Gegenstand der hier präsentierten explorativen Studie ist die Makroebene der Lehrerausbildung. Ziel ist, mithilfe eines internationalen Vergleichs grundlegende Strukturmerkmale der Ausbildung zu identifizieren, eine Typologie dieser Merkmale zu entwickeln und sie auf mögliche Zusammenhänge zum sozio-kulturellen Kontext zu untersuchen. Dafür wird auf vorliegende Daten und ein eigens durchgeführtes zweitägiges Focus-Gruppen-Interview mit Experten für Fragen der Lehrerausbildung aus acht Ländern zurückgegriffen. Ergebnis ist die Identifizierung von 12 Strukturmerkmalen, auf deren Basis sich vier Typen an Ausbildungssystemen herausarbeiten lassen. Die Ausprägungen der Typen hängen eng mit dem jeweiligen soziokulturellen Kontext zusammen. (DIPF/Orig.) ; The present explorative study focusses on the macro level of teacher training. By means of an international comparison, the author identifies fundamental structural characteristics of teacher training, develops a typology of these characteristics, and examines possible links with the socio-cultural context. This is done on the basis of data already available and of a two-day focusgroup-interview carried out specifically for this study with experts in teacher training from eight different countries. As a result, twelve strutural characteristics are identified, on the basis of which four types of training systems can be shown to exist. The moulding of the types is closely connected with the respective socio-cultural context. (DIPF/Orig.)
"Das Papier untersucht die Behauptung, dass internationale Migration und zunehmende ethnische Heterogenität die Durchführbarkeit und Legitimität des umverteilenden Wohlfahrtsstaates vor große Herausforderungen stellt. Allerdings kann Einwanderung in europäischen Ländern möglicherweise auch Probleme der demographischen Alterung, von Arbeitskräfteknappheit im Bereich sozialer Dienstleistungen und der Finanzierung künftiger Renten abmildern. In dem Papier werden drei Betrachtungsweisen daraufhin geprüft, warum eine insgesamt vorteilhafte Beziehung von Einwanderung und Tragfähigkeit des Wohlfahrtsstaates bislang nicht erreicht wurde. Nach der ersten Betrachtungsweise wird der umverteilende Wohlfahrtsstaat gefährdet, weil die durch Zuwanderung gesteigerte ethnische Heterogenität die soziale Solidarität schwinden lässt. Die zweite Argumentationslinie bezieht sich darauf, dass die Zuwanderung von Personen - insbesondere aus nicht-westlichen Ländern - mit niedrigem Qualifikationsniveau unverträglich ist mit den negativen Arbeitsanreizen, die durch recht generöse und leicht zugängliche Leistungen des Wohlfahrtsstaates gesetzt werden. Die dritte Betrachtungsweise schließlich sieht die Ursachen der Probleme ökonomischer Integration von Immigranten in diskriminierenden Einstellungen und Praktiken von Entscheidungsträgern in den Empfängerländern, wozu insbesondere Arbeitgeber und das Personal in Einrichtungen der Arbeitsmarktpolitik und anderen sozialen Dienstleistungsorganisationen zu rechnen sind. In dem Papier wird die erste Betrachtungsweise aufgrund von theoretischen Überlegungen und empirischen Befunden zurückgewiesen. Im Schlussteil wird argumentiert, dass bessere Längsschnittdaten zu den Beschäftigungskontexten und Arbeitsbedingungen von Immigranten sowie dem Vorkommen von Diskriminierungen erforderlich sind, um eine Einschätzung der Gültigkeit der zweiten und dritten Argumentationslinie vornehmen zu können." (Autorenreferat)
Ausgangsbasis des Beitrag ist, dass es innerhalb der Soziologie keine einheitliche Vorstellung gibt, was eine soziologische Erklärung ausmacht. Es kursieren zwar viele verschiedene Erklärungselemente, die je nach eigenem theoretischem Standpunkt mehr oder weniger als notwendig herausgestellt werden. Vor diesem Hintergrund versucht der Autor dennoch, ein eigenes soziologisches Erklärungsmodell zu entwickeln, das als "mechanistisch-soziologisches Erklärungsmodell" bezeichnet wird. Der Autor teilt zunächst die Ansicht, dass das letztendliche Ziel soziologischer Arbeit die Erklärung sozialer Aggregationen ist - das soziologische Explanandum liegt auf der "Makro-Ebene". Damit weist das Modell Gemeinsamkeiten mit Hartmut Essers allgemeinem Erklärungsansatz auf, dem sog. "Badewannen-Modell". Weiterhin schließt sich der Autor der Anschauung an, dass die Sozialwissenschaften versuchen sollten, ein eigenes Erklärungsmodell zu entwickeln, um der Tatsache der Handlungsfähigkeit der energetischen Träger des Sozialen - den handelnden Akteuren - Rechnung zu tragen. Das Modell basiert auf folgenden Leitfragen: Was sind die Bedingungen, die das Explanandum ermöglicht haben? Oder anders: Was liegt eigentlich vor? Erst dann fragt man: Wie ist das passiert? Und wenn es dann noch um soziale Aggregationen geht, so dass man davon ausgehen kann, dass handelnde Akteure den Mechanismus energetisch tragen, dann kann man noch drittens fragen: Warum haben die Akteure so gehandelt, wie sie es getan haben, und nicht anders? Insgesamt wird davon ausgegangen, dass eine soziologische Erklärung diese drei Fragen beantworten muss: Was? Wie? Warum? (ICA2)
