Unsere Alltagswelt gilt heute als zunehmend religiös pluralisiert. Führt aber die Wahrnehmung religiöser Pluralität zu einem "Plausibilitätsverlust" von Religion, wie dies Peter L. Berger konstatierte? Oder führt sie eher in eine Fundamentalisierung der eigenen Religion, wie Markttheorien dies zur Ausbildung von starken Marken nahelegen? Aus biografie- und diskursanalytischer Perspektive ergibt sich ein ganz anderes Bild: Sowohl generative Aspekte der Religionsgeschichte der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts als auch ein multi-relationales Netz aus biografischen Bedeutungen von Religion, das dem herkömmlichen Verständnis einer, wenn auch prozesshaft gedachten, religiösen Identität zuwiderläuft, treten hierbei zutage.
Introduction : multicultural and distant Australia / Celia Lam and Jackie Raphael -- Fanac in isolation : Australian science fiction fandom to Easter 1966 / Leigh Edmonds -- Bridging distance : Hemsworth and Hiddleston bring NYC to QLD / Celia Lam and Jackie Raphael -- K-pop fandom in Australia / Sarah Keith -- Part of the party : Eurovision fans in Australia / Jessica Carniel -- Soap opera fandom in Australia / Ahmet Atay -- "Everybody needs good neighbours" : transcultural capital, fan pilgrimage and the official neighbours tour / Lincoln Geraghty -- "The Nina effect" : offspring and the commodification of fan affect? / Renee Middlemost -- Underbelly : squizzy : the producer/fan online interface in Australian television, an auto-ethnographic case study / Ian Dixon -- "We're not just listening to the radio" : Australian radio listeners as fans / Kate Ames and Jacqui Ewart -- Postdigital cultures of downloading and streaming in Australia : fandom and a Game of thrones / Toija Cinque -- Australian and American cosplayers, two scenes separated by a common practice / Sharon Elkind -- A brief history of cosplay in Australasian popular culture conventions / Emerald L. King.
In: Orient: deutsche Zeitschrift für Politik, Wirtschaft und Kultur des Orients = German journal for politics, economics and culture of the Middle East, Band 38, Heft 2, S. 337-352
Technische und gesellschaftliche Entwicklungen im Bereich der Digitalisierung und vor allem der künstlichen Systeme werden in der gutachterlichen Stellungnahme dargestellt. Im Mittelpunkt stehen Auswirkungen der digitalen Transformation für Politik und Verwaltung in Rhein-land-Pfalz, verschiedene technische Lösungen, Divergenzen zwischen ländlichem und urbanen Räumen sowie Zukunftsvorstellungen. Bei künstlicher Intelligenz handelt es sich um einen spezifischen Aspekt der Digitalisierung. Beide – Digitalisierung und Künstliche Intelligenz – gehen mit unterschiedlichen Facetten gesellschaftlichen Wandels einher, die in ihrer orts- und regionalspezifischen Einbettung zu untersuchen sind. Dabei ist es unabdingbar, sowohl die gesellschaftlichen als auch die technischen Innovationen aufeinander zu beziehen und diese in ihren Wechselwirkungen als eine sozio-technische Dynamik aufzufassen. Auf Grundlage eines umfassenden Literaturreviews wird ein Überblick über die aktuellen technischen Anwendungen bei der Künstlichen Intelligenz und der Digitalisierung gegeben (Maschinenlernen, Robotics, Deep Learning, Data Mining, Blockchain, etc). In den verschiedenen Siedlungsräumen in Rheinland-Pfalz kommen – teilweise in transdisziplinären Forschungsprojekten – die neuen digitalen Möglichkeiten bereits zum Einsatz, z.B. im Projekt Digitale Dörfer, in der Chemieindustrie oder bei Versuchen für autonomes Fahren. Anwendungsfelder in unterschiedlichen Lebensbereichen werden für die verschiedenen Regionen in Rheinland-Pfalz aufgezeigt. Das Verschmelzen von virtuellem und realem Raum sowie die Normalisierung digitaler Lebensstile führt auch zu wachsenden Erwartungen an die Digitalität von Verwaltung und Politik. Vorteile von KI in der Verwaltung können erleichterte Kontakte zu Bürgern, schnellere interne Kommunikationswege, eine Prozessoptimierung und die Vernetzung der Abteilungen und Ressorts sein. Die Autorinnen und Autoren der TU Kaiserslautern, Fachgebiet Stadtsoziologie, des Deut-schen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz DFKI und des Fraunhofer-Instituts für Experimentelles Software-Engineering IESE erarbeiteten in einem