Im Mittelpunkt der vergleichenden empirischen Analyse stehen die Bestimmungsfaktoren der Gesetzgebung zum Schwangerschaftsabbruch in den Industrienationen Westeuropas. Die Autorin geht davon aus, dass die Ursachen für die international unterschiedliche Gestaltung des Abtreibungsgesetzes vor allem auf politische Parteien und Institutionen, auf sozioökonomische und kulturell-religiöse Bedingungen sowie auf die Teilhabe von Frauen an politischen Entscheidungsprozessen zurückzuführen sind. Ihrer Analyse legt sie daher die Theorien der vergleichenden Staatstätigkeitsforschung, den erweiterten politisch-institutionellen Ansatz und die feministische Differenzlehre zugrunde. Die abhängige Variable - das Abbruchsrecht mit Rechtsstand von 1995 - wird im Rahmen einer Korrelationsanalyse folgenden fünf Regelungsmodellen zugeordnet: striktes Verbot, restriktives Indikationsmodell, offenes Indikationsmodell, restriktives Fristenmodell und offenes Fristenmodell. In tabellarischen Übersichten werden die signifikantesten statistischen Zusammenhänge zwischen der Rechtsordnung eines Landes und den einzelnen Einflussgrößen dargestellt. Eine liberale Abtreibungsregelung ist demnach in jenen Industriestaaten zu erwarten, die neben einem fortgeschrittenen Modernisierungsprozess eine starke Regierungsbeteiligung von linken Parteien sowie eine protestantisch geprägte Kultur aufweisen. Demgegenüber ist die politische Partizipation von Frauen nur ein begrenzt relevanter Bestimmungsfaktor. (ICI)
"Noch sind die Eindrücke äußerst lebendig - und viel zu nah, um sich an eine Gesamtbilanz der '100 Tage für 100 Jahre' der Internationalen Frauenuniversität (kurz: ifu) zu wagen - und sei diese auch noch so vorläufig und betont subjektiv. Eines jedoch steht unumstößlich fest: Das Pilotsemester der Internationalen Frauenuniversität war für alle an diesem einzigartigen Hochschulexperiment Beteiligten eine überwältigende Erfahrung - extrem komplex, vielschichtig, von geballter Intensität, hochgradig fordernd. Drei Monate lang widmeten sich um die 1000 Frauen aus mehr als 100 Ländern des Nordens und des Südens dem Erwerb und Austausch von auf herausragende gesellschaftliche Problemkomplexe bezogenem Wissen. Allerdings lässt sich schon jetzt festhalten, dass die drei ifu-Monate des Sommers 2000 sich nicht in einer totalisierenden Gesamtschau betrachten oder gar bewerten lassen. In anderen Worten: es gibt nicht die Präsenzphase als 'die ifu', sondern zahlreiche Perspektiven auf dieses vieldimensionale und durchaus auch sperrige Projekt. Die als Teil des Gesamtvorhabens konzipierten unterschiedlichen Evaluationsarbeiten sind zurzeit in vollem Gange. Die nächsten Monate werden erweisen, welche Stimmen sich noch erheben, wessen und welche Erfahrungen, Reflexionen und Analysen dokumentiert und publiziert und welche neuen, bislang unberücksichtigten Aspekte sich zusätzlich zur Diskussion stellen werden. Auch an der Sichtung der wissenschaftlichen Erträge wird derzeit in den Projektbereichen gearbeitet. Die Hoffnung ist, den Gesamtertrag sowohl Deutsch als auch Englisch sprechenden akademischen Gemeinschaften in Form einer Reihe von Buchpublikationen, aber auch als Zeitschriftenpublikationen und in elektronischer Form weitergeben zu können. Was aber kann einer an Frauen- und Geschlechterforschung interessierten community (zunächst) hier in Deutschland zum jetzigen Zeitpunkt an vorläufigen Einblicken und Auswertungen geboten werden? Was steht - außer den von der eigenen Position innerhalb des Geschehens begrenzten Erfahrungen - überhaupt an Material zur Verfügung, das eine erste ordnende und analytische Rückschau erlaubte? Sowohl der Faktor Zugänglichkeit als auch das persönliche Erkenntnisinteresse legen eine erste Sondierung der medialen Darstellungen der Internationalen Frauenuniversität während