Merkmale auf, die bereits Clausewitz einem kriegerischem Genius zugeschrieben hatte: Mut, sich der Gefahr auszusetzen und als moralisches Vorbild der Truppe vorauszugehen, um diese anzuspornen und vorwärts zu treiben. Während der technokratische Feldherrntyp auf Grund des distanzierten Führungsstils seine Karriere in Anonymität verbrachte, eignete sich hingegen der motorisierte Herr des Feldes durch seine heroischen Charakteristika umso mehr als Kriegsheld im klassischen Sinne. Neu dabei waren, gemäß Kaufmann, nicht nur Elemente mobiler technisierter Kriegsführung, sondern auch der Glaube, dass dieser Feldherr fähig wäre, zugleich taktisch als auch operativ führen zu können. Nicht zuletzt war es die Propaganda, die diesen Feldherrn zum Helden der Truppen und darüber hinaus zu dem der 'Heimat' machte. Wie geschaffen für propagandistische Zwecke waren die Siege über zahlenmäßig und waffentechnisch überlegene Gegner. Jene verdankten die Deutschen nicht zuletzt dem technologischen Vorsprung durch den Sprechfunk. Auch der enorme Gewinn an Territorium, der vor allem auf die Geschwindigkeit des Panzers zurückzuführen war, eignete sich hervorragend, um der Heimat einen siegreichen Kriegsverlauf zu vermitteln. Parallel dazu stieg der mobile Feldherr immer mehr zum medialen Kriegshelden auf. Ende der 30er Jahre wurde der Vorstoß mittels Panzern nicht mehr nur auf den taktischen, sondern auch auf den operativen Raum angewandt. Das erwähnte Vorgehen bei der Entscheidungsfindung auf taktischer Ebene wurde nun auch zunehmend für den Operationsverlauf selbst praktiziert. Hierbei wurden Entscheidungen vermehrt direkt aus der taktischen Situation heraus getroffen, während sich Anordnungen von zurückliegenden, zentralen Stellen zahlenmäßig reduzierten. Frieser sieht in dieser Führungstechnik 'eine der wichtigsten Ursachen für den überraschenden deutschen Sieg: Der Kreislauf des Führungsvorgangs vollzog sich auf deutscher Seite um ein Mehrfaches schneller als bei den Franzosen und Briten'. Auf diesem Vorteil aufbauend wagte Deutschland schließlich 1940 seinen riskanten Feldzug gegen Frankreich, einem zahlenmäßig überlegenen Gegner. Nach Kaufmann sollte dabei die radikale Ausnutzung technischer Möglichkeiten als Erfolgsrezept dienen: Funktechnische Koordination der sich mit motorischer Geschwindigkeit fortbewegenden Kampfverbände. Ziel dieser Bemühungen war es, den Gegner blitzartig zu überrumpeln, ihn in weiterer Folge durch die Zerstörung seiner Kommunikationsstrukturen zu lähmen und somit Panik unter den gegnerischen Einheiten zu stiften. Bekanntlich ging diese neue Form der Kriegsführung, von deren Erfolg selbst die Wehrmacht überrascht wurde, unter dem Namen Blitzkrieg in die Geschichtsbücher ein. Wie zuvor erwähnt, bedurfte es der beiden sachtechnischen Voraussetzungen, Panzer und UKW-Funk, um den Feldherrn zum Handeln sowohl auf taktischer als auch operativer Ebene zu befähigen. Laut Kaufmann war es durch das auf diese Weise erreichte Kommunikationsniveau der 'Quasi-face-to-face-Führung' nun endlich gelungen, die 'Frontdistanz' zu überwinden. Von seinem schützenden, mobilen Feldherrnhügel aus, dem Panzer, und durch Funk bemächtigt, Befehle wieder persönlich und unmittelbar zu erteilen, stieg der Feldherr abermals zum Herrn des Feldes im clausewitzschen Sinn auf. Gleichwohl sollten auch die Anforderungen an ihn die des genialen Feldherrn sein. Neben Mut musste der Feldherr wieder die Eigenschaft aufweisen, eine Situation spontan erfassen zu können und darauffolgend die bestmögliche Entscheidung zu treffen bzw. den optimalen Einsatz der spezifischen, zur Verfügung stehenden Kampfeinheiten zu befehligen. Es handelte sich dabei nicht um einen strategisch planenden Feldherrn, sondern um einen technisch und taktisch-operativ geschulten Spezialisten. Verglichen mit der Kriegsführung des technokratischen Feldherrn, welche durch Eisenbahn und Telegrafie bedingt, linear abgelaufen war, verlief die des technisch-psychologischen Feldherrn entschieden anders. Die funkspezifische Eigenschaft, in alle Richtungen abzustrahlen, entsprach auch dem Fortbewegungsmodus des Panzers, nicht an Schienen oder Straßen gebunden zu sein. Sowohl Funk als auch Panzer war inhärent, lineare Zusammenhänge zu überwinden bzw. diese erst gar nicht entstehen zu lassen. Mit Kaufmann lässt sich aus den zwei Sachtechnikpaaren – zum einen Telegrafie und Eisenbahn, zum anderen Funk und Panzer – auch eine jeweils feldherrnspezifische Grundbewegung des Operationsablaufs ableiten: Während der Schlieffenplan starr, wie ein gleichmäßiges Uhrwerk, in einer einmaligen Bewegung ausgeführt werden sollte, zielte die neu aufgekommene Kriegsführung auf eine kurzfristig herbeigeführte Konzentration an Gewalt durch Kriegstechnik ab, die sich in mehreren, dynamisch gesteigerten Stößen entladen sollte. An die Stelle einer kontinuierlich umfassenden bzw. einschließenden Bewegung trat nun ein beschleunigter Stoß. Bezweckte die erste Bewegung noch den Gegner physisch zu vernichten, beabsichtigte die zweite eine Paralyse des Gegners, um diesen psychologisch zu brechen.