Kontrolle und Regulierung der eigenen Gefühle werden sowohl im Privatleben als auch im modernen Arbeitsleben immer wichtiger. Vor allem im Dienstleistungs- und im sozialen Bereich, wo bevorzugt Frauen arbeiten, sind viele Menschen gezwungen, ihre Gefühle fortwährend zu zensieren. In ihrem zuerst 1983 erschienen Buch zur Kommerzialisierung der Gefühle schildert Hochschild sehr anschaulich, wie das "Gefühlsmanagement" die menschliche Psyche beeinflusst und wie dabei Herz und Verstand zusammenwirken. Das Buch ist ein grundlegender Beitrag zu einer soziologischen Theorie der Gefühle und gibt darüber hinaus spannende Einblicke in die privaten und beruflichen "Gefühlsstrategien", die eigenen wie die der anderen.
Der Autor unternimmt eine Rekonstruktion der sozialen Seite der Risikogesellschaft, "also jener Sorte von Modernisierungsfolgen, die sich unmittelbar auf das soziale Handeln, auf Subjektstrukturen und zwischenmenschliche Interaktionsformen auswirken." Dabei stehen nicht die Risiken und Folgen aus dem Verhältnis "Mensch-Maschine" im Vordergrund, sondern die in Kauf genommenen bzw. unbeabsichtigten, aber unvermeidlichen Nebenwirkungen der Modernisierung auf die Verhältnisse von "Mensch-zu-Mensch". Zwei Sorten von sozialen Risiken werden dabei unterschieden: die als Begleiterscheinung des "Umbaus" der Industriegesellschaft entstehenden Risiken sowie jene, die erst durch die dadurch möglich gewordenen Optionen und Möglichkeiten sozialen Handelns selbst erzeugt werden. Im weiteren wird danach gefragt, wie sich mit der Individualisierung der Lebensformen die Organisation des Sozialen, der soziale Bedarfsausgleich und die sozialen Dienste verändern. Abschließend werden Überlegungen zu den Konsequenzen der Modernisierungsrisiken für die Soziale Arbeit vorgelegt, dies insbesondere in Hinblick auf die Bedingungen (sozial-)pädagogischen Handelns in den verschiedenen Phasen des Lebenslaufs und in unterschiedlichen Lebenslagen. (ICD)
Als 1986 Risikogesellschaft erschien, machte das Ulrich Beck schlagartig berühmt. Der Soziologe wies nicht nur auf die Nebenfolgen der Industriemoderne hin, er betonte zugleich, dass die Welt sich auch dann permanent verändert, wenn wir meinen, einen vorübergehenden Zustand mit Institutionen und Konzepten einfrieren zu können. Mit beispielloser Neugier spürte Beck den Indizien des Wandels nach und öffnete uns mit der Lust an der terminologischen Innovation die Augen für Individualisierung, Globalisierung und die Transformation der Arbeitswelt. Am 1. Januar 2015 verstarb Ulrich Beck überraschend und viel zu früh. Bis zu seinem Tod arbeitete er an einem Buch, das beides ist: Summe und radikale Weiterführung seiner Theorie. Während es früher Fixpunkte gab, an denen wir erkennen konnten, was stabil blieb und was nicht, erleben wir heute eine allumfassende Verwandlung, die uns orientierungslos werden lässt. Die Metamorphose der Welt ist der Versuch, diese Globalisierung des Wandels zu verstehen und hochaktuelle Herausforderungen wie Erderwärmung und Migration auf den Begriff zu bringen.
Die alltägliche Lebenswelt des Menschen ist zersplittert in eine Vielzahl von Entscheidungssituationen, für die es keine verläßlichen "Rezepte" mehr gibt. Für jeden einzelnen besteht mithin ein Anspruch und ein Zwang zugleich zu einem "eigenen" Leben. Dies bedeutet, "daß Sinngebung zu einer privaten Angelegenheit jedes einzelnen geworden ist." Zwar steht durchaus auch extern produzierter "Sinn" bereit, aber die in vormodernen Gesellschaften normale, umgreifende kulturelle Dauerorientierung, die Festlegung, "was wann wie und warum zu tun und zu lassen ist, ist zerbrochen." Aus dieser Situation entsteht ein individuelles Orientierungsproblem: Typisch für den individualisierten Menschen ist, daß er im Alltag ständig von Gruppenorientierung zu Gruppenorientierung wechselt, daß er in neue soziale Rollen schlüpft, daß er in jeder dieser Rollen nur einen Teil seiner persönlichen Identität aktualisiert und thematisiert, daß das Individuum zu einem "Sinnbastler" wird. Der Sinnbastler "gestaltet, subjektiv hinlänglich, aus heterogenen symbolischen Äußerungsformen seine Existenz. Er stückelt seine Tage aus Zeit-Blöcken oder Zeit-Teilen zusammen. Er montiert sein Leben als Teilhaber an verschiedenen sozialen Teilzeit-Aktivitäten." (ICD)
