Religion und Politik in den Vereinigten Staaten: über die Geschichtlichkeit einer kulturellen Invariante
In: Politik und Religion: zur Diagnose der Gegenwart, S. 47-77
"Am Beginn steht die begründete Vermutung (I), dass die spezifischen gegenwärtigen Rollen der Religion in den Vereinigten Staaten wie in Europa und ihre mögliche Konvergenz in Zusammenhang stehen könnten mit einer Transformation der zentralen gesellschaftlichen Konstruktion von Zeitlichkeit, wie sie sich in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts vollzogen hat. Im zweiten Abschnitt entfalte ich nun vor allem bezüglich des achtzehnten Jahrhunderts eine historische Erklärung (II) für den Ursprung des nach seiner Grundstruktur invariablen Verhältnisses zwischen Religion und Politik in den Vereinigten Staaten. Daran schließt sich eine Phänomenologie der spezifisch amerikanischen Religiosität (III) an, vor allem hinsichtlich der Besonderheit ihres Verhältnisses zur Politik. Diese invariable Struktur der religiösen Praxis und ihres Verhältnisses zur Politik in der amerikanischen Gesellschaft hat jedoch, davon wird in Abschnitt (IV) die Rede sein, aufgrund sich wandelnder Reaktionen im amerikanischen Rechtssystem eine eigene Geschichtlichkeit entwickelt. Das Verständnis ebendieser besonderen Geschichtlichkeit wird dann zu der abschließenden Frage nach den Konvergenzen und Divergenzen in den jüngsten amerikanischen und europäischen Entwicklungen des Verhältnisses zwischen Politik und Religion führen (V). Ihre Beantwortung soll weitab von den üblichen in doppelter Weise einseitigen Beschreibungen und Meinungen liegen." (Textauszug)