Introducing the German minority subpopulation of southern Chile and concepts of "ethnic" and "cultural" membership, the article proposes a sampling plan based on name typologies found in regional telephone directory entries. The aim is to generate a random sample of 1,000 German-Chileans with their names and addresses, its applications ranging from postal, personal or telephone surveys to qualitative inquiry and marketing or public diplomacy campaigns. Following a test run of the sampling procedure, the viability of the sampling plan is asserted, albeit with some cautious remarks about its limitations. The article argues that the sampling plan can be adapted to research in the context of other ethnic/cultural minorities as well, depending on circumstances.
Dieser Überblick über einige Aspekte der nordamerikanischen Ethnographie konzentriert sich auf die letzten fünf bis zehn Jahre. Der Aufsatz ist in drei Themenbereiche gegliedert. Im ersten Teil werden vier institutionelle Kontexte der nordamerikanischen Ethnographie näher beschrieben: professionelle Organisationen und Konferenzen, Veröffentlichungen, Forschungsförderung, akademische Karrieren und Zentren. Im zweiten Teil fasse ich neuere Debatten über die Rolle von Politik und Theorie in der nordamerikanischen ethnographischen Forschung zusammen. Der dritte Schwerpunkt gilt methodologischen Aspekten, darunter die wachsende Vielfalt ethnographischer Methoden und Forschungsprojekte, sowie neue Regulationen des Forschungsprozesses, die von Ethik-Kommissionen an allen amerikanischen Universitäten überwacht werden.
'In diesem Aufsatz werden interethnische Beziehungen zwischen Migranten und der Aufnahmegesellschaft unter besonderer Berücksichtigung der Landzugangsproblematik im Kontext lokaler Machtstrategien in einem neuen Zuwanderungsraum Benins untersucht. Die methodologische Konzeption basiert auf einer Kombination von quantitativen und qualitativen Verfahren und Kartierungen. Die Interventionen der durch einen Instanzen- und Regelpluralismus geprägten Aufnahmegesellschaft auf die Genese lokaler politischer Subsysteme in den Siedlungen der Migranten begünstigt die Praxis des 'Institution Shopping', die Zementierung von Klientelbeziehungen und eine damit verbundene zunehmende Venalität in der politischen Kultur des Zuwanderungsraumes. Die Analyse der Landnahme hat gezeigt, dass die allochthone Landnahme innerhalb der Aufnahmegesellschaften zu einer Dynamisierung institutioneller Regelungen des traditionellen Bodenrechts sowie zum Ausbruch von zuvor unterschwelligen Konflikten zwischen den Bevölkerungen verschiedener autochthoner Dörfer führen kann. Darüber hinaus prägen nicht nur die Konflikte zwischen Landbesitzern und Migranten die Debatte um Landrechte im Zuwanderungsraum, sondern insbesondere die Auseinandersetzungen innerhalb der Migrantengesellschaften. Die Zuwanderer entwickeln bei der 'Jagd nach Land' eigene, mit neuen Konflikten verknüpfte Strategien des Landzugangs.' (Autorenreferat)
"The contribution is concerned with the entrepreneurship among on of the major ethnic minorities. It goes into the effects of Yi entrepreneurship on the social structures of Yi society, particularly the clans and their changing role and function. We adress central components of social resources of Yi entrepreneurs, for instance ethnic resources; moral obligations of entrepreneurs towards their clan or lineage; social impacts in the form of entrepreneurs becoming clan or lineage headmen; the growing significance of non-kinship relations, and processes of individualization. We conclude that entrepreneurs on the one side are still embedded in a framework of social morality and social and ethnic obligations, yet, on the other side, impact upon the change of the social structure of Yi society." (author's abstract)
Sicher finden Sie diese Anrede höchst merkwürdig; völlig deplaziert erscheint es Ihnen vermutlich, Sie nach dem Essen zu fragen. Mir ging es ähnlich, als mir diese Frage bei meinem ersten China-Aufenthalt 1982 bei zufälligen Begegnungen auf dem Campus der Universität, an der ich gearbeitet habe, gestellt wurde. Ich habe sie in Richtung Vorbereitung auf eine kommende Essenseinladung oder zumindest auf den Vorschlag, jetzt gemeinsam essen zu gehen, interpretiert und nach dem Prinzip der Ehrlichkeit beantwortet. Wenn ich gerade selbst hungrig war, habe ich "nein" gesagt. Dies führte nun aber keinesfalls zum erwarteten zweiten Schritt der von mir vermuteten Sequenz, nämlich dem Vorschlag "dann lassen Sie uns doch in ein Lokal gehen" – mein Gegenüber lachte etwas irritiert und entfernte sich von mir.
