Die vorliegende Studie untersucht die Entstehung und den Wandel des katholischen Sittlichkeitsdiskurses in den Niederlanden, der das katholische Denken zwischen dem späten 19. Jahrhundert und den siebziger Jahren des 20. Jahrhundert wesentlich geprägt hat. Indem die katholische Sittlichkeitspolitik sowohl als Antwort auf rasante gesellschaftliche und politische Veränderungsprozesse dieser Zeitspanne, als auch als Versuch, diese Prozesse zu gestalten und zu beeinflussen, gesehen wird, können zentrale Entwicklungen innerhalb des katholischen Milieus im Kontext eines allgemeinen kulturellen Wandlungsprozesses in den Niederlanden in den Blick genommen werden. Die Studie argumentiert, dass die Entstehung und der Niedergang des katholischen Milieus in den Niederlanden nur aus einem komplexen Zusammenspiel verschiedener Faktoren und Prozesse erklärt werden kann. Insbesondere werden dabei die Professionalisierung des religiösen Feldes, die sich wandelnde Wahrnehmung der Moderne, bestimmte Formen der Säkularisierung und der Einfluss der kulturellen und sexuellen Revolution in den Niederlanden der sechziger Jahre herausgestellt. ; This study examines the genesis and transformation of the discourse on "moral decency" (Sittlichkeit) that dominated Dutch Catholic thinking between the late 19th century and the 1970s. Framing this discourse both as a response to the rapid social and political change of the period and as an attempt of influencing it, the study sheds new light on key developments in the Catholic milieu and their impact on Dutch political culture at large. The study argues that the rise and decay of the Catholic pillar can only be explained by focusing on a complex interplay of processes. Most importantly it highlights the importance of the professionalization of religion, shifting perceptions of modernity, specific forms of secularization and the impact of the sexual revolution in the 1960s.
Galizien galt im 19. Jahrhundert traditionsgemäß als eine wichtige Region für die Produktion von gesalzenen Sardinen. Obwohl Francisco Zuloaga bereits 1836 die erste Konservenfabrik in Oza gründete, gehen die offiziellen Anfänge der Konservenfabrikation auf das Jahr 1880 in die Nordatlantische Provinz Coruña zurück. Dies lässt sich folgendermaßen erklären: Die galizischen Konservenfabrikateure besaßen nicht nur das beste Olivenöl, das direkt von den andalusischen Olivenanbau-Betrieben angeliefert wurde, sondern es wurde außerdem in den Konservenfabriken relativ günstiges Weißblech verarbeitet – teils importiert, teils in Spanien produziert –, und letztlich profitierten die galizischen Konservenfabrikanten von der Fischereikrise der Bretagne im Jahr 1880. Der Mangel an Sardinen in Frankreichs Küstengewässern zwang die französischen Unternehmer dazu, den Rohstoff aus Portugal und Galizien zu beschaffen. Einige französische Fabrikanten errichteten Fabriken an der galizischen Küste; andere fusionierten mit galizischen Unternehmen, die sich auf gesalzenen Fisch spezialisiert hatten, und so entstanden Mischunternehmen mit qualifizierten Arbeitskräften, der entsprechenden Technologie, Kapital und einem Markt für die Produkte aus der Konservenfabrikation. Das Wachstum in diesem Sektor lässt sich an der Anzahl der Fabriken und Exporte festmachen. Die Zahl der Fabriken stieg von sechs im Jahre 1880 auf mehr als einhundert im Jahr 1907 an. Ähnlich erfolgreich entwickelten sich die Exportzahlen. In der ersten Dekade des 20. Jahrhunderts nahmen die galizischen Konservenexporte einen bemerkenswerten Stellenwert im internationalen Markt ein, der sogar den Frankreichs überstieg. Die galizische Konservenproduktion wurde nach Europa exportiert, im Besonderen nach Frankreich und Südamerika. Zur gleichen Zeit trieb die Konservenindustrie den technischen Fortschritt in der Sardinenfischerei an, der Fischspezies, die von allen am häufigsten in Dosen konserviert wurde. Außerdem führte die Konservenindustrie neue technische und maschinelle Verfahren für die Dosenfabrikation ein, um die Kosten reduzieren und die Produktionserzeugnisse steigern zu können. In jenen Tagen wurde Galizien die wichtigste Region für die Konservenfabrikation, und Vigo wurde mit einer größeren Anzahl an Fabriken als Setúbal in Portugal, Douarnenez in Frankreich oder sogar Stavanger in Norwegen eine der bedeutendsten europäischen Städte der Konservenfabrikation. Die Konservenindustrie trieb nicht nur das Wachstum der Fischerei, die Eisproduktion oder die Entwicklung mechanischer Anlagen an, sondern sie unterstützte auch den Dienstleistungssektor, Versicherungen etc., die unter dem Druck der Konservenindustrie entstanden waren. Es ist gerade die Nachfrage nach lithographisch bedruckten Dosen, die eine neue und unbekannte Industrie in Galizien hervorbrachte: die des Gravierens von Metall.
