Der Kolonialismus prägte die deutsche Gesellschaft nachhaltig. So schlug er sich auch in der Erfahrungsbildung der Menschen zur NS-Zeit nieder. Im Fokus der Studie steht die Kriegserfahrung deutscher Soldaten in Nordafrika, wo die Wehrmacht über zwei Jahre Krieg in einem kolonialen Raum führte. Sabine Küntzel zeichnet anhand von soldatischen Briefen, Tagebüchern, Bildern und anderen Zeugnissen ein vielfältiges Bild von exotistischen und kolonial geprägten Wahrnehmungen des nordafrikanischen Raums und seiner Menschen, die lange Zeit keinen Platz in der Erinnerung hatten. Zugleich wird deutlich, wie rassistische Fremd- und Weltbilder das gewaltvolle Handeln der Soldaten anleiteten. Die Studie liefert damit einen wichtigen Beitrag zu einer Kulturgeschichte des deutschen Militärs an der Schnittstelle von europäischem Kolonialismus und Weltkrieg
Das 21. Jahrhundert beginnt mit zahlreichen Krisen: politische Unterdrückung, nationale Spaltungen, Klimakrise und Corona-Pandemie. Damit wächst auch das revolutionäre Potenzial, die Welt zu verändern. Frank Jacob diskutiert, welche Rolle Revolutionen in diesem Jahrhundert spielen können, wie sie ablaufen und was es zu beachten gilt, um eine moralische Korrumpierung revolutionärer Prozesse zu verhindern. Neben einem analytischen Zehn-Stufen-Modell stellt er grundlegende Aspekte vor, die über Erfolg und Misserfolg von Revolutionen entscheiden, und reflektiert diese mit besonderem Blick auf die Gegenwart.
Mit der Erschließung der Ozeane und der Entdeckung Amerikas begann die Globalisierung in der Frühen Neuzeit.Georg Jochum stellt dar, wie diese Entgrenzung der Welt, die in der Devise »Plus Ultra« ihren signifikanten Ausdruck fand, zum Basisparadigma der Moderne wurde. Der ambivalente Charakter der okzidentalen Zivilisation zwischen emanzipativer Weltoffenheit und kolonialer Weltbeherrschung hat hier seinen Ursprung. Auch die gegenwärtige ökologische Krise und die zunehmenden Spannungen in der Weltgesellschaft sind ferne Folgen dieser Entgrenzungsdynamik.Auf diese historische und zeitdiagnostische Analyse aufbauend werden Wege der Transformation hin zu einer zur reflexiven Selbstbegrenzung fähigen, nachhaltigeren Gesellschaft skizziert
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Welche Verbindungen bestanden zwischen der Sowjetunion und Argentinien in der frühen Phase des Kalten Krieges?Mirko Petersen zeigt: Zwar waren die konkreten wirtschaftlichen und diplomatischen Beziehungen zwischen den beiden Ländern keineswegs markant, aber diskursive Bezugnahmen auf die UdSSR prägten maßgeblich die argentinische Politik unter Juan Perón (1943-55). Diese »geopolitischen Imaginarien« werden, den theoretischen Prämissen von Ernesto Laclau und Chantal Mouffe folgend, mittels einer innovativen Diskursanalyse herausgearbeitet. Besonders sticht dabei die »Dritte Position« des Peronismus hervor, die eine Alternative zu den Systemen der Supermächte darstellen sollte.
This book deals with the ways in which empires affect smaller communities – for instance, ethnic groups, religious communities, local or peripheral populations. It addresses Byzantinium, the early Islamic World and the West in the 5th to 10th centuries CE, a period with a particular dynamic of imperial formation and decline in Europe and the Mediterranean. - Dieser Band beschäftigt sich mit den Auswirkungen von Imperien auf kleinere Gemeinschaften – zum Beispiel ethnische verbände, religiöse Gemeinschaften, lokale oder periphere Bevölkerungen. Behnadelt werden Byzanz, die frühislamische Welt und der Westen im 5.-10. Jahrhundert n. Chr., eine Zeit von besonders dynamischen Prozessen von Neubildung und verfall von Imperien in Europa und dem Mittelmeeraum.
