Discusses the strengths & weaknesses of the resource mobilization approach, placing it in the context of its conceptual predecessor, relative deprivation, & its offspring, political opportunity structure. With focus on the role of resource mobilization in the genesis of violence, results are presented from a study of the propensity to protest & violence in East & West Germany in 1993 & 1995. The role of the state in the escalation of violence is emphasized. 1 Figure, 37 References. Adapted from the source document.
Der Verfasser setzt sich einleitend mit dem Gewaltbegriff sowie mit Formen familiärer Beziehungsgewalt auseinander und stellt theoretische Ansätze zur Erklärung solcher Gewalt vor (kontextualistisch-systemische Modelle, biopsychosoziale Risiko- und Schutzfaktoren). Er konzentriert sich im Folgenden auf der Basis ausgewählter Forschungsergebnisse auf zwei Formen familiärer Gewalt: die Ausübung elterlicher Gewalt gegenüber Kindern und die Gewalt zwischen Partnern. Die Konsequenzen familiärer Gewalt werden einerseits in einer intergenerationalen Übertragung von Gewalt innerhalb der Familie, andererseits in einer Neigung zu außerfamiliären Gewaltaktivitäten von Jugendlichen gesehen. Abschließend wird gezeigt, wie auf der Basis wissenschaftlich fundierter Interventionsprogramme ein Beitrag zur Reduzierung familiärer Gewalt geleistet werden kann. (ICE2)
Weil sie verletzt und Schmerzen verursacht, ist Gewalt eine fortwährende Irritation, eine Herausforderung für das Verstehen. Deshalb versuchen Historiker, die auf der Suche nach dem Sinn des vergangenen Geschehens sind, Gewalt als Ausnahmehandlung zu rationalisieren, "die Fassungslosigkeit zu domestizieren, sie wegzuerklären". Denn das Verstehen kommt immer dann ins Spiel, wenn man sich nicht mehr im Selbstverständlichen bewegt und sich das Bedrohliche wieder in die vertraute Selbstverständlichkeit einfügen soll. Wer im dauerhaften Kriegszustand lebt, wird die Frage nach den Ursachen der Gewalt möglicherweise für überflüssig halten; wer hingegen nur den Frieden kennt, braucht eine Begründung für die Gewalt, die Menschen anderen Menschen antun. Man könnte auch sagen, dass Historiker Gewalt gewöhnlich als abweichendes Verhalten klassifizieren. Aus dieser Perspektive kommen ihre Fragen. Warum tun Menschen einander verstörende Grausamkeiten an?
In: Gesellschaften im Umbau: Identitäten, Konflikte, Differenzen ; Hauptreferate des Kongresses der schweizerischen Sozialwissenschaften, Bern 1995, p. 441-450
Der vorliegende Beitrag versucht einen Ansatz zur Erklärung von Gewalt an Schulen zu formulieren. Dabei beschränkt sich der Autor auf die Frage, inwiefern die Schule selbst zur Gewalt in ihrem Verantwortungsbereich beiträgt. Die Erklärung lautet wie folgt: Die stärkere Ankoppelung des Beschäftigungs- an das Bildungssystem führt insgesamt zu einer Aufwertung von schulischer Bildung, aber nicht im Sinne der humanistischen ("pädagogischen") Tradition, sondern im Sinne der instrumentellen Funktion von Bildung für Zukunftschancen. Schule erweist sich immer weniger als ein Ort der Persönlichkeitsbildung, dafür immer mehr als ein Ort der Akkumulation von Zertifikaten und Berechtigungen. Die pädagogische Idee von Bildung wird entwertet durch deren instrumentelle Funktion. Der paradoxe Effekt der Expansion des Bildungssystems liegt darin, daß die quantitative Zunahme der Beschulung von Jugend zu einer schleichenden Entwertung der Qualität von Schule führt. Und dies ist ein erster Hinweis auf einen möglichen Beitrag der Schule zur Gewalt in ihrem Verantwortungsbereich. (ICE)
Wie entsteht Gewalt in der Schule? Und wie sieht eine erfolgreiche Prävention aus? Die internationale empirische Aggressions- und Gewaltforschung hat wichtige Beiträge zu diesen zentralen Fragen der Schulpraxis geleistet. Sie zeigt, dass Gewalt viele Ursachen hat: Gewaltpotential wird von außen durch Familie, Milieu und Medien in die Schule hineingetragen. Aber Gewalt wird auch von der Schule selbst verursacht. Personale Faktoren - vom Lehrerverhalten bis zum Mobbing durch Klassenkameraden - sind dabei schlimmer als strukturelle und organisatorische. Aggressive Erregungen und schädigende Verhaltensweisen entstehen dabei häufig ohne Absicht - niemand will andere gezielt schädigen, und doch blüht der Neid, die Gier nach Anerkennung, die Ellenbogenmentalität. Schüler, Lehrer und Eltern sind aufgefordert, einen friedlichen Stil des Umgangs miteinander zu entwickeln. Mit der Anwendung von ein paar Anti-Gewalt-Programmen ist es dabei nicht getan: das gesamte Schulleben steht zur friedlichen Umgestaltung an.