Zusammenfassung Der Autor beginnt mit einem historischen Überblick über die Entwicklung liberaler Politik seit dem 19. Jahrhundert, ihre zunächst noch langsame Verdrängung durch paternalistische und sozialistische Strömungen im Anfang des 20. Jahrhunderts und die kollektivistische Wirkung der beiden Weltkriege, deren sozialistische Tendenzen sich erst in allen ihren Nachteilen auswirken mußten, bevor eine Rückbesinnung auf liberale Alternativen möglich wurde. Eine Rückkehr zum Laisser-faire und seinen angeblich liberalen Degenerationen war nicht möglich, so daß nur ein reformierter und damit weiter entwickelter Liberalismus praktisch in Betracht kam. Man hat ihn Neoliberalismus genannt. Diese Bezeichnung wurde und wird vor allem von sozialistischen und autoritären Gegnern als Kampfbegriff verwendet und zu diesem Zweck sprachpolitisch verfälscht. Der Autor setzt sich im Einzelnen mit den dabei angewandten Taktiken auseinander. Anschließend befaßt er sich mit Grundsatzproblemen der Vorwürfe, die dem Neoliberalismus gemacht werden. Eine angebliche Verabsolutierung der Freiheit wird als unzutreffend zurückgewiesen. Es wird gezeigt, daß Wertentscheidungen innerhalb des neoliberalen Konzeptes unvermeidlich sind. Das Problem der vermeintlich liberalen Standpunktlosigkeit und des Relativismus wird näher betrachtet. Die außerökonomischen Bedingungen einer liberalen Wirtschaft werden einbezogen. Schließlich wird die neuere Kritik an der neoliberalen Wirtschaftspolitik in einigen Punkten genauer geprüft. Zunächst wird der Neoliberale Alexander Rüstow mit seiner religionsgeschichtlichen Kritik am älteren Wirtschaftsliberalismus betrachtet, doch wird die Übertragung dieser Kritik auf den Neoliberalismus im deutschen Verständnis zurückgewiesen. Ebenso wird die These abgelehnt, der Neoliberalismus sei von der neoklassischen Wirtschaftstheorie abhängig und die heutige deutsche und internationale Wirtschaftspolitik sei allgemein von neoliberalen Vorstellungen beherrscht. Der Autor setzt sich mit der dem Neoliberalismus vorgeworfenen Konzeption des stabilen Geldes, begrenzten Staatsdefizits, lohnpolitischer Einordnung in das Ziel hoher Beschäftigung, sozialpolitischer Zurückhaltung gegen wohlfahrtsstaatliche Übersteigerungen, Freiheit des internationalen Güterverkehrs, insbesondere der beschäftigungspolitischen Funktion von Exporten auseinander. Die praktischen Vorschläge der Gegner des Neoliberalismus, insbesondere zur Lohnsteigerung, zu höheren Steuern auf Unternehmungen und höhere Einkommen sowie für höhere Staatsverschuldung werden kritisch geprüft. Abschließend wird eine andere Einstellung der Neoliberalen zum Staat und seiner Verwaltung gefordert, um den sie sich kümmern müssen, wenn sie politische Erfolge haben wollen. Da die Neoliberalen den Staat als ordnende Kraft brauchen, müssen sie versuchen, auf ihn einzuwirken, anstatt ihn schlechthin abzulehnen.
