Viele Museen und Sammlungen stehen wegen ihrer Verwobenheit in koloniale Kontexte in der öffentlichen Kritik. Die Aufarbeitung ihrer eigenen Geschichte und Ausstellungspraxis ist längst überfällig. Drei Berliner Museen haben sich auf den Weg gemacht, sich selbstkritisch ihrer Kolonialität zu stellen: das Brücke-Museum, das Deutsche Technikmuseum und das Stadtmuseum Berlin. Die Beitragenden geben Einblicke in diesen Reflexionsprozess, die Möglichkeiten der Umgestaltung und die daraus folgenden Konsequenzen für die Museumspraxis. Damit liefern sie Impulse für die langfristige und intensive Aufarbeitung des Themas, die anderen Museen als Anregung dienen können.
Die Coronapandemie stellt Hochschulen vor bisher ungeahnte Herausforderungen. Digitalisierung und Online-Lehre bestimmen das Bild, während Campus und Seminarräume verwaisen. Welche Auswirkungen haben diese Veränderungen auf Studierende und Lehrende? Werden Diskriminierung und Exklusion durch digitale Lehre verstärkt oder gemindert? Und wie können Hochschulleitungen auf das "New Normal" reagieren? Die Zusammenführung von Forschungsergebnissen, Lessons Learned und Best Practice-Beispielen zeigt, wie sich Hochschulen - und Hochschullehre - durch die Erfahrungen aus der Pandemie verändern, und bietet Impulse für eine nachhaltige Hochschulentwicklung.
Europa kann neu gedacht werden: nicht von den Grenzen und Leitdifferenzen her, sondern von den Übergängen. Die aus vier Kontinenten stammenden Beiträgerinnen und Beiträger befassen sich mit der Frage, inwiefern die Fähigkeit, ästhetische, sprachliche und kulturelle Übergänge angesichts hoher Heterogenität hervorzubringen, Europa am ehesten ausmacht. Von Fatou Diome bis Yoko Tawada, von mehrsprachigen Räumen wie Siebenbürgen bis zur Mährischen Walachei untersuchen sie Texte, Semantiken und kulturelle Praktiken des Übergangs. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der deutsch-jüdischen Literatur, der Erinnerung an den Holocaust sowie postkolonialen Perspektiven.
Ländliche Räume sind wieder "in": In Zeiten der Corona-Krise gelten sie als vermeintlich sicherere Orte, Investor*innen entdecken das Land als einträgliches Geschäftsfeld und Eigentümer*innen profitieren von Preissteigerungen bei Grund und Boden. Gleichzeitig entwickeln sich ländliche Räume stark auseinander: in prosperierende und abgehängte Regionen. Die Beiträger*innen des Bandes liefern eine Bestandsaufnahme der Forschung zu ländlichen Ungleichheiten und bieten Ansatzpunkte für eine kritische Landforschung und progressive Perspektiven auf ländliche Räume. Neben theoretischen Überlegungen geht es dabei auch um sozialen Wandel, die Neuordnung von Stadt-Land-Verhältnissen sowie die Themen Migration, Identität und Populismus.
Scale matters. When conducting research and writing, scholars upscale and downscale. So do the subjects of their work - we scale, they scale. Although scaling is an integrant part of research, we rarely reflect on scaling as a practice and what happens when we engage with it in scholarly work. The contributors aim to change this: they explore the pitfalls and potentials of scaling in an interdisciplinary dialogue. The volume brings together scholars from diverse fields, working on different geographical areas and time periods, to engage with scale-conscious questions regarding human sociality, culture, and evolution. With contributions by Nurit Bird-David, Robert L. Kelly, Charlotte Damm, Andreas Maier, Brian Codding, Elspeth Ready, Bram Tucker, Graeme Warren and others.
