Peacebuilding in Nachkriegsländern: Konzepte, Erfahrungen und aktuelle Herausforderungen
In: Deeskalation von Gewaltkonflikten seit 1945, S. 61-86
Im Mittelpunkt des Forschungsinteresses stehen die Fragen, wie relevant die Aufgabe der Friedenskonsolidierung nach dem Ende des Ost-West-Konflikts ist, ob sie in Konkurrenz zu originärer Krisenprävention steht, wie sich Peacebuilding in Nachkriegssituationen konzeptionalisieren lässt, wo zentrale Erfolgs- bzw. Misserfolgsfaktoren liegen, welche Policy-Optionen externe Akteure haben und unter welchen Voraussetzungen internationales Engagement zu Stabilisierung und Konflikttransformation beitragen kann. Der Verfasser zeigt, dass von den seit 1945 gezählten etwa 140 Gewaltkonflikten nur etwa ein Drittel als erfolgreich beigelegt angesehen werden konnten. In ca. zwei Dritteln der Fälle ist die Friedenskonsolidierung jedoch gescheitert. Dafür sind sehr unterschiedliche Faktoren auf der Makroebene (ökonomische Strukturen), der Mesoebene (politische Systeme) und der Mikroebene (soziale und mentale Akteursdisposition) verantwortlich. Externe Akteure, die sich im Sinne des Peacebuilding engagieren, sind deshalb mit zahlreichen Dilemmata und Zielkonflikten konfrontiert. So genannte "multiple Einsätze", die militärische und zivile Interventionen verbinden, versprechen gegenwärtig am meisten Erfolg. Es wird argumentiert, dass in einer Welt, in der immer mehr Ökonomie und weniger Politik herrscht, es weniger auf das Management von Konflikten ankommt, wie noch in den 1990er Jahren, sondern auf eine globale Steuerung von Entwicklung, um einzelne Konflikte adäquater transformieren zu können. (ICG2)