der Präsenzphase nahe. Lohnend scheint dies aber auch aus einem weiteren Grund: für die Internationale Frauenuniversität als einem Meilenstein der Genderforschung war und ist die Resonanz auf das Pilotsemester in einer medial hergestellten Öffentlichkeit innerhalb des nationalen Kontexts bedeutsam. Zu fragen ist also, ob - und, wenn ja: wie - das Projekt in der medial hergestellten Öffentlichkeit wahrgenommen wurde. In einem zweiten Schritt wäre zu klären, inwieweit diese Aufmerksamkeit zu einem besseren Verständnis des komplexen Projekts ifu beigetragen hat - und welche Verstehensweisen überhaupt angeboten wurden. Oder, etwas anders gefragt: inwieweit haben die medialen Repräsentationen der Internationalen Frauenuniversität das öffentliche Verständnis der Anliegen und Inhalte einer 'auf der Seite der Frauen' engagierten Wissenschaft, die ja eine treibende Kraft für dieses Projekts bildete, befördert? Und weiter: welche Verstehensweisen, Bestimmungen und Deutungsmuster der ifu lassen sich über eine Untersuchung der medialen Diskurse jetzt, nach Abschluss des Semesters, herausfiltern, die für die Diskussion und Gestaltung der Zukunft der ifu, aber auch generell für die Genderforschung und für eine 'auf der Seite der Frauen' engagierte Wissenschaft ebenso relevant wie aufschlussreich sein können?" (Autorenreferat)
"Das interdisziplinär von Ingenieur- und SozialwissenschaftlerInnen durchgeführte Forschungsprojekt 'Frau & Müll', ist angelegt vor dem Hintergrund der von der UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung (UNCED) in Rio de Janeiro 1992 verabschiedeten Agenda 21. In diesem Aktionsplan für das 21. Jahrhundert wird Nachhaltigkeit zum zentralen Leitmotiv zur Erhaltung des Lebensraums, was einen schonenden Umgang mit Ressourcen bedeutet, der auf lokaler Ebene ohne Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger an diesbezüglichen Entscheidungsprozessen nicht hinreichend realisiert werden kann. In diesem Rahmen bedeutet Nachhaltigkeit auch einen von Seiten der Bürgerinnen und Bürger an Ressourcenschonung und Wiederverwertbarkeit orientierten Umgang mit dem eigenen Hausmüll. Dies setzt von kommunaler Seite ein für alle überschaubares und unkompliziert zu handhabendes Entsorgungssystem voraus, das die Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger möglichst optimal berücksichtigt, aber auch ökonomische und technische Erfordernisse integriert. Besonders hervorzuheben sind dabei die Belange der Frauen, da ihnen im Rahmen der nach wie vor geltenden Geschlechtsrollenmuster in den unterschiedlichen Haushaltstypen und Milieus sowohl die Verantwortung als auch die damit verbundene tägliche Arbeit zufällt. Das Streben nach einem ressourcenschonenden und nachhaltigen Umgang mit dem Abfall vollzieht sich auf lokaler Ebene also im Rahmen eines Spannungsfeldes, in dem soziale, ökonomische und technische Belange miteinander abgestimmt werden müssen. In diesem Forschungsprojekt soll einerseits von ingenieurwissenschaftlicher Seite die gängige Sortierpraxis im Licht ökonomischer und technischer Erfordernisse der Weiterverarbeitung durch die kommunale Abfallwirtschaft im Sinne einer Technikfolgenabschätzung und Nachhaltigkeit betrachtet werden. Andererseits soll auf sozialwissenschaftlicher Seite die soziale Realität der gängigen Sortierpraxis im Sinne einer Handlungsfolgenabschätzung bestimmt werden, sowie Probleme, Wünsche und Anknüpfungspunkte für mögliche Verhaltensänderungen insbesondere von Frauen in unterschiedlichen Haushaltstypen und Milieus erhoben werden. Mit Blick auf dieses Forschungsinteresse wurden jeweils auf ingenieur- und sozialwissenschaftlicher Seite alle bisherigen Untersuchungsschritte dem gemeinsam erarbeiteten Design entsprechend, zwar den unterschiedlichen Kompetenzen Rechnung tragend für sich unabhängig, aber dennoch stets in enger Absprache und Abstimmung auf das gemeinsame Forschungsziel mit den jeweiligen Projektpartnern durchgeführt." (Autorenreferat)