Der Ausbruch der COVID-19-Pandemie im Jahr 2020 hat massive Einschnitte für Gesellschaft und Wirtschaft nach sich gezogen. Kontaktbeschränkungen, Schulschließungen, Homeoffice und Maskenpflicht veränderten den Alltag aller Menschen. Die Pandemie hat Gewissheiten in Frage gestellt, aber auch den Blick auf Herausforderungen in Gesellschaft, Wirtschaft und Verwaltung geschärft. Sie hat den Weg geöffnet für neue Formen der mobilen Arbeit. Sie hat Debatten um soziale Ungleichheit und unterschiedliche Bildungschancen befeuert. Die Pandemie hat gezeigt, wie staatliche Instrumente wie das Kurzarbeitergeld die Arbeitsmärkte wirksam gestützt haben. Sie hat den Blick auf die Zukunft der Innenstädte gelenkt und Impulse für die Verkehrswende gesetzt. Und sie hat deutlich gemacht, dass die Digitalisierung in allen Bereichen noch schneller vorangehen muss als bisher. Der vorliegende Atlas umreißt in Karten und Abbildungen die Entwicklungen in den Teilräumen Deutschlands und über Daten erfassbare Veränderungen zwischen 2020, dem ersten Pandemiejahr, und 2019. In Teilbereichen liegen auch schon kleinräumige Informationen für das zweite Pandemiejahr 2021 vor. Welche Veränderungen sind bereits kurzfristig zur "vorpandemischen Normalität" beobachtbar? Lassen sich die vermuteten Veränderungen überhaupt in den Kennzahlen und Entwicklungsverläufen der Regionen ablesen? Wie groß sind die regionalen Unterschiede hinsichtlich u.a. der demografischen, sozialen, Siedlungsstruktur; welche werden durch die Pandemie verstärkt? Die datengestützten Einschätzungen zum COVID-19-Effekt auf die regionalen Entwicklungen wird über Forschungsergebnisse und Literatur untermauert. In vielen Fällen wirkt sich die Pandemie beschleunigend auf Entwicklungen, die sich bereits vor der Pandemie abzeichneten.
Das durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) geförderte Bundesprogramm des Europäischen Sozialfonds (ESF) "Stark im Beruf - Mütter mit Migrationshintergrund steigen ein" soll Müttern mit Migrationshintergrund den Erwerbseinstieg erleichtern und ihren Zugang zu vorhandenen Angeboten zur Arbeitsmarktintegration verbessern. Der vorliegende Bericht präsentiert eine Auswertung der im Rahmen des Programms "Stark im Beruf" erhobenen Daten zu den durch die Teilnehmerinnen erzielten Programmerfolge vor dem Hintergrund individueller Merkmale, regionaler Kontextfaktoren sowie der Belegung unterschiedlicher Programmmodule. Hierzu werden auf Grundlage theoretischer Überlegungen zunächst Hypothesen zur Wahrscheinlichkeit für einen Programmerfolg in Abhängigkeit von potentiellen Erklärfaktoren abgeleitet, die danach mithilfe eines multivariaten Regressionsmodells getestet werden. Die Ergebnisse zeigen, dass Teilnehmerinnen kurze Zeit nach Programmabschluss mit einer höheren Wahrscheinlichkeit eine Beschäftigung aufnehmen, wenn sie bei Programmeintritt bessere Voraussetzungen hinsichtlich ihres übertragbaren Humankapitals und ihrer Nähe zum Arbeitsmarkt in Deutschland mitbringen. Teilnehmerinnen, die über einen längeren Zeitraum arbeitslos gemeldet sind oder sich im SGB II-Bezug befinden, haben nach Programmabschluss hingegen eine niedrigere Wahrscheinlichkeit eine Beschäftigung aufzunehmen. Außerdem zeigt sich, dass Teilnehmerinnen mit kleinen Kindern, die mit größeren Herausforderungen bezüglich der Vereinbarkeit von Beruf und Familie konfrontiert sind, das "Stark im Beruf" Programm mit einer geringeren Erfolgswahrscheinlichkeit abschließen. Entgegen der Erwartungen bestätigt sich kein systematischer Zusammenhang zwischen dem Aufenthaltsstatus oder der Aufenthaltsdauer der Teilnehmerinnen in Deutschland und einem erfolgreichen Programmabschluss. Neben individuellen Merkmalen der Teilnehmerinnen beziehen wir auch Informationen zur regionalen Arbeitsmarkt- und Bevölkerungsstruktur sowie Angaben zur Belegung unterschiedlicher Modulkategorien im "Stark im Beruf" Programm in unsere Analysen ein. Es zeigt sich, dass Teilnehmerinnen, die eher berufsorientierte Module belegen, auch unter Berücksichtigung aller weiteren beobachtbaren Merkmale eine höhere Wahrscheinlichkeit für einen Programmerfolg haben als Teilnehmerinnen, die andere Programmmodule belegen.
