Intro -- Danksagung -- Inhalt -- Abbildungsverzeichnis -- Abkürzungsverzeichnis -- 1 Einleitung: Deutsche Auswärtige Kulturpolitik im Spannungsfeld zwischen alten Idealen und neuen Herausforderungen -- 1.1 Zielsetzung und These -- 1.2 Aufbau und Vorgehensweise -- 1.3 Stand der Forschung -- 1.4 Grundlegende Begrifflichkeiten und Abgrenzungen -- 1.4.1 Paradigmenwechsel -- 1.4.2 Kultur -- 1.4.3 Image -- Teil 1 Grundlagen in Theorie und Praxis -- 2 Theoretische Grundlagen -- 2.1 Soft Power -- 2.1.1 Soft Power und IB-Theorie -- 2.1.1.1 (Neo-)Realismus -- 2.1.1.2 Neoliberaler Institutionalismus -- 2.2 Public Diplomacy -- 2.2.1 Definition -- 2.2.2 Umsetzung von Public Diplomacy: Drei zentrale Konzepte im Vergleich -- 2.2.2.1 PR für Staaten (Michael Kunczik, 1989) -- 2.2.2.2 Dualistisches Modell (Benno Signitzer, 1995/1998) -- 2.2.2.3 Dreidimensionales Public Diplomacy-Modell (Mark Leonard/Joseph Nye, 2002/2004) -- 2.2.2.4 Public-Diplomacy-Modelle im Vergleich -- 2.2.3 Cultural Diplomacy -- 2.2.3.1 Cultural Diplomacy gleich Auswärtige Kulturpolitik? -- 2.3 Nation Branding -- 2.3.1 Abgrenzung und Definition -- 2.3.2 Competitive Identity -- 2.4 Exkurs: Marke Deutschland -- 2.5 Resümee: Theorien und Konzepte rund um die Deutschlandjahre -- 3 Deutsche Auswärtige Kulturpolitik -- 3.1 Historische Entwicklung: Vom Kaiserreich bis zur Wiedervereinigung -- 3.1.1 In den Kinderschuhen: Auswärtige Kulturpolitik im Kaiserreich (1871-1914) -- 3.1.2 Neue Sachlichkeit in der Weimarer Republik (1918-1933) -- 3.1.3 Kulturimperialismus und Propaganda: Auswärtige Kulturpolitik im Nationalsozialismus (1933-1945) -- 3.1.4 Auf zu neuen Ufern? Außenkulturpolitik in der Bundesrepublik Deutschland (1945-1998) -- 3.2 Aktuelle Herausforderungen: Von der Konzeption 2000 bis zur Konzeption 2011 (1998-2012) -- 3.3 Struktur und Akteure -- 3.3.1 Bundesregierung und Bundestag.
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Bild: Artem PodrezZwischen dem 4. und 9. August wählten die Belarus*innen im Rahmen der Präsidentschaftswahlen ihr Staatsoberhaupt. Laut amtlichem Endergebnis konnte Amtsinhaber Aljaksandr Lukaschenka über 80 Prozent der Stimmen auf sich vereinigen. Seine stärkste Kontrahentin, die Oppositionskandidatin Swjatlana Zichanouskaja, kam hingegen lediglich auf rund 10 Prozent. Bereits in der Wahlnacht nach der Verkündung des vorläufigen Wahlergebnisses kam es in zahlreichen belarusischen Städten zu Massenprotesten, die bis heute anhalten und auf die die belarusische Regierung vornehmlich mit Festnahmen und Gewalt in Form von Prügeln, Folter bis hin zur Verwendung scharfer Munition reagierte. Die Demonstrant*innen sind davon überzeugt, dass die Wahlen gefälscht worden sind. Die hierauf hinweisenden Indizien haben auch die Mitgliedstaaten der EU überzeugt, die am 19. August erklärten, das Wahlergebnis nicht anzuerkennen.Der Beitrag konzentriert sich auf den polnischen Blick auf Belarus und befasst sich dabei vor allem mit zwei Aspekten. Erstens mit der Bedeutung von Belarus für Polen und Unterstützungsinitiativen für die belarusische Opposition. Zweitens mit den Bestrebungen der polnischen Regierung, sich als Anwältin belarusischer Interessen innerhalb der EU zu profilieren.Polens Solidarität mit BelarusSeit dem ersten Tag nach der Wahl, dem 10. August, beherrschen die Geschehnisse in Belarus die Berichterstattung der polnischen Medien. Die Ereignisse im Nachbarland sind zweifelsohne das außenpolitische Topthema. Ein demokratischer unabhängiger belarusischer Staat liegt im polnischen Interesse. Daher sendete die polnische Regierung auch früh Signale, dass sie die Wahl Lukaschenkas nicht anerkenne und die Oppositionskräfte um Zichanouskaja unterstütze. In seinen Verlautbarungen hat Lukaschenka Polen auch bald als einen der zentralen Widersacher ausgemacht, der angeblich aus dem Ausland die Proteste in Belarus initiiert und finanziert habe. Und wenngleich dieses rhetorische Propagandamanöver leicht durchschaubar ist und offensichtlich jeglicher Grundlage entbehrt, so dürfte es für die Zukunft der polnisch-belarussischen Beziehungen nicht folgenlos bleiben. Bliebe Lukaschenko langfristig weiterhin im Amt, ist eine Fortführung der bisherigen diplomatischen Beziehungen zwischen Polen und Belarus kaum vorstellbar.Gleichzeitig stößt die Unterstützung der prodemokratischen Kräfte im Nachbarland durchaus auf Zustimmung innerhalb der polnischen Bevölkerung. Laut einer Umfrage im Auftrag der Tageszeitung Rzeczpospolita sind 45,6 Prozent der Befragten für eine solche Unterstützung. 18,9 Prozent sprechen sich dagegen aus, während 35,5 Prozent keine Meinung zu dem Thema haben. Und so dauerte es nur wenige Tage, bis die polnische Regierung einen konkreten Plan zur Unterstützung der belarusischen Zivilgesellschaft vorlegte. In seiner Rede vor dem Sejm am 14. August präsentierte der polnische Premierminister Mateusz Morawiecki den Plan "Solidarisch mit Belarus" (Soldarni z Białorusią). Polen sei "die Wiege der Solidarność", so Morawiecki, "und heute erlaubt es uns die Solidarität nicht tatenlos dazustehen gegenüber den brutalen Pazifikationen der friedlichen Demonstrationen in Belarus." Im laufenden Jahr sollen laut dem Plan, der ein finanzielles Volumen von umgerechnet über 11 Mio. Euro aufweist, insgesamt fünf Ziele verwirklicht werden:Unterstützung für unterdrückte Personen in Form eines Ausbaus des polnischen bzw. polnisch-amerikanischen Hilfsprogramms Auflegung des Wincenty-Konstanty-Kalinowski-Stipendienprogramms, das sich an belarusische Studierende und Lehrkräfte wendet, die im Rahmen der Repressionen der Hochschule verwiesen worden sind. Das Stipendienprogramm gibt diesen Personen die Möglichkeit zum Studium bzw. der Arbeitsaufnahme in Polen. Erleichterungen bei der Einreise nach Polen und dem Zugang zum polnischen Arbeitsmarkt für Belarus*innen; Befreiung von Visumsgebühren sowie, in Ausnahmefällen, Befreiung von der Pflicht des Besitzes entsprechender Dokumente, Erleichterungen im Zugang zum Arbeitsmarkt Hilfe für unabhängige Medien; die Unterstützung richtet sich an unabhängige Medien und Verleger*innen in und für Belarus (Belsat TV, die Webseite von Charta 97, Radio Racja) Programm für Nichtregierungsorganisationen; im Rahmen der Stiftung für Internationale Solidarität wird ein neues Programm für NGOs aufgelegt, mit dessen Hilfe die belarusische Zivilgesellschaft und unabhängige belarusische Medien unterstützt werden sollen Daneben gibt es Unterstützungsinitiativen von weiteren Akteuren in Polen. So hat beispielsweise das staatliche Pilecki-Institut (dessen Arbeit sich gewöhnlich dem Gedenken an Personen widmet, die besondere Verdienste gegenüber der polnischen Nation erworben haben) gemeinsam mit Belsat TV und der Stiftung Solidarity Zone ein kleines Stipendienprogramm für Journalist*innen, Blogger*innen und Publizist*innen aus Belarus aufgelegt. Insgesamt 8 Stipendiat*innen werden über 5 Monate mit 600 US-Dollar pro Monat gefördert. Ein weiteres Beispiel ist die Adam-Mickiewicz-Universität in Posen. Diese bietet belarusischen Studierenden, die im Rahmen der Repressionen in Belarus von der Hochschule verwiesen worden sind, die Möglichkeit eines gebührenfreien Studiums.Ein Konsens über Parteigrenzen hinwegAm gestrigen Mittwoch (26.8.2020) lud Premierminister Mateusz Morawiecki die Vertreter der Parlamentsfraktionen zu einem Gespräch über die Situation in Belarus ein. Nach den feindseligen Auseinandersetzungen zwischen Regierung und Opposition in den vergangenen Jahren ist dieser Schritt durchaus bemerkenswert. Von der Linken über die Bürgerkoalition und die PSL-Kukiz 15-Fraktion bis hin zur rechten Konfederacja besteht demnach weitgehendes Einvernehmen, was die Unterstützung der geplanten Hilfsmaßnahmen der polnischen Regierung für die belarusische Opposition angeht. Die Lage im Nachbarland dürfte eines der wenigen Themen sein, bei denen zwischen den politischen Parteien größtenteils Einigkeit herrscht. Dementsprechend lesen sich die ersten Verlautbarungen der Sitzungsteilnehmer. Die überparteiliche Einigkeit der polnischen Politik in Bezug auf Belarus unterstrich auch Premier Morawiecki: "Ohne Ausnahme sagten alle, dass der höchste Wert die Souveränität, Unabhängigkeit, Eigenständigkeit und Freiheit von Belarus ist." Der Premier lobte den Konsens über alle Parteigrenzen hinweg und kündigte weitere Treffen unter der Teilnahme von Politikern aus der Opposition im Rhythmus von zwei bis drei Wochen an. Zudem werde innerhalb der nächsten Tage ein konkreter