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Obwohl Gewalthandlungen an Tieren alltäglich stattfinden und Tiere in vielfältiger Weise und in großer Zahl zu Opfern von Gewalt werden, ist es bisher unüblich, von Gewalt an Tieren zu sprechen. Auch die Gewaltforschung hat Tiere als Opfer von Gewalt bisher weitgehend ignoriert. Erst mit dem Erstarken der Human-Animal Studies erschienen erste sozialwissenschaftliche Beiträge, die Gewalt an Tieren analysieren. Auf der Basis eines Gewaltbegriffs, der die physische Schädigung in den Mittelpunkt stellt, können jedoch auch Tiere eindeutig als Opfer von Gewalt verstanden werden. Die historisch noch junge Forschung zur Gewalt an Tieren analysiert insbesondere die komplexen Erscheinungsformen und sozialen Konfigurationen der Gewalt, wobei die vielfältigen sozialen Strategien, Mechanismen und Institutionen, die eine Aufrechterhaltung und Neutralisierung systematischer Gewalt an Tieren ermöglichen, von besonderer Bedeutung sind. Der Beitrag betrachtet im Rahmen des interdisziplinären Handbuchs zur Gewalt das Thema "Gewalt an Tieren". Nach einer Skizze zum Gewaltbegriff geht der Beitrag auf Formen und Praktiken von Gewalt an Tieren ein und wirft einen Blick auf die historische Entwicklung der Gewalt an Tieren. Anschließend wendet sich der Beitrag der gesellschaftlichen Rahmung von Gewalt an Tieren zu und thematisiert vor dem Fazit individuelle Umgangs- und Verarbeitungsweisen von Gewalt an Tieren. (ICA2)
Gewalt ist im Jugendstrafvollzug ein allgegenwärtiges, nicht hinnehmbares Phänomen. Dies zeigt sich unter anderem, wenn auch keineswegs repräsentativ, in Gewaltexzessen wie in Ichtershausen 2001 und Siegburg 2006, bei denen sogar jeweils ein jugendlicher Insasse ums Leben kam. Solche und auch weniger abscheuliche Übergriffe laufen sowohl dem staatlichen Schutz- als auch dem Erziehungsauftrag zuwider und müssen bestmöglich eingedämmt werden.Die Autorin untersucht in der vorliegenden Arbeit nicht nur das Phänomen der Gewalt unter männlichen Jugendstrafgefangenen umfassend, sondern auch Erkenntnisse aus dem DFG-geförderten Kölner Projekt "Gewalt und Suizid im Jugendstrafvollzug" und analysiert dessen Daten unter ausgewählten Gesichtspunkten, beispielsweise örtlichen Schwerpunkten der Gewaltanwendung, selbstständig.Aufgrund der neueren Erkenntnisse und der hieraus gezogenen Schlussfolgerungen bietet die Arbeit nicht nur Anreize für die Wissenschaft, sondern auch für die Praxis.
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Der Autor thematisiert den gesellschaftlichen Zusammenhang von Sport und Gewalt anhand der Bereiche 'Gewalt im Sport' (z.B. Aggressionen gegen den Gegner oder Untergebene von Seiten der Trainer), 'Gewalt gegen sich selbst' (z.B. durch Doping), 'Kampfkunst und Kampfsport' sowie 'Gewaltverherrlichung' durch Sportberichterstattung und 'Imagepflege' in der Werbung durch Kultivierung von Aggressivität. Er stellt eine Entwicklungslinie von gewalttätigen Fanausschreitungen im Fußball exemplarisch dar, bei welchen es zu einer Verlagerung der Auseinandersetzungen in polizeilich unkontrollierbare Räume, d.h. vor die Fußballstadien kam. Besonders in Ostdeutschland trat als Folge dieser Entwicklungen ein offensichtlicher Kontrollverlust bei der Polizei ein, jedoch in Verbindung mit einem 'harten Durchgreifen' bei z.T. auch unbeteiligten Personen. In Anbetracht der häufigen Gewalteskalationen und des 'Überangebots' an möglichen Erklärungen stellt der Autor die bisherigen theoretischen Ansätze im Kontext 'Sport und Gewalt' in Frage. Durch den harten Einsatz der Ordnungskräfte bestehe zum einen die Gefahr der Kriminalisierung und Verstärkung von Kriminalität, zum anderen kämen die Deeskalationsversuche für die Altersgruppe der 16-18jährigen Hooligans ohnehin zu spät. Erfolgreiche Interventionsmöglichkeiten bieten sich noch beim sog. 'Kinderchor' der 7-10jährigen Fans, da sie noch keine 'abgeschlossenen' Sozialisationserfahrungen besitzen. (ICI)
