In: Dritte Welt: Monatsmagazin für internationale Politik, Wirtschaft und Kultur, Band 22, Heft 6, S. 5-12,14-15
ISSN: 0936-1405
Vier kurze Berichte zum Demokratisierungsprozeß in Afrika. Die Entstehung afrikanischer Ein-Parteien-Regime; Rückgriff der politischen Führung auf mythisierte vorkoloniale Gesellschaftsformen zur Legitimierung ihrer politischen Macht, Ausgrenzung von Regimekritikern; Zusammenbruch des Einparteiensystems. Infolge der politischen und wirtschaftlichen Destabilisierung seitens Südafrikas, traf die mosambikanische Regierung viele Reformen, die in eine neue Verfassung und ein Mehrparteiensystem mündeten. Erst nach einem gescheiterten Putschversuch und Massendemonstrationen für politische Veränderungen stimmte die Regierung einer Verfassungsänderung zu, die ein Mehrparteiensystem zuläßt. Ob die Regierungspartei die nächste Wahl gewinnen wird, ist ungewiß. Die Militärregierung Nigerias hat sich der Rückkehr zu einer zivilen Regierung verpflichtet. Zur Wahl werden aber nur zwei von der Regierung ausgesuchte Parteien antreten. (DÜI-Mcd)
Walter Michler: Weißbuch Afrika. 2., völlig überarbeitete und erweiterte Auflage. Verlag J. H. W. Dietz Nachf., Bonn 1991. 568 Seiten, Abbildungen, Tabellen, 29,80 DM
Auf dem 4. BRICS-Gipfel in Neu Delhi vom 28. bis 29. März 20012 bezeichnete Südafrikas Präsident Jacob Zuma sein Land als "Gateway", sprich als "Tor" nach Afrika. Es stehe an der Spitze der wirtschaftlichen Integration Afrikas und biete Unternehmen aus Übersee den besten Zugang zum Kontinent. Südafrika bindet zahlreiche andere afrikanische Länder an weltwirtschaftliche Handels- und Finanzströme an. Doch weder ist der gesamte Kontinent über Südafrika global verknüpft, noch ist Südafrika als wirtschaftliches Scharnier zwischen regionaler und globaler Ebene alternativlos. Südafrikas Lage am südlichen Zipfel des afrikanischen Kontinents und naturräumliche Barrieren – schmale, für Häfen ungünstige Küstentreifen, die Große Randstufe, das Kongobecken und der Ostafrikanische Graben – schränken die Gateway-Funktion ein. Seit der Kolonialzeit bindet die Verkehrsinfrastruktur die Staaten des südlichen Afrikas eng an Südafrika. Südafrikas Häfen sind nicht nur erheblich größer, sondern auch regional und global besser verknüpft als Häfen in Angola, Mosambik, Namibia und Tansania – sie erschließen daher die Region. Ferner verwalten viele transnationale Unternehmen ihre Geschäfte im subsaharischen Afrika von Johannesburg und teils auch von Kapstadt aus. Dort profitieren sie von einem für Unternehmen sehr günstigen Umfeld, den ausgezeichneten Verbindungen des Johannesburger Flughafens und regionalen Unternehmensnetzwerken. Die südafrikanische Regierung verfolgt kein Gesamtkonzept, um ihr Land besser als Tor nach Afrika zu positionieren. Ihre industriezentrierte Politik steht dem Gateway-Gedanken teils entgegen. Transnationale Unternehmen koordinieren ihre Afrikageschäfte zunehmend von anderen Standorten auf dem Kontinent. Der Ausbau von Eisenbahnlinien, Straßen und Häfen in Angola, Mosambik und Tansania eröffnet Alternativen zu Südafrika.
Business Monitor International warnt am 14. Dezember 2011 vor zwei zentralen Gefahren für die Wirtschaft Afrikas im Jahr 2012: einem Rückgang der Nachfrage aufgrund der wirtschaftlichen Schwierigkeiten in den USA und in Europa sowie dem wachsenden Risiko einer "harten Landung" der chinesischen Wirtschaft, die eine Verringerung der chinesischen Investitionen und der Rohstoffnachfrage zur Folge hätte. Die Länder des subsaharischen Afrika haben im letzten Jahrzehnt durchweg hohes Wirtschaftswachstum realisieren können. Die negativen Trends der 1980er und 1990er Jahre sind umgeschlagen. In einigen Ländern haben sich die Wachstumsraten und die Pro-Kopf-Einkommen verbessert. Zugleich wurde die Armut vermindert. Dennoch befinden sich viele Länder bestenfalls in einer Übergangsphase, die noch nicht auf einen Durchbruch hindeutet: Die hohen Wachstumsraten des BSP in fast allen Ländern haben auch zu einer Steigerung der Haushaltseinkommen geführt, dennoch bleiben die Armutsraten in Afrika hoch. Das Wachstum basiert im Wesentlichen auf Preissteigerungen in der Landwirtschaft und im Rohstoffsektor. Die industrielle Produktion und der Export von Fertigwaren erzielen nur geringes Wachstum. Ob die Wirtschaft Afrikas weiter wachsen wird, hängt von einer Vielzahl von Bedingungen ab, vor allem von steigenden in- und ausländischen Investitionen und von höherer Produktivität. Auch der Konjunkturverlauf in den OECD-Ländern und in China und die dortige Nachfrage nach afrikanischen Produkten werden immer bedeutendere Wachstumsfaktoren. Aufgrund von Bürgerkriegen, politischen Unruhen, Staatszerfall, bewaffneten Auseinandersetzungen und des sehr niedrigen Entwicklungsstandes bleibt mindestens ein Viertel der afrikanischen Länder vom Wirtschaftsaufschwung und von der Wohlstandsmehrung ausgeschlossen.