Expertenworkshop verschiedene Szenarien zur Darstellung der zukünftigen Lebenssituationen kommunaler Gemeinschaften unter der An- und Verwendung von Digitalisierungstechnologien und KI im Jahr 2050. Die Chancen und Risiken für die unterschiedlichen Regionen und Lebens-bereiche in Rheinland-Pfalz wurden in zwei extremen Varianten skizziert und einander gegenübergestellt. Während der Dystopie-Zustand eine Zukunft zeichnet, in der die Märkte von wenigen Global-Playern mit enormer Datenhoheit und aggressiven Geschäftsmodellen dominiert wer-den, zeigt der Utopie-Zustand eine von Teilhabe und Mitbestimmung geprägte, digitale Zukunft: Die digitale Transformation wird durch Politik und Gesellschaft gleichermaßen gesteuert, Bürger haben volle Datenhoheit und bestimmen individuell und situationsspezifisch, wann und welche Daten sie veröffentlichen möchten. Neue Möglichkeiten der Arbeitsgestaltung und neue Mobilitätsformen haben zu einer Flexibilisierung und Attraktivitätssteigerung hinsichtlich des Lebens und Arbeitens auf dem Land beigetragen. Ethische Grundprinzipien, gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Anforderungen werden somit mit den technologischen Potenzialen optimal in Einklang gebracht. Wie diese Stellungnahme anhand der entworfenen Utopie und Dystopie illustriert, ist die technische Entwicklung von gesellschaftlicher Steuerung und Regulierung abhängig. Vor diesem Hintergrund erfordert die digitale Transformation Gestaltungswillen, spezifische Kenntnisse und auch Regulierung. Bei Letzterem gilt es, sowohl die Daten als Rohmaterial für KI, die (digitale und KI-) Technologien selbst – ihre Entwicklung und Verwendung – sowie daraus resultierende Informationen bzw. Wissen zu unterscheiden. Die Empfehlung aus dem Gutachten lautet daher, Informationen über Potenziale und Risiken transparent zugänglich und bekannt zu machen, die Bevölkerung aktiv einzubinden und eine strukturierte Förderung zu leisten, um Insellösungen zu überwinden und stattdessen Standards und offene Infrastrukturen zu schaffen. Es besteht die Gefahr, dass sich beim Einführungsprozess nicht-legitimierte, von Spezialisten und der Privatwirtschaft dominierte Strukturen (Meta-Governance) etablieren. Insgesamt gilt beim Prozess der digitalen Transformation, dass Lösungen aus der vor-digitalen Ära nicht einfach auf heutige und zukünftige Probleme angewendet werden können. Ferner ist die Diversität der Situationen vor Ort bei der digitalen Transformation zu berücksichtigen. Dies ist insbesondere vor dem Hintergrund des ländlich geprägten Rhein-land-Pfalz von Bedeutung. Die örtlichen Verwaltungen unterliegen der digitalen Transformation ebenso wie andere Systeme und Lebensbereiche, sie sind in unterschiedlichem Maße in der Lage, die Chancen für lokale und regionale Interessen zu nutzen und ihre Interessen durchzusetzen. Kommunen und Landkreise benötigen Unterstützung, damit sie von anderen, z.B. Leuchtturm-Projekten, lernen und beraten werden können. Ein Gegenstromprinzip von zivilgesellschaftlichen bzw. lokalen Bottom-up-Prozessen und Top-down- Unterstützung durch das Land erscheint zielführend (z.B. im Tourismus). Bei der Bevölkerung sind bezogen auf KI und Digitalisierung aktuell gegensätzliche Tendenzen zu verzeichnen: Einerseits nehmen die Erwartungen an eine digitalisierte und moderne Verwaltung zu. Andererseits stoßen insbesondere als komplexer wahrgenommene Aspekte wie KI auf Vorbehalte. Bei einem verantwortungsvollen Umgang kann KI ihr Potenzial entfalten, indem die Algorithmen und eingeführte Technologien hinsichtlich der Gesetzeslage sowie ethischer und moralischer Überlegungen überwacht und gesteuert wer-den. Ein verantwortungsvoller Umgang mit Daten basiert auf aufgeklärten Entscheidern, informierten Bürgern und der Unterstützung von "bürgerschützenden Regeln", die Miss-brauch grundsätzlich erschweren und Verstöße ahnden. Langfristige Aussagen über die konkrete Entwicklung und Auswirkung von KI und Digitalisierung lassen sich nicht treffen aufgrund der Geschwindigkeit und Sprunghaftigkeit der Entwicklungen. In Bildung und Wissenschaft sollten im Bereich von KI die Interdisziplinarität gestärkt, nachhaltige und langfristige Strukturen geschaffen werden, um die digitale Transformation begleitend und aktivierend zu erforschen.
