Verbundprojekte mobilisieren Akteure aus verschiedenen ontologischen Bereichen: von Förderern und Disziplinen über Institutionen und Personen bis hin zu Apparaten und Materialien. Entlang des Spannungsfeldes zwischen institutionellen und methodischen Plattformen (Dispositionen) und den Unvorhersehbarkeiten bei der eigentlichen Durchführung (Kontingenzen) entstehen in Wissenschaftsprojekten ganz spezifische epistemische Zusammenhänge. Am Beispiel von drei kardiovaskulären Sonderforschungsbereichen entwirft Thomas Krämer eine methodologische Synopse von Konzepten aus Epistemologie, ANT und Wissenschaftsphilosophie (u.a. mit Bachelard/Heidegger, Canguilhem, Latour, Rheinberger), um Verbundforschung zu konzeptualisieren und untersuchen zu können.
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Deutschland und seine internationalen Partner hatten entschieden, die Darmstädter Beschleunigeranlage trotz explodierter Kosten weiterzubauen. Doch der wichtigste FAIR-Finanzierer nach der Bundesrepublik ist ausgerechnet Russland. Die Bundestagsopposition sieht millionenschwere Risiken – und kritisiert die Informationspolitik des Bundesforschungsministeriums.
FAIR-Baustelle in Darmstadt (Oktober 2023). Foto: GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung/D.Fehrenz.
DIE OPPOSITION spricht von einer "Geheimniskrämerei der Bundesforschungsministerin". Auf acht von 15 Fragen der CDU-/CSU-Bundetagsfraktion zur im Bau befindlichen Beschleunigeranlage FAIR reagierte die Bundesregierung im August mit einer Einstufung der Antwort als Verschlusssache. Diese sei "im Hinblick auf das Staatswohl erforderlich".
FAIR steht für "Facility for Antiproton and Ion Research" und entsteht unter Federführung des GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung in Darmstadt. Seit dem Beschluss des Bundesforschungsministeriums, FAIR zu realisieren, sind allerdings schon über 20 Jahre verstrichen. Und 16, seit die Bundesrepublik Deutschland, das Bundesland Hessen und neun weitere europäische Staaten das FAIR-Communique unterzeichnet haben.
Ursprünglich sollten erste Experimente 2012 starten, die gesamte Anlage 2015/16 einsatzbereit sein. Doch regelmäßig gab es neue Hiobsbotschaften über immer neue Planungs- und Bauverzögerungen. Parallel explodierten die Kosten. Inzwischen geht die Bundesregierung von weiteren mindestens 518 Millionen Euro für den deutschen Steuerzahler aus, die auf die bereits bewilligten 2,15 Milliarden draufkommen sollen – und dafür gibt es nur noch die Teilfertigstellung in Form einer "First Science" genannten Ausbaustufe. Als Jahr des Starts von "First Science" wird jetzt 2028 genannt.
Projektaus wäre fast genauso teuer wie der Weiterbau, befanden die Experten
Dass überhaupt weiter noch gebaut wird, hat zwei Gründe: Erstens bestätigten unabhängige internationale Experten wiederholt und zuletzt nach einer weiteren wissenschaftlichen Begutachtung im Herbst 2022, das FAIR weiter exzellente und weltweit einzigartige Forschung ermöglichen werde. Und zweitens, argumentierten die Experten, wären ein Projektaus und der Rückbau mittlerweile fast genauso teuer wie "First Science".
Allerdings hat FAIR seit Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine ein weiteres sehr grundsätzliches Problem: Der zweitgrößte Partner beim Beschleunigerbau ist Russland mit einem beträchtlichen Anteil an der Finanzierung und der Bereitstellung an Bauteilen. Die CDU-/CSU-Opposition im Bundestag wollte deshalb nochmal genauer wissen, wie es um den Umgang mit den FAIR-Mehrkosten bestellt ist. Unterzeichnet hat die Antworten auf ihre kleine parlamentarische Anfrage der parlamentarische Staatssekretär im BMBF, Jens Brandenburg (FDP).
Doch schon auf die erste Frage der Unionsfraktion, ob die Bundesregierung die grundsätzliche Beteiligung Russlands an FAIR überhaupt noch für adäquat halte und falls ja, auf welcher Grundlage sie davon ausgehe, dass Russland seine eingegangenen Verpflichtungen einhalte und umsetzen könne, lautet die Entgegnung: Das sei Verschlusssache, da es sich um Informationen handle, "deren Kenntnisnahme durch Unbefugte für die Interessen der Bundesrepublik Deutschland oder eines ihrer Länder nachteilig sein kann".
Das ist die für Verschlussache übliche Formulierung. Was genau für die Bundesrepublik potenziell nachteilig sein soll, dazu muss die Regierung keine öffentlichen Angaben machen und tut es auch nicht. Die Folge aber ist: Die Antwort bekommen nur die Abgeordneten zu Gesicht.
Wesentliche Baukomponenten für "relevante Ausbaustufen" stammen aus Russland
Selbiges gilt für die Antworten des BMBF im Namen der Bundesregierung auf die Fragen, ob es nach ihrem Wissen "Ausfuhrbeschränkungen für die vertragsgemäßen russischen Lieferungen von Komponenten zur Realisierung von FAIR" gebe, welche Komponenten Russland seit Beginn des Krieges zugeliefert habe und falls nicht, wie die fehlenden Teile jetzt ersetzt werden.
Noch im Oktober 2022 hatte das Bundesforschungsministerium für diesen Blog auf Anfrage gesagt, dass Russland "wesentliche Komponenten für relevante Ausbaustufen von FAIR" liefere.
Ebenfalls nichts sagen, zumindest nicht öffentlich, will das BMBF jetzt auch zu den Fragen der Opposition, mit welcher Finanzierungslücke aufgrund ausfallender russischer Zahlungen in den kommenden Jahren zu rechnen sei, wie etwaige Zahlungsausfälle kompensiert werden könnten und welchen Beitrag dazu die anderen internationalen Partner außer Deutschland zu leisten bereit seien.
Selbst die Frage, ob zum jetzigen Zeitpunkt nach Kenntnis der Bundesregierung die Gesamtfinanzierung gesichert sei, bleibt – öffentlich – unbeantwortet, Grund: siehe oben, das deutsche Staatswohl. Im Februar 2023 hatte das BMBF in der Antwort auf eine andere Oppositionsanfrage noch zu Protokoll gegeben, "dass die Gesamtfinanzierung für die gegenwärtige Beschlusslage (…) durch die von der Expertenkommission bestätigte Mehrkostenrisiken nicht gesichert" sei.
Die Passagen, die diesmal nicht als Verschlusssache deklariert wurden, enthalten teilweise bereits Bekanntes. "An Mehrkosten", heißt es da zum Beispiel, "werden die internationalen Anteilseigner grundsätzlich entsprechend ihren jeweiligen Anteilen an FAIR beteiligt."
Wie groß ist die Gefahr, dass Deutschland auf den Mehrkosten sitzenbleibt?
Wobei das "grundsätzlich" wichtig ist: Denn: "Eine rechtliche Verpflichtung zur Übernahme von eventuellen Mehrkosten besteht laut Konvention für die FAIR-Partnerstaaten jedoch nicht." Deshalb hatte der FAIR Council als Gesellschafterversammlung, in dem alle Partner sitzen, im März 2023 beschlossen, dass Deutschland die Finanzierung der gesamten Mehrkosten von 518,2 Millionen Euro übernimmt – wobei der Bund 449 Millionen zahlt und das Land Hessen den Rest. Die Bundesrepublik gehe damit "in Vorleistung", "um die unterbrechungsfreie Realisierung von FAIR zu sichern", erläutert die BMBF-Antwort an die Unionsfraktion.
Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) sprach schon im März nach dem Beschluss von einem "Durchbruch", der die Ausbaustufe "First Science" ermögliche, bekannte Risiken berücksichtige und einen Baustopp verhindere. So weit, so bekannt.
Wie groß aber ist die Gefahr, dass Deutschland auf den vorgestreckten Mehrkosten sitzen bleibt? Bis August hatten den BMBF-Angaben zufolge vier der acht internationalen Partner außer Russland weitere Finanzierungszusagen für die Mehrkosten von FAIR übernommen: Rumänien, Slowenien, Finnland und Polen, wobei Polen sein Geld nur drauflegen will, wenn Teile von FAIR realisiert werden, die gar nicht Teil der beschlossenen Ausbaustufe "First Science" sind.
Verwirrend wird die Antwort der Bundesregierung dann ausgerechnet an einem Punkt, wo sie ebenfalls Auskunft zu geben bereit ist. "Werden die internationalen Partnerstaaten einen Beitrag zu den jährlichen Betriebskosten leisten, und wenn ja, welchen (bitte um Darstellung je Staat)?", hatte die Unionsfraktion gefragt.
Als Antwort weist das BMBF eine Tabelle aus, die den Beitrag aller acht Gesellschafterländer (plus dem assoziierten Vereinigten Königreich) außer Deutschland an den jährlichen Betriebskosten ab 2028 von geschätzten 240 Millionen Euro in Prozent angibt. An erster Stelle mit 17,36 Prozent: Russland.
Sind die Russen noch dabei oder nicht?
Wie das? Sind die Russen doch noch dabei? Hatte Bundesforschungsministerin Stark-Watzinger nicht schon kurz nach Kriegsausbruch verkündet, dass die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Russland unter anderem in der Wissenschaft eingefroren werde und dass sich Russland durch seinen Angriff selbst aus der internationalen Gemeinschaft verabschiedet habe?
Zudem hatte, worauf CDU/CSU hinweisen, das GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung/FAIR im März 2023 mitgeteilt, dass jegliche Zusammenarbeit mit russischen staatlichen Institutionen und Wirtschaftsunternehmen mit sofortiger Wirkung ausgesetzt werde.
Thomas Jarzombek, der forschungspolitische Sprecher der Unionsfraktion, sagt: "Die Bundesregierung plant offensichtlich fest ein, dass Russland seinen jährlichen Anteil an den Betriebskosten von FAIR in Höhe von über 41 Millionen Euro leisten wird."
Ist das so? Auf Nachfrage teilt das BMBF mir mit, die internationale Gesellschafterversammlung von FAIR habe beschlossen, sämtliche Forschungskooperationen mit Russland einzufrieren und die Zusammenarbeit mit russischen Instituten, die am Bau beteiligt sind, zu beenden.
So weit, so klar. Doch dann wird es gedanklich komplex. "Strategische Investitionen in den Bau und Betrieb von relevanten Forschungsinfrastrukturen wie FAIR werden auch von den internationalen Partnern mit einem zeitlichen Horizont von mehreren Jahrzehnten projektiert", erläutert ein Ministeriumssprecher. "Der russische Gesellschafter der FAIR GmbH betont in den FAIR-Gremien stets, seinen Zahlungsverpflichtungen aus der völkerrechtlichen FAIR-Konvention nachzukommen. Die fortlaufende Zahlungsbereitschaft des russischen Gesellschafters kann jedoch derzeit nicht belastbar eingeschätzt werden – ein kompletter Zahlungsausfall Russlands ist Gegenstand von internen Beratungen im Kreis der Gesellschafter (ohne Russland)."
Was auch die anderen Helmholtz- Zentren brennend interessiert
Völkerrechtlich ist Russland also weiter zum Zahlen verpflichtet, aber weil die übrigen FAIR-Partner gleichzeitig die russischen Forschungsinstitute ausgesperrt haben, hält man es für möglich (und wahrscheinlich?), dass Russland am Ende doch weitere Überweisungen für Bau- und Betriebskosten verweigert, auch wenn von offizieller russischer Seite etwas Anderes gesagt wird? Klingt nach einem ziemlich wahrscheinlichen Szenario – das aber in der Tabelle zur Verteilung der Kosten unberücksichtigt bleibt.
Auf die Frage der CDU/CSU-Fraktion, wie "die ggf. gestiegenen Betriebskosten zukünftig im Haushalt abgebildet" werden sollen, also "zu Lasten welches Haushaltstitels" die etwa gestiegenen Haushaltsmittel eingeplant würden, lautete die Antwort aus dem BMBF im August lediglich: Mit der Inbetriebnahme von FAIR würden die "Bedarfe zur Finanzierung der rein nationalen GSI-Forschung" abnehmen und sollten dann für den Bundesanteil zur Finanzierung des Hochlaufs von FAIR genutzt werden.