Zeitplan zu den Unterstützungsmaßnahmen der polnischen Regierung für Belarus erstellt, so Morawiecki.Folgt man den Aussagen der Teilnehmer des Treffens, dann sehen Regierung wie auch Opposition die gegenwärtige Lage in Belarus nicht zuletzt als Chance für Polen, seine Führungs- und Expertenrolle in Sachen europäischer Ostpolitik zurückzuerlangen und sich innerhalb der EU als Anwalt eines freien demokratischen Belarus zu profilieren. Demnach obliege es Polen, die EU und ihre Mitgliedstaaten dahin zu bewegen, in Bezug auf Belarus mit einer Stimme zu sprechen, andernfalls werde der belarusischen Sache in Europa kein Erfolg beschieden sein. Gleichzeitig fehlte es trotz aller Unterstützung für die Maßnahmen der polnischen Regierung auch nicht an kritischen Stimmen. So gab der Europaabgeordnete und Vertreter der polnischen Linken, Robert Biedroń, zu bedenken, dass sich Polen international in den vergangenen Jahren "unglaubwürdig" gemacht habe. Dieser seit 2015 erlittene Reputationsverlust als außen- und europapolitischer Akteur könnte der polnischen Regierung bei der Umsetzung ihrer Belarus-Politik im Wege stehen.Polen hat großes Interesse an der Situation in Belarus, und dies gleich aus mehreren Gründen. Erstens ist das Land ein direkter Nachbar. Zweitens gibt es in Polen über 40.000 Angehörige der autochthonen belarusischen Minderheit sowie eine ähnlich hohe Zahl von Arbeitsmigrant*innen. Drittens leben in Belarus mehrere hunderttausend Angehörige der polnischen Minderheit. Aber es ist für Polen derzeit nicht einfach, sich außenpolitisch Gehör zu verschaffen. Sicher, der EU-Sondergipfel der Staats- und Regierungschefs zur Situation in Belarus am 19. August geht nicht zuletzt auf Polens Initiative zurück. Gleichzeitig macht es derzeit nicht den Anschein, als ob Polen eine führende Rolle in der EU-Politik gegenüber Belarus spielen würde. Dies war 2014 im Anfangsstadium der Krise in der Ukraine noch anders. Hier konnte der damalige Außenminister Radosław Sikorski mit seinem Standing bei den Amtskollegen in Frankreich und Deutschland punkten, Polens Expertise war gefragt. 2020 stellt sich die Situation anders dar. Polen hat sich innerhalb der EU weitestgehend isoliert. Politischen Forderungen aus Warschau nach Einhaltung der Menschen- und Bürgerrechte sowie der Pressefreiheit in Belarus wird in anderen EU-Staaten mit Skepsis begegnet. War es schließlich nicht die Regierung in Warschau, die das öffentlich-rechtliche Fernsehen in Polen zu einem Sprachrohr der eigenen Politik umfunktionierte, und Präsident Duda mit einer unkritischen Jubelberichterstattung willfährig Wahlkampfhilfe leistete? War es nicht die polnische Polizei, die zuletzt mit übertriebener Härte gegen Protestierende vorging, die gegen die Verhaftung der LGBT-Aktivistin Margot demonstrierten, und sie ohne Zugang zu rechtlichem Beistand in Gewahrsam hielt? Die Rolle, die Polen einst im Rahmen der europäischen Ostpolitik innehatte, hat zahlreichen polnischen Experten zufolge mittlerweile Litauen eingenommen. Linas Linkevičius, der Außenminister des baltischen Staates, schickt sich derweil an, zum "Architekten der EU-Politik gegenüber Belarus" (Bartosz T. Wieliński) zu werden.Das außenpolitische Resort spielt in der aktuellen polnischen Regierung eine untergeordnete Rolle. Setzte man zunächst in Person von Witold Waszczykowski zunächst auf einen Konfrontationskurs mit den Institutionen der EU sowie Mitgliedstaaten wie Deutschland und Frankreich, so unterlag die Außenpolitik in der Folge einer zunehmenden Marginalisierung. Waszczykowskis Nachfolger Jacek Czaputowicz zeigte sich zwar als gemäßigt Konservativer wesentlich umgänglicher als sein Amtsvorgänger, als politischer Quereinsteiger verfügte der Hochschulprofessor gleich wohl nicht über die notwendige politische Hausmacht, um eine eigene außenpolitische Agenda innerhalb der Regierung durchzusetzen. Und auch von Zbigniew Rau, der am gestrigen Mittwoch als neuer Außenminister vereidigt wurde, ist dies nicht zu erwarten. Eine zusammenhänge außenpolitische Strategie gegenüber Belarus, noch dazu koordiniert mit der Außenpolitik der EU und ihrer Mitgliedstaaten, ist unter den gegenwärtigen Bedingungen kaum wahrscheinlich.
Der Theaterwissenschaftler Manfred Brauneck erhielt 2010 den Balzan-Preis für seine umfassenden Forschungen zur Geschichte des Theaters in all seinen Ausdrucksformen. Gemäß den Statuten stiftete er die Hälfte des Preisgeldes einem Forschungsprojekt für Nachwuchswissenschaftler_innen und realisierte so zusammen mit dem ITI-Zentrum ein groß angelegtes Projekt, das sich mit der Rolle des freien Theaters im europäischen Theater der Gegenwart befasste. Das daraus entstandene Buch stellt Studien vor, die sich zum einen auf inhaltliche Schwerpunkte beziehen (Osteuropa, Migration, Postmoderne) und zum anderen theatrale Ausdrucksformen in den Blick nehmen (Tanz und Performance, Musiktheater, Kinder- und Jugendtheater). In seinem Vorwort legt Manfred Brauneck die Basis für alle in der Publikation angesiedelten Studien, indem er neben einer Einführung in die Begriffsproblematik 'Freies Theater'auch einen Überblick über Formen und Entstehung des freien Theaters seit den 1960er-Jahren gibt. Er widmet sich darin ebenso den bekanntesten Avantgardegrößen des 20.Jahrhunderts, die sich selbst noch nicht als Akteur_innen des freien Theaters bezeichneten, aber aufgrund ihrer nicht-institutionalisierten Produktions- und Arbeitsweisen dazuzurechnen sind. In der ersten Studie Für eine Topologie der Praktiken widmet sich die Choreographin und Philosophin Petra Sabisch vor allem statistisch gestützten Untersuchungen zur sozioökonomischen Arbeits- und Lebenssituation freier Künstler_innen im Bereich der experimentellen Tanz- und Performancekunst und deren kulturpolitischen Rahmenbedingungen. Ihre Bestandsaufnahme macht auf gravierende Missstände aufmerksam: Allgemein verzeichnen Kunstschaffende einen Einkommensverlust von 30 bis 40 Prozent im Vergleich zu den Vorjahren und Frauen verdienen noch einmal 30 bis 40 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. Ein solches Ungleichgewicht ist nicht nur in der Theaterarbeit zu verzeichnen, sondern auch in der vorliegenden Publikation, da viele Beiträge entweder gar nicht oder nur sporadisch gendern. Nach einer sehr umfangreichen und detaillierten Auflistung aller Studien, Materialien und Beiträge, die es zum Thema gibt, kommt Sabisch auf die künstlerischen Praktiken zu sprechen, auf die sich ihre Untersuchung bezieht. Doch es bleibt unklar, was diese Praktiken nun bedeuten, auch wenn sie sehr anschaulich beschrieben sind. Selbst in den vorangestellten Erklärungen zur Methodik der Studie findet sich keine klare Verortung. Andrea Hensels Untersuchung Das Freie Theater in den postsozialistischen Staaten Osturopas beschäftigt sich anhand exemplarischer Produktionen mit der Entwicklung des Theaters jenseits institutioneller Einrichtungen sowie mit den Rahmenbedingungen der freien Theaterarbeit. Zunächst nimmt Hensel eine geopolitische Unterscheidung zwischen den ehemaligen sozialistischen Volksrepubliken, den postjugoslawischen und den postsowjetischen Staaten vor. Es folgt ein Exkurs in den Bereich des Tanzes. Dabei konstatiert die Autorin, dass trotz ähnlicher politischer Entwicklungen seit dem Umbruch von 1989 sehr unterschiedliche Entwicklungen in der jeweiligen länderspezifischen Theaterszene zu verzeichnen sind. Zum Beispiel gab es durch die Sonderstellung Ungarns in den sozialistischen Republiken schon seit den 1960er-Jahren einen internationalen Austausch der Theaterszene sowie unabhängige Festivals. Seit 2010 hat der derzeitige Ministerpräsident Victor Orbàn diesen Entwicklungen erfolgreich entgegengearbeitet, hat massive Budgetkürzungen im freien Sektor vorgenommen und ausschließlich 'staatliche' (staatstreue) Intendanten an die Spitze von Theatereinrichtungen gesetzt. In Rumänien sah die Entwicklung anders aus, da unter der staatlichen Repression keine freie Theaterszene entstehen konnte und es erst seit den 1990er-Jahren langsam zur Formierung freier Künstler_innen und Kollektive kam. Auch innerhalb der postjugoslawischen Staaten beobachtet Hensel ganz unterschiedlichen Entstehungsprozesse der freien Szene. Ähnlich verhält es sich mit den postsozialistischen Staaten, wobei die Autorin hier auf die interessante Erschaffung des Novaya Drama eingeht, eine Art Theater, das sich als Mischform zwischen dem deutschen Dokumentartheater der 1960er-Jahre und dem britischen