Damals habe ich die Chinesen ein wenig seltsam gefunden und diese mich mit Sicherheit auch. Später erst habe ich erfahren, dass die Frage "nin che guo le ma?" eine ganz einfache Begrüßung darstellt, die etwa unserem "Guten Tag" entspricht. Man antwortet mit "ja, ich habe schon gegessen." Damit ist die Sequenz beendet und man geht seiner Wege. Begrüßungsrituale gehören ganz offensichtlich zum Feld der Höflichkeit, welches das Thema des vorliegenden Artikels ausmacht. Höflichkeit im Vergleich der Kulturen führt uns zu Unterschieden in ritualisierten Umgangsformen miteinander, zu Etikette, Benehmen, Rücksichtnahme, Imagearbeit im Gespräch.
'Eine Gesellschaft, die in immer mehr Milieus und Spezialkulturen zerfällt, hat der ethnographischen Forschung zu einer neuen Blüte verholfen. Mit besonderem Nachdruck zeigt sich diese Entwicklung in der Jugendforschung. Gerade hier kommt dem ethnographisch Forschenden mehr und mehr die Rolle eines Dolmetschers zu, der für die Allgemeinheit übersetzen muss, welche Bedeutung den zwischen Tradition und Postmoderne oszillierenden kulturellen Praxisformen Jugendlicher zukommt. An zwei Fallbeispielen (mediale Fankulturen und brauchvermittelte Gruppierungen) soll gezeigt werden, in welchen konzeptionellen Schritten und mit welchen Zugangs-, Erhebungs- und Interpretationsverfahren unterschiedliche jugendliche Lebenswelten erkundet und erklärt werden können. Die Beispiele sind dabei so gewählt, dass sie einerseits die Bandbreite und das Spannungsverhältnis jugendkultureller Praxisfelder sichtbar werden lassen und andererseits die Fruchtbarkeit ethnographischer Forschung in höchst divergenten (jugendlichen) Handlungsfeldern verdeutlichen'. (Autorenreferat)
Herrschaftsmythen können als spezifische Gestaltungselemente einer Organisationskultur interpretiert werden. Sie waren in den frühneuzeitlichen Systemen Mittel des politischen Zusammenwirkens, gerichtet auf Integration und Definition der jeweiligen Organisation. Gegenstand der Untersuchung sind neun frühneuzeitliche Mythen, darunter der Roi Soleil, Neues Israel und Wilhelm Tell. Hinterfragt wurden wahrgenommene Ähnlichkeiten zwischen den neun Mythen, deren integrative und revolutionäre Muster sowie die unterschiedlichen Grade der Integration und Definition innerhalb der verwandten politischen Systeme. Tatsächlich bestätigen sich durch die Befragung die Auffassungen, dass das sehr integrative Muster eines Mythos und sein hoher Grad kollektiver Orientierung mit einem republikanischen politischen Kontext korrespondieren. Hauptsächlich das integrative Muster führte zu signifikanten Wirkungen der politischen Integration. (prh)
Der Beitrag vermittelt theoretische und empirische Erkenntnisse zu gesellschaftlichem Raum in die Bildungspraxis. Ausgehend von Dieter Läpples gesellschaftstheoretisch begründetem Raumkonzept (1991) werden inter- bzw. transdisziplinär relevante Fragen zur Bestimmung von Raum formuliert. Am Beispiel von drei Ortserkundungen werden Ansätze für raumbezogene Methoden der empirischen Sozialforschung zur Diskussion gestellt, die aus der universitären Lehrpraxis stammen. Daraus werden erste Schlussfolgerungen für Raum-Bildung auf unterschiedlichen gesellschaftlichen Handlungsebenen abgeleitet.