Den Verantwortlichen in den übrigen Helmholtz-Zentren dürfte es an dieser Stelle in den Ohren klingen: Gilt diese Logik – Finanzierung aus dem GSI-Forschungshaushalt – auch, falls Deutschland nach einem Zahlungsausfall Russlands bei der Übernahme der zusätzlichen Betriebskosten von immerhin 41 Millionen Euro pro Jahr ebenfalls in Vorleistung gehen müsste? Und müssten die Zentren dann womöglich mit ran, wenn das GSI zusätzlich zum schon hohen deutschen Betriebskostenanteil von 145 Millionen noch mehr drauflegen müsste? Welche Vorplanungen genau hat die Bundesregierung für diesen Fall getroffen?
Viele Fragen, auf die man im BMBF hoffentlich bereits Antworten hat. Im öffentlichen Teil der Stellungnahme der Bundesregierung aus dem August zumindest suchte man sie vergebens.
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Innovationen treiben das Wachstum von modernen Volkswirtschaften und schaffen dadurch Wohlstand. Integraler Bestandteil und Basis für Innovationen sind Kreativität, Ideen sowie neue Kombinationen von bereits bekannten Zusammenhängen. Diese Bestandteile manifestieren sich in dem, was als geistiges Eigentum (Intellectual Property, IP) bezeichnet wird. Seien es (technische) Erfindungen, angewandtes Design oder Markenschutz – alle sind sie wichtige Aspekte der Innovations- und damit IP-Strategie von Unternehmen. Um die Investitionen in geistiges Eigentum und Innovationen vor Nachahmung zu schützen, verwenden Unternehmen gewerbliche Schutzrechte (Intellectual Property Rights, IPR) wie Patente, eingetragene Warenzeichen, Gebrauchs-, Geschmacksmuster oder auch urheberrechtlichen Schutz. Bisherige Forschung untersucht den Nutzen von Patenten als Anreiz zur Innovation, die Motive, die insbesondere große Unternehmen mit Patentanmeldungen verfolgen und wie Unternehmen ihr geistiges Eigentum formal (IPR) und informell (bspw. durch First-to-Market, Geheimhaltung, sogenannte Komplementärgüter etc.) schützen (können). Darauf aufbauend beschäftig sich die Dissertation mit der Relevanz geistiger Eigentumsrechte (IPR) für Unternehmen und insbesondere mit dem Einfluss von Verletzungen dieser Schutzrechte auf Unternehmensverhalten und -strategie. Damit wendet sich die Arbeit diesen relevanten und bisher wenig erforschten Sachverhalten zu. Überblick Die Arbeit gliedert sich in zwei Teile. Zunächst analysiert die treibenden Faktoren für Verletzungen gewerblicher Schutzrechte, wie bspw. Patente, eingetragene Warenzeichen oder Designs. Der zweite Teil betrachtet die Auswirkungen jener Verletzungen auf die Innovationsstrategie von Unternehmen und die Unternehmensperformance. Methodik und Daten Die Arbeit verwendet einen quantitativen Ansatz und ökonometrische Methoden zur Datenanalyse. Die einzige Ausnahme stellt die qualitative multiple Fallstudie dar, die sich auf Interviewanalysen gemäß der Grounded Theory stützt. Die verwendeten quantitativen Datensätze sind Daten des Mannheimer Innovationspanels (2005-2011). Zur Analyse der Daten wird im ersten Teil auf Logistische und Ordered Logit Regressionen zurückgegriffen, während im zweiten Teil Propensity Score Matching als zusätzliche Methodik Anwendung findet. Ergebnisse Meine Arbeit zeigt, dass Unternehmen, deren Innovationsprozess interne und externe Informationen, Fähigkeiten und Ressourcen miteinander vereint (Open Innovation), einem größeren Risiko der Verletzung ihrer IPR ausgesetzt sind als Unternehmen, die auf allein auf interne Fähigkeiten und Ressourcen zurückgreifen (Closed Innovation Paradigm). Unternehmen sehen sich durch die Verletzung von geistigen Eigentumsrechten (IPR) oder die Nachahmung von ungeschütztem geistigem Eigentum (IP) verschiedenen Risiken ausgesetzt. Diese Risiken werden qualitativ in einer multiplen Fallstudie erarbeitet und dann empirisch überprüft. Des Weiteren stellt die Dissertation heraus, dass Unternehmen, die sich strategisch als Preisführer aufstellen, mit keiner signifikant höheren Verletzung ihrer IPR rechnen müssen als alle anderen Unternehmen. Anders sieht es bei Unternehmen aus, die sich strategisch differenzieren wollen. Diese müssen mit einer erhöhten Patentverletzungsrate und Nachahmung von nicht eingetragenen und damit nicht geschützten Marken rechnen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sowohl die Unternehmensstrategie als auch die Innovationsstrategie einen signifikanten Einfluss auf die Verletzungsvorkommnisse haben. Die Dissertation weist Wege auf, diese Informationen zu einer gewinnbringenden Unternehmensstrategie zusammenzuführen. Der zweite Teil der Arbeit legt nahe, dass die Verletzung von IPR mit einem höheren Umsatz assoziiert ist, wobei auf bekannte umsatztreibende Faktoren kontrolliert wird. Dieses Ergebnis steht im Gegensatz zu bisherigen Annahmen, die die Politik momentan maßgeblich beeinflussen. Des Weiteren zeigen die Ergebnisse, dass Unternehmen mit Erfahrung mit Verletzung von IPR oder Nachahmung von IP tatsächlich ihre Forschungs- und Entwicklungsstrategie anpassen. Unternehmen, deren IP nachgeahmt wird, schrecken von Partnerschaften in Forschung und Entwicklung zurück während Unternehmen, deren geistige Eigentumsrechte verletzt wurden, tendenziell mehr Forschungskooperationen eingehen. Interpretation Die Ergebnisse der Dissertation haben Konsequenzen sowohl für die Politik als auch die Führung von Unternehmen. Es wird nachgewiesen, dass Unternehmen mit einer Open Innovation Strategie ihr IP und IPR Management unbedingt dieser Strategie anpassen müssen und Forschungs- und Entwicklungskooperationen unter kontrollierten Bedingungen (bspw. durch Verträge) durchführen sollten. Insbesondere Unternehmen, die eine Diversifizierungsstrategie verfolgen, müssen ihre IP und IPR Strategie entsprechend ausrichten. Die politischen Institutionen wie Gesetzgebung und Rechtsprechung sollte auf die aktuellen Gegebenheiten reagieren und über eine Reform des Patentrechts nachdenken. Der Wert von Patenten bestimmt sich danach, wie schnell, kostengünstig und aussichtsreich sie durchsetzbar sind, da sie sonst als Ausschlussrecht an Bedeutung verlieren. An der ökonomischen Durchsetzbarkeit von Patenten scheint es in den meisten Patentsystemen jedoch zu mangeln – andernfalls würden weniger Patentverletzungen auftreten, wie das auch bei Markenverletzungen der Fall ist. Eine leichtere Durchsetzung von Patentrechten würde für mehr Transparenz und Rechtssicherheit sorgen. Diese Transparenz und Rechtssicherheit wiederum könnten zu einem entscheidenden Standortvorteil für Volkswirtschaften werden. ; Innovation drives growth of modern economies and creates welfare. A crucial part of and prerequisite for innovations are creativity, ideas and new combinations of already known inventions. These parts manifest themselves in so called Intellectual Property (IP). (Technical) inventions, applied design or trademark protection – all are important aspects of the innovation strategy of a company and, consequently, also part of the IP strategy of companies. To protect the investments into creating IP and innovations from imitation, companies can employ protection rights (IPR), e.g., patents, trademarks, designs, or copyright. Extant research analyzes the benefit of patents as an incentive to innovate, the motive to patent (especially of big firms) and how companies (can) protect their IP employing formal (IPR) and informal methods (first to market, secrecy, complementary goods, etc.). Based on this body of literature, this dissertation investigates the relevance of IPR for companies and focuses especially on the driving factor for IPR infringement and the influence of IPR infringement on company behavior and strategy. In doing so, this dissertation contributes to research in a rather emmerging area. Overview This dissertation is divided into two main parts. The first part analyzes the driving factors for IPR infringement while the second part of this dissertation investigates the impact of this infringement on company performance and strategy. Methods and data In this thesis, I mainly follow a quantitative approach and employ econometric models for analyzing data. The only exception is the qualitative multiple case study which is based upon interview analysis according to Grounded Theory. The employed quantitative data sets are Data of the Mannheim Innovation Panel (2005-2011). For analysis, the first part employs logistic and ordered logit regressions, while the second part also makes use of propensity score matching as an additional method. Results My work shows that companies following the open innovation paradigm by combining internal and external information, abilities and resources, are at the same time also facing IPR infringement contrasting to companies that focus entirely on their own internal capacities and resources (closed innovation paradigm). Companies see themselves exposed to different risks by IPR infringement. These risks are evaluated on a qualitative basis. Moreover, my results suggest that companies acting strategically as cost leaders are not facing a significantly higher likelihood of IPR infringement. Contrasting, companies who strategically differentiate themselves from their competitors are facing significantly more patent infringement and need to protect their brands and designs as they are likely to get copied without such protection. Summing up, company strategy and innovation strategy have a significant influence on the incidences of IPR infringement and IP imitation. The second part of this doctoral thesis shows that the infringement of IPR comes together with higher sales volume while controlling for commonly known sales drivers. This result is contrasting to the commonly accepted viewpoint of IPR infringement negatively influencing affected companies which is very influential on politics. Moreover, the results show that companies adjust their R&D strategy in terms of cooperation according to their experience with legal copying and illegal infringement. Companies whose IP has been legally copied shy away from R&D collaboration while companies whose IPR has been illegally infringed actively seek more cooperation. Interpretation The results of this doctoral thesis have implication for policy and management of companies. Companies with an open innovation strategy have to adjust their IP strategy accordingly and collaborate with others under controlled conditions (e.g., by contracts). Especially companies following a diversification strategy have to adjust their IP and IPR strategy accordingly. Political institution, e.g. legislation and jurisdiction, should act upon the recent developments and think about a reform of the patent system. The value of patents depends on how fast and costly the enforcement is as without a working enforcement mechanism patents lose their value as an exclusion right. However, an economically viable enforcement seems to be missing in the current system – registered trademarks and designs are far less the subject of infringement and show how an exclusion right can indeed work. An easier enforcement mechanism for patents could create more transparency and legal certainty. Both, transparency and legal certainty regarding IPR could become important competitive factors for economies.
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Jetzt verzichtet der frühere Fraunhofer-Chef auch auf seinen Posten als Vorsitzender des Hochschulrats der Technischen Universität Chemnitz. Mit großem Theater und zusammen mit drei weiteren Mitgliedern des Gremiums. Was steckt dahinter?
Hauptgebäude der TU Chemnitz, Reimund Neugebauer. Fotos: User:Kolossos/Wikimedia Commons.CC-BY-SA-2.5./P2jj, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons.
ES WAR DER der nächste Amtsverzicht von Ex-Fraunhofer-Präsident Reimund Neugebauer, doch diesmal erfolgte er im Geleitzug. Am 14. Juli erschien eine Mitteilung auf der Website der Technischen Universität Chemnitz, Überschrift: "Wirtschaftsvertreter im Hochschulrat der TU Chemnitz treten geschlossen zurück".
Während sich die Hochschulleitung von der Nachricht völlig überrascht gab, reagierte die Lokalpresse umgehend. Noch am gleichen Tag verkündete die Freie Presse: "Weil die vier Mitglieder aus der Wirtschaft, der Industrie und der angewandten Forschung keine Möglichkeit mehr sehen, ihre Funktion im Interesse der Profilierung der Universität auszuüben, haben sie ihren Rücktritt erklärt."