In-Yer-Face-Theatre versteht, indem es dokumentarisches Material sammelt, künstlerisch bearbeitet, zerschneidet und neu zusammensetzt. Eine Gruppe, die diese Ästhetik praktiziert, ist u. a. das regimekritische teatr.doc, das jedoch zunehmend Repressionen durch das derzeitige politische System in Russland erfährt. Das Produzieren in einem freien Kontext gestaltet sich in den untersuchten Ländern ebenfalls sehr unterschiedlich, aber allen ist gleich, dass die Produktions- und Präsentationsbedingungen der freien Gruppen und Künstler_innen prekär bleiben. Sie arbeiten überwiegend ohne eigene Spielstätte, müssen einen hohen administrativen Aufwand betreiben und sind immer noch oder erneut mit staatlicher Repression und ökonomischen Restriktionen konfrontiert. Der Dramaturg und Kulturforscher Hennig Fülle konzentriert sich in seinem Beitrag Theater für die Postmoderne in den Theaterlandschaften Westeuropas vor allem auf die verschiedenen Dimensionen postmoderner Theaterkunst und bezieht sich dafür auf die programmatische Publikationsreihe Theaterschrift, die von 1992 bis 1998 in 13 Ausgaben von einem Netzwerk europäischer Produktions- und Koproduktionsnetzwerke herausgeben wurde. Mit "independent theatre" (das er dem Begriff des "Freien Theaters" vorzieht) bezeichnet Fülle die seit den 1960er/70er-Jahren forschende Theaterkunst für ein heutiges Publikum, die auf ihre Zeit und den Zeitgeist bezogen ist und immer die gegenwärtige Wahrnehmung von Welt behandelt. Er beschreibt neue Ansätze in der Szenografie, in der Musik, zitiert Marianne van Kerkhovens Aufsatz über den Dramaturgen des neuen Theaters und beschreibt das Konzept des neuen Schauspielers, von dem nun mehr als nur die bis dato benötigte technische Qualifikation gewünscht wird. Dabei benennt Fülle zwei Ansätze bzw. Strömungen, die aus einem Impuls zur zeitgenössischen Erneuerung des Theaters entstanden sind: Zum einen beschreibt er Künstler_innen, die auf gesellschaftliche, politische oder kulturelle Entwicklungen reagieren und zum anderen Ansätze einer "kunstimmanenten" ästhetischen Forschung. Im Sinne einer immerwährenden Suche nach sich verändernden künstlerischen Haltungen gibt er mit Beispielen von SIGNA oder machinaEx einen Einblick in die Gegenwart von Kunstformen, die über den Kanon des postmodernen Theaters als kritische Kunst der Wahrnehmung hinausweisen. In ihrer Studie Theater und Migration versammelt Azadeh Sharifi neben einer Untersuchung darüber, wie artists of color allgemein in den künstlerischen Szenen der europäischen Länder eingebunden und repräsentiert sind, Gruppen, Künstler_innen und Projekte, die in diesem Sinne positiven Einfluss auf den Theaterdiskurs genommen haben, wie u.a. das Ballhaus Naunynstraße, Nurkan Erpulats Verrücktes Blut, Jonas Hassen Khemiris dramatisches Schreiben, God's Entertainments Interventionen im öffentlichen Raum oder auch das WUK Wien und die ehemalige Garage X in Wien. Sharifi untersucht anhand von Beispielen wie dem Roma-Theater, dem deutsch-sorbischen Volkstheater oder dem Jüdischen Theater Berlin, das Selbstrepräsentation ermöglichende Theater für Minderheiten, in Abgrenzung zu einem migrantischem Theater, dessen Thema vielmehr die Differenz in der Gesellschaft ist. Insgesamt liest sich die Studie schon etwas veraltet, weil es inzwischen – und das nicht nur durch die Besetzung Shermin Langhoffs als Intendantin des Maxim-Gorki-Theaters – zahlreiche Entwicklungen in der deutschen Theaterlandschaft gibt, die den defizitären Beschäftigungsverhältnissen migrantischer Künstler_innen durch Arbeistverträge an staatlich subventionierten Häusern entgegenzuwirken versuchen. In ihrer Untersuchung Freies Kindertheater in Europa seit 1990 unternimmt die Autorin Tine Koch den Versuch, Entwicklungen, Potentiale und Perspektiven innerhalb des zeitgenössischen europäischen Kindertheaters nachzuzeichnen. Darin beschreibt sie zum einen, dass die Grenzen zwischen dem Erwachsenen-, Kinder- und Jugendtheater verwischen und die Generationenräume fließender werden, dass es vermehrt Tendenzen zu genre- und disziplinübergreifenden Arbeiten gibt, Kinder zunehmend als Partner in künstlerischen Produktionen aktiv werden und die Allerkleinsten als Zielgruppe im Kindertheater entdeckt wurden. Sie unterscheidet nach Carmen Mörsch zwischen einem affirmativen Ansatz des Kindertheaters, der als Generierung der zukünftigen Zuschauer_innengeneration im Stadttheater anzutreffen ist und dem kritisch-dekonstruktiven und transformativen Ansatz der freien Kindertheaterszene, der die gesellschaftliche Emanzipation fördert. Sehr interessant lesen sich ihre Ausführungen über die sogenannte "arts education", die unterschieden wird in "education through the art" (extrinsisch, Bildung durch das Kunstanschauen) und "education in the arts" (intrinsisch, ästhetische Erfahrung). Dabei ist ihre Conclusio, dass zunehmend Wert auf "education through the arts" gelegt wird, nämlich den Erwerb von Schlüsselkompetenzen durch kulturelle Bildung, um das Zielpublikum auf zukünftige gesellschaftliche Erwartungen (u. a. am Arbeitsmarkt) vorzubereiten. Die Erfahrungen, die Kinder nur für sich innerhalb eines Kunsterlebens machen können und sollen, geraten zunehmend in den Hintergrund. Die durch die UNESCO festgelegten Qualitätsparameter für kulturelle Bildungsprozesse (Teamwork, lokaler Kontext, prozessorientiertes Arbeiten auf Basis künstlerisch-kreativer Recherchen) sind aufgrund der zunehmenden finanziellen Unterversorgung des freien Kindertheaters nicht mehr sicherzustellen. Mit Spielarten des freien Musiktheaters in Europa beschäftigt sich Mattias Rebstock, der die nur unzulängliche Sichtbarkeit der freien Musiktheaterszene damit erklärt, das bisher keine Studien dazu existieren, es keine empirischen Untersuchungen zu Akteur_innen oder Publikum gibt, keine Verbandstätigkeit vorliegt und allenfalls eine sporadische internationale Vernetzung zu verzeichnen ist. Dieser Bereich muss als zusammenhängendes Forschungsfeld erst erschlossen werden. In seinem Beitrag versucht Rebstock Ansätze zu formulieren, wie man das Feld des freien Musiktheaters in Europa kartographieren könnte. U. a. bezieht er sich dabei auf Diskurse wie die small scale operas, Opernbearbeitungen, neue Oper/neues Musiktheater, das musikalisierte Theater und das szenisch/inszenierte Konzert. Insgesamt verschafft die vorliegende Publikation einen sehr umfassenden Einblick in die Entwicklung des freien Theaters vor dem Hintergrund der sich seit Beginn der 1990er-Jahre vollziehenden Strukturveränderungen der Theaterlandschaft in Europa. Und es ist ein großer Verdienst der Herausgeber_innen und Autor_innen, dass darin den unterschiedlichen Spielarten zeitgenössischer künstlerischer Ausdrucksformen in gleichem Maße Aufmerksamkeit geschenkt wird.
Das vorliegende Datenhandbuch soll der Forschung zu den Aspekten internationaler Migration das adäquate Datenmaterial an die Hand geben. Anregung für diese Datensammlung wurde 1924 durch das Komitee zu den wissenschaftlichen Aspekten menschlicher Wanderung des Social Science Research Council gegeben. Die Durchführung der statistischen Studie wurde dem National Bureau of Economic Research (NBER) in New York (Prof. Dr. Willcox) anvertraut, welches unterstützt wurde von der Abteilung Migration des International Labour Office (ILO bzw. Internationale Arbeitsorganisation (IAO), Prof. Dr. Ferenczi) in Genf (Schweiz). Das vorliegende Datenhandbuch geht über die Zusammenstellung bekannter, vorliegender Statistiken der einzelnen Länder hinaus. Viele Materialien wurden neben den schon publizierten öffentlichen Statistiken in den Archiven zusätzlich gesichtet und aufbereitet.
Die Forscher sammelten nationale Statistiken und stellten sie in internationalen Tabellen zusammen, soweit es die Datenlage erlaubte. Die besondere Herausforderung dieser Arbeit lag in der Tatsache, dass die Unvollständigkeit der nationalen Migrationsstatistiken steigt, je weiter die Daten in die Vergangenheit zurückreichen. Für jedes Land wurde die Anzahl der Auswanderer nach dem von ihnen angegebenen Zielland bzw. Einwanderungsland erhoben. Weiterhin wurden im Gegenzug für jedes Land die Einwanderer nach dem Land ihrer Abfahrt erfasst. Damit sollte für jedes Land ein Überblick der dieses Land betreffenden Migrationsflüsse erstellt werden. Interkontinentale Wanderungsbewegungen stellen den Schwerpunkt dieser Studie dar. Die kontinentale Wanderung innerhalb Europas und anderen Teilen der Welt wurde jedoch ebenfalls erfasst.
