Der 2. Band der Bibliographie der Friedenstheorien bearbeitet einen Zeitraum, der in der Forschung der letzten Jahrzehnte besonders wenig Beachtung gefunden hat. Es werden fast 300 Autor:innen referiert, davon über 100 ausführlich kommentiert. Damit wird erstmals die Vielfalt der Ansätze erkennbar. Nur zu wenigen dieser Autor:innen gab es bisher einschlägige Literatur, weshalb ausführliche Einleitungen den historisch-politischen und ideengeschichtlichen Kontext der referierten Diskurse vorstellen. Beachtet werden Historiker:innen, politische Kommentator:innen, Völkerrechtler:innen, Ökonom:innen, Soziolog:innen, Philosoph:innen, Theolog:innen und Autor:innen für die Friedensbewegung. Außereuropäische Literatur wird berücksichtigt, soweit sie in europäischen Sprachen bekannt ist.
Ausgehend vom 650. Jahrestag des Stralsunder Friedens von 1370 nimmt der Sammelband weitere Friedensschlüsse im Ostseeraum bis in das 20. Jahrhundert hinein in den Blick. Dazu gehören der Perleberger Frieden von 1420, der Stettiner Frieden von 1570, die Friedensschlüsse am Ende des Großen Nordischen Krieges 1720 oder auch der dänisch-deutsche Grenzvertrag von 1920. Er geht der Frage nach, was Frieden zum jeweiligen Zeitpunkt für die Vertragschließenden bedeutete. Im zweiten Teil des Bandes geht es um das Kriegsende 1945 aus der Sicht der Ostseeanrainer.
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Islam und Christentum haben in ihrer Geschichte vielfach Gewalt legitimiert, aber auch starke friedensethische Impulse gegeben. Die Ansätze dazu werden in diesem Band aus christlicher und islamischer Perspektive anhand neuer Konzepte der Konflikttransformation beleuchtet: Wie können religiöse Ressourcen dazu beitragen, religiöse, aber auch soziale und politische Konflikte konstruktiv zu bearbeiten? Wo sind diese Ressourcen zu finden und wie können sie angewendet werden? Welche Rolle können die religiösen Akteure und Akteurinnen, aber auch die geistigen Quellen und Überlieferungen der Religionen sowie ihre spirituellen und kommunikativen Praxisformen bei der Konflikttransformation spielen? Mit Beiträgen von Dirk Ansorge, Reinhold Bernhardt, Michael Haspel, Marco Hofheinz, Kerim Kudo, Christine Schliesser, Hansjörg Schmid, Konrad Schmid, Nimet Seker, Mathias Tanner, Mohamed Turki, Markus Weingardt.
Nicht nur vom Frieden träumen und reden, sondern aktiv für ihn arbeiten - darum geht es in diesem Buch. Zahlreiche Beispiele des friedlichen Umgangs mit Konflikten in Deutschland, Europa und der Welt veranschaulichen den aktuellen Stand in der Praxis gewaltfreier Methoden der Konflikttransformation und der Friedensforschung. Sie zeigen, was heute möglich ist - wenn es denn gewollt wird. Den Anstoß für dieses Projekt gaben Gespräche mit Kirchenleitungen zur Frage, warum der an sich unumstrittene Vorrang des zivilen Umgangs mit Konflikten in Politik und Öffentlichkeit so wenig Akzeptanz findet. Bisher räumt die Politik dem Militär den Vorzug ein, das weder Frieden noch Gerechtigkeit schaffen kann. Notwendig ist der Wechsel zu einer aktiven Friedenspolitik, den die Kirchen zu ihrem Anliegen machen sollten: Streitbar dafür sorgen, dass Konflikte nicht gewalttätig ausgetragen werden.
Klappentext: Ein ausgeprägte, gelebte und mit breiter Basis ausgestattete Friedenskultur besitzen wir in der Bundesrepublik heute nicht. Dieses Buch will einen Beitrag leisten zur Verbesserung und Entwicklung einer Friedenskultur in Städten und Gemeinden: mit Beispielen für eine gelungene kommunale Friedensarbeit, Informationen, Diskussionsbeiträgen, Analysen und Vorschlägen. Das Buch dokumentiert eine Auswahl von Beiträgen einer Tagung der Stadt Schwerte im Rahmen des Schwerter Beitrags "Kultur und Frieden" zu "Kultur 90".