Eine Deutung, die akkurat der Lesart entsprach, wie sie Neugebauer und seine drei Mitstreiter in der kurzen Erklärung auf der TU-Website formuliert hatten. Wobei darin interessanterweise weder Neugebauer, der als Vorsitzender des Hochschulrats fungiert, noch sein (ebenfalls zurücktretender) Stellvertreter namentlich zitiert wurden, sondern allein das Hochschulratsmitglied Hans-Peter Kemser, ein BMW-Spitzenmanager. "Leider ist unsere wirtschaftliche Expertise mittlerweile kaum noch gefragt, stattdessen bewegt sich die Kommunikation zwischen den Hochschulgremien hauptsächlich über Anwälte", sagte Kemser demzufolge. "Wir wollen die TU Chemnitz voranbringen und unser Wissen einbringen. Die juristischen Auseinandersetzungen bringen die Universität nicht weiter, deshalb treten alle externen Mitglieder des Hochschulrates geschlossen zum 1. November 2023 zurück." Mit der Ankündigung gute drei Monate im Voraus halte man die Funktionsfähigkeit des Hochschulrates aufrecht und verschaffen dem Freistaat Sachsen Zeit, neue Wirtschaftsexperten zu finden.
Von den insgesamt sieben Hochschulratsmitgliedern wären dann noch drei übrig.
Ein brisanter Brief an Wissenschaftsminister Gemkow
Was weder in der Rücktrittserklärung noch in dem Bericht der Freien Presse Erwähnung fand: dass der TU-Senat nur drei Tage zuvor, am 11. Juli, beschlossen hatte, von Sachsen Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow (CDU) die Abberufung Neugebauers aus dem Hochschulrat zu verlangen – "bis zu einer Klärung der im Bericht des Bundesrechnungshofs erhobenen Vorwürfe".
Derselbe Bundesrechnungshofbericht, der im Februar in der Fraunhofer-Affäre um mutmaßliche Steuergeldverschwendung zu Ermittlungen der Staatsanwaltschaft München gegen unbekannt geführt hatte – und zu Rücktrittsforderungen gegen den Fraunhofer-Vorstand um Neugebauer, unter anderem von Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP). Denen Neugebauer nach monatelangem Sträuben erst Ende Mai, dann aber mit sofortiger Wirkung nachkam.
Eine persönliche Anfrage nach den Hintergründen der Chemnitzer Rücktrittsankündigung ließ Neugebauer unbeantwortet. Gesträubt hat er sich allerdings offenbar auch im Falle der TU, nachdem deren Senat ihn zuvor ebenfalls per Beschluss, aber vergeblich ersucht hatte, sein Amt als Hochschulratsvorsitzender bis zum Ausräumen der Vorwürfe ruhen zu lassen – um, wie es hieß, eine Gefährdung des Wissenschaftsstandortes Chemnitz und einen Schaden für die TU abzuwenden. Noch am 6. Juli hatte der stellvertretende Hochschulratsvorsitzende Michael Kreuzkamp dem TU-Rektor Gerd Strohmeier in dessen Rolle als Vorsitzender des Senats mitgeteilt, dass Neugebauer sein Amt weiter ausüben wolle und der Hochschulrat ihn darin unterstütze. Woraufhin der Senat am 11. Juli seine Abberufungsforderung an Minister Gemkow beschloss – und der dazu gehörende Brief noch am selben Tag verschickt wurde. 72 Stunden später und noch bevor Gemkow reagiert hatte, kam dann der geschlossene Rücktritt.
Geleitschutz für einen alten Freund und Weggefährten? Auf Nachfrage betont Hans-Peter-Kemser, die Rücktrittsforderungen gegen Neugebauer hätten "keine Auswirkung auf unsere Entscheidung" zum Rücktritt gehabt. Er verweist auf die in der Erklärung der vier genannten Beweggründe, also vor allem auf die ihres Erachtens mangelnde Wertschätzung ihrer wirtschaftlichen Expertise. Für Kemser ist es übrigens nicht der einzige Abschied aus einem Hochschulrat. Anfang 2022 von Sachsen zum Aufbau eines BMW-Werks nach Ungarn gewechselt, hat er kürzlich auch sein Ausscheiden aus dem Hochschulrat der HWTK Leipzig verkündet.
Unterdessen wollen Neugebauer, Kemser, der Chemnitzer Sparkassenchef Kreuzkamp und der Schönecker Softwareunternehmer Rainer Gläß ihren angekündigten Rücktritt offenbar vor allem als uneigennützigen Akt verstanden wissen, um der TU einen Neuanfang zu ermöglichen. Einen Neuanfang, den sie, wenn man der Darstellung in der Freien Presse folgt, jedenfalls bitter nötig hätte: Die Rücktrittsankündigung sei erfolgt, schrieb die Zeitung, "kurz nachdem bekannt wurde, dass der letzte eigenständige Sonderforschungsbereich bei den Gutachtern der Deutschen Forschungsgemeinschaft durchgefallen ist".
Auch seien ausgerechnet in den MINT-Fächern die Studierendenzahlen seit Jahren rückläufig, kommentierte die Freie Presse, weshalb der Hochschulrat immer wieder eine Strategie zur Stärkung des technischen Profils eingefordert habe. "Doch passiert ist praktisch nichts. Im Gegenteil. Bei den Stellenverteilungen wurden die technischen Fakultäten eher benachteiligt." Bereits einen Tag vor der Rücktrittsankündigung hatte die Zeitung der wahrgenommenen "tiefen Forschungskrise" der TU einen weiteren ausführlichen Bericht gewidmet. Fast, könnte man meinen, hätten nicht die vier Wirtschaftsvertreter im Hochschulrat ausgetauscht werden müssen, sondern das Rektorat.
Streit um die Rektorenwahl und Befangenheitsvorwürfe gegen Neugebauer
Was, auch das gehört zu dem jahrelangen Konflikt in Chemnitz, Neugebauer nach Meinung seiner Kritiker zuvor mit aller Macht versucht hatte. Als 2021 die Rektorenwahl anstand, hatte sich Amtsinhaber Strohmeier für eine zweite Amtszeit beworben, war jedoch vom Hochschulrat in dessen Wahlvorschlag nicht berücksichtigt worden.
Der Senat gab daraufhin ein externes Gutachten in Auftrag, das Neugebauer eine mögliche Befangenheit bei der Kandidatenauswahl attestierte und das auf unbekannten Wegen in die Öffentlichkeit gelangte. Der damalige Kanzler reagierte mit der Beauftragung eines ebenfalls externen Gegengutachtens, das wiederum dem ersten Gutachten "methodische Schwächen und fachliche Fehler" bescheinigte.
Doch sprach in der Zwischenzeit auch der damalige Vorsitzende des Deutschen Hochschulverbandes (DHV), Bernhard Kempen von "schwerwiegenden Befangenheitsvorwürfen" und einem "dunklen Schatten", der "auf das Auswahlverfahren an der TU Chemnitz" falle – und verlangte, Neugebauer solle sein Amt als Hochschulratsvorsitzender ruhen lassen, "bis die im Raum stehenden Befangenheitsvorwürfe vollständig geklärt und ausgeräumt worden sind".
Das war Ende Oktober 2021. Mitte November 2021 verkündete der Hochschulrat die Neuausschreibung der Rektorenwahl. Doch begründete er seine Entscheidung nicht mit der Kritik am Verfahren oder den Befangenheitsvorwürfen gegen Neugebauer, sondern mit dem zweiten Gutachten und den "begangenen Indiskretionen und Datenschutzverletzungen". Diese ließen sich nur durch eine Wiederholung der Ausschreibung egalisieren, nur so sei noch ein ordnungsgemäßes und rechtssicheres Verfahren gewährleistet.
Auch damals stellte der Hochschulrat seine Entscheidung also so dar, als gebe er als der eigentlich Klügere und allein zugunsten der Universität nach. Bei der erneuten Ausschreibung wurde Strohmeier übrigens als einer von drei Kandidaten berücksichtigt und setzte sich im Januar 2023 im Erweiterten Senat mit absoluter Mehrheit gegen seine beiden Konkurrenten durch. Was zugleich bedeutete, dass Neugebauer und seine Mitstreiter im Hochschulrat den Machtkampf mit Strohmeier und der Hochschulmehrheit verloren hatten.
Ein Sieg der Mittelmäßigkeit?
Ein Sieg hochschulinterner Mittelmäßigkeit über ausgewiesene externe Expertise? Dieser Deutung widersetzt sich das Rektorat in einem nach der Berichterstattung der Freien Presse veröffentlichten Offenen Brief auf das Heftigste. Während die Zeitung schreibe, dass die Fortsetzung eines Sonderforschungsbereichs in Frage stehe, werde die kürzlich Einwerbung eines SFB/Transregios zusammen mit der Universität Leipzig ebenso wenig erwähnt wie die Bewilligung mehrerer DFG-Forschungsgruppen und die deutliche Steigerung der universitären Drittmitteleinnahmen um mehr als ein Viertel innerhalb von drei Jahren. Die von der Freien Presse gewählte Formulierung einer "tiefen Forschungskrise" sei insofern nicht nachvollziehbar. Das Rektorat weist zudem die Darstellung zurück, es verhalte sich zum Nachteil der Universität zögerlich in einer wichtigen Forschungskooperation, und das technische Profil der TU habe in den vergangenen Jahren "offenbar keine Fortschritte" gemacht. Auch seien die technischen Fächer und Fakultäten keineswegs benachteiligt worden, schreibt das Rektorat.
Gestreut wurde offenbar auch, dass der Hochschulrat das Rektorat in den Jahren 2021 und 2022 deshalb nur teilentlastet habe, weil die Verstimmungen um die strategische Ausrichtung der TU so weitgehend gewesen seien. Das entspreche nicht den Tatsachen, betont das Rektorat. Aber es gab eine Teilentlastung? Und wenn ja, weshalb? Die wirklichen Hintergründe will die TU-Pressestelle auch auf Nachfrage nicht nennen mit dem Hinweis auf die Vertraulichkeit von "internen, nicht öffentlichen Sitzungen unserer Gremien".
Die Widerspruchs-Liste des Rektorats ist derweil noch länger. So wirft das Rektorat der Freien Presse vor, sie habe "erneut" Entwicklungen und Entscheidungen des Rektorats thematisiert, "ohne eine entsprechende Anfrage an das Rektorat im Vorfeld der Berichterstattung gerichtet zu haben". Abschnittsweise liest sich die Stellungnahme des Rektorats freilich so, als gehe es den Verfassern um Gerd Strohmeier in Wirklichkeit gar nicht so sehr um die Zeitung und ein paar aus ihrer Sicht einseitige Artikel. Vielmehr scheinen sie sich nur stellvertretend an der Zeitung abzuarbeiten – meinen aber in Wirklichkeit offenbar die vier Hochschulratsmitglieder um Neugebauer als mutmaßliche Quellen der von der Freien Presse dargestellten Narrative.
Zu deren Version des Konflikts gehört in jedem Fall, dass Neugebauer bis zuletzt die Rückendeckung von Wissenschaftsminister Gemkow gehabt haben soll. Nicht nur habe sich der Hochschulrat mehrheitlich für seinen Verbleib im Gremium ausgesprochen "und damit sein Vertrauen bekundet", sagt Hans-Peter Kemser auf meine Anfrage hin. "Ebenso hat Staatsminister Gemkow keinen Rücktritt bzw. keine Abberufung des Hochschulratsvorsitzenden gefordert." Es bleibe deshalb festzuhalten, "dass sowohl der zuständige Staatsminister als auch die Mehrheit des Hochschulrates keine Gründe für ein Ausscheiden von Prof. Dr. Neugebauer sieht."
Jetzt liegt es tatsächlich
an der Hochschulleitung
Tatsächlich? Beim Pressesprecher des Ministers klingt der Sachverhalt anders. "Das Schreiben des Senats und die Rücktritte von vier externen Hochschulratsmitgliedern sind in kurzer Abfolge dem Wissenschaftsministerium zur Kenntnis gelangt. Damit bedurfte es einer Positionierung des Ministers in dieser Sache nicht mehr."