Das Material für die Statistiken wurde beschafft durch die Korrespondenz mit dem ILO und seinen Mitglieds-Staaten (Vereinte Nationen), durch die Zusammenarbeit mit den statistischen Ämtern der jeweiligen Länder und durch Sichtung der Archive.
In den nationalen Datentabellen werden die Migranten zum Zeitpunkt ihrer Abreise aus dem Land ihres gegenwärtigen Aufenthalts bzw. zum Zeitpunkt ihrer Ankunft in dem Land ihres zukünftigen Aufenthaltes erfasst. Bevölkerungsstatistiken oder Arbeitsmarktstatistiken, in denen auch die ausländische Bevölkerung erfasst wird und die daher eine indirekte Schlussfolgerung auf Wanderungsbewegungen zulassen, sind von den Autoren nicht berücksichtigt worden. (Ferenczi und Willcox, 1969, S. 67) Dort, wo Migrationsstatistiken auf der Basis von unterschiedlichen Methoden erhoben wurden, wie z.B. Hafen-Statistiken, Reisepass-Statistiken, oder Grenz-Statistiken, sind die entsprechenden Werte berücksichtigt worden und in den Tabellen wurde auf die Quelle hingewiesen. Dort, wo in den nationalen Migrationsstatistiken Auswanderer nach dem Zielland oder Einwanderer nach ihrem Herkunftsland klassifiziert wurden, wird sich in der Statistik indirekt auf ein anderes Land bezogen. Für die jeweiligen anderen Länder, welche in diesen nationalen Datentabellen erwähnt werden, stellen diese Statistiken eine Art 'indirekte Wanderungsstatistik' dar. Indirekte Statistiken beziehen sich normalerweise auf die Nennung von Ländern (z.B. Herkunftsland). Dort, wo diese Nennungen fehlen, wurde die Nationalität oder die Volkszugehörigkeit der Migranten herangezogen. Weiterhin wird in den Daten zwischen Bürgern des Landes (Dänen, d.h. in Dänemark geborene Bürger) und Ausländern unterschieden. Hierbei wurde immer die Definition des jeweiligen Landes für Staatsbürger und für Ausländer bei der Datenerhebung herangezogen. (Ferenczi und Willcox, 1969, S. 67) Ebenfalls wurde zwischen kontinentalen und interkontinentalen Migrationsbewegungen unterschieden. Eine Migration wird als kontinental bezeichnet, wenn sie zwischen den Territorien verschiedener Länder des gleichen Kontinents stattfindet. Sie wird als interkontinental bezeichnet, wenn Länder unterschiedlicher Kontinente betroffen sind. (Ferenczi und Willcox, 1969, S. 68) Als Regel geben die Autoren folgende persönliche Charakteristiken der Migranten an: Geschlecht, Alter, Nationalität, Beruf, Land des letzten ständigen Aufenthaltsortes und das Land des zukünftigen ständigen Aufenthaltsortes. Diese Eigenschaften wurden auf der Basis der 'International Labour Conference' von 1922, Empfehlung Nr. 19, gewählt. Für Migrations-Statistiken sind die staatlichen Territorien von besonderer Bedeutung. Historische Grenzverläufe und ihre Veränderungen über die Zeit sind von besonderer Bedeutung. So ist es z.B. irreführend, den heutigen Begriff des 'Vereinten Königreichs von England' (United Kingdom) zu verwenden, da seine heutige Bedeutung durch die Etablierung des Freien Irischen Staates sich verändert hat. Daher wird der Begriff 'Britische Inseln' von den Autoren verwendet. Dort, wo sich historische Territorien über die Zeit verändert haben, wurde das neue Territorium in der Hauptüberschrift und das ältere Territorium unterhalb der Hauptüberschrift genannt (z.B.: Ungarn – vor dem Krieg und nach dem Krieg; Irish Free State – Ireland, etc.) (Ferenczi und Willcox, 1969, S. 68) Wo frühere Territorien aufgehört haben, ein selbständiges politisches oder administratives Gebiet zu sein, wurde es unter dem früheren vorherrschenden Gebiet klassifiziert (z.B. wurden Bosnien und Herzegovina unter Österreich platziert). In allen Tabellen werden die Migranten in 12-Monats-Perioden dargestellt, soweit es möglich war. Rechnungsjahre wurden meistens von Kalenderjahren getrennt dargestellt, wobei eine Information über die exakte Periode des Rechnungsjahres in den Anmerkungen gegeben wurde. Wo Statistiken nur für Fünfjahres- oder Zehnjahres-Zeiträume vorlagen, wurde in den Originalquellen nach den jeweiligen Jahresdaten recherchiert. Es kamen für die Studie nur Statistiken offizieller Quellen zur Anwendung. Nur in seltenen Fällen wurde auf sekundäre Quellen zurückgegriffen (Briefe, offizielle Korrespondenzen). Der Vorzug wurde den offiziellen Statistiken mit dem spätesten Datum gegeben. Die Nationalen Statistiken des vorliegenden Datenhandbuches berichten die Berufe in der Klassifikation, die in den Quellen verwendet wurde. Wo möglich, wurde die Untergliederung mit den sechs Klassen 'Landwirtschaft', 'Industrie und Bergbau', 'Transport und Handel bzw. Kommunikation', 'Hausdienstleistungen und Handwerk', 'freie Berufe und öffentliche Dienstleistungen', sowie 'andere Berufe, keinen Beruf, Beruf unbekannt' gewählt. Familienmitglieder, die nicht berufstätig waren, wurden in Kategorie 6 (andere Berufe, keinen Beruf, Beruf unbekannt) eingeordnet. (Ferenczi und Willcox, 1969, S. 70) In den nationalen Datentabellen, in denen die Einwanderer nach dem Land des letzten ständigen Aufenthaltsortes oder nach ihrer Nationalität aufgeführt werden, wurde meistens die Klassifikation der genutzten offiziellen Quelle des jeweiligen Landes beibehalten, wobei die genutzte Klassifikation der USA als Arbeitsgrundlage für eine Vereinheitlichung der Kategorien diente. Wenn die jeweiligen nationalen Untergliederungen sehr viel mehr Klassifikationen hatten als jene der USA, wurden diese Untergliederungen den größeren Gruppen der US-Klassifikation angepasst. Wo es schwierig war, ein Territorium einem Land zuzuordnen, wurde die Klassifikation des 'International Statistical Institute' (ISI) herangezogen. In anderen Fällen wurde die Nationalität oder die Volkszugehörigkeit nach geographischen oder politischen Gesichtspunkten gewählt (z.B.: Juden (nicht spezifiziert) wurden unter den Gruppen 'andere Europäer' aufgeführt. Juden (polnisch) wurden unter 'Polen' aufgeführt. Türken (nicht spezifiziert) wurden unter 'Türken in Asien' aufgeführt, etc.). (Ferenczi und Willcox, 1969, S. 70)
Finnland
Finnland führte zwei Arten von Migrationsstatistiken: 1. jene, die durch die Prozesse und das Handeln von Verwaltungen entstanden sind und 2. jene, die über Passagierlisten von Transportunternehmen geführt wurden.
Zu 1: Die von der Verwaltung geführten Auswanderungsstatistiken werden in folgender Weise erstellt: Die Gouverneure der verschiedenen Bezirke senden jährliche Listen von Personen, die Reisepässe für die Ausreise erhalten haben. Es wurden Formulare verwendet, auf denen die Reisepässe nach den Ländern außerhalb Europas unterschieden werden und detaillierte Informationen über die Inhaber von ihnen gegeben werden. Staatsbeamte erhalten die notwendigen Informationen über die Rückkehr von ausgewanderten Bürgern bei den jährlichen Sitzungen, bei denen die Steuerlisten überarbeitet und an die Gouverneure weitergeleitet werden.
Zu 2: Die Passagierstatistiken der Transportunternehmen über die Rückkehr von Emigranten geben höhere Werte an als die es in der amtlichen Auswanderungsstatistik der Fall ist. Sie überschreiten die wahre Zahl, weil (a) sie eine kleine Anzahl von ausländischen Einwanderern (also keine finnischen Bürger) einschließt, und b) weil sie sich in der Regel auf die Gesamtbewegungen der Passagiere bezieht, unabhängig von der Dauer des beabsichtigten Wohnsitzes. Daher wird hier die Anzahl der Migranten etwas überschätzt. Auf der anderen Seite beziehen sich die Angaben in den Steuerlisten auf Emigranten, die mit dem Ziel zurückkehren, ihren Wohnsitz wieder aufzunehmen.
Statistiken über die Anzahl der Migranten aus Finnland nach Brasilien (1919-24), Kanada (1900-24) und die Vereinigten Staaten (1899-1924) finden sich in den nationalen Tabellen zu diesen Ländern. Statistiken über die Zahl der Migranten, die aus den Vereinigten Staaten nach Finnland zurückkehren (1908-24), werden in den nationalen Tabellen für das letztere Land (USA) aufgeführt.
Tabellen
A. Auswanderung aus Finnland A.01 Auswanderung: Auswanderer nach Geschlecht und Alter mit Ziel eines aussereuropäischen Landes, 1882-1924. A.02 Auswanderung: Auswanderer nach Beruf, 1893-1924. A.03 Auswanderung: Interkontinentale Auswanderung nach Zielland, 1882-1917.
B. Einwanderung nach Finnland B.01 Einwanderung: einwandernde Finnen nach Alter und Geschlecht, 1894-1924. B.02 Einwanderung: einwandernde Finnen nach Land des letzten Wohnsitzes und nach Geschlecht, 1894-1916.
C. Gegenüberstellung von Ein- und Auswanderung C.01 Abreisen und Ankünfte nach den Listen der Schifffahrts-Gesellschaften, 1894-1924. C.02 Einwanderung: indirekte Statistik – Einwanderung aus Finnland in die USA nach Geschlecht, 1872-1898.
