Von den Volksparteien zu den professionalisierten Wählerparteien: Anmerkungen zur Weiterentwicklung politologischer Parteien-Typologien
In: Gegenwartskunde: Zeitschrift für Gesellschaft, Wirtschaft, Politik und Bildung, Volume 50, Issue 1, p. 57-66
ISSN: 0016-5875
In den politischen Theorien zum Parteiensystem wird zwar die Volkspartei als gegenwärtig bekanntester Typ thematisiert, jedoch zeichnen sich durch die sozialen und politischen Wandlungsprozesse neue Formen ab, die in der Politikwissenschaft und politischen Bildung Aufmerksamkeit finden sollten. Der Autor skizziert die historische Entstehung der Volksparteien gegen Ende der 50er Jahre, welche die elitären Kader- bzw. Honoratiorenparteien und die Massenparteien ablösten. Er geht auf Otto Kirchheimers Kriterien für Volksparteien ein und zeigt im Vergleich der politikwissenschaftlichen Ansätze, dass es kein Einheitskonzept für alle Parteifamilien in Europa gibt. Dennoch prägte die Entwicklung der Volkspartei eine ganze zeitgeschichtliche Epoche. Als vierten Verlaufstyp beschreibt der Autor die "professionalisierte Wählerpartei", die auch als Partei der "Berufspolitiker" bezeichnet werden kann. Er geht davon aus, dass dieser Parteientyp die Entstehung einer neuen, parteiübergreifenden politischen Klasse förderte und dass sich in der postmodernen Gesellschaft die Bande zwischen Parteien und Wähler lockern. Es stellt sich jedoch die Frage, welche Art von Professionalisierung die Partei der Berufspolitiker auszeichnet und ob sie tatsächlich so neu ist. (ICI)