In der vorliegenden Arbeit wird die Bedeutung und Mannigfaltigkeit zivilen Ungehorsams im Laufe der Geschichte aufgezeigt sowie anhand bedeutender Beispiele aus der jüngeren Geschichte Sinn und Eigenart dieser Art politischen Protests aufgewiesen.Ausgehend von der These, dass nicht alles, was heutzutage als ziviler Ungehorsam ausgegeben wird, diesen auch tatsächlich repräsentiert, wird die oft schwierige Unterscheidung dieses Widerstands von anderen Formen politisch gesellschaftlichen Protests beleuchtet und neben der Darstellung zeitgenössischer Protestbewegungen als zentrale Frage beantwortet, was zivilen Ungehorsam im Eigentlichen ausmacht.Im Zuge einer umfassenden Begriffsbestimmung wird dargelegt, dass es zwar mehrere, zum Teil unterschiedliche, Ansätze der Definition gibt, die jedoch abgesehen von der Frage nach der zivilgesellschaftlichen Verortung, insbesondere in der Frage nach den gesellschaftlich-demokratischen Voraussetzungen des zivilen Ungehorsams im Großen und Ganzen nicht entscheidend voneinander abweichen.Im Zuge dieser Erläuterungen über den Begriff der Zivilgesellschaft wird auch der Frage nachgegangen, ob ziviler Ungehorsam als Form des Protestes, so wie es insbesondere Jürgen Habermas betont, tatsächlich ausschließlich in demokratischen Gesellschaften stattfinden könne. Die dazu aufgestellte These geht davon aus, dass dem nicht so ist und zumindest einzelne Elemente bzw. gewisse Vorformen des Widerstands auch in autoritären politischen Systemen Geltung finden.Ausgehend von der genannten ausführlichen Darstellung und Erörterung verschiedener Konzepte der Begriffsbestimmung sowie einem darauffolgenden Überblick über klassische und historische Formen zivilen Ungehorsams werden anhand einer umfassenden Quellenanalyse aktuelle und prominente Beispiele behandelt, ihr Inhalte und Darstellungs- und Ausdrucksformen skizziert und jeweils die Frage beantwortet, ob bzw. inwieweit diese Bewegungen unter dem Zentralbegriff dieser Arbeit subsumiert werden können. Dabei stehen moderne Beispiele im Zentrum dieser Arbeit stehen, weswegen ihnen ein wesentlicher Teil der Aufmerksamkeit geschenkt wird. Diese Arbeit zeigt in ihrer ausführlichen Darstellung, wie wichtig der zivile Protest insgesamt und der zivile Ungehorsam im Speziellen für das Funktionieren einer Demokratie sind. ; The thesis presented here outlines the significance and diversity of civil disobedience throughout history and the meaning and character of such a kind of political protest by means of significant examples of modern history. Given the proposition that civil disobedience is a term nowadays applied not only broadly but falsely too, the analysis focuses on the actual concept and other forms of societal protest. Along the treatment of contemporary protest movements the focal question of this thesis is how civil disobedience can be defined adequately. This question will be answered.In the course of this comprehensive definition, various different concepts of definition arise. However, generally speaking, they do not differ widely, except in determining their position in civil society as well as the socio-democratic preconditions of civil disobedience. In the course of the explication of the term civil society, the question will be tackled whether the term civil disobedience should be restricted to specific acts of protest in democratic societies, as Jürgen Habermas argues. The corresponding antithesis dissents from this opinion and proceeds on the assumption that civil disobedience as a non-violent form of resistance has also occurred and is equally possible in authoritarian political systems.The abovementioned thorough representation and discussion of different definitions as well as the overview of classic and historical forms of civil disobedience serve as the basis for the analysis of current and prominent examples. A source analysis outlines/ deconstructs the content and the methods of representation and expression and answers the question whether or to what degree the umbrella term of civil disobedience as defined in this thesis comprises the acts of resistance practised by these movements. These current examples pose the central part of the aforementioned analysis. The thorough representation of civil disobedience in this thesis illustrates how important the concept of civic protest generally and civil disobedience in particular are for the functioning of a democracy. ; eingereicht von Alfons Franz Josef Wrann ; Abweichender Titel laut Übersetzung des Verfassers/der Verfasserin ; Karl-Franzens-Universität Graz, Masterarbeit, 2018 ; (VLID)2845599