2. Nationalgefühl und Zusammengehörigkeitsgefühl (35-52),
3. Betrug und Steuerhinterziehung (53-58),
4. Europäisches Parlament (59-66).
Themen: 1. Standard- und Trendfragen: Politikinteresse; eigene Meinungsführerschaft; allgemeine Lebenszufriedenheit; Zukunftserwartungen für das nächste Jahr in Bezug auf das Leben allgemein, die wirtschaftliche Situation des eigenen Landes, die finanzielle Situation des eigenen Haushalts, die Arbeitsmarktsituation des eigenen Landes und die eigene berufliche Situation; Vertrauen in Institutionen (Presse, Radio, Fernsehen, Justiz, Polizei, Armee, religiöse Institutionen, Gewerkschaften, Parteien, Unternehmen, nationale Regierung, nationales Parlament, EU, Vereinte Nationen, Wohlfahrts- und Hilfsorganisationen); allgemeine Einstellung zur EU-Mitgliedschaft des Landes; Beurteilung der Vorteilhaftigkeit der EU-Mitgliedschaft des Landes; positives oder negatives Image der EU; die EU steht für Frieden, Wohlstand, Sozialschutz, Reisefreiheit, kulturelle Vielfalt, Einfluss in der Welt, Euro-Währung, Arbeitslosigkeit, Bürokratie, Geldverschwendung, Verlust kultureller Identität, Kriminalitätszunahme und unzureichende Kontrolle an den Außengrenzen; persönliche Empfindung für die EU; Beurteilung der Entwicklungsgeschwindigkeit der EU (Skalometer); Einstellung zur Entwicklung Europas zu einer politischen Einheit; Bedauern eines Scheiterns der EU; Selbsteinschätzung der Informiertheit über die EU (Skalometer), genutzte und erwünschte Informationsquellen über die EU, ihre Politik und ihre Institutionen; Zufriedenheit mit dem Umfang sowie der Objektivität der Berichterstattung der nationalen Medien über die EU; Kenntnis ausgewählter europäischer Institutionen (Europäisches Parlament, Europäische Kommission, Europäischer Ministerrat, Gerichtshof der Europäischen Gemeinschaft, Europäischer Ombudsmann, Europäische Zentralbank, Europäischer Rechnungshof, Regionalausschuss, EU-Ausschuss für Wirtschaft und Soziales); Einschätzung der Vertrauenswürdigkeit und Wichtigkeit dieser EU-Institutionen; Demokratiezufriedenheit im Land und in Europa; wichtigste Probleme und Einschätzung der Rolle der EU in Bezug auf diese Probleme (Kriminalität, Verkehr, Wirtschaft, steigende Preise bzw. Inflation, Steuern, Arbeitslosigkeit, Terrorismus, Landesverteidigung bzw. auswärtige Angelegenheiten, Wohnsituation, Einwanderung, Gesundheitssystem, Bildungssystem, Renten, Umweltschutz); Präferenz für Entscheidungen auf Landesebene oder auf EU-Ebene (Subsidiaritätsprinzip) in den folgenden Bereichen: Verteidigung, Umweltschutz, Währung, humanitäre Hilfe, Gesundheitswesen, Medien und Pressefreiheit, Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung, Arbeitslosigkeitsbekämpfung, Agrarpolitik und Fischereipolitik, Unterstützung wirtschaftlich schwacher Regionen, Bildungswesen, Wissenschaft und Forschung, Information über die EU sowie ihre Politik und Institutionen, Außenpolitik, Kulturpolitik, Einwanderungspolitik, Asylpolitik, Bekämpfung des organisierten Verbrechens, Polizei, Justiz, Flüchtlingspolitik, Abwendung von Jugendkriminalität und Kriminalität in Städten, Drogenpolitik, Bekämpfung von Menschenhandel und Ausbeutung, Bekämpfung von internationalem Terrorismus sowie Angehen des Problems der alternden Bevölkerung; Einstellungen zur gemeinsamen Währung (Euro), zu einer gemeinsamen EU-Außenpolitik und Verteidigungspolitik, zur EU-Erweiterung, zur Konzentration von Verantwortlichkeiten auf EU-Ebene, die auf nationaler Ebene nicht effizient gehandhabt werden können, zur Abdankung von EU-Regierungsmitgliedern, wenn sie nicht die Mehrheit im Parlament haben, zur politischen Bildung in Schulen über EU-Institutionen sowie zur Zusammensetzung der Europäischen Kommission; erwünschte Prioritäten in der EU-Politik und wahrgenommene Effizienz der Problemlösung in Bezug auf folgende Bereiche: Neuaufnahme von Mitgliedsstaaten, Bürgernähe der EU, erfolgreiche Einführung des Euro, Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung, Umweltschutz, Verbraucherschutz, Arbeitslosigkeitsbekämpfung, Reform von EU-Institutionen, Bekämpfung des organisierten Verbrechens und des Drogenhandels, Stärkung des Ansehens der EU in der Welt, Friedenssicherung und Sicherheit in Europa, Bürgerrechte; Bekämpfung von Terrorismus und illegaler Einwanderung; Einstellungen zu einer Weiterentwicklung Europas bezüglich einer europäischen Eingreiftruppe, zu einer gemeinsamen außenpolitischen Haltung bei internationalen Krisen, zu einem europäischen Außenminister, zu einem EU-Sitz im UN-Sicherheitsrat, zum Mitspracherecht neutraler Staaten und zukünftiger Mitgliedsstaaten bei der Außenpolitik, zur Unabhängigkeit der EU-Außenpolitik von den USA, zum Schutz der Menschenrechte in den Mitgliedsstaaten und darüber hinaus sowie zu einer gemeinsamen Einwanderungs- und Asylpolitik; Präferenz für eine nationale, europäische oder NATO-Entscheidungsgewalt über die europäische Verteidigungspolitik; Einstellung zur EU-Erweiterung.
2. Nationalgefühl und Zusammengehörigkeitsgefühl: Wichtigkeit der Lebensbereiche (Familie, Partner, Freundschaft, Arbeit, Bildung, Freizeit und Urlaub, Kunst und Kultur, Sport, Religion, Politik, Gesundheit, Sexualität, Geld); Wichtigkeit ausgewählter Werte für den Befragten selbst sowie vermutete Bedeutung dieser Werte im eigenen Land, in der EU, in den USA und in der arabischen Welt: Gesetz, Menschenwürde, Menschenrechte, individuelle Freiheit, Demokratie, Frieden, Gleichheit, Solidarität, Toleranz, Religion, Selbstverwirklichung, Respekt gegenüber anderen Kulturen; Einstellung zum Verhältnis von Staat und Individuum; Einstellung zur verschärften Bestrafung oder verständnisvollen Behandlung von Kriminellen; Forderung nach vermehrter politischen Partizipation der Bürger des eigenen Landes; Einstellung zum Beitrag der Immigranten für das eigene Land; Immigranten als Gefahr für das Land; Einstellung zum Verhältnis von Umweltschutz und Wirtschaftswachstum (Split: zwei alternative Frageformulierungen); Einstellung zur freien Marktwirtschaft; präferierte Bereiche für ein eigenes Engagement (Sport, Musik, Kunst und Kultur, Vereine, Umweltschutz, Politik, Gewerkschaft, Religion, Soziales, Brauchtum und Traditionspflege, lebenslanges Lernen); präferierte Art des Engagements (finanzielle Unterstützung oder ehrenamtliche Tätigkeit); Bereitschaft und Motive zum Erlernen von Fremdsprachen; Interesse an nationaler, europäischer sowie weltweiter Politik in den Bereichen Wirtschaft, Kunst und Kultur, Musik, Sport und Lebensstil; persönliche Affinität zu den einzelnen Mitgliedsländern der EU und weiteren ausgewählten Ländern und Kontinenten; Selbstwahrnehmung als Europäer oder Angehöriger des eigenen Staates; Nationalstolz; Stolz, Europäer zu sein; persönliche Verbundenheit mit der Stadt, der Region, dem Land und Europa; Beurteilung der Rolle der USA und der EU bei folgenden Problemen: Weltfrieden, Kampf gegen Terrorismus, Wachstum der Weltwirtschaft, Armutsbekämpfung und Umweltschutz; Präferenz für eine EU-Verfassung; präferierter Wahlmodus für den Präsidenten der Europäischen Kommission; präferierte Dauer des nationalen Vorsitzes im Europarat; Einstellung zum Vetorecht der Mitgliedstaaten bei EU-Entscheidungen.
3. Betrug und Steuerhinterziehung: Kenntnis von Betrugsfällen, Steuerflucht, Geldwäsche sowie Produktpiraterie im eigenen Land, in EU-Mitgliedsstaaten, bei den Aufnahmekandidaten und weltweit; wichtigste Sorgen und Probleme (Produktpiraterie, Hacker und Softwarepiraterie, Betrug im Handel, Betrug bei der Qualität von Lebensmitteln, Betrug am Staat und an der EU durch Steuerhinterziehung und Missbrauch von Hilfsgeldern, Geldwäsche, Falschgeld, Schwarzarbeit, Schmuggel, Korruption, Verbrechen nationaler sowie europäischer Institutionen und Regierungen); Zufriedenheit mit der Berichterstattung der Medien über den Missbrauch von EU-Geldern (Skala); Vertrauen in Institutionen beim Kampf gegen den Missbrauch von EU-Geldern; Einstellungen zu den Auswirkungen und der Verbreitung von Missbrauch von EU-Geldern; gewünschte Priorität und wahrgenommene Effektivität des Kampfes gegen solche Betrugsfälle; präferierte Kooperationen von Institutionen im Kampf gegen Betrug; gewünschte Rolle der EU bezüglich der Koordination und Berichterstattung über den Kampf gegen den Missbrauch von EU-Geldern; präferierte Informationsquellen über den Kampf der EU gegen Betrug.