T. 1: Wissenschaftliches Sysmposium, Neuwaldegg, 2.-3. März 1984. - (Wissenschaft und Frieden; 2/84); T. 2: Wissenschaftliches Symposium, Wien 2.-3. März 1984. - Enthält außerdem: Friedenspolitische Ziele von heute. Zusammenfassung wissenschaftliches Symposium, Wien, 1.-3. Dezember 1983. - 74 S. - (Wissenschaft und Frieden; 3/84)
Internationale Interventionen zur Friedenskonsolidierung sind seit den 1990er Jahren in der internationalen Politik in den Vordergrund gerückt. Dieser Wandel hat zu umfangreichen Untersuchungen über die Bedingungen für erfolgreiche Interventionspraktiken und die normativen Spannungen, die sie in den Zielländern oft hervorrufen, geführt. Der wissenschaftliche Diskurs hat die sich entwickelnden Ansätze der internationalen Friedenskonsolidierung in mehreren turns konzeptualisiert: Das Konzept des liberal peacebuilding wurde mit dem Fokus auf local ownership kritisch beleuchtet, gefolgt vom Ruf nach robusteren oder pragmatischeren Mandaten. Immer wieder wird auch die konzeptionelle Debatte über die verschwimmenden Grenzen zwischen Friedenskonsolidierung (peacebuilding) und Friedenserhaltung (peacekeeping) geführt. Eine zentrale Frage, die sich aus den genannten Debatten ergibt, betrifft die Rolle von Zwang in der Friedensförderung: Erleben wir eine Verschiebung hin zu mehr zwangsbasierten (robusten) Ansätzen? Oder hat die Kritik an der liberalen Friedenskonsolidierung und die zunehmende Bedeutung von sogenannten "neuen" Akteuren aus dem Globalen Süden zu einem Trend von weniger Zwang (light footprint) und einer stärkeren Berücksichtigung von local ownership und Inklusivität geführt? Aufbauend auf einem Literaturstand zur Konzeptualisierung von Zwang schlägt dieses Working Paper einen konzeptionellen Rahmen vor, um die Rolle von Zwang in der Friedensförderung zu untersuchen. Es untersucht die komplizierte Beziehung zwischen Zwang und Frieden und beschreibt die verschiedenen Erscheinungsformen von Zwang in der Friedensförderung. Der konzeptionelle Rahmen wird beispielhaft in einer Untersuchung afrikanischer regionaler Reaktionen auf Putsche als Zwangsregime veranschaulicht. Abschließend unterstreichen wir die Notwendigkeit einer systematischen Betrachtung von Zwang in der Friedensforschung und heben dessen Bedeutung für die Gestaltung der Ergebnisse und der Wirksamkeit von internationalen Interventionen hervor.
Der "local turn" in der Peacebuilding-Forschung zielt explizit darauf, sowohl die Forschung zu als auch die Praxis der internationalen Friedenskonsolidierung zu transformieren. Allgemein gesprochen geht es darum, Perspektiven, Erfahrungen und Praktiken aus dem Globalen Süden in den Prozess der Friedensförderung mit einzubeziehen und damit die Vorherrschaft nordwestlicher Konzepte und Blaupausen in Peacebuilding-Praxis und -Forschung zu überwinden. Das vorliegende PRIF Working Paper untersucht die Umsetzung dieser Zielsetzung durch eine systematische Analyse einschlägiger wissenschaftlicher Publikationen zum "local turn" in der Friedenskonsolidierung. Dabei stehen drei Fragen im Zentrum: (1) Inwieweit überdenken Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die darauf abzielen, dass "lokalen" Akteuren Handlungsfähigkeit und Ownership übertragen wird, ihre eigenen Konzepte und normativen Prämissen? (2) Inwieweit beziehen sie hierbei Perspektiven und Ansätze aus dem Globalen Süden ein? (3) Inwieweit und auf welche Weise sind Wissenschaftler*innen aus dem Globalen Süden an dieser akademischen Debatte beteiligt?
