Der Autor ist Gründer und Anführer der Independent National Patriotic Front of Liberia (INPFL); ihm wird nachgesagt, Präsident Samuel K. Doe ermordet zu haben. (Der Autor behauptet, S. 88: "Unfortunately, Doe underwent torture by my men. … Doe committed suicide while in our custody.") Inzwischen ist er feuriger Evangelist und erklärt aus seiner Perspektive, warum es nach dem Putschversuch von General Thomas Quiwonkpa 1985 vier Jahre später zu Bürgerkrieg kam. Dabei zeichnet er nicht nur den Konfliktverlauf nach, ein wichtiger Aspekt ist das Verhalten externer Kräfte, namentlich der USA und der ECOMOG-Truppen. Immer wieder eingestreut sind moraline Episteln, die den Autor als Friedensfreund und Demokraten ausweisen sollen. (GIGA-Sbd)
Engagierte Stellungnahmen des Friedenspreisträgers des Deutschen Buchhandels aus zwei Jahrzehnten: Leben untger der atomaren Bedrohung - Balkan-Krieg - Afghanistan-Krieg - Irak-Krieg. "... und doch sehe und säe ich - und nicht nur ich - unverdrossen das Senfkorn Hoffnung, genieße die Grüchte unseres Friedens, blende ds Weltelend zeitweilig aus, will leben." (Friedrich Schorlemmer zu diesem Buch)
Der Band vereint die auf einer Konferenz in London (Research on Lusophone Africa) im Mai 2002 vorgelegten Papiere. Die ersten fünf Beiträge konzentrieren sich auf die Entwicklung von Angola und Mosambik seit der Unabhängigkeit; das Schwergewicht liegt auf der jüngeren Vergangenheit. Es wird versucht die Entwicklung der beiden Länder in die Debatte um Patrimonialismus, den Niedergang der Zivilgesellschaft und die Zukunft des Nationalstaates als Vehikel der Modernisierung einzubetten. Braathen stellt die Frage, warum die lokale politische Entwicklung in Mosambik seit dem Friedensabkommen von 1992 kaum vorangekommen ist. Rocca/Riccardi zeichnen den Weg zum Friedensabkommen für Mosambik nach. Tornimbini untersucht die Bewegungen von Arbeitskräften im Distrikt Beira und zwischen Mosambik und den Nachbarstaaten am Ende der Kolonialzeit (1942-60). (DÜI-Sbd)
Die öffentlichen Debatten über den Irak-Krieg haben ein grundlegendes Interesse an Krieg und Frieden befördert. Geschichts- und Friedensforschung wenden sich seit 10 Jahren wieder intensiv dem Thema mit seinen Grundsatzfragen zu. Das Thema hervorragend aufbereitend gibt hier ein Historiker Einblick in die Problemstellungen, vermittelt wichtiges Grundlagenwissen und beschreibt kurz und bündig den Forschungsstand mit den anhaltend kontroversen Positionen. Dabei macht er deutlich, dass sich die Militär- und Kriegsgeschichte längst emanzipiert hat und fester Bestandteil sowohl der allgemeinen Geschichte als auch der Friedensforschung geworden ist. Wolfrum gliedert seine "Orientierungshilfe" in 7 Themenbereiche (u.a. Friedensbegriff, Staat und Krieg, Militär und Gesellschaft, Totaler Krieg, neue Kriege), die in ihren historischen Dimensionen von 1648 (Westfälischer Frieden) bis heute abgehandelt werden. Der Bezug zur aktuellen Debatte wird immer hergestellt. Der für Studenten und Prüfungskandidaten konzipierte, gut lesbare Titel ist auch für Schüler und interessierte StaatsbürgerInnen geeignet. (2 S)
"Vor dem Hintergrund ordnungs- und sicherheitspolitischer Herausforderungen im 21. Jahrhundert (Wandel der Gewaltformen, Möglichkeiten und Grenzen von Präventions- und Interventionsmaßnahmen) stellt sich die Frage, welchen theoretischen und praxeologischen Beitrag die friedenswissenschaftlich relevanten Teildisziplinen Friedens- und Konfliktforschung, Internationale Beziehungen und Regionalwissenschaften leisten können. Damit verbunden ist das Problem, inwieweit ein 'Trialog' zwischen den Teildisziplinen möglich ist und ob die bislang voneinander abgekoppelte Forschungslandschaft sinnvoll verbunden bzw. überwunden werden kann. Die Klärung dieser doppelten Problematik stand im Mittelpunkt des Workshops zu den 'sich kreuzenden Blickwinkeln auf innerstaatliche Gewalt und Krisenprävention'. Die vorliegende Zwischenbilanz bietet nicht nur eine Bestandsaufnahme der jeweiligen Forschungslogiken und Zugänge sowie eine Identifikation erkennbarer friedenspolitischer Defizite, sondern benennt auch Anknüpfungspunkte für die theoretische und methodische Weiterentwicklung und institutioneller Kooperationsformen." