Die Dissertation besteht aus drei unterschiedlichen, aufeinander bezogenen Teilen. Die Dreiteilung ergibt sich aus dem der Dissertation zugrunde liegenden Quellenmaterial, das ein TeilstÃck des in franzÃsischer Sprache verfassten Tagebuches des Karl Graf Zinzendorf und Pottendorf (1738-1813) ist. Das KernstÃck der vorliegenden Dissertation bildet die Transkription der TagebÃcher vom 1. Juli bis 7. November 1771. Der Inhalt dieser TagebÃcher ist die Reise des im Wiener Kommerzienhofrat fÃr das Eisenwesen zustÃ$ndigen Kommerzienhofrats Zinzendorf in die Gebiete des Erzabbaus und der Eisenverarbeitung in Nieder- und OberÃsterreich, Steiermark und KÃ$rnten, Ãber die FreihÃ$fen Triest/Trieste und Fiume/Rijeka bis in die kroatische MilitÃ$rgrenze. Die TagebÃcher Zinzendorfs zeichnen sich durch eine ungewÃhnliche Dichte von stark differierenden Sachverhalten, eine sehr groÃe FÃlle von Personen- und topographischen Namen und das hÃ$ufige Auftreten von Fachbegriffen aus verschiedenen Berufen aus. Der Index soll nicht nur der Zinzendorf-Forschung, sondern unterschiedlichsten Forschungen zu InnerÃsterreich in der zweiten HÃ$lfte des 18. Jahrhunderts dienen und Basisdaten und Basiseinsichten bereitstellen. Dies gilt insbesondere fÃr die Rekonstruktion von HandlungsrÃ$umen und Verfahrensweisen in der Wirtschaftsverwaltung, fÃr die Erfassung der Meinungsbildung unter den mit Wirtschaftsfragen befassten Beamten und den adeligen und bÃrgerlichen Wirtschaftstreibenden. Aufgrund der umfangreichen Daten im Index wird der Umfang, die Durchsetzung und die Auswirkungen des Reformprozesses in den LÃ$ndern, zumal in KÃ$rnten, klarer als bisher erfasst. Der Index deckt Personennetzwerke auf, in denen sich traditionelle Verwandtschafts- und KlientelverhÃ$ltnisse mit den Anforderungen einer leistungsbezogenen BÃrokratie Ãberlagern. Insofern ist der vorliegende Index nicht nur eine ErgÃ$nzung zur Transkription eine Grundlage fÃr eine Vielfalt von Fragestellungen bezÃglich Handel, Landwirtschaft, Bergbau, Politik, Verwaltung, MentalitÃ$ten, ...
Die Mehrdeutigkeit des Schlagwortes Raum zieht vielschichtige Interpretationen, Fragestellungen, Theorien und Analysemethoden für die Kategorie des Räumlichen nach sich. Diese Pluralität der Deutungen und disziplinären Zugänge gilt in ähnlicher Weise für den Untersuchungsgegenstand Medien. Der vorliegende Sammelband bündelt Forschungsansätze aus so unterschiedlichen Disziplinen wie Medien- und Kommunikationswissenschaft, Bildungswissenschaft, Sprachwissenschaft, Ethnologie, Geographie und Architektur. Auf der einen Seite zeigen sich regionale Medienräume eng mit dem globalen Mediensystem verwoben. Auf der anderen Seite kann zwischen materiellen und immateriellen Räumen unterschieden werden. Während einige Beiträge dieses reichhaltige Forschungsgebiet theoretisch abstecken, zeigen einige Beiträge mögliche Anknüpfungspunkte für die Praxis auf. ; Valentin Dander et al.: Medienräume: Materialität und Regionalität Fundament Andreas Beinsteiner: Immaterialität oder Hypermaterialität? Hermeneutisch-phänomenologische Überlegungen zur Entmaterialisierungshypothese Siegfried J. Schmidt: Medien – Materialitäten – Räume: Zur Analyse eines Wirkungszusammenhangs Petra Missomelius: Abstraktionen des Raumes in Bildungsszenarien. Von der analogen Karte zur Augmented Reality Spielzimmer Stephan Günzel: Computerspielraum. Zum Verhältnis von Virtualität und Alltäglichkeit Sonja Prlic, Karl Zechenter: FRONTIERS – Vom politischen Raum in den Spielraum Salon Juliane Nagiller: Das deliberative Potenzial von Online-Diskussionen auf Nachrichtenportalen Claudia Paganini: Israel-loves-Iran. Das Überschreiten von Medienräumen NewsRoom Andreas Wiesinger: WWW.PROVINNSBRUCK.AT - Regionalität und Materialität des digitalen Stadtgeflüsters Christiane Dorner, Daniel Pfurtscheller: Lokales Fernsehen in Tirol Antje Plaikner: Lesernähe und regionale Tageszeitungen Maria Stopfner: Zwei Tage durchs Karwendel – Alpine Raumkonzepte im Tourismusmarketing Schauraum Celia Di Pauli et al.: Das unbequeme Zugabteil oder die beängstigende Badewanne. Das Medium Ausstellung und sein Raum in der Wanderausstellung "Ich lasse mich nicht länger für einen Narren halten" Koen Leurs: Arcade and Space invasion. Moroccan-Dutch young people negotiating digital spatial power relations. Passagen und die Invasion des Raumes. Wie marokkanisch-niederländische Jugendliche digitale räumliche Machtverhältnisse überwinden Martin Rutzinger et al.: Erfassung von räumlichen Daten in multiplen Dimensionen – topographisches LiDAR
Der Beitrag setzt sich mit der Bewertung der regionalen Versorgung mit Finanzdienstleistungen auseinander. Vor dem Hintergrund der zunehmenden Digitalisierung, die einerseits zu mehr Onlineangeboten und andererseits zur Reduktion von Filialen führt, wird vorgestellt, wie die regionale Versorgung mit Finanzdienstleistungen gemessen werden kann. Hierbei wird der bisherige Messansatz (Filialen je Quadratkilometer bzw. je Einwohner) kritisch beleuchtet und es wird ein erweiterter Messansatz vorgestellt, der demographische, topographische, siedlungsstrukturelle und - mit Blick auf den Zugang zum Internet - infrastrukturelle Aspekte aufgreift. Dieser Ansatz wurde bereits von Conrad et al. (2018) für öffentlich-rechtliche Sparkassen und Genossenschaftsbanken in Deutschland auf kleinräumiger Ebene angewendet. Dabei konnte zwar ein Vergleich der Versorgung innerhalb Deutschlands durchgeführt werden, eine Gegenüberstellung mit Ergebnissen für unterschiedliche Länder - z.B. der Europäischen Union - fehlte hingegen. Dieser Beitrag setzt hier an und stellt dar, inwieweit ein Übertrag des von Conrad et al. (2018) vorgestellten Messansatzes auf unterschiedliche Länder der Europäischen Union möglich ist und welche Aussagen zu Unterschieden in der Versorgungslage auf der Grundlage des Vergleichs abgeleitet werden können. Es zeigt sich, dass ein adäquater Übertrag des Messansatzes noch nicht gelingt. Grund dafür sind fehlende oder zu wenig spezifizierte Daten, die auf europäischer oder nationaler Ebene bereitgestellt werden. Auf Basis der vorhandenen Daten konnte jedoch die Mechanik des Messansatzes für einzelne Länder der Europäischen Union getestet und Ergebnisse für einen länderübergreifenden Vergleich der Versorgungslage abgeleitet werden. Es zeigt sich, dass die Versorgung in den untersuchten Ländern vergleichsweise homogen ausfällt, wenn der bisherige Messansatz angewendet wird. Unter Anwendung des erweiterten Messansatzes zeigt sich hingegen ein differenzierteres Bild. ; The article deals with the evaluation of the regional supply of financial services. Digitisation and the associated reduction of branches are taken into account. The previous measurement approach (branches per square kilometre or per inhabitant) will be critically examined and an extended measurement approach will be presented. This approach addresses demographic, topographical, settlement structural and infrastructural (Internet) aspects. It is been used by Conrad et al. (2018) for public savings banks and cooperative banks in Germany at a small-scale level. A comparison of the supply level within Germany was carried out. But a comparison with the results for different countries could not be made. This paper therefore discusses how the new approach can be applied to other countries of the European Union. It will be shown that the transmission is only partially successful because important data is missing. The data set problems are discussed in this paper and finally the results of the measurement and comparison of the supply situation of five European countries - based on the available data - are presented.
Der demographische Alterungsprozess der Gesellschaft verschärft die Probleme der sozialen Sicherungssysteme. Gesundheitsreformdiskussionen und begrenzte finanzielle Ressourcen intensivieren den Bedarf an epidemiologischen Daten über den zahnmedizinischen Status. Ziel der Studie war es, zu untersuchen, ob es Unterschiede im Zahnstatus älterer Menschen in zwei europäischen Ländern, Großbritannien und Deutschland, gibt und zu welchem Ausmaß verschiedene Historien fachlicher Überzeugung und professionellen Handelns sowie differente Versorgungssysteme sich im Zahnstatus reflektieren können. Bevölkerungsrepräsentative Stichproben zweier epidemiologischer Querschnittsstudien von Erwachsenen im Alter von 65-80 Jahren wurden evaluiert. Die finale Stichprobe aus Großbritannien umfasste 518 Probanden der "National Diet and Nutrition Survey - people aged 65 years and over" (NDNS; Alter: 72,6 ± 4,4 Jahre). Der Stichprobenumfang aus Vorpommern in Nordost-Deutschland betrug 982 Probanden, basierend auf der "Study of Health in Pomerania" (SHIP-0; Alter: 72,1 ± 4,4 Jahre). Die Datenbasis beruht auf einer zahnmedizinischen Untersuchung sowie einem Interview. Die Datenanalyse erfolgte durch Berechnung von Häufigkeitsverteilungen auf Zahn- und Personenebene. Zusätzlich wurden die Probanden auf Kieferebene unter Berücksichtigung der Anzahl und der topographischen Verteilung der vorhandenen Zähne in sechs Gruppen klassifiziert und die Häufigkeiten der Art der prothetischen Versorgung bestimmt. Voruntersuchungen hinsichtlich der Anzahl der Zähne beweisen die Repräsentativität der SHIP-0-Daten für den Osten Deutschlands. Die Prävalenz für Zahnlosigkeit ist in Großbritannien (46,3%) höher als in Nordost-Deutschland (37,9%, p=0,002). Der Anteil der Zahnlosen aus dem Häufigkeitsmuster der Anzahl vorhandener Zähne herausgenommen, wird annähernd eine Normalverteilung der Zahnzahl für die britische Stichprobe und eine rechtsschiefe Verteilung für die deutsche Stichprobe deutlich. Britische Bezahnte haben mit einem Median von 17 Zähnen (IQR=11) signifikant mehr natürliche Zähne als die Population Vorpommerns (Median=10 Zähne, IQR=13, p<0,001). Probanden mit einem stark reduzierten Restgebiss von 1-3 Zähnen (Gruppe 2) zeigen den größten Unterschied in der Prävalenz bezüglich der Anzahl und der Lokalisation der Zähne im Stichprobenvergleich (p<0,001). Der am häufigsten verbleibende Zahntyp ist sowohl im Oberkiefer als auch im Unterkiefer der Eckzahn; erste und dritte Molaren sind die am häufigsten fehlenden Zähne in beiden Geschlechtern und Ländern. Der Hauptunterschied zwischen den beiden Populationen ist die signifikant höhere Prävalenz unterer Schneidezähne im Vergleich zu unteren Eckzähnen in der britischen Stichprobe. In beiden Ländern tragen mehr als 90% der zahnlosen Probanden eine totale Prothese im Oberkiefer und im Unterkiefer. Bezahnte mit 1-3 Zähnen in einem Kiefer als auch die Situation einer großen Zwischenlücke und Freiendlücken sind in Großbritannien eher durch Kunststoffprothesen oder nicht versorgt. In der deutschen Stichprobe überwiegen in diesen Lückengebisssituationen klammerverankerte Modellgussprothesen und Doppelkronen- oder Geschiebeprothesen. Kombinierter Zahnersatz ist in der britischen Stichprobe nicht vorhanden. Kleine Lücken im Front- und Seitenzahnbereich sind bei den deutschen Probanden mehrheitlich durch Brücken versorgt. In Großbritannien hingegen bleiben kleine Lücken im Seitenzahnbereich häufig unversorgt, im Frontzahnbereich werden sie oftmals durch Kunststoffprothesen ersetzt. Das Vorhaben, Unterschiede im Zahnstatus im Hinblick auf die gegebenen Rahmenbedingungen erklären zu wollen, kann im Ansatz realisiert werden, da zahnärztliche Leistungen in Gesundheitssysteme eingebettet sind, deren komplexe Strukturen über lange Zeiträume gewachsen sind. Doch die vergleichenden Analysen zwischen beiden europäischen Staaten belegen, dass durch den Einfluss der unterschiedlichen politischen, sozialen und kulturellen Bedingungen die Populationen in höherem Alter deutliche Unterschiede hinsichtlich Zahnzahl und prothetischem Status aufweisen. ; This study aimed to investigate whether two north European populations of similar demography and wealth but with different oral health care systems demonstrate differences in the pattern of tooth loss by old age.
