The psychological variables that were particularly influenced by social distancing during the COVID-19 pandemic-stress, loneliness, social participation, and well-being-correspond closely to variables that can also be influenced by music. The present study is a pilot randomized controlled trial examining the effects of online group singing on psycho-physiological variables during the pandemic. Over 4 weeks, an online singing group sang together once a week, for 1 h, under the guidance of a professional voice coach. In a first control group, participants also met for 60 min per week but only discussed and exchanged personal experiences about music. A second control condition consisted of a waiting list group. Across all variables studied (positive and negative affect, life satisfaction, stress, loneliness, social participation, self-efficacy, and body perception), positive effects were revealed in the singing group and in the discussion group, but not in the waiting list group. The effects of the variables self-efficacy, social participation, loneliness, and life satisfaction were markedly stronger in the singing group than in the discussion group. The results demonstrate the effectiveness of group singing on a number of psycho-physiological variables, which can be used profitably in and outside of times of crisis, in both clinical and non-clinical settings.
Population aging is an inevitable global demographic process. Most of the literature on the consequences of demographic change focuses on the economic and societal challenges that we will face as people live longer and have fewer children. In this paper, we (a) briefly describe key trends and projections of the magnitude and speed of population aging; (b) discuss the economic, social, and environmental consequences of population aging; and (c) investigate some of the opportunities that aging societies create. We use Germany as a case study. However, the general insights that we obtain can be generalized to other developed countries. We argue that there may be positive unintended side effects of population aging that can be leveraged to address pressing environmental problems and issues of gender inequality and intergenerational ties.
Aus der Einleitung: 'Viele der größten wirtschaftlichen Übel unserer Zeit sind die Früchte von Risiko, Unsicherheit und Ignoranz.' John Maynard Keynes. Dieses Zitat bietet einen passenden Einstieg in die aktuell herrschende Unsicherheitssituation an den Finanzmärkten. Die so genannte Finanzkrise führte nicht nur zu massiven Kurseinbrüchen am Aktiemarkt und Abschreibungen in schwindelerregenden Höhen, sondern auch zu einem Vertrauensverlust im Interbankensektor, was kombiniert zu weltweiten Liquiditätsengpässen im internationalen Finanzsystem geführt hat. Längst hat eine Ausweitung auf die Realwirtschaft stattgefunden, was an der Notlage der weltweiten Automobilwirtschaft deutlich wird. Massive Rettungspakete der Regierungen sollen das Finanzsystem wieder stabilisieren und Liquidität gewährleisten. Ein Ende der Folgen dieser Krise ist nicht in Sicht. Die Wurzeln der Krise sind im ehemals boomenden US-Immobilienmarkt, den Hypothekenkrediten und der Niedrigzinspolitik der US-Notenbank Fed zu suchen. Zudem transportierten Verbriefungsmechanismen die Hypothekenkredite in Form von komplizierten Finanzprodukten in den weltweiten Anleihenmarkt. Ferner trugen Ratingagenturen mit ihren Fehleinschätzungen in der Risikobewertung zu einer raschen Ausbreitung dieser Finanzinstrumente bei. Aufgrund der Vorkommnisse wird die Leistungsfähigkeit der Finanzmärkte angezweifelt. Vor allem die Effizienz in der Informationsverarbeitung wird in Frage gestellt. Der Forschungsansatz der Noise-Trader-Modelle beschäftigt sich dabei intensiv mit eingepreisten Unsicherheiten, Risiken und ignorierten Informationen. Diese drei Komponenten wurden auch im Zitat von Keynes genannt. Das wirtschaftliche Übel ist somit die Finanzkrise, genauer gesagt, deren Ursachen als 'Frucht' von Noise-Trading. In dieser Arbeit wird untersucht, ob Noise-Trader-Modelle den genannten Komponenten eine Relevanz in der Finanzkrise geben können und ob sie dabei im Einklang mit den beiden vorherrschenden Theorierichtungen, der Neoklassischen Kapitalmarkttheorie und der Neueren Finanzierungstheorie stehen. Dabei liegt die Konzentration auf den Ursachen und deren Erklärungsversuche und nicht auf den Auswirkungen der Finanzkrise. Die meisten Ursachen zeigen ihre Auswirkungen auf den Wertpapiermarkt. Um den Umfang dieser Arbeit zu wahren wird dieser in den Untersuchungsschwerpunkt gestellt. Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist die theoretische Analyse eines praxisorientierten und greifbaren Beitrages der Noise-Trader-Modelle im Rahmen der Ursachen der so genannten Finanzkrise und deren Erklärungsversuche. Das Adjektiv 'so genannt' wurde gewählt, da diese Krise auch als Interbankenkrise, (Welt-)Wirtschaftskrise oder anfänglich auch als Hypothekenkrise bezeichnen werden kann, sich jedoch die Bezeichnung Finanzkrise weitgehend etabliert hat. Die genannte Zielsetzung wird durch vier Untersuchungspunkte verfolgt: Theoretische Analyse des systematischen Einflusses von Noise-Trading in der Preisbildung und dessen Rahmenbedingungen; Theoretische Analyse der Eignung von Noise-Trader-Modellen für die Erklärung realer Sachverhalte; Theoretischer Bezug von Noise-Trader-Modellen zu den Ursachen der Finanzkrise und deren Erklärungsversuche; Theoretische Überlegungen zu Anwendungspotenzialen von Noise-Trader-Modellen im Rahmen der Ursachenklärung der Finanzkrise. Gang der Untersuchung: Die vorliegende Arbeit ist in vier Kapitel unterteilt. Neben dem Einführungsteil in Kapitel 1 werden in Kapitel 2 theoretische und begriffliche Fundamente für den Analyseteil in Kapitel 3 gelegt. Kapitel 2.1.1 beschäftigt sich mit den Annahmen, Prinzipien und Modellvorstellungen der Neoklassik. Diese sind für den weiteren Verlauf der Arbeit und insbesondere für die Bedeutung von Noise-Trader-Modellen auf Kapitalmärkten und daraus resultierend für das Verständnis der Zusammenhänge mit dem Hergang der Finanzkrise unverzichtbar. Vor allem die Effizienzmarkthypothese bildet ein theoretisches Fundament für ein grundlegendes Verständnis der Funktionsfähigkeit von Kapitalmärkten, wirtschaftspolitischer Empfehlungen und realer Wirtschaftspolitik. Diese wird in Kapitel 2.1.1.2 näher betrachtet. Darauf folgend wird die Neuere Finanzierungstheorie aufgeführt (Kapitel 2.1.2). Diese stellt durch ihre realitätsnahen Annahmen einen wichtigen Bezugsrahmen für den Analyseteil dieser Arbeit dar. In Kapitel 2.1.3 erfolgt eine Grundlagenvermittlung zur Funktionsweise des Finanzsystems. Da dieses durch die Ursachen der Finanzkrise kompromittiert wurde, liegt eine Auseinandersetzung nahe. Insbesondere der Wertpapiermarkt als Teil des Finanzsystems, deren Akteure und Handelsobjekte sind im Hinblick auf die bevorstehende Auseinandersetzung mit den Ursachen der Finanzkrise von Bedeutung (Kapitel 2.1.3.2). Dem folgt in Kapitel 2.3 der zusammengefasste Hergang der Finanzkrise. Im dritten Kapitel werden einleitend die Vorgehensweise des Analyseteils erläutert und geeignete Analysekriterien aufgestellt (Kapitel 3.1). Anschließend wird eine kontextbezogene Bewertung der Greifbarkeit und Praxisorientierung von Noise-Trader-Modellen als Hilfsmittel zur Erklärung der Ursachen der Finanzkrise durch eine kriteriengeleitete Analyse versucht. Die Einteilung des Analyseteils erfolgt dabei thematisch anhand der Kriterien. Zunächst wird die Persistenz systematischer Auswirkungen von Noise-Trading am Wertpapiermarkt untersucht (Kapitel 3.2). Darauf aufbauend erfolgt die Bewertung der Systematik der Noise-Trader-Modelle für die Erklärung realer Sachverhalte anhand des Bezugsrahmens der Neueren Finanzierungstheorie (Kapitel 3.3). Abschließend wird Noise-Trading in den Ursachen der Finanzkrise identifiziert und durch den Ansatz der Noise-Trader-Modelle erklärt (Kapitel 3.4). Auf dieser Thematik aufbauend werden abschließend Überlegungen zu Potenzialen in der Anwendung von Noise-Trader-Modellen aufgestellt (Kapitel 3.5). Das Fazit in Kapitel 4 fasst die Untersuchungspunkte zusammen und zeigt die daraus resultierenden Ergebnisse auf.Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis: InhaltsverzeichnisI AbbildungsverzeichnisIII TabellenverzeichnisIV AbkürzungsverzeichnisV 1Einleitung1 1.1Problemstellung1 1.2Gang der Untersuchung2 2Theoretische und begriffliche Grundlagen4 2.1Finanzierungstheoretische Grundlagen4 2.1.1Neoklassische Kapitalmarkttheorie4 2.1.1.1Überblick und Prämissen4 2.1.1.2Effizienzmarkthypothese6 2.1.2Neuere Finanzierungstheorie9 2.1.2.1Neue Institutionenökonomik9 2.1.2.2Marktmikrostrukturtheorie14 2.1.2.3Behavioral Finance15 2.1.3Finanzsystem19 2.1.3.1Begriff und Funktionsweise19 2.1.3.2Wertpapiermarkt im Fokus20 2.2Ansatz der Noise-Trader-Modelle23 2.2.1Terminologie23 2.2.2Abgrenzungsmerkmale25 2.2.3Systematisierung nach RÖCKEMANN25 2.2.3.1Individuelles Verhalten26 2.2.3.2Gruppeninteraktive Verhalten26 2.2.4Handelsmotive und Typologisierung nach VAN HEYL27 2.2.4.1Ökonomisch-rationale Handelsmotive27 2.2.4.2Psychologische Handelsmotive28 2.2.5Zwischenfazit29 2.3Finanzkrise30 2.3.1Ausgangssituation30 2.3.2Ataraxie des Vertrauens in den US-Hypothekenmarkt31 2.3.3Verbriefung als Instrument zum Risikotransfer und zur Einspeisung von Hypothekenforderungen in das internationale Finanzsystem32 2.3.4Zusammenbruch als Kettenreaktion33 3Kriteriengeleitete Analyse zur Überprüfung eines praxisorientierten und greifbaren Beitrages von Noise-Trader-Modellen für die Ursachen der so genannten Finanzkrise und deren Erklärungsversuche35 3.1Vorüberlegung und Kriterien35 3.2Persistenz systematischer Auswirkungen von Noise-Trading am Wertpapiermarkt36 3.2.1Relevanzproblematik der Effizienzmarkthypothese36 3.2.1.1Defizite am theoretischen Modell38 3.2.1.2Divergierende empirische Untersuchungen40 3.2.1.3Zwischenfazit42 3.2.2Systematischer Einfluss durch Noise-Trader43 3.2.3Fragestellung der Notwendigkeit für langfristiges Bestehen von Noise-Tradern45 3.2.4Implikationen und Zwischenfazit46 3.3Angemessenheit der Systematik von Noise-Trader-Modellen für die Erklärung realer Sachverhalte am Wertpapiermarkt49 3.3.1Kohärenz beobachtbarer Anomalien49 3.3.2Aggregationsmechanismus von Noise-Trader-Modellen51 3.3.3Implikationen und Zwischenfazit53 3.4Noise-Trading in den Ursachen der Finanzkrise und deren Erklärung aus der Perspektive des Ansatzes der Noise-Trader-Modelle54 3.4.1Indirekt den Wertpapiermarkt betreffende Ursachen54 3.4.2Direkt den Wertpapiermarkt betreffende Ursachen57 3.4.3Implikationen und Zwischenfazit60 3.5Potenziale in der Anwendung von Noise-Trader-Modellen61 3.5.1Identifikation von Krisenindikatoren61 3.5.2Antizyklische Strategien62 3.5.3Implikationen und Zwischenfazit62 4Fazit64 Anhang68 Literaturverzeichnis73Textprobe:Textprobe: Kapitel 3.2.2, Systematischer Einfluss durch Noise-Trader: Wie in den Kritiken zur EMH ersichtlich wurde, lässt sich der Einfluss von Noise auf die Preisbildung am Wertpapiermarkt erahnen. Nun ist die Frage zu klären, ob dieser Einfluss systematisch ist und ob Noise-Trader langfristig auf dem Markt existieren oder ob sie durch Verdrängungsmechanismen oder Kompensationsmethoden nicht überleben können. Ein wichtiger Vertreter für Noise-Trader-Modelle ist das Modell von SHILLER, welches den Grundstein für den systematischen Einbezug von rationalem und quasi-rationalem Verhalten in einem Preisbildungsmodell legt. SHILLER führt in seinem Modell zwei Anlegertypen ein, den Ordinary Investor (Noise-Trader) und den Smart Money Investor (rationale Anleger). Dem ersten Typ wird keine bestimmte Verhaltensweise unterstellt, er hat keine bzw. eine unvollständige Vorstellung über das Verhalten der Preise, Dividenden und Renditen von Wertpapieren am Markt. Die Begründung legt SHILLER dabei auf verschiedene Annahmen zur Verzerrung, welche auf sozial-psychologische Handelsmotive zurückgeführt werden und stellt zugleich die Beeinflussung des Preises dar. Im Gegensatz dazu passt der Smart Money Investor seine Erwartungen an öffentliche, fundamentale Informationen an, im Genaueren entspricht seine Erwartungsbildung hier dem gewichteten Durchschnitt zukünftiger Dividendenausschüttungen. Der Autor stellt in einer ersten Untersuchung fest, dass Noise-Trader Moden (Fads) folgen und sich deren Nachfrage und damit der Aktienpreis vorhersagen lässt. Er belegt den Einfluss der Noise-Trader mit empirischen Untersuchungen in den USA zwischen den Jahren 1972 und 1982, in denen er feststellt, dass die systematischen Schwankungen auf eine Überbewertung durch Noise-Trader Einschätzungen zurückzuführen sind. In einer zweiten Untersuchung stellt SHILLER die Überreaktionshypothese auf. In ihr heißt es, dass Dividendenzahlungen als Vorhersageinstrument für zukünftige Unternehmenszahlungen überschätzt werden und damit eine hohe Nachfrage von Noise-Tradern nach Aktien mit hohen Dividenden in einem Überschießen des Kurses mündet. Empirisch weist er dies mit Hilfe von Regressionsanalysen vergangener Dividenden nach. Zudem beweist er, dass Noise-Trader als Positive-Feedback-Trader trendverstärkend wirken. In Konklusion seines Modells erhöhen verstärkte Unterschiede in den Informationsverarbeitungsmodellen die Schwankungsbreite von Aktienkursen (excess volatility). Außerdem münden Stimmungsschwankungen der Noise-Trader in nicht-diversifizierbarem Marktrisiko. De LONG/SHLEIFER/SUMMERS/WALDMANN (DSSW 1990a) bilden in ihrem 'Overlapping Generations Model' ebenfalls zwei Anlegergruppen, die Sophisitcated Investors, welche rational handeln und die Noise-Trader, welche quasi-rational handeln. Diese Anleger können zudem in zwei Anlageformen investieren. Dabei handelt es sich um eine risikolose Anlage (z.B. Anleihe) und um eineAnlage mit behafteten Risiko (z.B. Aktientitel). DSSW 1990a weisen nach, dass Sophisitcated Investors mit kurzen Anlagehorizonten nicht in der Lage sind, durch Arbitragehandlungen Kurskorrekturen herbeizuführen, was auf das von Noise-Tradern generierte zusätzliche nicht-diversifizierbare Risiko zurückgeht. Eine stabilisierende Spekulation ist somit nicht zu erwarten und Noise-Trader werden nicht vom Markt gedrängt. Damit können Noise-Trader massive Kursschwankungen verursachen, auch wenn kein fundamentales Risiko vorliegt. In einer weiteren Untersuchung von 1991 kommen die Autoren zu dem Ergebnis, dass sich Noise-Trader auch langfristig im Markt behaupten können. Dabei können sie höhere Renditen erzielen als die rationalen Investoren. SHEFRIN/STATMAN erarbeiteten ein Modell, in welchem auch nicht-systematischer Einfluss von Noise-Trading zum Ausdruck kommt. Sie untersuchen dazu zwei Anlegertypen von Noise-Tradern, die einem effizienten Markt bestehend aus rationalen Akteuren mit unverzerrten Erwartungen gegenübergestellt werden. Eine Gruppe der Noise-Trader unterliegt dabei der Gamblers Fallacy und bildet regressive Erwartungen, was in fehlerhaften Wahrscheinlichkeitseinschätzungen resultiert. Aufgrund der regressiven Einstellung werden trendkonträre Bewegungen erwartet. Somit führt dieser Noise-Tader-Typ zu Negative-Feedback-Trading, also zu trandabschwächendem Verhalten. Die andere Gruppe gewichtet vergangene Informationen zu niedrig, reagiert also entsprechend De BONDT/THALER über. Dieser Typ führt zu Positive-Feedback-Trading und wirkt damit trendverstärkend. Beide Verhaltensannahmen implizieren zwei Ergebnisse. Solange die Fehlerwartungen nicht in Korrelation mit dem Vermögen stehen, können sich die von den Noise-Tradern produzierten Fehler im Mittel ausgleichen. Somit ergibt sich kein Einfluss auf die Wertpapierpreise, weil eine Gruppe weder systematisch gewinnen oder verlieren kann. Wenn jedoch die Fehler der Noise-Trader gleichgerichtet sind, kommen Fehlbewertungen in den Kursen zustande. Zudem wird der systematische Einfluss auf die Zinsstrukturkurve übertragen, da risikofreie festverzinsliche Wertpapiere (Anleihen) gehandelt werden. Eine Erweiterung wurde 1994 mit der Behavioral Capital Asset Pricing Theory aufgestellt, in der Noise-Trader in Interaktion zu rationalen Anleger gebracht wurden. Die Ergebnisse decken sich mit denen der gleichgerichteten Noise-Trader-Fehler aus der 1993 aufgestellten Studie.