Am 14. Mai 2012 verkündete die ECOWAS-Kommission, sie habe ihre Einsatztruppen (Standby Force) in Alarmbereitschaft versetzt, um in Mali einen humanitären Korridor zu schützen, und sei bereit, die territoriale Integrität des Landes wiederherzustellen, sobald ein entsprechendes Hilfsgesuch der malischen Regierung vorliege. Die Interventionsbereitschaft der ECOWAS symbolisiert die zunehmende Bedeutung regionaler Organisationen auch in Afrika. In den letzten Jahrzehnten sind auf dem Kontinent zahlreiche Regionalorganisationen entstanden, die helfen sollen, wirtschaftliche, politische und sicherheitspolitische Probleme zu lösen – bislang allerdings mit sehr unterschiedlichem Erfolg. Derzeit existieren in Subsahara-Afrika 16 Regionalorganisationen. Sieben davon werden von der African Union (AU) als regionale Wirtschaftsorganisationen anerkannt. Das Integrationsniveau der einzelnen Regionalorganisationen unterscheidet sich erheblich voneinander, wobei die von der AU anerkannten die besten Perspektiven haben. EAC, ECOWAS und SADC haben die meisten Integrationsfortschritte erzielt - allerdings jeweils ganz unterschiedlich im wirtschaftlichen, sicherheitspolitischen und politisch-institutionellen Bereich. Während gemeinhin nach dem Vorbild Europa die wirtschaftliche Integration als Basis der weiteren Integration angesehen wird, folgt die regionale Integration in Afrika offenbar auch sicherheitspolitischen Impulsen.
Der Wind des Wandels, der 1990 den afrikanischen Kontinent erreichte, erfaßte auch die fünf portugiesischsprachigen Länder in Afrika. Zwei davon, Kap Verde und Sao Tome e Prancipe, gehörten sogar zu den Vorreitern der demokratischen Transformation und vollzogen nach freien Wahlen im Jahr 1991 Regierungswechsel. 1992 und 1994 fanden in Angola bzw. Mosambik nach langjährigen verlustreichen kriegerischen Auseinandersetzungen im Rahmen von international vermittelten Friedensprozessen ebenfalls erstmals kompetitive Wahlen statt, bei denen allerdings die seit der Unabhängigkeit herrschenden Parteien ihre Machtposition behaupteten. 1994 wurden auch in Guinea-Bissau Mehrparteienwahlen durchgeführt, bei denen es der Regierungspartei gelang, ihre Position zu halten. Vor dem Hintergrund dieser Reformen zu Beginn der 1990er Jahre untersuchen die Autorinnen und Autoren des vorliegenden Sammelbandes den Verlauf der politischen und gesellschaftlichen Transformation in den letzten zehn Jahren, der - wie auch in anderen Ländern Afrikas - nicht immer den Erwartungen entsprochen hat. Die Gemeinsamkeiten der fünf behandelten Länder als ehemalige Kolonien Portugals in Afrika, in denen nach der Unabhängigkeit Befreiungsbewegungen die Macht ergriffen und autokratische Einparteisysteme errichteten, haben nicht verhindert, daß ihre Transformationsprozesse erhebliche Unterschiede aufweisen. Unter Heranziehung verschiedener theoretischer Ansätze erörtern die Autorinnen und Autoren die besonderen Erfahrungen aller fünf Länder des portugiesischsprachigen Afrika. (DÜI-IAK)
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Gegenstand der Untersuchung ist die Frage, in wie weit die Arbeitsbedingungen der Korrespondenten in Afrika ihr Rollenverständnis und ihre Berichterstattung beeinflussen. Dafür wurden deutsche Korrespondenten in Nairobi mit Hilfe standardisierter Fragebögen und in Leitfadeninterviews befragt. Zudem wurden Interviews mit acht verantwortlichen Journalisten der Heimatredaktionen geführt und eine stichprobenartige Textanalyse von Artikeln ausgewählter Korrespondenten vorgenommen. Der Verfasser schätzt die Arbeitsleistung der Nairobi-Korrespondenten größtenteils als hoch ein. Allerdings werden strukturelle und institutionelle Rahmenbedingungen deutlich, die der Arbeit der Korrespondenten enge Grenzen setzen. Vor allem fehlen finanzielle und personelle Ressourcen für aufwändige Recherchen, oft mangelt es jedoch auch am Interesse der Heimatredaktionen. (ICE2)