Earth observation (EO) is a prerequisite for sustainable land use management, and the open-data Landsat mission is at the forefront of this development. However, increasing data volumes have led to a "digital-divide", and consequently, it is key to develop methods that account for the most data-intensive processing steps, then used for the generation and provision of analysis-ready, standardized, higher-level (Level 2 and Level 3) baseline products for enhanced uptake in environmental monitoring systems. Accordingly, the overarching research task of this dissertation was to develop such a framework with a special emphasis on the yet under-researched drylands of Southern Africa. A fully automatic and memory-resident radiometric preprocessing streamline (Level 2) was implemented. The method was applied to the complete Angolan, Zambian, Zimbabwean, Botswanan, and Namibian Landsat record, amounting 58,731 images with a total data volume of nearly 15 TB. Cloud/shadow detection capabilities were improved for drylands. An integrated correction of atmospheric, topographic and bidirectional effects was implemented, based on radiative theory with corrections for multiple scatterings, and adjacency effects, as well as including a multilayered toolset for estimating aerosol optical depth over persistent dark targets or by falling back on a spatio-temporal climatology. Topographic and bidirectional effects were reduced with a semi-empirical C-correction and a global set of correction parameters, respectively. Gridding and reprojection were already included to facilitate easy and efficient further processing. The selection of phenologically similar observations is a key monitoring requirement for multi-temporal analyses, and hence, the generation of Level 3 products that realize phenological normalization on the pixel-level was pursued. As a prerequisite, coarse resolution Land Surface Phenology (LSP) was derived in a first step, then spatially refined by fusing it with a small number of Level 2 images. For this purpose, a novel data fusion technique was developed, wherein a focal filter based approach employs multi-scale and source prediction proxies. Phenologically normalized composites (Level 3) were generated by coupling the target day (i.e. the main compositing criterion) to the input LSP. The approach was demonstrated by generating peak, end and minimum of season composites, and by comparing these with static composites (fixed target day). It was shown that the phenological normalization accounts for terrain- and land cover class-induced LSP differences, and the use of Level 2 inputs enables a wide range of monitoring options, among them the detection of within state processes like forest degradation. In summary, the developed preprocessing framework is capable of generating several analysis-ready baseline EO satellite products. These datasets can be used for regional case studies, but may also be directly integrated into more operational monitoring systems " e.g. in support of the Reducing Emissions from Deforestation and Forest Degradation (REDD) incentive. In reference to IEEE copyrighted material which is used with permission in this thesis, the IEEE does not endorse any of Trier University's products or services. Internal or personal use of this material is permitted. If interested in reprinting/republishing IEEE copyrighted material for advertising or promotional purposes or for creating new collective works for resale or redistribution, please go to http://www.ieee.org/publications_standards/publications/rights/rights_link.html to learn how to obtain a License from RightsLink. ; Erdbeobachtung ist eine Grundvoraussetzung für nachhaltiges Landnutzungsmanagement. Hierbei kommt der Landsat Mission, nicht zuletzt wegen ihrer freien Datenpolitik, eine zentrale Rolle zu. Der hiermit verbundene starke Anstieg von verfügbaren Datenmengen hat allerdings zu einer "digitalen Kluft" geführt. Somit ist es von höchster Wichtigkeit, Methodenentwicklung voranzutreiben um die rechenintensivsten Vorverarbeitungsschritte zu automatisieren. Die damit verbundene Generierung von Analyse-fertigen, standardisierten, höherwertigen (Level 2 und Level 3) Satellitenbildbasisprodukten erhöht wiederum das operationelle Potential von Umweltüberwachungssystemen. Die übergreifende Forschungsaufgabe dieser Dissertation war die Entwicklung eines solchen Systems mit speziellem Fokus auf den noch untererforschten Trockengebieten des südlichen Afrikas. Eine vollautomatische und Speicher-residente radiometrische Vorverarbeitungskette (Level 2) wurde entwickelt, implementiert, und auf das gesamte Landsat-Archiv von Angola, Sambia, Simbabwe, Botswana und Namibia angewendet. Dies entspricht 58.731 Bildern und einem Gesamtdatenvolumen von ca. 15 TB. Eine Verbesserung der Wolken- und Wolkenschattendetektion wurde für Trockengebiete vorgenommen. Eine integrierte Korrektur für atmosphärische, topographische und bidirektionelle Effekte wurde auf Grundlage von Strahlungstransfertheorie inklusive Berücksichtigung von Mehrfachstreuungen und Nachbarschaftseffekten implementiert. Des Weiteren wurde ein mehrstufiges Verfahren zur Schätzung der Aerosol optischen Dicke über persistenten dunklen Objekten beziehungsweise der Rückgriff auf eine räumich-zeitlich variable Aerosolklimatologie entwickelt. Topographische und bidirektionelle Effekte wurden jeweils mit einer semi-empirischen C-Korrektur und einem globalen Korrekturparameterset reduziert. Anschließend wurde eine Kachelung und Reprojizierung vorgenommen, um die effiziente Weiterverarbeitung der Daten zu vereinfachen. Die Auswahl von phänologisch ähnlichen Beobachtungen ist eine wichtige Voraussetzung für Analysen im Bereich der Umweltüberwachung, und somit wurde ein Level 3 Produktgenerierungssystem entwickelt, das eine phänologische Normalisierung auf Pixelebene realisiert. Um dies zu erreichen, wurde zunächst ein räumlich grob aufgelöster Phänologiedatensatz erzeugt, dessen räumliche Auflösung anschließend unter Hinzunahme einiger weniger Level 2 Produkte verbessert wurde. Hierfür wurde auf Basis von mehrskaliger Information unterschiedlicher Datenquellen ein Datenfusionsansatz entwickelt. Phänologisch normalisierte Bildkomposite (Level 3) wurden schließlich erzeugt, indem der Zieltag (wichtigstes Auswahlkriterium) mit dem erzeugten Phänologiedatensatz gekoppelt wurde. Zur Demonstration des Ansatzes wurden Komposite zum Maximum, Ende und Minimum der Vegetationsperiode erzeugt, und mit einer statischen Variante verglichen (festgelegter Zieltag). Es konnte gezeigt werden, dass die phänologische Normalisierung Höhen- und Landnutzungsbedingte Unterschiede in der Vegetationsentwicklung ausgleichen kann. Außerdem hat sich gezeigt, dass die Nutzung der Level 2 Daten eine Vielzahl an Umweltüberwachungsoptionen bietet, unter anderem die Detektion gradueller Landschaftsveränderungen. In Zusammenfassung wurde eine Vorprozessierungskette entwickelt, die in der Lage ist mehrere grundlegende Analyse-fertige Erdbeobachtungs-Satellitenbildprodukte zu generieren. Diese Datensätze können nun für regionale Fallstudien, aber auch für die direkte Integration in operationellere Umweltüberwachungssysteme, wie z.B. im "Reducing Emissions from Deforestation and Forest Degradation" (REDD) Programm verwendet werden. In reference to IEEE copyrighted material which is used with permission in this thesis, the IEEE does not endorse any of Trier University's products or services. Internal or personal use of this material is permitted. If interested in reprinting/republishing IEEE copyrighted material for advertising or promotional purposes or for creating new collective works for resale or redistribution, please go to http://www.ieee.org/publications_standards/publications/rights/rights_link.html to learn how to obtain a License from RightsLink.
The mount Cameroon region is experiencing rapid and continuous changes mainly due to anthropogenic influences (wood extraction and agricultural extension). The changes occur at varying spatial scales most often not more than 250 m for small scale farms and extraction of fuelwood; extending to hundreds of hectares for plantation agriculture and commercial logging. Given the importance of land use and land cover data in conservation planning, accurate and efficient techniques to provide up-to-date data are required. Techniques based on multi-temporal, multi-spectral, satellite-sensor-acquired data have demonstrated great potential as a means to detect, identify, map and monitor forest cover and forest cover changes irrespective of their causal agents. Nevertheless variable opinions still exist about the value and appropriateness of these techniques due to landscape complexities of study areas and data used. Moreover, forest cover change is a location specific problem with the effect, pattern and magnitude of identified drivers not just differing from country to country but also from one region to another. Consequently, it is absolutely necessary to devise techniques that empirically determine the extent and identify the magnitude at which factors identified, influence the continuous changes in forest cover patterns. Furthermore, given that many different factors influence changes in forest cover and that these factors operate at different levels, mixing up the factors of various levels generally leads to a wrong specification of the causal relationships between variables. It is thus of utmost importance to understand the role of each of these factors on forest cover change. The thesis summarises the methods and results of applying different thematic information extraction algorithms as well as different change detection algorithms to monitor forest cover and forest cover change in the mount Cameroon region. Furthermore, the study sought to explain the forest cover changes detected using spatial geophysical variables extracted from available remote sensing and GIS data. The research mainly focuses on determining, suitable techniques for monitoring forest cover within the difficult Cameroonian context - lack of decent soft- and hardware, unavailability of satellite imagery, lack of personnel etc. Bi-temporal Landsat imagery (Landsat TM 1987 and ETM+ 2002) coupled with ancillary GIS data were employed to pursue the objectives shortlisted. The scenes were geometrically and radiometrically corrected and the time series co-registered to avoid erroneous changes. They were subsequently enhanced spectrally and spatially to obtain ancillary information pertaining to forest cover distribution. The supervised pixel-based classification using Maximum Likelihood Classifier (MLC) and the Nearest Neighbour (NN) object-based classification were implemented to map the tropical forests of the mount Cameroon. The efficacy of both approaches was assessed based on the accuracy of the respective thematic maps and a visual evaluation of the delineation of land cover/use categories. Five change detection procedures were also tested to determine their effectiveness in detecting and delineating forest cover changes. The following techniques were implemented: univariate image differencing using bands 4 and 5, transformed band differencing (NDVI), post classification comparison, change vector analysis using tasseled cap as biophysical parameter and multi date change detection using binary mask (analysis of differencing in classification results). The accuracy of the resultant change maps was assessed based on information procured during field study. The algorithms were compared based on their ability to identify quantitative and qualitative changes. Moreover, aspects like ease of implementation of technique and interpretability of results were also taken into consideration – important considerations for transferring remote sensing technology to local and international governmental and non-governmental organisations as well as being a sustainability requirement for community forest management initiatives. Finally, univariate statistical models were developed to understand the effect of certain spatial variables on forest cover change. Nearness to roads, nearness to watersheds, nearness to settlement, aspect, slope and soil types were extracted from available remote sensing and GIS data and implemented in this study. The implementation of the object oriented approach did not lead to substantial improvements in the results. On the contrary, the pixel-based technique had slightly better overall accuracy results than the object-oriented approach (89.39 % as against 87.12 %). Nevertheless the strength of the object-oriented approach in classifying heterogeneous land cover categories was confirmed. The highest overall accuracy from a single change detection technique was achieved with the band 5 differencing 89.6 %. Post classification comparison also produced substantially good results (89.4 %), with a Kappa coefficient better than that of the Band 5 differencing (0.86 against 0.79). The other techniques produced modest results with overall accuracies of 72.7 %, 70.1 %, and 61 % for the NDVI differencing, CVA and Band 4 differencing respectively. Nevertheless, each algorithm has its own merits with respect to facility of implementation, information content and interpretability of results. The high complementarity between different change detection methods makes it possible to combine algorithms and improve efficacy in detecting changes. The hybrid approach (multidate change detection procedure using binary mask) produced optimal qualitative and quantitive results – providing "from-to" information as well as high location accuracy of change areas. Despite requiring a number of steps (hybrid method), it reduces change detection errors and provides "from-to" change classification information. The efficacy of the method depends on the "change/no-change" binary mask. Nearness to road proved to be the most influencial factor on forest cover change followed by nearness to settlement and slope. Nearness to watersheds had an insignificant effect on the changes while the variables aspect, soil type had no effect on forest cover change. Nevertheless, it was proven that the spatial variables implemented in this work failed to interpret the change of forest land to industrial plantations therefore suggesting the implementation of other socio-economic and political variables to better explain their occurrence. ; Die Studie folgt den Bemühungen Wissenschaftler aus aller Welt, die tropischen Ökosysteme zu schützen und somit die globalen Klimaänderungen abzumildern. In diesem Zusammenhang wurden zahlreiche Versuche unternommen, die tropischen Wälder auf globaler Ebene zu kartieren. Heutzutage versucht man zusätzlich auf regionaler Ebene zu agieren. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurde analysiert, inwiefern der Einsatz hochauflösender Satellitendaten und Bildinterpretations-Algorithmen die Deutung der kontinuierlichen Waldveränderungen am Mount Kamerun verbessern kann. Im Forstsektor mit mangelnden Informationen über den Zustand der Wälder, kann die Anwendung von Fernerkundungstechnologien die Grundlage eine effektivere Bewirtschaftung gewährleisten. Robuste und leistungsfähige Interpretations-Algorithmen wurden mit dem Beginn der Satellitenerdüberwachung entwickelt. Die Algorithmen ermöglichen, die Flächen der Landbedeckungskategorien nach Ähnlichkeit zu unterscheiden. Es wurden daher verschiedene Algorithmen entwickelt um Vegetation zu kartieren und zu analysieren. Der Einsatz dieser Algorithmen führte zu unterschiedlichen Ergebnissen, weshalb verschiedene Meinungen über den Wert und die Effektivität der jeweiligen Algorithmen bestehen. Im Zusammenhang mit dieser Forschungsarbeit wurden Fernerkundungs- und GIS-Daten sowie erhobene terrestrische Daten evaluiert, um eine quantitative und qualitative Einschätzung von klein- und großräumigen Waldveränderungen des Mount Kamerun zu erfassen. Dabei standen die kleinräumigen Veränderungen im Vordergrund. Es wurde analysiert, inwiefern diese Veränderungen mit verschiedenen Bildinterpretations-Algorithmen sichtbar gemacht werden können. Heutzutage erfordert nachhaltige Waldbewirtschaftung genaue Ressourcen-Daten, die kontinuierlich aktualisiert werden müssen. Leider fehlen solche Informationen im kamerunschen Forstsektor. Präzise Informationen über das Ausmaß der Walddegradierung können über Luftbilder festgestellt werden. Die Kosten der notwendigen wiederholten Erfassung sind jedoch sehr hoch. Außerdem haben Luftbilder in Kamerun einen restriktiven Status und sind sehr schwer Zugänglich. Vor diesem Hintergrund muss das Potential anderer Formen der Fernerkundungsdaten und Techniken sondiert werden. Das Hauptziel der aktuellen Forschung war die Ermittlung der besten Konstellation von Klassifikationsvariablen zur Feststellung, Abgrenzung und Kartierung der Waldflächen sowie deren Veränderungen in den letzten zwei Jahrzehnten durch den Einsatz von multi-temporären Landsat TM und ETM Satellitendaten. Testen von verschiedenen Klassifikationsvariablen, um die vorhandene Vegetationsklassifikation zu verbessern, Einsetzung von Änderungs-Detektion Techniken, um Waldveränderungen besser zu kartieren, Entwicklung von Veränderungsmodellen anhand von Indizien aus Fernerkundung- und GIS-Techniken, um die Veränderungen ausreichend zu verstehen und zu erklären, Bestimmung möglicher Waldveränderungsflächen Die folgenden Fragen wurden beantwortet: Stellt der Einsatz von objekt-basierter Klassifizierung eine wesentliche Verbesserung der Waldklassifikation im Gegensatz zur pixel-basierten Technik dar? Ist das Vergleich