4. Europäisches Parlament: Wahlbeteiligungsabsicht bei einer Wahl auf nationaler Ebene und bei der Wahl zum Europäischen Parlament (Skalometer); benutzte Informationsmedien über das Europäische Parlament und weiteres Informationsinteresse; Einschätzung der Auswirkungen von Entscheidungen und Aktivitäten der regionalen Regierung, der nationalen Regierung, des nationalen Parlaments, der EU und des Europäischen Parlaments auf den Befragten; Einschätzung des Europäischen Parlaments in Bezug auf: Vertretung der Interessen der Bürger, Machtfülle im Vergleich zu nationalen Parlamenten sowie Wichtigkeit der Wahlen zum Europaparlament; präferierte Themen für den nächsten Wahlkampf des Europaparlaments (nationale Themen, Landwirtschaft, Umwelt, Kriminalität, Beschäftigung, Einwanderung, Bildung, Verteidigung, Außenpolitik, EU-Erweiterung, Reform der EU-Institutionen, Aufgaben des Europaparlaments, EU-Bürgerrechte); Anreize, die zum Wahlgang bei der Wahl des Europaparlaments motivieren könnten: kostenfreier Öffentlicher Nahverkehr am Wahltag, Wahlkabinen im Supermarkt, Wählen per Internet und am Arbeitsplatz, Zeitgleichheit mit anderen Wahlen, Zeitgleichheit der Wahl des Europaparlaments in allen beteiligten Ländern, regionale Kandidatenlisten, wählbare Kandidaten aus anderen Mitgliedstaaten, mehr Zeit zur Registrierung.
Nur in Italien wurde gefragt: Kenntnis und Bedeutung der Präsidentschaft Italiens im Ministerrat der EU.
Demographie: Nationalität; Selbsteinschätzung auf einem Links-Rechts-Kontinuum; Familienstand; Alter bei Ende der Ausbildung; Geschlecht; Alter; berufliche Position; Stellung im Haushalt; Beruf des Haushaltsvorstandes; Urbanisierungsgrad; monatliches Haushaltseinkommen.
Zusätzlich verkodet wurden: Interviewdatum und Interviewbeginn; Interviewdauer; Anzahl der beim Interview anwesenden Personen; Kooperationsbereitschaft des Befragten; Ortsgröße; Region; Intervieweridentifikation; Telefonbesitz (Mobiltelefon und Festnetz).
In Luxemburg, Belgien und Finnland: Interviewsprache.
Inhaltsangabe: Einleitung: Seit der politischen Wende im ehemaligen Einflussbereich der Sowjetunion und der Auflösung des Rates für gegenseitige Hilfe (RGW) in den 80er Jahre sind die Staaten des östlichen Mitteleuropas sowie des östlichen und südöstlichen Europas, aber auch viele Staaten in Südostasien mit unterschiedlich ausgeprägtem Reformwillen bestrebt, die sozialistische Planwirtschaft zu überwinden und marktwirtschaftliche Strukturen aufzubauen. Dies gilt ebenfalls für Vietnam. Nach der Wiedervereinigung Süd- und Nordvietnams im Jahr 1975 wurde im ganzen Land die zentrale Planwirtschaft nach sowjetischem Vorbild eingeführt. Dieser Planwirtschaft hatte zusammen mit den Folgen des Krieges und mit den Auswirkungen der Außenpolitik Vietnams zur Wirtschaftskrise des Landes Anfang der 80er Jahre geführt: Geringe Produktivität, galoppierende Inflation, Armut, massive Arbeitslosigkeit, Hungersnot und Nullwachstum kennzeichneten die damalige Situation. So sah sich die vietnamesische Regierung gezwungen, einige Lockerungen in der Wirtschaft vorzunehmen (z.B. das Vertragssystem in der Landwirtschaft, die Erhöhung der Betriebsautonomie in der Industrie und Veränderungen in der Währungs-, Lohn-, und Preispolitik), um die Wirtschaftslage und damit die Lebensbedingungen der Bevölkerung zu verbessern. Obwohl es dadurch zu Produktions-, insbesondere zu Reisproduktionssteigerungen kam und die Wirtschaft sich etwas erholen konnte, verbesserte sich die gesamte wirtschaftliche und soziale Situation jedoch im Wesentlichen nicht. Vielmehr führten die Währungs- und Preispolitik mit den Verzerrungen der zentralen Planwirtschaft im Rahmen der Wirtschaftlockerungen zu einer noch tieferen Krise, so dass die vietnamesische Regierung zu einem Umsteuern keine Alternative sah. 1986 wurde die wirtschaftspolitische Reformpolitik (Erneuerungspolitik, auf Vietnamesisch 'Doi Moi') eingeleitet, mit der Vietnam den Transformationsprozess von einer sozialistischen Planwirtschaft zu einer freien Marktwirtschaft begonnen hat, der bis heute andauert. Ziel der Arbeit ist es, die Transformation in Vietnam darzustellen. Dabei werden die wichtigsten Reformschritte bzw. -maßnahmen und deren Ergebnisse dargestellt sowie gegenwärtige Probleme aufgezeigt. Darüber hinaus werden für die zukünftige Entwicklung Vietnams – insbesondere unter dem Aspekt der internationalen Integration – wichtige Herausforderungen, erzielte wirtschaftliche Erfolge sowie bestehende Defizite aufgezeigt und analysiert. In diesem Zusammenhang werden auch Entwicklungsmöglichkeiten für Vietnam aufgezeigt. Dabei wird auf die Transformationswege näher eingegangen. Somit ist der Transformationsprozess ebenfalls Gegenstand der Untersuchung. Bei dieser Untersuchung geht es auch darum aufzuzeigen, ob die seit der Reformpolitik 1986 eingeleitete Transformation von Vietnam auch wirklich eine Transformation darstellt, oder ob es sich nur um eine unvollständige Transformation handelt. Gang der Untersuchung: Diese Arbeit ist in vier Teile (Kapitel 2, 3, 4 und 5) unterteilt. In dem ersten theoretischen Teil werden neben der Begriffsdefinition die Notwendigkeit der Transformation und wichtige Reformschritte dargestellt. In dem zweiten Teil wird auf die Wirtschaft Vietnams vor der Reform näher eingegangen. Hierbei werden die Ursachen der tiefgreifenden Wirtschaftskrise Vietnams und einige Lockerungsmaßnahmen für die Wirtschaft im Zeitraum von 1981 bis 1986 aufgeführt. Der dritte Teil befasst sich mit der Transformation in Vietnam. Dabei werden die wichtigsten Reformschritte bzw. -maßnahmen und deren Ergebnisse sowie gegenwärtige Probleme in der Landwirtschaft, im Preissystem, in der Geld- und Finanzpolitik, in den Staatsunternehmen und in der Privatisierung sowie in der Außenwirtschaft dargestellt. Im letzten Teil der Arbeit werden wichtige Herausforderungen mit globalem Bezug, erzielte wirtschaftliche Erfolge sowie bestehende Defizite im Hinblick auf die zukünftige Entwicklung Vietnams aufgezeigt und analysiert und damit im Zusammenhang stehende Entwicklungsmöglichkeiten dargestellt. Dabei wird auf die Transformationswege näher eingegangen. Abgerundet wird die Arbeit mit einer Zusammenfassung und einer Schlussbemerkung.Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis: ABKÜRZUNGSVERZEICHNISIII ABBILDUNGSVERZEICHNISIV TABELLENVERZEICHNISV 1.EINLEITUNG1 1.1PROBLEMSTELLUNG1 1.2GANG DER UNTERSUCHUNG2 2.THEORETISCHE GRUNDLAGEN3 2.1BEGRIFFSDEFINITION3 2.2NOTWENDIGKEIT DER TRANSFORMATION3 2.3WICHTIGE REFORMSCHRITTE5 2.3.1Reform im Preissystem6 2.3.2Stabilisierung des Geldwertes7 2.3.3Reform im Finanzwesen8 2.3.4Unternehmensreform und Privatisierung9 2.3.5Reform der Außenwirtschaft10 3.WIRTSCHAFT VIETNAMS VOR DER REFORM12 3.1DIE WIRTSCHAFTSKRISE VIETNAMS UND IHRE URSACHEN12 3.1.1Folgen des Krieges14 3.1.2Folgen der zentralen Planwirtschaft15 3.1.3Auswirkungen der Außenpolitik18 3.2WIRTSCHAFTSLOCKERUNGEN VON 1981 BIS 198619 4.TRANSFORMATION IN VIETNAM24 4.1REFORM DER LANDWIRTSCHAFT25 4.2LIBERALISIERUNG DES PREISSYSTEMS31 4.3SCHAFFUNG DER GELDWERTSTABILITÄT35 4.3.1Bekämpfung der Inflation35 4.3.2Reform des Finanzsystems38 4.4UNTERNEHMENSREFORM UND PRIVATISIERUNG43 4.4.1Reform der staatlichen Unternehmen43 4.4.2Förderung der Privatwirtschaft50 4.5REFORM DER AUSSENWIRTSCHAFT54 4.5.1Liberalisierung des Außenhandels und Exportförderung54 4.5.2Aufbau der Wirtschaftsbeziehungen mit 'nichtsozialistischen' Ländern und weltwirtschaftliche Integration56 4.5.3Förderung ausländischer Investitionen61 5.ZUKUNFTSPERSPEKTIVEN64 5.1HERAUSFORDERUNGEN65 5.1.1Landwirtschaft65 5.1.2Armut und Einkommensunterschiede69 5.1.3Bildung, Gesundheitswesen und soziale Sicherung72 5.1.4Infrastruktur76 5.1.5Industriepolitik78 5.2ERFOLGE, DEFIZITE UND TRANSFORMATIONSWEGE81 6.ZUSAMMENFASSUNG UND SCHLUSSBEMERKUNG90 ANHANGVII LITERATURVERZEICHNISXXIII INTERNETQUELLENXXIXTextprobe:Textprobe: Kapitel 4, Transformation in Vietnam: Auf dem VI. Parteitag der KPV im Dezember 1986, dem sogenannten 'Reformparteitag', ergriff die neue Parteiführung die Initiative zu einer ideologischen und wirtschaftspolitischen Richtungsänderung. Neues