Ende vergangener Woche haben sich nun auch zwei der drei verbleibenden Hochschulratsmitglieder zu Wort gemeldet. "Wir unterstützen den Offenen Brief des Rektorats zur Berichterstattung der Freien Presse in allen Punkten", schrieben die TU-Germanistikprofessorin Bernadette Malinowski und Ludwig Gramlich, der bis zu seiner Emeritierung 2016 Professor für Öffentliches Recht an der TU war, jetzt aber als weiteres externes Mitglied im Hochschulrat sitzt. Die vier zurückgetretenen Mitglieder des Hochschulrats hätten "zumindest uns beide" vor ihrer Presseerklärung... zu keinem Zeitpunkt über ihre Intention, den Hochschulrat vorzeitig zu verlassen, informiert, weder dienstlich noch in anderer Weise". Und weiter: "Alle, auch die zurückgetretenen Mitglieder des Hochschulrats stehen in der Verantwortung für Form, Inhalt und Stil der Kommunikation mit den anderen (Zentralen) Organen und weiteren Gremien der Universität."
Womit sich aus dem Hochschulrat nur noch die ebenfalls nicht zurückgetretene TU-Professorin Angelika Bullinger-Hoffmann nicht öffentlich geäußert hat, nebenbei bemerkt die Tochter von Hans-Jörg Bullinger, Neugebauers Vorgänger als Fraunhofer-Präsident.
Fest steht: Wer all die Statements und öffentlichen Erklärungen der vergangenen drei Wochen durchliest, kommt zu dem Ergebnis, dass die vier von Bord gehenden Hochschulratsmitglieder in einem zentralen Punkt dann doch richtig liegen. Der Hochschulrat mit seinem Vorsitzenden Neugebauer ist in eine kommunikativ so verfahrene Situation geraten, dass ein Neuanfang der einzig verbliebene Weg ist. Und er wäre es auch ohne die Rechnungshof-Vorwürfe gegen Neugebauer gewesen.
Die TU Chemnitz hat jetzt die Gelegenheit, sich aus dieser jahrelangen Blockade zu befreien. Zusammen mit Gemkows Ministerium muss ein Hochschulrat gefunden werden, der deutlich vielfältiger die laut sächsischem Hochschulfreiheitsgesetz benannten Bereiche Wissenschaft, Kultur, Wirtschaft und beruflicher Praxis verkörpert als bislang. Wie es im Anschluss weitergeht, läge dann tatsächlich an der Universität selbst – und an Neugebauers jahrelangem Gegenspieler: Rektor Gerd Strohmeier.
Overview and introduction "Which organizational forms produce science? Expansion, diversity, and cooperation in Germany's higher education and science system embedded within the global context, 1900-2010". Already the title of my dissertation manifests an approach that examines the topic of the development of scientific productivity in the German higher education and science landscape from different perspectives: levels, dimensions, and an extensive timeframe. Deriving from and contributing to the international research project "Science Productivity, Higher Education, Research and Development, and the Knowledge Society" (SPHERE), my research focuses on the investigation of the influence of higher education development and science capacity-building on scientific knowledge production, globally, comparatively, and considerable depth for Germany, a key science producer for well over a century. Focusing mainly on the different structures and institutional settings of the German higher education and science system, the dissertations shows how these affected and contributed to the long-term development of scientific productivity worldwide. The historical, comparative, and in-depth analyses are especially important in light of advancing globalization and internationalization of science, stronger networks of scientists worldwide, and the emergence of the "knowledge society". The research design combines macro- and meso-level analyses: the institutionalized and organizational settings in which science is produced. Since information about single authors was limited in availability, extensive micro-level analyses were not possible here, yet the research articles analyzed were all written and published by individuals working in organizations, which are in the center of analysis here. By reference to the dimensions expansion, diversity, and cooperation, I elaborated the frame of my investigation, and sorted my research questions, including country, organizational field and form, and organizational levels. The structure of this work (see outline) addresses these themes and the observed timeframe spans the years from 1900 to 2010 – more than a century (see section 1.2). My main goal was to investigate how and why scientists publish their research results in peer-reviewed journal articles. The point is to emphasize the importance of scientific findings/discoveries, because non-published results are non-existent for the scientific community. From the ways and in which formats scientists publish their work, we can deduce how science is organized (within and across disciplines). My dissertation analyzes publications in peer-reviewed journals, because they are the most important format – alongside patents in applied fields – to disseminate new knowledge in science, technology, engineering, mathematics, and health (hereafter STEM+ fields). Articles not only record new knowledge, but also contribute to the reputation of researchers and their organizations. Journal publications in reputable journals with peer-review have become the "gold standard" measure of scientific productivity. Within the last several decades, the scientization of many dimensions of societal life proceeded, and the generation of new knowledge increasingly became the focus of political, economic, and social interests – and research policymaking. Therefore, it is important to identify the institutionalized settings (organizations/organizational forms) in which science can best be produced. Here, the diverse types of organizations that produce science – mainly universities, research institutes, companies, government agencies and hospitals – were identified and differences and similarities of these organizational forms were analyzed on the basis of their character, goals, tasks, and the kinds of research their members produce. In a first step, I show why I structured my work at the interface of higher education research, science studies, and bibliometrics (see chapters 2 and 5). Analyzing publications is still the key task of bibliometrics, but the results are used by many other actors as well: higher education managers, politicians, and scientists themselves to make claims about the quality of science, to compare each other, or to influence the structure, organization, and output of the higher education and science system. While it is difficult to make direct statements about the quality of research on the basis of simply counting the number of research articles a scientist publishes, the quality of journals is used as a proxy to compare across disciplines. To measure quality, other parameters are necessary. Thus, here statements focus on the quantity of science produced, not on the intrinsic quality of the analyzed research articles, the specific research achievements of individual scholars, organizations or organizational forms, or even countries. Nevertheless, output indicators elaborated here definitely show the huge expansion of scientific production and productivity, the stability of the research university over time as the most important science producer in Germany, but also rising differentiation and diversification of the organizational forms contributing to overall scientific output. Furthermore, the start of a considerable and on-going rise in national and international collaborations can be dated to the early 1990s. The chapter about the multidisciplinary context (see chapter 2) discusses the relationship between higher education research and science studies in Germany as well as the special position of scientific knowledge in comparison to other forms of knowledge. Scientific knowledge is generated, distributed, and consumed by the scientific community. To get an overview about the most important studies in the field, and to contextualize my work within the already existing empirical studies, I describe the current state of research in chapter 3. Research questions Section 1.2 provides a detailed description of my research questions: Which organizational forms produce science? 1. How has worldwide and European scientific productivity developed between 1900 and 2010 in comparison? 2. How has the German higher education and science system been embedded in the global developments of higher education and science over time? 3. How has scientific productivity in Germany developed between 1900 and 2010? 4. Among all science-producing organizational forms, what do the key organizational forms contribute to scientific productivity? 5. Which organizational forms provide the best conditions for scientific productivity? 6. Which single organizations produce the most research in Germany? 7. What is the impact of increasing internationalization of research on national and international cooperation, measured in publications in scientific journals? Theoretical framework Theoretically (see chapter 4), I apply a neo-institutional (NI) framework to explore and explain both the tremendous expansion of higher education and science across the world and considerable differences across time and space in the institutional settings, organizational forms, and organizations that produce scientific research in Germany. Sociological NI focuses on understanding institutions as important in guiding social action and shaping processes of social development. Such an approach emphasizes the development, functioning, and principles of institutions. Milestones in NI describe the nexus of organization and society supposing that organizational structures express myths and reflect ideals institutionalized in their environment. While capturing, copying, and asserting these, structural similarity (institutional isomorphism) between organizations in society will be established. The concept of "organizational field" emphasizes relationships between organizations within an environment. Organizational fields (communities) consist of all relevant organizations. In section 4.1.2 I discuss the differences between institutions and organizations and the difficulty of a distinction of the terms, especially in German-speaking sociology, which does not distinguish clearly between these terms. Fundamentally, NI approaches differ in the dimensions or pillars and levels of analysis they privilege (see figure 5, p. 80), but they share fundamental principles and the theoretical framework. Thus NI is particularly suitable for a multi-level analysis of scientific productivity across time and space. The historical development of the German higher education and science system must analyzed considering also global developments, because on the one hand it had an enormous impact on the development of other systems worldwide, and, on the other hand, global trends affect the on-going institutionalization and organization(s) of science in Germany. Intersectoral and international cooperation is growing and becoming increasingly important, leading to diverse networks within and between higher education and science systems worldwide. The classical, national case study is hardly longer possible, because macro units like countries are highly interdependent, embedded in global, regional and local relationships, such that borders between the global and the national dimension are increasingly blurred. Nevertheless, countries are units with clearly defined boundaries and structures, thus they can be handled as units to compare. The theoretical perspectives and different levels of analysis addressed here are displayed in Figure 5. I apply the "world polity" approach as a broader lense with which to make sense of the truly global arena of higher education and science (macro level). The focus of this perspective is on global and international structures and processes, which developed over time. Through this perspective, I explore global diffusion and formal structures of formal principles and practical applications. Combining historical and sociological institutionalism helps to focus on developments and processes over time on the meso level, to explain how institutions have developed and change(d). The concepts of "critical junctures" and path dependencies are useful to explain these processes over time. To describe the transformation of knowledge production over the entire twentieth century, and to analyze different organizational forms that produce science in Germany, two prevalent theoretical concepts are discussed: Mode 1 versus Mode 2 science, and the Triple-Helix model to describe the relationship between science, industry and state. In "The New Production of Knowledge" Michael Gibbons and his colleagues describe the transformation of knowledge from an academic, disciplinary, and autonomous – "traditional" – organization of science (Mode 1) with a focus on universities as the key organizational form, to a more applied, transdisciplinary, diverse, and reflexive organization of science (Mode 2) that features a more diverse organization of science, relying on a broader set of organizations producing knowledge. Within the literature, debates center on whether this new model has replaced the old, and which of these models best describes the contemporary