Gründung der SED: zur Selbstzerstörung einer Legende
In: Utopie kreativ: Diskussion sozialistischer Alternativen, Heft 65, S. 17-30
Der Verfasser nimmt zur Konstituierung der SED 1946 Stellung, indem er sich gegen die Leitbilder wendet, die durch die SED-Führung vorgegeben wurden und direkt in die geschichtswissenschaftliche Arbeit der DDR hineingetragen worden waren. Er diskutiert die Gründung der SED vor dem Hintergrund, daß in der SBZ die Fusion von KPD und SPD zu einem Zeitpunkt durchgeführt wurde, an dem die nationalkommunistische Strategie noch große Bedeutung hatte, andererseits ein Besatzungsstatus in Deutschland bestand, die Sowjetunion Besatzungsherrschaft ausübte und die KPdSU über die SMAD starken Einfluß auf die KPD nehmen konnte. Die gegen den Widerstand der SPD letztlich forcierte Fusion ergab sich zwingend somit vor allem aus dem Interesse kommunistischer Machterhaltung und weiteren Machtausbaus im sowjetischen Einflußbereich. Der Einigungsbeschluß war keinesfalls das Resultat eines echten Verhandlungs- und Verständigungsprozesses. Darüber hinaus vertiefte die Gründung der SED den Graben zwischen Ostzone und Westzonen und die Gegensätze in Berlin trotz aller Beteuerungen Stalins für ein geeintes Deutschland. (ICC)