Leitbild der Entwicklung sollte eine multisektorale Wirtschaft sein, in welcher der staatliche, der genossenschaftliche und der private Sektor gleichberechtigt nebeneinander existieren. Dies bedeutet, dass verschiedene Eigentumsformen an Produktionsmitteln in der gesamten Wirtschaft erlaubt sind. Die bis dahin vorgegebene zentrale Planung wurde in Frage gestellt, Subventionen an die Staatsbetriebe und das staatlich festgesetzte Preisgefüge sollten abgeschafft sowie die industrielle Entwicklung gegenüber der landwirtschaftlichen nicht mehr bevorzugt werden. Die Familienwirtschaft sollte gefördert und eine außenwirtschaftliche Öffnung angestrebt werden. Diese 1986 begonnene Reform konnte zu einem konsistenten Paket geschnürt werden, nachdem die vietnamesische Regierung Anfang 1989 ein binnen- und außenwirtschaftliches Liberalisierungs- sowie ein geld-, fiskal und strukturpolitisches Stabilisierungsprogramm auflegte. Die damit verbundenen Maßnahmen sollten einen effektiven Beitrag zur Lösung der akuten makroökonomischen Probleme leisten. Aus Sicht der Sozialpolitik sollte die Einführung der Reformen in erster Linie die Sicherung der Nahrungsmittelversorgung für die eigene Bevölkerung gewährleisten und den Lebensstandard der gesamten Bevölkerung verbessern. In den folgenden Abschnitten werden die Reformschritte bzw. –maßnahmen und deren Ergebnisse dargestellt sowie gegenwärtige Probleme aufgezeigt. Reform der Landwirtschaft: Vietnam hat eine Bevölkerungsanzahl von rund 86 Mio. Menschen und eine Fläche von ca. 331.000 km2. Es ist vorrangig ein Agrarland. Bis 1986 war die Agrarproduktion naturabhängig und kaum diversifiziert. Die traditionelle Struktur der Produktion war bis dahin unverändert geblieben. Die Bauern hatten mit winzigen Parzellen, bescheidenster technologischer Ausrüstung und einer schmalen Palette von Produktionstätigkeiten (Feldbau, Viehzucht im Nebengewerbe und etwas Forstwirtschaft) zurecht zu kommen. Zudem produzierten sie überwiegend für den Eigenbedarf oder für den Austausch gegen andere für den eigenen Konsum benötigte Waren (Selbstversorgung der Subsistenzwirtschaft). Nach der Wiedervereinigung Vietnams 1975 war die Landwirtschaft im ganzen Land der Bodenumverteilung und der Kollektivierung ausgesetzt. Die Kollektivierung führte später zu Zwangsgenossenschaften bzw. zur Umwandlung der vietnamesischen Dörfer in landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften (Kooperativen). Die Preise und Umsatzmengen der Bauern waren von nun an vom Staat festgelegt. Die Arbeit der Bauern wurde weniger nach Leistung, sondern mehr nach Sozial- und Klassengesichtspunkten bewertet und durch Zuteilung von so genannten 'Arbeitspunkten' belohnt. Die Zwangskollektivierung im Süden war allerdings, trotz des staatlichen Drucks, nicht weit fortgeschritten. Während im Norden 97% der landwirtschaftlichen Produktion kollektiviert waren, waren im Süden nur 20% der Bauernhaushalte in die Genossenschaften eingetreten. So wurden einige Agrarprodukte wie z.B. Reis vor allem von Kooperativen bewirtschaftet, während andere wie z.B. Eier, Fleisch, Fische, Obst und Gemüse überwiegend von privaten Bauern geliefert wurden. Das Ziel der Wirtschaftspolitik in den Jahren nach 1975, nämlich die Kleinproduktion in der gesamten Wirtschaft zu einer sozialistischen Großproduktion zu entwickeln, wurde bis dahin nicht erreicht (vgl. Kapitel 3.1.2). Auch Investitions- und Modernisierungsplanungen für den Agrarsektor waren wenig erfolgreich, obwohl einige Bewässerungsprojekte bessere Energie- und Wasserversorgungsmöglichkeiten auf den Feldern im Norden gebracht haben. Die Bevorzugung der industriellen Entwicklung gegenüber der Landwirtschaft führte dazu, dass der Staat hohe Investitionen für den Aufbau der Schwerindustrie, besonders für den Bau industrieller Großprojekte, getätigt hat. Dabei wurden die Erhöhung der Produktion von Konsumgütern und Exportwaren und insbesondere die Lösung der Ernährungsprobleme mit Hilfe der Landwirtschaft vernachlässigt. Daher wurde seit dem VI. Parteitag, vor allem seit den konkreten landwirtschaftlichen Reformbeschlüssen vom April 1988, die Entwicklung der Landwirtschaft bzw. der Agrarproduktion als erste Priorität angesetzt. Im Zentrum der Zielsetzungen standen dabei die Sicherstellung der Nahrungsmittelproduktion und die Beschleunigung des Produktionszuwachses. Demnach wurde die Landwirtschaft mit Produktionsmitteln und Arbeitskräften sowie mit besserer Infrastruktur versorgt (Dies reichte vom Ausbau von Straßenverbindungen über Elektrizitäts- und Telekommunikationseinrichtungen bis hin zur Modernisierung des Bewässerungswesens und zur Verbesserung der Gesundheitsvorsorge und der ländlichen Schulbildung). Hierbei ging es in erster Linie – neben quantitativen Zuwächsen – um mehr qualitative Effizienz. Dafür wurde ein Finanzierungsprogramm konkret festgelegt, so dass die staatlichen Ausgaben für landwirtschaftliche Investitionen im Jahr 1987 gegenüber dem Vorjahr (24,5%) auf 29% stiegen. Da es nun um die Produktivkräfte geht und nicht mehr um die Produktionsverhältnisse, wurde auf die Eigentumsverhältnisse mit dem Ziel der Schaffung von Kollektiv- und Staatseigentum nicht mehr Wert gelegt. Privateigentum an Produktionsmitteln erhielt jetzt den gleichen Rang wie genossenschaftliches und staatliches Eigentum.
Inhaltsangabe: Einleitung: Auch wenn das Thema "Bildende Künste im Dritten Reich" in den letzten Jahren zweifellos in größerem Umfang behandelt wird, ändert dies nichts daran, dass diesem im Gegensatz zu anderen wissenschaftlichen Bereichen immer noch zu wenig Interesse entgegengebracht wird. In Büchern, die versucht sind, einen kompletten Überblick über die Kunst dieses Jahrhunderts zu schaffen, werden die Jahre von 1933 bis 1945 immer noch ignoriert, als hätten 12 Jahre deutsche Kunstgeschichte einfach nicht stattgefunden. Selbst Kunsthochschulen und andere Fakultäten ziehen diese "Entsorgung der Kunstgeschichte" der ernsthaften Auseinandersetzung vor. Womit ist dies zu erklären? Wenn es sich hier nur um eine lächerliche und minderwertige Kunst handelt, wie so oft behauptet, ist es dann nicht erst recht ein Grund, diese der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, um endlich den Beweis für die "kulturelle Wertlosigkeit" des Dritten Reichs zu liefern? Die Auseinandersetzung mit diesem Thema ist wichtig und unverzichtbar. Egal, ob man die "Dritte Reichs-Kunst" ihrer Minderwertigkeit überführen, oder ihre teilweise durchaus vorhandene Qualität anerkennen will. Es ist keine Seltenheit, wenn Kritiker behaupten, dass eine tiefer gehende Beschäftigung oder Erforschung der Kunst des Dritten Reichs einfach nicht lohnenswert ist, da diese Zeit schließlich keine neue, selbstgeschaffene Kunst hervorgebracht hat, und dementsprechend nur als formal rückständig und wissenschaftlich als nicht erwähnenswert zu betrachten sein muss. Tatsächlich treten die NS- Werke vom Künstlerischen her zum größten Teil hinter der "entarteten" zurück, darin besteht kein Zweifel. Doch sieht man sich zum Beispiel die Werke eines Werner Peiner an, muss man wiederum zu der Erkenntnis gelangen, dass diese im Bereich der "Neuen Sachlichkeit" durchaus eine gute Figur machen. Kunst kommt schließlich von "Können", und ihr Handwerk verstanden viele der damaligen Künstler durchaus, auch wenn sie ihr Talent in die Hände eines diktatorischen Staates legten um überhaupt überleben zu können. Es war jedoch durchaus auch möglich, sich einen gewissen Wohlstand zu erarbeiten, zumindest solange man die vom Staat und seinen Machthabern geforderten "volksnahen" Werke lieferte, die meist fürstlich honoriert wurden. Dass einige Künstler, wie der Bildhauer Arno Breker, sich an diesem System dementsprechend zu bereichern wussten, steht ebenfalls außer Frage. Die Meinung, es gab keine neue, eigenständige Kunst im Dritten Reich, weder in Form von Architektur noch in der Malerei und der Plastik, hat in der Tatsache ihren Ursprung, dass die Kunst lediglich von außen her bestimmt worden ist, eben durch die Politik, der sie untergeordnet wurde, um sie zu deren Zwecke auszunutzen. Die Erkenntnis, dass im Nationalsozialismus ein