"Seit Foucaults (1977) Entschlüsselung der 'Biomacht' als zentralem Regulativ moderner Gesellschaften wurde die diskursive Konstruktion des Körpers von zahlreichen Autorinnen und Autoren aus unterschiedlichen Perspektiven in den Blick genommen. Der Körper, bevorzugter Austragungsort postmoderner Theoriebildung, fungiert als 'Text', als Schauplatz der Dekonstruktion vertrauter Gewissheiten und Begriffe oder als ein hochkomplexes Informationssystem. Diese Entwicklungen werden kontrovers diskutiert. So finden wir einerseits kritische Metaphern vom 'Verschwinden der Körper', von der 'Entkörperung' und ähnlichem, andererseits aber Versprechungen in neue Einsichten von bisher ungeahnter Tragweite, die an die Versuche der Dekonstruktion, an die Entschlüsselung des 'Bio-Logos' und die artifiziellen Substitutionsmöglichkeiten des Körpers geknüpft sind. Diese Ungewissheiten über den Körper als die Schlüsselkategorie feministischer Theorien stellen zugleich die Kategorie Geschlecht zur Disposition. Die Heftigkeit, mit der die Kontroversen insbesondere um die Arbeiten Judith Butlers (1991a,1995) ausgetragen werden, verweist darauf, dass die Reformulierungen des Körpers einen neuralgischen Knoten feministischer Theoriebildung tangieren. Galten der Körper und die Körperlichkeit in den 70er Jahren als stabile Bezugspunkte und als viel versprechender Gegenentwurf zu einem cartesianischen Geist-Körper Modell, so erweist sich die Suche nach gemeinsamen Bezugspunkten feministischer Theorien nun als weitaus widersprüchlicher und komplexer. Mit der Ausdifferenzierung feministischer Theorien stellt sich auch die Frage nach dem Verhältnis zwischen Frauen- und Geschlechterforschung und Frauengesundheitsforschung neu. Die Frauengesundheitsbewegung und -forschung entwickelte sich synchron mit der Frauenbewegung und -forschung, bisweilen erwies sie sich gar als richtungsweisend. Gordon und Thorne betrachten z.B. das in viele Sprachen übersetzte Buch 'Our Bodies, Our Selves' (The Boston Women's Health Book Collective 1973) ex post als wegweisend: - 'Our Bodies' exemplifies feminism's subversive theoretical influence in its insistance that body and sexual norms are politically constructed - (1996: 323). So eindeutige Impulse sind derzeit kaum auszumachen. Zwar erfasst die Frauengesundheitsforschung insgesamt ein facettenreiches Forschungsfeld, doch bleiben die Arbeiten empirisch orientiert. Neuere feministische Theoriekonzepte werden nur in wenigen Untersuchungen explizit aufgegriffen und systematisch für die Frauengesundheitsforschung nutzbar gemacht. Auf der Ebene der Empirie finden wir allerdings zahlreiche Belege für Verknüpfungen, so z.B. die Differenzierungen zwischen und innerhalb der Genusgruppen (vgl. z.B. Hunt/ Annandale 1999; Klesse et al. 1992). Dieses Verhältnis spiegelt sich auch in der umgekehrten Perspektive wider: die Biologie, das medizinische Versorgungssystem und seine Deutungsmuster werden in feministischen Konzepten verhandelt, ohne jedoch die Ergebnisse und Ansätze der Frauengesundheitsforschung zu reflektieren. Mit dem Infragestellen des einst gemeinsamen Bezugssystems Körper und Geschlecht geht ein Abkoppelungsprozess zwischen der Frauen- und Geschlechterforschung und der Frauengesundheitsforschung einher, der sich bisher allerdings weitgehend unbeachtet vollzieht und in den Körperdebatten nicht verhandelt wird. Ziel dieser Arbeit ist es, diesen Prozess und die dahinter liegenden theoretischen Implikationen in den Blick zu rücken und die Potenziale und Grenzen der jeweiligen Perspektiven auf Körper und Geschlecht zu untersuchen. Welche Implikationen haben die neueren feministischen Körperdiskurse für die Frauengesundheitsforschung als einem Feld, das in doppelter Weise dem Kategoriensystem 'Körper' und 'Geschlecht' verpflichtet ist? Welche Bezugspunkte stehen zur Verfügung? Wie werden diese theoretisch und empirisch konzipiert? In einem Perspektivenwechsel soll ebenso heraus gearbeitet werden, welche Erklärungsangebote die gesundh
