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Der Geburtenrückgang hat alle Industrieländer erfasst, jedoch in unterschiedlichem Ausmaß. Die Auswirkungen für die sozialen Sicherungssysteme, Wirtschaft und Staat sind von immenser Tragweite. Ob Familienpolitik die Geburtenrate beeinflussen kann, ist bisher umstritten. Angesichts der internationalen Gemeinsamkeit des Phänomens und der Länderunterschiede steht die Wissenschaft vor der Herausforderung einer integrierenden Erklärung, die auch den vielfältigen Entwicklungen seit 1970 gerecht wird. Der Autor untersucht die Ursachen des Geburtenrückgangs in neuartig breiter Dimension: 28 Länder werden über vier Jahrzehnte und anhand von 51 Faktoren analysiert. Es wird eine Erklärung entworfen, die ökonomische, gesellschaftliche, technische und politische Faktoren berücksichtigt und für den Beginn des Geburtenrückgangs und die heutige Ländervariation unterschiedliche Wirkmechanismen anführt. Die Makrostudie belegt einen erheblichen Einfluss der Familienpolitik und zeigt, welche Kontextbedingungen dabei wichtig sind. Die identifizierten politischen Maßnahmen können gleichzeitig die Lebensperspektiven für Familien verbessern und zur demografischen Nachhaltigkeit beitragen.

Der Autor stellt fest, daß demographische Studien zur Fertilität von Kohorten aufdecken, daß der Geburtenrückgang in der Bundesrepublik von einer beträchtlichen Verschiebung der Elternschaft begleitet wird. Es wird gezeigt, daß auf der Grundlage einer Analyse überlebenszeitbezogener Daten sowie einer Mikrosimulation eine Verschiebung der Mutterschaft in Abhängigkeit von der Expansion des Bildungssystems in den 60er und frühen 70er Jahren einhergeht. Darüber hinaus hat der Wandel in den Erziehungsstrukturen zu einer wachsenden Kinderlosigkeit in der jüngeren Generation beigetragen, wogegen es keine Verbindung zwischen der Reduktion der Familiengröße und des Wandels der Erziehungsstruktur gibt. Der Einfluß der gestiegenen Bildung auf den familiären Verlauf kann durch Theorien des Arbeitsmarktes erklärt werden. Biographische Aspekte der Fertilität sind in traditionellen Theorien bisher vernachlässigt worden. (HNÜbers.)

In dem Beitrag wird folgende Hypothese entwickelt: Wer in Entwicklungsländern wirtschaftliches Wachstum in Gang setzen will, muß eine Umwandlung des familiären Generationenvertrages in Kauf nehmen; denn eine moderne Ökonomie verträgt sich nicht mit den traditionellen Formen der Großfamilie. In dieser Hypothese liegt die Annahme beschlossen, daß ein staatlich garantiertes Einkommen im Alter kein Akt der Caritas und damit eine ökonomische Belastung ist, sondern - im Gegenteil - daß sie die Zündung eines sozialen Motors ist, der eine wachsende Ökonomie erst in Gang setzen kann. Zum Beweis der Hypothese wird eine historische und systematische Analyse durchgeführt. In der historischen Analyse werden die wesentlichen Etappen im Strukturwandel des Generationenvertrages von vorindustriellen und industriellen Gesellschaften nachgezeichnet, um ihn dann bis ins nächste Jahrtausend hinein zu verlängern. Der Lerngewinn dieser Analyse wird auf die systematische Untersuchung des Zusammenhangs von Generationenvertrag, Altersversicherung, Geburtenkontrolle und ökonomischem Wachstum übertragen, wie er sich in den meisten Entwicklungsländern herstellen läßt. Die systematische Analyse wird mit einem radikalen altenpolitischen Vorschlag verbunden, indem ein abstraktes Modell skizziert wird, daß unter Berücksichtigung nationaler Besonderheiten für die einzelnen Länder je besonders konkretisiert werden muß. Das zentrale Ergebnis der Untersuchung besagt: Wer in Entwicklungsländern ökonomisches Wachstum will, muß die gesetzliche Altersversicherung einführen. (RW)