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Volker Matthies: Wissenschaftliche Blickwinkel auf Konflikt und Prävention (1-3); Andreas Mehler: Regionales Wissen - global-lokales Handeln: Schwachstellenanalyse aus DÜI-Perspektive (3-6); Debatte (7-8). 2. Die verschiedenen Blickwinkel auf Konflikte - Sven Chojnacki: Internationale Beziehungen (8-10); Klaus Schlichte: Kriegs- und Friedensforschung (10-12); Sabine Kurtenbach: Regionalwissenschaften (12-13); Christoph Weller: Praxisnahe Beratung (13-14); Debatte (15-16). 3. Gewalt und Krisenprävention aus regionaler Perspektive - Hanspeter Mattes: Arabische Welt (17-18); Andreas Mehler: Afrika südlich der Sahara (18-20); Sabine Kurtenbach: Lateinamerika (20-21); Heike Holbig: China (21-23); Wolfgang Sporrer: Balkan (23-24); Debatte (24-26). 4. Kooperation im analytischen Umgang mit gewaltsamen Konflikten - Wolf-Dieter Eberwein: Sprachlosigkeit/ Kommunikationsprobleme (26-28); Thomas Held: Pluridisziplinäre Forschungsförderung (28-29); Debatte (30).
Die Folgen des Krieges und eines von außen erzwungenen Regimewechsels im Irak sind für das regionale System unabsehbar. Sie sind abhängig vom Kriegsverlauf und von der Fähigkeit und Bereitschaft internationaler Akteure, ihre Verantwortung wahrzunehmen und sich für den Aufbau der Nachkriegsordnung einzusetzen: für den wirtschaftlichen und politischen Wiederaufbau des Irak, seine Reintegration in das regionale Umfeld, die Begleitung politischen Wandels in den arabischen Staaten und die Wiederbelebung des Nahost-Friedensprozesses.Es wird weder zu einem »demokratischen Dominoeffekt « noch zu einem regionalen Flächenbrand kommen. Entscheidend ist vielmehr, ob das Nachfolgesystem des Ba'th-Regimes stabil und partizipativ genug sein wird, um von den Irakern als ihr eigenes betrachtet zu werden und ob USA und internationale Gemeinschaft genug staying power beweisen werden, wenn sich die Nachkriegsschwierigkeiten zeigen. Was den Irak betrifft, so sind zwei Szenarien wahrscheinlich: entweder ein Regime, das unter autoritärer militärischer Führung zentralistisch, säkular und pro-westlich auftreten würde; oder ein föderales System, das unter der Schirmherrschaft der USA oder der VN stehen und die verschiedenen ethnischen, regionalen und konfessionellen Gruppen in sich vereinen würde. Die Nachkriegsphase wird deshalb zum Test für die Fähigkeit europäischer und amerikanischer Akteure, die Differenzen über den Krieg zu überwinden. Deutschland und die EU haben ein starkes Interesse an Stabilität in der Region und werden dem Irak technisch und finanziell helfen müssen. Sie sollten bei einem erzwungenen Regimewechsel in Bagdad für ein VN-Mandat für den politischen Wiederaufbau eintreten, mit der Einsetzung eines Hohen Repräsentanten, der die internationalen Aktivitäten koordiniert, eine irakische Zivilregierung einsetzt, einen konstitutionellen Prozeß überwacht und irakischen Regierungsorganen Weisungen geben kann. Die USA sollten ihre Truppen im Land rasch in eine peace keeping force verwandeln. Europa sollte die USA bestärken, ihre Truppen so lange im Irak zu lassen, wie das zur Stabilisierung der politischen Verhältnisse nötig ist. Europäische und deutsche Akteure können bei der Demobilisierung und Reintegration irakischer Soldaten, dem Aufbau rechtsstaatlicher Strukturen oder des Polizeiwesens, der Verankerung föderaler Elemente und bei einer Schuldenregelung helfen.
