Großwohnsiedlungen prägen seit den 1960er Jahren in ost- und westeuropäischen Städten systemübergreifend die Physiognomie der Stadtränder. Der Beitrag geht der Frage nach, wie die Bedeutung dieser Siedlungsform in drei unterschiedlichen nationalen Kontexten in Deutschland, Polen und Frankreich konstituiert wird. Dabei wird davon ausgegangen, dass sich sowohl national übergreifende Diskursmuster identifizieren lassen als auch national spezifische Muster und auf diese Weise jeweils spezifische Räume und spezifische gesellschaftliche Ordnungen hergestellt werden. Für den Vergleich dient ein diskurstheoretisches Forschungsprogramm, das auf eine Kontextualisierung gesellschaftlicher Phänomene fokussiert und daher für eine international angelegte Vergleichsstudie einen geeigneten Zugang darstellt. Überregionale Tageszeitungen dienen dabei als Referenzmedien. Auf der Basis einer Kombination einer lexikometrischen Analyse mit der Untersuchung von Artikulationsmustern werden die Unterschiede, Gemeinsamkeiten und Brüche in der Bedeutungskonstitution von Großwohnsiedlungen herausgearbeitet. So konnten zwei zentrale Formen von diskursiven Grenzziehungen identifiziert werden, die entlang der Dichotomisierungen bedroht/bedrohlich und innen/außen verlaufen. Dabei werden Großwohnsiedlungen in Frankreich und Deutschland hegemonial als bedrohliche Orte und als Orte des Fremden, außerhalb der "eigentlichen Gesellschaft" liegend, konstituiert, Großwohnsiedlungen in Polen hingegen als bedrohte Orte mitten in der Gesellschaft stehend, als Teil eines gesellschaftlichen Innen.
"In der Diskussion, was ländliche Gesellschaften ausmacht, spielt das räumliche Ordnungsmodell der Unterscheidung zwischen Zentrum und Peripherie eine entscheidende Rolle. Die 'Natur der Peripherien' soll auf drei Ebenen des Zentrum-Peripherie-Modells herausgearbeitet und hinterfragt werden: 1. Obwohl sich die Modelle von Zentrum - Peripherie und Zivilisation - Natur inhaltlich unterscheiden, werden sie nicht selten analog verwendet. Beide sind dichotomisch, hierarchisch und progressiv angelegt, weisen dem Land normativ eine bestimmte Position im Gesellschaftsmodell zu. Im Vortrag wird die These vertreten, dass in dieser normativen Ordnung der soziale Wandel der ländlichen Gesellschaft unzureichend reflektiert wird, außerdem die Wechselwirkungen und Verschiebungen zwischen den unterschiedlichen gesellschaftlichen 'Orten' nicht erfasst werden. 2. Peripherien werden als 'naturnahe', aber darüber hinaus sogar als 'natürliche' Bestandteile der räumlichen Ordnung von Gesellschaft angesehen. Unbeachtet bleiben dabei die (politischen, medialen, wissenschaftlichen und ökonomischen) Rahmensetzungen, die gesellschaftliche Konstitution des Verhältnisses von Zentrum und Peripherie. Peripherien werden in unterschiedlichen Zusammenhängen definiert und sie weisen nicht weniger unterschiedliche Entwicklungspfade auf, die wiederum Einfluss auf die Entwicklung des Zentrum - Peripherie - Verhältnisses haben. 3. Die Natur als Ort der Produktion und Reproduktion an Peripherien unterliegt differenzierten, sich verändernden gesellschaftlichen Bewertungen und Nutzungen. Als Ausdruck für die wirtschaftliche, institutionelle und ästhetische Formung der Natur hat sich Begriff 'Kulturlandschaft' durchgesetzt. Im Gegensatz zum Topos der 'Leere' soll im Vortrag die These vertreten werden, dass an den Peripherien deutliche Nutzungskonkurrenzen (z.B. Wildnis, stoffliche/ energetische Primärproduktion, Tourismus) stattfinden, die wiederum durch Zentrum - Peripherie - Beziehungen geprägt werden, und das der Diskurs über die 'Leere' keine unbedeutende Rolle dabei spielt. In die analytische Betrachtung fließen ausgewählte empirische Ergebnisse aus Untersuchungen zu peripheren Regionen in Nordostdeutschland ein." (Autorenreferat)
