Südafrika und seine Nachbarn: Stabilität und Hegemonie?
In: Aus Politik und Zeitgeschichte: APuZ, Heft B. 12, S. 3-20
ISSN: 0479-611X
"Im Frühjahr 1984 wurden zwischen Südafrika und seinen Nachbarstaaten Vereinbarungen geschlossen, die die Welt aufhorchen ließen: Südafrika und Angola einigten sich in Lusaka auf einen Waffenstillstand und den Rückzug der südafrikanischen Truppen aus Angola, und mit Mozambique wurde ein Abkommen über Nichtangriff und gute Nachbarschaft geschlossen. Hoffnungen entstanden, daß sie der Eskalation der Gewalt im südlichen Afrika ein Ende setzen und der Beginn eines friedlichen Zusammenlebens der Völker in dieser Region sein könnten. Ein Jahr später jedoch ist in dieser Hinsicht erhebliche Ernüchterung eingetreten. In Mozambique und Angola hat sich die Lage nicht stabilisiert, und in Südafrika werden die Beziehungen zwischen Schwarz und Weiß immer gespannter. Der Beitrag untersucht insbesondere den Vertrag von Nkomati in seiner längerfristigen Bedeutung für die Entwicklungen im südlichen Afrika; nachgegangen wird seiner Einbettung in Pretorias Außen- und Sicherheitspolitik. Deren Analyse zeigt, daß sie nicht auf einen Abbau der weißen Vorherrschaft, sondern auf ihre Konsolidierung zielt. Das gilt auch für den Nkomati-Vertrag, der neben der Vereinbarung engerer Kooperation auf dem Gebiet der Wirtschaft und Sicherheit völkerrechtlich mehr oder weniger deutlich eine Anerkennung des Rassenkonfliktes in Südafrika als eine 'interne Angelegenheit' erhält. Die konzeptionelle Bedeutung des Nkomati-Vertrags als Modell für die anderen Nachbarstaaten Südafrika wird klar, wenn man sich das von Ministerpräsident Botha seit 1978 vertretene Konzept einer 'Konstellation von Staaten im Südlichen Afrika' genauer anschaut. Aus verschiedenen, im einzelnen aufgezeigten Gründen ist jedoch das Modell Nkomati heute in großen Schwierigkeiten. Das hängt u.a. mit weiterreichenden hegemonialen Interessen und einer Doppelstrategie zusammen, die Pretoria in der Region zur Sicherung der weißen Vorherrschaft verfolgt." (Autorenreferat)