Worldwide, high mountains are characterised by an ethnic, linguistic and socio-cultural, sometimes also religious variety. Thus, in addition to other regions mostly situated in national peripheries, they figure among the last retreats of traditionally ethno-linguistic diversity. According to estimates, about 250 million people belong to the so-called "indigenous" peoples living predominantly in peripheral regions; this figure amounts to between 70 and 80 million in Europe. Using the example of the Rhaeto-Romanic people of Graubünden (Grisons), it is possible to follow in detail the different phases of the territorial retreat as well as the causes accelerating and supporting that development. When the Rhaeto-Romanic area was at its largest, it extended from Regensburg to Trient and from Constance to Kufstein. The current area occupied is the result of a long shrinking process. In the Alps region, there are still three regions separated from each other, which are still settled by the Rhaeto-Romanish people: the district of Friuli (about 500 000 people; Italy), the Ladin region in the Dolomites (about 30 000 people; Italy) and the Romance Grisons region (about 40 000 people; canton of Graubünden (Grisons)/Switzerland). Since the end of the 19th century, the Rhaeto-Romanish language has increasingly been pushed back by the linguistic switch to the German or to the Italian languages, and the linguistic area has been subdivided into different sections. The effects of increasing development of the economy and transport communications in the mountain areas have especially favoured the peripheralisation process. The causes and reasons responsible for the peripheralisation of the Rhaeto-Romanish people are in detail as follows: The Rhaeto-Romanish people are linguistically subdivided into five main idioms, and by religious denomination into further fragments. The Rhaeto-Romanish population is very unevenly distributed within the canton, and in many communities it is demographically aging. The unbalanced structure of occupation and employment encourages emigration, especially of qualified people. A high proportion of persons speaking other languages, linguistically mixed marriages and the power of bilingualism (German/ Rhaeto-Romanish) stimulate the linguistic switch. This development is also encouraged by the low prestige value of the Rhaeto-Romanic language, by the lack of minority-specific urban centres and by the shortage in availability of a (primary, secondary and university) education and of the media. The most important factors influencing the preservation and the decline of the ethno-linguistic diversity are summerised in a diagram. In addition to the various area-based factors (natural landscape, natural resources and infrastructure), other superordinate social factors (economic, social, geopolitical situation, disparities, administration and planning system, minority politics and the legal situation) take effect. The different ethno-national, geostrategic, economic and ecological factors as well as their relationships to each other are represented in detail.
Durch das rasche Vordringen und die eminenten Bekehrungserfolge protestantisch-fundamentalistischer Missionsgruppen in Lateinamerika gerät das religiöse Monopol der katholischen Kirche zunehmend ins Wanken. Die dem asketischen Protestantismus zuzurechnenden Missionsgesellschaften verändern nachhaltig Kultur und Lebensformen der lateinamerikanischen Bevölkerung. Die dabei zugrundeliegenden, tiefreichenden und lebensgeschichtlich bedeutsamen, aber ungelösten und unbewußten Konflikte in den Individuen werden mit Hilfe ethnopsychoanalytischer und tiefenhermeneutischer Interpretationen von Feldbucheintragungen zu drei Kirchen-Szenen in Ecuador aufzuschlüsseln versucht. Vorangestellt wird eine eingehende Diskussion der mit der Analyse von Gegenübertragungen verbundenen methodischen Probleme. Im Rahmen der Analysen zeigt sich, daß die Bekehrung der Fundamentalisten im Rahmen einer Modernisierung traditioneller Lebensentwürfe zu sehen ist. Dabei geht es den Evangelikalen vor allem um die körperliche Dressur triebhafter Lebens- und Leibesäußerungen. Die Mormonen hingegen streben eher eine Überwindung mütterlich dominierter, regressiver und unstrukturierter Beziehungsmodalitäten an.