"Gerade ein halbes Jahr ist es her, dass die Weltöffentlichkeit durch Nachrichten über eine drohende humanitäre Katastrophe in der Demokratischen Republik Kongo -im Herzen Afrikas gelegen- aufgeschreckt wurde. Sie führten zur Entsendung der ersten autonomen EU-Eingreiftruppe unter französischer Führung, die ihre Mission Ende August 2003 beendete. Sie ging am 1. September in das Mandat der UN-Friedenstruppe für den Kongo (MONUC) über. Seither ist es still geworden um den Kongo, Berichte über neuere Entwicklungen dringen kaum noch an die Öffentlichkeit. Aber kann dies auch als Anzeichen für eine dauerhafte Beruhigung der Lage im Kongo gewertet werden? Das Arbeitspapier analysiert zunächst die politische Lage im Kongo und die Ursachen der anhaltenden Konflikte. Anschließend werden die Lösungsansätze geprüft und danach gefragt, welches die Bedingungen für einen dauerhafteren Frieden im Kongo sind. Der Autor kommt zu einem mehr als skeptischen Befund: Von einer tragfähigen Konfliktlösung ist die Demokratische Republik Kongo noch weit entfernt, an die notwendige politische, ökonomische und soziale Transformation ist unter diesen Bedingungen kaum zu denken. Ohne eine stringente, international gestützte Transformationspolitik bleiben alle Befriedungsversuche in der DRC wie in der gesamten Region nutzlos. Für dieses Ziel muss die internationale Gemeinschaft ihr politisches wie finanzielles Engagement dramatisch verstärken. Solange sie sich nicht über ein entschlossenes Auftreten in der DR Kongo im Klaren ist, werden die Gegner einer Friedensordnung Staatszerfall und Kriegswirtschaft weiter fördern. Die zyklische Wiederkehr von Gewalt und Gegengewalt scheint so geradezu vorprogrammiert." (Autorenreferat)
Hoch, M.: Neue Konfliktszenarien nach Ende des Kalten Krieges. - S. 18-38 Stodiek, T.: Internationale Polizei als Alternative zur militärischen Konfliktbearbeitung. - S. 39-57 Stodiek, T.: Anhang: Zusammenfassung wesentlicher Aussagen zum Vergleich von Polizei- und Kriegsvölkerrecht. - S. 58-64 Mainz, U.: Internationale Polizeieinsätze - Erfahrungen und konzeptionelle Überlegungen. - S. 65-79 Gareis, S.: Der Wandel der Friedenssicherung durch die Vereinten Nationen. - S. 80-86 Gareis, S.: Anhang: Übersicht über laufende Friedensmissionen. - S. 87-88
Krämer, Gudrun: Juden, Christen und Muslime in der "Heiligen Stadt". - S. 9-23. Gotzmann, Andreas: Zentrum in Abwesenheit. Jüdische Traditionen zu Jerusalem vor der Staatsgründung Israels. - S. 24-37. Hentschel, Georg: Jerusalem aus der Sicht des Christentums. - S. 38-62. Seidensticker, Tilman: Jerusalem aus der Sicht des Islams. - S. 63-75. Tworuschka, Udo: Möglichkeiten interreligiöser Verständigung über die Heiligen Stätten. - S. 76-101. Steinbach, Udo: Jerusalem in der Politik der arabischen und islamischen Staaten. - S. 102-124. Timm, Angelika: Der Staat Israel und sein Anspruch auf das "ungeteilte Jerusalem". - S. 125-144. Haedrich, Martina: Der Status Jerusalems. Eine völkerrechtliche Betrachtung. - S. 145-157. Nagler, Jörg: Die USA und Jerusalem. - S. 158-184. Hubel, Helmut: Die Zukunft Jerusalems in den Friedensverhandlungen. - S. 185-204