Ausgehend von einem vierdimensionalen, unter Rückgriff auf postcolonial studies und global history entwickelten Eurozentrismus-Begriff verfolgt der Text Marx' Auseinandersetzung mit nicht-westlichen Gesellschaften durch sein ganzes Werk. Die Indien-Artikel von 1853 erweisen sich als in jeglicher Hinsicht eurozentrisch. Sie stützen sich u.a. auf einen Reisebericht François Berniers, der als Quelle von Marx eine genauere Untersuchung erfährt. Während Marx' Auseinandersetzung mit der indischen Revolte von 1857-59 ebenfalls noch von Eurozentrismus zeugt, finden sich in den Schriften zum englischen Kolonialismus in Irland erste Differenzierungen. In der Kritik der politischen Ökonomie dagegen wimmelt es noch von orientalistischen Motiven. Anders in Marx' Spätwerk, wo sich in den Exzerpten ab 1879 und der Diskussion mit den russischen Sozialrevolutionären ein Bruch mit dem Eurozentrismus profiliert. Die Entwicklung von Marx' Denken zeigt, dass dessen oftmals vorschnelles Verwerfen in den postcolonial studies fahrlässig ist. Gleichzeitig muss die Marx-Debatte von postcolonial studies lernen, wenn es darum geht, globalen Kapitalismus, historischen Fortschritt und kontingente Entwicklung zu denken. ; En partant d'un concept d'eurocentrisme à quatre dimension, développé à l'aide des études postcoloniales et de l'histoire globale, je me propose de suivre l'analyse des sociétés extra-européennes par Marx à travers tout son œuvre. Les articles sur l'Inde de 1853 se révèlent eurocentriques à tous égards. Ils se basent entre outre sur le récit de voyage de François Bernier que j'analyse de près. Tandis que les écrits sur la révolte en Inde de 1857-59 témoignent encore de l'eurocentrisme, des premières différenciations se font entendre dans les textes consacrés au colonialisme anglais en Irlande. La critique de l'économie politique par contre fait abondamment preuve d'orientalismes. Dans l'œuvre du dernier Marx se profile en revanche une rupture avec l'eurocentrisme, notamment dans les extraits depuis 1879 et la discussion avec ...
Englische Piraten in der Karibik, "Rotröcke" in den nordamerikanischen Kolonien, reiche "Nabobs" in Indien, fromme Missionare in Afrika, ans Ende der Welt verbannte Sträflinge in Australien, Marinesoldaten auf den Schiffen der Royal Navy - auch auf ihren Schultern ruhte das Weltreich, das Großbritannien ab dem 17. Jahrhundert im Dienste Ihrer Majestät errichtete. Auf seinem Höhepunkt um 1900 umfasste dieses riesige Gebilde ein Viertel der Menschen und der Landmasse der Erde. Doch wie gelang es den Briten überhaupt, ihr Empire aufzubauen? Wie beherrschten und verteidigten sie es fast 400 Jahre lang? Warum zerbrach es ausgerechnet im 20. Jahrhundert? Und was können andere Imperien daraus lernen? John Darwin, derzeit der beste Kenner der Geschichte des British Empire, verrät in seinem neuen, spannenden Buch die Antworten.