nach Klassifizierungs-Verfahren optimal, um Waldflächenveränderungen feststellen zu können? Welche Zusammenhänge bestehen zwischen Waldflächenveränderungen und räumlichen Faktoren wie die Entfernung zu Straßen, Entfernung zu Gewässern, Entfernung zu Siedlungen, Hangneigung, Aspekt und Bodentypen? DAS UNTERSUCHUNGSGEBIET Das Untersuchungsgebiet liegt südwestlich des Mount Kamerun und grenzt an den Atlantik. Die Vegetation besteht aus tropischem Regenwald, montaner und submontaner Vegetation. Landnutzungstypen sind prinzipiell kleinräumige Agrarfelder (Banane, Mais usw.) und großräumige Plantagen (Kakao und Palmen). Die Temperatur liegt im Jahresdurchschnitt zwischen 28° C und 33° C und die Luftfeuchtigkeit beträgt über 70 %. Der Niederschlag ist mit 10 000 mm jährlich sehr hoch. MATERIAL UND METHODE Bei der Untersuchung wurden Landsat TM und ETM Bilder eingesetzt. Das TM Bild wurde am 18.03.1987 erfasst, während das ETM am 30.01.2002 erfasst wurde. Zusätzliche Materialien: Topografische Karte (Russian Quandrangle) 1:500 000 mit 50 m Höhenlinien (bestellt von East View Cartographic), Digitale topografische Karte (Buea/Douala index) – 20 m Auflösung mit 40 m Höhenlinien, Alte Landnutzungs- und Landbedeckungs-Karten. Bodenkarte Kameruns 1:1 000 000 (bestellt von East View Cartographic). In Bezug auf die beschriebenen Ziele, lässt sich die Methodik in drei Teile gliedern: erstens das Testen von verschiedenen Klassifikationsvariablen, um die Klassifikation der Vegetation zu verbessern; zweitens der Einsatz von verschiedenen Änderungs-Detektion Algorithmen, um Waldflächenveränderung festzustellen; drittens die Erstellung eines Univariat-Modells, um den Verlauf der Waldflächenveränderung zu interpretieren. Zu Interpretation von Satellitenbildern werden sogenannte "Ground Truth" Informationen, die durch terrestrische Aufnahmen erhoben werden, benötigt. Die terrestrischen Aufnahmen erfolgten in zwei Phasen: zunächst erfolgte eine Pilotstudie im Dezember 2003, gefolgt von einer Studie von Dezember 2004 bis Februar 2005, in welcher die hier verwendeten Daten erhoben wurden. Punkte aus Wege-Kreuzungen wurden erhoben um die Geometrie der Bilder zu rektifizieren. Zusätzliche Punkte wurden auf allen verschiedenen Landbedeckungskategorien des Gebiets erfasst, um "Training" und "Accuracy Assessment" Datensätze zu erstellen. Ein Klassifikationsschema wurde anhand der terrestrischen Daten erarbeitet. Die folgenden Landbedeckungs-Kategorien wurden betrachtet: "mature secondary forest, young secondary forest, mono-dominant forest, mid-elevation forest, bare ground, forest regrowth". Für die Veränderungsanalyse wurden Flächen, die später entstanden sind, gemessen und die terrestrische Messung wurde als Basis für die Beurteilung der verschiedenen Änderungs-Detektion Algorithmen verwendet. Zusätzliche Daten in Bezug zur Waldveränderung wurden durch Interviews manche Dorfbewohner erfasst. Vor der Interpretation der Bilder wurden sie vorprozessiert, indem die Geometrie korrigiert wurde. Der Einfluss der Topographie auf die digitalen Werte auf Grund von Sonnenwinkeln wurde mit dem C-Faktor-Algorithmus korrigiert. Ein DGM wurde erstellt, nachdem die Höhelinien der topographischen Karte extrahiert und interpoliert wurden. Das DGM wurde für die topographische Korrektur angewendet. Verschiedene räumliche und spektrale Techniken wurden angewandt, um zusätzliche Informationen aus den Bildern zu gewinnen. Das hochauflösende panchromatische Band des Landsat ETM-Bildes wurde mit den spektralen Kanälen der ETM-Daten fusioniert, um zusätzliche Informationen zu erhalten. Das objekt-basierte Verfahren mit der Erstellung von Segmenten und der Kategorisierung der Segmente anhand des "Nearest Neighbour"-Algorithmus sowie das pixel-basierte Verfahren mit dem Einsatz des "Maximum Likelihood"-Algorithmus für die Klassifizierung der Pixels wurden für die Kartierung der Landbedeckung des Mount Kamerun Gebiets eingesetzt. Die Genauigkeit der beiden Verfahren wurde anhand einer "Error Matrix" überprüft (Klassifizierte Punkte wurden mit Terrestrischen Daten gekreuzt). Die Gesamtgenauigkeit, der Kappa Koeffizient so wie die Ersteller- und Benutzer-Genauigkeiten wurden ermittelt. Fünf verschiedene Änderungs-Detektion Verfahren wurden angewendet, um die Waldflächenveränderungen festzustellen. (Band-Differenzierung mit Kanälen 4 und 5, NDVI-Differenzierung, Change Vector Analysis, Vergleich nach Klassifikation und Vergleich nach Klassifikation mit einer binären Maske auf dem zweiten Bild). Die Verfahren wurden nach folgenden Kriterien verglichen: Lage der Veränderung, Typ und Natur der Veränderung, Einsetzbarkeit des Verfahrens und Interpretierbarkeit der Ergebnisse. Ein räumliches Univariat-Modell wurde entwickelt, um den Zusammenhang zwischen den Veränderungsflächen und einigen räumlichen Faktoren zu erklären. Die folgenden räumlichen Faktoren wurden betrachtet: - Entfernung zu Straßen - Entfernung zu Gewässern (Flüsse, Bäche, Seen) - Entfernung zu Siedlungen - Hangneigung und Aspekt - Bodentypen ERGEBNISSE UND SCHLUSSFOLGERUNG Multi-temporäre und multi-spektrale Bilder können eingesetzt werden um die Waldflächenveränderung im Mount Kamerun Gebiet zu überwachen und festzustellen. Die beiden Klassifikations-Verfahren, das objekt-basierte und das pixel-basierte Verfahren haben gute Ergebnisse für die Klassifizierung der Landschaft geliefert. Das pixel-basierte Verfahren hat das Gebiet mit einer Gesamtgenauigkeit von 89,36 % kartiert, während das objekt-basierte Verfahren das Areal mit einer Gesamtgenauigkeit von 87,12 % kartiert. Die Kappa Koeffizienten betragen jeweils 0,86 und 0,83 für das pixel- bzw. das objekt-basierte Verfahren. Die objekt-basierte Klassifizierung führte nicht unbedingt zu einer Verbesserung der Vegetationskartierung. Es eignet sich besser bei der Kartierung von heterogenen Flächen, als das pixel-basierte Verfahren. Dass die meisten "ground truth points" aus homogenen Flächen aufgenommen wurden und die mäßige räumliche Auflösung des Landsatbildes, waren natürlich einen Vorteil für das pixel-basierte Verfahren. Die hauptsächlichen Waldveränderungen in Mount Kamerun Gebiet – Umwandlung von Wäldern zu Agrarfeldern - konnten beobachtet werden und wurden mit großen Präzision mit Hilfe einfacher Fernerkundungstechniken gekennzeichnet. Dies gewinnt, angesichts der Schwierigkeit, die Wälder Kameruns mit Fernerkundungs- und GIS-Techniken zu überwachen, an Bedeutung. Die Verfahren bieten eine Kosten-günstige Alternative, wenn viele Informationen gebraucht werden, die Mittel aber begrenzt sind. Dies ist meist der Fall bei kommunaler Waldbewirtschaftung. Mit allen angewendeten Verfahren konnten die meisten Waldflächenveränderungen lokalisiert werden. Jedes Verfahren hat seine Vorteile und offensichtlich gibt es kein optimales Verfahren um Änderungs-Detektion durchzuführen. Vielmehr hängt es von den jeweils verfolgten Untersuchungszielen (Lage, Typ, oder Natur der Veränderung) ab, welcher Verfahren geeignet ist. Die höchste Genauigkeit wurde mit der Band 5-Differenzierung und dem Vergleich nach Klassifikation- erzielt: jeweils 89,61 % and 89,12 %. Die NDVI-Differenzierung hatte eine Gesamt-Genauigkeit von 72,73 %; die Change Vector Analyse ergab 70,13 % während die Band 4-Differenzierung die niedrigste Genauigkeit von 61,04 % hatte. Die Univariate und NDVI-Differenzierungs- Techniken sind einfach und direkt einzusetzen. Sie identifizieren Veränderungen ohne zusätzliche Informationen über deren Typ und deren Natur. Die CVA und der Vergleich nach Klassifikation haben den Vorteil, qualitative Informationen über den Typ und die Natur der Veränderung abzuliefern. Der Vergleich nach Klassifikation ist die einzige Technik, die, Waldflächenveränderung mit höher Präzision identifiziert und abgrenzt, und gleichzeitig qualitative Informationen liefert. Die Genauigkeit kann durch das Hybrid Verfahren mit der Band 5-Differenzierung verbessert werden. Dieses kombinierte Verfahren bietet eine genaue Lokalisierung und zusätzliche qualitative Informationen. Die komplexe und dynamische Natur der Landschaft und die Wechselwirkungen zwischen Einflussfaktoren auf gleichen und verschiedenen Ebenen verlangt eine kontinuierliche Beobachtung mit Fernerkundungsanalysen und Feldforschungen. Waldflächenveränderungen in Kamerun werden von insgesamt drei Hauptfaktoren beeinflusst: dem Ausbau von Siedlungen, der Nutzung von Holz und der Verbreitung von Agrarflächen. Diese Faktoren treten in verschiedenen Formen auf und unterscheiden sich in den unterschiedlichen Regionen: Extraktion von Brennholz, kommerzielle Holzausbeutung, Einrichtung kleinräumiger Agrarfelder und Gründung von Agrarplantagen. Im Mount Kamerun Gebiet sind die Verbreitung von Agrarflächen für kommerzielle oder private Zwecke die Hauptursachen der Waldvernichtung. Während die kommerziellen Plantagen eine permanente Beeinträchtigung der Wälder zu Folge hat, hängt diese bei den kleinräumigen Agraraktivitäten von der Intensität, in der diese Aktivitäten durchgeführt werden, ab: je länger eine Flächebrach, desto wahrscheinlicher ist es, dass die Bodennutzung nachhaltig wird. Von den räumlichen Faktoren hat die Entfernung zu Strassen den größten Einfluss auf Waldflächenveränderung. Obwohl eine starke positive Korrelation zwischen Waldflächenveränderung und Entfernung zu Strassen, Entfernung zu Siedlungen sowie Hangneigung existiert, beeinflussen andere geophysische und sozioökonomische Faktoren die Waldvernichtung stärker als die räumlichen Faktoren, welche hier dargestellt sind. Andauernde Wolken sind weiterhin ein Hindernis für das optische Fernerkundungs-Monitorring der Vegetation in den Tropen. Diese Region ist dafür bekannt, dass sie mit optischen Fernerkundungsmethoden schwer zu überwachen ist, weil Wolken fast ganzjährig die Sicht versperren. Die Aufnahme wolkenfreien Bilder ist praktisch unmöglich. Die Region ist bekannt für die Schwierigkeit, sie mit optischen Fernerkundungsdaten zu überwachen. Es ist sinnvoll adäquate Möglichkeiten von aktiven Sensoren wie Radarsat, SAR, JERS in Zusammenhang mit passiven Sensoren zu erforschen, um die Wälder Mount Kamerun besser überwachen zu können.
Zwischen 1990 und 1994 wurden rund 1000 Liegenschaften, die in der ehemaligen DDR von der Sowjetarmee und der NVA für militärische Übungen genutzt wurden, an Bund und Länder übergeben. Die größten Truppenübungsplätze liegen in Brandenburg und sind heute teilweise in Großschutzgebiete integriert, andere Plätze werden von der Bundeswehr weiterhin aktiv genutzt. Aufgrund des militärischen Betriebs sind die Böden dieser Truppenübungsplätze oft durch Blindgänger, Munitionsreste, Treibstoff- und Schmierölreste bis hin zu chemischen Kampfstoffen belastet. Allerdings existieren auf fast allen Liegenschaften neben diesen durch Munition und militärische Übungen belasteten Bereichen auch naturschutzfachlich wertvolle Flächen; gerade in den Offenlandbereichen kann dies durchaus mit einer Belastung durch Kampfmittel einhergehen. Charakteristisch für diese offenen Flächen, zu denen u.a. Zwergstrauchheiden, Trockenrasen, wüstenähnliche Sandflächen und andere nährstoffarme baumlose Lebensräume gehören, sind Großflächigkeit, Abgeschiedenheit sowie ihre besondere Nutzung und Bewirtschaftung, d.h. die Abwesenheit von land- und forstwirtschaftlichem Betrieb sowie von Siedlungsflächen. Diese Charakteristik war die Grundlage für die Entwicklung einer speziell angepassten Flora und Fauna. Nach Beendigung des Militärbetriebs setzte dann in weiten Teilen eine großflächige Sukzession – die allmähliche Veränderung der Zusammensetzung von Pflanzen- und Tiergesellschaften – ein, die diese offenen Bereiche teilweise bereits in Wald verwandelte und somit verschwinden ließ. Dies wiederum führte zum Verlust der an diese Offenlandflächen gebundenen Tier- und Pflanzenarten. Zur Erhaltung, Gestaltung und Entwicklung dieser offenen Flächen wurden daher von einer interdisziplinären Gruppe von Naturwissenschaftlern verschiedene Methoden und Konzepte auf ihre jeweilige Wirksamkeit untersucht. So konnten schließlich die für die jeweiligen Standortbedingungen geeigneten Maßnahmen eingeleitet werden. Voraussetzung für die Einleitung der Maßnahmen sind zum einen Kenntnisse zu diesen jeweiligen Standortbedingungen, d.h. zum Ist-Zustand, sowie zur Entwicklung der Flächen, d.h. zur Dynamik. So kann eine Abschätzung über die zukünftige Flächenentwicklung getroffen werden, damit ein effizienter Maßnahmeneinsatz stattfinden kann. Geoinformationssysteme (GIS) spielen dabei eine entscheidende Rolle zur digitalen Dokumentation der Biotop- und Nutzungstypen, da sie die Möglichkeit bieten, raum- und zeitbezogene Geometrie- und Sachdaten in großen Mengen zu verarbeiten. Daher wurde ein fachspezifisches GIS für Truppenübungsplätze entwickelt und implementiert. Die Aufgaben umfassten die Konzeption der Datenbank und des Objektmodells sowie fachspezifischer Modellierungs-, Analyse- und Präsentationsfunktionen. Für die Integration von Fachdaten in die GIS-Datenbank wurde zudem ein Metadatenkatalog entwickelt, der in Form eines zusätzlichen GIS-Tools verfügbar ist. Die Basisdaten für das GIS wurden aus Fernerkundungsdaten, topographischen Karten sowie Geländekartierungen gewonnen. Als Instrument für die Abschätzung der zukünftigen Entwicklung wurde das Simulationstool AST4D entwickelt, in dem sowohl die Nutzung der (Raster-)Daten des GIS als Ausgangsdaten für die Simulationen als auch die Nutzung der Simulationsergebnisse im GIS möglich ist. Zudem können die Daten in AST4D raumbezogen visualisiert werden. Das mathematische Konstrukt für das Tool war ein so genannter Zellulärer Automat, mit dem die Flächenentwicklung unter verschiedenen Voraussetzungen simuliert werden kann. So war die Bildung verschiedener Szenarien möglich, d.h. die Simulation der Flächenentwicklung mit verschiedenen (bekannten) Eingangsparametern und den daraus resultierenden unterschiedlichen (unbekannten) Endzuständen. Vor der Durchführung einer der drei in AST4D möglichen Simulationsstufen können angepasst an das jeweilige Untersuchungsgebiet benutzerspezifische Festlegungen getroffen werden. ; Between 1990 and 1994 more than a thousand military properties in East Germany used for military exercise by the Soviet army and the East German forces were handed over to government institutions of the national state and federal states (Laender), respectively. The largest military training areas are located in the federal state of Brandenburg. Some of these are, by now, part of environmentally protected areas, others are still being used by the German forces. As a result of long-lasting military operations the soils of these areas are heavily polluted by ammunition, duds, fuel and lubricants as well as a range of chemicals. Due to these special environmental conditions specifically adapted vegetation and fauna developed in these environments which make these areas valuable from an environmental protection perspective. Unlike other environments in North West Germany these former military training areas are characterised by wideness, separateness as well as the absence of agricultural, forest and settlement land use. This allowed for the development of a characteristic vegetation cover composed of dwarf bush heaths, drying lawns, desert-like sand surfaces and other nutrient-poor treeless habitats. Following the end of military use the process of succession – a gradual change of flora and fauna over space and time – set in. More a than a decade later the former open plains have, in part, developed into forests. The loss of open range land effected the disappearance of adapted animal and plant populations. To retain, preserve and develop these environmentally valuable areas different methods and concepts were examined for the respective effectiveness by multi-disciplinary group of scientists. Prerequisites of the application of methods to preserve the open plains are up-to-date knowledge of local conditions as well as in-depth understanding of the land surface developments and their dynamics, in particular. Based on this expertise the future surface development of these areas can be estimated which, in term, is a prerequisite for selecting the appropriate methods. Geo information systems (GIS) play an important role for the digital documentation and monitoring of biotopes, land use etc as they provide for acquisition, processing and storage of mass geo data including their locational and feature attributes. To make this GIS functionality available for the management and development of former military training areas a dedicated GIS has been developed and implemented. Tasks tackled included a database concept and object model as well as application-specific modelling, analysis and map presentation functions. Integration of relevant spatial and attribute data into this system required a meta data catalogue made available as an add-on GIS tool. Topographic base data for GIS input were taken from remote sensing imagery, topographic maps and additional field surveys. To simulate the development of the former military areas over space and time a specific simulation tool had to be developed as conventional GIS lack dynamic functionalities. The AST4D tool enables the user to utilise existing GIS data. Processed results, in term, can then be used within the GIS application. Additionally AST4D data may be visualised in map form. The AST4D GIS tool is based on the mathematical model of cellular automata. This model allows for the user-defined setting of status quo and simulation of future developments under different input parameters and target conditions.
