Männer ohne Körper?: wissenssoziologische Anmerkungen zum Verhältnis von Geschlecht und Körper
In: Zeitschrift für politische Psychologie: ZfPP ; offizielles Organ der Sektion Politische Psychologie im Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP) ; offizielles Organ der Walter-Jacobsen-Gesellschaft e.V. für Politische Bildung und Politische Psychologie (WJG), Band 7, Heft 99, S. 23-36
ISSN: 0942-9867
"In der Geschlechterideologie der bürgerlichen Gesellschaft wird das Männliche mit dem Allgemein-Menschlichen gleichgesetzt. Die Frau gilt als das geschlechtlich bestimmte Wesen, der Mann hingegen als Sachwalter der universellen Vernunft. Als solcher erscheint er gegenüber dem 'in dem undifferenzierten Naturgrund wurzelnden Wesen' Frau (Georg Simmel) als weitgehend entkörpert. Im Zuge der Transformation der Geschlechterordnung 'bekommt' der Mann am Ende des 20. Jahrhunderts ein Geschlecht. Er repräsentiert nicht länger das Allgemeine der Vernunft. Sein Handeln wird in zunehmendem Maße geschlechtlich zugerechnet. Zugleich beginnt das Verhältnis von Männlichkeit und Körperlichkeit, reflexiv zu werden. Der Beitrag rekapituliert die im 18./ 19. Jahrhundert erfolgte kulturelle Erzeugung des Mannes als geschlechts- und körperloses Wesen. Anschließend wird dargelegt, in welcher Weise der Geschlechterdiskurs der bürgerlichen Gesellschaft bis in die Gegenwart die Selbstwahrnehmung von Männer beeinflusst. Abschließend werden empirische Evidenzen benannt, wie mit der Erzeugung eines expliziten, d.h. reflexiven männlichen Geschlechtsbewußtseins auch der Körper thematisch wird." (Autorenreferat)