zerstörerisches Zusammenspiel von politischem Terror und Kunst untrennbar miteinander verbunden war, sollte uns aber grade dazu veranlassen, die notwendige Auseinandersetzung mit diesem Thema anzugehen, denn man sollte sich die kulturhistorische Wichtigkeit und die künstlerische Qualität der Bilder vor Augen halten, um sich klar zu machen, wie und warum sie eigentlich entstanden sind. Auch wenn die Nationalsozialisten den Schwerpunkt ihrer Kunst auf die Architektur gesetzt hatten, und die Malerei und Plastik als "Schwesternkünste" galten, deckt die vorliegende Arbeit zu fast gleichen Anteilen den Bereich dieser Disziplinen im NS-Staat ab, da jede von ihnen mehr oder weniger der Massenbeeinflussung gedient hatte. Die Quellen und andere verwendete Literatur werden in entsprechenden Fußnoten und im Literatur- und Quellenverzeichnis aufgeführt. Es wird dabei jedoch kein Anspruch auf Vollzähligkeit der dargebotenen Informationen erhoben. An einigen Stellen musste auf Maßangaben und genaue Datierungen verzichtet werden, da zuverlässige Quellen sowohl in zeitgenössischen wie auch neuen Publikationen nur selten zu finden sind. Ein solch hoher Rechercheaufwand hätte zudem keine Verlässlichkeit der Ergebnisse garantiert.Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis: 1.Einleitung5 2.Kunstrichtungen vor 19337 2.1Die künstlerische Freiheit der Avantgarde7 2.1.1Das Brücke- Manifest 19058 2.1.2Der Blaue Reiter 19119 2.2Der "Kampfbund Deutscher Kultur"10 2.3Hitlers Kunstauffassung11 2.3.1Prägejahre in Wien14 2.4Vergleich des Expressionismus mit der Klassik16 3.Kunstpolitik nach 193317 3.1Die Verpflichtung der Künstler zur NS-Staatsideologie17 3.1.1Die "Reichskulturkammer"9 3.1.2Die Ausstellung "Entartete Kunst" 193719 3.1.3Die "Große Deutsche Kunstausstellung" 193723 3.2Hitlers "Führermuseum" in Linz25 3.2.1Geisteswissenschaftliche Elite als "Akteure des Kunstraubs"25 4.Neue Deutsche Baukunst im Dritten Reich26 4.1Merkmale der NS- Baukunst26 4.1.1Stileklektizismus und Monumentalität26 4.1.2Material in der NS-Architektur28 4.1.3Drei grundsätzliche Stilrichtungen der Architektur im Dritten Reich29 4.2Paul Ludwig Troost als Wegbereiter der NS- Architektur29 4.2.1Das "Haus der Deutschen Kunst"29 4.3Albert Speers Aufstieg zum Architekt des Dritten Reichs30 4.3.1Erste Bauaufträge30 4.4Gigantomanie im NS-Staat31 4.4.1Das Reichsparteitagsgelände31 4.4.1.1Das Zeppelinfeld32 4.4.1.2Der "Lichtdom"33 4.4.2Der "Deutsche Pavillon" 19375 4.4.3Die "Große Halle" von Germania36 4.5NS-Architektur im Vergleich zur Faschistischen Architektur Italiens38 4.6Stellungnahme zur Architektur im Dritten Reich39 5.Plastik im Dritten Reich41 5.1Die Plastik zur Vermittlung der Herrenmenschenideologie41 5.2Josef Thorak44 5.2.1Form- und Stilanalyse des Werkes "Kameradschaft"44 5.2.2Form- und Stilanalyse des Werkes "Zwei Menschen"45 5.3Arno Breker47 5.3.1Form- und Stilanalyse des Werkes "Bereitschaft"47 5.3.2Form- und Stilanalyse des Werkes "Berufung"49 5.4Vergleich mit der Plastik "entarteter" Künstler an ausgewählten Werken50 5.4.1Arno Breker: "Kameraden"50 5.4.2Käthe Kollwitz: "Mutter mit dem toten Sohn"53 5.4.3Arno Breker: "Siegerin"54 5.4.4Ernst Barlach: "Sorgende Frau"55 5.5Stellungnahme zur Plastik im Dritten Reich56 6.Malerei im Dritten Reich 58 6.1Wiederaufgreifen der Malerei des 19. Jahrhunderts58 6.2Adolf Ziegler59 6.2.1Form- und Stilanalyse :"Die vier Elemente"59 6.2.2Form- und Stilanalyse :"Akt"61 6.3Werner Peiner63 6.3.1Form- und Stilanalyse: "Deutsche Erde"63 6.4Vergleich mit der Malerei "entarteter" Künstler an ausgewählten Werken65 6.4.1Adolf Wissel: "Kalenberger Bauernfamilie"65 6.4.2Max Beckmann: "Familienbild"67 6.4.3Hans Schmitz-Wiedenbrück: "Arbeiter, Bauern und Soldaten"68 6.4.4Otto Dix: "Der Krieg"69 6.5Stellungnahme zur Malerei im Dritten Reich71 7.Der Umgang mit der Bildenden Kunst des Dritten Reichs nach 194572 8.Schlussbetrachtung76 8.1Ergebnis der Recherche und der Auseinandersetzung mit dem Thema76 8.2Entwurfskonzept zu einem Erlebnismuseum der "Kunst des Dritten Reichs"77 9.Bildteil80 10.Literaturverzeichnis110 11.Bildverzeichnis112Textprobe:Textprobe: Kapitel 3.1.1, Die "Reichskulturkammer": Mit der Machtergreifung der Nazis wurde sofort jegliches künstlerische Schaffen, das nicht in die vorgefertigte Form der Faschisten-Ideologie passte, schlagartig gestoppt. Man gab den Malern 4 Jahre Zeit, sich dem "Neuen Deutschen Stil" anzupassen. Im Jahre 1933 wurde unter der Regie des Propagandaministers Joseph Goebbels (* 29. Oktober 1897 in Rheydt (heute zu Mönchengladbach); † 1. Mai 1945 in Berlin durch Suizid) die "Reichskulturkammer" gegründet, in welchem die Bereiche Presse, Film, Rundfunk, Theater, Musik, Literatur und die Bildenden Künste in einer berufständischen Einheit zusammengefasst wurden. Voraussetzung für eine Aufnahme war u.a. die deutsche Staatsangehörigkeit und die "arische" Abstammung. Juden, Kommunisten und andere unerwünschte Künstler, wurden als "entartet" aus ihren Ämtern getrieben, darunter Käthe Kollwitz, Ernst Barlach und viele andere. Selbst expressionistische Künstler, die Mitglieder der NSDAP waren, erhielten Berufsverbot. Eine Nichtaufnahme in diese Organisation bedeutete für den Berufsschaffenden den sicheren Untergang. Der neue "arisch-deutsche Stil", der von den Nazis in der Malerei vorgegeben wurde, löschte jedes freiheitliche Schaffen aus. Es galt von nun an lediglich ein Wiederaufgreifen der Genremalerei des 19. Jahrhunderts, denn es war nun statt der Moderne der Avantgarde eine Kunst gefragt, die dem vordergründig- optimistischen Weltbild der Nazi- Ideologie entsprechen sollte. Bei seiner Rede zur Gründung der "Reichskammer der Bildenden Künste", im Jahre 1933, hatte Propagandaminister und Kunstliebhaber Goebbels noch versichert, es werde gegenüber den Kulturschaffenden in Deutschland keine Diskriminierung auf Grund der Gesinnung geben, da Kunst auch im NS- Staat mit "Können" zu tun haben soll. Diese Aussage mag wahr gewesen sein, denn von allen führenden NS- Mitgliedern war Goebbels der einzige, der sich für eine "anspruchsvolle deutsche Kulturproduktion" eingesetzt hatte. Man sah auch zu Anfang durchaus noch einige expressionistische Künstler als große Könner an, wie zum Beispiel Schmidt-Rotluff, Nolde und Barlach. Goebbels selbst versuchte sogar bis zum Jahre 1936, bedeutende Künstler wie Thomas Mann und viele andere in Deutschland zu halten, jedoch ohne Erfolg. Diese Ausnahme der vermeintlichen Toleranz, die einigen wenigen Künstlern vorerst noch ein Gefühl der Unbehelligtheit gegeben haben mochte, erwies sich schnell als Trugschluss. Auf Hitlers Befehl hin wurden die "traditionsfeindlichen Kunstverderber" wie Expressionisten, Futuristen, Dadaisten und Kubisten gänzlich abgelehnt. Die Vielfalt des Intellektualismus wurde als "artfremd" und "ungesund" geächtet, ihre Werke zerstört und beschlagnahmt, was zur Folge hatte, dass immer mehr betroffene Künstler schon früh Deutschland verließen. Alles in allem fand also ein kultureller Rückschritt statt, was unter anderem der Grund ist, warum in vielen der heutigen Bücher, die einen umfassenden Überblick über die Kunstgeschichte in Deutschland schaffen wollen, die Jahre von 33 bis 45 einfach ausgeklammert werden. Daniel Zaidan, Studium der Architektur an der Fachhochschule Oldenburg, Abschluss 2008 als Diplom Ingenieur. Derzeit als Autor sowie als freier Mitarbeiter in diversen Architekturbüros tätig.
Introduction : the rise of authoritarian environmentalism -- Asserting "green" control : the state and its subjects -- "Green" China pacifies its borders - The state on the "Green" Belt and Road -- Global China goes "green" -- Environmental authoritarianism on a troubled planet.
This Handbook concentrates on democracy beyond the traditional governmental structures to explore the full scope of participatory governance. It argues that it is a political task to turn the shift from government to governance into participatory forms, and reflects on the notion of democracy and participatory governance, and how they can relate to each other. The volume offers key examples of how governance can be turned into a participatory form.