In der westlichen Welt zählt zum fortschreitenden Prozess der Zivilisation die zunehmende Ächtung der Gewalt. Gewalt, soweit sie nicht durch zivil-, staats-, völker- oder verfassungsrechtliche Vertragsbasis legitimiert und legalisiert ist, gilt als schändlich, unrecht, verabscheuungswürdig und irrational. Dieses Urteil beruht auf dem Versuch der Aufklärung (beispielhaft: Kant) und des immer wieder und immer noch beschworenen "Projektes der Moderne" (Habermas), den Kampf der ungezügelten Einzelinteressen und die Momente des Irrationalen in der Gewalt durch Vernunft zu domestizieren und in "Vertragskorsette" zu pressen. Dem liegt der Glaube zugrunde, die letztlich unwiderstehliche "Macht der Vernunft" werde sich mit ihren zunächst diskursiven, dann institutionell überhöhten Instrumenten "in the long run" alles Soziale untertan machen - von den Trieben und Affekten über die alltägliche Lebenspraxis bis hin zur Religion. Dieser Einsatz der kontraktuellen Vernunft hat - so die These des Autors - ein rationales Motiv, aber einen irrationalen Hintergrund.Die innere Ambivalenz der "Vernunftreligion" und der Zwangscharakter, den institutionalisierte und in Institutionen eingefrorene Rationalität annehmen können, sprechen dagegen - sind sie doch oft genug Anlass für die Entstehung von "Gegengewalt". Das Irrationale fasziniert nicht nur in seiner dämonischen Ausdrucksform, der Gewalt, sondern auch in der überraschenden Zweckfreiheit einer Humanität, die nicht erst nach rationalen Gründen suchen muss, bevor sie human wird. Der vorliegenden Analyse des Faszinosums von Gewalt hat daher eine Analyse des Charismas und der Faszination zweckfreier Humanität zu folgen. (ICA2)
Im Zentrum des Aufsatzes steht das Thema Religion und Gewalt, das nach den Anschlägen vom 11. September 2001 stark diskutiert wird. Zunächst geht der Autor auf Täter, Motive und Hintergründe des Terroranschlags ein. Ist dieser militante Islam ein Sonderfall oder kommen in der "Djihadisierung" des Islam Kräfte zum Zug, die auch in anderen Religionen wirksam sind? Handelt es sich speziell um ein Problem monotheistischer Religionen? In der Diskussion kommt der Autor zu dem vorsichtigen Schluss, dass Religion und Gewalt nicht in einem systematischen Zusammenhang stehen, aber miteinander historisch-kontingente Verhältnisse eingehen. Für Judentum, Islam und Christentum gilt: alle drei entfalten sich in einer archaischen Welt, in der Gewalt als Machterweis des Göttlichen eine Rolle spielen; alle drei gehen aber auch über diese Phase hinaus und weisen Elemente der Gewaltkritik und Gewaltbegrenzung auf; Rückfälle in der Anwendung religiös motivierter Gewalt gibt es sowohl beim Christentum als auch beim Islam (Das Judentum des Exils ist durch die geschichtlichen Umstände von dieser Versuchung frei). Um der Frage nachzugehen, wie die monotheistischen Religionen zu gemeinsamen Einsichten bezüglich der Gewaltbegrenzung gelangen können, müssen die Begriffe Opfer und Martyrium näher untersucht werden. Im Djihadismus ist die Grenze zwischen Martyrium und Selbstmord, Blutzeugnis und mörderischem Kampf verwischt und bisher war keine maßgebliche geistliche Autorität bereit, sie neu zu fixieren und zu festigen. Dies zeigt sich daran, dass in den islamischen Ländern der Begriff des "Selbstmordattentäters" bis heute nicht in die eigene Berichterstattung übernommen wurde, stattdessen ist von "Glaubenskämpfern", "Gotteskämpfern" oder "Martyrern" die Rede. Ein interreligiöser Dialog müsste hier zu gemeinsamen Werten und Überzeugungen kommen. (Fr2)
Über die Gräueltaten von IS-Milizen und Boko Haram wird zwar viel berichtet, aber ein ernsthaftes Interesse, sexualisierte Gewalt zu verhindern, ist bislang nicht zu erkennen. Dabei wirkt die Traumatisierung vergewaltigter Frauen weit in die Gesellschaften hinein, nicht nur in Kriegsgebieten wie Afghanistan. Auch in Europa ist es noch immer ein Thema. (IP)