Obwohl Stieffamilien mit etwa 10 % eine relevante Gruppe an allen Familien ausmachen und ihre Herausforderungen aufgrund der vielfältigen Beziehungskonstellationen besonders komplex sind, war bislang nur wenig über ihre speziellen Beratungsbedarfe bekannt. Diese Forschungslücke schließt das Projekt "Beratungsbedarfe von Stieffamilien in Bayern", welches als Kooperationsprojekt des Deutschen Jugendinstituts (DJI) und des Staatsinstituts für Familienforschung in Bayern (ifb) durchgeführt wurde. Das Projekt wurde aus Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales (StMAS) gefördert. Dazu wurden im Rahmen des Projektes einerseits Sekundärdatenanalysen der deutschen Familiensurveys AID:A und pairfam durchgeführt. Diese zeigen, dass Stieffamilien nicht nur mehr Herausforderungen meistern, sondern auch mehr Angebote der Familienberatung in Anspruch nehmen, als es sogenannte Kernfamilien tun. Die eigens für das Projekt durchgeführte Online-Fachkräftebefragung spiegelt dies wider und zeigt, dass ein überproportionaler Anteil der Beratungen in der Erziehungs-, der Ehe-/Familien- und Lebensberatung sowie in den Jugendämtern Stieffamilien betrifft. Die Beratungsanliegen der Stieffamilien drehen sich dabei häufig um die Konflikte mit dem Ex-Partner oder der Ex-Partnerin, aber auch die Zusammenarbeit in Erziehungsfragen mit dem neuen Partner, bzw. der neuen Partnerin wird oft thematisiert. Bei den Fortbildungswünschen der Fachkräfte stehen Themen, die den Stiefelternteil betreffen daher im Vordergrund: Besonders interessiert sind die Fachkräfte an Fortbildungen zu Rollenkonflikten des Stiefelternteils, der Akzeptanz der Rolle des Stiefelternteils sowie der Etablierung einer gelungenen Zusammenarbeit in der Erziehung zwischen Stief- und leiblichem Elternteil. Die weitere Zusammenarbeit in der Erziehung mit dem Ex-Partner oder der Ex-Partnerin ist ebenfalls ein Thema, zu dem die Fachkräfte sich Fortbildungen wünschen. Insgesamt fällt auf, dass besonders die - tendenziell jüngeren - Fachkräfte in den Jugendämtern bislang weniger Fortbildungen gemacht haben, darin aber auch einen geringeren Bedarf sehen als die Fachkräfte der Erziehungs- sowie Ehe-/Familien- und Lebensberatungsstellen. Hier bieten sich weitere Forschung sowie Intervention an, da es gerade die Fachkräfte in den Jugendämtern häufig mit komplexen Fällen zu tun haben. Die Studie schärft das Bewusstsein für die speziellen Beratungsbedarfe von Stieffamilien und rückt dabei die Perspektive der Fachkräfte in den Vordergrund. Es wird deutlich, dass Stieffamilien durch große Diversität gekennzeichnet sind und dementsprechend je spezifische Problemlagen aufweisen. Aus der Studie wurde deutlich, dass eine kontinuierliche, idealerweise längsschnittliche Beobachtung von komplexen Familienformen und deren speziellen Bedarfen eine gemeinsame Herausforderung für Wissenschaft und Politik darstellt.
This report systematically outlines the state of play in digital policy and Berlin's current policy approach. It provides 48 recommendations for strengthening Germany's efforts to build a confident, high-performing European digital economy embedded in an open, democratic, and rules-based digital order.
This guide aims to provide suggestions and inspiration for more inclusive hiring practices in think tanks and foundations based on a qualitative lived-experiences approach. While diversity encompasses various dimensions and nuances, we focus in this text on young research professionals with migratory backgrounds as the main target group. However, some suggestions might be adaptable to different contexts or other groups. Our recommendations are directed at think tanks and foundations that want to become more inclusive workplaces. This guide covers the job posting process, candidate screening, interviewing, and the onboarding phase. Our propositions for enhancing inclusive hiring efforts are grounded in the lived experiences of the authors and on interviews with research professionals working in think tanks and foundations in Germany, some of whom have faced hurdles linked to their background or are engaged in creating diversity policies and designing hiring processes. With this guide we want to contribute to the broader discussion of diversity and inclusion in research institutes and foundations. We hope to stimulate further exchanges and help ensure ongoing diversity policies are grounded in lived experiences.