Jeder Stillstand wird G/geschehen Nehmen Sie den Sammelband Stehende Gewässer. Medien der Stagnation und stellen Sie sich vor, er sei ein Aquarium, platziert auf einem Biedermeiertischchen in Ihrem Wohnzimmer. Stellen Sie es vor sich auf den Tisch und betrachten Sie es aus verschiedenen Perspektiven. Was sehen Sie? Ärgern Sie sich über die kleine Felsengrotte in der Mitte des quaderförmigen Glasbehälters, die Ihnen die Sicht auf Ihr soeben erst erstandenes Seepferdchen verstellt? Sind Sie fasziniert vom Relief der Ablagerungen im Bodensatz des Behälters? Fragen Sie sich, was die Mikroorganismen dieses künstlichen Ökosystems so treiben? Befassen Sie sich mit Ihrem Spiegelbild auf der Wasseroberfläche und befragen es nach seiner Geschichte oder entdecken Sie in dem hermetischen Behälter das Organisationsprinzip des Universums? Die Qualität des Bandes Stehende Gewässer. Medien der Stagnation der gleichnamigen Tagung des Graduiertenkollegs "Mediale Historiographien" (Weimar, Erfurt, Jena), die im April 2006 in Weimar stattfand, liegt eindeutig in der originellen Themenstellung und den interdisziplinären Beiträgen aus der Medien-, Kunst- und Literaturwissenschaft sowie der Philosophie und Limnologie. Weiters verleiht ihm die glückliche Wahl von Butis Butis als Stellvertreter für die HerausgeberInnen eine ironische Selbstreflexivität. Butis Butis, dt. der Grundel, leiht den Mitgliedern des Graduiertenkollegs nicht nur seinen Namen, sondern auch seinen Lebensraum: Stehende Gewässer. Die Beiträge sind so dynamisch wie innehaltend, so den Gesetzen der Limnologie verhaftet wie der Philosophie und Historiographie. Ihr Bindeglied ist die Beobachtung und Analyse der Wechselwirkungen zwischen Stagnation und Bewegung, die einander – so der Tenor des Bandes – bedingen: Ohne Stillstand kein Prozess, ohne Dynamik keine Unterbrechung. "Nicht-Einhalten der Disziplinen ist dabei Programm", so die HerausgeberInnen Jan Behnstedt, Thorsten Bothe, Christina Hünsche, Alexander Klose, Isabella Kranz, Helga Lutz und Nina Wiedemeyer in der Einleitung. Die relativ lose "schwebenden" Beiträge, auch bekannt unter dem Namen Plankton, lassen sich in den Netzen folgender inhaltlicher Schwerpunkte fangen: "Geschichtliche Einschnitte", "Literarische Stauungen", "Elektrizität und Polarisierung", "Limnologie und Philosophie", "Rhythmus und Musik", und "mikro- und makroskopische Betrachtungen im/des Universums". "Die historische Welt ist gleich einem Ozean."[1] – Geschichtliche Einschnitte In einem ersten einführenden Beitrag analysiert der Philosoph und Kulturwissenschaftler Friedrich Balke mit Bezug auf Fernand Braudel den Kampf zwischen Ereignis- und Strukturgeschichte, wie er in Frankreich Mitte des 20. Jahrhunderts in den Diskussionen um die Annales-Schule geführt wurde, und fragt abschließend nach gegenwärtigen Möglichkeiten der quantitativen und seriellen Geschichtsschreibung mit Hilfe digitaler Medien. Technische Störungen, so der Autor, könnten historische Quellen bis zur Unkenntlichkeit "entfremden" – das Ereignis verliere seinen Platz, es falle "aus seiner Zeit" oder werde als "Repräsentant des ewig Gleichen" vom Historiker instrumentalisiert. Eine ähnliche Problemstellung zeigt auch Gregor Kanitz in seinem Beitrag zu Stockungen und Verzögerungen in der Produktion geistigen Wissens am Beispiel der "Papierpolitik" des Methodologen der Geschichtswissenschaft des 18. Jahrhunderts, Wilhelm Dilthey. Laut Kanitz führten die Stockungen im Arbeitsprozess nicht nur zu großen Publikationsverzögerungen, sondern in weiterer Folge zu mythischen Überhöhungen der Quellen – als Repräsentanten einer überhöhten "Ewigkeit", die insbesondere von der katholischen Geschichtsschreibung als Wahrheits- und Gottesbeweis missbraucht worden wären. Mit dem Bruch der lang propagierten "Einheit von Geschichte und Gotteserkenntnis", wie ihn die Reformation verursacht hat, beschäftigt sich Marcus Sandl in seinem Beitrag. Die katholische Historiographie – also auch jene der Habsburger – sei in bewusstem Gegensatz zur protestantischen – jener Brandenburg-Preußens – getreten. Während die eine "Geschichte" sich in den Dienst "des Einen, wahren und geoffenbarten Gottes" stellte, sich also zu einem "ewig Gleichbleibenden" hinwendete, griff die andere in ihrer Affinität zur Schrift auf hermeneutische Verfahrensweisen zurück, so der Historiker. "Schreiben der Stagnation"[2] – Literarische Stauungen Dass insbesondere die Schrift als Medium und ihrer Abhängigkeit von Medien Prozesse der Geschichte bedingen, verstärken oder abschwächen kann, zeigen die Beiträge von Jörg Paulus und Jörn Etzold. Während Paulus die Schrift als Reservoir der Kulturgeschichte, eingebettet in soziologische und literaturwissenschaftliche Aspekte der kunstvollen Briefkultur des 18. Jahrhunderts – insbesondere jener Jean Pauls – nach Figuren der Stagnation untersucht, beschreibt Jörn Etzold das "Schreiben" als "Machtinstrument über Zeit und Raum" im Werk des südamerikanischen Schriftstellers Juan Carlos Onetti. Polarisierungen – "Ein Zickzack, wie der Blitz, ist jeder Körper in seinem Innern."[3] Ausgehend vom "Stauen, Stocken, Denken" des "alten" Kontinents Europa, begibt sich Stephan Gregory im deutschen Idealismus (Fichte, Kant) auf die Suche nach jenem Moment, in dem die Philosophie die bis dahin vorherrschende Metapher für das Denken, das Wasser, um jene der elektrischen Kräfte erweitert hat. Die deutsche Romantik übertrage, so Gregory, die Elektrizität als polares, fließendes Phänomen auf die Natur und das Denken, was zu Phänomenen der Unterbrechung und Abstoßung führe. Anstatt in einem ruhigen Fluss mitzutreiben, sehe sich das Subjekt des elektrischen 19. Jahrhunderts hin- und hergeworfen zwischen Impulsen, was eine Unendlichkeit des Hin- und Her-Zuckens zwischen Position und Negation zur Folge habe. Anknüpfungspunkte hierzu finden sich in Marc Röllis Beitrag zum alltäglichen Erfahrungs- und Wiederholungszusammenhang "des Subjekts". Mit Verweis auf die von Husserl beschriebenen Wiederholungsphänomene[4] und Freuds Aufsatz "Jenseits des Lustprinzips" argumentiert Rölli für eine Differenzierung des Begriffs der Wiederholung in eine individuelle, unbewusste und eine "empirische"- kosmologische Wiederholung, wie sie beispielsweise von Nietzsche beschrieben wird. "Die Mauer um den Sumpf" – Limnologie und Philosophie Dass in der Problematik einer "Differenzierung" eine der wesentlichen Gemeinsamkeiten der Limnologie und Philosophie zu finden ist, zeigt Bettine Menke mit Blumenbergs Die Mauer um den Sumpf. In der komparativen Darstellung von Modellen Blumenbergs, Wittgensteins und Husserls diskutiert die Literaturwissenschaftlerin Möglich- und Unmöglichkeiten der Grenzziehung zwischen der Steinmauer und dem sumpfigen Morast als Metapher für die "unbestimmten Zonen" in der Philosophie. Der sumpfige Morast, den der Laie schlicht als "Schlamm" wahrnimmt, ist für den Limnologen, so der Ökologe Thomas Hübener, das Archiv zur Erforschung des Gewässers - sein "Gedächtnis". Im Anschluss an Hübeners Beitrag verdeutlicht Thorsten Bothe das Wasser als gängige Metapher der Schrift wie auch des Gedächtnisses. Mit einem Auszug aus Thomas Harris' Hannibal zeichnet Bothe das menschliche Gedächtnis als Tableau, bestehend aus reliefartigen Verknüpfungen – etwa vergleichbar mit dem Querschnitt des Ozeans. Ein etwas "kleineres" Format, nämlich die wasserwirtschaftliche Stauanlage in Fließgewässern, zieht Ulfert Tschirner zur Analyse des Organisationsprinzips eines Museums heran und veranschaulicht u. a. die gegenseitige Bedingung von "Verstautem" und Sichtbarem der Museumslandschaft. Der Erzeugung von wohlproportionierten Intervallen europäischer Musik durch wasserbetriebene Musikinstrumente des 17. und 18. Jahrhunderts widmen sich schließlich Thorsten Bothe und André Wendler in ihren Beiträgen. "Orte der Unterbrechung"[5] – Momente im Universellen Mit der "weißen und keimfreien Waschzelle", dem Badezimmer als "Ort der Unterbrechung", beginnt Alexander Klose seinen Beitrag. Am berühmten Gemälde Der Tod des Marat (1793) von Jacques-Louis David und jenem Foto des toten CDU-Politikers Uwe Barschel in der Badewanne, das im Oktober 1987 durch die Weltpresse ging, fächert Klose mögliche Erinnerungs- und damit einhergehende Konnotations- und Ethikdebatten über die "Visualisierung des Moments des Todes" auf. In Gegenüberstellung mit Thomas Demands[6] Fotografie Badezimmer (1997), das eine Nachahmung des Barschel-Bildes mit bewusster Auslassung der Leiche darstellt und auch als Cover des Sammelbandes dient, zeigt Klose künstlerische Methoden der Reduktion und Stilllegung. In einem kurzen zweiten Beitrag überträgt der Autor die dem Organisationsprinzip der hermetischen, autonomen Objekte[7]des Künstlers Hans Haacke inhärente allgemeine Systemtheorie auf politische, soziale und ökonomische Prozesse. Parallelen der Konservierung, der Stillstellung in Medizin und Kunst, widmet sich auch Nina Wiedemeyer im Œuvre von Damien Hirst. In den in hermetischen Glaskästen "festgehaltenen" präparierten Tierkörpern des Künstlers sieht Wiedemeyer die Unheimlichkeit der Indifferenz von Leben und Tod im Moment der Betrachtung. Weitere Formen von Zwischenstadien des Daseins zeigen Götz Grossklaus, Helga Lutz und Annika Reich in ihren Beiträgen. Mit Beispielen aus der Literatur am Vorabend der französischen Revolution, der Fotografien von Eugène Atget im späten 19. Jahrhundert in Paris und Arbeiten von zeitgenössischen Künstlern wie Wim Wenders und Rolf Brinkmann entdeckt Grossklaus mediale Heterochronien, "Gegenorte" und "Entfremdungen" im Fluss der Geschichte. Der Daseinszustand der "Entfremdung" spielt auch eine wesentliche Rolle zur Beschreibung des Phänomens der Langeweile, das Helga Lutz und Annika Reich als das "ultimative Gefangensein in der eigenen Zeitlichkeit" bezeichnen. Illusionen und "Paradiesische Zustände"[8] In seinem kurzen historischen Abriss zur Temperatur eröffnet Sebastian Vehlken Prozesse der Nanotechnologie und Physik als Geschichte von sich gegenseitig bedingenden Dynamiken und "Stillständen" der Naturwissenschaften. Ausgehend von Kants Überlegungen zum Nachweis eines Äthers (um 1800) – einer Zirkulation von Philosophie und Physik im Äthermeer – verlässt Christina Vagt die Mikroskopie und beschäftigt sich mit einer "unifizierenden Physik", die als neue Kategorie der Wissenschaft medial zu definieren wäre. Welche bedeutende Rolle die Kybernetik zur Entwicklung von Organisationsmodellen der Limnologie gespielt hat, veranschaulicht Claus Pias in seinem interdisziplinären Beitrag. Ausgehend von den Forschungsergebnissen zu natürlichen Ökosystemen des Limnologen und Kybernetikers G. Evelyn Hutchinson und nach einem Brückenschlag zur Geschichte der Raumfahrt und den "Weltraumkolonienutopien" von Kommunen aus den 1970ern, reflektiert der Autor über die Illusion autonomer, "künstlicher" Ökosysteme und ihren Missbrauch durch Interessensgruppen. Mit einem seiner letzten Beiträge, verfasst von Isabel Kranz, kehrt der Band dem Universalen den Rücken und zurück zum Betrachter des Aquariums auf dem Biedermeiertischchen im gemütlichen Wohnzimmer: "Ganz so, wie er sich aus der großen, unüberschaubaren Welt in seinen kleinen Hohlraum, das Interieur, zurückgezogen hat, entkommen die Wassertiere nun seinem allmächtigen Blick. Betrachter und Betrachtete sind sich ähnlich – gerade dann, wenn der Betrachtete sich entzieht. In ihren jeweiligen Höhlen scheinen sie sicher." (S. 255) Um "sich ereignen" zu können, brauchen Prozesse ein Medium. Mit dem vorliegenden Band ist es den 24 AutorInnen gelungen, ihre 32 Beiträge kaleidoskopartig im fruchtbaren Kehrwasser[9] unterschiedlicher Wissenschaftsdisziplinen zu verorten. Diskussionen über "zu wenig Tiefe" oder "zu viel Oberfläche", wie sie insbesondere bei interdisziplinären Themenstellungen gepflegt werden, entkräftet dieser Band schon im Titel Stehende Gewässer. – Sie sind zu den Oberflächengewässern zu zählen, doch ist es wert, das Plankton zu entdecken. [1] Jorge Luis Borges, zitiert nach Maurice Halbwachs, Das kollektive Gedächtnis, Frankfurt a. M. 1985, S. 72. im Beitrag von Thorsten Bothe: "Fluss des Vergessens, See der Erinnerung. Das Gewässer der Memoria", S. 77-89. [2] Jörn Etzold: "Schreiben der Stagnation. Juan Carlos Onetti und das neue Leben", S. 127-140. [3] Aus dem Beitrag von Stephan Gregory: "Stauen, Stocken, Denken. Flussgestalten um 1800. Verstehende Gewässer", zitiert nach: Johann Wilhelm Ritter: Fragmente aus dem Nachlasse eines jungen Physikers. Ein Taschenbuch für Freunde der Natur. Leipzig/Weimar 1984 (1810), S. 247. [4] Gewohnheit, Assoziation und inneres Zeitbewusstsein. [5] Alexander Klose: "Tod in der Badewanne. Barschel/Marat/Demand", S.163-170. [6] Der in München geborene Künstler baut Tatort- und Pressefotografien detailgetreu nach und fotografiert sie dann erneut. [7] So z. B. der Kondensationswürfel (1963), ein Behälter aus Plexiglas, in dem eine geringe Menge Wasser eingeschlossen ist. So entsteht im Würfel ein meteorologisches Mikro-System, das ohne Einwirkung des Künstlers operiert. [8] Titel von Claus Pias' Beitrag: "Paradiesische Zustände. Tümpel – Erde – Raumstation", S. 47-66. [9] = Eingelagerte Zonen des Stillstands im Fließwasser, die als besonders fischhaltig gelten.