Mit 75 Tötungsdelikten pro 100.000 Einwohnern steht Kolumbien an der Spitze internationaler Gewaltstatistiken. Zudem ist es neben Mexiko das einzige Land in Lateinamerika mit einer politisch-militärisch relevanten Guerilla. Bei diesem Krieg der Guerilla gegen den Staat handelt es sich um einen symmetrischen Konflikt, der mittlerweile in einem Patt verharrt und zum Alltag geworden ist. Trotz extremer Kriegsmüdigkeit in der Bevölkerung und großer wirtschaftlicher Probleme des Landes gelang es in den vergangenen zwanzig Jahren nicht, einen alle Guerillabewegungen umfassenden Frieden zu schließen; vielmehr hat sich infolge des Drogenhandels mit den paramilitares ein dritter Konfliktpol etabliert. Kennzeichnend für den kolumbianischen Friedensprozess sind seit 1983 unzählige Gesprächsrunden, die jedoch immer dann steckenblieben, wenn es um die Fixierung und Umsetzung von Verhandlungsthemen ging. Ihnen fehlt ein inhaltlicher Kompromisshorizont, der einen Übergang des gegenwärtigen Regime-Hybrids zu einer Demokratie voraussetzen würde. Um dies zu erreichen, empfiehlt die Autorin den kolumbianischen Konfliktparteien, von den erfolgreichen Friedensprozessen in Zentralamerika zu lernen, ohne diese zu kopieren. Wesentliche Elemente einer gelingenden Transition wären dabei die Vollendung der Bildung des Staates und der Zivilgesellschaft sowie die Eliminierung nichtdemokratischer Regimesegmente. Abschließend beleuchtet die Autorin die Rolle der Bundesrepublik Deutschland als externer Akteur.
In: Schriften des Zentrum für Europäische Integrationsforschung, Center for European Integration Studies der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn 37
Der vorliegende Sammelband enthält folgende Einzelbeiträge: Vorwort (K Naumann); Deutsche Konfliktbewältigung auf dem Balkan - eine Einführung (R Biermann). I) Entscheidungsstrukturen und Entscheidungsprozesse im deutschen Konfliktmanagement: Führung in der Krise? Die Balkankriege und das deutsche Konfliktmanagement (H-U Seidt); Die deutsche Mitwirkung an den Friedensmissionen in Bosnien und Herzegowina nach Dayton aus militärpolitischer Sicht (R Meyer zum Felde); Der Bundestag als Feldherr - Die parlamentarische Beteiligung bei Einsätzen der Bundeswehr in der Praxis (C Schmidt); Mitwirkung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie beim Stabilisierungsprozess in Südosteuropa (R Lucas); Wirtschaftlicher Wiederaufbau im Rahmen des Stabilitätspaktes durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (W Behrens); Die politische Bedeutung der Medien in der Konfliktbewältigung (V Meier). II) Erfahrungen aus den Einsatzgebieten: Zehn Jahre deutsches Konfliktmanagement im früheren Jugoslawien - Erfahrungen und Einsichten (H Eiff); Deutschlands Rolle in den Missionen der OSZE auf dem Balkan. Engagement - wenig Einfluss? (S von Münchow); Zivile Implementierung eines Friedensabkommens: Im Büro des Hohen Repräsentanten in Sarajewo (M Flügger); Internationale Polizei in VN-Missionen auf dem Balkan - Erfahrungen aus den Einsätzen in Bosnien und Herzegowina und im Kosovo (D Buwitt); Flüchtlingshilfe und Flüchtlingsrückkehr (J Pezer); Die NATO-Luft-Operationen Im Kosovo (J Kuebart); Bataillonskommandeur im Kosovo. Erfahrungen im Einsatz (T Will); Das Konzept der "interlocking institutions" - Realität oder Chimäre im Einsatz? Dargestellt am Beispiel der Zivil-Militärischen Zusammenarbeit in Bosnien und Herzegowina (F C Haas). III) Schlussfolgerungen.