Eingeführte Reihe. Der schmale Band, verfasst von einem Politologen und freien Publizisten reiht sich glatt und unauffällig an die die nicht wenigen allgemein verständlichen Einführungen zu Gandhi. Einer soliden Lebensbeschreibung folgt ein ausführlich kommentierter Überblick über Gandhis Schriften und die Darstellung seiner Wirkung im eigenen Land und in der Welt im 20. Jahrhundert, z.B. Gandhis Einfluss auf Martin Luther King und Nelson Mandela. "Prager Frühling", "Solidarnosc", "Glasnost" und "Perestroika" beruhen ebenso auf Gandhis Ideen vom gewaltfreien Widerstand wie der Fall der Berliner Mauer und viele andere friedliche Revolutionen in Asien und Lateinamerika. Bei weiterem Bedarf gut brauchbar
Dr. Franz von Ottenthal served as a General Practitioner in Sand, in the South Tyrolean Tauferer Ahrntal from 1847 to 1899, over a period lasting more than 50 years. From 1861 until 1882, in a period of great regional and imperial tensions, he even was member of the Tyrolean Landtag (diet). In 1837/8 he began his medical studies at the University of Vienna, where important physicians from the "Zweite Wiener Medizinische Schule" like Carl von Rokitansky, Joseph Skoda and Philipp Semmelweis were teaching.
Ottenthal worked as a medical expert in Windisch-Matrei (East Tyrol) for almost two years. Then he went back home and became a General Practitioner in Neumelans, the residence of his family.
This biography treats particularly the career as a physician, his engagement in the medical service and the difficulties during the collaboration with medical authorities. On the other side it contains further an analysis of the medical records and the letters of his patients for a better patient view. Further this biography discusses open questions like medical development, fees, properties of a noble rural physicians in the second part of the 19 century and the competition with other physicians and healers. A big space is dedicated to the treatment of mental illness. Ottenthal wasn't a 'psychiatrist', but he was as well responsible for the care and the treatment of persons with mental disease. With a report by a physician began - crossing a lot of other institutions - the way in the asylum.
The Ottenthal family, whose everyday life has tried to be reconstructed along private correspondence, is a typical example of a family from the second part of the 19th century between nobility and bourgeoisie characterized on the one hand by qualification, know-how and a lucrative job and on the other by a nobility title, fortune and landed property. Franz von Ottenthal wasn't a famous physician like Rudolf Virchow, Robert Koch or Carl von Rokitansky. Nevertheless he was a modern, political engaged, self-confident practitioner and he is a very good example for the fusion of nobility and bourgeoisie in a rural life of the 19th century.
This publication should be a contribution to the exploration of rural medical practice, which is little known and often poor of sources. It will even be a starting-point for further comparative studies of other medical biographies and legacies. - Franz von Ottenthal war ein Landarzt in Sand in Taufers, im Tiroler (heutigen Südtiroler) Tauferer-Ahrntal, und von 1861 bis 1883, also in einer Zeit großer landes- und reichspolitischer Spannungen, als Abgeordneter im Tiroler Landtag tätig. Ab dem Studienjahr 1837/38 studierte er Medizin an der Universität Wien. Unter seinen Lehrern und Studienkollegen finden sich einige große Namen der "Zweiten Wiener Medizinischen Schule", wie Carl von Rokitansky, Joseph Skoda oder Philipp Semmelweis.
Nach einer ersten fast zweijährigen Berufserfahrung als Gerichts- und Gemeindearzt in Windisch-Matrei (heute Matrei in Osttirol) kehrte Franz von Ottenthal in seinen Heimatort Sand in Taufers zurück, wo er in dem von seiner Familie geerbten Ansitz Neumelans eine Ordination eröffnete. Hier wirkte er knapp mehr als 50 Jahre lang von 1847 bis 1899 ununterbrochen als Privatarzt.