Land use and land cover (LULC) change is an important climate forcing, and climate change also affects LULC processes. We aim to assess the regional sc-ale interaction of LULC change and climate change. Driving forces of LULC change are also examined. Jiangxi Province, China is used as a case study. (1) To obtain reliable climate trends, we apply Standard Normal Homogeneity Test (SNHT) in surface temperature and precipitation data for the period of 1951-1999. We also compare the temperature trend computed from Global Historical Climatology Network (GHCN) datasets and from our analysis. (2) To assess the regional impacts of land surface type on surface temperature and precipitation change integrating regional topographic characteristics, we use the Observation Minus Reanalysis (OMR) method. (3) To analyze the driving mechanisms of cropland and built-up land changes over Jiangxi, an integrative approach with quantitative policy effect involving remote sensing, geograph-ical information system (GIS) and statistical techniques is applied. Precipitation series are found to be homogeneous. The comparison between GHCN and our analysis on adjusted temperatures indicates that the resulting climate trends vary slightly from datasets to datasets. A feature of warming wi-nter versus cooling summer and spring drying versus summer wetting is revea-led. Poyang Lake watershed is the center of summer cooling. OMR trends associated with land surface type present that strong surface warming response to land barrenness and weak warming response to land gre-enness. 81.1% of the surface warming over vegetation index areas (0~0.2) att-ributes to LULC change incorporating regional topographic characteristics. The contribution capability of LULC change decreases as land cover greenness increases. OMR trends of precipitation have a weak dependence on the type of land-surface. We find that the cropland transition in Jiangxi has been achieved through multiple interacting mechanisms including policy and socio-economic forces as the proximate factors and biophysical factor as the underlying cause. The pathways leading to built-up land transition rely to various degrees and combi-nations on socio-economic factors. This study has important implications in the monitoring and modeling pro-cesses of climate. We suggest LULC change should be considered along with greenhouse gas as a forcing in local and regional climate modeling. ; Die Veränderung der Landoberfläche im Sinne einer veränderten Bodennutzung und Vegetationsbedeckung (land use and land cover change LULC) stellt einen bedeutenden Faktor in der Klimaforschung dar, wird jedoch wiederum selbst durch den Klimawandel beeinflusst. Ziel der vorgelegten Arbeit ist (1) die Ableitung von Oberflächentemperatur- und Niederschlagstrends der Provinz Jiangxi, China für den Zeitraum von 1951-1999 basierend auf homogenisierten Beobachtungsdaten unter Anwen-dung von Standard Normal Homogenitätstest (SNHT) sowie ein Vergleich der Ergebnisse mit den aus den Datensätzen des Global Historical Climatology Network (GHCN) berechneten Trends. Des Weiteren wurde (2) unter Verwendung der Observation Minus Reanalyse (OMR)-Methode der kleinräumige Einfluss der Beschaffenheit und Topographie der Landoberfläche auf Veränderungen von Oberflächentemperatur und Niederschlag untersucht. (3) Für die Arbeit wurde ein auf Integrativen Prozessen und unter Berücksichtigung qua-ntitativer Verfahrensweisen wie Fernerkundung, Geographischer Informationssysteme (GIS) oder statistischen Methoden basierender Ansatz verwendet sowie die Antriebsmechanismen des Landnutzungswandels von Ackerland und bebauter Fläche in Jiangxi (1995-2005) analysiert. Die Ergebnisse nach der Homogenisierung der Oberflächentemperatur- und Niederschlagsdaten zeigen gegenüber der Verwendung von Rohdaten eine deutlich abgeschwächte Erwärmung der winterlichen Temperaturen in Jiangxi. Auch die räumliche Abkühlung während der Sommermonate wird durch nicht bereinigte Daten übertrieben. Der Vergleich zwischen den Datensätzen der GHCN und den in der hier vorgestellten Analyse verwendeten, bereinigten Temperaturdaten zeigen eine nur geringfüge Abweichung der jeweils resu-ltierenden Klimatrends. Die Niederschlagserie erweisen sich als homogen. Als klimatische Besonderheit des Untersuchungsgebiets wurden eine Erwärmung der Wintermonate sowie eine Abkühlung während der Sommermonate und zunehmend trockene Verhältnisse während der Frühlingsmonate im Gegensatz zu einer Verstärkung der Humidität während des Sommers nachgewiesen. Als geographisches Zentrum der sommerlichen Abkühlung konnte das Einzugsge-biet des Poyang-Sees identifiziert werden.Der Vergleich von OMR-Trends mit dem Typ der Landoberfläche zeigt eine besonders deutliche Erwärmung über vegetationsloser Landoberfläche im Vergleich zu Grünlandflächen. 81.1% der Erwärmung über Landoberflächen mit Vegetationsbedeckung lassen sich auf LULC-Änderungen zusammen mit topographischen und regionalen Merkmalen zurückführen. Die Aussagekraft der LULC-Änderung nimmt mit zunehmender Vegetationsbedeckung der Landoberfläche kontinuierlich ab. Die OMR-Trends der Niederschlagsdate-nsätze zeigen eine schwache Abhängigkeit von der Art der Landoberfläche. Zu der Veränderung der Nutzung der Ackerflächen in Jiangxi trugen mehrere miteinander interagierende Mechanismen, einschließlich politischer und sozio-ökonomischer Kräfte als unmittelbarer Faktoren, sowie biophysikalische Not-wendigkeiten ursächlich bei. Der Übergang von Ackerland zu Bauland ist in hohem Maße auf eine Kombination sozio-ökonomischer Faktoren zurück zu führen.
Das vorliegende Forschungsprojekt wurde im Rahmen des DFG-Graduiertenkollegs Interdisziplinäre Umweltgeschichte bearbeitet. Es hatte zum Ziel, die Wirkungen historischer Landnutzungsmuster auf die Vielfalt von Arten und Lebensgemeinschaften zu untersuchen. Als Untersuchungsgebiet wurde der für das niedersächsische Hügel- und Bergland typische Natur-raum Göttinger Wald ausgewählt. Der Naturraum umfasst sowohl bewaldete Höhenzüge, als auch agrarisch geprägte, lößüberlagerte Talmulden. Das Grundgestein bilden die Schichten des Muschelkalks. Der Untersuchungszeitraum beginnt am Ende des 18. Jahrhunderts und die Landnutzungsge-schichte wurde in fünf Zeitschnitten analysiert (1784, 1878, 1910, 1965, 200238), deren Datierung sich aus dem Aufnahmedatum des verwendeten topographischen Kartenmaterials ergab. Die Landnutzung wurde mit Hilfe eines GIS erfasst, bilanziert und analysiert. Zudem wurden Veränderungen der Landschaftstruktur und -diversität anhand von Landschaftsmaßen dargestellt. An-gaben zu spezifischen Landnutzungsformen und intensitäten wurden aus verschiedenen archivalischen Quellen, Primär- sowie Sekundärliteratur zusammengetragen. Die Zusammensetzung und Vielfalt der Arten und Lebensgemeinschaften wurde anhand floristischer Daten sowohl auf Ebene des gesamten Untersuchungsgebietes (Landschaftsebene) als auch auf Ebene einzelner Teilflächen nachvollzogen. Hierzu wurde historisches Quellenmaterial in Form von Florenlisten nach soziologischen und funktionellen Artengruppen (Hemerobie, Waldartenliste) und den Ellenbergschen Licht- Feuchte- und Stickstoffzeigerwerten ausgewertet. Auf Teilflächenebene konnte durch die Verbindung der Informationen zur jeweilig vorherrschenden floristischen Ausstattung, zum Standort und dem zeitgenössischen Landnutzungstyp eine Bestimmung von Biotoptypen erfolgen. Somit ließen sich eindeutige Beziehungen zwischen Veränderungen der Landnut-zungsstruktur, -form und intensität und der Ausprägung bestimmter Biotoptypen und ihres floristi-schen Arteninventars herstellen. Die Verbindung zwischen Landnutzungsänderungen und Biodiversitätsaspekten wurde anhand fol-gender Forschungsfragen untersucht: Welche Biotoptypen wurden durch welche Bewirtschaftungsformen begünstigt, in ihrer Ausprägung verändert oder verdrängt? Wie änderte sich die Artenzusammensetzung in Wald und Offenland und lassen sich Verbindungen zu bestimmten Landnutzungsänderungen herstellen? Wie änderte sich die räumliche Verteilung der unterschiedlichen Landnutzungen? Welchen Anteil hatte der Faktor Zerschneidung? Wie schlagen sich die Änderungen der Landschaftsstruktur im bilanzierenden Parameter der Landschaftsdiversität nieder? Wo gab es Schwerpunkte welcher Nutzungsform im Untersuchungsgebiet? Waren bestimmte Nutzungen dauerhaft oder temporär? Wie vollzogen sich Veränderungen der Nutzungsintensität oder -form? Welchen Einfluss hatten sozioökonomische Einschränkungen bzw. politische Vorgaben auf Land-nutzungsformen und Landnutzungsstruktur? Gibt es geschichtliche Ereignisse, die im Göttinger Wald bis heute raumwirksam in Bezug auf das Erscheinungsbild der Natur sind? Als besonders prägende Ereignisse der Landnutzungsgeschichte wurden für den bewaldeten Bereich die Einführung der Hochwaldwirtschaft und die Umwandlung der Nieder- und Mittelwaldbestände ab der Mitte des 19. Jahrhunderts identifiziert. Der Umwandlungsprozess ist in Teilen des Untersu-chungsgebie! tes bis heute sichtbar (in einigen Genossenschaftsforsten wurde mit der Umwandlung erst ab 1935 begonnen). Die Erziehung von einschichtigen, überwiegend buchendominierten Hochwaldbeständen wurde nach der Ablösung der Waldhute und triftberechtigungen unter Aus-hieb alter Edellaubholz- und Eichen-Oberständer, Abtrieb von Weichholz-Unterständen und Pflan-zung von (hauptsächlich) Buchen durchgeführt. Diese Maßnahmen brachten tiefgreifende Veränderungen in der floristischen Artenzusammenset-zung und der Ausprägung verschiedener an den Wald gebundener Biotoptypen mit sich. Insbeson-dere die erhebliche Förderung und Pflanzung der Buche (Fagus sylvatica) bewirkte innerhalb von rela-tiv kurzer Zeit (10-15 Jahre) eine wesentliche Verringerung des Lichtangebotes innerhalb der Be-stände. Die Artenzusammensetzung der Bodenvegetation verschob sich zugunsten schattentoleran-ter Arten und der Anteil der Arten der Waldränder und Waldlichtungsfluren ging ab dem zweiten Zeitschnitt (1878) kontinuierlich zurück. Dies ist auch in Verbindung mit dem Rückgang an Saum-strukturen in der Feldmark (s.u.) und einer immer steileren vertikalen Schichtung der Waldränder zu sehen. Die Veränderung der Biotoptypen auf Teilflächenebene deutet jedoch insbesondere auf einen Zusammenhang mit der veränderten Waldbewirtschaftungsform hin. In den Teilflächen sind die floristischen Angaben eindeutig zuzuordnen und im Verlauf der fünf Zeitschnitte wurde durch die Umwandlung die typische Form des mesophilen Kalkbuchenwaldes gegenüber den Biotoptypen des felsigen Schatthang- und Schluchtwaldes auf Kalk, des Buchen- und Eichenmischwaldes trockenwarmer Kalkstandorte, des Ahorn-Lindenwaldes trockenwarmer Kalk-schutthänge und des Eichen-Hainbuchen-Mischwaldes mittlerer, mäßig basenreicher Standorte ein-deutig begünstigt. Hinzu kam die Zunahme der Fichten- und Kiefernreinbestände durch Auffors-tung ertragsarmer oder nasser Standorten bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts, die kleinflächige Sonderbiotoptypen wie z.B. Quell- oder bachbegleitenden Wald oder auch Felsrasen und Hangschutt-wald ablösten. Erst ab Mitte der 1970er Jahre ist durch die erneute Förderung des Edellaubholzanteils und im Rahmen der Anfänge der naturnahen Waldwirtschaft eine erneute Wende im Lebens-raumpotential des Naturraumes zu verzeichnen. Insbesondere die standortgerechte Bewirtschaftung (Bestockung) der genannten Sonderbiotope trägt zur Erweiterung des Spektrums an vorkommenden Biotoptypen bei. Im überwiegend ackerbaulich genutzten Teil des Untersuchungsgebietes stellten die Auflösung der Allmenden und der Verkoppelungsprozess die tiefgreifendesten Landnutzungsänderungen dar. Sie gingen einher mit der Aufforstung zahlreicher Weideflächen, ermöglicht durch die vermehrte Stallhaltung des Viehs, der Neuanlage eines Wegenetzes in der Feldmark unter Rodung von Heckenstrukturen und Feldgehölzen sowie dem verstärkten Weizen- und Zuckerrübenanbau unter Einsatz künstlicher Düngemittel. Insbesondere die damalige Neuordnung der Flur unter Beseitigung der Strukturelemente, die sich entlang der vormaligen Besitzgrenzen zogen, ist bis heute prägend für das Erscheinungsbild der Feldmark. Auf Landschaftsebene schlugen sich die einhergehenden Maßnahmen in einer erheblichen Erhö-hung der Fragmentierung der Landschaft durch Verkehrswege nieder, sowie in einer Erhöhung des Waldanteils. Die räumliche Anordnung und Verteilung der Landnutzungstypen zeigt sich dadurch bis zum Ende des 20. Jahrhunderts als eher ungünstig für die Landschaftsdiversität. Für die assoziierten Offenland-Biotoptypen ist ab dem Ende des 19. Jahrhunderts ein erheblicher Flächenrück-gang der (beweideten) Grünlandtypen auf Magerstandorten sowie Gebüschgesellschaften trocken-warmer Standorte identifiziert. Die floristische Entwicklung zeigt einen Rückgang der Arten der Saumgesellschaften und der Kalkmagerrasen bei gleichzeitiger Zunahme nitrophiler Arten des Grünlandes und der Acker-Beikrautfluren. Ab dem aktuellen Zeitschnitt führen eine erneute Erhöhung des Grünlandanteils durch Wasser-schutzmaßnahmen und gesetzliche Flächenstilllegungen sowie ein Rückgang der intensiv bewirt-schafteten Ackerflächen zu einer insgesamt günstigeren Bilanz der Landschaftsdiversität. Auch der Anteil der im Rahmen der Hobby-Tierhaltung wieder beweideten Flächen nimmt zu und ein Teil des Wegenetzes wurde zurückgebaut bzw. offengelassen. Für das Potential zur Ausbildung vielfältiger Lebensräume in der Landschaft sind diese Faktoren zunächst positiv zu bewerten. Die genann-ten Trends der floristischen Entwicklung zeigen sich jedoch ungebrochen und die potentiell beson-ders artenreichen Biotoptypen der Kalkmagerrasen und Gebüsche trockenwarmer Standorte werden aktuell nur auf kleiner Fläche durch Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege künstlich erhalten. Die Ergebnisse des Projektes zeigen, dass die Bereitstellung vielfältiger Lebensräume und somit eines möglichst hohen Potentials zum Erhalt der Biodiversität sowohl mit langfristig und auf Land-schaftsebene raumwirksamen Ereignissen verknüpft ist, als auch in Abhängigkeit vom Erhalt kleinflächiger standörtlicher Besonderheiten und ihrer Bewirtschaftung zu sehen ist. Es wurde sichtbar, dass Maßnahmen zum Erhalt bzw. zur Erhöhung des Lebensraumpotentials nur durch Integration in laufende Nutzungsprozesse und in Verbindung mit einer günstigen Anordnung und Verteilung der Nutzungstypen und ihrer assoziierten Lebensräume in der Landschaft erfolgreich sein können. ; The presented project was finished at the Research Training Programme Interdisciplinary Envi-ronmental
(Schlagworte: 19. Jahrhundert, Landwirtschaft, landwirtschaftliche Produktion, landwirtschaftliche Revolution, Agrarrevolution, landwirtschaftliche Statistik, Anbau- und Erntestatistik, Nutztierhaltung, Westfalen, Preußische Provinz Westfalen, Primärsektor)
Einleitende Bemerkungen Das von 2001 bis 2005 von der DFG geförderte Projekt 'Preußische Agrarstatistik, Provinz Westfalen' wurde unter der Leitung von Prof. Dr. Wolfram Fischer und Prof. Dr. Heinrich Volkmann durchgeführt. Bearbeiter des am Institut für Wirtschaftspolitik und Wirtschaftsgeschichte der Freien Universität Berlin angesiedelten Projektes war Dr. Meinolf Nitsch, der den größten Teil der Daten erhoben und in tabellarischer Form aufbereitet hat. Frau Dr. Rita Gudermann hat schließlich das Projekt zu Ende geführt, da Herr Dr. Nitsch aufgrund einer Erkrankung nicht weiter an der Bearbeitung teilnehmen konnte. Der Band war ursprünglich für die Reihe "Quellen und Forschungen zur Historischen Statistik" (Hrsg.: Wolfram Fischer, Franz Irsiegler, Karl Heinrich Kaufhold und Hugo Ott) vorgesehen und ist daher in seiner Struktur und seinem Gehalt an den Bänden dieser Reihe angepaßt. Er erscheint aufgrund der Unterstützung des LWL-Instituts für westfälische Regionalgeschichte in Münster außerhalb der Reihe.