Nachdem theoretische Betrachtungen das koexistenzielle Verhältnis von Mensch und Technik im weitesten Sinne seit einigen Jahren stetig in den Fokus rücken, sind nun zwei Bücher erschienen, die sich konkret mit dem Maschinellen auseinandersetzen. Diese beiden Werke zusammenzudenken ist aufgrund ihrer unterschiedlichen Denkweisen interessant und produktiv. Während Burckhardts Philosophie der Maschine eben jene titelgebende philosophische Betrachtungsweise heranzieht, um eine Historisierung der Maschine vorzunehmen, nehmen die von Gertrud Koch, Thomas Pringle und Bernard Stiegler im Buch Machine versammelten Aufsätze das Zusammenleben menschlicher und nicht-menschlicher Akteure in den Fokus, worin speziell das Verständnis über das Politische im Maschinellen untersucht wird. Mit Animation (Koch), Automation (Stiegler) und Ökosystem (Pringle) adressiert der Sammelband das Konzept der Maschine über ebendiese drei Begriffe, während Burckhardt die Genese, wie Maschine gedacht wird, befragt. Beide Publikationen verbindet, dass sie nicht von einem "fixen Maschinenbegriff" (Burckhardt, S. 10) ausgehen und dass sie – trotz aller abweichender Perspektivierungen und Schlussfolgerungen – eine Reflektion der Maschine aus den Wechselwirkungen zwischen menschlichen und nicht-menschlichen Akteur*innen heraus entwerfen. Burckhardts Abhandlung basiert auf der etymologischen Herleitung von Maschine als "Betrug an der Natur" (Burckhardt S. 56), die er konsequent als Grundlage nutzt. Das überrascht, da die in 425 Aphorismen aneinandergereihten assoziativen Gedankenstränge ansonsten durchzogen sind von Abweichungen, Verweisen, teilweise fragmentarischen Abschweifungen. So findet man sich nicht selten in einer eigenwilligen Gedankenansammlung, die eine Beschäftigung mit Moderne und Postmoderne, Simulacren und Körpern mit dem Märchen von Hase und Igel zusammenbringt (vgl. S. 21). Die kürzer und länger gefassten Aphorismen setzen folglich ein recht breites kulturgeschichtliches Vorwissen voraus. Zugleich – und das fällt positiv auf – lässt es ein Denken in viele Richtungen zu, statt einem teleologischen Leitgedanken zu folgen. An Fußnoten oder Lexika-Einträge erinnernd geben die kurzen Aphorismen die Unmöglichkeit einer vollständigen und allumfassenden Darlegung wieder, was zum Ende hin gebrochen wird, wenn das Kapitel "Eine kurze Geschichte der Digitalisierung" eben genau das versucht abzudecken und damit mit dem vorherigen erfrischenden Buchkonzept bricht. Bis dahin lädt Burckhardt nicht nur zum Mit- und Nachdenken ein, sondern macht das Buch vielmehr zu einem Gemeinschaftsprojekt zwischen Autor und Lesenden. Wenn der Stil also auf den ersten Blick als unzusammenhängend erscheint, birgt sich vielleicht gerade hierin das größte Potenzial dieser Herangehensweise. Seiner Ausgangsfrage "Wie kommt es, dass die Maschine zur zentralen Vernunftmetapher hat werden können, selbst aber ein blinder Fleck der Philosophie geblieben ist?" (S. 11) begegnet Burckhardt mit der Forderung nach der Notwendigkeit eine "Archäologie des Maschinenkonzepts" (S. 18) zu betreiben. Die Tatsache, dass sich diese Methode im Verlauf seiner Schrift zu einer "Gedankenarchäologie" (S. 290) wandelt, scheint sowohl symptomatisch für das Problem seines Vorhabens als auch für eine Verwirrung zu sein, die sich teils bei der Lektüre einstellt. Denn während Burckhardt die Kernthese entwickelt, dass die Maschine das "Unbewusste" der Philosophie sei, in dem Sinne als dass sie die Bedingungen ihrer eigenen Entstehung verleugne, mutet es zuweilen an, dass Burckhardt Maschine und Philosophie in ein äquivalentes Verhältnis zueinander setzt. Und doch ist es gerade diese Äquivalenz gegen die Burckhardt angeht, wenn er die Maschine primordial zur Philosophie verortet, indem er "nach dem Ding, das dem Denken vorausgeht" (S. 16), fragt. Entsprechend spricht Burckhardt dem Vergessen und Verdrängen eine vordergründige Funktion im Maschinen-Denken zu: Nur so sei es möglich die Gegebenheiten überwindend eine (neue) Ordnung zu einem allgemeingültigen Prinzip zu erklären. Dieses Vermögen zur Verwandlung sei dabei höchst ambivalent, da es in seinen gewaltsamsten und totalitärsten Ausformungen zu Genoziden (vgl. S. 248ff) und Versklavung (vgl. S. 83ff & 198) führe, aber ebenso auch Emanzipation und Demokratisierung fördern könne (Alphabetisierung, Metallurgie und teils auch der Computer dienen hier als Beispiele). Es wundert jedoch, dass Burckhardt seiner eigenen Kritik gegen die Gewaltsamkeit der maschinellen Begehrensordnung anheimfällt, wenn er zum einen ein eurozentristischen Verständnis von "Philosophie, Wissenschaft und Logik" (S. 282) postuliert und es als Maßstab zur Beurteilung anderer Existenzweisen des Denkens gebraucht. Zum andern sowohl inneuropäische Machtkämpfe und Konflikte als auch inter- und transkulturelle Verschränkungen außer Acht lässt und damit Europäer*innen und Nicht-Europäer*innen dichotomisch gegenüberstellt. Nichtsdestotrotz bietet die Adressierung dessen, wie grundlegend die Praxis des Vergessens und Verdrängens, des Unbewusst-Machens oder Unbewusst-Werden-Lassens für die Produktion von Wissen und Denken ist, einen Anschluss zu Pringle's Ausführungen. Denn ihm zufolge liege die Mächtigkeit der Maschine darin zwischen verschiedenen Mechanismen, wie animierenden und automatisierenden Verfahren und unterschiedlichen Disziplinen wie Ökologie und Ökonomie zu übersetzen – eine Kapazität, die durch Theorieproduktionen, welche sich deskriptiver Engführungen zwischen organischen und technischen Prozessen bedienen, befördert werde (vgl. S. 50ff). Die Problematisierung der Praxis des Analogisierens sowie deren Instrumentalisierung stellt ein zentrales Anliegen in seinem Text "The Ecosystem Is An Apparatus: From Machinic Ecology to the Politics of Resilience" dar. Darin verknüpft Pringle auf strukturierte und eingängige Weise die genealogische Betrachtung des Konzepts Ökosystem mit einer Analyse von Resilienz-Politiken in den USA. Die maschinelle Logik des ökosystemischen Denkens fasst er dort so zusammen: "[…] ecosystem as a cognitive machine raising and destroying worlds with the privileged machination of shuffling and sorting the reticulation of the psyche, environment, and technology between the poles of economic growth and the promise of renewable life" (S. 98f). Dabei ist Pringles Augenmerk für die Spuren kybernetischer Konzepte in den Theoremen von Félix Guattari und Michel Foucault gleichermaßen lehrreich wie weitergehend diskussionswürdig. In "Animation of the Technical and the Quest for Beauty" gibt Getrud Koch das Verhältnis zwischen Mensch und Maschine über das technische Objekt einerseits und das ästhetische Objekt andererseits sowie dessen Interferenzen zu denken. Grundlegend genährt wird diese techno-ästhetische Perspektivierung durch ein neues Verständnis des menschlichen Wahrnehmungsvermögens ("perceptive faculty", S. 3). Indem Koch nicht länger den Körper allein als Voraussetzung des Wahrnehmungsvermögens betrachtet, sondern dieses vielmehr als Wechselspiel zwischen Mensch und Maschine begreift, wird Wahrnehmung performativ hergestellt. Dadurch argumentiert sie einen neuen ontologischen Status, in dem das Wahrnehmungsvermögen keine generische Funktion innehat, sondern als ein Dazwischentreten zwischen Subjekt und Objekt (oder besser zwischen verschiedenen menschlichen und nicht-menschlichen Akteur*innen) verstanden wird. Maschinen werden entsprechend – und ganz ähnlich zu Burckhardt – nicht als Werkzeuge oder in ihrer Mittlerfunktion betrachtet. Vielmehr intervenieren Maschinen performativ in die Handlungsspielräume der Menschen (vgl. S. 7). Die ästhetische Ebene des Technologischen adressiert Koch dabei über den Begriff des Schönen, der hier die sinnliche Wahrnehmung eines Affekts und nicht ein normiertes Werturteil meint (vgl. S. 16), und der die Empfindung von Nähe und Distanz hinsichtlich eines technischen Objekts in ein dialektisches Verhältnis zueinander rückt (vgl. S. 22). Koch endet ihren Aufsatz, indem sie diese beiden Modelle des Schönen rückbezieht auf Animation und das Kino als Schnittstelle der ineinandergreifenden techno-ästhetischen Beziehung zwischen Mensch und Maschine. Auch wenn der Animationsbegriff eher vage bleibt, erarbeitet Koch damit eine spannende Perspektive auf das animierende Potential techno-ästhetischer Beziehungen, die zum Weiterdenken anregt. In seinem Aufsatz "For a Neganthropolgy of Automatic Society" diagnostiziert Bernard Stiegler eine durch die digitale Netzkultur "hyperindustrieller" Gesellschaften (S. 25) vorangetriebene epochale Umwälzung aller existentieller Ebenen; einen radikalen Einschnitt, den er in die Entwicklungsgeschichte der Proletarisierung einreiht und deren Kern der Kenntnisverlust von Wissens- und Theorieproduktion ausmache. Proletarisierung – ein Prozess der eng verzahnt ist mit Automatisierung (vgl. S. 27-31) – gibt Stiegler als einen Prozess zu verstehen, der im Zuge einer Externalisierung von Kenntnissen deren abermalige Internalisierung unterbindet (vgl. S. 30); d.h. als eine Form der Wiederholung, die verschließend wirke und Entfremdung kultiviere. Im Zeitalter der "generalized automatization" (S. 30), in dem Entscheidungsprozesse an algorithmisch gesteuerte Datensysteme abgetreten würden, drohe die kritische Arbeit der Wissens- und Theorieproduktion strukturell verhindert zu werden. Eine derartige Verunmöglichung des Theoretisierens sei wiederum durch die Verbreitung eines Ohnmachtsgefühls begleitet: "[Through digital networks] stupefaction and stupidity are being installed in a new and functional way: in such a way that disruption can structurally and systematically short-circuit and bypass the knowledge of psychic and collective individuals" (S. 25f). Entgegen dieser strukturellen Einbettung der Störung psychosozialer Bezüge macht Stiegler eine pharmakologische Perspektive stark. Gerade da digitale Netzwerke in Prozesse transindividueller Wissensgenerierung aktiv involviert seien (vgl. S. 35, 39f), könnten sie nicht nur als Gift, sondern auch als Heilmittel wirken, andere Formen von Wissen und Handlungsfähigkeit freilegen (vgl. 35, 43) und dazu verhelfen eine "automatic society founded on deproletarianization" (S. 36) mit zu konstituieren. Stieglers Essay ist ein hochkonzentriertes – und dementsprechend recht voraussetzungsvolles – Kondensat seiner langjährigen Denkarbeit, das letztlich in seine jüngste Forderung Neganthropie zu denken und mittels politischer Maßnahmen strukturell zu fördern (vgl. S. 40-44) mündet. Eine grundsätzliche Gemeinsamkeit beider Bücher liegt in der Annahme, dass die soziale Umgebung ebenso natürlich wie maschinell geprägt ist, wenn sich auch die Ebenen der Betrachtung signifikant unterscheiden. Betont wird von allen Autor*innen die Wechselbeziehung zwischen Mensch und Technik, wodurch ein autonomes Subjekt, das erst Technik schafft und sie bestimmt, negiert wird. Das Maschinelle wird vorgelagert betrachtet, als das, was menschliches Handeln, Denken und Fühlen stets mitprägt. Es geht also um nichts Geringeres, als um ein neues Welt-Denken, das Maschinen und Menschen nicht in ein binäres, sich gegenüberstehendes Gefüge denkt und nicht von fixierten Subjekten, Entitäten oder Identitäten ausgeht, sondern ontologische Bestimmungen oder Zuweisungen neu denkt: als Eingreifens, als Interdependenz. Aus sehr unterschiedlichen Perspektiven und Fragestellungen heraus, machen alle Texte deutlich, dass Ontologie hier nicht ohne Epistemologie zu haben ist und verhandeln diese Verschränkung zudem unter ästhetischen, politischen und sozialen Aspekten. Nicht zuletzt geben sie damit die Mechanismen von Theorie- und Wissensproduktionen kritisch zu denken.