Članak razmatra tri relevantna principa demokracije, inherentna suvremenom društvu: modernost, politika priznanja i sekularizam. Glavno pitanje kojim se bavi je održivost ovih principa kao temelja za zasnivanje kozmopolitske demokracije i utjecaja na daljnju demokratizaciju ljudskog svijeta. Članak (i) istražuje vezu između modernizacije i demokracije kroz perspektivu višestruke moderne kao mogućnosti za proširenje demokracije na nedemokratsko područje svijeta, (ii) analizira politiku priznanja kao temelj za kulturnu koegzistenciju i politički pluralizam, (iii) razmatra problem a) kako ideja sekularizma ugrožava (prijeti) ideju religioznosti i obratno te čine li to uopće; b) koliko je sekularizam sekularan te je li uopće (problem privatne i javne sfere); c) može li sekularizam ostati temeljni princip (kozmopolitske) demokracije. ; This paper reflects on three relevant principles of democracy which are inherent to the contemporary society. These principles are modernity, the politics of recognition, and secularism. The main question is concerned with the sustainability of these principles as the grounds for the foundation of cosmopolitan democracy, and further influence on the democratization of the human world. This paper (i) examines a relationship between modernization and democracy through the perspective of multiple modernities as a possibility for the extension of democracy over the non-democratic parts of the world; (ii) analyzes politics of recognition as a grounds for cultural coexistence and political pluralism and (iii) reflects on the issue of a) how the idea of secularism if/how the idea of secularism treats the idea of religiousness and vice versa, b) how much is secularism secular (the issue of public versus private sphere), and c) can secularism remain to be the basic principle of (cosmopolitan) democracy. ; Cet article examine trois principes pertinents de la démocratie, inhérents à la société actuelle : modernité, politique de reconnaissance et sécularisme. La principale question qu'il pose est celle du maintien de ces principes en tant que fondements pour l'établissement d'une société démocratique et de leur influence sur la démocratisation du monde humain. Cet article (i) étudie la relation entre la modernisation et la démocratie à partir de la perspective des multiples modernités comme possibilité d'étendre la démocratie dans les parties non-démocratiques du monde, (ii) analyse les politiques de reconnaissance comme fondement pour la coexistence culturelle et le pluralisme politique et (iii) réfléchit sur la question de savoir : a) si/comment l'idée du sécularisme traite de l'idée de la religiosité et inversement ; b) dans quelle mesure le sécularisme est séculaire (problème de la sphère publique vs. la sphère privée) ; c) si le sécularisme peut encore rester le principe de base de la démocratie (cosmopolite). ; Dieser Artikel reflektiert über drei relevante Demokratieprinzipien, inhärent der Gesellschaft von heutzutage: modernität, Politik der Anerkennung und Säkularismus. Die Hauptfrage, mit der es sich befasst, ist die Nachhaltigkeit dieser Prinzipien als Grundlage für die Gründung der kosmopolitischen Demokratie und für den Einfluss der weiteren Demokratisierung der menschenwelt. Aus der Perspektive der multiplen modernitäten untersucht der Artikel (i) die Beziehung zwischen der modernisierung und Demokratie als eine möglichkeit für die Ausbreitung der Demokratie auf die nicht demokratischen Gebiete der Welt, (ii) analysiert die Politik der Anerkennung als Fundament für die kulturelle Koexistenz und politischen Pluralismus, (iii) erwägt die Frage a) ob/wie die Idee des Säkularismus die Idee der Religiosität behandelt und umgekehrt; b) ob/inwieweit der Säkularismus säkular ist (das Thema der öffentlichen Sphäre vs. Privatsphäre); c) ob der Säkularismus als Grundprinzip der (kosmopolitischen) Demokratie verbleiben kann.