organization of science (here: the STEM+ fields). In turn, the Triple-Helix model preserves the historical importance of the universities. This approach assumes that future innovations emerge from a relationship between universities (production of new knowledge), industry (generation of wealth), and state (control). Data and methods In these analyses, only peer reviewed journal publications were used – as the best indicator for measuring the most legitimated, authoritative produced science. This focus enabled an investigation of publications in-depth and over a 110 year timeframe. Research articles in the most reputable, peer-reviewed, and internationally reputable journals are the gold standard of scientific output in STEM+. The data I used is based on a stratified representative sample of published research articles in journals in STEM+-fields. My measure relies on the key global source for such data, the raw data from Thomson Reuters' Web of Science Science Citation Index Expanded (SCIE) (the other global database is Elsevier's Scopus, which also indexes tens of thousands of journals), which was extensively recoded. Methodologically, my approach is based on a combination of comparative institutional analysis across selected countries and historically of the German higher education and science system, and the systematic global evaluation of bibliometric publication data (see chapter 6). The SCIE includes more than 90 million entries (all types of research), mainly from STEM+-fields. I focus on original research articles, because this type of publication contains certified new knowledge. The SPHERE dataset covers published research articles from 1900 to 2010. From 1900 to 1970, we selected data in 5-year-steps in the form of a stratified representative sample. From 1975 onwards full data is available for every year. Depending on the research question, either five or ten-year steps were analyzed. A detailed description of the sampling and weighting of the data can be found in chapter 6. In consideration of the criteria above, I analyzed 17,568 different journals (42,963 journals were included into the database if we count the same journals in different years), and a total of 5,089,233 research articles. To prepare the data for this research, it had to be extensively cleaned and coded. Very often our international research team found missing information on the country level and/or on the level of organizations/organizational forms. From June 2013 to December 2015, research in the archives of university libraries was necessary to manually add missing information, particularly organization location and author affiliations. In the field of bibliometrics, we find different methods to count publications. In this work, I mainly apply the "whole count" approach (see table 1, p. 126). This decision is based on the assumption that every author, organization, or country contributed equally to a publication. An overestimation of publications can't be precluded, because research articles are counted multiple times, if a paper is produced in co-authorship, which has been rising worldwide over the past several decades. The absolute number of publications (worldwide, Europe, Germany) is based on a simple counting of research articles (without duplicates, in cases of co-authored articles). Summary of the most important results The empirical part of my work is divided into three parts. In the following sections, I will present the most important findings. The global picture – higher education and science systems in comparison The central question of my research project was "which organizational forms produce science"? For a better understanding and classification of the results of my case study, I embedded the German higher education and science system into the European and global context. I answered the questions "how did the worldwide and European scientific productivity developed between 1900 and 2010 in comparison", and "how was/is the German higher education and science system embedded in global developments of higher education and science over time" as follows: First, I show that the worldwide scientific growth followed a pure exponential curve between 1900 and 2010 (see figures 3 and 10; pp. 50, 147) – and we can assume that this strong upward trend continues today. The massive expansion of scientific production had and still has a tremendous influence on societal developments, beyond simply economic and technical developments, but rather transforming society. I show that higher education and science systems worldwide exhibit communalities, which have led to similar developments and expansion of scientific productivity. The comparison of important European countries (Germany in comparison with Great Britain, France, Belgium and Luxembourg) uncovered the contribution of the development and spread of modern research universities and the extraordinary and continued rise in publication output (see section 7.2; Powell, Dusdal 2016, 2017a, 2017b in press). Within the global field of science, three geographical centers of scientific productivity have emerged over the twentieth century: Europe, North America, and Asia. Their relative importance fluctuates over time, but today all three centers continue to be the key regions in the production of scientific research in STEM+ journals. Especially in Asia, the growth rates have risen massively in recent years (Powell et al. 2017 in press). Second, I investigated that all countries worldwide invest more into research and development (R&D) (figure 9, p. 140). These investments have a clear impact on the scientific productivity of nations, yet there are important differences between countries in absolute production and productivity rates. Alongside direct investments in R&D or the application of patents in STEM+-fields that influence the expansion of science, the capacity for producing more knowledge fundamentally depends on rising student enrolments, a growing number of researchers, the widening of research activities into various arenas of society, the development of products, and the (re-)foundation of universities (Powell, Baker, Fernandez 2017 in press). As part of the higher education expansion and massification during the 1960s and 70s, the numbers of researchers and students rose tremendously. The growth of scientific publications thus results from the on-going institutionalization of higher education and science systems worldwide. The growth of publications is also explained by the steady growth in the number of researchers working within these growing – and increasingly interconnected – systems. Third, I could reject the argument of Derek J. de Solla Price that the pure exponential growth of scientific literature has to flatten or would slow-down several decades after the advent of "big science" (see paragraph 2.4; figure 4 and 10; p. 53, 147). Although radical historical, political, economical, and technical events (see figure 11, p. 150) led to punctual short-term decreases in publication outputs, the long-term development of universities and other organizational forms producing science led to sustained growth of scientific publications, with the numbers of publications rising unchecked over the long twentieth century. In 2010, the worldwide scientific productivity in leading STEM+ journals was about one million articles annually. Fourth, I could show that the absolute numbers have to be put into perspective and standardized in relation to the investments in R&D, the size of the higher education and science systems, the number of inhabitants (see figure 12, p. 159), and the number of researchers (table 3, p. 162; figure 13, p. 164). The initial expansion of scientific publications in STEM+-fields is based on a general growth of higher education and science systems. The different institutional settings and organizational forms that produce science have an impact on scientific productivity. The selected country case studies – Germany, Great Britain, France, Belgium and Luxembourg – demonstrate that systems with strong research universities are highly productive; they seem to provide conditions necessary for science. As a result, not only the number and quality of researchers is important, but also the institutional and organizational settings in which they are employed. Fifth, in international comparison, Germany continues to contribute significantly to scientific productivity in STEM+ fields. With an annual growth rate of 3.35%, Germany follows the United States and Japan. In 2014, German governments invested €84.5 billion in R&D – 2.9% of overall GDP. The EU-target of 3% by 2020 was barely missed. In 2010, Germany produced 55,009 research articles (see table A5). In comparison to Great Britain, France, Belgium and Luxemburg, Germany still leads in scientific output in Europe –comparing just the absolute numbers. The size of the country itself and the institutionalization of the higher education and science systems influence publication outputs, of course, with these absolute numbers in relation to other key indicators showing a different picture. Standardized by the number of inhabitants, Germany published less articles per capita than Belgium and Great Britain. The number of researchers amounted to 327,997 (FTE) in 2010. The ratio of inhabitants to scientists was 1,000:4. Among these countries studied in-depth, Luxembourg and Great Britain had more researchers per capita than did Germany. The interplay of the organizational forms of science in Germany between 1900 and 2010 On the basis of the analysis of the global and European contexts, and development of worldwide scientific productivity over time in chapter 7, I started the in-depth case study of Germany. Bridging this overview and the following in-depth analyses is a chapter on the institutionalization of the German higher education and science system (see chapter 8). Here, I described the most important institutions and organizations and the organizational field – universities, extra-university research institutes and universities of applied sciences. Furthermore, I discussed the differences between West and East Germany during their division (1945–1990). Summarizing the most important results shows that the development of publications in Germany follows global and European trends (on a lower scale) (see figure 16, p. 208). Over time, Germany experienced pure exponential growth of scientific publications and a rising diversity of organizational forms that contribute to scientific productivity (see sections 9.1 and 9.3). I answered the following three research questions: "how has the scientific productivity in Germany developed between 1900 and 2010", "among all science producing organizational forms, what do the key organizational forms contribute to scientific productivity", "which organizational forms provide the best conditions for scientific productivity", and "which single organizations are the most research intense in Germany"? First, the growth curve of scientific publications in Germany turns out as expected – it shows pure exponential graph, comparable with the worldwide and European development of scientific productivity between 1900 and 2010. Here, too, cataclysmic events such as the two world wars and the Great Depression as well as reunification had only short-term (negative) impact (figure 11, p. 150) on scientific productivity, without even a medium-term slow-down or flattening of the curve. By 2010, the total number of publications in STEM+ fields by researchers in German organizations topped 55,000 in one year alone. Second, a detailed examination and comparison of the development of scientific productivity in West Germany and East Germany between 1950 and 1990 showed that the growth rate of Germany (altogether) was based mainly on steady growth of scientific publications in West Germany (see figure 17, p. 211). The growth curve of the former GDR was quite flat and proceeded on a very low level. As a result, I conclude that the GDR's higher education and science system, based on its academy model, did not provide conditions for scientific productivity as optimally as did the BRD. Third, a detailed analysis of the "key classical" organizational forms of science – universities and extra-university research institutes – show that universities were and are the main producers of scientific publications in STEM+ from 1975 to 2010 (see figure 18, p. 217). On average, university-based researchers produced 60% of all articles and defended their status against other organizational forms, which leads to the rejection of the Mode 2 hypothesis. Non-university publications reached an average of 40%. But that does not mean that other organizational forms were not producing science as well. The percentage share of articles is ultrastable and shows only marginal variations. The thesis that the proportion of university publications should decrease over time can be rejected for the period from 1975 to 2010. This suggests that scientific productivity of universities is actually rising, since despite decreasing financial support (R&D) in favor of extra-university research institutes, the universities produced more research articles with less