Zusammenfassung der Arbeit Dissertation zur Erlangung des akademischen Grades Dr. med. Untersuchung der Verteilung ausgewählter Faktoren des reproduktiven Risikos und deren Einfluss auf die Haltung zur Schwangerschaft unter den Schwangeren/ Wöchnerinnen im Stadtteilkrankenhaus Hospital Alemán in Managua, Nicaragua. Eingereicht von Kristin Renate Köhler. Angefertigt an der Universität Leipzig im Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health. Betreuer sind Prof. Dr. med. Steffi G. Riedel-Heller, MPH, Leiterin des Institutes für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health (ISAP) Universität Leipzig und Dr. phil. Marion Michel. Einreichung im Dezember 2012 In der vorliegenden Studie wurde eine Untersuchung der Verteilung ausgewählter Faktoren des reproduktiven Risikos (sozioökonomisch und geburtshilflich) unter den schwangeren Frauen und Wöchnerinnen im Krankenhaus Alemán Nicaragüense (HAN) in der Hauptstadt Nicaraguas, Managua, Zentralamerika, durchgeführt. Entwicklungspolitischer Hintergrund ist, dass Nicaragua im Bereich der reproduktiven und sexuellen Gesundheit im Vergleich zur Region Zentralamerikas und Gesamtlateinamerikas alarmierend hohe Risikofaktoren aufzeigt. So weist es im frühen reproduktiven Alter schon die höchste Teenagerschwangerschaftsrate auf. Es leidet unter den Folgen des absoluten Abtreibungsverbotes und kämpft in der Entwicklung der Frauengesundheit mit einer Müttersterblichkeit, die um die 100 Todesfälle pro 100.000 Lebendgeburten zirkuliert. Im ersten Teil der Arbeit wird in die gegenwärtige sozioökonomische und politische Entwicklungslage Nicaraguas eingeführt. Darauf aufbauend wird die Entwicklung der sexuellen und reproduktiven Gesundheit in Nicaragua bis heute skizziert. Dieser einführende Teil schließt mit einem zusammenfassenden Überblick zu aktuellen Problemfeldern in der sexuellen und reproduktiven Gesundheit ab. Als Instrument zur Datenerhebung wurde eine schriftliche Fragebogenbefragung gewählt, in der 330 Frauen der Geburtsstation des Krankenhauses im Zeitraum von 3 Monaten befragt wurden. Die Daten wurden mittels SPSS 15 deskriptiv sowie unter Berechnung des Chi-quadrates und des Korrelationskoeffizienten analysiert. Die Hauptfragestellung war sowohl die Beschreibung des Risikoprofils in der untersuchten Gruppe als auch die Verteilung ausgewählter Risikofaktoren zur näheren Charakterisierung des Risikoprofils im Krankenhaus Hospital Nicaragüense. Ein besonderer Fokus wurde dabei auf die Familienplanungspraxis gelegt. In der Sozialanamnese findet sich ebenso wie auf nationaler Ebene mit 27% ein alarmierend hoher Anteil an Teenagerschwangerschaften. Unter diesen befinden sich sogar drei 12-14 Jährige. In der Haushaltssituation der Frauen wird sichtbar, dass mehr als drei Viertel der Frauen über kein eigenes Einkommen verfügen und wirtschaftlich abhängig sind. Außerdem hat weit mehr als die Hälfte der Frauen (59%) keinen Überblick über die finanzielle Situation des Haushaltes, in dem sie leben. Im Durchschnitt haben die Frauen zum Zeitpunkt der Befragung 2 Kinder. Die große Mehrheit (83%) der Frauen lebt in einer festen Beziehung zum Vater ihres Kindes. Es konnte signifikant nachgewiesen werden, dass mit steigender Kinderzahl die Akzeptanz einer weiteren Schwangerschaft sinkt. Das Beziehungsleben der Frauen ist einerseits von großer Kontinuität gekennzeichnet. Die Qualität der Beziehung weist jedoch im Bereich Kommunikation bei mehr als einem Drittel der Frauen Mängel auf. Auch spiegelt die häufige Untreue der Männer das instabile Vertrauens- und Verantwortungsverhältnis zwischen Frau und Mann wieder. Knapp zwei Drittel der Frauen haben bis zum Zeitpunkt der Befragung psychologische Gewalt und erfahren. Ein Viertel der Frauen musste körperliche Gewalt erleben und 8% erlitten Formen von sexueller Gewalt. Fast jede 10. Frau erkennt Gewalt gegen sich selbst als gerechtfertigt an. Dies ist von Einflussfaktoren wie Alter, Bildungsgrad, Berufstätigkeit und der Anzahl der Kinder unabhängig. In der Schwangerschaftsanamnese zeigt sich in der Planung der Schwangerschaft bei einem Drittel der Frauen ein zu kurzes Intervall zwischen zwei Schwangerschaften. Die Schwangerschaftsabstände von unter 2 Jahren sind besonders bei jungen Frauen zwischen bei 15-19 und 20-24 Jahren zu finden. Mit zunehmendem Alter wächst dieses Intervall an. In den familiären Entscheidungsprozessen wurde sichtbar, dass die Frauen besonders im wirtschaftlichen Bereich nicht mit in den Entscheidungsprozess einbezogen werden. Ihre Mütter, Partner oder Autoritäten, wie der behandelte Mediziner oder der Pfarrer übernehmen die Entscheidung für sie. Im Sektor der reproduktiven Gesundheit, wie exemplarisch beim Kinderwunsch, bei der Verhütungsmittelauswahl und bei der Erziehung der Kinder, entscheidet zwischen der Hälfte bis zu zwei Dritteln (45%-63%) der Frauen gemeinsam mit ihrem Partner. Jeweils ein Drittel der Frauen entscheidet jedoch nicht selbst und wird fremdbestimmt. Die soziale Rolle der Frauen wird stark durch die katholisch-konservative Normen in Nikaragua geprägt. Die Frauen scheitern jedoch an den internalisierten Idealen. Es wurde auch deutlich, dass die Frauen mit der Reduzierung auf den Haushalt in ihrer Lebensrealität nicht zufrieden sind. Ein Großteil (69%) der Frauen verfügt über gute Kenntnisse im Bereich der Familienplanung. Allerdings reichen diese für eine aktive und selbstbestimmte die Familienplanung nicht aus. Nur wenige Frauen (24%) Frauen kennen den Zeitraum der Ovulation und ebenso wenige wissen, wie lange sie warten sollten, bis zu einer weiteren Schwangerschaft. Somit fehlen die Grundkenntnisse für eine bewusste Familienplanung. Erschwert wird diese Situation dadurch, dass die Frauen ihr Wissen zu verhütungsrelevanten Themen unkritisch beurteilen und überschätzen. Am Beispiel des Intergenesic Intervalls konnte sogar nachgewiesen werden, dass das Wissen keinen signifikanten Einfluss auf das Handeln hat. Ein großes Problem in der Wissensakquisition stellt in der Vorsorge die mangelhafte Kommunikation zwischen Arzt und Patient im Gesundheitszentrum und im Krankenhaus dar. Unabhängig von ihrem Bildungsgrad weisen zwei Drittel der Frauen hier Verständnisschwierigkeiten auf. In der Familienplanungspraxis kann grundlegend von einer positiven Haltung der Frauen zur Verhütung (78%) im Allgemeinen ausgegangen werden. Die praktische Umsetzung derselben ist jedoch problematisch. In der Tendenz liegt die Verhütungsverantwortung bei den Frauen. In mehr als der Hälfte der Schwangerschaften muss davon ausgegangen werden, dass die Schwangerschaft nicht geplant wurde. Die Schwangerschaft jeder dritten Frau ist zusätzlich auch nicht gewollt. Im Kontext des absoluten Abtreibungsverbotes stellt das eine besonders problematische Situation mit zahlreichen negativen Konsequenzen für Mutter und Kind dar. Jedoch sind besonders die Schwangerschaften von sozial Schwächeren, z. B. bei Teenagern und Frauen, die Hausfrau oder arbeitslos sind, eher gewünscht und auch geplant. Hier kann eine signifikante positive Assoziation nachgewiesen werden. In der Analyse der Durchführung von Familienplanung wurde häufig (31%) das Problem der negativen Kohärenz gefunden. Hier tritt trotz der Anwendung von Verhütungsmitteln die Schwangerschaft ein. Folglich muss das Problem in einer mangelhaften Anwendung, bzw. in einem Fehler des Produktes bestehen. Die Ursachen sollten weiterführend untersucht werden. Außerdem treten in den Aussagen der Frauen gehäuft Widersprüche auf, was zusätzlich auf Unsicherheiten in der korrekten Verhütungsanwendung hinweist. Der Grund ungeplanter Schwangerschaften liegt zumeist in der Fahrlässigkeit der Verhütungsmittelanwendung und in Problemen zur korrekten Anwendung. 26% der Frauen äußerten den Wunsch nach Sterilisation. Darin spiegelt sich auch das Bestreben der Frauen nach mehr Sicherheit und Selbstkontrolle in der Verhütung wieder. Es kann zusammengefasst werden, dass sich die umfassende sozioökonomische Benachteiligung der Frauen zusätzlich negativ auf ihre sexuelle und reproduktive Gesundheit auswirkt. Hervorzuheben ist das komplexe Problem der Familienplanung, welches sich sowohl in der hohen Rate der ungewollten und ungeplanten Schwangerschaften als auch in der höchsten Rate an Teenagerschwangerschaften in Vergleich mit ganz Lateinamerika widerspiegelt.:3 INHALT BIBLIOGRAPHISCHE BESCHREIBUNG . 2 ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS . 6 1 EINLEITUNG . 8 2 ALLGEMEINER ÜBERBLICK UND STAND DER FORSCHUNG . 10 2.1 Einführung Nicaragua . 10 2.1.1 Demografie . 10 2.1.2 Politik und Wirtschaft . 11 2.1.3 Gesundheitswesen und Indikatoren für Frauengesundheit . 12 2.1.4 Managua . 13 2.1.5 Stadtteilkrankenhaus Hospital Alemán Nicaragüense (HAN) . 13 2.2 Reproduktive und sexuelle Gesundheit in Nicaragua . 14 2.2.1 Begriffsdefinition: Reproduktive und Sexuelle Gesundheit . 15 2.2.2 Implementierung des Konzeptes der SRG in Nicaragua . 16 2.2.3 Reproduktives Risiko in Nicaragua . 19 2.2.4 Familienplanung . 34 3 FORSCHUNGSFRAGEN UND ZIEL DER ARBEIT . 40 4 METHODE . 42 4.1 Studienablauf . 42 4.2 Fragebogen . 42 4.3 Stichprobenrekrutierung und Rücklaufquote . 43 4.4 Untersuchungsfeld . 43 4.5 Analyse. 44 4.6 Methodenkritik . 44 5 ERGEBNISSE . 45 5.1. Die Schwangere/ Wöchnerin . 45 5.1.1 Sozialanamnese, Religion und Gewalterfahrung . 45 4 5.2 Schwangerschaftsanamnese . 52 5.3 Entscheidungsfindung . 53 5.4 Rollenkonzepte der Frauen . 55 5.4.1 Haltung zu vorehelichen Sexualverkehr . 56 5.4.2 Wirtschaftliche Rolle (Frage f35). 57 5.4.3 Meinung zur Sterilisation (Frage f52) . 57 5.4.4 Einstellung zu Gewalt gegenüber Frauen (f33) . 57 5.5 Zugang zu medizinischer Aufklärung und Versorgung . 57 5.5.1 Zugang zu medizinischer Versorgung (f53) . 58 5.5.2 Kommunikation: Persönliche Einschätzung der Frauen des letzten Gespräches …………….mit dem Arzt im Gesundheitszentrum und im Krankenhaus . 58 5.5.3 Vorsorgeuntersuchung (f59) . 59 5.6 Wissenstand der Frauen zu familienplanungsrelevanten Themen . 60 5.6.1 Objektiver Wissensstand . 61 5.6.2 Subjektive Einschätzung des Wissensstandes und Zufriedenheitsbestimmung . 62 5.6.3 Zusammenhang zwischen subjektiver Einschätzung und . 63 …………….objektivem Wissensstand . 63 5.6.4 Untersuchung der Anwendung des Wissens in der Praxis am Beispiel des …………….Intergenesic Intervals . 65 5.7 Familienplanung. 66 5.7.1 Beziehungsleben der Frauen . 66 5.7.2 Sexualaufklärung (Frage f44) und erster Sexualverkehr (f20) . 69 5.7.3 Sexualerziehung männlicher Kinder (f18) und weiblichen Kinder (f19) . 69 5.7.4 Verhütung . 70 5.8 Verteilung der Faktoren des reproduktiven Risikos . 79 6 DISKUSSION . 82 6.1 Zusammenfassung der wesentlichen Ergebnisse . 82 6.1.1 Rollenbezogene Risikofaktoren (FF1, 2) . 83 5 6.1.2 Mangelnde Verhütungskompetenz in Praxis und Theorie . 84 6.1.3 Häufigkeitsverteilung der Faktoren des reproduktiven Risikos . 88 …………….im Krankenhaus Alemán Nicaragüense (FF6) [Siehe Tabelle 16]. 88 6.2 Empfehlungen für die Praxis . 93 ABBILDUNGSVERZEICHNIS . 95 TABELLENVERZEICHNIS . 96 LITERATURVERZEICHNIS . 97 ZUSAMMENFASSUNG DER ARBEIT . 102 ERKLÄRUNG ÜBER DIE EIGENSTÄNDIGE ABFASSUNG DER ARBEIT . 106 ÜBERSETZUNG DES FRAGEBOGENS UND SPANISCHES ORIGINAL . 107 TABELLARISCHER LEBENSLAUF . 136 DANKSAGUNG . 138
Inhaltsangabe:Einleitung: Arbeit und Umwelt gehören in unserer Gegenwart mit zu den wichtigsten Themen, die unser Handeln und gleichzeitiges Suchen nach zukunftsfähigen Lösungen bestimmen, um das Wirtschaftswachstum zu fördern und gleichzeitig die weitere einseitige Verschwendung des Naturraumes, der natürlichen Ressourcen und somit unserer Lebensgrundlagen verhindern. Die Bedeutung des Schutzes der Umwelt und ihrer natürlichen Regeneration hat hinsichtlich seiner globalen und nachhaltigen Bedeutung zunehmend auch weltweit an Beachtung gewonnen. Dies findet seinen Niederschlag in vielfältigen Absichtserklärungen, Plänen und Maßnahmen. Die Frage dabei ist, was unter Berücksichtigung der politischen, technischen, ökonomischen und sozialen Bedingungen unmittelbar und mittelbar zu tun ist und was zielgerichtet und schrittweise auch realisiert werden kann. Der Anteil der in der Volkswirtschaft für den Umweltschutz Tätigen wird sich dann auch folgerichtig kontinuierlich weiter erhöhen. Das Anliegen dieser Arbeit ist es zu untersuchen, inwieweit und welche Beschäftigungspotentiale bestehen oder neu entstehen, wenn auf der Grundlage des derzeitigen Erkenntnisstandes die Möglichkeiten der Umweltentlastung durch eine ökologische Modernisierung genutzt und ausgeschöpft werden. Es wird zugrundegelegt, dass jede Maßnahme der ökologischen Modernisierung direkt oder indirekt Möglichkeiten der Beschäftigung in sich birgt. Schon die innovative Auseinandersetzung mit der Thematik, das Herausarbeiten der Problemstellung und der Lösungsansätze erwecken und beanspruchen menschliche, geistige und körperliche Aktivitäten. Das setzt sich fort, wenn die Aufgabenstellung vorbereitet, daran gearbeitet und diese dann schließlich umgesetzt wird. Ihren Anteil daran haben nicht nur die Forscher und Erfinder, die eine Innovation auslösen und zum Tragen bringen, sondern begleitend und in der Folge eine Vielzahl von Beschäftigten verschiedener Qualifikation und Wirtschaftsbereiche. Die Vorhaben müssen schließlich geplant, durchgeführt, verwaltet und letztlich stabilisiert und betrieben werden. Der Umweltschutz hat Querschnittscharakter. Nahezu alle wirtschaftlichen Bereiche haben irgendeinen Bezug zum Umweltschutz. Es ist sehr problematisch, die für den Umweltschutz Tätigen durchgehend als solche zu identifizieren, abzugrenzen und in die volkswirtschaftliche Gesamtrechnung einzuordnen. Daraus erklärt sich, dass die Aussagekraft der Statistik dahingehend noch sehr unzureichend ist. Der Umweltschutz hat auch in der Literatur entsprechend den in den letzten Jahrzehnten zugenommenen Erkenntnissen, Einsichten und bedeutenden nachhaltigen Aktivitäten in einer Vielzahl von Beiträgen Berücksichtigung gefunden. Diese Beiträge enthalten eine Fülle von Angaben mit Analysen und vor allem Ermittlungen, wie sie weiträumig und vom Aufwand her nur von einschlägigen Institutionen dargelegt werden können. Damit steht aus den verschiedensten Quellen wohl umfangreiches Zahlenmaterial zur Verfügung, wenn auch mit dem Nachteil, dass dieses häufig nicht oder nur bedingt vergleichbar ist. Auf einige Gründe, worauf dieses zurückzuführen ist, werde ich im Rahmen dieser Arbeit eingehen. Auf diese Zahlen muss ich mich aber stützen; eigene Erhebungen, Ermittlungen bzw. Befragungen sind selbstverständlich schon aus zeitlichen Gründen nicht möglich. Nach der Darlegung der Grundlagen werde ich auf die einzelnen Handlungsfelder der ökologischen Modernisierung eingehen. Schwerpunkt ist dabei der Energiesektor. Die Mobilität, die Abfallwirtschaft, die Entwicklung des ländlichen Raumes sowie die umweltorientierten Dienstleistungen und der ökologischer Tourismus werden als weitere Ausgangsbasen für Innovationen und Beschäftigungseffekte abgehandelt. Im letzten Abschnitt werden die aufgefundenen Beschäftigungszahlen auf ihre Aussagefähigkeit hin kritisch untersucht. Anschließend werden die Beschäftigungspotentiale aus ökologischer Modernisierung in den Handlungsfeldern hinsichtlich ihrer Chancen und Hemmnisse beurteilt. Gesondert ausgewiesen wird der Export von Umweltschutzgütern. Das weite Handlungsfeld der politischen und ökonomischen Einflussnahme und deren Auswirkungen auf die Beschäftigung sind für die Entstehung von Beschäftigungspotentialen von großer Bedeutung. In diesem Zusammenhang werden die Rahmenbedingungen der Ökologisierung des Finanzsystems sowie einige Förderprogramme angeführt. Ein näheres und gründliches Eingehen auf diesen Komplex ist sehr anspruchsvoll und übersteigt die im Rahmen dieser Arbeit gegebenen Möglichkeiten.Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis: Einleitung6 I.Grundlagen 1.Der Umweltschutz in der Volkswirtschaft8 2.Umweltschutz und Beschäftigung9 3.