Das Buch ist ein analytisch informierter Beitrag zum politischen Übergang vom Bürgerkrieg zu einem demokratisch organisierten Mehrparteiensystem in den 90er Jahren. Es geht mithin um die langfristigen Voraussetzungen der Friedensschaffung und -bewahrung und die Entwicklung einer nationalen politischen Kultur. Die Recherchen zu der Analyse erstreckten sich nahezu über den gesamten Zehnjahreszeitraum und legten ein besonderes Schwergewicht auf den Wandel der RENAMO von einer notorisch gewalttätigen Rebellenorganisation zu einer politischen Partei, die sich Wahlen unterwerfen und in ihnen bewähren muss. Dazu wurden Interviews mit über 70 RENAMO-Vertretern geführt. Das Buch versucht eine Antwort auf die Frage, warum der Zusammenhalt der RENAMO gewahrt werden und der Präsidentschaftskandidat Dhlakama in den Wahlen 1999 gegenüber 1994 sogar Stimmen hinzugewinnen konnte. (DÜI-Sbd)
'Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit (OSZE) ist in Zentralasien seit zehn Jahren präsent. Während sie sich in Tadschikistan im Bereich der Konfliktbearbeitung und Friedenskonsolidierung engagiert, bemüht sie sich in Kasachstan, Kirgistan, Turkmenistan und Usbekistan um Konfliktprävention. In diesen Gebieten leistet sie wertvolle Arbeit, ist sie doch die einzige multilaterale Organisation in Zentralasien, die auf die Bereiche Konfliktmediation und Vertrauensbildung spezialisiert ist. Wie sieht aber die Arbeit der OSZE in Zentralasien konkret aus? Welches Mandat haben ihre Missionen in der Region? Was leisten sie in den einzelnen Sicherheitsdimensionen? Inwiefern hat sich das Engagement der OSZE in Zentralasien nach dem 11. September 2001 verändert? Stellt sich die OSZE den Herausforderungen, die sich mit der Bekämpfung des Terrorismus und seiner Ursachen verbinden? Diese Fragen sucht die vorliegende Studie zu klären, um dann die Problematik des OSZE-Engagements in Zentralasien herauszuarbeiten. Hier konzentriert sich die Studie auf folgende Fragen: Ist die OSZE in Zentralasien willkommen und ihr Engagement erwünscht? Welche internen Blockaden behindern ihre Tätigkeit in der Region? Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass die OSZE aufgrund ihrer Expertise im Bereich der Konfliktbearbeitung diejenige Organisation ist, die einen konstruktiven Beitrag zur Stabilisierung Zentralasiens beitragen könnte. Ihr politischer Einfluss in dieser Region ist jedoch begrenzt. Dies hat vielfältige Gründe: Zum einen ist der konzeptionelle Ansatz, den die OSZE in Zentralasien verfolgt, nicht hinreichend durchdacht, zum anderen ist ihr Handlungsspielraum durch die Gaststaaten und interne Blockaden eingeschränkt. Es fehlt nicht nur an finanziellen und personellen Ressourcen; es fehlt insbesondere am gemeinsamen politischen Willen, in Zentralasien tätig zu werden. Trotz aller Kritik ist die OSZE gerade in und für Zentralasien wichtig, weil diese Region im Rahmen der geplanten EU-Erweiterung und der beabsichtigten NATO-Öffnung an Europa heranrückt und so zu einer seiner Nachbarregionen wird. Um für Sicherheit und Stabilität an den neuen Außengrenzen zu sorgen, sollte sich die EU, insbesondere aber Deutschland - das als einziges EU-Land seit 1992 in allen fünf zentralasiatischen Ländern präsent ist -, in Zentralasien um Konfliktprävention und Krisenmanagement bemühen. Dafür wäre die OSZE der geeignete Implementationspartner.' (Autorenreferat)