"Ziel der Europäischen Union ist es, neben der politischen und wirtschaftlichen Integration auch die Entstehung einer Europäischen Gesellschaft zu fördern. Dies gelingt ihrer Ansicht nach allerdings nur dann, wenn ein Abbau sozio-ökonomischer Unterschiede zwischen den Mitgliedsländern und den Regionen realisiert werden kann. Empirische Untersuchungen weisen aber darauf hin, dass das gewünschte Ziel interregionaler Konvergenz bisher nicht erreicht wurde. Besonders problematisch erweist sich dabei die Entwicklung regionaler Ungleichheiten in den neuen Mitgliedsländern Mittel- und Osteuropas. Vor allem der Ostererweiterungsprozess der Europäischen Union führte in diesen Ländern zu einer rasanten Dynamik der Entwicklung von Regionen und regionalen Ungleichheiten. Ziel dieses Artikels ist es daher, die Entwicklung sowie die Ursachen regionaler Ungleichheiten am Beispiel der Tschechischen und Slowakischen Republik im Zuge des Osterweiterungsprozesses zu untersuchen. Als Hauptquelle für diese Analyse dient die Regionaldatenbank von EUROSTAT, welche um Daten der regionalen Statistikämter in beiden Ländern ergänzt wurden. Neben einem absoluten Anstieg des wirtschaftlichen Niveaus in allen untersuchten Regionen, konnte eine starke Polarisierung zwischen den Hauptstädten Prag und Bratislava, der Regionen um Brno und Pilsen sowie den Riesengebirgsregionen einerseits und den östlichen slowakischen Regionen anderseits im Zeitraum von 1998 bis 2003 diagnostiziert werden. Bezüglich der Ursachen regionaler Ungleichheiten bestätigte sich lediglich der positive Einfluss der Infrastruktur und des Beschäftigungsanteils im Dienstleistungssektor. Insgesamt ist bei der Erklärung regionaler Unterschiede von einem komplexen Zusammenspiel makrostruktureller und institutioneller Variablen sowie bestimmter Wirtschaftskulturen und produktionsrelevanter Netzwerke auszugehen." [Autorenreferat]
"In Zeiten der Globalisierung und damit einhergehendem grenzenlosen Wettbewerb nehmen Anzahl und Einfluss weltweit tätiger Unternehmen beständig zu. Dabei wird die Forderung immer lauter, dass sie als Good Corporate Citizens sich für das Wohl ihrer Gastlandsgesellschaften auch jenseits des Kerngeschäfts einsetzen sollten. Das Yadana-Pipelineprojekt von Total/ FinaElf und Unocal in Myanmar wird diesbezüglich von den Unternehmen als Musterbeispiel in einem Entwicklungsland dargestellt. Eine Fülle von kritischen Stimmen zum Projekt legt jedoch eine anderweitige Schlussfolgerung nahe." (Autorenreferat)
"China is a country that has a large number of minorities, who live in specific regions which are mainly located in Middle and West China. They are abundant in natural resources and are of general importance for China in strategic and ecological terms. Minorities live in relatively compact communities. Here the development in infrastructure as well as social and economic development (e.g. export-oriented economy) has been and is still slow, which has resulted in underdevelopment. To accelerate the development of these regions, priority has to be given to narrow the gap of social development, to protect the natural environment and to strengthen the facilities of infrastructure. In order to avoid conflicts in the future, specific policies in minority regions are needed." (author's abstract)