"Die Zahl der Einwohner in der Bundesrepublik erreichte 1973 mit 62,1 Mill. ihren bisherigen Höchststand. Bis zum Jahresende wird der Bevölkerungsbestand auf 61,3 Mill. fallen, bis 1990 auf schätzungsweise 58 Mill. Hauptursache der Bevölkerungsabnahme ist der im internationalen Vergleich einmalige Geburtenrückgang. Am stärksten wird die Bevölkerungszahl in den Ballungsgebieten sinken. Trotz des Rückgangs der Einwohnerzahl um rund 3 Mill. wird die Zahl der Personen im erwerbsfähigen Alter - bedingt durch die Veränderung der Altersstruktur - bis 1990 noch um über eine Million zunehmen." (Autorenreferat)

Die Verfasserin gibt einen Überblick über Leben und Werk des Nationalökonomen Julius Wolf, wobei Wolfs bevölkerungswissenschaftliche Thesen im Mittelpunkt stehen. Das besondere Interesse an Wolfs bevölkerungswissenschaftlichem Werk begründet sich vom heutigen Standpunkt aus mit dessen multidisziplinären Konzepten, vom zeitgenössischem Standpunkt aus mit der Einbettung der Bevölkerungstheorie in die Sexualwissenschaft. Als Soziologe bereicherte Wolf mit der These von der Rationalisierung des Sexuallebens das bevölkerungswissenschaftliche Denken in Abgrenzung von ökonomischem Kosten-Nutzen-Denken einerseits, zu medizinisch-eugenischem und sozialtechnologischem Denken andererseits. Als Bevölkerungswissenschaftler entwickelte er die Theorie des "Bevölkerungsoptimums". Als Sexualwissenschaftler präsentierte er eine um eine sexualethische Dimension erweiterte Bevölkerungstheorie. Die Emanzipation der Sexualmoral von Tradition und Religion war für Wolf der eigentliche Grund für die abnehmenden Geburtenraten in Deutschland. (ICE2)

Die Verfasserin dekonstruiert das Verhältnis von Staat und Familie und dessen tradierte gesellschaftliche Codierung. Sie macht die wechselseitige und paradoxe Abhängigkeit beider Institutionen deutlich und zeigt, dass der beiden Institutionen zugrunde liegende Gesellschaftsvertrag unter einem Wandlungsdruck steht, der mit der Frauenemanzipation einher geht. Die Verfasserin diskutiert die Emanzipationskonzepte Gleichheit und Differenz und die verschiedenen Strategien einer Frauen- und Gleichstellungspolitik, die der politischen Förderung der Frauenemanzipation dient. Auf dieser Basis wird das Spannungsverhältnis zwischen Frauen- und Familienpolitik behandelt. Dabei wird ein zweifacher, geschlechterpolitisch bedeutsamer Paradigmenwechsel deutlich: zum Einen ein Wechsel innerhalb der Gleichstellungspolitik, der als Wechsel von der Frauenpolitik zum Gender Mainstreaming beschrieben werden kann, zum anderen ein Wechsel von der Frauenpolitik zur Familienpolitik. Die Verfasserin macht abschließend deutlich, dass die politische Förderung der Frauenemanzipation die einzige Chance für eine schrumpfende Gesellschaft ist. (ICE2)

In this paper, I argue that living with no or few children and low fertility was widespread in preindustrial societies. After a critical discussion of demographic transition theory and the concept of "natural fertility", I investigate fertility in early modern Europe. In doing so, I follow the suggestion of "cultural demography" and combine quantitative and qualitative research. I show a great extent and many variations of deliberate birth control before the "fertility decline" took place. This finding should help to see the actual level of fertility as less exceptional and dramatic than it is often claimed.

"This paper argues that a move away from a unifying but teleological framework for studying fertility declines can only been intellectually emancipating and is a necessary precondition for scientific advance. The study of change in human reproduction is an immensely complex and multi-faceted problem which requires the combination of both quantitative and qualitative forms of evidence and their respective methodologies of enquiry. The theoretical challenge is to construct an intellectually facilitating heuristic framework for synthesis of comparative, multidisciplinary study of the multiple fertility declines that have occurred, not to seek a replacement 'general narrative' for discredited demographic transition and modernization theories. Quantitative historical demography can only gain in its explanatory power by engaging with studies which also incorporate research into such qualitative aspects of gender as sex and power and which address a more historicist understanding of the role of culture by exploring its relationship with institutions, ideology and politics. It is argued that a number of recent, contextualized local and comparative studies of fertility declines are demonstrating how productively to combine quantitative and qualitative methods to explore rigorously these aspects of the history of fertility declines. Within the heuristic framework envisaged here, priorities for further research in the future would include exploring comparatively the relationship between reproductive change and communication communities with respect to the ideologically and politically-mediated issues of sex, religion, health, disease and education." (author's abstract)