Ökologische Modernisierung als wichtiger Strategieansatz unserer Wirtschaftspolitik 11 II.Beschäftigungspotentiale durch ökologische Modernisierung in den Handlungsfeldern 1.Klimaschutz und Energiepolitik 12 1.1Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz und rationellen Energienutzung 1.1.1Ausbau der Kraft-Wärme-Kopplung14 1.1.2Einsatz von Erdgas16 1.1.3Gebäudesanierung und energiesparendes Bauen 17 1.1.4Einsatz von energieeffizienten Geräten und Produkten 21 1.2Ausbau der erneuerbaren Energien 22 1.2.1Windenergie22 1.2.2Wasserkraft24 1.2.3Photovoltaik24 1.2.4Solarthermie 26 1.2.5Biomasse 27 1.2.6Geothermie 28 1.3Beschäftigungswirkungen der Nutzung erneuerbarer Energien und einer nachhaltigen Klimaschutzpolitik 29 2.Nachhaltige Mobilität 30 2.1Verkehrspolitische und planerische Leitbilder32 2.2Maßnahmen zur Förderung des umweltverträglichen Verkehrs 32 2.3Auswirkungen einer nachhaltigen Mobilitätspolitik34 2.3.1Nach Umweltbundesamt (UBA)34 2.3.2Nach M. Cames 35 2.3.3Nach Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND)36 3.Abfallpolitik 37 4.Entwicklung des ländlichen Raumes39 4.1Neuorientierung ländlich geprägter Räume39 4.2Ökolandbau40 4.3 Vermarktung von Bioprodukten42 4.4Produzierendes und dienstleistendes Gewerbe 42 5.Umweltorientierte Dienstleistungen 44 5.1Energie- und Gebäudemanagement45 5.2Beratungsdienstleistungen 47 5.3Sonstige Dienstleistungen48 5.4Car - Sharing49 6.Ökotourismus 51 IIIBedingungen und Möglichkeiten der Realisierung von Beschäftigungseffekten 1.Zur Ermittlung der Beschäftigungszahlen in der Literatur55 2.Bewertung der untersuchten Handlungsfelder58 3.Beschäftigungspotentiale durch Export von Umweltschutzgütern67 4.Ökonomische Rahmenbedingungen zur Schaffung von Arbeitsplätzen69 4.1Ökologisierung des Finanzsystems69 4.2Beschäftigungswirkungen durch Förderprogramme71 Fazit73 Literaturverzeichnis75Textprobe:Textprobe: Kapitel 4., Entwicklung des ländlichen Raumes: Neuorientierung ländlich geprägter Räume: Die Bevölkerung auf dem Land ist angewiesen auf existenzsichernde Arbeit und einen intakten sozialen Raum. Die Aufgabe, bestehende Arbeitsplätze auf dem Land zu erhalten und neue zu schaffen, muss auch Bereiche wie Vermarktung, Tourismus, Natur und Umweltschutz einbeziehen. Die Bundesregierung widmet diesem Anliegen größte Aufmerksamkeit und hat umfangreiche Projekte und Förderungsmitteln in Höhe von mind. 45,5 Mio. Euro im Zeitraum 2002 - 2005 initiiert, um u.a. durch Schaffung von Modellregionen innovative Entwicklungskonzepte durchzusetzen. Inhaltliche Schwerpunkte sind sowohl die Regional- und Direktvermarktung als auch die Förderung eines sanften und landschaftsbezogenen Tourismus. Die ökologisch - ökonomische Revitalisierung ländlicher Räume ist eine große Chance für die Erschließung neuer Beschäftigungs- und Einkommensfelder. Dabei geht um die Erzeugung nachwachsender Rohstoffe und erneuerbarer Energien und weiterhin um die Rückverlagerung von Verarbeitungs- und Vermarktungsstrukturen auf die landwirtschaftlichen Betriebe und um die Diversifizierung und Kombination ihrer Dienstleistungen, wozu auch der ländliche Tourismus zählt. Im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe "Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes (GAK)" sollen innovative Wirtschaftskonzepte für den ländlichen Raum, eine umweltverträgliche Bewirtschaftung, artgerechte Tierhaltung sowie Umwelt- und Naturschutzmaßnahmen schwerpunktmäßig unterstützt werden. Dabei ist die Förderung des ökologischen Landbaus allein nicht ausreichend. Die Umweltbilanz muss auf der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche verbessert werden. Folgende Instrumente sind hier erforderlich: die finanzielle Aufstockung der Agrarumweltprogramme, die Einführung von Abgaben auf den Düngemittel- und Pestizidgebrauch, die Stärkung des Vertragsnaturschutzes und die weitere Konkretisierung des Standards der Guten Fachlichen Praxis im landwirtschaftlichen Fachrecht und im Naturschutzrecht. Von zentraler Bedeutung ist eine Reform des europäischen Prämiensystems, hier müssen Fördergelder in den Bereich der ländlichen Entwicklung umgeschichtet werden. Der ländliche Raum besitzt in seiner Gesamtheit ein beträchtliches, noch weiter entwicklungsfähiges Wirtschaftspotential. Eine nachhaltige positive wirtschaftliche Entwicklung ist jedoch nur dann zu erwarten und auf die Zukunft hin tragfähig, wenn es gelingt, die Motivation der Menschen im ländlichen Raum für Entwicklungsaktivitäten zu verstärken und zu unterstützen. Dazu gehört die Erfahrung, dass wirksame Ansätze und positive Erfahrungen aus erfolgreichen Maßnahmen und Projekten noch nicht hinreichend öffentlichkeitswirksam transportiert werden. Das Erscheinungsbild des ländlichen Raumes ist vielerorts dadurch gekennzeichnet, dass mittels Windkraftanlagen erneuerbare Energie erzeugt wird. Zunehmend geht man aber dazu über, aus Biomasse pflanzlichen und tierischen Ursprungs durch Gärung Methangas zu gewinnen. Es werden Wärme, Kraftstoffe und Strom erzeugt, zurzeit hauptsächlich Wärme. (siehe Abschnitt II 1.2.5) Ökolandbau: Seit Jahrzehnten nimmt die Zahl der Beschäftigten in der Landwirtschaft ab (Verringerung der Anzahl der Betriebe um jährlich 3%). Trotz der etwa gleichbleibenden landwirtschaftlich genutzten Fläche sinkt die Zahl der Arbeitskräfte in der deutschen Landwirtschaft kontinuierlich. Im Jahre 1994 waren dort 740.000 Menschen tätig, im Jahre 2000 nur noch 600.000 (siehe Tabelle 5: Innovative Ansätze zur Schaffung von Arbeitsplätzen im Umweltschutz). Einziger Wachstumsbereich ist der ökologische Landbau. Die Zahl der Ökobetriebe betrug 2002 15.626. Mittlerweile werden 4% der gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche im Ökolandbau bewirtschaftet. Ökobetriebe haben einen um 35% höheren Bedarf an Arbeitskräften als konventionelle Höfe. Im Zeitraum 1994 - 2000 ist die Zahl der Beschäftigten von 19.000 auf 30.000 gestiegen. Eine Untersuchung des Verbandes "Bioland" besagt, dass der ökologische Landbau bis zu 60% mehr Arbeitsplätze schaffen kann als der konventionelle Landbau. Die Umstellung auf Biolandbau erzielt positive Beschäftigungseffekte. Die Zahl der Beschäftigten steigt um 50 - 60% sowohl bei den Auszubildenden und Praktikanten, bei Saisonarbeitern als auch bei den Festangestellten. Der größte zusätzliche Arbeitsplatzeffekt wird durch den Ausbau der hofnahen Verarbeitung und intensiverer Vermarktungsformen erreicht. Grundsätzlich bietet der Ökolandbau beste Voraussetzungen für weitere neue Arbeitsplätze. Dazu ist zusätzliches, gut ausgebildetes Personal unabdingbar. Ausgehend vom Erreichen des Agrarwendeziels (10% bebaute Fläche nach ökologischen Kriterien bis 2005, 20% im Jahre 2010) prognostiziert das Öko - Institut zusätzlich brutto etwa 52.000 Arbeitsplätze. Um dieses hochgesteckte Ziel zu erreichen, sollten auf der Nachfrageseite alle Absatzwege für ökologische Produkte gestärkt werden. In anderen Bereichen in diesem Zusammenhang wegfallende Arbeitsplätze (z.B. in der chemischen Industrie, die Dünge- und Pflanzenschutzmittel herstellt) dürften damit mehr als kompensiert werden. Vermarktung von Bioprodukten: Im Lebensmittelhandel haben sich die Naturkostwaren infolge der stärkeren ökologischen Ausrichtung zu einem eigenständigen Marktsegment entwickelt. Die Produkte werden sowohl von den landwirtschaftlichen Betrieben direkt angeboten als auch über die verschiedenen anderen Angebotsformen, vom Naturkostgeschäft bis zum Supermarkt oder Bauernmarkt. Viele Betriebe haben sich hiermit ein zweites Standbein geschaffen. In der Naturkostbranche wurde im Jahre 2001 ein Umsatz von 890 Mio. Euro erwirtschaftet. Man rechnet mit jährlichen Steigerungssätzen von zwischen 5 bis 10 %.Vom Bundesverband Naturkost Naturwaren e.V. (BNN) wurden für das Jahr 2001 wurden folgende neugeschaffene Arbeitsplätze angegeben: 9.000 Beschäftigte im Naturkosteinzelhandel, 1.200 im Großhandel und 23.000 in der Naturkostverarbeitung. Angesichts der geringeren Produktivität in der Naturkostkette und deshalb, weil die Kunden dann andere Produkte weniger kaufen, ist an anderer Stelle ein Rückgang der Beschäftigten zu berücksichtigen. Belastbares Zahlenmaterial liegt nicht vor. Insgesamt gesehen würde der Nettoeffekt gering sein. An anderer Stelle wird für das Jahr 2003 eine Zahl von 40.000 Beschäftigten im Naturkosthandel angegeben.
Besiedlung und Erschließung des südchilenischen Seengebietes, die, so wie sie hier beschrieben wurden, wenig mehr als 200 Jahre alt sind, können als Musterbeispiel für die kulturgeographische Entwicklung eines peripheren Raumes gelten. Sie lassen bestimmte Etappen erkennen, auf deren Herausarbeitung in vorliegender Arbeit das Hauptgewicht gelegt wurde. Diese Etappen zeichnen sich umso deutlicher ab, als die Erschließung unter außerordentlich schwierigen Ausgangsbedingungen erfolgte, und es zu ihrer Ingangsetzung darum immer wieder besonderer äußerer Anstöße bzw. Konstellationen bedurfte. Zu den erschwerenden Voraussetzungen sind insbesondere die regennasse, üppig bewaldete Landesnatur und lange Zeit auch der sehr kriegerische Charakter der eingeborenen Indianerbevölkerung zu rechnen. Aus diesen Gründen fand auch in der frühen Kolonialzeit, als im Gefolge der Eroberung das südliche Chile durch Edelmetallförderung vorübergehend in den Interessenbereich der Europäer geriet, nur eine oberflächliche Durchdringung des Seengebietes statt. Es dauerte 150 Jahre, bis um die Mitte des 18. Jh. unter verändertem Vorzeichen die Siedlungs- und Erschließungsbemühungen der Spanier wiederaufgenommen wurden. Das Mutterland Spanien sah sich in jener Zeit unter der wachsenden Konkurrenz anderer europäischer Mächte zu einer aktiveren Kolonialpolitik genötigt, während anderseits im Seengebiet selbst die strategische Position der bis dahin völlig von außen unterhaltenen Festung Valdivia die Eröffnung eines eigenen Hinterlandes notwendig machte. Es waren bezeichnenderweise Jesuitenmissionare, die unweit von Valdivia bis zu ihrer Vertreibung 1767 als erste Europäer "das Eis brachen" und auf ihren Hacienden größere Flächen rodeten. In der anschließenden Phase der Landnahme, in der die Neugründung der Stadt Osorno im zentralen Teil der Längssenke eine entscheidende Station bildete, ging der größte Teil der für die Landwirtschaft geeigneten Ländereien der Längssenke in die Hände der Spanier bzw. Chilenen über. Die der Erlangung der Unabhängigkeit in der ersten Hälfte des 19. Jh. folgende Phase zeigt besonders eindringlich, daß die seit Berninger gestellte Frage nach dem Verhältnis von Wald und offenem Land für die kulturgeographische Fragestellung nur bedingt repräsentativ sein kann. So bewirkte die Unabhängigkeit Chiles für das Seengebiet zwar zunächst ein Erlahmen des von außen kommenden kolonisatorischen Impulses und ein Nachlassen der Rodungstätigkeit, gleichzeitig aber konnten, ohne Rücksicht auf tatsächliche Inwertsetzung des Landes die Verdrängung bzw. Akkulturation der indianischen Bevölkerung und die spontane Landnahme der Chilenen ein immer größeres Ausmaß annehmen. In jener Zeit entwickelten sich aufgrund der großen Entfernung vom zentralen Siedlungsraum Mittelchile, von dem das Seengebiet zudem durch unabhängiges Indianerterritorium (Frontera) getrennt blieb, der spärlichen Bevölkerung und der mangelnden verkehrsmäßigen Erschließung extensive Wirtschaftsformen, die sich — nur unwesentlich modifiziert — bis in das 20. Jh. erhalten konnten: 1. eine auf großen Flädien betriebene Waldviehwirtschaft, bei der die Rinder den ganzen Winter über im Walde zubrachten. Wichtigste Grundlage dafür war ein im Unterwuchs reichlich vorkommendes Bambusgewädis (Quila). 2. Auf den gerodeten Flädien spielte der W e i z e n a n b a u die wichtigste Rolle. Da das Land nicht gedüngt wurde, mußte es nach einer Weizenernte zunächst einige Jahre als Weide dienen. Hier liegen die Ursprünge der südchilenischen Feldgraswirtschaft. Den ersten entscheidenden Anstoß für die neuzeitliche Erschließung brachte dann die um 1850 von der chilenischen Regierung eingeleitete Ansiedlung deutscher Kolonisten, wie sie auch für andere periphere Räume namentlich des außer tropischen Südamerika charakteristisch ist. Im Verlauf der damit beginnenden Rodungskolonisation lassen sich zwei deutlich voneinander geschiedene Phasenerkennen. Die erste Phase, deren Abschluß durch den Bau der chilenischen Nord-Süd-Bahn bis Puerto Montt (1912) markiert wird, steht noch im Zeichen weitgehender Isolierung vom übrigen Staatsgebiet Chiles (Fortbestehen der Frontera bis 1883) und führte zur Entstehung eines in hohem Maße eigenständigen Wirtschaftsraumes, innerhalb dessen die Einwanderergruppe auch in kultureller und sozialer Hinsicht eine "geschlossene Gesellschaft" bilden konnte. Die hohe, im wesentlichen vom gewerblich-industriellen Sektor getragene wirtschaftliche Blüte dieser Zeit — von der auch wichtige Impulse auf die Siedlungsentwichlung ausgingen — wurde durch eine Konstellation ungewöhnlich günstiger Voraussetzimgen (Rohstoffreichtum, billige Arbeitskräfte, Flußtransport, Absatz nach Europa und in die Salpetergebiete) ermöglicht. Dadurch wurden zwar auch der Landwirtschaft neue Absatzmöglichkeiten geschaffen, aber durch deren begrenzten Umfang und die sehr unzureichende Verkehrserschließung des Seengebietes im Inneren und nach außen blieb der extensive Charakter der Landnutzung weitgehend erhalten. Die Rodung ("ältere Rodungsphase") hielt sich in engen Grenzen, und Waldweide blieb die wichtigste Grundlage der Rinderhaltung. Der Anschluß an die Eisenbahn bildet für das Seengebiet ein einschneidendes Ereignis. Der vorher begrenzte Absatz der Produkte in die Zentralzone erhielt gewaltigen Auftrieb. Das wirtschaftliche Schwergewicht verlagerte sich vom gewerblich-industriellen Sektor auf Landwirtschaft und Holzausbeutung. Unterdem Gesichtspunkt der Agrarkolonisation habe ich diesen Abschnitt, der ungefähr bis zur Mitte des Jahrhunderts anhielt, zur Unterscheidung von der Zeit vor dem Anschluß an die Nord-Süd-Bahn als "jüngere Rodungsphase" bezeichnet. Sie hatte erheblich größeren Umfang als die vorhergegangene und ist inzwischen bis an die natürlichen Grenzen des acherfähigen Landes — undd z. T. darüber hinaus — am Fuße von Küstenbergland und Hochkordillere vorgestoßen. In der Rodungswirtschaft waren vielerorts Holzausbeutung und Urbarmachung miteinander kombiniert, da nunmehr Holz in großen Mengen in die Zentralzone und den Norden des Landes geschafft werden konnte. Die zahllosen, auf den Fundos installierten kleinen Sägebänke machten die Längssenke zum wichtigsten Gebiet der Holzproduktion. Die Haupteinnahmequelle der meisten Fundos aber bildete der Weizen. Trotz der von je im Seengebiet mit dem Weizenanbau verbundenen klimatisch bedingten Risiken galt dieser — und nicht die vom Klima eher begünstigte Viehwirtschaft — innerhalb der herrschenden Feldgraswirtschaft als Gradmesser für die Intensität der Landnutzung. Daß dies möglich war, ist sowohl Ausdruck der Rodungswirtschaft, als auch des Transportkostenproblems, welches sich aus der großen Entfernung von den Absatzgebieten in der Zentralzone ergibt. Indem das Land durch den Bahnanschluß eine erhebliche Wertsteigerung erfuhr, und durch die Rodung viele Ländereien nun erstmals zugänglich bzw. übersichtlich wurden, trat um 1930 auch die Entwicklung der Besitzverhältnisse in eine entscheidende Phase. Die zahllosen Besitzstreitigkeiten, die sich aus dem Charakter der Landnahme im Seengebiet ergaben, wurden um 1930 durch das Gesetz über die "Propiedad Austral" beendet, das sämtliche Landbesitzer zum Nachweis der Rechtmäßigkeit ihrer Besitzansprüche gegenüber dem Fiskus zwang. Noch einmal konnte der Staat mit dem ihm zufolge dieses Gesetzes zu gefallenen Land Siedlungskolonien (Fiskalkolonien) errichten. Diese allerdings liegen überwiegend im ackerungünstigen Bereich von Küstenbergland und Kordillere. Viele der in ihnen lebenden Kleinbauern sind deshalb gezwungen, ihr Auskommen weniger in der Landwirtschaft, als vielmehr in der Holzsammeltätigkeit zu suchen. Als erster Ansatz zu einer Agrarreform ist die Tätigkeit der landwirtschaftlichen Kolonisationskasse seit 1930 zu verstehen, die