Der mit dem Topos "Transformation von Wirtschafts- und Gesellschaftssystemen" axiomatisch angenommene Unvereinbarkeit sozialistischer und marktwirtschaftlicher Strukturen ist aus raumwissenschaftlicher Sicht nicht nachvollziehbar. Zum einen gibt es in Wirtschaftsgeographie und Infrastrukturtheorie eine ganze Reihe von Gemeinsamkeiten und Berührungspunkten, die man für den konstruktiven Systemumbau nutzen kann. Zum andern benötigt der Umbau selbst eine räumliche Infrastruktur. Und zum dritten brauchen Wissenschaftler und Planer Lösungskonzepte und Instrumentarien, mit denen sie räumliche Koordinations- und Steuerungsprobleme lösen können, die während der immer wieder verlängerten Transformationsphase auftreten. Die Art und Weise, wie räumliche Kalküle in den Transformationsablauf (West-Ost) eingebaut und umgesetzt werden, ist in vieler Hinsicht entscheidend für den Gesamtprozess: Der Erfolg beim Aufbau einer adressräumlichen Infrastruktur bestimmt, ob Unternehmen miteinander in Wettbewerb treten können oder nicht. Ergänzungsräumliche Logistik bestimmt darüber, welche Regionen als Beschaffungs-, Produktions- und/oder Absatzgebiete infrage kommen. Administrativräumliche Disaggregation entscheidet über die Wirksamkeit und Durchsetzbarkeit politisch-juristischer Regulierung und Sanktionen für marktdestruktives Verhalten. Die politische Konstitution neuer Vaterländer kann nach außen hin als akzeptabel (Russland gegenüber Tschteschenien) oder inkompatibel (Serbien gegenüber Kosovo) rezipiert und entsprechend bekämpft werden. Der emotionale Rückzug vor der Undurchsichtigkeit von Transformationsprozessen auf Heimat und/oder Mesoregion kann marktwirtschaftsnah oder -fremd akzentuiert sein. Die Ergebnisse bisheriger Transformationsprozesse lassen vielerorts zu wünschen übrig. Die Organisationsvorteile und räumlichen Strategien westlicher Produzenten und Vermarkter bei der Angebotsdiffusion wurden unterschätzt. In vielen Branchen, vor allem in Ostdeutschland und in den GUS-Ländern, eskalierte ein Verdrängungswettbewerb, der die eigenen Volkswirtschaften in Peripherien für Westeuropa und Ostasien transformierte. Andererseits erwiesen sich einige wenige sowjetische monopolistische Ministerialkonzernstrukturen als weltmarktkongruent. Im Energie- und Rohstoffbereich braucht offenbar nicht allzu viel transformiert werden. Die Schwächung der staatlichen Verwaltung in den ärmeren Transformationsstaaten durch Auflagen internationaler Kreditgeber zur Verringerung der Staatsquoten hat sich in einer Zerstörung der Infrastruktur- und Sozialsysteme niedergeschlagen, so dass in der GUS große Bevölkerungsteile der Verelendung preisgegeben sind. Das ursprünglich ökonomisch rational angelegte Transformationskalkül ist längst durch Realpolitik kompromittiert und als Umsetzungsziel auf unabsehbare Zeiten verschoben worden. Die positiven Transformationseffekte (Transfer von Kapital, Arbeitskraft und politischer Macht - durch Destruktion der Gegenmächte in Osteuropa häufen sich in Westeuropa und den USA. Dort stützt der Transformationsimperativ für Osteuropa) die "Richtigkeit" und Überlegenheit des eigenen Systems. Um Transformation in Osteuropa überlebensfähig zu halten, wird sie vielerorts mit nationalistischem Gedankengut im Rahmen von "Vaterlands"-propaganda kultiviert (vgl. Abb. 7). Im Rahmen der wissenschaftliche Arbeit hat Transformation dazu beigetragen, dass wir heute mehr als je zuvor über sozialistische Realsysteme wissen. Im übrigen ist das Transformationskalkül weder als geschlossenes gesellschaftliches Zielsystem, was es immer sein wollte und nirgends wurde, noch als Problemselektor für die wissenschaftliche Arbeit tragbar. Man kann Steuerungsprobleme in postsozialistischen Ländern heute nicht mehr auf Sozialismus als Ganzes zurückführen. Man muss sie als "normale" makro-, meso- und mikroregionale Infrastruktur- und Koordinationsprobleme ernst nehmen und als solche bearbeiten - wie in anderen Ländern auch.
