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Seit Mitte der 1980er Jahre ist es im Zuge einer sukzessiven Vertiefung und Erweiterung der europäischen Integration zur Entstehung einer neuen europäischen Wirtschaft gekommen. Ihr Funktionieren ist mehr und mehr der Dynamik der globalen und europäischen Finanzmärkte unterworfen. Der Beitrag setzt sich mit der Frage auseinander, in wie weit finanzielle Integration einen Einfluss auf die Transformation der kontinentalen europäischen Produktions- und Innovationssysteme hat. Dieser Einfluss ist negativ. Zwar ist die finanzielle Integration nach dem Vorbild der USA gestaltet, sie kann jedoch ihre potenziellen ökonomischen Vorteile nicht geltend machen. Wirtschaftliche Indikatoren zeigen, dass die Innovationsfähigkeit der kontinentalen europäischen Systeme von der dominanten Rolle des Wertpapiermarktes gebremst wird. (ICEübers)

"Einzelfälle haben ein negatives Image von Verbänden begründet. Jenseits von Korruptionsskandalen sind Verbände aber eine 'Schule der Demokratie'. Sie bündeln und wählen Interessen aus, bieten Partizipationschancen und ermöglichen so erstgesellschaftliche Selbststeuerung jenseits staatlicher Autorität." (Autorenreferat)

"Chinas Engagement in Afrika ist keineswegs neu, doch zu Beginn des 21. Jahrhunderts scheint es, dass der schwarze Kontinent zunehmend vom Sog der Volksrepublik erfasst wird. Afrika ist für die Chinesen keineswegs nur eine wirtschaftliche Randregion wie für die Amerikaner, Europäer und Japaner, vielmehr ist es ein zukunftsträchtiger Markt für Konsumgüter, von dem indes weniger die Afrikaner als die Chinesen selbst profitieren. Peking, das mit seiner Politik, etwa seiner auf Westafrika abzielenden Ölstrategie, auch in ein traditionelles Einflussgebiet Washingtons eingedrungen ist, weiß, dass dauerhafte Beziehungen zum afrikanischen Raum nur auf der Basis einer institutionalisierten, eigendynamischen Politik möglich sind, wie sie etwa in dem Pekinger Strategiepapier 'China's African Policy' umrissen ist. Große Bedeutung bei seinem Afrika-Engagement hat für China das Prinzip der Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten seiner Partnerländer sowie das Bestreben, die historischen Fehler der 'amerikanischen Imperialisten' und der 'europäischen Kolonialisten' zu vermeiden. China ist auf dem Weg, sich in Afrika fest zu etablieren." (Autorenreferat)

"Nach der Föderalismusreform sollte 'schneller, effizienter und besser' regiert werden können. Die Änderungen des Grundgesetzes werden die Entscheidungsautonomie des Bundes zwar verbessern, doch verlangt 'gutes Regieren' auch in Zukunft von den Akteuren die Fähigkeit zum Konsens und zur Kooperation." (Autorenreferat)

"In den letzten Jahren werden verstärkt auch in den Industriestaaten Privatisierungstendenzen am Rande und in den staatlichen Machtapparaten, inklusive des Militärs, verzeichnet. Die Zuliefererindustrie für das Militär - Produktion und Forschung - war dagegen in den kapitalistischen Staaten schon früher weitgehend privatwirtschaftlich organisiert. Wie sich deutsche Rüstungsunternehmen am Markt behaupteten, wie sie ihre Marketingstrategien in den letzten hundertfünfzig Jahren dem 'Zeitgeist' anpassten, untersucht die Autorin in diesem Beitrag." (Autorenreferat)

Im Mittelpunkt der Dissertation steht die mit dem Sturz Heinrichs des Löwen 1180 angestoßene Territorialisierung zwischen Minden und Münden und im angrenzenden von Diemel, Fulda und Werra gebildeten Gebietsdreieck. Nach einem Blick auf die dort im Spätmittelalter entstandenen Herrschaften des geistlichen und laikalen Hochadels analysiert der Autor die von den Akteuren auf dem Wege zur Landesherrschaft genutzten herrschaftsbildenden Komponenten. Im zweiten Teil werden die politischen Aktivitäten der Hochstifte sowie ein mit der welfischen Wiedererstarkung nach Gründung des Herzogtums Braunschweig-Lüneburg im Kontext zu sehender territorialer Konzentrationsprozeß behandelt, dem sich nur wenige der jungen Territorien in der Weserregion entziehen konnten. Nach einem Ausblick auf die weitere Entwicklung in der Neuzeit wird abschließend in einer die landesgeschichtlichen Grenzen Westfalens, Niedersachsens und Hessens überschreitenden Betrachtungsweise das wesentliche Ergebnis zusammengefaßt.