Die vorliegende Biografie befasst sich vorrangig mit dem Werdegang des Arztes, mit seinem sanitätspolitischen Engagement sowie mit den Schwierigkeiten in der Zusammenarbeit mit den vorgesetzten Sanitätsbehörden. Auf der anderen Seite wurde aber versucht, durch die Analyse der Krankengeschichten und besonders der PatientInnenbriefe auch die noch unterbelichtete Sicht der PatientInnen und das Arzt-Patienten-Verhältnis zu erfassen. Die Arbeit beschäftigt sich weiters mit den bisher teilweise noch offenen Fragen der ärztlichen Ausbildung, des Arzthonorars und des Vermögens eines adeligen Landarztes der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts sowie der Konkurrenz durch andere Ärzte und Laienheiler. Einen großen Raum nimmt das Thema der Behandlung von Geisteskrankheiten ein. Ottenthal war, obwohl "psychiatrisch" nicht ausgebildet, zuständig für die Versorgung und Behandlung von psychisch Kranken. Mit seinem Gutachten begann meistens, über mehrere Institutionen, der Weg in die Anstalt.
Mit Hilfe der spärlichen Privatkorrespondenz wurde zudem versucht, Einblick in den Alltag der Landarztfamilie von Ottenthal zu nehmen. Dieses typische Beispiel einer adeligen Familie bürgerlichen Stils setzte sich aus Personen zusammen, die im "Schwebezustand" zwischen Adel und Bürgertum waren, die einerseits durch Leistung, Qualifikation, Bildung und einem "Brotberuf" und andererseits durch Adelstitel, Vermögen und Grundbesitz charakterisiert waren.
Franz von Ottenthal war keine berühmte Arztpersönlichkeit wie Rudolf Virchow, Robert Koch oder Carl von Rokitansky. Dennoch stellt er - und das zu zeigen ist Ziel dieser Biografie - einen modernen, politisch engagierten, selbstbewussten Arzt dar und ist ein prägendes Beispiel für die Vermischung von Adel und Bürgertum in einem ländlichen Leben des 19. Jahrhunderts.
Die vorliegende Publikation soll einen Beitrag zur Erforschung der noch wenig beachteten und teilweise quellenarmen Medizin am Lande besonders der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts leisten. Sie versteht sich als Ausgangspunkt für neue Vergleichsstudien mit ähnlich gut erforschten Arztbiografien bzw. ärztlichen Nachlässen.
Franz von Ottenthal war ein Landarzt in Sand in Taufers, im Tiroler (heutigen Südtiroler) Tauferer-Ahrntal, und von 1861 bis 1883, also in einer Zeit großer landes- und reichspolitischer Spannungen, als Abgeordneter im Tiroler Landtag tätig. Ab dem Studienjahr 1837/38 studierte er Medizin an der Universität Wien. Unter seinen Lehrern und Studienkollegen finden sich einige große Namen der "Zweiten Wiener Medizinischen Schule", wie Carl von Rokitansky, Joseph Skoda oder Philipp Semmelweis. Nach einer ersten fast zweijährigen Berufserfahrung als Gerichts- und Gemeindearzt in Windisch-Matrei (heute Matrei in Osttirol) kehrte Franz von Ottenthal in seinen Heimatort Sand in Taufers zurück, wo er in dem von seiner Familie geerbten Ansitz Neumelans eine Ordination eröffnete. Hier wirkte er knapp mehr als 50 Jahre lang von 1847 bis 1899 ununterbrochen als Privatarzt. Die vorliegende Biografie befasst sich vorrangig mit dem Werdegang des Arztes, mit seinem sanitätspolitischen Engagement sowie mit den Schwierigkeiten in der Zusammenarbeit mit den vorgesetzten Sanitätsbehörden. Auf der anderen Seite wurde aber versucht, durch die Analyse der Krankengeschichten und besonders der PatientInnenbriefe auch die noch unterbelichtete Sicht der PatientInnen und das Arzt-Patienten-Verhältnis zu erfassen. Die Arbeit beschäftigt sich weiters mit den bisher teilweise noch offenen Fragen der ärztlichen Ausbildung, des Arzthonorars und des Vermögens eines adeligen Landarztes der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts sowie der Konkurrenz durch andere Ärzte und Laienheiler. Einen großen Raum nimmt das Thema der