Gesundheit und Nachhaltigkeit sind essenziell für das Wohlergehen jeder Stadtgesellschaft. Dieser Band führt die exemplarische Analyse Hamburger StadtGesundheit fort und fokussiert auch das Thema Nachhaltigkeit. Facetten der historischen Entwicklung, der Hamburger Stadtepidemiologie und der Steuerung von StadtGesundheit - samt Blick auf lokale Einrichtungen und Projekte - ergänzen sich mit neuen Wegen der Versorgung sowie der Prävention und Gesundheitsförderung. Gezeigt werden außerdem weitere Stadtsektoren, deren enge Verbindung zum Thema Gesundheit die Coronapandemie überdeutlich belegt. Die Fallstudie vertieft die Situationsbeschreibung einer Großstadt und den bestehenden Entwicklungsbedarf.
Die Moderne begann mit Hoffnungen auf eine egalitäre Bürgergesellschaft. Unerkannte Privilegien führten jedoch zur Konzentration von struktureller wirtschaftlicher und politischer Macht. Soziale Ungleichheit, Geschlechterhierarchie, Krisen, koloniale Expansionen, Kriege, Abstürze von Demokratien in Diktaturen sowie Wachstum und Naturzerstörung waren die Folgen. Bislang wird versucht, die Krisensymptome der kapitalistischen Marktwirtschaft realpolitisch zu mildern. Es gibt jedoch auch realutopische Denkansätze, das Geld auf seine dienende Funktion zu beschränken und natürliche Lebensgrundlagen als Gemeinschaftsgüter statt als Waren zu behandeln. In diesem Buch werden sie ideengeschichtlich und ordnungspolitisch rekonstruiert. Sichtbar werden dabei Umrisse einer Transformation der kapitalistischen Marktwirtschaft in eine "Marktwirtschaft ohne Kapitalismus" mit einer breiten Dezentralisierung des Geld-, Boden- und Realkapitals. Eine solche menschenrechtlich und demokratisch fundierte zweite Moderne könnte Chancen eröffnen für eine egalitäre Arbeitswelt, für eine Überwindung von Geschlechterhierarchie und Nord-Süd-Gefälle sowie für wirtschaftliche Stabilität ohne Wachstum.
A partir de dos estudios de caso, en el Perú y Colombia, este estudio encuentra que la inversión pública presenta un efecto de reducción de la desigualdad, pero muy pequeño, por lo cual se necesitaría una gran inversión para lograr una reducción mínima de la desigualdad. Además, se encuentra que el efecto de la inversión pública depende del nivel de gobierno que la realice, aunque existen diferencias entre ambos países. En el Perú, la evidencia muestra que la inversión pública del Gobierno nacional y de las municipalidades tiene un efecto en reducir la desigualdad, mientras que la de los gobiernos regionales no tiene efectos. Entre los factores que pueden explicar estas diferencias se encuentra la naturaleza de los proyectos de inversión pública que predominan en cada nivel, y que pueden determinar su potencial redistributivo. Por ejemplo, la inversión en Saneamiento - probadamente pro pobre, puesto que hace llegar este servicio básico a quien no lo tiene - es más importante en los gobiernos locales, 20% del total, que en los otros niveles, donde está por debajo del 5%.
Este documento explora las trayectorias educativas seguidas, durante la pandemia - 2020 y 2021 -, por jóvenes integrantes del estudio cualitativo Niños del Milenio. La investigación muestra sus percepciones acerca de los retos que enfrentaron respecto a la educación virtual de emergencia, así como a la continuidad de sus estudios superiores o el acceso a estos en el contexto de la crisis. A partir de las voces de las y los jóvenes de entornos urbanos y rurales del país, se concluye que los esfuerzos del Estado y de las familias para garantizar su permanencia educativa se complementaron y fueron muy útiles. Sin embargo, una preocupación central para los estudiantes es la baja calidad de la educación virtual recibida.