"Welchen Einfluss hat Cybersex auf die Geschlechterverhältnisse? Die feministische Literatur zum Thema ist kontrovers: die einen lehnen Cybersex ab, weil er Frauen zu Opfern männlicher Machtausübung werden lässt (Viktimisierungs-Perspektive). Die anderen begrüßen Cybersex, weil er Frauen zur Befreiung aus patriarchalen Sexualnormen verhilft (Liberalisierungs-Perspektive). Der vorliegende Beitrag kritisiert die Einseitigkeit beider Sichtweisen und schlägt vor, sie in einer Empowerment-Perspektive zusammenzuführen." (Autorenreferat)
Die Autorin untersucht die grundsätzliche Frage, welchen Beitrag die Kategorie "Geschlecht" mit ihren Implikationen zum Themenfeld des politischen Handelns leisten kann, d.h. ob eine geschlechtsspezifische Analyse die Perspektiven der Handlungstheorie des Politischen eher verengt oder für die Akteure des politischen Handelns neue Möglichkeiten eröffnet. In ihrer kritischen Beurteilung des geschlechtsspezifischen Verständnisses von Politik und politischem Handeln thematisiert die Autorin auch die historisch-kulturelle Bedingtheit der verschiedenen Politikbegriffe, z.B. bei Aristoteles, Kant und Max Weber, sowie die neueren Ansätze der policy-Forschung in den USA. Sie geht davon aus, dass die Perspektive der feministischen Ethik als Beispiel einer geschlechtsspezifischen Analyse von Handlungsorientierung eine Radikalisierung des Verständnisses des Politischen bis hin zur Anerkennung der politischen Relevanz des Alltagshandelns leistet. Die Frage nach einer Geschlechterkultur im Raum politischen Handelns führt neben der Reflexion geschlechtsspezifisch erworbener Handlungskompetenzen für die Politik in nationalen Regierungen auch zu einer Problematisierung der im Binnenraum des Privaten vorherrschenden Machtstrukturen. (ICI2)
"Ausgehend von einer Analyse der Geschlechterverhältnisse werden zentrale Dimensionen des sozialen Phänomens häuslicher Gewalt untersucht und mögliche Erweiterungen eines solchen Ansatzes diskutiert. Der Beitrag beginnt mit einer Skizzierung des kategorialen Rahmens anhand der zu Grunde gelegten Begriffe von Geschlecht und Gewalt. Von zentraler Bedeutung für eine neu zu formulierende geschlechtertheoretische Gewaltanalyse sind strukturelle, kulturelle und psychodynamische Faktoren, denn diese sind in der sozialwissenschaftlichen Diskussion bisher kaum als gleichwertige miteinander verknüpft. Abschließend werden die besonderen Erkenntnismöglichkeiten, aber auch die Erkenntnisgrenzen eines geschlechtertheoretischen Ansatzes umrissen." (Autorenreferat)
"Seit einigen Jahren werden die Probleme der Gleichstellung der Geschlechter im Erwerbsleben vermehrt auf der Ebene der kulturellen Voraussetzungen der Organisationen thematisiert (z.B. Cockburn 1993, Itzin/ Newman 1995, Gherardi 1995, vgl. Müller 1999). An Konzepte der 'Organisationskultur', die in diesem Zusammenhang an Bedeutung gewinnen, wurden neben ersten Ansätzen (Ramsay/ Parker 1992, Harlow/ Hearn 1995, Kirsch-Auwärter 1995) bis heute dabei jedoch kaum Fragen zum betrieblichen Geschlechterverhältnis angeschlossen. Noch steht die Aufgabe aus, den 'Beitrag der Organisationskultur zur Konstruktion und Aufrechterhaltung männlicher und weiblicher Subjekte' (Mills 1989:30), das Verhältnis zwischen organisationskulturellen Bedingungen und der Geschlechtersegregation in den Organisationen zu erhellen. Ausgehend von dem hier konstatierten Forschungsbedarf stellt der vorliegende Beitrag Teilresultate einer Studie zur Diskussion, welche die Bedeutung von Organisationskulturen für Orientierungen zur Geschlechtergleichstellung am Beispiel wirtschaftlicher Unternehmen der Schweiz untersucht. Zunächst wird dazu auf der Basis einer Zusammenführung von Ansätzen der Organisationskulturforschung und der frauenbezogenen Organisationsanalyse eine Heuristik entwickelt, die der Untersuchung dieses Verhältnisses dient. Sodann wird mittels eines diskursanalytischen Verfahrens zur Interpretation kollektiver Orientierungen eine Typologie betrieblicher Geschlechterkulturen erstellt." (Autorenreferat)