Behandlung von Geisteskrankheiten ein. Ottenthal war, obwohl "psychiatrisch" nicht ausgebildet, zuständig für die Versorgung und Behandlung von psychisch Kranken. Mit seinem Gutachten begann meistens, über mehrere Institutionen, der Weg in die Anstalt. Mit Hilfe der spärlichen Privatkorrespondenz wurde zudem versucht, Einblick in den Alltag der Landarztfamilie von Ottenthal zu nehmen. Dieses typische Beispiel einer adeligen Familie bürgerlichen Stils setzte sich aus Personen zusammen, die im "Schwebezustand" zwischen Adel und Bürgertum waren, die einerseits durch Leistung, Qualifikation, Bildung und einem "Brotberuf" und andererseits durch Adelstitel, Vermögen und Grundbesitz charakterisiert waren. Franz von Ottenthal war keine berühmte Arztpersönlichkeit wie Rudolf Virchow, Robert Koch oder Carl von Rokitansky. Dennoch stellt er - und das zu zeigen ist Ziel dieser Biografie - einen modernen, politisch engagierten, selbstbewussten Arzt dar und ist ein prägendes Beispiel für die Vermischung von Adel und Bürgertum in einem ländlichen Leben des 19. Jahrhunderts. Die vorliegende Publikation soll einen Beitrag zur Erforschung der noch wenig beachteten und teilweise quellenarmen Medizin am Lande besonders der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts leisten. Sie versteht sich als Ausgangspunkt für neue Vergleichsstudien mit ähnlich gut erforschten Arztbiografien bzw. ärztlichen Nachlässen. ; Dr. Franz von Ottenthal served as a General Practitioner in Sand, in the South Tyrolean Tauferer Ahrntal from 1847 to 1899, over a period lasting more than 50 years. From 1861 until 1882, in a period of great regional and imperial tensions, he even was member of the Tyrolean Landtag (diet). In 1837/8 he began his medical studies at the University of Vienna, where important physicians from the "Zweite Wiener Medizinische Schule" like Carl von Rokitansky, Joseph Skoda and Philipp Semmelweis were teaching. Ottenthal worked as a medical expert in Windisch-Matrei (East Tyrol) for almost two years. Then he went back home and became a General Practitioner in Neumelans, the residence of his family. This biography treats particularly the career as a physician, his engagement in the medical service and the difficulties during the collaboration with medical authorities. On the other side it contains further an analysis of the medical records and the letters of his patients for a better patient view. Further this biography discusses open questions like medical development, fees, properties of a noble rural physicians in the second part of the 19 century and the competition with other physicians and healers. A big space is dedicated to the treatment of mental illness. Ottenthal wasn't a 'psychiatrist', but he was as well responsible for the care and the treatment of persons with mental disease. With a report by a physician began - crossing a lot of other institutions - the way in the asylum. The Ottenthal family, whose everyday life has tried to be reconstructed along private correspondence, is a typical example of a family from the second part of the 19th century between nobility and bourgeoisie characterized on the one hand by qualification, know-how and a lucrative job and on the other by a nobility title, fortune and landed property. Franz von Ottenthal wasn't a famous physician like Rudolf Virchow, Robert Koch or Carl von Rokitansky. Nevertheless he was a modern, political engaged, self-confident practitioner and he is a very good example for the fusion of nobility and bourgeoisie in a rural life of the 19th century. This publication should be a contribution to the exploration of rural medical practice, which is little known and often poor of sources. It will even be a starting-point for further comparative studies of other medical biographies and legacies.