Gegenstand der Studie Im Zusammenhang mit den tiefgreifenden Veränderungen in der landwirtschaftlichen Produktion (neue Kulturpflanzen und Tierrassen, größere Anbauflächen, andere Anbaumethoden, Produktion für den Markt) durchlief die deutsche Landwirtschaft im 19. Jahrhundert eine starke Steigerung ihrer Produktivität. Um Fragen der Wirtschafts- und Sozialgeschichte des agrarischen Sektors beantworten zu können, wird eine verlässliche Datenbasis benötigt. Mit der vorliegenden Agrarstatistik Westfalens für das 18. Und 19. Jahrhundert wird ein umfassendes statistisches Grundlagenwerk für die Forschung zur Verfügung gestellt. "Es enthält bisher überwiegend unveröffentlichtes Zahlenmaterial auf der Ebene einzelner weltlicher und geistlicher Herrschaften und ihrer Verwaltungseinheiten vor 1815 sowie der preußischen Provinz Westfalen mir ihren Regierungsbezirken und Kreisen. Aufgenommen wurden Zahlen zu den landwirtschaftlichen Betrieben und zur in diesen Betrieben tätigen Bevölkerung, zur Bodennutzung, zur Anbau- und Erntestatistik, zur Viehhaltung sowie zu Löhnen und Preisen. Nützliche quantitative Informationen, die diesen Gruppen nicht zuzuordnen waren, wurden in einem Anhang zusammengestellt. … Die Kriterien der Bearbeitung (des statistischen Materials) lehnen sich an das von 1981 bis 2005 von der DFG geförderten Schwerpunktprogramm 'Historische Statistik' an. Damit die Daten einem großen Nutzerkreis für verschiedene Forschungsaufgaben zur Verfügung stehen können, wurden sie so quellennah wie möglich belassen. (Es wurden keine Schätzungen für fehlende Werte vorgenommen.)" Nitsch, Gudermann (2009),S. 2. Trotz der durch die Quellensituation bedingten Lücken sowie regionalen und thematischen ungleich dokumentierten landwirtschaftlichen Verhältnisse liegt ein statistisches Kompendium mit Material aus der Zeit der beginnenden amtlichen Statistik vor, das der weiteren Forschung nach den Auswirkungen der Agrarrevolution auf Besitzverhältnisse, Sozialstruktur und Produktivität dienlich ist. Durch Langzeitvergleiche lassen sich wirtschaftliche und soziale Auswirkungen der Agrarreformen analysieren und es kann festgestellt werden, inwiefern landwirtschaftliche Intensivierungen und Marktintegration bereits schon vor den Agrarreformen stattgefunden haben.
Zeit und Ort der Untersuchung: Untersuchungszeitraum ist die Periode vom Ende des 18. Jahrhunderts bis 1889, in der sich der Umbruch von der feudalen, ständisch geprägten Landwirtschaft zur industriellen Produktionsweise vollzog. Anfangs- und Endpunkt der Untersuchung wurden zudem durch die Quellensituation vorgegeben, da außer den Preisreihen zu Grundnahrungsmitteln eine breitere quantitative Überlieferung zur Landwirtschaft erst im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts verfügbar ist. Daher deckt sich der Untersuchungszeitraum mit der Periode der beginnenden und sich konsolidierenden amtlichen Statistik, für die schließlich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Methoden der systematischen Erhebung, Bearbeitung und Publikation der quantitativ erhebbaren Verhältnisse in der Landwirtschaft herausgearbeitet und angewendet wurden.
Geografische Beschreibung des Untersuchungsraumes: Der Raum Westfalen umfasst ca. 30000 Quadtratkilometer und ist durch vier große Naturlandschaften geprägt: der nördliche Teil der Provinz mit dem westfälischen Tiefland, die westfälische Bucht mit dem Münsterland, das Weserbergland, und schließlich das Südergebirge in der südlichen Spitze Westfalens. Während der nördliche Zipfel der Provinz Westfalen eine vom Meeresklima bestimmte Geest-Landschaft mit sandigen aber auch undurchlässigen Böden, so dass es auch zur Bildung von Mooren kam. Die westfälische Bucht mit dem Münsterland ist geprägt durch zum Teil lehmige Sande im Westen und Nordosten sowie fruchtbaren Lössboden im Süden (z.B. Emscherland). Schwere, undurchlässige Kleiböden finden sich im Kernmünsterland. Das Weserbergland ist eine Hügellandschaft mit fruchtbaren Mulden, so dass eine Vielfalt von Kleinlandschaften entstehen konnte. Die Böden sind kalkhaltig. Das Südergebirge setzt sich zusammen aus dem Siegerland und verschiedenen Teilen des Sauerlands. Die Höhenzüge erreichen eine durchschnittliche Höhe von 400 Metern, im Hochsauerland von über 800 Metern und wechseln mit tief eingesunkenen Flusstälern. Kalkarme Lehm- und Sandböden herrschen vor. Die Bodenformen und der Mangel an großen schiffbaren Flüssen waren ausschlaggebend für die Lage Westfalens im Verkehrssystem: Die vom großen Frankfurter Verkehrsfeld ausgehenden Handelswege führten an den westfälischen Gebirgen vorbei zu den holländischen und deutschen Küsten. Stattdessen entwickelte sich ein starker Binnenverkehr in west-östlicher Richtung (Rheine-Osnabrück-Minden und Essen-Dortmund-Soest-Paderborn) sowie zwischen der flämisch-holländischen Küste und dem östlichen Westfalen. Bedeutende Städte entstanden entlang dieser Verkehrsachsen. Entsprechend den naturräumlichen Verhältnissen bildeten sich sehr unterschiedliche Wirtschaftsregionen aus, in denen neben landwirtschaftlich geprägten Regionen sich auch Gewerbegebiete herausbildeten. Erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts führte die Industrialisierung und Verstädterung zu einem starken Anwachsen der Ruhrgebietsregion.
Politische Beschreibung des Untersuchungsraumes: Die politischen Grenzen des Raumes Westfahlen haben sich häufig geändert. Bis Ende des 18. Jahrhunderts ist das Gebiet durch eine starke territoriale Zersplitterung gekennzeichnet. Um 1800 liegt noch eine Vielfalt geistlicher und weltlicher Herrschaftsgebiete vor. Entsprechend groß war die Vielfalt rechtlicher Strukturen. Etwa zwei Drittel der Fläche nahmen die geistlichen Territorien mit bis zu 90% katholischer Bevölkerung ein, unter denen wiederum die Fürstentümer Münster und Paderborn sowie das Herzogtum Westfalen und das Vest Recklinghausen die größten waren. Zu Preußen gehörten dagegen die mehrheitlich protestantischen Gebiete (Fürstentum Minden, Grafschaften Ravensgburg, Lingen, Tecklenburg und Mark). Bei den übrigen Territorien handelte es sich um Kleinstaaten. Nach den Befreiungskriegen von der französischen Herrschaft gewann Preußen zu seinem westfälischen Besitz den größten Teil des übrigen Kulturraumes Westfalens dazu und es wurde die Provinz Westfalen gebildet (1815). Preußen integrierte die unterschiedlichen Verwaltungssysteme der hinzugekommenen Gebiete in ein einheitliches Verwaltungssystem, wobei die Statistik als Hilfswissenschaft einen wichtigen Beitrag leistete. Preußen gliederte die Provinz in drei Regierungsbezirke (Münster, Minden, Arnsberg). Die Regierungsbezirke wurden wiederum in 34 Kreise unterteilt. Damit war eine konsequente staatliche Verwaltungseinheit eingeführt worden. Von 1832 bis 1967 blieben die Kreise konstant, was für statistische Vergleiche von Bedeutung ist.
Quellenproblematik: Sieht man von den weiter zurückreichenden Preisreihen für Grundnahrungsmitteln - vor allem für Getreide - ab, setzt eine breitere quantitative Überlieferung zur landwirtschaftlichen Bevölkerung, zu ihren Eigentumsverhältnissen und ihrer Landausstattung erst im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts ein. Quantitative Angaben zur Entwicklung der Landwirtschaft von sehr unterschiedlicher Qualität finden sich verstreut in Publikationen und Archivalien verschiedenster Herkunft. Seit Ende des 18. Jahrhunderts wurden in zunehmend größerer Zahl in Preußen statistisch-topographische Beschreibungen der Kreise und Regierungsbezirke angefertigt. Allerdings kann das in diesen Beschreibungen verstreute Zahlenmaterial nur selten für eine fundierte statistische Analyse herangezogen werden. Die statistischen Angaben lassen sich nur eingeschränkt vergleichen. Nicht nur sind die Beschreibungen von sehr unterschiedlicher Qualität, es liegen ihnen oft unterschiedliche Stichjahre, Maße und Gewichte zugrunde. Daher wurden diese Berichte nur zum Teil in das vorliegende statistische Kompendium mit einbezogen, sofern es sich um zusammenfassende Darstellungen handelte. Herausgegebene Zeitschriften, wie z.B. das 'Westphälische Magazin zur Geographie, Historie und Statistik', die 'Mittheilungen des Statistischen Bureaus' in Berlin, oder die 'Tabellen und amtlichen Nachrichten über den Preußischen Staat', publizierten in den regelmäßig erschienenen Ausgaben statistisches Material zur Land- und Forstwirtschaft, wodurch diese Periodika zu einer bedeutende Quelle für die vorliegenden Arbeit wurden. Wichtige Quellenbestände für die Zeit vor der Gründung des Statistischen Büros in Berlin konnten die Primärforscher in den Archiven ausfindig machen. Es handelt sich hierbei um die Akten der Ministerien für Landwirtschaft und Finanzen sowie der preußischen Ober- und Regierungspräsidien, die zum größten Teil im Geheimen Staatsarchiv in Berlin und im westfälischen Staatsarchiv in Münster liegen. In den 1870er und 1880er Jahren finden die reichseinheitlich strukturierten landwirtschaftlichen Berufs- und Betriebszählungen statt und liefern vergleichbares, einheitlich erfaßtes statistisches Material.
Hauptaufgabe der Bearbeiter der vorliegenden Studie war es, das verstreute statistische Material aus den unterschiedlichen Quellen der geistlichen und weltlichen Grundbesitzer und ihrer Verwaltungseinheiten, der erfaßten amtlichen Daten durch die Regierungsbezirke und die Provinz sowie aus den Berufs- und Betriebszählungen zusammenzutragen, auf Zuverlässigkeit zu prüfen und auszuwählen und das brauchbare statistische Material in eine benutzerfreundliche Form zu bringen. Ein vollständiges, die Region, die Zeit und die Sachgebiete abdeckendes Kompendium konnte jedoch dabei nicht entstehen. Lange zusammenhängende Reihen sind selten. Auch thematische und regionale Ungleichgewichte konnten nicht vermieden werden.
Die Hauptschwierigkeit in der Zusammenstellung des verstreuten und überwiegend inkongruenten statistischen Quellenmaterials entstand durch die unterschiedlichen Erhebungsmethoden, die den Vergleich zwischen den verschiedenen Berichtsjahren sowie zwischen den Regionen erschwerten. "Gerade die großen Disparitäten des Zahlenmaterials sind es schließlich gewesen, die eine erfolgreiche Bearbeitung und Zusammenstellung der deutschen Agrarstatistik bisher verhindert haben. So differieren Erhebungszeitpunkte und –orte, Maße und Gewichte sowie die den Erhebungen zugrundeliegenden Definitionen und Verfahrensweisen. Hinzu kommen Verschiebungen der administrativen Grenzen sowie die Probleme der bei den ländlichen Betrieben dieser Zeit so gut wie immer fehlenden Buchführung. Deshalb beruht ein großer Teil der älteren Daten auf Schätzungen." Nitsch, Gudermann, 2009, S. 15. Im Laufe der Erhebungen wurden die Erfassungsmethoden anspruchsvoller und entwickelten sich vom schlichten Zählen hin zu zuverlässigen Katasteraufnahmen mit Bonitierung der Böden (=Einteilung der Böden in Klassen der Beschaffenheit und Ertragsfähigkeit) sowie der regelmäßigen Erhebung von Anbau und Ertrag. Mit dem Ziel übersichtliche Tabellen mit vergleichbarem Zahlenmaterial zu schaffen, sind die Angaben vereinheitlicht bzw. auf moderne Maße und Gewichte umgerechnet worden. "Der Akribie von Meinolf Nitsch ist es zu verdanken, dass den Zeitgenossen eine Reihe von Rechenfehlern nachgewiesen werden konnten, … . Wo sie offensichtlich waren, wurden sie für die vorliegende Publikation stillschweigend korrigiert. Auf schwerwiegendere Abweichungen wird in den Anmerkungen hingewiesen. Leider ließen sich jedoch nicht alle Unstimmigkeiten … korrigieren. " S. 15
Der Datenteil der Studie gliedert sich in die folgenden Bereiche auf:
Erhoben wurden statistische Daten zu folgenden Bereichen: - die Sozial- und Betriebsgrößenstruktur, - das Kulturartenverhältnis, also das Verhältnis der Äcker, Wiesen, Weiden, Öd- und Unland zueinander, - die Anbau- und Erntestatistk, - die Viehbestandsstatistik, - die Löhne und Preise und schließlich - Börsenkurse für Agrarprodukte in Minden, Münster, Paderborn und Dortmund.
Für HISTAT sind die Statistiken, die als Zeitreihen vorliegen, aufbereitet worden und unter dem Thema 'Produktion: Land- und Forstwirtschaft' für den Download bereitgestellt. Die Daten sind wie folgt untergliedert:
A. Sozialstruktur und Betriebsgrößenstruktur
A.1 Fläche und Bevölkerung der Kreise der Provinz Westfalen 1818-1871 A.2 Bevölkerung des Fürstentums Minden 1722-1792 A.3 Anzahl der Hufen, Dörfer, Feuerstellen, Ziegeleien und Teeröfen in den Kreisen der Grafschaft Minden 1795-1801 A.4 Betriebsgrößenstruktur (Zahl der Betriebe und Flächen) nach Regierungsbezirken für 1849, 1852, 1855, 1858.
B. Kulturverhältnisse
B.1 Prozentuales Verhältnis der Kulturarten in der Provinz Westfalen 1815-1883 B.2 Entwicklung der Bodennutzung in der Provinz Westfalen in Prozent seiner Gesamtfläche, 1815, 1849, 1864, 1913. B.3 Anbau der Kulturpflanzen in der Provinz Westfalen in Prozent der Ackerfläche, 1815, 1883, 1893, 1913.