Der Literaturbericht bietet eine Kontextualisierung, Auswertung und kritische Diskussion der akademischen Debatte über die Herausbildung eines "brasilianischen Ansatzes der Friedenskonsolidierung". Seit den 2000er Jahren hat Brasilien zunehmend Truppen für UN-Friedensmissionen bereitgestellt, vor allem in Haiti und Sub-Sahara Afrika. Dabei hat Brasilien sich bewusst gegen das vorherrschende liberale Paradigma der Friedenskonsolidierung positioniert und betont einen pragmatischeren, demokratischeren und nachhaltigeren Ansatz, der lokale Eigenverantwortung, nicht-militärische Mittel und den Verzicht auf politische Konditionen in den Vordergrund stellt. Das Working Paper untersucht Motivationen, Paradigmen und die Operationalisierung des brasilianischen Engagements und ergründet so, wie weit die Idee eines "brasilianischen Ansatzes" trägt und wie zwangsbasiert bzw. zwanglos Brasilien im Vergleich zu traditionellen westlichen Akteuren handelt. Zunächst wird der Aufstieg Brasiliens im Rahmen der wissenschaftlichen Debatte über sogenannte rising powers kontextualisiert und die historische Entwicklung des brasilianischen Engagements in UN-Friedensmissionen nachgezeichnet. Auf dieser Basis werden die konzeptionellen und normativen Debatten über den security-development nexus und die Responsibility to Protect/Responsibility while Protecting näher beleuchtet und die Erfolge und Misserfolge des brasilianischen Engagements in zwei konkreten Fällen vergleichend analysiert: Haiti und Guinea-Bissau. Mit Blick auf die allgemeine Frage nach einem "brasilianischen Ansatz der Friedenskonsolidierung" ergibt die Analyse kein eindeutiges Bild, da Brasilien durchaus auf zwangsbasierte Maßnahmen zurückgreift, die seinem friedlicheren Diskurs widersprechen. Nichtsdestotrotz ist die Anerkennung der Friedensbemühungen Brasiliens, welche das liberale Paradigma der Friedenskonsolidierung sowohl herausfordern als auch imitieren, entscheidend, um die potenziell transformativen Auswirkungen Brasiliens und weiterer rising powers auf multilaterale Operationen zu messen. Dies erfordert jedoch zunächst, dass die Forschung die erheblichen Wissenslücken schließt, die mit Blick auf die konkreten Praktiken und Konsequenzen brasilianischer Friedenssicherungs- und Friedenskonsolidierungsmissionen "on the ground" bestehen.
Rationalistische Theorien liefern wichtige Erkenntnisse darüber, wieso Kriege ausbrechen, fortdauern und enden. Doch erklären sie nicht jegliches Kriegsgeschehen. Dies zeigt der Report am Beispiel des Friedensprozesses in Kroatien, der im Jahr 1995 zusammenbrach. Lange weigerte sich die serbische Seite, nach einem Waffenstillstand über einen Friedensplan zu verhandeln. Thorsten Gromes analysiert Dokumente der proklamierten, international nie anerkannten Republika Srpska Krajina sowie Aussagen vor dem Internationalen Kriegsverbrechertribunal für das ehemalige Jugoslawien. Wie er zeigt, widersprach die serbische Politik in großen Teilen rationalistischen Grundannahmen. Damit stehen auch die Erfolgsaussichten von Strategien der Konfliktregelung infrage, die solche Annahmen voraussetzen.
Europa ist ein außerordentlich erfolgreiches Friedensprojekt. Doch alle Seiten sind sich mittlerweile einig, dass in der Gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungspolitik (GSVP) dringender Reformbedarf besteht. Über die Richtung und das Ziel wird allerdings gestritten. Seit 2016 unternimmt die Europäische Union neue Versuche, in der GSVP handlungsfähiger zu werden. Beobachter und Entscheidungsträger beurteilen diese Initiativen höchst unterschiedlich. [Die Autoren] ordnen die jüngsten Initiativen europapolitisch und friedenspolitisch ein - von der "Globalen Strategie" bis hin zur ständigen strukturierten Zusammenarbeit (PESCO). Sie fragen, wie sich die europäische Sicherheits- und Verteidigungspolitik entwickeln sollte und prüfen, in welche Richtung die bestehenden Beschlüsse weisen.