Die Worte "entjuden" und "Entjudung" sind sprachlicher Ausdruck zumeist judenfeindlicher Haltungen und Taten in der deutschen Geschichte. Der Beitrag zeichnet die Entwicklung des Begriffs anhand seiner Verwendungszusammenhänge nach. Im Kontext der Assimilation des beginnenden 19. Jahrhunderts meinte der Terminus, dass man sich jener jüdischen "Eigenheit" zu entkleiden habe, welche als Postulat gemeinhin Konsens war. Innerhalb der innerjüdischen Diskussion wird "Entjudung" zu Beginn des 20. Jahrhunderts zum diagnostischen Ausdruck des Identitätsverlustes. Als politischer Kampfbegriff der Nationalsozialisten ist er wiederum zum Synonym für die Entrechtung und Vernichtung jüdischer Menschen geworden. Protestantische Theologen verwendeten diesen Begriff in der Debatte um die Erneuerung des Christentums, was durch die Entfernung jüdischer Einflüsse geschehen sollte. Bereits Ende des 18. Jahrhunderts formuliert, findet diese Forderung in der 1939 erfolgten Gründung des Instituts zur Erforschung und Beseitigung des jüdischen Einflusses auf das deutsche kirchliche Leben seine programmatische Umsetzung. ; The terms "de-Jewing" and "dejudaisation" are verbal expressions of mostly hostile attitudes and actions against Jews in German history. This paper traces the development of these terms on the basis of the context of utilisation. In the assimilation context of the beginning 19th century they implied to divest from that postulate of "Jewish singularity" asserted as a general consensus. Within the inner-Jewish debate at the beginning of the 20th century "dejudaisation" turned into a diagnostic expression for the loss of identity. As a National Socialist battle cry it is again as a synonym for the deprivation and annihilation of the Jewish population. Protestant theologians utilized the term in the debate about a renovation of Christianity. This was supposed to happen by a removal of Jewish influences. Verbalized already at the end of the 18th century, this demand is implemented in the foundation of the Institute for the Study and Elimination of Jewish Influence on German Church Life.
Seit dem Ende des Ersten Weltkrieges gibt es Hochschulfördervereine an deutschen Hochschulen und Universitäten ; die sich unter verschiedenen Bezeichnungen ab 1917 bildeten und die bis auf wenige Ausnahmen noch bis heute bestehen. Diese frühen Fördervereine verorten sich im Bereich der privaten Wissenschaftsförderung ; welche sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ausbildete und zunehmend an Bedeutung gewann. Den Höhepunkt der Entwicklung stellte die Gründung der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft (heute Max-Planck-Gesellschaft) dar. Auch in der heutigen Zeit spielen diese Fördervereine unter den Schlagworten "fund raising" und "Alumni-Vereinigungen" eine wichtige Rolle im Rahmen der Hochschul- und Wissenschaftsfinanzierung. Zu den sehr früh entstandenen Fördervereinen gehört auch der am 5. Dezember 1920 gegründete Marburger Universitätsbund ; dessen Geschichte in der vorliegenden Dissertation untersucht wird. Der Untersuchungszeitraum erstreckt sich vom Wintersemester 1917/18 ; in welchem erste Überlegungen und Planungen bezüglich der Gründung des späteren Fördervereins unternommen wurden ; bis zum Jahre 1957 ; als der Neuaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg abgeschlossen war und eine neue Generation in den Vorstand des Universitätsbundes eintrat. Ziel der Arbeit ist dabei eine umfassende Darstellung der Geschichte des Marburger Universitätsbundes vor dem Hintergrund der privaten Wissenschaftsförderung und im Kontext der Marburger Universitätsgeschichte im 20. Jahrhundert. Da der Universitätsbund innerhalb der Marburger Universitätsgeschichte eine bedeutende oder sogar entscheidende Rolle spielte ; lässt sich diese ohne eine Berücksichtigung des Universitätsbundes nicht umfassend bewerten. Diesbezüglich hat die Dissertation unter anderem für die Rede des Vizekanzlers Franz von Papen 1934 neue Erkenntnisse ergeben ; die die bisherige Darstellung in der Forschung ergänzen oder widerlegen. Gemessen an seinen Zielen wird des Weiteren anhand des Marburger Universitätsbundes exemplarisch der Einfluss und die Wirkungsmöglichkeiten eines Hochschulfördervereins untersucht. Nach einem Überblickskapitel über die wichtigsten Entwicklungslinien des Universitätsbundes wird dessen Geschichte in den drei großen zeitlichen Abschnitten der Weimarer Republik ; des Nationalsozialismus und der Nachkriegszeit bis 1957 analysiert. Schwerpunkte der Untersuchung sind in Bezug auf das Selbstverständnis des Universitätsbundes Aspekte der politischen Einstellung des Vorstandes und seiner Mitglieder ; wie die Haltung zur Weimarer Republik und zum Nationalsozialismus und der Umgang mit der eigenen NS-Vergangenheit nach 1945 sowie einmalige Ereignisse ; in die der Universitätsbund maßgeblich involviert war ; wie zum Beispiel die zwei Universitätsjubiläen 1927 und 1952 oder die Unterstützung für den "Marburger Schlossplan" ab 1930. Somit stellt die vorliegende Dissertation einen wichtigen Beitrag für die Gesamtdarstellung der Marburger Universitätsgeschichte im 20. Jahrhundert dar. Gleichzeitig zeigt sie am Beispiel des Marburger Universitätsbundes die Möglichkeiten und Grenzen hinsichtlich der Handlungsspielräume für einen Hochschulförderverein auf. Diese sollten somit auch in die aktuelle Diskussion zur privaten Wissenschaftsfinanzierung einfließen und die Basis für den Ausbau des "fund raisings" oder der "Alumni-Aktivitäten" bilden.