"Ein Leben ohne Computertechnologie ist für die meisten Menschen heutzutage kaum mehr vorstellbar. Trotz universaler Verbreitung des Computers in unterschiedlichsten Arbeits- und Freizeitbereichen, trotz Zugangsmöglichkeiten breiter Schichten der Gesellschaft zu dieser Technologie deuten Ergebnisse empirischer Studien an, dass die Computerdomäne wie andere Technikdomänen weit gehend Interessens- und Arbeitsgebiet von Männern ist. Die Mehrzahl der Frauen weist überwiegend eine negative Einstellung zum Computer auf (Dambrot et al., 1985) und lehnt den Computer und seine Benutzung ab (Metz-Göckel et al., 1991; Schiersmann, 1987). Auch neuere Studien belegen diese geschlechtsspezifischen Unterschiede in Einstellung und Zugang zum Computer (vgl. dazu Collmer, 1997; Durndell & Thomson, 1997; Geser & Stocker, 1998; Konerding, 1999; Whitley, 1997). In einer Untersuchung von Bamberger (1994) beispielsweise wies über die Hälfte (53 %) der befragten Psychologiestudentinnen keine Computererfahrung auf, was nur in 22 % der männlichen Befragten zutraf. Ebenfalls werden für Jugendliche empirische Geschlechtsunterschiede in der Computereinstellung (Brosnan,1999; Brosnan & Lee, 1998; Rosen, Sears & Weil, 1987), der Computererfahrung (Ogletree & Williams, 1990), dem Computerbesitz (Heppner et al., 1990), der Computernutzung (Bannert & Arbinger, 1996) und dem Computerinteresse (Shashaani,1997) berichtet, wobei in all diesen genannten Variablen die Jungen den Mädchen voraus sind. Über die Ursachen dieser Computerdistanz von Mädchen und Frauen kann bisher nur spekuliert werden. Ein theoretischer Ansatz bezieht sich auf das Geschlechtsrollenschema, das als ein Teil des Selbstkonzepts - einer vielfältigen Gedächtnisstruktur, in der Wissen über die eigene Person repräsentiert ist - verstanden wird. Das Geschlechtsrollenschema beinhaltet mentale Repräsentationen maskuliner und femininer Eigenschaften und Verhaltensweisen einer Person. Markus et al. (1982) postulieren, dass sich alle Menschen maskuline und feminine Eigenschaften zuschreiben, jedoch in interindividuell unterschiedlichem Mischverhältnis. Diese mehr oder weniger extrem ausgeprägten femininen oder maskulinen Selbstdefinitionen beeinflussen die Verarbeitung und Bewertung von Informationen. Demnach kann vermutet werden, dass auch die Einstellung zum Computer sowie die Verarbeitung von Informationen über dieses Medium von solchen Selbstdefinitionen geprägt sein könnte. In den folgenden Darstellungen wird der Frage nachgegangen, ob bestimmte Aspekte des Geschlechtsrollenschemas von Frauen die Computereinstellung bestimmen. Es wird eine empirische Studie vorgestellt, die zwei Ziele verfolgte: erstens sollte der Einfluss des Geschlechtsrollenschemas von Frauen auf die Computereinstellung untersucht und zweitens die Potenziale des Geschlechtsrollenschemas, die Einstellung in positive Richtung zu ändern, überprüft werden. Den theoretischen Ausgangspunkt dieser Studie bilden dabei Modelle des Selbstkonzepts nach Schründer-Lenzen (1994), Hannover (1994, 1997a), Bem (1974, 1975, 1981) und Spence und Helmreich (1978). Darüber hinaus wird auf die Assimilations-Kontrast-Theorie zur Einstellungsänderung von Sherif und Hovland (1961; zitiert nach Upmeyer,1985) Bezug genommen." (Autorenreferat)