resources over time. Fourth, although not only scientists within universities and research institutes publish their research in scientific journals, jointly these organizational forms have produced more than three-quarters of all research articles since 1980. Already in the earlier years, they produced a large number of scientific articles. Other organizational forms also generate scientific knowledge (for an extensive description of the organizational form matrix, see table 4, pp. 222f.). Especially scientists in firms, government agencies, and hospitals publish articles in peer-reviewed journals in STEM+ (see figures 19 and 20; pp. 220, 246). Indeed, the universities have been the driving force of scientific productivity for more than a century. With their specific orientation to basic research and their linkage of research and teaching, they provide conditions that facilitate the production of science. Universities are among the oldest institutions with a high degree of institutionalization. All other organizational forms (academies, associations, infrastructures, laboratories, military, museums and non-university education) were identified in the dataset played only a minor role and were summarized in the category "further types". Fifth, the analysis of the ten most research-intensive single organizations in Germany in the year 2010 confirmed the results. Only universities and institutes were part of this group. A summary of publications of single institutes under their umbrella organizations shows that the institutes of the Max Planck Society and of the Helmholtz Association are the leading science producers in Germany, outpacing the scientific productivity of universities, but only when aggregating the contributions of dozens of individual institutes (see table 5, p. 259f). An analysis of single institutes shows that these research institutes cannot compete with universities, because of their size and the number of researchers. The Charite – Universitätsmedizin Berlin, a hybrid organization, is another leading science producer in Germany. National and international cooperation of scientific research Finally, increasing internationalization of research has impacted on national and international cooperation. leading to collaboratively-written publications in scientific journals. Through advancing globalization, national and international scientific cooperation increased in volume and importance. International cooperation in STEM+ is facilitated by the reputation of the research organization and of the co-authors, higher visibility within the scientific community and more possibilities for interdisciplinary research as well as better or more specialized facilities. Today, more than a third of all research articles worldwide are produced in scientific collaboration; only around a quarter are single-authored articles. In contrast to Humboldt's principle "in Einsamkeit und Freiheit" (in loneliness and freedom), research is no longer done by one scientist, but is much more likely the result of collaboration. Research networks are increasingly important, and researchers share their common interests on a research question, publishing their results in joint publications. Researchers, organizations, and indeed countries differ in the ways they organize their research and thus how they enable research and collaboration. This depends on location, size, higher education and science system, the organizational field and organizations. Here, varying patterns of scientific cooperation were presented, showing a massive increase in scientific collaboration in (inter)national co-authorships over time. Until the 1990s, researchers in all investigated countries (France, Germany, Great Britain, USA, Japan, China, Belgium, Luxembourg) published their research articles mainly as single-authored papers. Only since the 1990s have co- and multi-authored publications risen (considerably): In 2000, only a third of all publications were published by one author. In 2010, the proportion reached its lowest level with only one-fifth of all papers single-authored (see table 6, pp. 279f). Countries differ considerably in their amount of collaboratively-written research articles. References Powell, J. J. W. & Dusdal, J. (2016). Europe's Center of Science: Science Productivity in Belgium, France, Germany, and Luxembourg. EuropeNow, 1(1). http://www.europenowjournal.org/2016/11/30/europes-center-of-science-science-productivity-in-belgium-france-germany-and-luxembourg/. Last access: 13.12.2016. Powell, J. J. W. & Dusdal, J. (2017a): Measuring Research Organizations' Contributions to Science Productivity in Science, Technology, Engineering and Math in Germany, France, Belgium, and Luxembourg. Minerva, (). Online first. DOI:10.1007/s11024-017-9327-z. Powell, J. J. W. & Dusdal, J. (2017b in press). The European Center of Science Productivity: Research Universities and Institutes in France, Germany, and the United Kingdom. IN Powell, J. J. W., Baker, D. P. & Fernandez, F. (Hg.) The Century of Science: The Worldwide Triumph of the Research University, International Perspectives on Education and Society Series. Bingley, UK, Emerald Publishing. Powell, J. J. W., Baker, D. P. & Fernandez, F. (2017 in press). The Century of Science: The Worldwide Triumph of the Research University, International Perspectives on Education and Society Series. Bingley, UK, Emerald Publishing. Powell, J. J. W., Fernandez, F., Crist, J. T., Dusdal, J., Zhang, L. & Baker, D. P. (2017 in press). The Worldwide Triumph of the Research University and Globalizing Science. IN Powell, J. W., Baker, D. P. & Fernandez, F. (Hg.) The Century of Science: The Worldwide Triumph of the Research University, International Perspectives on Education and Society Series. Bingley, UK, Emerald Publishing. ; Überblick und Einleitung Bereits der Titel meiner Dissertation "Welche Organisationsformen produzieren Wissenschaft? Expansion, Vielfalt und Kooperation im deutschen Hochschul- und Wissenschaftssystem im globalen Kontext, 1900-2010" verspricht, dass sich dem Thema der Entwicklung wissenschaftlicher Produktivität in Deutschland aus verschiedenen Perspektiven (Analyseebenen, Dimensionen und Zeitrahmen) genähert werden soll. Eingebettet in das international vergleichende Forschungsprojekt Science Productivity, Higher Education, Research and Development, and the Knowledge Society (SPHERE) rückt meine Dissertation die Analyse des Einflusses der Hochschulentwicklung und der wissenschaftlichen Kapazitätsbildung auf die wissenschaftliche Wissensproduktion in den Vordergrund. Es interessiert mich, wie die im deutschen Hochschul- und Wissenschaftssystem vorherrschenden Strukturen und institutionellen Settings die langfristige Entwicklung wissenschaftlicher Produktivität beeinflusst und verändert haben. Besonders vor dem Hintergrund einer voranschreitenden Globalisierung und Internationalisierung der Wissenschaft, einer weltweiten Vernetzung von Wissenschaftlern und der Herausbildung einer Wissensgesellschaft. Die Annäherung an den Forschungsgegentand erfolgt auf der Makro- und Mesoebene: den institutionalisierten und organisationalen Settings, in denen Wissenschaft produziert wurde und wird. Da Informationen zu einzelnen Autoren nicht zur Verfügung standen, können keine Aussagen auf der Mikroebene getroffen werden, wenngleich Publikationen natürlich immer von Individuen verfasst werden und nicht von den hier untersuchten Ländern oder Organisationsformen und Einzelorganisationen. Anhand der Dimensionen Expansion, Vielfalt und Kooperation wird der Untersuchungsrahmen abgesteckt und eine Ordnung der Fragestellung vorgenommen, an denen die Struktur der Arbeit ausgerichtet ist. Der Zeitrahmen der Arbeit umfasst die Jahre 1900 bis 2010, also mehr als ein Jahrhundert (siehe Abschnitt 1.2). Ziel dieser Arbeit ist es darzulegen, warum Wissenschaftler ihre Ergebnisse in Form von Zeitschriftenartikeln publizieren. Es geht unter anderem darum, die Wichtigkeit wissenschaftlicher Erkenntnisse hervorzuheben, da nicht publizierte Ergebnisse für die Wissenschaft nicht existieren und sich aus der Art und Weise, wie publiziert wird, die Organisation der Forschung innerhalb und übergreifend einer Disziplin oder eines Fachs ableiten lässt. In den in dieser Arbeit untersuchten Fächergruppen Mathematik, Ingenieur-, Natur- und Technikwissenschaften sowie Medizin (im Folgenden angelehnt an die englische Abkürzung STEM (Science, Technology, Engineering and Mathematics) plus Medicine als STEM+ bezeichnet) spielen Publikationen in peer reviewed Zeitschriften eine wichtige Rolle – neben Patenten in den angewandteren Fächergruppen sind sie heutzutage das wichtigste Publikationsformat. Sie dienen nicht nur der Dokumentation generierten Wissens, sondern sind auch ein Anzeiger für die Reputation eines Forschers und dienen der Messung wissenschaftlicher Produktivität. Zeitschriftenpublikationen in hochklassigen Zeitschriften, die einem peer review Verfahren unterliegen, können als gold standard zur Messung wissenschaftlicher Produktivität herangezogen werden. In den letzten Jahrzehnten kam es zu einer zunehmenden Verwissenschaftlichung vieler gesellschaftlichen Teilbereiche und die Generierung wissenschaftlichen Wissens rückte immer weiter ins Zentrum des politischen und wirtschaftlichen Interesses, unabhängig davon, wo es produziert wurde. Aus diesem Grund werden die Orte und institutionellen Settings (Organisationen, Organisationsformen) wissenschaftlicher Produktivität (hauptsächlich Universitäten, außeruniversitäre Forschungsinstitute, Unternehmen, Behörden und Ressortforschungseinrichtungen und Krankenhäuser) identifiziert und voneinander abgegrenzt. Indem ihre Gemeinsamkeiten und Unterschiede anhand ihrer Aufgaben und Ziele sowie der Art der Forschung diskutiert werden. In einem ersten Schritt lege ich dar, warum ich diese Arbeit an der Schnittstelle zwischen Hochschul- und Wissenschaftsforschung und der Bibliometrie angelegt habe (siehe Kapitel 2 und 5). Publikationsanalysen werden zwar immer noch als Hauptaufgabe der Bibliometrie gesehen, aber ihre Ergebnisse werden auch von anderen Akteuren wie Hochschulmanagern, Politikern und Wissenschaftlern genutzt, um einerseits Aussagen über die Qualität der Wissenschaft zu treffen, aber auch um sich miteinander zu vergleichen oder steuernd in die Struktur und Organisation einzugreifen und Aussagen über den Output des Hochschul- und Wissenschaftssystems zu treffen. Direkte Aussagen über die Qualität der Forschung auf Basis der Anzahl an Zeitschriftenartikeln, die ein Wissenschaftler publiziert, können nicht getroffen werden, es kann aber über die Qualität einer Zeitschrift (Impactfactor) ein Proxi gebildet werden, mit dessen Hilfe Vergleiche zwischen Disziplinen getroffen werden können. Um wissenschaftliche Produktivität zu messen, müssten ergänzende Parameter hinzugezogen werden. Aus diesem Grund werden in dieser Arbeit lediglich Aussagen über die Quantität wissenschaftlicher Produktivität getroffen, nicht aber über die Qualität der untersuchten Zeitschriftenartikel, die Forschungsleistung einzelner Wissenschaftler, Organisationen oder Organisationsformen und einzelner Länder. Nichtdestotrotz zeigen Indikatoren zur Messung wissenschaftlichen Outputs eine große Expansion wissenschaftlicher Produktivität, eine Stabilität der Universitäten im Zeitverlauf und die Wichtigkeit Deutschlands als Wissensschaftsproduzent sowie eine steigende Differenzierung und Diversifizierung der Organisationsformen. Zudem können die 1990er Jahre als Startpunkt steigender nationaler und internationaler Kooperationen gesehen werden. In Kapitel 2 zum multidisziplinären Kontext der Arbeit zeige ich, in welcher Beziehung sich die Hochschul- und Wissenschaftsforschung in Deutschland zueinander befinden. Wissenschaftliches Wissen nimmt eine Sonderstellung im Vergleich zu anderen Wissensformen ein, da es unter bestimmten Bedingungen, die von der wissenschaftlichen Gemeinschaft selbst bestimmt werden, generiert und verbreitet wird. Um einen Überblick über die wichtigsten Studien innerhalb meines Feldes zu bekommen, und um meine Arbeit in den empirischen Kontext zu rücken, beschreibe ich in Kapitel 3 dieser Arbeit den aktuellen Forschungsstand. Forschungsfragen Abschnitt 1.2 stellt einen detaillierten Überblick über die dieser Arbeit zugrunde liegenden Forschungsfragen bereit: Welche Organisationsformen produzieren Wissenschaft? 1. Wie hat sich die wissenschaftliche Produktivität weltweit und im europäischen Vergleich zwischen 1900 und 2010 entwickelt? 2. Wie war/ist das deutsche Hochschul- und Wissenschaftssystem in die globalen Entwicklungen der Hochschulbildung und Wissenschaft im Zeitverlauf eingebettet? 3. Wie hat sich die wissenschaftliche Produktivität in Deutschland zwischen 1900 und 2010 entwickelt? 4. Unter allen Wissenschaft produzierenden Organisationsformen, was tragen die "klassischen" Formen zur wissenschaftlichen Produktivität bei? 5. Welche Organisationsformen stellen die besten Bedingungen für wissenschaftliche Produktivität bereit? 6. Welche Einzelorganisationen gehören zu den forschungsstärksten in Deutschland? 