Die Fragestellung der Dissertation lautet: Welche Rolle spielten die politische Repräsentation, ihr Wandel und die Auseinandersetzung um die Teilhabe an ihr für das Entstehen einer gemeinsamen Vorstellung der Nation? Diese Frage kombiniert ein historisches und ein politikwissenschaftliches Interesse. Auf Seiten der Geschichtswissenschaft ist die Dissertation Teil des Forschungsprojekts "Nationenbildung und Demokratie" an der Universität Luxemburg. Auf Seiten der Politikwissenschaft ist sie im Bereich der Politischen Theorie angesiedelt. Im Anschluss an das abgeschlossene Forschungsprojekt "Formen und Funktionsweisen politischer Repräsentation von Fremden und Armen" im Sonderforschungsbereich 600 an der Universität Trier sind dabei primär repräsentationstheoretische Fragen von Interesse. Das Fallbeispiel Luxemburg erlaubt in diesem Zusammenhang einen neuen Blick auf Probleme, die in der Literatur bislang eher im französischen oder angelsächsischen Kontext diskutiert werden. In Auseinandersetzung mit gängigen Theorien der Nation wird in der Arbeit zunächst argumentiert, dass die Nation weder als ethnische Identität noch als Willenseinheit angemessen verstanden werden kann. Diese Überlegungen münden in die These, dass die erfolgreiche Verhandlung von Konflikten auf einer gemeinsamen politischen Bühne die Vorstellung eines gemeinsamen Schicksals mit erzeugen kann. Diese Vermutung wird in einem zweiten Schritt demokratieheoretisch begründet. Das Volk der modernen Demokratie ist kein einheitliches Subjekt, das einfach an die Stelle des alten Souveräns treten könnte. Zum einen verunmöglicht die Tatsache, dass die Demokratie durch multiple Zeitlichkeiten konstituiert ist, ihre Reduktion auf einen ursprünglichen Moment der Präsenz. Zum anderen ist der Demos selbst von Differenzen durchzogen. Doch indem gesellschaftliche Konflikte auf der Bühne der Macht symbolisch dargestellt werden, verlagert Repräsentation den Konflikt in ein politisches Kontinuum, auf das alle Bürger in gleicher Weise bezogen sind. Die Bürger erfahren, beurteilen und unterstellen sich wechselseitig als Teilnehmer an demselben Gemeinwesen, auch wenn sie unterschiedlicher Meinung sind. Diese These wird in einem dritten Schritt anhand einer Genealogie der verschiedenen Versuche " von Hobbes und Rousseau über Sieyès, Hegel und Proudhon bis zu Carl Schmitt und Hans Kelsen ", den Demos und den korrekten Modus seiner Vergegenwärtigung zu identifizieren, historisch fundiert. Das empirische Fallbeispiel steht im Zentrum des zweiten Teils der Arbeit. Zunächst wird das Entstehen einer landesweiten politischen Öffentlichkeit herausgearbeitet. In der Folge der Protest- und Petitionsbewegung von 1848 wurde das Parlament zur politischen Bühne, auf der vor aller Augen öffentliche Angelegenheiten diskutiert wurden. Die anschließende Entwicklung hin zum allgemeinen Wahlrecht führte zu einem qualitativen Wandel des Politischen. Das Wahlrecht nahm den Charakter eines Rechts an, das jedem Staatsbürger als solchem zustand, die einzig legitime Grenze des neuen Raums der Gleichheit wurde durch die Nation gestiftet. Die vorgestellte Gemeinschaft der Staatsbürger verselbstständigte sich dabei auch gegenüber dem Fürsten und trat zuletzt an dessen Stelle. Statt als über der Gesellschaft und den Bürgern thronende Hüterin der staatlichen Einheit wurde die Monarchie seit 1918 im Namen des Volkswillens begründet. Doch in demselben Augenblick, in dem das Volk als Gemeinschaft der Gleichen zum neuen Souverän erklärt wurde, wurden auch gesellschaftliche Konfliktlinien politisiert und durch ein landesweites Parteiensystem dauerhaft abgebildet. Durch die repräsentative Politisierung des Konflikts wurde die Frage, was denn das Gemeinsame sei, das sich durch die verschiedenen Teilungen hindurch zeige, dramatisiert. Anhand von zwei Fallbeispielen wird in der Arbeit gezeigt, wie auch diejenigen, die sich als Repräsentanten der Arbeiterklasse verstanden, im Kampf um Hegemonie auf eine nationale Rhetorik zurückgriffen und ein Narrativ der Nation als Solidaritätsgemeinschaft entwarfen. Zusammenfassend kommt die Dissertation zum Ergebnis, dass die Erfahrung der Politisierung und der öffentlichen Auseinandersetzung um politische Teilhabe innerhalb bestehender, ursprünglich aber keineswegs national oder demokratisch legitimierter Institutionen maßgeblich dazu beitrug, dass ein großer Teil der Bevölkerung Luxemburgs sich nach und nach als Teil einer vorgestellten Gemeinschaft verstand. ; The study is located at the intersection between two scientific disciplines: Political Science and History. It wants to give an answer to the following question: What role did political representation play in the process of nation-building in Luxembourg during the years from 1815 to 1940? Its aim is twofold, exploring not only Luxembourgian history, but also seeking to contribute to conceptual discussions about political representation within Political Theory. Investigating the role of representation does not mean to focus solely on the action of actual representatives. Representation is a relation, involving plural actors, and as such the site of an ongoing negotiation of shared identities. The assumption leading my exploration is that it was the democratisation of representation, and especially the representation of conflict within pre-existing institutions, which led a majority of the population in Luxembourg to imagine themselves as a distinct national community. This line of argument challenges all notions of nation-building stressing unidirectional processes of social and political homogenisation.