C. Anbau- und Erntestatistik, Viehbestand
C.1 Aussaat und Ernteerträge
C.1.1 Aussaatmengen in den Kreisen der Grafschaft Mark, 1795, 1796, 1797, 1799, 1800, 1801, 1804. C. 1.2 Fruchterträge in den Regierungsbezirken der Provinz Westfalen als Abweichung von einer = 100 gesetzten "Mittelwerternte", 1846-1873. C. 1.3 Fruchterträge der Provinz Westfalen insgesamt als Abweichung von einer = 100 gesetzten "Mittelwerternte", 1868-1877. C. 1.4 Stroherträge in der Provinz Westfalen als Abweichung von einer = 100 gesetzten "Mittelwerternte", 1850-1860. C. 1.5 Fruchtgewicht in den Regierungsbezirken der Provinz Westfalen, 1848-1858. C. 1.6 Fruchtertrag in den Regierungsbezirken der Provinz Westfalen, 1865-1872. C. 1.7 Strohertrag in den Regierungsbezirken der Provinz Westfalen, 1865-1872. C. 1.8 Gesamtertrag der landwirtschaftlichen Produktion in den Regierungsbezirken der Provinz Westfalen, 1878-1903. C. 1.9 Hektarerträge der landwirtschaftlichen Produktion in den Regierungsbezirken der Provinz Westfalen, 1878-1903. C. 1.10 Ernteerträge in den Kreisen des Regierungsbezirks Minden, 1878-1882. C. 1.11 Ernteerträge in den Kreisen des Regierungsbezirks Münster, 1878-1882. C. 1.12 Ernteerträge in den Kreisen des Regierungsbezirks Arnsberg, 1878-1882.
C.2 Viehbestand
C.2.1 Anzahl der Schafte sowie Wollproduktion in den Kreisen der Grafschaft Mark, 1730-1786. C.2.2 Viehbestand in den Kreisen der Grafschaft Mark, 1756-1786. C.2.3.1 Anzahl der Schafe in den Ämtern und Städten des Fürstentums Minden und der Grafschaft Ravensberg, 1786-1798. C.2.3.2 Wollproduktion in den Ämtern und Städten des Fürstentums Minden und der Grafschaft Ravensberg, 1786-1798. C.2.4 Anzahl der Schafe und Wollproduktion in den Kreisen der Grafschaft Mark, 1788-1799. C.2.5 Viehbestand in den Kreisen der Grafschaft Mark, 1795-1804. C.2.6 Viehbestand in den Kreisen des Regierungsbezirks Münster, 1816-1825. C.2.7 Viehbestand in den Kreisen der Provinz Westfalen, 1828-1883. C.2.8 Durchschnittsgewicht des Schlachtviehs in Preußen und im Deutschen Reich, 1809-1905.
D. Löhne und Preise
D.1 Löhne
D.1.1 Tagelohnsätze für Waldarbeiter in den preußischen Staatsforsten der Provinz Westfalen, 1800-1879. D.1.2 Ländliche Tagelöhne in Zehnjahresdurchschnitten, umgerechnet in Roggenwerte, in den Regierungsbezirken Minden, Münster und Arnsberg, 1811-1850.
D.2 Preise
D.2.1 Jahresdurchschnittspreise
D.2.1.1 Martini-Marktpreise für Getreide in Münster pro Münsterische Malter, 1811-1850. D. 2.1.2 Kornpreise im Fürstentum Minden und in der Grafschaft Ravensberg, 1638-1747. D. 2.1.3 Martini-Marktpreise für Roggen in Minden-Ravensburg und im Paderborner Land, 1765-1850. D. 2.1.4 Marktpreise für Getreide auf dem Kornmarkt Witten/Ruhr, 1692-1794.
D. 2.1.5 Marktpreise für Getreide auf dem Kornmarkt Witten/Ruhr, 1806-1883. D. 2.1.6 Jahresdurchschnittspreise von Agrarprodukten in Münster, Minden, Paderborn und Dortmund, 1816-1871.
D.2.2 Monatspreise
D.02.02.01 bis D.02.02.14 Monatspreise von Agrarprodukten je Regierungsbezirk und nach Regierungsbezirken und Kreisen (1819-1834) [insgesamt 14 Tabellen]
D.02.02.15 bis D.02.02.22 Monatspreise von Agrarprodukten als Durchschnittspreise der Märkte in den verschiedenen Städten (1866-1872) [insgesamt 8 Tabellen]
D.02.02.23 bis D.02.02.26 Börsenkurse für landwirtschaftliche Produkte in Münster, Minden, Paderborn und Dortmund(1876-1880). [insgesamt 3 Tabellen]
Over the past decades, natural hazards, many of which are aggravated by climate change and reveal an increasing trend in frequency and intensity, have caused significant human and economic losses and pose a considerable obstacle to sustainable development. Hence, dedicated action toward disaster risk reduction is needed to understand the underlying drivers and create efficient risk mitigation plans. Such action is requested by the Sendai Framework for Disaster Risk Reduction 2015-2030 (SFDRR), a global agreement launched in 2015 that establishes stating priorities for action, e.g. an improved understanding of disaster risk. Turkey is one of the SFDRR contracting countries and has been severely affected by many natural hazards, in particular earthquakes and floods. However, disproportionately little is known about flood hazards and risks in Turkey. Therefore, this thesis aims to carry out a comprehensive analysis of flood hazards for the first time in Turkey from triggering drivers to impacts. It is intended to contribute to a better understanding of flood risks, improvements of flood risk mitigation and the facilitated monitoring of progress and achievements while implementing the SFDRR. In order to investigate the occurrence and severity of flooding in comparison to other natural hazards in Turkey and provide an overview of the temporal and spatial distribution of flood losses, the Turkey Disaster Database (TABB) was examined for the years 1960-2014. The TABB database was reviewed through comparison with the Emergency Events Database (EM-DAT), the Dartmouth Flood Observatory database, the scientific literature and news archives. In addition, data on the most severe flood events between 1960 and 2014 were retrieved. These served as a basis for analyzing triggering mechanisms (i.e. atmospheric circulation and precipitation amounts) and aggravating pathways (i.e. topographic features, catchment size, land use types and soil properties). For this, a new approach was developed and the events were classified using hierarchical cluster analyses to identify the main influencing factor per event and provide additional information about the dominant flood pathways for severe floods. The main idea of the study was to start with the event impacts based on a bottom-up approach and identify the causes that created damaging events, instead of applying a model chain with long-term series as input and searching for potentially impacting events as model outcomes. However, within the frequency analysis of the flood-triggering circulation pattern types, it was discovered that events in terms of heavy precipitation were not included in the list of most severe floods, i.e. their impacts were not recorded in national and international loss databases but were mentioned in news archives and reported by the Turkish State Meteorological Service. This finding challenges bottom-up modelling approaches and underlines the urgent need for consistent event and loss documentation. Therefore, as a next step, the aim was to enhance the flood loss documentation by calibrating, validating and applying the United Nations Office for Disaster Risk Reduction (UNDRR) loss estimation method for the recent severe flood events (2015-2020). This provided, a consistent flood loss estimation model for Turkey, allowing governments to estimate losses as quickly as possible after events, e.g. to better coordinate financial aid. This thesis reveals that, after earthquakes, floods have the second most destructive effects in Turkey in terms of human and economic impacts, with over 800 fatalities and US$ 885.7 million in economic losses between 1960 and 2020, and that more attention should be paid on the national scale. The clustering results of the dominant flood-producing mechanisms (e.g. circulation pattern types, extreme rainfall, sudden snowmelt) present crucial information regarding the source and pathway identification, which can be used as base information for hazard identification in the preliminary risk assessment process. The implementation of the UNDRR loss estimation model shows that the model with country-specific parameters, calibrated damage ratios and sufficient event documentation (i.e. physically damaged units) can be recommended in order to provide first estimates of the magnitude of direct economic losses, even shortly after events have occurred, since it performed well when estimates were compared to documented losses. The presented results can contribute to improving the national disaster loss database in Turkey and thus enable a better monitoring of the national progress and achievements with regard to the targets stated by the SFDRR. In addition, the outcomes can be used to better characterize and classify flood events. Information on the main underlying factors and aggravating flood pathways further supports the selection of suitable risk reduction policies. All input variables used in this thesis were obtained from publicly available data. The results are openly accessible and can be used for further research. As an overall conclusion, it can be stated that consistent loss data collection and better event documentation should gain more attention for a reliable monitoring of the implementation of the SFDRR. Better event documentation should be established according to a globally accepted standard for disaster classification and loss estimation in Turkey. Ultimately, this enables stakeholders to create better risk mitigation actions based on clear hazard definitions, flood event classification and consistent loss estimations. ; In den letzten Jahrzehnten verursachten Naturgefahren hohe humanitäre und wirtschaftliche Verluste, wobei viele dieser Ereignisse durch den Klimawandel verstärkt werden und einen zunehmenden Trend in Häufigkeit und Schwere aufweisen. Daher sind gezielte Verfahren zur Reduzierung von Katastrophenrisiken erforderlich, um zugrundeliegende Treiber zu verstehen und effektive Risikominderungspläne zu erstellen. Solche Verfahren werden durch das Sendai-Rahmenwerk für Katastrophenvorsorge 2015-2030 (SFDRR) eingefordert. Das SFDRR ist, ein internationales Rahmenwerk, das 2015 verabschiedet wurde und prioritäre Maßnahmen festlegt, z.B. eine Verbesserung der Wissensgrundlagen zum Katastrophenrisiko. Die Türkei ist eines der SFDRR-Vertragsländer und wurde in der Vergangenheit von vielen Naturgefahren, insbesondere Erdbeben und Überschwemmungen schwer getroffen. Über die Hochwassergefahren und -risiken in der Türkei ist jedoch vergleichsweise wenig bekannt. In dieser Arbeit wird daher zum ersten Mal eine umfassende Analyse der Hochwassergefahren in der Türkei durchgeführt, von den auslösenden Ursachen bis hin zu den Auswirkungen. Ziel ist es, das Verständnis über Hochwasserrisiken zu verbessern, Studien zur Minderung des Hochwasserrisikos anzuregen und das Monitoring der Fortschritte und Zielerreichung bei der Umsetzung des SFDRR zu erleichtern. Um das Auftreten und die Stärke von Überschwemmungen im Vergleich zu anderen Naturgefahren in der Türkei zu untersuchen und einen Überblick über die raumzeitliche Verteilung von Hochwasserschäden, wurde die Turkey Disaster Database (TABB) für den Zeitraum 1960 bis 2014 ausgewertet. Die TABB Datenbank wurde durch Vergleiche mit der Emergency Events Datenbank (EM-DAT), der Dartmouth Flood Observatory Datenbank, wissenschaftlicher Literatur und Nachrichtenarchive überprüft. Zudem wurden die stärksten Überschwemmungen zwischen 1960 und 2014 identifiziert. Diese bildeten die Basis für eine Analyse der Auslösemechanismen (bspw. atmosphärische Zirkulationsmuster und Niederschlagsmengen) und verstärkende Wirkungspfade (z.B. topographische Eigenschaften, Größe der Einzugsgebiete, Landnutzung und Bodeneigenschaften). Dafür wurde ein neues Verfahren entwickelt, und die Ereignisse wurden mithilfe von hierarchischen Clusteranalysen klassifiziert, um die Haupteinflussfaktoren pro Ereignis zu identifizieren und zusätzliche Informationen über die dominanten Wirkungspfade bei schweren Überschwemmungen bereitzustellen. Die grundlegende Idee dieser Arbeit bestand darin, bei den Ereignisauswirkungen als Bottom-up-Ansatz zu beginnen und die Ursachen für Schadensereignisse zu identifizieren, anstatt eine Modellkette mit Langzeitreihen als Eingabe anzuwenden und darin nach potenziellen Schadensereignissen zu suchen. Bei der Häufigkeitsanalyse von hochwasserauslösenden Zirkulationsmustern wurde jedoch festgestellt, dass einige schwer Niederschlagsereignisse nicht in der Liste der schwersten Hochwasserereignisse waren, d.h., ihre Auswirkungen waren nicht in nationalen und internationalen Schadensdatenbanken dokumentiert, wurden jedoch in Nachrichtenarchiven erwähnt und vom türkischen staatlichen Wetterdienst gemeldet. Dieses Erkenntnis stellt den Bottom-up-Modelansatz in Frage und unterstreicht die Dringlichkeit einer konsistenten Ereignis- und Schadensdokumentation. Daher wurde im nächsten Schritt gezielt das Schadenmodell der Vereinten Nationen für Katastrophenvorsorge (UNDRR) für kürzlich aufgetretene starke Flutereignisse (2015-2020) angepasst, validiert und angewendet. Damit wurde ein konsistentes Hochwasserschadenmodell für die Türkei bereitgestellt, das es den Behörden ermöglicht, Verluste so schnell wie möglich nach Ereignissen abzuschätzen, zum Beispiel um eine bessere Koordination von finanziellen Hilfen zu gewährleisten. Diese Arbeit zeigt, dass Überschwemmungen mit mehr als 800 Todesfällen und 885,7 Millionen US Dollar wirtschaftlichen Schaden zwischen 1960 und 2020 nach Erdbeben den zweit höchsten zerstörerischen Effekt in der Türkei in Bezug auf humanitäre und wirtschaftliche Auswirkungen haben. Daher sollte dieses Thema mehr Aufmerksamkeit auf nationaler Ebene erhalten. Die Cluster-Ergebnisse der dominanten hochwasser-auslösenden Mechanismen (z.B. Zirkulationsmuster, Starkniederschlag, plötzliche Schneeschmelze) erhalten wichtige Informationen zur Quell- und Pfad-Identifikation, welche als Basisinformation für Gefahren-identifikation in der vorläufigen Risikoeinschätzung dienen kann. Die Implementierung des UNDRR-Schadenmodells zeigt, dass das Modell mit länderspezifischen Parametern, kalibrierten Schadensgraden und ausreichender Ereignisdokumentation (d.h. physischer geschädigte Einheiten) empfohlen werden kann, um erste Schätzungen zur Höhe der direkten wirtschaftlichen Schäden bereitzustellen -- auch unmittelbar nach Eintreten von Ereignissen, da die Modellschätzungen im Vergleich mit dokumentierten Verlusten gut übereinstimmten. Die präsentierten Ergebnisse können dazu beitragen, die nationale Schadensdatenbank der Türkei zu verbessern, und somit ein besseres Monitoring der nationalen Fortschritte und Erfolge im Hinblick auf die Ziele des SFDRR ermöglichen. Zusätzlich können die Ergebnisse für eine bessere Charakterisierung und Klassifizierung von Hochwasserereignissen verwendet werden. Informationen zu den zugrundeliegenden Einflussfaktoren und verstärkenden Wirkungspfaden unterstützen die Auswahl geeigneter Risikomanagementstrategien. Alle Eingabevariablen dieser Arbeit wurden aus öffentlich verfügbaren Daten bezogen. Die Ergebnisse sind zugänglich und können für die weitere Forschung verwendet werden. Insgesamt konnte festgestellt werden, dass die konsistente Erfassung von Schadensdaten und eine bessere Ereignisdokumentation mehr Beachtung finden muss, um die Implementierung des SFDRR verlässlich zu überwachen. Bessere Ereignisdokumentationen sollten nach einem weltweit anerkannten Standard für Gefahrenklassifizierung und Schadensabschätzung in der Türkei etabliert werden. Letztendlich ermöglicht dies den Verantwortlichen auf Basis von eindeutigen Gefahrendefinitionen, Hochwasser-Ereignisklassifizierungen und konsistenten Schadenschätzungen bessere Maßnahmen zur Risikominderung zu erarbeiten.
Hintergrund Umweltbeobachtung ist zentraler Bestandteil internationaler Nachhaltigkeitsstrategien. Die langfristige Beobachtung der Anreicherung von Metallen in terrestrischen Ökosystemen erfolgte Zwischen 1990 und 2005 alle fünf Jahre europaweit in den europäischen Heavy Metals in Mosses Surveys. Seit 2005 wird auch die Stickstoffanreicherung bestimmt. Deutschland nahm an den Moosmonitoring-Kampagnen 1990 – 2005 teil. Der vorliegende Artikel ist Teil einer Serie, die Trends im Bundesgebiet und einzelnen Bundesländern beleuchtet. Gegenstand dieser Untersuchung ist die Kartierung der zeitlichen Entwicklung der Metallanreicherung in Nordrhein-Westfalen seit 1990, die Stickstoffanreicherung 2005, die räumliche Varianz der Metall-Bioakkumulation in Abhängigkeit von Eigenschaften der Moosbeprobungsstellen und ihrer Umgebung sowie erstmals auch die Verknüpfung der Stoffgehalte in den Moosen mit denen der flächendeckend modellierten Gesamtdeposition von Cadmium (Cd).