'Während der letzten Jahrzehnte ist der Lebensweg als Annäherung zu menschlichem Überleben ein zentrales Thema in der Epidemiologie und Demographie geworden. Obwohl theoretisch eine vorausblickende Studie zu Geburtenkohorten die angemessenste Forschungskonzeption für diese Art von Studien ist, haben Probleme mit Daten diesen Ansatz praktisch undurchführbar gemacht. In dem Beitrag präsentieren die Verfasser den Hauptentwurf eines Projektes, in dem die Sie eine voraussichtliche Kohortenkonzeption für historische Populationen benutzen. Dieses Projekt basiert auf einem historischen Datenset für drei niederländische Provinzen und erstreckt sich über einen Zeitraum von Mitte des neunzehnten Jahrhunderts bis zum frühen einundzwanzigsten Jahrhundert. Die Studie legt den Fokus insbesondere auf die Einflüsse von drei spezifischen Bedingungen auf das Überleben während des Säuglingsalter und der Kindheit bis zum Erwachsenenalter und hohem Alter: die sozio-ökonomische Bedingung der Familie, die Komposition und Struktur der Familie und die physikalische Umgebung, in der Kinder den ersten Teil ihres Lebens verbringen. Die Verfasser skizzieren kurz den theoretischen Hintergrund ihrer Studie, diskutieren die Strategie der Datensammlung und das Forschungsgebiet und präsentieren die ersten Ergebnisse einer Analyse eines Teils des Datensets, der kürzlich zugänglich wurde.' (Autorenreferat)
Seit der Entdeckung des Geburtenrückgangs im 19. Jahrhundert bildet dieses demographische Phänomen eng verknüpft mit der differentiellen Fruchtbarkeit ein zentrales Thema in Bevölkerungsgeschichte, Historischer Demographie und Bevölkerungstheorie. Auch in den bevölkerungswissenschaftlichen Studien des Sozialanthropologen und Soziologen Karl Valentin Müller kommt dem Geburtenrückgang und der differentiellen Fruchtbarkeit wie deren historischer Begründung, Erfassung und Bewertung ein außerordentlicher Stellenwert zu. Dabei stützte er seit den 1920er Jahren sein Verständnis von Bevölkerungs- und Klassenfragen auf Theoreme aus der deutschen Debatte 'Agrar- versus Industriestaat' der 1890er Jahre. Mit immer derselben Frage nach den Beziehungen von biologischer Wertigkeit und sozialer Stellung verortete er die Wurzeln einer von ihm entdeckten Arbeiterelite in der Handwerkerschaft des späten Mittelalters. Deren erbbiologische Konstanz und soziales Konnubium konstituiere sie dann im Kapitalismus innerhalb der Arbeiterschaft als eine eigenständige Klasse. Über ein selektionistisches Geschichtsverständnis verwies Müller auf die Leistungsgebundenheit historischer und zukünftiger Entwicklungen und identifizierte die aus der differentiellen Fruchtbarkeit, dem Kern der Rassenhygiene, erwachsenen Gefahren. Zu deren Abwendung formulierte er eine nachhaltige Bevölkerungs- und Rassenpolitik - eine planvolle Züchtung der sozialbiologischen Anlagen der Arbeiterelite. Nach der politischen Zäsur 1933 baute er das zunächst in Anlehnung an Walter Darrés erbbiologischer Politik zu einem 'Zuchtmodell' aus. Wenig später präsentierte Müller über die erbbiologische Historisierung von frühen Migrationsprozessen zwischen 'rassisch affinen' Völkern ein politisches NS-affines Umvolkungsprogramm für Böhmen und Mähren. Nach 1945 verzichtete Müller auf einen Teil seines rhetorischen Repertoires, auch verlagerten sich die Arbeitsfelder von der Umvolkung hin zur Flüchtlings- und Begabungsforschung; der historisch fundierten Idee einer genetisch determinierten Leistungselite blieb er jedoch treu. ; Since the discovery of birth-rate decline in the 19th century, this demographic phenomenon has been closely linked with differential fertility as a central topic in historical demography and the history and theory of population. In the studies of the social anthropologist and sociologist Karl Valentin Müller, explanations of birth-rate decline and differential fertility likewise held a prominent place. Since the 1920s he based his understanding of population and class questions on theorems that had emerged in German debates on the 'agrarian versus industrial nation' in the 1890s. Asking always the same question about the relationship between biological worth and social position, Müller believed he had discovered an elite class of workers, whose roots he located in