Der Autor konstatiert zunächst, dass die BRD in den vergangenen anderthalb Jahrzehnten als Gesamtheit "ungleicher geworden ist und sich die politische Stimmung verschlechtert hat". Das hat Konsequenzen für das politische System der Bundesrepublik: Erstens wird der föderative Zusammenhalt der alten Bundesrepublik problematischer. Zweitens öffnet sich das Parteiensystem, das Wahlverhalten wird unberechenbarer. Drittens verlieren Volksparteien und Koalitionsmuster an Verbindlichkeit. Viertens lassen politische Zufriedenheit und Unterstützung der demokratischen Ordnung nach. Fünftens schließlich lässt die sprichwörtliche Konsensorientierung nach, und die (mediale) Konfrontation wächst. Der Autor deutet diese Entwicklung in der Weise, dass sich die Sozialstruktur "verwestlicht" hat, während die politischen Strukturen "östlicher" werden. "Veröstlichung" meint nicht Restauration der DDR oder eines gewendeten Realsozialismus, sondern lediglich, dass man in der politisch-sozialen Entwicklung der neuen Länder eher das Bild der künftigen Entwicklung Gesamtdeutschlands vor Augen hat als in der üblichen Vision einer Anpassung in umgekehrter Richtung. Das beinhaltet die gesamtdeutsche Relativierung jener spezifischen politisch-kulturellen Westbindung, die die Bonner Republik auszeichnete. Das Fazit des Autors lautet - in Übereinstimmung mit sozialwissenschaftliche Studien zur deutschen Einheit -, dass die öffentliche Rede von der "unvollendeten Einheit" und die unreflektierte Formel von der "Mauer in den Köpfen" überwunden werden müssen: "Sie leistet der Ethnisierung sozialer Konflikte Vorschub, während die soziologische Aufklärung auf die Beseitigung vermeidbarer Ungleichheit abzielt und, bei allem Differenzbewusstsein, die Überwindung sozialer Ungerechtigkeit in Deutschland (und darüber hinaus) postuliert". (ICA2)

"Es wird ein prozessualer Begriff von 'Peripherisierung' nach verschiedenen funktionalen Aspekten entfaltet und auf Situationen ländlicher Räume angewandt. Auch wenn Folgen der Peripherisierung (Schrumpfung, Entleerung) gravierend ausfallen, werden doch bei dynamischer Betrachtung auf der regionalen Ebene Chancen für kompensierendes bzw. problemlösendes Handeln gesehen." (Autorenreferat)

"Chile ist ein Einheitsstaat mit zentralistischer Führung, ein Land, in dem die Kluft zwischen der Metropole und den übrigen zwölf Regionen allenthalben spürbar ist. So flossen 2004 etwa durchschnittlich 500.000 US-Dollar in eine Region, während die Hauptstadt über eine Million erhielt. Und einen echten Reformwillen gibt es in Chile nicht, wenngleich sich seit der Rückkehr des Landes zur Demokratie alle Regierungen zur Dezentralisierung bekannt haben. Diverse Faktoren verhindernden Modernisierungsprozess: Die Funktion vieler Kabinettsmitglieder hängt vom Einfluss des Zentralstaats ab. Das Subsekretariat für Regionalentwicklung mit seiner einzigen Aufgabe der Dezentralisierung ist die Behörde einer zentralistischen Exekutive. Den Parlamentariern, denen im Prozess der Modernisierung eine entscheidende Rolle zukommt, sind angesichts der Praxis des Gesetzgebungsverfahrens die Hände gebunden. Die Parteien können mit ihrer zentralistischen Struktur kaumals Hoffnungsträger der Dezentralisierung gelten und die Bürger des Landes selbst unterstützen traditionell, und nicht zuletzt aus der historischen Furcht vor Chaos und staatlicher Instabilität, das etablierte System. Die Dezentralisierung kommt in Chile, trotz eines hohen zivilgesellschaftlichen Organisationsgrades der Bürger, nicht voran. Dabei wäre sie für die Wirtschaft, die Verwaltung und nicht zuletzt für die Demokratie des Landes sicher die bessere Option." (Autorenreferat)