7. Welchen Einfluss hat die zunehmende Internationalisierung der Forschung auf nationale und internationale Kooperationen in Form von Publikationen in Zeitschriftenartikeln? Theoretischer Rahmen Theoretisch (siehe Kapitel 4) basiert meine Arbeit auf einem neu-institutionellen (NI) Ansatz zur Untersuchung und Erklärung der Expansion des Hochschulwesens und der Wissenschaft weltweit. Trotz des allgemeinen Wachstums wissenschaftlicher Produktivität bestehen beträchtliche Unterschiede zwischen den institutionellen Settings, Organisationsformen und einzelner Organisationen, die maßgeblich zur wissenschaftlichen Produktivität beitragen. Der soziologische NI konzentriert sich auf das Verständnis von Institutionen und Organisationen. Institutionen sind ein wichtiger Baustein, um soziales Handeln und Prozesse der Gesellschaftsentwicklung zu verstehen. Organisationen und Institutionen stehen in einer wechselseitigen Beziehung zueinander. Die zentralen Annahmen des NI wurden von Walter Powell, Paul DiMaggio und Richard Scott formuliert. Meilensteine: der Zusammenhang von Organisation und Gesellschaft und die Annahme, dass formale Organisationsstrukturen Mythen zum Ausdruck bringen, die in ihrer gesellschaftlichen Umwelt institutionalisiert sind. Indem Organisationen diese Mythen erfassen, kopieren und zeremoniell zur Geltung bringen, werden Strukturähnlichkeiten (Isomorphien) zwischen Organisationen und der Gesellschaft hergestellt. Das Konzept der "organisationalen Felder" dient der Beschreibung der Beziehung zwischen verschiedenen Organisationen und beinhaltet alle relevanten Organisationen, die sich mit ihrer gesellschaftlichen Umwelt auseinander setzen. In Abschnitt 4.1.2 werden die Unterschiede zwischen den Begriffen Institutionen und Organisationen diskutiert, da diese besonders in der deutschsprachigen Soziologie nicht trennscharf genutzt werden. Grundsätzlich unterscheiden sich Ansätze institutioneller Theorie in ihrer Anwendungsebene, sie sind aber durch ihren Überbau miteinander verschränkt. Folglich ist der NI als theoretische Basis besonders gut geeignet, um eine Mehrebenenanalyse der wissenschaftlichen Produktivität zeit- und ortsübergreifend durchzuführen. Die historische Entwicklung des deutschen Hochschul- und Wissenschaftssystems kann nicht ohne eine Berücksichtigung der globalen Entwicklungen durchgeführt werden, da es einerseits einen enormen Einfluss auf die Entwicklung anderer Systeme weltweit hatte/hat und andererseits globale Entwicklungen die Institutionalisierung und Organisation der Wissenschaft in Deutschland beeinflussen. Intersektorale und internationale Kooperationen sind im Zeitverlauf angewachsen, werden immer wichtiger und führen zu ausgeprägten Netzwerken innerhalb und zwischen Hochschul- und Wissenschaftssystemen weltweit. Aufgrund einer zunehmenden Verzahnung einzelner Länder und den damit einhergehenden Wechselwirkungen zwischen den unterschiedlichen Analyseebenen (makro, meso, mikro) ist eine klassische, nationalstaatliche Analyse nicht mehr zielführend. Nichtsdestotrotz können Länder als vergleichbare Einheiten gesehen werden, da sie über klar definierte Grenzen und Strukturen verfügen. Die unterschiedlichen theoretischen Perspektiven und Analyseebenen werden in Abbildung 5 genauer beschrieben. Der theoretische Ansatz der "Weltkultur" bietet eine breitere Linse des soziologischen NI auf die globale Arena. Der Fokus liegt auf globalen und internationalen Strukturen und Prozessen, die sich über lange Zeit entwickelt haben. Mit Hilfe dieser Perspektive können globale Diffusion und formale Strukturen der Entkopplung von formalen Grundsätzen und praktischer Anwendung erklärt werden. Zusammen nehmen der historische und soziologische Institutionalismus zeitliche Entwicklungen und Prozesse in den Blick, die erklären, wie Institutionen entstehen und sich verändern. Die Konzepte critical junctures und Pfadabhängigkeit sollen helfen diese Prozesse auf der Mesoebene zu verstehen. Um die Transformation der Wissensproduktion im Zeitverlauf des 20. Jahrhunderts zu verstehen und um zu analysieren, welche Organisationsformen an der Produktion wissenschaftlichen Wissens beteiligt waren, werden zwei theoretische Konzepte herangezogen: Modus 1 versus Modus 2 Wissenschaft und das Triple-Helix Modell zur Beschreibung der Beziehung zwischen Wissenschaft, Industrie und Staat. In The New Production of Knowledge beschreiben Michael Gibbons und seine Kollegen den Wandel der Wissenschaft von einer akademischen, disziplinären und autonomen, traditionellen, Organisation der Wissenschaft (Modus 1) mit einem Schwerpunkt auf Universitäten als wichtigste Organisationsform, hin zu einer anwendungsorientierteren, transdisziplinären, diversen und reflexiven Organisation der Wissenschaft (Modus 2), die eine diversere Organisation der Wissenschaft unterstützt und auf einem breiteren organisationalen Setting der Wissensproduktion beruht. Innerhalb der Literatur wird diskutiert, ob das neue Modell das alte ersetzen soll und welches der Modelle die gegenwärtige Organisation der Wissenschaft am besten beschreibt. Im Gegensatz hierzu bleibt beim Triple-Helix Modell die historische Rolle der Universitäten erhalten. Der Ansatz geht davon aus, dass zukünftige Innovationen aus einer Beziehung von Universitäten (Wissensproduktion), Industrie (Generierung von Wohlstand) und dem Staat (Kontrolle) resultieren. Daten und Methoden In dieser Arbeit werden ausschließlich Publikationen in peer reviewed Zeitschriften als Kennzeichen wissenschaftlicher Produktivität herangezogen. Dieser Schwerpunkt ermöglicht mir eine tiefgreifende Analyse von Publikationen über einen Zeitraum von mehr als einem Jahrhundert. Zeitschriftenartikel in hochklassigen und möglichst internationalen Journalen bilden den gold standard wissenschaftlichen Outputs in den hier untersuchten Mathematik, Ingenieur-, Natur- und Technikwissenschaften sowie der Medizin (STEM+). Meine Daten basieren auf einem stratifizierten, repräsentativen Sample (siehe ausführlich Kapitel 6) publizierter Zeitschriften, die als Rohdaten aus Thomson Reuters Web of Science Science Citation Index Expanded (SCIE) zur Analyse zur Verfügung stehen (eine vergleichbare Datenbank stellt Elseviers Scopus bereit). Methodologisch wird eine Kombination aus einer vergleichenden institutionelle Analyse ausgewählter Länder, eine historische Untersuchung des deutschen Hochschul- und Wissenschaftssystems und eine systematische, globale Auswertung bibliometrischer Publikationsdaten angestrebt. Der SCIE umfasst mehr als 90 Millionen Einträge (gespeichert werden nahezu alle Typen wissenschaftlichen Outputs), hauptsächlich aus den oben genannten Fächergruppen. Diese Arbeit beschränkt sich auf originale Zeitschriftenartikel (Originalmitteilungen), da lediglich dieser Publikationstyp zertifiziertes und neues Wissen enthält. Der SPHERE Datensatz umfasst publizierte Zeitschriftenartikel aus den Jahren 1900 bis 2010. Von 1900 bis 1970 wurden die Daten in 5-Jahres-Schritten mittels einer geschichteten Zufallsstichprobe ausgewählt. Ab 1975 stehen die Daten vollständig und ab 1980 in Jahresschritten zur Verfügung. Abhängig von der untersuchten Fragestellung werden die Daten in 5-Jahres- oder 10-Jahres-Schritten analysiert. Eine detaillierte Beschreibung des Samplings und der Gewichtung der Daten kann den Abschnitten 6.2.2 und 6.8 entnommen werden. Unter Berücksichtigung dieser Kriterien werden 17.568 unterschiedliche Zeitschriften (42.963 Zeitschriften, wenn dieselbe Zeitschrift in unterschiedlichen Jahren mehrfach berücksichtigt wird) und 5.089.233 Forschungsartikel untersucht. Um die Daten für die Analyse aufzubereiten muss eine intensive Vorarbeit geleistet werden. Sie werden umfassend (nach-)kodiert und bereinigt. Besonders häufig sind Fehler oder fehlende Informationen auf Ebene der Länder und/oder der Organisationen/Organisationsformen, in denen die Forschung betrieben wurde. Im Zeitraum von Juni 2013 bis Dezember 2015 habe ich die Originalzeitschriften und -artikel in Online-Zeitschriftendatenbanken oder Archiven verschiedener Universitätsbibliotheken eingesehen, begutachtet und mit Hilfe einer Excel-Tabelle katalogisiert und fehlende Informationen, wenn vorhanden, ergänzt. In der Bibliometrie werden verschiedene Vorgehensweisen diskutiert, wie Publikationen gezählt werden können. Die Analysen dieser Arbeit basieren hauptsächlich auf der whole count Methode (siehe Tabelle 1). Die Entscheidung basiert auf der Annahme, dass jeder Autor, jede Organisation, oder jedes Land gleichermaßen zu einer Publikation beigetragen hat. Folglich kann es zu einer Verzerrung bzw. Überschätzung der Ergebnisse kommen, da Zeitschriftenartikel mehrfach gezählt werden, wenn sie in Form von Forschungskooperationen publiziert wurden. Um die absolute Anzahl an Publikationen (weltweit, Europa, Deutschland) zu ermitteln, wird die Gesamtzahl an Artikeln pro Jahr (ohne Duplikate) berechnet. Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse Der empirische Teil meiner Arbeit ist in drei Teile untergliedert. Die folgenden Abschnitte fassen die jeweils wichtigsten Ergebnisse zusammen. The Global Picture – Hochschul- und Wissenschaftssysteme im Vergleich Im Mittelpunkt meiner Dissertation steht die Frage, welche Organisationsformen Wissenschaft produzieren. Um die Ergebnisse der detaillierten Fallstudie einordnen und bewerten zu können, erfolgt zunächst eine Einbettung in den globalen und europäischen Kontext. Die forschungsleitenden Fragen, wie hat sich die wissenschaftliche Produktivität weltweit und im europäischen Vergleich zwischen 1900 und 2010 entwickelt und wie war/ist das deutsche Hochschul- und Wissenschaftssystem in die globalen Entwicklungen der Hochschulbildung und Wissenschaft im zeitverlauf eingebettet, wird folgendermaßen beantwortet: In einem ersten Schritt wird gezeigt, dass das weltweite wissenschaftliche Wachstum zwischen 1900 und 2010 exponentiell verlief und dieser Trend vermutlich bis heute anhält (siehe Abbildungen 3 und 10, S. 50, 147). Die massive Ausdehnung wissenschaftlichen Wissens hatte und hat auch heute noch einen großen Einfluss auf gesellschaftliche Entwicklungen, die nicht auf den wirtschaftlichen und technischen Fortschritt beschränkt sind. Ich werde darstellen, dass Hochschul- und Wissenschaftssysteme weltweite Gemeinsamkeiten aufweisen, die zu einer ähnlichen Entwicklung und Ausweitung wissenschaftlicher Produktivität geführt haben. Im Vergleich wichtiger europäischer Länder (Deutschland im Vergleich mit Großbritannien, Frankreich, Belgien und Luxemburg), kann gezeigt werden, dass zwischen der weltweiten Ausweitung der Wissenschaft, dem Anstieg an Publikationen und der Expansion von modernen Forschungsuniversitäten ein Zusammenhang besteht (siehe Abschnitt 7.2; Powell, Dusdal 2016, 2017a; 2017b im Druck). So wurde ein globales Feld der Wissenschaft aufgespannt, das als übergeordneter Rahmen fungiert. Drei geografische Zentren wissenschaftlicher Produktivität werden im Zeitverlauf identifiziert: Europa, Nordamerika und Asien. Sie haben zu unterschiedlichen Zeitpunkten an Bedeutung gewonnen oder verloren, doch zum heutigen Zeitpunkt tragen sie alle zur wissenschaftlichen Produktivität in den untersuchten Fächergruppen bei. Allerdings sind besonders in Asien die Wachstumsraten massiv angestiegen (Powell et al 2017 im Druck). Zweitens investieren alle Länder weltweit in Forschung und Entwicklung (FuE) (siehe Abbildung 9, S. 140). Diese Investitionen haben einen Einfluss auf ihre wissenschaftliche Produktivität. Zwischen einzelnen Ländern sind zum Teil große Unterschiede in der absoluten Publikationszahl und der relativen wissenschaftlichen Produktivität feststellbar. Nicht nur Investitionen in FuE tragen zur Expansion der Wissenschaft bei, sondern auch die Anmeldung von Patenten, höhere Studierendenzahlen, eine gestiegene Anzahl an Forschern, die Ausweitung von Forschungsaktivitäten in viele gesellschaftliche Teilbereiche, die Entwicklung von Forschungsprodukten und Neugründungen von Universitäten (Powell, Baker, Fernandez 2017 im Druck). Im Zuge der Hochschulexpansion und der Massifizierung der Hochschulbildung in den 1960er und 70er Jahren sind besonders die Studierendenzahlen und die Anzahl der Wissenschaftler extrem angestiegen. Es kam also zur Ausweitung des kompletten Hochschul- und Wissenschaftssystems und nicht nur zu einer Erhöhung der Anzahl an Publikationen. Im Umkehrschluss kann ein Teil des Anstiegs wissenschaftlicher Publikationen auf eine steigende Anzahl an Wissenschaftlern zurückgeführt werden. Drittens kann die von Derek J. de Solla Price aufgestellte These, dass das exponentielle Wachstum wissenschaftlicher Literatur irgendwann abflachen müsse, wiederlegt werden (siehe Abschnitt 2.4; Abbildungen 4 und 10, S. 53, 147). Obwohl einschneidende historische, politische, wirtschaftliche und technologische Ereignisse sowie Ereignisse bezogen auf die Hochschulen und Wissenschaft (siehe Abbildung 11, S. 150) kurzfristig zu einer Verringerung der Publikationszahlen geführt haben, wurde die Wachstumskurve nicht nachhaltig beeinflusst. Im Jahr 2010 wurden weltweit fast eine Million Zeitschriftenartikel in den Natur- und Technikwissenschaften sowie der Medizin publiziert. In Abschnitt 7.2.2 zeige ich, dass die Anzahl der publizierten Zeitschriftenartikel im Verhältnis zu den Ausgaben für FuE, der Größe der Hochschul- und Wissenschaftssysteme