Methoden In Nordrhein-Westfalen wurde die Bioakkumulation am häufigsten in Scleropodium purum bestimmt, gefolgt von Pleurozium schreberi und Hypnum cupressiforme. Die in diesen Moosen chemisch bestimmten Stoffe wurden mit den topografischen und ökologischen Beschreibungen der bis zu 88 Beprobungsorte und mit quantitativen Angaben über die Landnutzung in ihrer Umgebung in dem WebGIS MossMet zusammengeführt und ausgewertet: Aus den standort- und metallspezifischen Messdaten sowie den daraus geostatistisch berechneten Flächendaten über die Metallakkumulation wurde ein zusammenfassender Multi-Metall-Index (MMI1990-2005) für Arsen (As), Cd, Chrom (Cr), Kupfer (Cu), Eisen (Fe), Nickel (Ni), Blei (Pb), Titan (Ti), Vanadium (V) und Zink (Zn) berechnet und kartiert. Die Zusammenhänge zwischen den Schwermetall-Akkumulationen, Standortcharakteristika und Landnutzung wurden korrelations- und kontingenzanalytisch sowie am Beispiel von Cu multivariat-statistisch mit Classification and Regression Trees (Cart) quantifiziert. Die Cd-Gehalte in den Moosen wurden mit denen der im European Monitoring and Evaluation Programme (EMEP) europaweit flächendeckend modellierten Gesamtdepositionsdaten für Cd verknüpft und korrelationsstatistisch ausgewertet.
Ergebnisse und Diskussion Während von 1990 bis 2005 bis auf Zn alle Metallgehalte in den Moosen sanken, stiegen von 2000 bis 2005 die Konzentrationen von As, Cr, Cu, Ni, Sb und Zn an, bei Cr und Zn statistisch signifikant. Eine Zunahme des MMI1990-2005 von 2000 nach 2005 erwies sich als statistisch nicht signifikant. Die Stickstoffgehalte (N) betragen zwischen 1.08 und 2,29%. Sie sind positiv mit dem Agrarflächenanteil im Umkreis der Beprobungsstellen und der Bestandeshöhe sowie negativ mit Waldflächenanteil, Entfernung zu Bäumen, Höhe über NN und Niederschlag korreliert (0.32 ≤ r
Spearman ≥0.49, p <0.01). Die Korrelationen zwischen Metallgehalten in den Moosen und der Landnutzung im Umkreis der Beprobungsorte rangieren zwischen r
S = 0.21 und r
S = 0.54 (0.01 <p <0.05). Moosart und –bewuchsform sind mit den Stoffkonzentrationen ähnlich stark assoziiert (Cramér´s V-Werte zwischen 0.27 und 0.56). Von den Standortmerkmalen weisen vor allem die Variablen Waldflächenanteil (insbesondere bei Cd, Cu, Pb, Zn, N), Flächenanteil urbaner Landnutzung (bei As, Cd, Cr, Cu, Fe, Ni, Ti, Zn), Niederschlagssumme im Akkumulationszeitraum (bei Cd, Ni, Pb, V, N), orografische Höhe (bei As, Cd, Cr, Cu, Fe, Ni, Ti, Zn, N) und Entfernung der Moos-Entnahmestelle von Straßen (bei Cr, Fe, Ni, Ti), Baumkronen oder Sträuchern (bei As, Cd, Cr, Cu, Fe, Ni, Zn) für die meisten Elemente signifikante Korrelationen zur Metallanreicherung auf. In der multivariat-statistischen Analyse mit CART werden der urbane Flächenanteil im Umkreis von 5 km um die Moossammelstelle sowie die dortige Geländehöhe und die Entfernung der Moossammelstelle von der Baumkrone als wichtigste Einflussgrößen für die Cu-Gehalte in den Moosen 2005 ermittelt. Die Cd-Gesamtdeposition (EMEP) und die Cd-Konzentrationen in Moosen Nordrhein-Westfalens sind positiv korreliert (0.57 ≤ r
S ≥0.71, p <0.01). Anders als etwa in Baden-Württemberg stiegen die Metallanreicherungen in Moosen Nordrhein-Westfalens von 2000 bis 2005 an, Cr und Zn statistisch signifikant. Für Cd konnte in einer landesweit flächendeckenden GIS-gestützten Korrelationsanalyse gezeigt werden, dass die in den Moosen gemessenen Anreicherungen mit der modellierten Gesamtdeposition (EMEP) positiv verknüpft sind. Damit wurden punktuelle Korrelationen zwischen Depositions- und Mooskonzentrationen räumlich validiert. Im Vergleich zu zeitlich höher aufgelösten Depositionsmessungen erfasst das Moos-Monitoring europaweit mit mindestens einer Moosbeprobungsstelle pro 1000 km2 ein breites Stoffspektrum, das auch selten gemessene Stoffe mit humantoxikologischer Bedeutung (z. B. As, Al, Hg, Sb, V) umfasst. Damit bildet das Moos-Monitoring ein wichtiges Bindeglied zwischen der technischen Erfassung von Stoffeinträgen durch Deposition und der Anreicherung dieser Stoffe in biologischem Material. Die Untersuchung zeigt, dass die Stoffanreicherung in biologischem Material nicht nur von den Depositionen, sondern auch von topographischen und ökologischen Merkmalen der Messstellen und der Landnutzung ihrer Umgebung abhängt.
Schlussfolgerungen Das Moos-Monitoring liefert wesentliche Beiträge zum Schwermetall- und zum Multi-Komponenten-Protokoll der CLRTAP. Es weist flächendeckend nach, wie sich Luftreinhaltepolitik auf die Anreicherung von atmosphärischen Stoffeinträgen in Schutzgütern wie der Vegetation auswirkt. Von besonderer umweltpolitischer Bedeutung ist, dass in keinem anderen Messprogramm räumlich so verdichtet Daten über ein breites, ökotoxikologisch und humanmedizinisch bedeutsames Stoffspektrum erhoben werden. Die räumliche Auflösung von Umweltinformationen ist ein wesentliches Kriterium für ihre Nutzbarkeit im Vollzug umweltpolitischer Maßnahmen auf Bundes- und Länderebene. Das Moos-Monitoring sollte im bisherigen Umfang langfristig fortgesetzt werden. Es liefert als einziges Messnetz in Europa räumlich hinreichend differenzierte, flächendeckende Informationen über die Metall- und Stickstoffexposition naturnaher und agrarisch genutzter Ökosysteme, die auch für einzelne Staaten und deren administrative Untergliederungen räumlich aussagekräftig sind. Die in anderen Untersuchungen jüngst belegten europaweiten Korrelationen zwischen Stoffanreicherungen in Moosen und EMEP-Depositionsdaten wurden in anderen Arbeiten dazu genutzt, die Kartierung der Metall- und Stickstoffdepositionen räumlich höher aufzulösen.
Abstract Every five years since 1990, the European moss surveys provide data on concentrations of heavy metals and since 2005 on nitrogen (N) in mosses. Germany participated in the monitoring campaigns 1990 – 2005. As part of a series reporting the trends for Germany and single federal states, this article is on North Rhine-Westphalia showing that the metal concentrations decreased from 1990 to 2000 for all elements but Zn. From 2000 to 2005 an increase can be stated for As, Cr, Cu, Ni, Sb, Zn and the Multi Metal Index MMI1990-2005. The N concentration reaches from 1.08 to 2,29% in dry mass showing significant correlations to the agriculture density (+), the height of the surrounding trees (+), the forests density (−), the distance to trees (−), altitude (−) and the precipitation sum for the accumulation period (−). The according correlation coefficients (Spearman) reach from r
s 0.32 to 0.49 (p <0.01). The correlation of the metal loads in the mosses and land use characteristics in the vicinity of the sampling sites lie between r
s = 0.21 and r
s = 0.54 (0.01 <p <0.05). The type of moss species and the moss growth patterns are associated to a similar degree (Cramér´s V-values between 0.27 and 0.56). Of all investigated site specific information on forest density (Cd, Cu, Pb, Zn, N), urban density precipitation (Cd, Ni, Pb, V, N), altitude (As, Cd, Cr, Cu, Fe, Ni, Ti, Zn, N) and the distance of the sampling site to roads (Cr, Fe, Ni, Ti), trees or bushes (As, Cd, Cr, Cu, Fe, Ni, Zn) are those showing significant correlations to the elements enumerated in brackets before. The urban land use density in a radius of 5 km around the sampling site as well as altitude and the distance of the sampling site to nearby trees are the statistically most significant factors for the Cu concentrations in mosses sampled in 2005. The total deposition of Cd (EMEP) and Cd concentrations in mosses are correlated significantly (0.57 ≤ r
Different stakeholders depend on the depleting groundwater resources in the Atacama Desert of northern Chile. Endeavors in water resources management encounter the arduous task of balancing the often-opposing poles of societal, economic, political and environmental interests. Finding – at best – sustainable solutions to modern challenges is aggravated by a lack of understanding of hydrological processes in the arid Andean environment. The presented dissertation aims to shed light on several long-lived questions concerning hydrogeological uncertainties in the Tarapacá Region. Accordingly, it challenges established concepts and describes so far unconsidered hydrological mechanisms that hold relevance for the Atacama Desert. A statistical assessment of long-term monitoring data in the arid Andean Laguna Lagunillas basin – where groundwater is being overexploited since the early-1990s – reveals that shallow groundwater can have a substantial regulating function on the associated local climate. These unknown groundwater-climate feedbacks hold strong importance for managing future and existing water production sites in the high, arid Andes. Furthermore, the often-discussed existence of an inter-basin groundwater flow from the Andean Altiplano to the Pampa del Tamarugal (PdT) – through deep basement fractures – was investigated. For the most prominent geological complex, where such an inter-basin flow could occur (Salar del Huasco basin-Pica Oasis), a hydrological time series analysis, as well as reflection seismic data and geothermal investigations, demonstrate, that the concept cannot be proven true. In this context, it is shown, that pressure signals induced by recharge in the Andean Precordillera can propagate rapidly over tens of kilometers with a constant lag down to the Andean foothills. Finally, a reassessment of a sizeable stable isotope dataset of meteoric water provides evidence that local topographic features of western Andean slope catchments, can control vapor mixing processes of easterly and westerly air masses with different isotope characteristics. This effect is reflected in basin-specific isotope value ranges in surface and groundwater and hence can be used to trace the regional groundwater flow regime and respective recharge areas. The primary recharge facilitated into the PdT-Aquifer infiltrates in the investigated cases very likely along the lower stream segments of intermittently discharging rivers, while the established idea of a significant alluvial fan recharge after flash-floods is challenged. The developed insights have implications for other, hydrologically-akin groundwater systems in the Atacama Desert and strengthen the basis for rational decision-making when managing respective water resources in the Tarapacá region. ; Verschiedene Akteure sind von den zurückgehenden Grundwasserressourcen in der Atacama Wüste Nordchiles abhängig. Derzeitige Bestrebungen im Bereich des Wasserressourcenmanagements treffen auf die schwierige Aufgabe, die oft gegensätzlichen gesellschaftlichen, ökonomischen, politischen und ökologischen Interessen zu einen. Das Finden von - im besten Falle - nachhaltigen Lösungen ist oft erschwert durch die Unkenntnis über hydrologische Prozesse in den ariden Anden. Das Ziel der vorliegenden Dissertation war es, neue Einsichten zu langjährigen, offenen hydrogeologischen Fragestellungen in der Tarapacá Region zu erarbeiten. Dabei wurden gefestigte Erklärungsmodelle hinterfragt und bisher vollkommen unbeachtete hydrologische Funktionsweisen aufgezeigt, die in der Atacama Wüste von Bedeutung sind. Die statistische Analyse von Langzeit-Monitoringdaten des ariden Laguna Lagunillas Einzugsgebietes, wo sich der Grundwasserspiegel durch Übernutzung seit den Neunzigern mehrere Meter abgesenkt hat, zeigt auf, dass oberflächennahes Grundwasser eine stark regulierende Funktion auf das betroffene lokale Klima haben kann. Diese bis dato unbekannten Grundwasser-Klima-Kopplungen sind von hoher Bedeutung für das Management zukünftiger und gegenwärtiger Wasserproduktionsstätten in den ariden Anden. Darüber hinaus wurde das oft diskutierte Konzept eines unterirdischen Grundwasserflusses von dem andinen Altiplano des Salar del Huasco Beckens zur Pampa del Tamarugal (PdT) durch tiefe Störungszonen untersucht. Hydrologische Zeitreihenanalysen, sowie reflektionsseismische Daten und geothermische Untersuchungen konnten aufzeigen, dass für ein solches konzeptionelles Modell keine Belege existieren. In diesem Zusammenhang kann gezeigt werden, dass hydraulische Drucksignale, die durch Grundwasserneubildung im andinen Vorgebirge erzeugt werden, in kürzester Zeit über zehner Kilometer und mit einem konstanten Zeitversatz zum Fußgebirge der Atacama Wüste übertagen werden. Schlussendlich ließ sich durch die Analyse eines großen Datensatzes stabiler Isotope in Grundwasser darlegen, dass lokale topographische Ausprägungen westlicher, andiner Einzugsgebiete eine zentrale Rolle bei der Mischung von westlichen und östlichen Luftmassen haben, die jeweils unterschiedliche Isotopenzusammensetzungen aufweisen. Dieser Effekt spiegelt sich wider im Wertespektrum stabiler Isotope im Grundwasser und kann daher genutzt werden, um die langjährige, regionale Grundwasserfließrichtung zu identifizieren und die jeweiligen Neubildungszonen einzugrenzen. Die Hauptgrundwasserneubildung für den PdT-Aquifer findet sehr wahrscheinlich entlang der Endsegmente ephemerer Flüsse statt, wobei das Konzept einer signifikanten Neubildung im Bereich alluvialer Fächer nach Flutungsereignissen in den untersuchten Fällen hinterfragt werden muss. Die entwickelten Erkenntnisse sind von Bedeutung auch für andere, hydrologisch vergleichbare Grundwassersysteme in der Atacama Wüste und stärken die Basis für ein evidenzbasiertes Wasserressourcenmanagement in der Tarapacá Region. ; Diferentes grupos de interés dependen de los recursos hídricos subterráneos decrecientes del desierto de Atacama, en el norte de Chile. Los esfuerzos actuales en la gestión del agua se enfrentan con la tarea desafiante de contrapesar los intereses sociales, económicos, políticos y ecológicos. Encontrar - en el caso mejor - soluciones sustentables, es muchas veces agravado por la falta de entendimiento de procesos hidrológicos en el ambiente de los Andes áridos. La meta de la presente disertación es generar nuevos conocimientos acerca de preguntas hidrogeológicas aún sin respuesta en la región de Tarapacá. En ella, se analiza críticamente modelos conceptuales establecidos y demuestra la existencia de funcionamientos hidrológicos no considerados, que son de relevancia por el desierto de Atacama. El análisis estadístico de datos de monitoreo de 29 años medidos en la cuenca árida Laguna Lagunillas, dónde el agua subterránea ha sido sobreexplotada desde hace décadas, demuestra que, agua subterránea somera puede tener una función regulatorio esencial con respecto al clima local. Estas desconocidas interacciones entre agua subterránea y el clima son de alta importancia para la gestión de futuros y presentes proyectos de extracción de agua en los Andes áridos. Además, se investigó el concepto controvertido de un flujo subterráneo de agua desde el Altiplano andino hacia la Pampa del Tamarugal (PdT) a través de una red de fracturas muy profundas. El análisis de series temporales, tal como la interpretación de datos sísmicos y consideraciones geotérmicas, demuestran que este tipo de flujo profundo no se pudo verificar para el caso del complejo geológico discutido (Salar del Huasco-Oasis de Pica). En este contexto es posible justificar que las señales de presión hidráulica, generadas por eventos de recarga en la Precordillera andina, se transmiten rápidamente a través de decenas de kilómetros con un retraso constante hacia las estribaciones andinas. Finalmente, en el marco de un análisis de un registro sustancial de datos isotópicos estables de agua subterránea, se pudo mostrar que las diferentes condiciones topográficas locales de las cuencas en la Precordillera, controlan significativamente la mezcla de masas de aire occidental y oriental, las cuales muestran distintas características isotópicas. Este efecto se refleja en los valores isotópicos de agua subterránea y, por lo tanto, es posible utilizarlo para rastrear flujos subterráneos de agua e identificar las zonas de recarga respectivas. La recarga principal del acuífero de la PdT ocurre más probablemente en los segmentos finales de ríos efímeros, mientras que es necesario reconsiderar el concepto aceptado de una recarga significativa en el área de los abanicos aluviales investigados después de inundaciones intermitentes. Las comprensiones desarrolladas son de importancia para otros sistemas parecidos de agua subterráneas en el Atacama y apoyan la base para una gestión racional de los recursos hídricos vitales en la región de Tarapacá.