eine Reihe privater Großgrundbesitze aufkaufte und nach Aufteilung an landsuchende Kolonisten vergab. Die Einrichtung der Nord-Südbahn hat auch die Siedlungsstruktur nach haltig beeinflußt, liegen doch heute fast alle wichtigen zentralen Orte an der Hauptbahnlinie. Um die Mitte dieses Jahrhunderts setzt im Seengebiet ein entscheidender Strukturwandel ein. Dieser ist in erster Linie eine Folge des Abschlusses der Rodungskolonisation. Nach rund 200 Jahren trat nun an die Stelle der fortschreitenden äußeren Erweiterung der innere Ausbau der Kulturlandschaft. Man kann diesen Vorgang als ein Umschlagen von Quantität in Qualität bezeichnen. Die mit der Rodungskolonisation verbundenen extensiven Wirtschaftsformen weichen mehr und mehr einer intensiven Grünlandwirtschaft, was sich besonders im Rückgang des Weizenbaus und in einer außerordentlichen Steigerung der Milchproduktion manifestiert. Hinter dem Rückgang des Weizenanbaus und der mit ihm verbundenen Feldgraswirtschaft zugunsten der Ausbreitung des Dauergrünlandes steht eine immanente Gesetzmäßigkeit. Bei Annahme einer ständigen Erweiterung der urbargemachten Fläche, wie sie in Südchile tatsächlich stattgefunden hat, hätten zur Aufrechterhaltung der Rotation Anbau- und Weideflächen gleichmäßig wachsen müssen. Die Anbaufläche ist aber nicht in gleichem Maße wie die insgesamt urbargemachte Fläche gestiegen. Das Verhältnis Acker- Grünland hat sich fortschreitend zugunsten des letzteren verschoben. Wenn aber die Weideperiode pro Flächeneinheit sich ständig verlängert hat, so ergibt sich daraus, daß der südchilenische Landwirt mit Notwendigkeit zu einer intensiveren Bewirtschaftung der Weiden übergehen mußte, wollte er nicht ihre fortschreitende Verschlechterung in Kauf nehmen. Der innere Ausbau der Kulturlandschaft zeigt sich auf den Fundos besonders in Form der Unterteilung der Weideflächen (Umtriebsweide). Es ist bemerkenswert, daß ähnliche Vorgänge auch unter völlig verschiedenen klimatischen Bedingungen in der Farmwirtschaft Südwestafrikas') und der ostpatagonischen Steppe *) beobachtet werden konnten. Die in den letzten 40 Jahren erfolgte Erweiterung des Verkehrsnetzes und die Einrichtung von insgesamt 17 modernen Milchverarbeitungswerken seit 1945, die überwiegend Dauerprodukte herstellen, haben das alte Transportproblem zwar nicht beseitigt, jedoch in starkem Maße verringert. Fast zwei Drittel der in der milchverarbeitenden Industrie Chiles abgelieferten Gesamtmenge an Milch kommen gegenwärtig aus dem Seengebiet. Auch in der Holzwirtschaft vollzieht sich ein struktureller Wandel. Im Gegensatz zur ersten Hälfte unseres Jahrhunderts wird Holz gegenwärtig von kapitalkräftigen Unternehmen im Küstenbergland und besonders der Hochkordillere produziert. Es ist aber in wenigen Jahren mit einer Erschöpfung der natürlichen Waldreserven zu rechnen, so daß in immer stärkerem Maße schnellwüchsige Nadelhölzer an ihre Stelle treten müssen. Wenn auch die gegenwärtigen Aufforstungsraten noch keineswegs dem zu erwartenden Bedarf entsprechen, so ist doch auch hier — ähnlich wie in der Landwirtschaft — ein Wandel von der bloß ausbeutenden zur im Wortsinne produzierenden Aktivität erkennbar. Kann unter dem Gesichtspunkt der Produktivität die jüngste Entwicklung der Landwirtschaft als bedeutender Fortschritt gewertet werden, so gilt dies nicht in gleicher Weise von der Siedlungsentwicklung. Der Abschluß der Rodungskolonisation und die Mechanisierung der Landwirtschaft haben auf dem Lande zu einem wesentlich verminderten Bedarf an Arbeitskräften geführt, der umso stärker sich auswirkt, als gleichzeitig die neue Lohn- und Sozialgesetzgebung Chiles dem Großgrundbesitzer die Arbeitskräfte erheblich verteuert hat. Die seit Jahren beträchtlich gewachsenen sozialen Spannungen auf dem Lande, die u. a. Ausdruck der im Gange befindlichen Agrarreform sind, sind ein weiteres Moment, das die Neigung der Großgrundbesitzer verstärkt, mit möglichst wenigen Arbeitskräften auszukommen. Zusätzlich gefördert durch eine hohe Kinderzahl gerade der armen Landbevölkerung hat deshalb eine beschleunigte Wanderbewegung in die Städte eingesetzt. Weder die Schaffung von Arbeitsplätzen, noch der Wohnungsbau haben mit der Zuwanderung Schritt halten können. So sind in den Städten, ganz besonders in Puerto Montt und Valdivia, nicht nur ausgedehnte Neusiedlungen einheitlicher (Holz-)Bauweise, sondern auch große Elendsviertel mit primitiven, aus Holzbrettern, Blech usw. improvisierten Wohnungen (callampas) entstanden. Über die innerhalb des Seengebietes zu beobachtende Flucht in die Städte hinaus weist es als ganzes mit seinen drei Provinzen bereits erhebliche Bevölkerungsverluste durch Abwanderung — vorwiegend nach Santiago — auf, die im Jahrzehnt 1960—1970 etwa die Zahl von 50 000, d. h. 9% der Bevölkerung erreichten. Damit ist einmal mehr angezeigt, daß dieser Raum, der als Kolonisationsgebiet ein Jahrhundert lang hohe Wanderungsgewinne zu verzeichnen hatte, nunmehr das Stadium der Kolonisation verlassen hat.
Alena Strohmaier prüft und novelliert in ihrer Dissertationsschrift den Begriff "Diasporafilm" aus einer raum- und kulturtheoretischen Perspektive. Am Beispiel zeitgenössischer iranischer Diasporafilme fragt sie, welche Bedeutung das Konzept Diaspora angesichts globaler gesellschaftlicher und medialer Transformationsprozesse heute habe. Sie leistet damit einen Beitrag zur transnationalen Film- und Medienwissenschaft. Bislang federführend im angelsächsischen Raum diskutiert, gewinnen diese transnational studies zunehmend auch im deutschsprachigen Raum an Sichtbarkeit (vgl. Ritzer 2018; vgl. Christen/Rothemund 2019). Strohmaier zeigt in ihrer Arbeit wechselseitige gesellschaftliche und filmische Wandlungsprozesse am Beispiel der iranischen Diaspora auf und erprobt ihre Idee von diasporafilmischen Räumen schließlich filmanalytisch. Unter diasporafilmischen Räumen versteht sie "filmische Räume, in denen Diasporakultur verstärkt, quasi wie durch ein Vergrößerungsglas, verhandelt wird" (S. 108). In ihrem zweiten Kapitel "Diaspora/Film im Wandel" verschränkt Strohmaier den Forschungsstand zur Diasporatheorie dafür mit topografischen Ansätzen. Sie zeichnet Verbindungslinien zu einigen verwandten Filmtheorien, beispielsweise zu "nationale[n] (exilic cinema; migrant cinema), sozio-politische[n] (third cinema; third world cinema), ökonomische[n] (world cinema), transnationale[n] (transnational cinema; cinema of transvergence) oder ästhetisch-stilistische[n] (accented cinema; intercultural/haptic cinema)" (S. 48, Herv. i. O.) Perspektiven. Den Diasporafilm mit einer der bereits etablierten Theorien vollständig zu fassen, scheitert jedoch – laut der Autorin – entweder an Unter- oder Überkomplexität. So kritisiert sie etwa das eindimensionale Medienverständnis des diasporischen accented cinema (vgl. Naficy 2011), demnach Film eine vermittelnde Funktion habe dafür, dass es in der binäroppositionellen Konstruktion von Herkunfts- und Heimatland verhaftet bleibe (vgl. S. 55). Als Medienästhetikerin ist es Strohmaier nämlich wichtig, Film nicht nur als Repräsentationsform, sondern auch als Reflexionsmöglichkeit zu verstehen: Film lasse uns über Seinsweisen nachdenken und bringe selbst neue – antiessentialistische – Arten des Seins hervor.Deshalb umreiße aus ihrer Perspektive auch das polyzentrische Konzept des "cinema of the world" (Nagib 2006, S. 31) das Diasporakino nur teilweise (vgl. S. 57): Am Beispiel von Deborah Shaws fünfzehnteiliger Liste von Analysemöglichkeiten (vgl. Shaw 2013, S. 52), die von Produktionsmodi bis hin zu ethischen Fragestellungen reichen, kritisiert Strohmaier dessen Überkomplexität und mithin die fehlende Spezifik des Begriffs transnational cinema. Sie merkt zudem an, dass sich der Terminus vor allem für die Untersuchung von Produktions-, Rezeptions- und Distributionsmechanismen durchgesetzt habe und Differenzen zwischen nationalen und transnationalen Bereichen häufig überspiele (vgl. S. 55). Als produktiver erachtet sie daher Will Higbees Verständnis eines cinema of transvergence (vgl. Higbee 2007), das kulturelle Differenz nicht glattbügle, sondern betone. Durch den zelebrierten Zwischenraum, der sich in Higbees Ansatz abzeichnet, gelangt Strohmaier schließlich zu einem für ihren eigenen Ansatz produktiven Diasporaverständnis, das sich als Raum zwischen Nationen, Kulturen oder transnationalen Bewegungen denken lässt.Dabei versteht die Autorin Raum nicht als einen gesetzten geografischen Ort, sondern ein bewegliches Konstrukt, das sich im reziproken Austausch mit sozialen, kulturellen oder medialen Entwicklungen stetig verändere. Film betrachtet Strohmaier darin "als Verhältnis, Beziehung oder auch Verbindung zwischen Kulturen" (S. 59) und schreibt diesem eine räumliche Logik zu, wie sie spätestens seit dem spatial turn an Bedeutung gewonnen hat. Im Rekurs auf Brigitte Hipfls (2004) Konzept des Zwischenraums entwirft Strohmaiers Arbeit eine diasporafilmische Topografie, in der sich eine besondere Verbindung zwischen filmischen und nicht-filmischen Welten abzeichne. Die Art und Weise, wie Medien in der Diaspora genutzt würden, brächte demnach neue, symbolische Räume hervor, in denen sich Diaspora selbst verhandle und (neu) figuriere. Im Anschluss an die Filmphilosophin Laura Frahm betont Strohmaier so die unbegrenzten Anschlüsse und Reihenfolgen sowie mitunter paradoxe Raummodelle, die sich aus dem Ineinanderfallen von filmischen und materiellen Raum ergeben, wodurch filmischen Räumen das Potenzial zur Veränderung stets inhärent sei (vgl. Frahm 2021, S. 272). Strohmaier behauptet nun in ihrer Publikation, diese filmeigene Raumlogik lasse sich in zeitgenössischen iranischen Diasporafilmen verstärkt vorfinden, wodurch unter dem Begriff Diasporafilm vor allem Produktionen gefasst werden könnten, die eine erhöhte Raum- und Mediensensibilität aufwiesen (vgl. S. 62). Bevor sich Strohmaier dem Close Reading der Filme zuwendet, um ihre These der erhöhten Raum- und Mediensensibilität zu prüfen, vollzieht sie im dritten Kapitel mit dem Titel "Verortung der iranischen Diaspora" ein Cross Reading zwischen Kultur- und Medienwissenschaft sowie den Postcolonial Studies, das die Parallelen zwischen den Disziplinen besonders eindrücklich zum Vorschein bringt. Im Rekurs auf Meilensteine dieser Ansätze veranschaulicht Strohmaier etwa mit Edward Saids Orientalism (1979) die Konstruiertheit von "kulturgeographischen Entitäten, wie auch Diaspora eine ist" (S. 74), die meist auf stereotypen Zuschreibungen basiere. Als dynamisches und transformatives Gegenbeispiel zum stereotypen Kulturbegriff nennt Strohmaier außerdem Arjun Appadurais Vorstellung von global scapes als mediascapes. Auch Homi K. Bhabas Idee des "dritten Raums" (2004), den dieser als eigenständigen Zwischenraum versteht, in dem kulturelle Differenz nicht aufgelöst, sondern produktiv gewendet werde, scheint hier auf. Um Diaspora als eigenständige Form kultureller Identität greifen zu können, folgt Strohmaier mithin Stuart Hall (1990), der kulturelle Identität nicht als gegeben und abgeschlossen, sondern als Prozess versteht. Ein diasporisches Selbstbewusstsein manifestiere sich noch "stärker entlang von Differenzen, Brüchen und Diskontinuitäten" (S. 86). Die Idee von Diaspora als Medienraum erprobt die Autorin im Kapitel vier, "Neue diasporafilmische Räume", dann an sechs Spiel- beziehungsweise Dokumentarfilmen, die in Europa und Nordamerika entstanden und situiert sind. Sie arbeitet drei zentrale Raumkonzepte heraus: Zwischenräume, kosmopolitische und rebellische Räume. Mit Women without Men (2009) und A Girl Walks Home Alone At Night (2014) widmet sie sich den Zwischenräumen über das Motiv des Gartens respektive der fiktiven Stadt Shahr-i bad. Der Garten fungiere als feministischer, dritter und filmisch-somatischer Raum und damit auch als Schnittstelle zwischen Sozial- und Medienkritik. Shahr-i bad erweise sich als filmisch-hybrider Raum, in dem kulturelle und generische Zuschreibungen kollabieren. In diesen Zwischenräumen drücke sich einerseits die Herausforderung kultureller Verortung aus, andererseits würden diese gerade deshalb filmische Wandlungsprozesse anstoßen. Um Fragen der Gemeinschaft geht es in der Besprechung kosmopolitischer Räume. Mit Walls of Sand (2001) sowie Persepolis (2007) entdeckt Strohmaier eine cosmopolitan attitude nach den Soziolog*innen Steffen Mau, Jan Mewes und Anne Zimmermann (2008). Als kosmofeministischer Raum sei Walls of Sand etwa als Aushandlungsort geteilter Erfahrungen der Protagonistinnen zu verstehen und mit Avtar Brahs diaspora space (1996) als Ort, der beispielsweise aufgrund ihrer Geschlechtsidentität marginalisierte Gruppen einschließt. Im Animationsfilm Persepolis hingegen werde, entsprechend des Konzepts des Pop-Kosmopolitismus nach Henry Jenkins (2006), der filmische Raum durch popkulturelle Elemente wie Musik, Kleidung oder auch Sprache stetig erneuert und durch Gleichzeitigkeit, Verschachtelung und Ambivalenz in Beziehung zu anderen Räumen gesetzt. "Identität wird darin als immer wieder, synchron und diachron, austarierende Beziehung zur Welt, dem Kosmos, gesehen" (S. 224). Weniger dem Kosmos als dem Politischen zugewandt ist Strohmaiers Analyse der rebellischen Räume in den Dokumentarfilmen The Green Wave (2010) und Schwarzkopf (2011). The Green Wave montiert unter anderem Interviewaufnahmen und Amateurvideos, die im Zuge der Grünen Revolution in Iran 2009 auf Straßenprotesten entstanden sind, hinzu kommen Motion Comics (eine Mischung aus Zeichnung und Animation), mit denen Textpassagen einzelner Blogeinträge und Tweets visualisiert und von Schauspieler*innen eingesprochen werden. Gesellschaftliche und kulturelle Veränderungen des Irans würden hier zur filmischen Auseinandersetzung über Staats- und Mediengrenzen hinaus und brächten Solidarisierung und Handlungsmöglichkeiten als mediale Praktiken hervor. Um Handlungsmöglichkeiten geht es Strohmaier auch in ihrer Analyse von Schwarzkopf. Das in diesem Film im Mittelpunkt stehende Tonstudio, in dem drei Generationen männlicher Rapper mit prekären sozialen Hintergründen ihre Stimme erheben, sei als rebellischer Raum konzipiert, indem Herkunft und gesellschaftliche Teilhabe entkoppelt wären und so ein post-migrantischer Raum entstehe. Mit Schwarzkopf leitet Strohmaier zugleich in ihr Fazit ein, in dem sie die Aktualität des Begriffs Diasporafilm abschließend prüft. Folge man Michel Laguerre (2017), so stünde Diaspora für gesellschaftliche Ausgrenzung und Marginalisierung, während Postdiaspora deren Überwindung ausdrücke (vgl. S. 237). Strohmaier kommt daher zu dem Schluss: Wenn nun also die in dieser Arbeit analysierten diasporafilmischen Räume als Weiter-entwicklung bereits bestehender filmischer Räume zu sehen sind, die zunehmend kulturelle und filmische Zuschreibungen verunmöglichen, dann kann möglicherweise von Postdiaspora-Film gesprochen werden […]. (S. 238) Damit öffnet Strohmaier zugleich die Tür für zukünftige Auseinandersetzungen mit dem Postdiaspora-Film. Die Lektüre der Dissertationsschrift empfiehlt sich jedoch nicht nur Diasporaforschenden, sie vermittelt darüber hinaus Grundlagen und Dringlichkeit einer dekolonialen Filmwissenschaft, wie sie beispielsweise bereits im Sammelband De-Westernizing Film Studies von Saër Maty Bâ und Will Higbee (2012) gefordert wird. Literatur: Appadurai, Arjun: Modernity at Large: Cultural Dimensions of Globalization. Minneapolis/London: University of Minnesota Press 1996. Bâ, Saër/Higbee, Will (Hg.): De-Westernizing Film Studies. Abdingdon: Routledge 2012. Bhabha, Homi K.: The Location of Culture [1994]. London: Routledge 2004. Brah, Avtar: Cartographies of Diaspora: Contesting Identities. London/New York: Routledge 1996. Christen, Matthias/Rothemund, Kathrin (Hg.): Cosmopolitan Cinema. Kunst und Politik in der zweiten Moderne. Marburg: Schüren 2019. Frahm, Laura: "Logiken der Transformation: Zum Raumwissen des Films". In: Raum Wissen Medien. Zur raumtheoretischen Reformulierung des Medienbegriffs. Hg. v. Dorit Müller/Sebastian Scholz. Bielefeld: transcript 2012, S. 271–302. Hall, Stuart: "Cultural Identity and Diaspora". In: Identity: Community, Culture, Difference. Hg. v. Jonathan Rutherford. London: Lawrence & Wishart 1990, S. 222–237. http://www.gurunanakcollegeasc.in/userfiles/Stuart%20Hall%20Identity.pdf, abgerufen am 20.04.2021. Higbee, Will: "Beyond the (trans)national: towards a cinema of transvergence in postcolonial and diasporic francophone cinema(s)". In: Studies in French Cinema 7/2, 2007, S. 79-91. Hipfl, Brigitte: "Mediale Identitätsräume: Skizzen zu einem 'spatial turn' in der Medien- und Kommunikationswissenschaft". In: Identitätsräume. Nation, Körper und Geschlecht in den Medien. Eine Topografie. Hg. v. Brigitte Hipfl/Elisabeth Klaus/Uta Scheer. Bielefeld: transcript 2004, S. 16-50. Jenkins, Henry: "Pop Cosmopolitanism: Mapping Cultural Flows in an Age of Media Convergence". In: Fans, Bloggers, and Gamers: Exploring Participatory Culture. New York: New York University Press 2006, S. 152–172. Laguerre, Michel S.: The Postdiaspora Condition: Crossborder Social Protection, Transnational Schooling, and Extraterritorial Human Security. London: Palgrave MacMillan 2017. Mau, Steffen/Mewes, Jan/Zimmermann, Ann: "Cosmopolitan Attitudes through Transnational Social Practices?". In: Global Networks 8/1, 2008, S. 1–24. Naficy, Hamid: An Accented Cinema. Exilic and Diasporic Filmmaking. Princeton: Princeton University Press 2001. Nagib, Lúcia: "Towards a Positive Definition of World Cinema". In: Remapping World Cinema: Identity, Culture and Politics in Film. Hg. v. Stephanie Dennison/Song Hwee Lim. London/New York: Wallflower 2006, S. 26–33. Ritzer, Ivo: Medientheorie der Globalisierung. Wiesbaden: Springer Verlag für Sozialwissenschaften 2018. Said, Edward W.: Orientalism. New York: Random House 1979. Shaw, Deborah: "Deconstructing and reconstructing 'transnational cinema'". In: Contemporary Hispanic Cinema. Interrogating the transnational in Spanish and Latin American Film. Hg. v. Stephanie Dennison. Suffolk: Boydell & Brewer 2013, S. 47-66. https://core.ac.uk/download/pdf/29584501.pdf, abgerufen am 19.04.2021.
