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Im vorliegenden Beitrag wird die Frage nach der Notwendigkeit einer Neuorientierung des deutschen Geschichtsbewußtseins im Hinblick auf die Wiedervereinigung gestellt. Dabei wird zuerst die Sicht auf die DDR-Geschichte diskutiert, die aufgrund der Veränderung der politischen Verhältnisse einer Überprüfung bedarf. Kommunistische Herrschaftssysteme, so auch die DDR werden in ihrer Totalitarität häufig mit der des NS-Systems verglichen. Der Autor nimmt Abstand von der These, daß das Regime der DDR mit dem des Nationalsozialismus vergleichbar ist, ohne jedoch den Totalitarismus der DDR ganz zu verneinen. Weiterhin untersucht er kritisch den Stellenwert des Anifaschismus in der DDR, wobei er Antifaschismus als Instrumentarium für die Legitimation fragwürdiger Politik begreift. Abschließend wird geschlußfolgert, daß die Aufarbeitung der DDR-Geschichte nicht in Analogie zur Aufarbeitung der NS-Zeit gesehen werden darf, da "angesichts der grundlegend veränderten Konstellationen, in der es um eine Neubestimmung politisch-kultureler Positionen geht" eine offenen diskursive Auseinandersetzung über die historisch-politischen Erfahrungen des 20. Jahrhunderts notwendig ist, d.h. daß auch der bisherige Umgang mit Geschichte untersucht werden muß, da vor allem auch eine kritische Selbstreflexion das Ziel der historischen Auseinandersetzung sein soll. (psz)

In der Ukraine konkurrieren zwei gegensätzliche Konzeptionen der Geschichts- und Identitätspolitik. Seit dem Amtsantritt Präsident Janukowitschs im Februar 2010 ist eine klare Abwendung von den Grundlagen und Bezugspunkten der Politik seines Amtsvorgängers Juschtschenko zu erkennen, was unmittelbare Konsequenzen für die Politikgestaltung in vielen Bereichen hat. Die bisherigen Deutungsmuster der ukrainischen Geschichte sowie der staatlich »verordnete« Nationalismus werden nun abgelöst durch ein Wiederaufleben des »autoritären Eklektizismus« (Wilfried Jilge) der Kutschma-Periode und die Vermischung von Elementen der sowjetischen Historiografie mit nationalukrainischen Elementen.