Von "FrauenundKindern" zu "Embedded Feminism": Frauen(rechte) als Legitimation für militärische Intervention in den Medien - Variationen einer Legitimationsfigur zwischen Kosovo-, Afghanistan- und Irakkrieg.
In: Geschlechterverhältnisse, Frieden und Konflikt. Feministische Denkanstöße für die Friedens- und Konfliktforschung., S. 27-46
Die Verfasser gehen in einer feministisch-intersektionalen Diskursanalyse der Frage nach, in welcher Weise deutsche Printmedien während der Kriege im Kosovo, in Afghanistan und im Irak auf vermeintlich frauenrechtliche Diskurse rekurrierten. Sie untersuchen, wie und mit welcher Funktion über feministische Themen wie etwa geschlechtliche Gleichstellung oder die Abschaffung sexualisierter Gewalt berichtet wurde. Der in die Medienberichterstattung eingebettete Feminismus kann kriegerische Handlungen sowohl legitimieren als auch delegitimieren. Framing-Prozesse, die auf spezifische Konstruktionen von Gender zurückgreifen, stellen der Bevölkerung ein selektives Interpretationsangebot zur Verfügung, das Interventionen und politische Gewalt moralisch begründet. Sie reproduzieren ein essenzialistisches Verständnis von weiblicher Schutzbedürftigkeit und männlicher Beschützerfunktionen und ignorieren die Vielschichtigkeit sozialer Realitäten und Identitäten, indem weder weibliche Täterinnen noch männliche Opfer kriegerischer und sexualisierter Gewalt thematisiert werden. Die essenzialistische Darstellung der Geschlechterverhältnisse geht dabei oftmals mit einer neokolonialistischen Gegenüberstellung des Orients und des Okzidents einher. Hinsichtlich des Afghanistankrieges fokussieren die analysierten Medienberichte die vermeintliche Rückständigkeit und Barbarei einer Gesellschaft oder religiösen Kultur. In der Irak-Kriegsberichterstattung fungiert in erster Linie Unterdrückung von und Gewalt gegen Frauen als Legitimationsmuster für die kriegerischen Handlungen des Westens. (ICE2).