In the context of climate change, the destruction and degradation of ecosystems, and many environmental problems and disasters in all parts of the world, environmental discourses such as growth limits, ecological modernization and sustainable development have proliferated (Dryzek 2013). Many governments, as well as international organizations have responded to the growing environmental concerns by adapting and tightening their environmental legislation. In some cases, it has been possible to implement concrete measures on-site and to solve existing problems. However, overall, environmental discourses have had limited impact in achieving tangible action. This is particularly evident in the progressive expansion of industrial- and commodity-based land uses with substantial negative social and ecological impacts, especially those countries in the tropics and subtropics with emerging economies. Why do environmental discourses sometimes translate into policies and sometimes not, and when, and under what conditions, are some then put into practice? This study deals with the problem of "turning words into action" and examines the case study of the Bolivian government under Evo Morales, which explicitly refers to the environmental discourse Buen Vivir ("good living"). The aim is to better understand the challenge of translating words into action to potentially foster the practical relevance of environmental discourses in order to positively influence the social and ecological dimensions of rural development. A discourse is a set of ideas, categorizations and concepts that reflect a particular interpretation of the world. Environmental discourses are discursive constructs that define how we perceive nature, how environmental claims are shaped, and how we deal with environmental problems (Hajer 1995). Dominant environmental discourses are those that translate into normative frameworks after their discursive elements are naturalized, and they ascribe some consensus of meaning. This study focuses on the dominant environmental discourse of Buen Vivir in Bolivia. Buen Vivir has become dominant in Bolivia as an 'alternative to development', and translated into national normative frameworks. Buen Vivir (or 'good living'), is the Spanish reference of the Quechua and Aymara words Sumac Kawsay and Suma Qamaña, respectively (Merino Acuña, 2016a). It promotes a harmonious relationship between humans and nature, in which the well-being of people and the survival of animals, plants, and ecosystems are ensured (Gudynas, 2013). In Bolivia, this discourse gained political attention during the late 1990s and early 2000s, and was adopted in its Constitution in 2009. The study follows three research goals. The first is to determine what makes an environmental discourse dominant. To this end, the study develops a four-dimensional analytical approach: content, actors, strategic practices and context. Using this approach, the study reconstructs the discursive process that led to the dominance of Buen Vivir. The second is to assess the practical relevance of Buen Vivir. This is achieved by determining if and to what extent relevant agricultural policies and socio-environmental manifestations, developing during the Morales administration, are compatible with the principles of Buen Vivir. The third is to explore what influences the practical relevance of dominant environmental discourses by exploring which factors influence the consideration of dominant environmental discourses in decisions of policymakers and land users. This is undertaken by examining subjective perceptions of the two actor groups on the role of a set of factors within three conceptual categories (political hegemony, operational capacity and personal priorities) in influencing policy and land use decisions. Finally, the plausibility of the results of the subjective perceptions is checked by looking at the socio-environmental manifestations and further land use and sectoral policy trends. The analysis showed that all four dimensions examined (content, actors, strategic practices and context) contributed to the dominance of the Buen Vivir discourse. It became clear that dominance resulted from a complex, interactive process that addresses a structural problem of society as a whole (indigenousness) and is part of broader socio-political struggles (decolonization). Concerning the relevance of Buen Vivir for the formulation of sector policies, the analysis showed very different results. For example, Buen Vivir is highly relevant for irrigation and food security policies, of moderate relevance for agricultural reform and agricultural development policies, and has no relevance for energy policies. In this respect, it must be stated that, especially, environmental policy areas were hardly influenced by Buen Vivir. Accordingly, the analyzed indicators of socio-environmental manifestations, such as deforestation and environmental degradation, hardly reflect the principles of Buen Vivir on land-use dynamics. Social aspects, such as smallholders' access to land and resources, staple vs commodity crops, as well as poverty and inequality, on the other hand, partly show greater compatibility with Buen Vivir. Nevertheless, the overall practical relevance of Buen Vivir is rather low. A greater practical relevance of Buen Vivir is necessarily subordinated to influencing factors from the category of political hegemony. In particular, the interests and preferences of the dominant political forces that limit the consideration of the principles of Buen Vivir limit in political decision-making processes. The lack of operational capacity by government agencies also has a negative impact on the implementation of Buen Vivir. In addition, personal preferences of politicians and land users influence the practical relevance of Buen Vivir. The results show that the practical relevance of environmental discourses depends on a complex network of various mutually influencing factors. It is difficult to influence the underlying processes and actors in a targeted manner in order to increase the practical relevance of eligible discourses. Nevertheless, it appears possible to identify opportunities for time and actor-suitable stimuli based on precise observation and analysis of socio-political processes and their actors. Moreover, the strengthening of advocacy coalitions is particularly effective in order to achieve political leverage. Relevant social groups, organizations and authorities can also be strengthened, for example through improved access to knowledge, resources and networks, as well as support in communication and the opportunities for political participation. Such supportive measures are particularly promising if a structuring problem for society as a whole exists or can be found that affects all four dimensions of the discourse. ; Im Kontext von Klimawandel, der Zerstörung und Degradierung von Ökosystem, und vieler Umweltproblem und -katastrophen in allen Teilen der Welt, haben sich kritische Umweltdiskurse zu Wachstumsgrenzen, ökologischer Modernisierung und nachhaltiger Entwicklung weiter etabliert (Dryzek 2013). Viele Regierungen und auch die internationale Gemeinschaft haben reagiert und damit begonnen, ihre Umweltgesetzgebungen anzupassen und zu verschärfen. In manchen Fällen ist es gelungen, konkrete Maßnahmen vor Ort umzusetzen, und Probleme zumindest punktuell zu lösen. Jedoch sind insgesamt den Umweltdiskursen nur unzureichend Taten gefolgt. Dies zeigt sich insbesondere auch in einer weitestgehend ungebremst voranschreitenden Landnutzungsdynamik mit ihren massiven negativen sozialen und ökologischen vor allem in den wirtschaftlich weniger entwickelten Ländern der Tropen und Subtropen. Warum aber werden Umweltdiskurse manchmal in Politiken umgesetzt, und manchmal nicht, und wann und unter welchen Bedingungen werden diese dann auch in die Praxis umgesetzt? Diese Studie beschäftigt sich mit diesem Problem des "Umsetzens von Worten in Taten" und untersucht dazu das Fallbeispiel der bolivianischen Regierung unter Evo Morales, die sich explizit auf den Umweltdiskurs Buen Vivir bezieht. Dadurch sollen die Herausforderung Worte in Taten umzusetzen besser verstanden werden, um letztendlich abschätzen, ob und wie es möglich sein könnte, die praktische Relevanz von Umweltdiskursen zu fördern, um die soziale und ökologische Dimension von ländlicher Entwicklung positive zu beeinflussen. Diskurse bestehen aus einer Folge von Ideen, Kategorisierungen und Konzepten, die eine bestimmte Interpretation der Welt widerspiegeln. Umweltdiskurse sind diskursive Konstrukte, die definieren, wie wir die Natur wahrnehmen, wie Umweltansprüche geformt werden und wie wir mit Umweltproblemen umgehen (Hajer 1995). Dominante Diskurse sind diejenigen, die sich nach der Naturalisation ihrer diskursiven Elemente in normative Rahmenbedingungen übersetzen lassen und eine Art Bedeutungskonsens zuschreiben. Diese Studie beschäftigt sich mit dem dominanten Umweltdiskurs des Buen Vivir im Kontext Boliviens. Buen Vivir (frei übersetzt "gutes Leben") stellt einen Diskurs zu einem alternativen Entwicklungsmodell dar und findet sich in Bolivien in wichtigen nationale Rahmengesetzen wieder. Buen Vivir ist die spanische Referenz der Quechua- und Aymara-Wörter Sumac Kawsay und Suma Qamaña (Merino Acuña 2016b). Buen Vivir zielt auf eine harmonische Beziehung zwischen Mensch und Natur ab, in der das Wohlergehen der Menschen und das Überleben von Tieren, Pflanzen und Ökosystemen gewährleistet ist (Gudynas 2013). In Bolivien erlangte dieser Diskurs in den späten 1990er politische Aufmerksamkeit und wurde 2009 in die Verfassung aufgenommen. Die Studie folgt drei Forschungszielen: Das erste Ziel besteht darin, herauszufinden, was Umweltdiskurse dominant macht. Die Studie entwickelt dazu einen analytischen Ansatz mit den vier Dimension: Inhalt, Akteur, strategische Praktiken und Kontexte, und rekonstruiert auf dieser Grundlage den diskursiven Prozess, der zur Dominanz von Buen Vivir geführt hat. In einem zweiten Schritt wird die praktische Relevanz von Buen Vivir bewertet, in dem festgestellt wird, inwieweit relevante Agrarpolitiken und sozio-ökologische Dynamiken während der Präsidentschaft von Evo Morales mit den Prinzipien von Buen Vivir kompatible sind. Schließlich wird untersucht, welche Faktoren Politiker und Landnutzer beeinflussen, dominante Umweltdiskurse in ihren Entscheidungen zu berücksichtigen. Dazu werden Repräsentanten relevanter Akteursgruppen befragt, um ihre subjektiven Wahrnehmung zur Bedeutung von Einflussfaktoren aus drei konzeptionellen Kategorien, politische Hegemonie, operative Kapazität, und persönliche Prioritäten) abzuschätzen. Abschließend wird die Plausibilität der erzielten Ergebnisse geprüft, in dem sie mit den tatsächlichen Dynamiken in Politik und Landnutzung konfrontiert werden. Die Analyse zeigte, dass alle vier untersuchten Dimensionen (Inhalt, Akteure, strategische Praktiken und Kontext) zur politischen Relevanz von Buen Vivir beigetragen haben. Es wurde deutlich, dass dieser Relevanz ein hochkomplexer, interaktiver Prozess zu Grunde lag, der auf ein strukturierendes gesamtgesellschaftliches Problem (Indigenität) thematisiert, und Teil umfassenderer gesellschaftspolitischer Kämpfe (Entkolonialisierung) ist. In Bezug auf die Relevanz von Buen Vivir für die Formulierung von Sektorpolitiken zeigte die Analyse sehr unterschiedliche Ergebnisse. So hat Buen Vivir für Bewässerungs- und Ernährungssicherheitspolitiken eine hohe Relevanz, für Politiken der Agrarreform und der landwirtschaftlichen Entwicklung nur eine mäßige, und für Energiepolitiken überhaupt keine Relevanz. Insofern muss festgestellt werden, dass gerade umweltrelevante Politikfelder kaum von Buen Vivir beeinflusst wurden. Entsprechend spiegeln auch die analysierten Umweltindikatoren, wie zum Beispiel Entwaldung und Umweltdegradierung, zur Landnutzungsdynamik die Prinzipien von Buen Vivir kaum wieder. Soziale Aspekte, wie der Zugang von Kleinbauern zu Land und Ressourcen, Grundnahrungsmitteln und Rohstoffen sowie Armut und Ungleichheit, dagegen zeigen zum Teil eine höhere Kompatibilität mit Buen Vivir. Dennoch ist die praktische Relevanz von Buen Vivir insgesamt eher gering. Eine höhere praktische Relevanz von Buen Vivir stehen vor allem Einflussfaktoren aus der Kategorie der politischen Hegemonie entgegen. Insbesondere beschränken Interessen und Präferenzen der dominierenden politischen Kräfte die den Prinzipien von Buen Vivir entgegenstehen, dessen stärkere Berücksichtigung in politischen Entscheidungsprozessen. Auch fehlende operationale Kapazitäten von Regierungsstellen wirken sich negativ auf die Umsetzung von Buen Vivir aus. Schließlich beeinflussen persönliche Präferenzen von Politikern und Landnutzern die praktische Relevanz von Buen Vivir. Die Ergebnisse zeigen, dass die praktische Relevanz von Umweltdiskursen von einem komplexen Geflecht verschiedenster sich gegenseitig beeinflussender Faktoren abhängt. Es ist schwierig die dahinterstehenden Prozesse und Akteure gezielt zu beeinflussen, um die praktische Relevanz förderungswürdiger Diskurse zu erhöhen. Es erscheint dennoch möglich, auf der Grundlage einer genauen Beobachtung und Analyse der gesellschaftspolitischen Prozesse und deren Akteure, Möglichkeiten für zeit- und akteursoptimierte Stimuli zu identifizieren. Besonders effektiv ist dabei die Stärkung von Interessenvertretungskoalitionen, um politische Hebelwirkung zu erzielen. Auch können relevante soziale Gruppen, Organisationen und Behörden gestärkt werden, etwa durch verbesserten Zugang zu Wissen, Ressourcen und Netzwerken, sowie die Unterstützung bei Kommunikation und den Möglichkeiten politischer Partizipation. Vielversprechend sind solche unterstützenden Maßnahmen vor allen dann, wenn ein strukturierendes gesamtgesellschaftliches Problem existiert bzw. gefunden werden kann, dass in alle vier Dimension des Diskurses wirkt.