Ökologische Ethik ist eine Überleitungsformel in eine Gesellschaft, die die Grundlagen einer kapitalistisch organisierten Produktionsweise verläßt. Die Entgegensetzung von Ökonomie und Ökologie deutet bereits an, daß die Logik ökonomischer Rationalität nicht mehr ungebrochen greift. Was die neue gesellschaftliche Formation von den alten unterscheidet, ist die "Wiedervergesellschaftung" des mit der Durchsetzung der modernen Gesellschaft freigesetzten Individuums. Es entsteht eine Gesellschaft, in der - im Gegensatz zur vergehenden modernen Gesellschaft - nicht mehr das freie Individuum in seinem sozialen Handeln Risiken eingeht (sei es als Unternehmer oder Politiker oder Familienvater/-mutter). Es sind vielmehr Risiken entstanden, die sich nicht mehr individualisieren lassen, die vielmehr Gruppen oder gar Gesellschaften insgesamt betreffen und die über die weiteren Entwicklungschancen moderner Gesellschaften entscheiden.
Der Autor geht davon aus, daß es eine universale lebensweltliche Zeitstruktur gibt, auf deren Hintergrund erst die Zeitkategorien verschiedener soziohistorischer Lebenswelten vergleichbar sind. Es wird aufgezeigt, wie die innere, die intersubjektiv-soziale und die historische Zeit der beiden Stammesgesellschaften sich im Zusammenhang mit Lebenssituation und darauf bezogenem und tradiertem Wissensvorrat konstituieren. Aufgrund neuerer ethnologischer und linguistischer Forschungsergebnisse wird die These Whorfs (1963) widerlegt, daß Sprache und damit Denken und Wissen der Hopi "zeitlos" seien. Anhand des Materials wird auch gezeigt, daß sowohl die "kleine Zeit" des Handelns als auch die "große", gemeinsame Zeit des ganzen Stammes bei den Hopi wie bei den Nuer durch biographische Schemata und Kategorien vermittelt und erfahren werden. Schemata, die auf die Stellung im Verwandtschaftsgefüge und in der Generationsfolge bezogen sind. Hopi, Nuer und andere "einfache" Gesellschaften ohne Staat haben, wie im Detail sichtbar gemacht wird, Zeit- und Handlungsperspektiven, die durchgängig von einem subjektiven Schema der Wirklichkeitsauffassung geprägt sind. Dieses magisch-mythische Weltbild sei im Zuge der Entfaltung eines okzidentalen Rationalismus von einem naturwissenschaftlich- objektivistischen Weltbild abgelöst worden, das mehr und mehr auch in die "Reservate" der subjektivistischen Tiefenstrukturen, wie eben lebensweltlichen Perspektiven einschließlich Zeitkategorien eindringt. (TR)
After an analysis of the socioeconomic effects of forced and bonded labour during colonial times, the articulation of different systems of family and non-family labour is investigated. Class-specific effects of labour and capital input do even result in an increasing use of communal labour by rich and middle peasants after the Nigerian Civil War: its form remains, but its content changes fundamentally. The socioeconomic and material base for small-scale peasant subsistence production has been gradually destroyed.
In: Soziologie in der Gesellschaft: Referate aus den Veranstaltungen der Sektionen der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, der Ad-hoc-Gruppen und des Berufsverbandes Deutscher Soziologen beim 20. Deutschen Soziologentag in Bremen 1980, S. 70-75