the crafts of the late Middle Ages. According to him, this group constituted an independent class within the capitalist labour force because of the constancy of their hereditary biology and their social connubium. With his selective understanding of history, Müller pointed to a powerful relationship between historical and future developments and identified dangers arising from differential fertility, the essence of racial hygiene. To prevent these problems, he formulated what he believed to be a sustainable population and racial policy - a well-planned breeding of the social-biological qualities of the worker elite. After the political break in 1933, he constructed a 'breeding model' according to the hereditary biological politics of Walter Darré. Shortly thereafter, proceeding from a hereditary biological historicization of early migrations of 'racially-affined' peoples, Müller presented an NS-affined population-restructuring program for Böhmen and Mähren. After 1945, he abandoned part of his rhetorical repertoire and shifted his work to research on refugees and intelligence. He nonetheless remained true to his basic idea of a genetically determined elite.
During the period of the Enlightenment, the word home could refer to a specific and defined physical living space, the location of domestic life, and a concept related to ideas of roots, origins, and retreat. The transformations that the Enlightenment encouraged created the circumstances for the concept of home to change and develop in the following three ways. First to influence homemaking were the literary and cultural manifestations that included issues around attitudes to education, social order and disorder, sensibility, and sexuality. Secondly, were the roles of visual and material culture of the home that demonstrated themselves through print, portraiture, literature, objects and products, and dress and fashion. Thirdly, were the industrial and sociological aspects that included concepts of luxury, progress, trade and technology, consumption, domesticity, and the notions of public and private spaces within a home.The chapters in this volume therefore discuss and reflect upon issues relating to the home through a range of approaches. Enlightenment homes are examined in terms of signification and meaning; the persons who inhabited them; the physical buildings and their furniture and furnishings; the work undertaken within them; the differing roles of men and women; the nature of hospitality, and the important role of religion in the home. Taken together they give a valuable overview of the manners, customs, and operation of the Enlightenment home
'Albert Salomon (1891-1966) war Deutscher und Jude zugleich. Angesichts dieser Spannung bildete er von frühester Jugend an eine transdifferente Positionalität aus, die ab 1935 im New Yorker Exil noch an Komplexität gewann. Sein Blick auf Deutschland war geprägt vom Gegensatz zwischen der herrschenden, latent antisemitischen, preußischen Hegemonie und seinem damit nicht zu vereinbarendem neuhumanistischen Idealbild. Im Laufe seines Lebens nahm er stetig neue Positionen zwischen diesen Polen ein, was sich besonders an den Schicksalsschlägen und Brüchen verfolgen lässt, die seine Biographie durchziehen.' (Autorenreferat)
The present study shows that physical attraction played an important role for marriage. Pockmarked persons married about two years later than persons without disfigured faces. Pockmarked men experienced similar disadvantages to women at the marriage market. It is the birth cohorts between the last decades of the eighteenth century and the first decades of the nineteenth century that are of most interest for the study. During the period when these cohorts were acting at the marriage market there was a fairly equal balance between persons who had a previous experience of smallpox and persons without facial pockmarks. This - historically unique - situation created a marriage pattern where previously infected persons married much later than 'healthy'. Pockmarked persons also faced a considerably greater risk of never marrying and when they did so, they almost always chose a partner with a similar experience of smallpox. Correspondingly 'healthy' persons chose to marry each other.