"Frauenhäuser sind in den neuen Bundesländern eine relativ junge Erscheinung. Erst mit der Wende konnte diese 'Lücke', die der Sozialismus in diesem Handlungsfeld sozialer Arbeit hinterließ, geschlossen werden, und inzwischen hat sich in den neuen Ländern ein relativ flächendeckendes Netz von Frauenschutzhäusern etabliert. Kaum eingerichtet, sind die Frauenhäuser in den neuen Ländern inzwischen bereits wieder unter Legitimationsdruck geraten und zwar vermittelt über die Frage der Finanzierbarkeit dieser Arbeit. Der Druck wird umso größer, als rückläufige Belegzahlen bzw. Belegungsschwankungen in manchen Häusern (was kurzschlüssig als Indikator für eine Rückläufigkeit der Gewaltproblematik genommen wird) willkommenes Argument für Kürzungen der Gelder bis hin zu Schließungen von Häusern liefert. In gewisser Weise findet eine 'nachholende Entwicklung' insofern statt, als jetzt auch ostdeutsche Frauen wie vormals ihre westdeutschen Kolleginnen um den Erhalt der Frauenhäuser und -projekte kämpfen müssen. Vor diesem Hintergrund finden in der ostdeutschen Frauenhausszene derzeit verstärkt Diskussionen statt über die Fragen von Weiterentwicklung der Anti-Gewaltarbeit einschließlich der besseren Legitimation und Verankerung der eigenen Arbeit im öffentlichen Bewusstsein. Solche Diskussionen und Überlegungen bergen zugleich Chancen und Risiken in sich: Chancen, weil hier die Möglichkeit der Entwicklung von innovativen Konzepten liegt. Risiken, weil die Debatten unter dem Druck der Finanzierbarkeit der Anti-Gewalt-Arbeit auch sozialarbeiterische Selbstverständnisse untergraben können. Der nachfolgende Beitrag will nach den spezifischen Entstehungshintergründen und -bedingungen für die Frauenhausarbeit in den neuen Ländern fragen; die Leistungen und Erfordernisse der Anti-Gewalt-Arbeit in den Frauenhäusern abbilden; die Diskussionen zur Ideenentwicklung und Weiterentwicklung der Anti-Gewalt-Arbeit bündeln. Zur Bearbeitung der genannten Schwerpunkte wurde einerseits vorhandene Literatur ausgewertet sowie zahlreiche Expertinneninterviews mit Schlüsselpersonen der Frauenhaus-Arbeit durchgeführt. Kern der Erhebung bildete dabei eine Befragung unter Mitarbeiterinnen der Frauenhäuser in Sachsen-Anhalt. Die genannten Fragekomplexe wurden anhand eines Gesprächsleitfadens in einem offenen Gespräch thematisiert. An der Befragung nahmen 15 sachsen-anhaltinische und ein sächsisches Haus teil, wobei an den Gesprächen insgesamt 26 Frauen beteiligt waren. Die Befragung wurde im Laufe von Frühling und Sommer 1999 durchgeführt. Die qualitative Auswertung der Interviews folgte dem Prinzip der Ermittlung und Fokussierung von Diskussionen innerhalb der Expertinnenszene; die quantitative Verteilung von Meinungen war dabei zweitrangig. Die Bündelung von Debattensträngen versteht sich als Beitrag zur Ideenfindung und Weiterentwicklung der laufenden Konzeptdiskussion innerhalb der Frauenhäuser." (Autorenreferat)
Die Autorin berichtet über die Ergebnisse aus einem Forschungsprojekt an der Technischen Universität Braunschweig zur Steigerung der Attraktivität des Ingenieurstudiums, in dessen Rahmen mehrere Befragungen von Absolventinnen und Absolventen eines Jahrgangs, Studierenden im Vordiplom sowie bei Gymnasiastinnen und Gymnasiasten durchgeführt worden sind. Den Hintergrund des Projekts bildet die "Krise" des Ingenieurstudiums, die seit Mitte der 90er Jahre durch einen drastischen Rückgang der Studienanfängerzahlen, vor allem in den Kerndisziplinen Maschinenbau und Elektrotechnik, gekennzeichnet ist. Nachdem bereits einige Erfahrungen über die Frauenförderung im Ingenieurstudium vorliegen, die sich insbesondere auf eine bessere Studierbarkeit beziehen, stellt sich nun die Frage, inwiefern diese Erfahrungen für Veränderungen des Ingenieurstudiums für beide Geschlechter nutzbar gemacht werden können. Die Autorin skizziert hierzu verschiedene Maßnahmen zur Steigerung der Attraktivität des Studiums, zur Förderung der fachlichen und überfachlichen Qualifikationen sowie zur Stärkung des Praxisbezuges. Aus einer sozialisationstheoretischen Perspektive beschreibt sie ferner den Beitrag der Elternhäuser zur Unterstützung der naturwissenschaftlichen und technischen Neigungen der Schülerinnen und Schüler und zur Stärkung ihrer Kompetenzen und Handlungspotenziale. (ICI)