und der Anzahl der Einwohner (siehe Abbildung 12, S. 159) und Wissenschaftler (siehe Tabelle 3, S. 162; Abbildung 13, S. 164) relativiert werden müssen. Die anfängliche extreme Expansion der wissenschaftlichen Publikationen in den Mathematik, Ingenieur-, Natur- und Technikwissenschaften sowie der Medizin basiert auf einem allgemeinen Wachstum der Hochschul- und Wissenschaftssysteme (siehe oben). Unterschiedliche institutionelle Settings und Organisationsformen, in denen Wissenschaft produziert wird, haben einen Einfluss auf die wissenschaftliche Produktivität. Anhand der ausgewählten Fallbeispiele (Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Belgien und Luxemburg) werde ich darlegen, dass Hochschul- und Wissenschaftssysteme, die über forschungsstarke Universitäten verfügen, höchst produktiv sind. Es kommt also nicht nur darauf an, wie viele Wissenschaftler innerhalb eines Systems beschäftigt werden, sondern auch darauf, in welchen institutionellen Settings sie arbeiten. Fünftens, im internationalen Vergleich trägt Deutschland immer noch erheblich zur wissenschaftlichen Produktivität in den untersuchten Fächern bei. Mit einer Wachstumsrate von 3,35% Prozent folgt Deutschland den USA und Japan. Im Jahr 2014 wurden in Deutschland 84,5 Mrd./€ für FuE von der Regierung bereitgestellt. Dies entspricht einem Anteil von 2,9 Prozent des BIP. Somit wurde der EU-Richtwert von 2020 von 3 Prozent lediglich knapp verfehlt. Im Jahr 2010 wurden in Deutschland insgesamt 55.009 Zeitschriftenartikel in den STEM+-Fächern publiziert (siehe Tabelle A5 im Anhang). Im Vergleich der absoluten Zahlen mit Großbritannien, Frankreich, Belgien und Luxemburg nimmt das Land die Spitzenposition ein. Die Größe des Hochschul- und Wissenschaftssystems hat somit einen Einfluss auf die Publikationsleistung. Werden die Zahlen in einem nächsten Schritt mit anderen Schlüsselindikatoren in Beziehung gesetzt, verändert sich die Leistung der miteinander verglichenen Systeme zum Teil erheblich. Gemessen an der Einwohnerzahl werden in Deutschland weniger Zeitschriftenartikel publiziert als in Belgien oder Großbritannien. Die Anzahl der beschäftigten Wissenschaftler betrug in Deutschland im selben Jahr 1000:4. Nur in Luxemburg und Großbritannien ist das Verhältnis von Wissenschaftlern zur Einwohnerzahl größer. Das Zusammenspiel der Organisationsformen der Wissenschaft in Deutschland von 1900 bis 2010 Auf Basis der Analysen zum globalen und europäischen Kontext der Entwicklung wissenschaftlicher Produktivität im Zeitverlauf (siehe Kapitel 7) folgt eine tiefgreifende, institutionelle Analyse des deutschen Hochschul- und Wissenschaftssystems (siehe Kapitel 8). Sie dient als Ein- und Überleitung zur detaillierten empirischen Auswertung der Daten zum deutschen Hochschul- und Wissenschaftssystem. Hier werden die wichtigsten Institutionen und Organisationen sowie das organisationale Feld der Wissenschaft (Universitäten, Fachhochschulen, außeruniversitäre Forschungseinrichtungen) vorgestellt. Zudem diskutiere ich die Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland zur Zeit des geteilten Deutschlands (1945-1990). Eine Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse zeigt, dass die Entwicklung der Publikationszahlen in Deutschland dem weltweiten und europäischen Trend (im kleineren Umfang) folgt (siehe Abbildung 16, S. 208). Es kam sowohl zu einer Expansion des wissenschaftlichen Wissens in Form eines exponentiellen Anstiegs an Publikationen, als auch zu einer Erhöhung der Vielfalt wissenschaftlicher Produktivität im Zeitverlauf (siehe Abschnitte 9.1 und 9.3). Die folgenden vier Forschungsfragen werden beantwortet: Wie hat sich die wissenschaftliche Produktivität in Deutschland zwischen 1900 und 2010 entwickelt? Unter allen Wissenschaft produzierenden Organisationsformen, was tragen die "klassischen" Formen zur wissenschaftlichen Produktivität bei? Welche Organisationsformen stellen die besten Bedingungen für wissenschaftliche Produktivität bereit? Welche Einzelorganisationen gehören zu den forschungsstärksten in Deutschland? Wie oben beschrieben, verläuft das Wachstum wissenschaftlicher Produktivität in Deutschland zwischen den Jahren 1900 und 2010 exponentiell. Die Kurve ist vergleichbar mit der weltweiten und europäischen Entwicklung, wenn auch in kleinerem Umfang. Zwar hatten auch hier verschiedene Ereignisse, wie der Zweite Weltkrieg, die Weltwirtschaftskrise oder die Wiedervereinigung, einen kurzfristigen Einfluss, allerdings kam es zu keiner Verlangsamung oder Abflachung des Wachstums (siehe Abbildung 11, S. 150). Bis ins Jahr 2010 wuchs die Anzahl der publizierten Zeitschriftenartikel in Deutschland auf 55.009 an. Zweitens, zeigt eine detaillierte Betrachtung der wissenschaftlichen Produktivität Westdeutschlands im Vergleich zu Ostdeutschland, dass der Anstieg der gesamtdeutschen Publikationszahlen auf einem Anstieg der Zahlen in Westdeutschland basiert (siehe Abbildung 17, S. 211). Zwischen 1950 und 1990 verlief die Kurve der wissenschaftlichen Produktivität in der DDR flach und auf einem niedrigen Niveau. Hieraus kann geschlossen werden, dass das Hochschul- und Wissenschaftssystem der DDR, aufbauend auf seinem Akademiemodell, keine guten Bedingungen für wissenschaftliche Forschung bereitgestellt hat. Drittens, zeigt die detaillierte Analyse der "klassischen" Organisationsformen der Wissenschaft, Universitäten und außeruniversitäre Forschungsinstitute, dass Universitäten im Zeitraum von 1975 bis 2010 in den STEM+-Fächern die Hauptproduzenten wissenschaftlicher Zeitschriftenartikel waren und sind (siehe Abbildung 18, S. 217). Im Untersuchungszeitraum beträgt der prozentuale Anteil der universitätsbasierten Forschung im Mittel 60 Prozent. Somit verteidigen sie ihren Status als wichtigste Organisationsform gegenüber anderen. Die Modus 2 Hypothese, dass es im Zeitverlauf zu einem Absinken des prozentualen Anteils der Universitäten kommen muss, wird verworfen. Der Anteil der Nicht-Universitäten liegt hingegen im Durchschnitt bei 40 Prozent. Obwohl die Richtigkeit der folgenden Aussage nicht empirisch überprüft werden kann, wird davon ausgegangen, dass es sich tatsächlich sogar um einen Anstieg wissenschaftlicher Produktivität der Universitäten im Zeitverlauf handelt. Unter Berücksichtigung einer Verschiebung der zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel für FuE zugunsten der außeruniversitären Forschungsinstitute haben die Universitäten im Zeitverlauf mit weniger Forschungsgeldern immer mehr wissenschaftliche Zeitschriftenartikel publiziert. Viertens, obwohl nicht nur Wissenschaftler innerhalb von Universitäten und Forschungsinstituten Zeitschriftenartikel veröffentlichen, haben diese beiden Organisationsformen zusammen mehr als drei Viertel aller Publikationen seit den 1980er Jahren verfasst. Aber auch schon in den Jahren zuvor ist ihr gemeinsamer Anteil sehr hoch. Zu den wichtigsten Wissenschaftsproduzenten gehören neben ihnen die (Industrie-)Unternehmen, Behörden und Ressortforschungseinrichtungen und Krankenhäuser (für eine ausführliche Beschreibung der Matrix der Organisationsformen siehe Tabelle 4, S. 222f und Abbildungen 19 und 20, S. 220, 246). Dennoch sind die Universitäten die treibende Kraft wissenschaftlicher Produktivität seit mehr als einem Jahrhundert. Mit ihrer speziellen Ausrichtung auf Grundlagenforschung stellen sie die besten Bedingungen für wissenschaftliche Forschung bereit und gehören zu den ältesten Institutionen mit einem hohen Institutionalisierungsgrad. Universitäten sind widerstandsfähig gegenüber Veränderungen und critical junctures haben keinen negativen Einfluss auf ihre wissenschaftliche Produktivität. Alle anderen im Datensatz gefundenen oder aus der Theorie abgeleiteten Organisationsformen (Akademien, Vereine/Gesellschaften, wissenschaftliche Infrastrukturen, Laboratorien, Militär, Museen und nichtuniversitäre Bildungseinrichtungen) spielen nur eine untergeordnete Rolle und wurden in der Gruppe "sonstige" Organisationsformen zusammengefasst. Fünftens, eine Auswertung der zehn forschungsstärksten Einzelorganisationen Deutschlands im Jahr 2010 bestätigt die oben beschriebenen Ergebnisse, da lediglich Universitäten und außeruniversitäre Forschungsinstitute dieser Spitzengruppe zugehören. Eine Zusammenfassung der Publikationen der Institute unter ihrer Dachorganisation zeigt, dass die Institute der Max-Planck-Gesellschaft und der Helmholtz-Gemeinschaft maßgeblich zur Produktion wissenschaftlichen Wissens in Deutschland beitragen. Sie übertreffen zusammengezählt die Publikationstätigkeit einzelner Universitäten bei weitem (siehe Tabelle 5, S. 259f). Eine Einzelauswertung der Institute zeigt aber auch, dass sie allgemein genommen, aufgrund ihrer Größe und der Anzahl der Wissenschaftler, nicht mit den Universitäten konkurrieren können. Zudem gehört die hybride Organisation, die Charité – Universitätsmedizin Berlin zu den führenden zehn Wissenschaftsproduzenten im deutschen Hochschul- und Wissenschaftssystem. Nationale und internationale Kooperationen wissenschaftlicher Forschung Im letzten empirischen Kapitel der Arbeit wird auf der Makroebene die Frage beantwortet, welchen Einfluss die zunehmende Internationalisierung der Forschung auf nationale und internationale Kooperationen in Form von Publikationen in wissenschaftlichen Zeitschriften hat. Durch die voranschreitende Globalisierung und Internationalisierung haben nationale und internationale Kooperationen stark zugenommen. Zu den wichtigsten Gründen für (internationale) Kooperationen in den Mathematik, Ingenieur-, Natur- und Technikwissenschaften sowie der Medizin zählen unter anderen die Reputation der Forschungsorganisation und der Mitautoren, eine höhere Sichtbarkeit innerhalb der wissenschaftlichen Gemeinschaft, mehr Möglichkeiten für interdisziplinäre Forschung oder auch eine bessere Ausstattung der Labore. Heute sind bereits ein Drittel aller Forschungsartikel weltweit das Ergebnis wissenschaftlicher Kooperationen und lediglich ein Viertel wird von einem Autoren verfasst. Übertragen auf die Organisation der Forschung bedeutet der von Humboldt geprägte Leitsatz "in Einsamkeit und Freiheit", dass wissenschaftliche Forschung nicht mehr in alleiniger Verantwortung eines Wissenschaftlers durchgeführt wird, sondern das Ergebnis von Kooperationen ist. Netzwerke werden immer wichtiger, um gemeinsame Interessen zu teilen, an einer Fragestellung zu arbeiten sowie die aus der Forschung gewonnenen Erkenntnisse gemeinsam zu publizieren. Wissenschaftler, Organisationen und Länder unterscheiden sich dahingehend, wie sie ihre Forschung organisieren und folglich auch darin, wie sie ihre wissenschaftliche Zusammenarbeit gestalten. Diese Wege sind abhängig von der geografischen Lage und Größe des Hochschul- und Wissenschaftssystems, dem organisationalen Feld und den Einzelorganisationen. In dieser Arbeit werden unterschiedliche Muster wissenschaftlicher Zusammenarbeit präsentiert. Die Ergebnisse zeigen einen massiven Anstieg wissenschaftlicher Kooperationen in Form von gemeinsamen Publikationen im Zeitverlauf. Bis in die 1990er Jahre hinein publizierten die Wissenschaftler in den hier untersuchten Länder (Frankreich, Deutschland, Großbritannien, USA, Japan, China, Belgien und Luxemburg) hauptsächlich in Alleinautorenschaft. Erst danach kam es zu einem Anstieg an Kooperationen: Im Jahr 2000 wurden lediglich 37 Prozent aller Artikel von einem Autor verfasst. Im Jahr 2010 erreichte der Anteil einen Tiefststand von lediglich einem Fünftel Alleinautorenschaften (siehe Tabelle 6, S. 279f). Allerdings unterschieden sich die Länder hinsichtlich ihres Anteils an Ko-Autorenschaften zum Teil deutlich voneinander. Literatur Powell, J. J. W. & Dusdal, J. (2016). Europe's Center of Science: Science Productivity in Belgium, France, Germany, and Luxembourg. EuropeNow, 1(1). http://www.europenowjournal.org/2016/11/30/europes-center-of-science-science-productivity-in-belgium-france-germany-and-luxembourg/. Zugriff: 13.12.2016. Powell, J. J. W. & Dusdal, J. (2017a): Measuring Research Organizations' Contributions to Science Productivity in Science, Technology, Engineering and Math in Germany, France, Belgium, and Luxembourg. Minerva, (). Online first. DOI:10.1007/s11024-017-9327-z. Powell, J. J. W. & Dusdal, J. (2017b im Druck). The European Center of Science Productivity: Research Universities and Institutes in France, Germany, and the United Kingdom. IN Powell, J. J. W., Baker, D. P. & Fernandez, F. (Hg.) The Century of Science: The Worldwide Triumph of the Research University, International Perspectives on Education and Society Series. Bingley, UK, Emerald Publishing. Powell, J. J. W., Baker, D. P. & Fernandez, F. (2017, im Druck). The Century of Science: The Worldwide Triumph of the Research University, International Perspectives on Education and Society Series. Bingley, UK, Emerald Publishing. Powell, J. J. W., Fernandez, F., Crist, J. T., Dusdal, J., Zhang, L. & Baker, D. P. (2017, im Druck). The Worldwide Triumph of the Research University and Globalizing Science. IN Powell, J. W., Baker, D. P. & Fernandez, F. (Hg.) The Century of Science: The Worldwide Triumph of the Research University, International Perspectives on Education and Society Series. Bingley, UK, Emerald Publishing.