Angesichts der Aufnahme von Beitrittsverhandlungen zwischen der EU und der türkischen Republik geht es in dem Beitrag um eine Diskussion der EU-Reife der Türkei bzw. der Verhandlungsreife ihres politischen und wirtschaftlichen Sektors. Zu diesem Zweck werden die Kernbereiche des politischen Systems der Türkei, der historische Hintergrund sowie der aktuelle Entwicklungszustand beschrieben. Ein Blick auf die türkische Geschichte und auf die aktuelle Situation der türkischen Gesellschaft zeigt, dass der türkische Staat nach wie vor in einer autoritären Tradition steht und von seinen Bürgern absoluten Gehorsam fordert. Die Türkei wird nur dann eine Chance haben, sich der EU glaubwürdig anzunähern, wenn sie sich vom nationalistisch-autoritären Kemalismus und der politischen Renaissance des Islam auf die Dauer verabschiedet. (ICH)

Vor dem Hintergrund guter Umfragewerte für die große Koalition von CDU/CSU und SPD erörtert und bewertet der Beitrag die wirtschafts- und sozialpolitischen Grundzüge in Deutschland. So werden in einem ersten Schritt zunächst die Probleme bei der Gestaltung der Finanzpolitik behandelt, beispielsweise hervorgerufen durch die staatliche Förderung der Frühverrentung, die Anhebung des Arbeitslosengeldes II und eine inkonsequente Rentenpolitik. Aber es zeigen sich auch positive Entwicklungen, unter anderem beim Thema Subventionsabbau und der Streichung von Steuersparmodellen. Das Bild, das die neue Regierung mit ihrer Wirtschafts- und Sozialpolitik abgibt, ist also ein zwiespältiges. Das kann auch nicht anders sein, weil den Regierungsfraktionen ein gemeinsames Leitbild fehlt, der politisch-strategische Überbau, was hier im zweiten Schritt dargestellt wird. Demzufolge basteln die beiden Partner an einem Puzzle, nehmen die dazu benötigten Teile freilich von zwei verschiedenen Vorlagen. Die fügen sie zu einem bunten Bild zusammen, nicht zu einem stimmigen. Als weitere Schwierigkeit wird der Zwang zu Kompromissen thematisiert. Solche unvermeidlichen Kompromisse führen bisweilen nicht in eine neue Richtung, sondern verlängern nur den Trampelpfad in die falsche. Das zeigt die Diskussion um die Familienpolitik. So ist die politische Stimmung nach Einschätzung des Autors derzeit besser als die Lage. Denn beide Volksparteien schreiben unverändert 'sozial' größer als 'marktwirtschaftlich'. Das wird ihnen auf mittlere Sicht nicht helfen, sofern es ihnen nicht gelingt, die unsozialste Folge falsch verstandener sozialer Politik zu korrigieren - nämlich die unerträglich hohe Arbeitslosigkeit. Dafür hat Schwarz-Rot aber die Weichen noch nicht gestellt. (ICG2)

Der Beitrag befasst sich mit Amerika als Einwanderungsgesellschaft und der Frage ihrer "Leitkultur". Wie ist sie entstanden, was macht ihre Faszination aus? Wie ist ihr Wertsystem beschaffen? Zur Klärung dieser Fragen werden einige berühmte historische Bilder vorgestellt, die die Vision Amerikas verkörpern, und verkürzt einige Bedingungsfaktoren historischer Konstellationen und der über die Jahrzehnte hinweg stark wechselnden amerikanischen Einwanderungspolitik skizziert. Ein wesentlicher Faktor war die mit langem Atem betriebene Assimilationspolitik auf vielen Ebenen, vor allem auch auf der Sprachebene, die allerdings auch als Mittel der Selektion benutzt wurde, um beispielsweise Einwanderer aus Süd- und Osteuropa auszuschließen. Abschließende Überlegungen widmen sich den gravierenden Veränderungen, die sich im Einwanderungsland Amerika vollzogen haben sowie den Lehren, die aus der erfolgreichen Einwanderungs- und Assimilationsgeschichte Amerikas für Europa gezogen werden können. Dabei geht es vor allem darum, die positiven und erfolgreichen Aspekte der amerikanischen Assimilationspolitik auch im Gegensatz zur EU herauszustellen. (ICH)