VORWORT: Ikonisch verdichtet sich auf dem Umschlag dieser Broschüre das Selbstbild Dresdens. Von der Brühlschen Terrasse, "Balkon Europas" genannt, geht der Blick auf die Kunstakademie, mit der gläsernen Kuppel des Kunstvereins, die mit einer eigenartigen Figur an ihrer Spitze besetzt ist, die sich beim näheren Hinsehen als Chimäre aus Nike und Fama zu erkennen gibt. Auf dem Sockel in der Bildmitte steht Gottfried Semper, der jene Oper baute, die heute medial auch als "das schönste Brauhaus Deutschlands" bekannt ist. Und am hinteren Bildrand werden das neu errichtete Coselpalais, benannt nach der berühmten Mätresse August des Starken, und die wiedererrichtete Frauenkirche sichtbar. Sie ist das Stein gewordene Symbol für die Rekonstruktion des "alten" Dresden und zugleich Objekt eines neu-alten Bürgerstolzes. Betrachtet man dieses Bild, mag es verständlich erscheinen, dass manche sagen, Dresden sei gar keine Stadt, sondern ein Mythos. Indes, so wäre zu entgegnen, macht der Mythos erst die Stadt. "Elbflorenz" – das ist die Erzählung von barocker Schönheit, Liebe zur Kunst und Prunk der alten Residenz. Es ist ein Erinnerungsmythos, zugleich aber auch ein Mythos der Wiederbegründung. Zwischen beide schiebt sich der Mythos des Opfers: die Zerstörung Dresdens am 13. und 14. Februar 1945. In den Konflikten um die Kirchen- und die Stadtrekonstruktion, um die Restituierung von räumlicher Mitte und urbaner Identität, hat sich eine die Bürgerschaft mobilisierende Energie zu erkennen gegeben. Sie hat es vermocht, dass mehr als drei Viertel der Kosten für den Wiederaufbau der Kirche von privaten Geldgebern gespendet wurde. Zugleich hat diese gemeinsinnige Kraft aber auch bei der Bebauung der die Frauenkirche umgebenden Brachen zu einer Emphase historistischer Rekonstruktionstreue auf dem Neumarkt geführt. In der Erzählung von Zerstörung und Wiederauferstehung verschränken sich mithin mythische Eigentranszendierung der Stadt und aktuelle Gemeinsinnsbehauptungen in einer höchst spannungsvollen Weise. Dresden illustriert die Fragestellung des Sonderforschungsbereichs, der in dieser Stadt auch seinen Sitz hat. Der Sonderforschungsbereich 804 "Transzendenz und Gemeinsinn" wurde im Mai 2009 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft bewilligt und besteht seit dem 1. Juli 2009 an der Technischen Universität Dresden. Er umfasst 20 Teilprojekte aus drei Fakultäten und neun Instituten der TU Dresden sowie von Partnern der italienischen Universitäten Turin und Matera und der Universität Zürich, Schweiz. Zudem besitzt der SFB 804 ein Integriertes Graduiertenkolleg zur Ausbildung von Doktoranden und internationalen Stipendiaten. Das Forschungsprogramm sieht vor, jenseits herkömmlicher Epocheneinteilungen Ordnungsformationen wie Stadt, Republik, Demokratie, Nation, bürgerliche Gesellschaft, Adel und Hof, religiöse und nicht-religiöse Gemeinschaften miteinander zu vergleichen. Stets geht es um die Analyse des spannungsvollen Zusammenspiels von Transzendenzformen und Gemeinsinnsvorstellungen bei Entstehung, Stabilisierung und Scheitern von vormodernen und modernen sozialen und politischen Ordnungen. Mit dieser interdisziplinär und international vernetzten Fragestellung setzt der SFB 804 die erfolgreiche Grundlagenforschung der Dresdner Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften fort, die in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre mit dem Sonderforschungsbereich 537 "Institutionalität und Geschichtlichkeit" und einem Internationalen Graduiertenkolleg begonnen hat. Die folgenden Seiten beabsichtigen, den gemeinsamen Forschungsansatz und die Ziele der einzelnen Projekte des SFB 804 der wissenschaftlichen und interessierten Öffentlichkeit vorzustellen. Sie möchten auch zu Anregung und Auseinandersetzung einladen.:6 Hans Vorländer: Einleitung 16 Maria Häusl: Trennung und Öffnung. Alttestamentarische Diskurse um die Konstituierung des nachexilischen Israel 22 Matthias Klinghardt: Mahl und Kanon. Gemeinschaftsbildung im frühen Christentum 28 Martin Jehne: Die Investition eigener Ressourcen in die Gemeinschaft von der mittleren Republik bis in die hohe Kaiserzeit 34 Fritz-Heiner Mutschler: Tradition, Vernunft, Gott. Zur wechselnden Fundierung gemeinsinnigen Handelns vom Ausgang der Republik bis in die Umbruchphase des 3. Jahrhunderts 40 Cristina Andenna/Gert Melville: Dynastie, Idoneität und Transzendenz. Vergleichende Untersuchungen zum hohen und späten Mittelalter 46 Bruno Klein: Die Kirche als Baustelle. Großstädtische Sakralbauten im Mittelalter 52 Jürgen Müller: Das subversive Bild. Religiöse und profane Deutungsmuster in der Kunst der Frühen Neuzeit 58 Gerd Schwerhoff: Gottlosigkeit und Eigensinn. Religiöse Devianz in der Frühen Neuzeit 64 Winfried Müller: Gemeinsinnsdiskurse und religiöse Prägung zwischen Spätaufklärung und Vormärz (ca. 1770 - ca. 1848) 70 Hans Vorländer: Demokratische Ordnung zwischen Transzendenz und Gemeinsinn 76 Werner J. Patzelt: Transzendenz und Gemeinsinn als Ressourcen politischer Ordnungskonstruktion 82 Karl-Siegbert Rehberg: Kunstsakralisierung und Gemeinsinn 88 Hans-Georg Lippert: Das Planbare und das Unverfügbare. Modelle von Transzendenz und Gemeinsinn in Architektur und Städtebau im 20. Jahrhundert 94 Thomas Hänseroth: Das Fortschrittsversprechen von Technik und die Altruismusbehauptung der Ingenieure in der technokratischen Hochmoderne (ca. 1880 - 1970) 100 Christian Schwarke: Konstruktionen von Transzendenz und Gemeinsinn in Technik und Theologie 106 Karl Lenz: Transzendenz und Gemeinsinn in privaten Lebensformen 112 Thomas Rentsch: Transzendenz und Gemeinsinn in Geschichte und Gegenwart der Philosophie 118 Pier Paolo Portinaro: Die Sakralisierung der Kulturnation im italienischen Risorgimento 124 Georg Kohler: Die Kontingenz des Unverfügbaren - Die "Willensnation Schweiz" 130 Marina Münkler: Das Ethos der Freundschaft 136 Gerd Schwerhoff: Integriertes Graduiertenkolleg 138 Kontakt und Impressum
Franco Basaglia ist ein populärer Psychiater, Michel Foucault ist ein bekannter Philosoph und Soziologe. In der vorliegenden Masterarbeit werden eingangs ihre Werke ?L?istituzione negata? (1968) und ?Überwachen und Strafen: Die Geburt des Gefängnisses? (1975) mittels der Themen der Exklusion, der Macht und der modernen Institutionen (Gefängnis, Psychiatrie etc.) analysiert und etwaige Parallelen erschlossen. Anhand Basaglias und Foucaults interessanten Denkweisen lassen sich aufschlussreiche Bezüge zur italienischen Literatur des 20. Jahrhunderts herstellen. Mittels der ausgewählten Romane ?L?affaire Moro? (1978), ?Memoriale? (1962) und des Films ?La meglio gioventù? (2003) wird veranschaulicht, dass die Motive der Macht und des Ausschlusses darin stark präsent sind. Die Analyse der Romane und des Films erweist sich als besonders spannend und vielfältig, da diese verschiedene Themen behandeln und diverse Institutionen (Gefängnis, Psychiatrie und Fabrik) im Mittelpunkt stehen. Folglich können die Themen der Exklusion und der Macht anhand von verschiedenen Institutionen dargestellt werden. Dabei stellt sich heraus, wie häufig und in welchen unterschiedlichen Institutionen diese Themenbereiche in der italienischen Literatur auftreten. In ?L?affaire Moro? wurde der Vorsitzende der christdemokratischen Partei, Aldo Moro von den Roten Brigaden, einer linksextremistischen Organisation entführt und im ?prigione del popolo? eingesperrt. Folglich wurde er von der Gesellschaft ausgeschlossen, wurde zum Opfer der Roten Brigaden sowie seiner eigenen Partei und unterlag einem schicksalhaften Machtspiel. In Memoriale? leidet der Protagonist, Albino Saluggia, an Tuberkulose und wird deshalb von den Ärzten von seiner Arbeit in der Fabrik ausgestoßen und in ein Sanatorium aufs Land gebracht. In ?La meglio gioventù? kommen das Leid und die Qualen, die in den Internierungshäusern psychisch kranker Menschen vorherrschen, stark zum Vorschein. ; Franco Basaglia is a popular psychiatrist, Michel Foucault is a well-known philosopher and sociologist. At the beginning of this thesis their works ?L?istituzione negata? (1968) and ?Überwachen und Strafen: Die Geburt des Gefängnisses? (1975) are going to be analysed by means of the topics of exclusion, power and modern institutions (e. g. prison, psychiatry etc.) and analogies are going to be drawn. Afterwards the elaborated topics of both works are consulted for a literature analysis. Basaglias and Foucaults way of thinking may be connected with the Italian literature of the 20th century. It is shown that power and exclusion have a strong presence in the novels ?L?affaire Moro? (1978), ?Memoriale? (1962) and in the film ?La meglio gioventù? (2003). The analysis of the novels and the film turn out to be very exciting and multifaceted due to the occurrence of different topics and distinct institutions which take a centre stage (e.g. prison, psychiatry and factory etc.). Consequently the topics of power and exclusion are described from an institutional point of view. It is emphasized that these topics appear frequently and in the context of various institutions in the Italian