Seit dem Regierungsantritt von George W. Bush und als Folge der Attentate vom 11. September 2001 mehren sich die Anzeichen dafür, daß sich die USA möglichst bald aus den militärischen Friedensmissionen auf dem Balkan zurückziehen wollen. Für diesen Fall stellt sich die Frage, ob die Missionen auch ohne amerikanischen Beitrag NATO-Operationen bleiben oder in die Verantwortung der Europäischen Union (EU) überführt werden sollten. Die Analyse zeigt zunächst, daß die Friedensmissionen auf dem Balkan noch auf absehbare Zeit eine umfassende militärische Präsenz benötigen. Die Beteiligten müssen mit Hilfe dieser Präsenz noch einige Jahre lang in der Lage sein, Unterstützungsaufgaben in der Region wahrzunehmen und Agitation gegen die Friedensabkommen zu unterbinden. Gemäß NATO-Einschätzung bleibt für 2003 eine breitflächige Anwesenheit größerer Kontingente im Verbund mit schnell verfügbaren Reservekräften in der Gesamtstärke von 45.000 Soldaten erforderlich. Was den Umfang und die meisten Fähigkeiten anbelangt, wären die EU-Europäer schon heute in der Lage, den amerikanischen Anteil an den Friedensoperationen zu ersetzen. Dies könnte allerdings nicht immer auf gleichwertigem Niveau geschehen und würde beispielsweise im Bereich der Führungsinformationssysteme zusätzliche Investitionen erfordern, um vor allem die nötige Durchhaltefähigkeit zu sichern. Insgesamt würde die EU für einige Jahre auf die Nutzung von Planungskapazitäten, Fähigkeiten und Mittel der NATO angewiesen bleiben. Unter den gegenwärtigen Umständen ist die EU nicht in der Lage, die politische Führung von KFOR und SFOR zu übernehmen. Nicht zuletzt blockieren Meinungsverschiedenheiten zwischen der Türkei und Griechenland über die Konsultationsmechanismen zwischen der Türkei und der EU im Falle EU-geführter Operationen eine gültige Vereinbarung zwischen der Allianz und der EU zur gemeinsamen Nutzung entsprechender NATO-Ressourcen. Als Alternative bleibt den EU-Staaten die Möglichkeit, eine »Europäisierung« innerhalb der NATO anzustreben. Eine solche Lösung würde die Anwendung des ESVP-Instrumentariums ausschließen und die politische Führung beim Nordatlantikrat der NATO belassen. Gleichzeitig hätte sie gegenüber einer EU-geführten Operation verschiedene Vorteile, die besonders für jene EU-Staaten von Bedeutung sind, die auch Mitglied der Allianz sind und in beiden Organisationen politische Mitsprache besitzen. Dazu gehört die unveränderte politische Einbindung der USA in den Verlauf des Friedensprozesses bei stärkerer europäischer Kontrolle der militärischen Operationen, eine Schonung knapper Ressourcen durch anhaltende Nutzung von Schlüsselfähigkeiten der USA und der Allianz sowie mehr Zeit, um die Defizite bei den relevanten europäischen Fähigkeiten zu beseitigen.
Klappentext: Deutsche Soldaten im Kosovo, deutsche Diplomaten wieder führend auf internationalem Parkett. Eine ungewohnte Situation für die neue Bundesrepublik. Wird Deutschland seiner Rolle gerecht? Kann Europa den Frieden im Kosovo gewinnen? Im Kosovo-Krieg haben erstmals seit 1945 deutsche Soldaten gekämpft. Und erstmals nach dem Zweiten Weltkrieg übernimmt die deutsche Diplomatie eine führende Rolle beim Friedensschluß. Wie bewegt sich die Berliner Republik auf internationalem Parkett? Wird sie ihrer Aufgabe gerecht? War es der letzte Krieg in Europa? Die Deutschen haben ihre Beteiligung am Kosovo-Krieg noch lange nicht verarbeitet. Jetzt hat Günter Joetze die Akten des Außenministeriums eingesehen und mit maßgeblichen Akteuren gesprochen. Ohne seine Analysen und Bewertungen wird künftig keine Debatte geführt werden können.