This book is about political conflict in the First Austrian Republic, in a region which can be aptly described as having been a focal point of social and political antagonism in the times under consideration. Its main subject, the somewhat nebulous phenomenon of political radicalism, was studied from a closer viewpoint and pinpointed in a representative selection of events. It was not only incidents of greater national significance, such as the outcome of the Schattendorf trial, the so-called Pfrimer Putsch or the deconstruction of democracy, that had contributed to the already tense atmosphere on the local front. Day to day scuffles, paramilitary parades, inflammatory speeches and street rallies triggered off a spiral of violence. This book focuses on the question of how and to what extent political parties and movements were able to influence the life and thought of so many people and made some of them become irreconcilable enemies. A glance behind the scenes of those inglorious times shall hopefully enable a far better understanding of what impact political interaction had on the region in question. After an introduction into the methodology and theory, followed by a brief summary of the political and economic situation in Austria after the First World War, the book continues with a description and history of the Upper Styrian industrial region. The major part of this study, however, deals with the origins and development of the most important regional political parties and movements and how political radicalism manifested itself in daily affairs. In this section, political leaders and other people who played a role in confrontation come to the fore and election results are presented and analysed, showing a substantial drift to the right by 1932. The growth of political radicalism during the First Republic can be seen in four phases, starting prior to 1927 and coming to a head in the 1931 Pfrimer Putsch and the uprisings of1934. According to Botz, acts of political violence were committed by individuals or groups in organised or random gatherings, demonstrations and skirmishes in guest houses and in the street. This atmosphere of unrest was aggravated further by acts of sabotage and terror carried out mainly by followers of the upcoming Nazi party. The struggle for ultimate national power can be seen as a battle between left and right ideologies against a background of national defeat, economic recession and increasing pressure exerted by certain other European states, all of which had specific interest in Austria. Finally, the issues and problems presented in this book are discussed and analysed in a conclusion. The dimensions of political radicalism are clearly defined and put into a regional context. As a consequence, the political interaction of conflicting parties, which can be traced on all social and political levels, becomes tangible. However, due to the lack of comparative regional studies, the question as to whether or not political radicalism was inherent to this particular region cannot be satisfactorily answered. - Dieses Buch befasst sich mit den politischen Auseinandersetzungen der Ersten Republik Österreichs in einer Region, die wohl als Kristallisationspunkt sozialer und politischer Gegensätze bezeichnet werden kann. Das Phänomen der "Radikalisierung des politischen Klimas" wurde aus einer kleinräumigen Perspektive betrachtet und anhand ausgewählter Ereignisse konkretisiert. Zur Verschärfung des ohnehin gespannten politischen Klimas in der obersteirischen Industrieregion trugen signifikante überregionale Ereignisse wie der Ausgang des Schattendorfer Prozesses, der so genannte Pfrimer-Putsch oder die sukzessive Ausschaltung der Demokratie bei. Hetzreden, Aufmärsche und Demonstrationen, die vor Ort die Stimmung aufheizten, lösten eine Spirale der Gewalt aus. In diesem Zusammenhang wurde der Frage nachgegangen, wie und in welchem Maße politische Parteien und Bewegungen das Leben und Denken so vieler Menschen beeinflussten oder dominierten und einige zu unversöhnlichen Gegnern machten. Ein Blick hinter die Kulissen dieser so unglücklichen Zeit soll eine verstärkte Einsicht in die Auswirkungen politischer Interaktion ermöglichen. Nach einer Erörterung der Methodik, der theoretischen Grundlagen und der politischen und wirtschaftlichen Ausgangslage in Österreich wird die obersteirische Industrieregion rund um Leoben vorgestellt. Als Schwerpunkt dieses Buches können die Abschnitte gelten, die sich mit der Tätigkeit der wichtigsten politischen Parteien und Bewegungen sowie der Radikalisierung des politischen Alltags in der Region beschäftigen. Anfänge und Entwicklung der politischen Landschaft werden unter die Lupe genommen und prägende Persönlichkeiten in ihrem lokalen Wirkungskreis dargestellt, ausgesuchte Wahlergebnisse präsentiert und analysiert. Die politische Radikalisierung läuft in mehreren zeitlichen Phasen ab und kann an exemplarischen politisch motivierten Zusammenstöße festgemacht werden. Dazu gehören sowohl Gewalttaten, die von Einzelpersonen oder Gruppen auf der Straße, bei Versammlungen in Vereinslokalen oder Wirtshäusern begangen werden, sowie die von der NSDAP vielfach ausgeübten Sabotage- und Terrorakte, als auch überregionale Ereignisse wie die Aufstandsbewegungen des Jahres 1934. Der Kampf um die Macht im Staate zwischen den Anhängern grundverschiedener Weltanschauungen spielt sich vor dem Hintergrund eines verlorenen Krieges und dessen Folgen, der wirtschaftlichen Stagnation und des zunehmenden Druckes durch außenpolitische Machenschaften ab. In den Schlussbetrachtungen werden die Grundprobleme der Region nochmals aufgerollt und analysiert. Die Dimensionen der politischen Radikalisierung können klar aufgezeigt und in einen konkreten regionalen Kontext gestellt werden. Die politische Interaktion der Konfliktparteien der Ersten Republik wird somit auf allen Ebenen nachvollziehbar. Dennoch kann die Frage nach dem Zusammenhang zwischen dieser spezifischen Region und der aufkommenden Radikalisierung ohne komparative Studien nicht hinreichend beantwortet werden.
Die Inhalte der verlinkten Blogs und Blog Beiträge unterliegen in vielen Fällen keiner redaktionellen Kontrolle.
Warnung zur Verfügbarkeit
Eine dauerhafte Verfügbarkeit ist nicht garantiert und liegt vollumfänglich in den Händen der Herausgeber:innen. Bitte erstellen Sie sich selbständig eine Kopie falls Sie diese Quelle zitieren möchten.
Tiefe Bildungskrise trifft auf hohle Lippenbekenntnisse. Wo ist die von der Ampel versprochene neue Kultur der Bildungszusammenarbeit? Dabei wäre es so einfach – und das Gelegenheitsfenster ist jetzt. Ein Gastbeitrag von Margit Stumpp.
Bild: RGMontgomery / Pixabay.
WIEDER EIN BILDUNGSBERICHT, wieder die lange und allseits bekannten Ergebnisse. Die Bildungskrise greift weiter um sich. Und wieder die erwartbaren Reaktionen: Besorgnis, Betroffenheit, Lippenbekenntnisse. Die Analysen sind zutreffend, aber sie werden – wieder – folgenlos bleiben. Wir haben kein Erkenntnisproblem, sondern ein Umsetzungsproblem. Das ist der eigentliche Skandal.
Seit Jahr und Tag zeigen sämtliche Statistiken, dass das deutsche Bildungssystem unterfinanziert ist. Seit dem Dresdner Bildungsgipfel 2008 existiert das Ziel, die gesamtstaatlichen Aufwendungen für Bildung und Forschung von damals 8,6 Prozent der Wirtschaftsleistung auf zehn Prozent zu erhöhen. Passiert ist seitdem, abgesehen von den Panikreaktionen in der Pandemiephase, nichts! Statt sieben Prozent für die schulische Bildung dümpeln die Investitionen nach wie vor unter dem Schnitt der OECD-Staaten von rund fünf Prozent.
Von den Absichtserklärungen im Koalitionsvertrag der Ampel, es werde eine engere Kooperation zwischen Bund, Ländern und Kommunen angestrebt und man wolle eine neue Kultur der Bildungszusammenarbeit begründen, ist bis dato nichts zu sehen. Von einer Erhöhung der Bildungsausgaben ist die Regierung unter einem rigiden Finanzminister, der die Einhaltung der investitionsfeindlichen Schuldenbremse zur Staatsräson erhoben hat, weit entfernt. Selbst der Digitalpakt 2.0, ein Paradebeispiel für die Verrenkungen, die notwendig sind, um das Kooperationsverbot, also die in der Verfassung manifestierte Bremse für Bildungsausgaben zu umgehen, steht in Frage.
Funktionierende Toiletten und dichte Schuldächer sind eine Frage der Bildungsgerechtigkeit, nicht der Bildungshoheit
Die Folgen sind verheerend. Der im Wesentlichen von der Pandemie ausgelöste Digitalisierungsschub droht zu versanden. Es ist höchste Zeit, eine der wesentlichen Ursachen für die Unterfinanzierung der Bildung zu beseitigen: Das Kooperationsverbot!
Wir feiern diese Jahr 75 Jahre Grundgesetz. 58 Jahre lang kam es ohne Artikel 91b aus, ohne dass die Bildungshoheit der Länder in gefährdet war. Funktionierende Toiletten und dichte Schuldächer sind eine Frage der Bildungsgerechtigkeit, nicht der Bildungshoheit. Inhalte der Bildung und Bildungsinfrastruktur sind zwei völlig unterschiedliche Themen. Sollten die Länder das anders sehen, wären die finanziellen Forderungen an den Bund obsolet.
Dem widerspricht die Tatsache, dass das Kooperationsverbot seit Bestehen bereits drei Mal geändert wurde, um dennoch Bundesmittel in Bildungsinfrastruktur zu investieren, zuletzt für den Digitalpakt. Leider hat der Widerstand der damals regierenden CDU eine immer drängender werdende Öffnung des Kooperationsverbots verhindert. Erst am Ende der vergangenen Legislaturperiode wuchs bei der damals zuständigen Ministerin Karliczek die Einsicht, dass ein solches Flickwerk für eine zukunftsfähige Finanzierung der Bildungsinfrastruktur nicht trägt.
Damit wiederholt sich Geschichte: Von Bulmahn über Schavan und Wanka bis zu Karliczek kam die Einsicht spät, leider zu spät. Umsetzung verschoben in die neue Legislatur. Das heißt: neue Abgeordnete (BildungspolitikerInnen werden selten wiedergewählt), neue/r Minister(in), neuer Lernprozess.
Es geht auch ohne Föderalismusreform
Wenn es tatsächlich ein Erkenntnis- und kein Umsetzungsproblem gibt, dann nur hier. Denn für die Öffnung des Kooperationsverbots wäre, entgegen mancher Parolen, keine Förderalismusreform nötig, weder eine große noch eine kleine. Es wäre zwar wünschenswert, dass Artikel 91b beherzt angefasst würde, um aus dem Kooperationsverbot ein Kooperationsgebot zu formulieren. Realistisch ist dies unter den bestehenden politischen Verhältnissen kaum. Die Streichung des Wortes "befristet" in Artikel 104c würde aber schon weiterhelfen und das Dilemma der ständig notwendigen Anschlussprojekte und damit des Zerrens um die Anschlussfinanzierung auflösen. Was beim Sozialen Wohnungsbau (Artikel 104d) recht war, muss für Bildungsinfrastruktur billig sein.
Denn: An der Befristung der Bildungsinvestitionen scheitert Vieles. Die endlosen Diskussionen einst um die Ausgestaltung des Digitalpakts und jetzt um seine Fortführung sind nur ein Beispiel. Die komplizierte und bürokratische Ausgestaltung ist wegen der Rechtslage notwendig, verkompliziert aber die Administration und schränkt die Spielräume ein. Digitalisierung geht aber nicht mehr weg, im Gegenteil, der offene Zugang zu generativer KI verschärft die Herausforderungen gerade in der Bildung. Gestemmt werden müssen die enormen zusätzlichen Ausgaben von den Schulträgern, den Kommunen und Landkreisen. Viele sind aber finanziell ohnehin schon am Ende, Stichwort Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse.
Kanzlerin Merkel und die damaligen Ministerpräsidenten haben 2008 mit konkreten Zielsetzungen die Bildungsrepublik ausgerufen. 10 Prozent des BIP sollten für Bildung (sieben Prozent) und Forschung (drei Prozent) ausgegeben werden, der Bund werde dazu einen überproportional hohen Anteil leisten. Wo ist dieser überproportionale Anteil bei der Bildung?
Bildung ist gesamtstaatliche Aufgabe. Wenn die Bildungskrise endlich strukturiert angegangen werden soll, darf sich keine Ebene aus der Verantwortung stehlen. Die rechtlichen Hürden dafür müssen endlich beseitigt werden. Das Grundgesetz soll in naher Zukunft geändert werden, um das Bundesverfassungsgericht besser zu schützen. In diesem Zug wäre die vorgeschlagene Änderung in Artikel 104c zeitnah möglich. Wenn der große Schritt jetzt nicht umsetzbar ist, geht wenigstens den überfälligen kleinen: Öffnet das Kooperationsverbot!
Margit Stumpp war von 2017 bis 2021 grüne Bundestagsabgeordnete, Sprecherin für Bildungs- und Medienpolitik und Expertin ihrer Fraktion für digitale Infrastruktur. Heute unterrichtet sie wieder als Berufsschullehrerin für Informations- und Medientechnik sowie technische Physik.
Kostenfreien Newsletter abonnieren
In eigener Sache: Prekäre Blog-Finanzierung
Wie Sie Blog und Newsletter unterstützen können, erfahren Sie hier...