"Konstituiert sich Frieden durch Zwang? Frieden ist nach Hans Kelsen ein Zustand, der sich durch die Abwesenheit von Gewalt auszeichnet. Gleichzeitig aber wird der Friede durch gewaltbewehrte Zwangsmittel gesichert; denn der Friede ist nur als Rechtsordnung denkbar, und eine Rechtsordnung ist nach Kelsen 'ihrem Wesen nach eine Zwangsordnung'. Friede und Zwang sind also nicht unvereinbar, sondern im Recht aufeinander bezogen. In HSFK-Arbeitspapier Nr. 35 wird diese Auffassung weiter ausgeführt und sowohl in theoretischer als auch historischer Perspektive problematisiert. Im Mittelpunkt der Argumentation von Lothar Brock und Hendrik Simon steht die Unterscheidung zwischen eigenmächtiger (willkürlicher) Gewalt und Rechtszwang. Die Autoren gehen davon aus, dass Gewalt als Rechtszwang aus friedenspolitischer Sicht der eigenmächtigen Gewaltanwendung (Selbstjustiz) im Grundsatz vorzuziehen ist. Aber jeder Rechtszwang geht auch mit Willkür einher. Dies zeigt sich auf der internationalen Ebene noch deutlicher als auf der nationalen. Der nationale Friede beruht auf einer starken Rechts- qua Zwangsordnung, der internationale auf einer schwachen. In beiden Fällen geht die Stabilisierung des Friedens durch Rechtszwang mit seiner gleichzeitigen Destabilisierung einher. Eine Abmilderung dieses Dilemmas ist nur über die Schaffung rechtsstaatlicher Verhältnisse möglich, die einen reflexiven Umgang mit dem widersprüchlichen Verhältnis von Frieden und Zwang erlaubt." (Autorenreferat)
Im Jahr 2012 brach in Mosambik, zwanzig Jahre nach Abschluss des Friedensvertrags, der bewaffnete Konflikt zwischen den ehemaligen Bürgerkriegsparteien wieder aus. Neben politischen und ökonomischen Schieflagen scheinen die Ursachen in tief liegenden erinnerungskulturellen Konflikten zwischen den jeweiligen Anhängerinnen und Anhängern der beiden Bürgerkriegsparteien zu liegen. [Der Autor] zeigt in seinem Report, wie die fehlende erinnerungspolitische Aufarbeitung der Vergangenheit eine erfolgreiche, inklusive Nationsbildung verhindert. Er legt dar, mit welchen Instrumenten eine Aufarbeitung und Verhandlung der verschiedenen Erinnerungsstränge vorangebracht werden könnte, um so eine nachhaltige Befriedung Mosambiks auf den Weg zu bringen.
"Eine internationale Konferenz unter Federführung der Vereinten Nationen soll 2012 die Möglichkeiten ausloten, ob und wie eine massenvernichtungswaffenfreie Zone im Nahen und Mittleren Osten errichtet werden kann. Das mutet momentan wie eine Utopie an, stehen sich doch scheinbar unvereinbare Positionen und Interessen Israels und der arabischen Staaten gegenüber. Der Autor leugnet nicht die Schwierigkeiten, stellt aber eine Reihe von Maßnahmen vor, die parallel, nacheinander oder selektiv ergriffen werden können, um den Friedensprozess und die Rüstungskontrolle wieder in Gang zu bringen. So wird deutlich, dass die Konferenz, die auf ägyptische Initiative hin zustande kommen wird, durchaus den Weg für neue Entwicklungen bereiten könnte." (Autorenreferat)
"Der (ungeschriebene) 'zweite Gesellschaftsvertrag' regelt das besondere Verhältnis von Gesellschaft, Regierung und Streitkräften und legt ihre jeweiligen Pflichten und Ansprüche fest, damit Militär in der Demokratie funktionieren kann. Vor dem Hintergrund der 'Armee im Einsatz' ist dieser Vertrag zunehmend Spannungen ausgesetzt. Die Wehrstrukturreform weitet die Kapazität der Bundeswehr für Auslandseinsätze weiter aus und trägt damit dem Neuen Strategischen Konzept der NATO Rechnung. Dieses sieht humanitäre Interventionen, Peacebuilding oder Friedenserhaltung als gleichberechtigte Aufgaben neben der kollektiven Verteidigung. Parallel dazu hätte allerdings ein Procedere für eine gründliche Prüfung der Sinnhaftigkeit jedes Einsatzes festgelegt werden müssen. Denn da ihr Status als Soldatinnen und Soldaten es verlangt, ihre persönlichen Belange denen der Nation unterzuordnen, auf wichtige Grundrechte zu verzichten und letztendlich ihr Leben zu riskieren, haben Soldatinnen und Soldaten im Gegenzug Anspruch auf höchstmögliche Fürsorge und Unterstützung von Gesellschaft und Regierung. Das heißt, Soldatinnen und Soldaten dürften nur nach äußerst sorgfältiger Abwägung in einen Einsatz geschickt werden. Die Autoren weisen auf die Praxis nicht hinreichend begründeter Entsendeentscheidungen und die damit einhergehende Gefahr der Entfremdung von Gesellschaft, Politik und Armee hin und nehmen die Politik in die Pflicht. Denn weder militärtechnische Risikominderungen noch rhetorische oder psychologische Verdrängungen eignen sich als Kitt für ein aus den Fugen geratenes Verhältnis." (Autorenreferat)