Bei der von Hitzler vorgelegten Antwort (Der "Aufstand" der Individuen) auf die Titelfrage geht es um die Entwicklung des Verhältnisses von Institutionen bzw. Organisationen und Individuen. Dabei wird sowohl eine zunehmende funktionale Abhängigkeit der Individuen von Institutionen und Organisationen festgestellt als auch ein steigender Autonomieanspruch der Individuen gegenüber tradierten Institutionen und Organisationen. Unter dem Titel "Die (Selbst-)Bindung der Individuen" macht Koenen in Auseinandersetzung mit Hitzler deutlich, daß es nicht selbstverständlich ist, für das moderne Individuum voreingenommen zu sein; daß sein Kampf mit den Institutionen unentschieden bleibt und daß zwischen Individuum und Institution noch ganz andere, nicht unmittelbar sichtbare Verhältnisse wirksam sind: stille Übereinkünfte, normative Kräfte des Faktischen. "Am Ende steht die alte Frage, ob und wie sich unser Verhältnis zu solchen Bindungen und Verbindlichkeiten wieder einmal geändert hat." In einem Nachtrag verteidigt Hitzler nochmals "Die trivialen Probleme des Individuums" gegen einen zu weiten Institutionenbegriff. (ICD)
In: Differenz und Integration: die Zukunft moderner Gesellschaften ; Verhandlungen des 28. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Dresden 1996, S. 421-433
"Im Zeitalter der Globalisierung werden die ethnischen Zuordnungen zunehmend komplizierter. Denn durch Migration und Mobilität, Flucht und Vertreibung, internationale Arbeitsteilung und Wirtschaftsvernetzung wächst die Zahl derer, die aus den unterschiedlichsten Gründen ihre Heimat verlassen; die Ländergrenzen überschreiten, hier geboren werden, dort aufwachsen, in einem dritten Land heiraten und Kinder bekommen. Gleichzeitig gehört es zu den Merkmalen der modernen Nationalstaaten, daß dem Einzelnen ständig Zuordnungen nach Nationalität bzw. ethnischer Herkunft abverlangt werden. Dabei ist die juristische Unterscheidung zwischen Mitgliedern und Fremden keine neutrale Kategorie, sondern dient der Teilhabe wie der Ausgrenzung in bezug auf soziale Ressourcen: Der Mitgliedsstatus nach innen bildet die 'Grundlage für die Zuschreibung der materiellen Rechtsstellungen, die insgesamt den Status eines Bürgers im Sinne der Staatsbürgerschaft ausmachen' (Habermas). So gesehen ist offensichtlich, daß diejenigen, die die Grenzen nationaler bzw. ethnischer Zuordnung sprengen, ein gesellschaftliches Ordnungsproblem darstellen. Die Frage, die unabweisbar sich stellt, heißt: Wo ist der gesellschaftliche, der politische, der rechtliche Ort derer, die nicht in die tradierten Kategorien einfacher und eindeutiger Zuordnung passen? Wie soll die Gesellschaft mit ihnen verfahren? Wie wollen sie sich selbst sehen, wo wollen die andern sie sehen, wie ist ihre Identität zu begreifen? Sollen sie selbst ihre Zuordnung festlegen können, oder ist es die Gesellschaft, die hier das Entscheidungsrecht hat? Welche Ordnungsregeln sind möglich, welche sind praktisch, welche sind politisch erwünscht? " (Autorenreferat)
Die Autorin greift in ihrem Vortrag die Diskussionen um Fortpflanzungs-, Bio- und Gentechnologien auf und analysiert sie unter dem Aspekt, welche "Verheißungen" von den Befürwortern dieser Techniken gemacht werden. Sie versucht dabei, die Probleme bei "künstlichen" Familien im Gegensatz zu denen bei "normalen" Familien herauszuarbeiten. Sie kommt zu dem Ergebnis: "Mit der medizinischen Zeugungshilfe entstehen nicht einfach 'normale' Familien, Familien wie andere auch. Vielmehr unterscheiden sie sich erheblich von den auf natürlichem Weg gewachsenen Familien, was ihre soziale Struktur und Dynamik betrifft. Und... dieser Unterschied bringt ein erheblich höheres Potential an Belastungen und Konflikten." (psz)
In: Kultur und Gesellschaft: gemeinsamer Kongreß der Deutschen, der Österreichischen und der Schweizerischen Gesellschaft für Soziologie, Zürich 1988 ; Beiträge der Forschungskomitees, Sektionen und Ad-hoc-Gruppen, S. 393-397
Cover -- Half Title -- Title Page -- Colophon -- Table of Contents -- Einleitung -- Brumlik: Matrilinearität im Judentum -- Beck-Gernsheim: Juden, Nichtjuden und die dazwischen -- Von Braun: Virtuelle Genealogien -- Wohl: Patrilineare in Deutschland: Jüdisch oder nicht? -- Scherhans: Jüdisch-christliche 'Mischehen' -- Deyfus: 'Mischehe' und Übertritt -- Grandsard: Approximate Answers to Baffling Problems -- Wójcik / Bilewicz: Beyond Ethnicity -- Beck: The Relationship between Intermarriage and Jewish Identity in the United States -- Jacobs: Die Frage nach dem Bindestrich -- Auswahlbibliographie.
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