"Es gibt viele bekannte Hinweise, dass Wohnen, Wohnung, das Haus, Häuslichkeit und damit auch Wohnungslosigkeit und Wohnungsnot für Frauen eine besondere Bedeutung haben. Die Polarisierung von Haus als 'Drinnen' versus Unbekanntes und Fremdes als 'Draußen' entspricht der Polarisierung der Geschlechtsrollen im 19. Jahrhundert; Frauen vor Gefahren der Welt (draußen) zu schützen, ist Teilaspekt von Männlichkeitskonzepten. Theorien feministischer Raumplanung gehen davon aus, dass Frauenalltag an den häuslichen Reproduktionsbereich gebunden ist (Becker 1997), und Untersuchungen beschreiben bei Frauen Einschränkungen, was räumliche Aneignungsstrategien und territoriale Kontrolle in öffentlichen Bereichen angeht (z.B. Nissen 1997; Schön 1999). Was Wohnungslosigkeit bei Frauen bedeutet, ließe sich mit diesen historischen Bezügen als Negation der Feststellung herleiten, was Wohnung für Frauen bedeutet. Doch das schien den Autoren zu kurz gegriffen: die Frage war nicht (nur), was Frauen in Wohnungsnot nicht haben, sondern was sie haben. Wohnungslosigkeit nur über den Mangel zu begreifen, heißt den Bezugspunkt 'Wohnung' festzulegen, was wiederum gesehen werden kann als Form eines 'wohnungszentristischen Denkens', das wohnungslosen Frauen nicht gerecht wird. Die Autorinnen wälten daher weite Analysekategorien - einen Begriff von Raumwahrnehmung, der für alle Menschen gilt, einen Begriff von Wohnen, der sich als 'fester Wohnsitz', aber auch als situative Herstellung von Behaglichkeit und Ruhe bei fehlendem festen Wohnsitz manifestieren kann -, bei denen der Alltag fest wohnender und nicht wohnender Frauen als Varianten neben einander erscheint und verglichen werden kann. Auch wohnungslose Frauen haben eine Alltagswirklichkeit in räumlichen Bezügen - nur hat diese nicht als Selbstverständlichkeit den Bezugspunkt Wohnung. Die räumliche Vorstellung von Welt ist Teil einer so selbstverständlichen Alltagsorientierung, dass sie - wie die Luft, die man atmet - nicht reflektiert, sondern als objektiv gegebene und natürliche Struktur der Welt genommen wird, deren Grundbestandteile das 'Drinnen' und das 'Draußen' und die Grenzen zwischen den beiden sind. Und doch sind diese Vorstellungen, die näheren Bestimmungen der Grundbestandteile der Struktur und damit auch das Grundbedürfnis 'Wohnung' ein historisches, kulturelles Produkt, verbunden mit der Geschichte des privaten Lebens (Jansen/ Klie 1999). Als geschichtliche Konstruktion ist die Einteilung der Welt in ein 'Drinnen und Draußen' auch verbunden mit einer Strukturierung der Welt in Zonen des Persönlichen, des Privaten, des Halböffentlichen und des Öffentlichen, in Bereiche von Heimlichkeit und Unsichtbarkeit und (öffentlicher) Sichtbarkeit, in Sphären des Intimen und des Formal-Funktionalen. Wohnung, Drinnen, Privatheit haben als soziale und geschichtliche Konstruktionen keine ein für alle Mal festgelegte Bedeutung, die über verschiedene Epochen oder über verschiedene soziale Gruppen hinweg Gültigkeit besitzt. Die Autorinnen schlossen mit ihrer Untersuchung an die Forschung und Theorieentwicklung der Stadtsoziologie, Kulturgeografie und solcher interdisziplinären Ansätze an, bei denen die Kategorie des konkreten Raumes und seiner gesellschaftlichen Aneignung von Bedeutung ist und die mit einem Begriff von Raum nicht als Behälter, sondern als relationaler Raum von konkret physischen wie sozialen Lokalisierungen und Positionierungen operieren (Soja 1996, 1989; Giddens 1995; Foucault 1991; Bourdieu 1991; Wolch/ Dear 1991; im deutschsprachigen Raum z.B.: Prigge 1996; Läpple 1991; Dangschat 1996; 1994, Scheller 1995). Ein Ort wird also nicht auf seine Materialität reduziert, sondern vor allem als sozial bestimmter Handlungskontext aufgefasst." (Autorenreferat)