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This edited volume examines entanglements and disentanglements between Africa and East Germany during and after the Cold War from a global history perspective. Extending the view beyond political elites, it asks for the negotiated and plural character of socialism in these encounters and sheds light on migration, media, development, and solidarity through personal and institutional agency. With its distinctive focus on moorings and unmoorings, the volume shows how the encounters, albeit often brief, significantly influenced both African and East German histories
Der Kolonialismus prägte die deutsche Gesellschaft nachhaltig. So schlug er sich auch in der Erfahrungsbildung der Menschen zur NS-Zeit nieder. Im Fokus der Studie steht die Kriegserfahrung deutscher Soldaten in Nordafrika, wo die Wehrmacht über zwei Jahre Krieg in einem kolonialen Raum führte. Sabine Küntzel zeichnet anhand von soldatischen Briefen, Tagebüchern, Bildern und anderen Zeugnissen ein vielfältiges Bild von exotistischen und kolonial geprägten Wahrnehmungen des nordafrikanischen Raums und seiner Menschen, die lange Zeit keinen Platz in der Erinnerung hatten. Zugleich wird deutlich, wie rassistische Fremd- und Weltbilder das gewaltvolle Handeln der Soldaten anleiteten. Die Studie liefert damit einen wichtigen Beitrag zu einer Kulturgeschichte des deutschen Militärs an der Schnittstelle von europäischem Kolonialismus und Weltkrieg
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1776 wurde in der niederländischen Republik ein Gesetz erlassen, das ausschließlich für Schwarze Menschen und People of Color gelten sollte, die als Sklav*innen in die Niederlande kamen. Wie und warum geschah das? Was bedeutete das für die betroffenen Menschen und deren Lebensalltag? Anhand eines großen und in weiten Teilen bisher unerforschten Quellenkorpus geht Julia Holzmann diesen Fragen interdisziplinär und intersektional nach. Sie* untersucht die enge Verflechtung zwischen Kolonien und Metropole sowie rechtlichen, sprachlichen und sozialen Praktiken, darunter auch Rassismus. Ihre* biografischen Mikrostudien geben Einblick in die Geschichte Schwarzer Menschen und People of Color in den Niederlanden.
Die Völkerrechtsgeschichte wird bis heute dominiert von einer eurozentrischen Historiographie, in der außereuropäische Welten – wenn überhaupt – eine rein passive Rolle spielen. Nicht als Akteure, sondern lediglich als Rezipienten werden sie im Zuge der sogenannten Universalisierungsprozesse im 19. Jahrhundert Teil dieser Meistererzählung.Diese transdisziplinäre Studie versucht anhand der ersten Völkerrechtslehre Hispanoamerikas dieses Narrativ der Passivität neu zu denken. Der chilenische Universalgelehrte Andrés Bello übersetzte in diesem Kompendium von 1833 die europäischen Lehren für die "Neue Welt". Aufbauend auf einer postkolonialen Perspektive wird gezeigt, dass die Nachahmung des europäischen Völkerrechtsdiskurses mehr ist als ein rein passives und unterwürfiges Verhalten. Vielmehr eröffnet sich in diesem grundlegend ambivalenten Prozess ein Widerstandsraum, in dem Bedeutung zu jedem Zeitpunkt neu verhandelt wird und der an Homi K. Bhabhas Konzept der Mimikry erinnert.
Paralleljustiz, Antidiskriminierungsgesetze, Rechtstransfer - das Thema "Recht und Diversität" verbindet unterschiedlichste aktuelle Diskussionen und erweist sich als zentral für den gesellschaftlichen Umgang mit Differenz und Gleichheit. Die Beiträger*innen des Bandes - aus der Geschichts- und Rechtswissenschaft sowie den Jüdischen Studien - rücken dieses Thema in eine historische Perspektive und nehmen Konstellationen und Umgangsweisen mit Rechtsvielfalt von der Frühen Neuzeit bis in die Gegenwart in den Blick. Beleuchtet werden Situationen des Kulturkontakts und des interreligiösen Zusammenlebens sowie global agierende Akteur*innen und Organisationen in Europa, Asien, den Amerikas und Afrika.
In the monography Auf die Tour, I analyze the participation of Jews in popular culture in Vienna, Budapest and New York. I argue that entertainment in vaudevilles was shaped between the perception of difference and similarity, between human trafficking, covert prostitution, anti-Semitism and nationalism. Ultimately, my research shows how a space for Jewish-non-Jewish people was created in the coinciding of the mass migration movement and the emerging mass culture between the Habsburg Monarchy and the United States. - Auf die Tour berichtet von der Teilhabe von Jüdinnen und Juden an der populären Kultur in Wien, Budapest und New York. Zwischen Differenzwahrnehmungen und Ähnlichkeitsdenken, zwischen Menschenhandel, verdeckter Prostitution, Antisemitismus und Nationalismus gestaltete sich Unterhaltung in Varietés. Meine Forschung zeigt, wie sich ein Raum für jüdisch-nichtjüdische Begegnungen in der Massenmigrationsbewegung und der entstehenden Massenkultur zwischen der Habsburgermonarchie und den Vereinigten Staaten ergab.