Semi-arid areas are, due to their climatic setting, characterized by small water resources. An increasing water demand as a consequence of population growth and economic development as well as a decreasing water availability in the course of possible climate change may aggravate water scarcity in future, which often exists already for present-day conditions in these areas. Understanding the mechanisms and feedbacks of complex natural and human systems, together with the quantitative assessment of future changes in volume, timing and quality of water resources are a prerequisite for the development of sustainable measures of water management to enhance the adaptive capacity of these regions. For this task, dynamic integrated models, containing a hydrological model as one component, are indispensable tools. The main objective of this study is to develop a hydrological model for the quantification of water availability in view of environmental change over a large geographic domain of semi-arid environments. The study area is the Federal State of Ceará (150 000 km2) in the semi-arid north-east of Brazil. Mean annual precipitation in this area is 850 mm, falling in a rainy season with duration of about five months. Being mainly characterized by crystalline bedrock and shallow soils, surface water provides the largest part of the water supply. The area has recurrently been affected by droughts which caused serious economic losses and social impacts like migration from the rural regions. The hydrological model Wasa (Model of Water Availability in Semi-Arid Environments) developed in this study is a deterministic, spatially distributed model being composed of conceptual, process-based approaches. Water availability (river discharge, storage volumes in reservoirs, soil moisture) is determined with daily resolution. Sub-basins, grid cells or administrative units (municipalities) can be chosen as spatial target units. The administrative units enable the coupling of Wasa in the framework of an integrated model which contains modules that do not work on the basis of natural spatial units. The target units mentioned above are disaggregated in Wasa into smaller modelling units within a new multi-scale, hierarchical approach. The landscape units defined in this scheme capture in particular the effect of structured variability of terrain, soil and vegetation characteristics along toposequences on soil moisture and runoff generation. Lateral hydrological processes at the hillslope scale, as reinfiltration of surface runoff, being of particular importance in semi-arid environments, can thus be represented also within the large-scale model in a simplified form. Depending on the resolution of available data, small-scale variability is not represented explicitly with geographic reference in Wasa, but by the distribution of sub-scale units and by statistical transition frequencies for lateral fluxes between these units. Further model components of Wasa which respect specific features of semi-arid hydrology are: (1) A two-layer model for evapotranspiration comprises energy transfer at the soil surface (including soil evaporation), which is of importance in view of the mainly sparse vegetation cover. Additionally, vegetation parameters are differentiated in space and time in dependence on the occurrence of the rainy season. (2) The infiltration module represents in particular infiltration-excess surface runoff as the dominant runoff component. (3) For the aggregate description of the water balance of reservoirs that cannot be represented explicitly in the model, a storage approach respecting different reservoirs size classes and their interaction via the river network is applied. (4) A model for the quantification of water withdrawal by water use in different sectors is coupled to Wasa. (5) A cascade model for the temporal disaggregation of precipitation time series, adapted to the specific characteristics of tropical convective rainfall, is applied for the generating rainfall time series of higher temporal resolution. All model parameters of Wasa can be derived from physiographic information of the study area. Thus, model calibration is primarily not required. Model applications of Wasa for historical time series generally results in a good model performance when comparing the simulation results of river discharge and reservoir storage volumes with observed data for river basins of various sizes. The mean water balance as well as the high interannual and intra-annual variability is reasonably represented by the model. Limitations of the modelling concept are most markedly seen for sub-basins with a runoff component from deep groundwater bodies of which the dynamics cannot be satisfactorily represented without calibration. Further results of model applications are: (1) Lateral processes of redistribution of runoff and soil moisture at the hillslope scale, in particular reinfiltration of surface runoff, lead to markedly smaller discharge volumes at the basin scale than the simple sum of runoff of the individual sub-areas. Thus, these processes are to be captured also in large-scale models. The different relevance of these processes for different conditions is demonstrated by a larger percentage decrease of discharge volumes in dry as compared to wet years. (2) Precipitation characteristics have a major impact on the hydrological response of semi-arid environments. In particular, underestimated rainfall intensities in the rainfall input due to the rough temporal resolution of the model and due to interpolation effects and, consequently, underestimated runoff volumes have to be compensated in the model. A scaling factor in the infiltration module or the use of disaggregated hourly rainfall data show good results in this respect. The simulation results of Wasa are characterized by large uncertainties. These are, on the one hand, due to uncertainties of the model structure to adequately represent the relevant hydrological processes. On the other hand, they are due to uncertainties of input data and parameters particularly in view of the low data availability. Of major importance is: (1) The uncertainty of rainfall data with regard to their spatial and temporal pattern has, due to the strong non-linear hydrological response, a large impact on the simulation results. (2) The uncertainty of soil parameters is in general of larger importance on model uncertainty than uncertainty of vegetation or topographic parameters. (3) The effect of uncertainty of individual model components or parameters is usually different for years with rainfall volumes being above or below the average, because individual hydrological processes are of different relevance in both cases. Thus, the uncertainty of individual model components or parameters is of different importance for the uncertainty of scenario simulations with increasing or decreasing precipitation trends. (4) The most important factor of uncertainty for scenarios of water availability in the study area is the uncertainty in the results of global climate models on which the regional climate scenarios are based. Both a marked increase or a decrease in precipitation can be assumed for the given data. Results of model simulations for climate scenarios until the year 2050 show that a possible future change in precipitation volumes causes a larger percentage change in runoff volumes by a factor of two to three. In the case of a decreasing precipitation trend, the efficiency of new reservoirs for securing water availability tends to decrease in the study area because of the interaction of the large number of reservoirs in retaining the overall decreasing runoff volumes. ; Semiaride Gebiete sind auf Grund der klimatischen Bedingungen durch geringe Wasserressourcen gekennzeichnet. Ein zukünftig steigender Wasserbedarf in Folge von Bevölkerungswachstum und ökonomischer Entwicklung sowie eine geringere Wasserverfügbarkeit durch mögliche Klimaänderungen können dort zu einer Verschärfung der vielfach schon heute auftretenden Wasserknappheit führen. Das Verständnis der Mechanismen und Wechselwirkungen des komplexen Systems von Mensch und Umwelt sowie die quantitative Bestimmung zukünftiger Veränderungen in der Menge, der zeitlichen Verteilung und der Qualität von Wasserressourcen sind eine grundlegende Voraussetzung für die Entwicklung von nachhaltigen Maßnahmen des Wassermanagements mit dem Ziel einer höheren Anpassungsfähigkeit dieser Regionen gegenüber künftigen Änderungen. Hierzu sind dynamische integrierte Modelle unerlässlich, die als eine Komponente ein hydrologisches Modell beinhalten. Vorrangiges Ziel dieser Arbeit ist daher die Erstellung eines hydrologischen Modells zur großräumigen Bestimmung der Wasserverfügbarkeit unter sich ändernden Umweltbedingungen in semiariden Gebieten. Als Untersuchungsraum dient der im semiariden tropischen Nordosten Brasiliens gelegene Bundestaat Ceará (150 000 km2). Die mittleren Jahresniederschläge in diesem Gebiet liegen bei 850 mm innerhalb einer etwa fünfmonatigen Regenzeit. Mit vorwiegend kristallinem Grundgebirge und geringmächtigen Böden stellt Oberflächenwasser den größten Teil der Wasserversorgung bereit. Die Region war wiederholt von Dürren betroffen, die zu schweren ökonomischen Schäden und sozialen Folgen wie Migration aus den ländlichen Gebieten geführt haben. Das hier entwickelte hydrologische Modell Wasa (Model of Water Availability in Semi-Arid Environments) ist ein deterministisches, flächendifferenziertes Modell, das aus konzeptionellen, prozess-basierten Ansätzen aufgebaut ist. Die Wasserverfügbarkeit (Abfluss im Gewässernetz, Speicherung in Stauseen, Bodenfeuchte) wird mit täglicher Auflösung bestimmt. Als räumliche Zieleinheiten können Teileinzugsgebiete, Rasterzellen oder administrative Einheiten (Gemeinden) gewählt werden. Letztere ermöglichen die Kopplung des Modells im Rahmen der integrierten Modellierung mit Modulen, die nicht auf der Basis natürlicher Raumeinheiten arbeiten. Im Rahmen eines neuen skalenübergreifenden, hierarchischen Ansatzes werden in Wasa die genannten Zieleinheiten in kleinere räumliche Modellierungseinheiten unterteilt. Die ausgewiesenen Landschaftseinheiten erfassen insbesondere die strukturierte Variabilität von Gelände-, Boden- und Vegetationseigenschaften entlang von Toposequenzen in ihrem Einfluss auf Bodenfeuchte und Abflussbildung. Laterale hydrologische Prozesse auf kleiner Skala, wie die für semiaride Bedingungen bedeutsame Wiederversickerung von Oberflächenabfluss, können somit auch in der erforderlichen großskaligen Modellanwendung vereinfacht wiedergegeben werden. In Abhängigkeit von der Auflösung der verfügbaren Daten wird in Wasa die kleinskalige Variabilität nicht räumlich explizit sondern über die Verteilung von Flächenanteilen subskaliger Einheiten und über statistische Übergangshäufigkeiten für laterale Flüsse zwischen den Einheiten berücksichtigt. Weitere Modellkomponenten von Wasa, die spezifische Bedingungen semiarider Gebiete berücksichtigen, sind: (1) Ein Zwei-Schichten-Modell zur Bestimmung der Evapotranspiration berücksichtigt auch den Energieumsatz an der Bodenoberfläche (inklusive Bodenverdunstung), der in Anbetracht der meist lichten Vegetationsbedeckung von Bedeutung ist. Die Vegetationsparameter werden zudem flächen- und zeitdifferenziert in Abhängigkeit vom Auftreten der Regenzeit modifiziert. (2) Das Infiltrationsmodul bildet insbesondere Oberflächenabfluss durch Infiltrationsüberschuss als dominierender Abflusskomponente ab. (3) Zur aggregierten Beschreibung der Wasserbilanz von im Modell nicht einzeln erfassbaren Stauseen wird ein Speichermodell unter Berücksichtigung verschiedener Größenklassen und ihrer Interaktion über das Gewässernetz eingesetzt. (4) Ein Modell zur Bestimmung der Entnahme durch Wassernutzung in verschiedenen Sektoren ist an Wasa gekoppelt. (5) Ein Kaskadenmodell zur zeitlichen Disaggregierung von Niederschlagszeitreihen, das in dieser Arbeit speziell für tropische konvektive Niederschlagseigenschaften angepasst wird, wird zur Erzeugung höher aufgelöster Niederschlagsdaten verwendet. Alle Modellparameter von Wasa können von physiographischen Gebietsinformationen abgeleitet werden, sodass eine Modellkalibrierung primär nicht erforderlich ist. Die Modellanwendung von Wasa für historische Zeitreihen ergibt im Allgemeinen eine gute Übereinstimmung der Simulationsergebnisse für Abfluss und Stauseespeichervolumen mit Beobachtungsdaten in unterschiedlich großen Einzugsgebieten. Die mittlere Wasserbilanz sowie die hohe monatliche und jährliche Variabilität wird vom Modell angemessen wiedergegeben. Die Grenzen der Anwendbarkeit des Modell-konzepts zeigen sich am deutlichsten in Teilgebieten mit Abflusskomponenten aus tieferen Grundwasserleitern, deren Dynamik ohne Kalibrierung nicht zufriedenstellend abgebildet werden kann. Die Modellanwendungen zeigen weiterhin: (1) Laterale Prozesse der Umverteilung von Bodenfeuchte und Abfluss auf der Hangskala, vor allem die Wiederversickerung von Oberflächenabfluss, führen auf der Skala von Einzugsgebieten zu deutlich kleineren Abflussvolumen als die einfache Summe der Abflüsse der Teilflächen. Diese Prozesse sollten daher auch in großskaligen Modellen abgebildet werden. Die unterschiedliche Ausprägung dieser Prozesse für unterschiedliche Bedingungen zeigt sich an Hand einer prozentual größeren Verringerung der Abflussvolumen in trockenen im Vergleich zu feuchten Jahren. (2) Die Niederschlagseigenschaften haben einen sehr großen Einfluss auf die hydrologische Reaktion in semiariden Gebieten. Insbesondere die durch die grobe zeitliche Auflösung des Modells und durch Interpolationseffekte unterschätzten Niederschlagsintensitäten in den Eingangsdaten und die daraus folgende Unterschätzung von Abflussvolumen müssen im Modell kompensiert werden. Ein Skalierungsfaktor in der Infiltrationsroutine oder die Verwendung disaggregierter stündlicher Niederschlagsdaten zeigen hier gute Ergebnisse. Die Simulationsergebnisse mit Wasa sind insgesamt durch große Unsicherheiten gekennzeichnet. Diese sind einerseits in Unsicherheiten der Modellstruktur zur adäquaten Beschreibung der relevanten hydrologischen Prozesse begründet, andererseits in Daten- und Parametersunsicherheiten in Anbetracht der geringen Datenverfügbarkeit. Von besonderer Bedeutung ist: (1) Die Unsicherheit der Niederschlagsdaten in ihrem räumlichen Muster und ihrer zeitlichen Struktur hat wegen der stark nicht-linearen hydrologischen Reaktion einen großen Einfluss auf die Simulationsergebnisse. (2) Die Unsicherheit von Bodenparametern hat im Vergleich zu Vegetationsparametern und topographischen Parametern im Allgemeinen einen größeren Einfluss auf die Modellunsicherheit. (3) Der Effekt der Unsicherheit einzelner Modellkomponenten und -parameter ist für Jahre mit unter- oder überdurchschnittlichen Niederschlagsvolumen zumeist unterschiedlich, da einzelne hydrologische Prozesse dann jeweils unterschiedlich relevant sind. Die Unsicherheit einzelner Modellkomponenten- und parameter hat somit eine unterschiedliche Bedeutung für die Unsicherheit von Szenarienrechnungen mit steigenden oder fallenden Niederschlagstrends. (4) Der bedeutendste Unsicherheitsfaktor für Szenarien der Wasserverfügbarkeit für die Untersuchungsregion ist die Unsicherheit der den regionalen Klimaszenarien zu Grunde liegenden Ergebnisse globaler Klimamodelle. Eine deutliche Zunahme oder Abnahme der Niederschläge bis 2050 kann gemäß den hier vorliegenden Daten für das Untersuchungsgebiet gleichermaßen angenommen werden. Modellsimulationen für Klimaszenarien bis zum Jahr 2050 ergeben, dass eine mögliche zukünftige Veränderung der Niederschlagsmengen zu einer prozentual zwei- bis dreifach größeren Veränderung der Abflussvolumen führt. Im Falle eines Trends von abnehmenden Niederschlagsmengen besteht in der Untersuchungsregion die Tendenz, dass auf Grund der gegenseitigen Beeinflussung der großen Zahl von Stauseen beim Rückhalt der tendenziell abnehmenden Abflussvolumen die Effizienz von neugebauten Stauseen zur Sicherung der Wasserverfügbarkeit zunehmend geringer wird.