Jugendliche türkischer Herkunft und islamischer Fundamentalismus
In: "Erziehung nach Auschwitz" in der multikulturellen Gesellschaft: pädagogische und soziologische Annäherungen, S. 87-94
Etwa 400.000 türkische Jugendliche zwischen 15 und 21 Jahren, meist als Ausländer der zweiten oder gar dritten Generation tituliert, leben heute in der Bundesrepublik Deutschland. Die gesellschaftlichen Bedingungen sind nicht nur für diese Jugendlichen, sondern auch für Jugendliche insgesamt durch wachsende Spannungen zwischen den vielfältigen kulturellen und gesellschaftlichen Optionen gekennzeichnet. Die Möglichkeiten individueller Lebensführung nehmen durch die soziale Differenzierung zwar grundsätzlich (abgeleitet aus der Individualisierungsthese) zu, faktisch werden jedoch die Realisierungschancen für immer größere Teilgruppen ständig geringer. Vor diesem Hintergrund berichtet der Beitrag über die Ergebnisse einer Studie, die folgende Thesen untersucht und weitgehend bestätigt: (1) Aufgrund gesellschaftlicher Desintegrationsprozesse gewinnen die ethnisch-kulturellen Identifikationen sowohl für die individuelle als auch kollektive Identität an Gewicht. (2) Es besteht ein Zusammenhang zwischen Desintegrationserfahrungen bzw.-ängsten einerseits und der Akzeptanz islamisch-fundamentalistischer Orientierungen anderseits. (ICA)