literature. In ?L?affaire Moro? the leader of the Christian Democratic party was abducted and imprisoned of the Red Brigades, a left-wing extremist organisation, in the so called ?prigione del popolo?. He was expelled from the public, became a victim of the Red Brigades as well as of his own party and was subjected to a fateful power game. In ?Memoriale? the protagonist Albino Saluggia suffered from tuberculosis and was therefore excluded from his work and sent to a sanatorium in a rural area. In ?La meglio gioventù? the sorrow and pain of mentally ill humans in psychiatries was elaborated. In Italian films and novels the protagonists are expelled from public and are subjected to fateful power games in different institutions. ; vorgelegt von Kathrin Egger ; Abweichender Titel laut Übersetzung der Verfasserin/des Verfassers ; Zsfassung in engl. Sprache ; Graz, Univ., Masterarb., 2010 ; (VLID)213133
This study is a thematic-descriptive investigation of the reproduction and transformation of norms in the theoretical discourse on the novel during the 1960s. Primary literature consists of articles and essays published in West German literary and cultural journals 1959-1967. The term 'discourse' is applied partly in accordance with Busse/Hermanns/Teubert (1994), the term 'theory of the novel' chiefly in accordance with Lämmert (ed. 1984). 'Ideology' is not used in the sense of 'false ideology' but rather as an umbrella term for various types of value-related statements. From this, the theory-of-the-novel discourse is perceived as an aesthetic-ideological discourse, containing statements directed at the contemporary novel which have clear programmatic function and significant thematic width. The objective of the investigation is to show that specific comprehensive thematic fields – Werteverlust (breakdown and loss of values), Subjektproblematik ('problematisation of the concept of the subject'), Sprachproblematik (language related problems) and Realitätszerfall (reality loss, breakdown of the reality concept) – bear discursive significance as regards the discussion of literary norms during the 1960s, and that this discussion realises itself as two aesthetic-ideological discourses competing for interpretative precedence. The major issues are: Which reiterated patterns of argumentation, i.e. norm-related categories, concepts and rhetorical patterns, are used in the discourses for diagnoses and programmatic imperatives? How are the comprehensive thematic fields accentuated? What is treated, postulated or set aside as 'truth'? How - based on the above – is the novel formulated as a 'problem' ('crisis of the novel')? The investigation confirms that the comprehensive thematic fields are particularly central to the theoretical discussion of literature in the 1960s. This manifests itself as a discursive re-evaluation process which may be characterised as a conflict between an 'aesthetic-conservative discourse' and a 'discourse of change' ('Veränderungsdiskurs') where the right to define and evaluate the novel in terms of literature is at stake. It is in the collision between these two discourses and their largely incompatible concepts of literature that the novel discursively becomes a 'problem'. The discourses are maintained by specific reiterated patterns of argumentation which in the investigation are subsumed under the following headings: die negative Modernität (negative modernity), das bloß Moderne (phenomena of 'fashionable character', simply expressing trends) and das Überzeitliche und das Ganze (the timeless and the totality); respectively die traditionelle, bürgerliche Gesellschaft (traditional bourgeois society), die technisch-sprachliche Realität (technolinguistic reality) and der subjektive, sprachliche Realitätsausschnitt ('subjective language based slice of reality'). The first group of argumentation patterns is linked to universal, 'eternal' and essential categories and inherited norms, ethical-aesthetical educational grounding and a 'rhetoric of the spirit' or of 'mankind', oriented around a specific reception of German Classicism and Idealism, a downgrading of the present and an upgrading of the past. The other group embraces an incipient constructivism, contextually bound and societal categories and norms as well as implicitly critical programmes of enlightenment, devaluing the past and 'acknowledging' rather than criticising the present. In doing so they tend rather to realise a rhetoric of the linguistic and political reality and of more modest programmatic proposals.