"Von später erster Mutterschaft wird dann gesprochen, wenn Frauen im Alter von 35 und mehr Jahren zum ersten Mal Mutter werden. Diese an der medizinischen Nomenklatur orientierte Definition ist auch in den Sozialwissenschaften gebräuchlich. Wurde solche Familiengründung in früheren Jahren in der Öffentlichkeit und besonders von Medizinern kritisch beurteilt, so ist sie seit Mitte der achtziger Jahre in den populären Medien, Illustrierten, Boulevardzeitungen, TV-Talk-Shows, im Internet und auch Tageszeitungen mit auffallend positiver Konnotation Thema. Auch statistische und medizinische Befunde zeigen ein deutliches Bild: 1998 sind 12 % der westdeutschen und 8 % der ostdeutschen Mütter bei der Geburt ihres ersten Kindes 35 Jahre und älter, und die (reproduktions)medizinische Diskussion verweist zunehmend auf eine problemlose späte Mutterschaft. Vor diesem Hintergrund erstaunt es, dass diese Familiengründung bisher nur vereinzelt aus sozialwissenschaftlicher Sicht untersucht wurde. Unstrittig ist, dass sich der weibliche Lebenslauf generell verändert hat und das Aufschieben der Familiengründung eine historisch neue Möglichkeit darstellt, die Auswirkungen auf die Bereiche Beruf und Partnerschaft mit sich bringen. Wie die späte erste Mutterschaft von den Betroffenen empfunden wird und in welchem Ausmaß diese Entscheidung den gesamten Lebensverlauf der Frauen prägt, blieb aber unerforscht. Mit den nachfolgenden Überlegungen nähern sich die Autorinnen dem Phänomen der späten ersten Mutterschaft in verschiedenen Hinsichten: Zunächst skizzieren sie gesellschaftliche Veränderungen im Hinblick auf die weiblichen Lebensverläufe, zeichnen dann die demografische Entwicklung dieser Familiengründung nach und gehen anschließend auf (reproduktions)medizinische Aspekte und sozialwissenschaftliche Befunde zur späten Mutterschaft ein. Im Zentrum der Erörterungen steht jedoch die geplante Forschungsarbeit: Ihre Ziele, ihre Grundlagen und Annahmen sowie die Vorgehensweise." (Autorenreferat)
"Wenn spätestens seit der 'Krise' des Ingenieurstudiums der fraglose Zusammenhang zwischen einem arbeitsintensiven Studium und einer sicheren sowie priviligierten Berufschance nicht mehr gilt, muss das Studium in sich attraktiver werden, um wenigstens die Befriedigung technischer Neigungen in interessanten Lern- und Arbeitszusammenhängen zu ermöglichen. Damit aber werden die seit längerem erhobenen Forderungen einerseits nach mehr überfachlichen und technischen Fähigkeiten, andererseits aber ebenso nach einer besseren Studierbarkeit nicht nur für Frauen sondern ebenso für Männer besonders relevant. In diesem Sinne einer Steigerung der Attraktivität des Ingenieurstudiums wurden verschiedene Erhebungen durchgeführt und Maßnahmen im Studium eingerichtet," über die in diesem Beitrag berichtet wird. "Es wurden die Vorstellungen von Gymnasiasten und Gymnasiastinnen als Studieninteressenten ermittelt. Es wurden Maßnahmen zur Bestärkung des Praxisbezugs nur für Frauen und für beide Geschlechter gemeinsam durchgeführt. Es wurden Studierende im Grundstudium sowie Absolventinnen und Absolventen zu den Stärken und Schwächen des Ingenieurstudiums befragt, und es wurden bei den verschiedenen Befragungen auch biografische Interviews durchgeführt, die u.a. ein besonderes Licht auf den Einfluss der Elternhäuser auf den Studienerfolg werfen." (Autorenreferat, IAB-Doku)