'Im vorliegenden Beitrag wurde ein praxisorientierter Ansatz präsentiert, der es ermöglicht, unabhängig von der eingesetzten Software, ein historisches GIS in einem Layermodell zu realisieren. Dabei wurde der Schwerpunkt der Ausführungen auf die Nutzung historischer Statistiken und die hierfür erforderlichen Grundkarten der administrativen und territorialen Gliederung gelegt. Der Grad der Automatisierung bei der Erfassung der Geodaten läßt sich dabei beliebig dem Umfang und der Komplexität der abzubildenden Prozesse sowie dem zur Verfügung stehenden Projektbudget anpassen. Sofern das eingesetzte GIS über eine offene Schnittstelle für Geodaten verfügt, ist es grundsätzlich auch möglich, die zunächst in Layern verwalteten Daten später in eine objektorientierte Struktur zu überführen. Hinsichtlich der Standardisierung müssen, um Daten unterschiedlicher Datenproduzenten gemeinsam in einem 'historischen Raummodell Deutschlands' verarbeiten zu können, einige Punkte wie Digitalisierungsmaßstab und -genauigkeit, Projektion, Objektklassen und -schlüssel definiert werden (vgl. STANFCK/SMITH/GiORDANO 1995). Welche Festlegungen hierzu mindestens erforderlich und praktisch umsetzbar sind, kann nur die weitere Diskussion der Datenproduzenten zeigen. Der Vorschlag der Autoren geht jedoch dahin, zunächst nur hinsichtlich zweier Punkte verbindliche Regeln vorzusehen: 1. Der Entwicklung administrativer und territorialer Einheiten seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts. Kleinste Territorialeinheiten sollten dabei die Gemeinden darstellen. Maßstab, Projektion, Generalisierungsregeln und Genauigkeit sollten dabei so bestimmt werden, daß sowohl der regionale als auch der deutschlandweite Einsatz möglich ist. 2. Der Dokumentation (Metadaten) und Integration individueller Erweiterungen zu den unter 1. genannten Inhalten.' (Autorenreferat)
Räume zu erforschen bedeutet dem Sprechen über Räume zuzuhören, die Räume selbst zu erleben, zeichnerisch zu erfassen und zu interpretieren. Das interdisziplinäre Handbuch Methoden der qualitativen Raumforschung präsentiert ein breites Spektrum etablierter Methoden und innovativer Methodenentwicklung und führt somit Ansätze der Raumforschung aus der Soziologie, Architektur, Stadtforschung und der Geographie erstmals systematisch zusammen. Auf diese Weise wird es möglich, verschiedene Facetten von Räumen zu erfassen und zu verstehen und aufeinander zu beziehen. Instruktive Erläuterungen und konkrete Beispiele machen die sehr unterschiedlichen qualitativen Methoden der Raumforschung disziplinenübergreifend verständlich und anwendbar. Den Rahmen bilden dabei eine Pluralität von theoretischen und methodologischen Ansätzen. Einen Schwerpunkt bilden dabei visuelle Methoden.
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Die Stadt - neue Perspektiven für die Sozialwissenschaften In dieser Einführung präsentiert Uwe Prell nicht nur klassische sozialwissenschaftliche Forschungsergebnisse, sondern auch Erkenntnisse aus anderen Disziplinen zur Stadt. Ein theoretischer Teil bietet Überblick über Theorien und Begriffsgeschichte, ein praktischer über unterschiedliche Stadttypen und aktuelle Debatten. Der Band versetzt Leser und Leserinnen in die Lage, ein vermeintlich vertrautes Thema aus neuen Perspektiven zu sehen. Dieses Buch bereichert den "klassischen" stadtsoziologischen Blick um philologische und politikwissenschaftliche Erkenntnisse.
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"Among the Central-East European transition countries the Hungarian economic trajectory seems to deviate from the others. The high state redistribution resulted in a malfunctioning welfare state. The existing level of state involvement is a consequence of the elite settlements of the early transition period. Privatization involved overwhelmingly foreign capital and avoided 'shock therapy'. Both policies have contingent effects on the existing elite configuration. An exploration of the economic elite identifies different segments with specific interests in state redistribution. The political and the economic elite have both evolved to coexist with a high disparity of incomes and a strong presence of foreign capital accordingly." (author's abstract)