In: Discussion Papers / Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, Forschungsschwerpunkt Zivilgesellschaft, Konflikte und Demokratie, Arbeitsgruppe Zivilgesellschaft: historisch-sozialwissenschaftliche Perspektiven, Band 2003-501
"This article explores the sorely overlooked role of science within the civil society scheme, subscribing a scientific sphere of influence according to the minimalist civil society model. It first introduces the relevance of this sphere to the civil society project as a whole, and then provides a case study of one organization of scientists, the Society for the Psychological Study of Social Issues (SPSSI), situated on the border of the science and civil spheres. The study reviews SPSSI's successes in advancing values today associated with civil society, and then examines more closely the challenges that have been posed to such activities by the state, market, science, and civil realms alike. These challenges, it is argued, are a threat to all organizations seeking to advance the values of civil society, and such organizations would do well to prepare for the probable interference by each of these spheres as SPSSI did not. In addition, those aspects of SPSSI's history unique to social scientific endeavors can illuminate challenges which civil society researchers share as social scientists with a particular social vision. SPSSI's perpetual negotiation of two sets of tensions - that between elitism and democratic values, and that between scientific neutralist and social engagement - reveal the paradoxes inherent in any social scientific movement. Finally, it is concluded that studies of 'borderland' organizations like SPSSI may provide a fruitful point of departure for further studies of science and civil society." (author's abstract)
Ein wachsender Anteil der Kommunikation in Paarbeziehungen verläuft über technische Medien wie beispielsweise das Festnetztelefon, das Mobiltelefon oder den Internet-Computer. Anhand von mündlichen Leitfadeninterviews mit N=10 Personen (5 Paaren) wurde auf der Grundlage von drei theoretischen Ansätzen untersucht, wie sich Telekommunikationsmedien in den Paaralltag einfügen: 1. Auf der Basis der Theorie der interpersonalen Medienwahl wurden die Mediennutzungsprofile der Paare herausgearbeitet. 2. Anhand der Austauschtheorie wurde betrachtet, inwieweit Paare ihre Medienbotschaften (z.B. Briefe, E-Mails, SMS) als ausgetauschte Ressourcen betrachten und bewusst im Sinne von Equity bilanzieren. 3. Die Bindungstheorie wurde herangezogen, um zu ergründen, wie sich unterschiedliche Bindungsstile im Mediennutzungsverhalten niederschlagen und welche Rolle Telekommunikationsmedien in Bindungssituationen (d.h. bei situationsspezifischer Suche nach Unterstützung des Partners) spielen. Die mittels qualitativer Inhaltsanalyse gewonnenen Ergebnisse zeigen die Vielfalt der paarspezifischen Aneignungsformen von Kommunikationsmedien auf. Die Studie belegt, dass die befragten Paare Medienbotschaften als emotionale Resourcen behandeln und dass sie Bindungssituationen insbesondere mit Mobilkommunikationsmedien erfolgreich bewältigen können. Andererseits zeigte sich, dass Telekommunikationsmedien neue Kommunikationsprobleme erzeugen. Weitere Forschung ist notwendig, um besser zu verstehen, wie Telekommunikationmedien in Paarbeziehungen eingebettet sind und wie sie die Paarkommunikation verändern.
In seinem Beitrag faßt der Autor einen Teil seiner Arbeiten über soziale Innovationen unter drei Fragestellungen zusammen: (1) Was sind soziale Innovationen? Was ist der Unterschied zu materiellen oder rein technischen Innovationen? Sind soziale Innovationen Substitut oder Komplement für technische Innovationen? (2) Warum ist die Innovationstheorie wichtig? Was kann sie uns erklären über sozialen Wandel, Krisen und Steuerungsfähigkeit in modernen Gesellschaften? (3) Was ist die Rolle und was sind die Chancen der Sozialwissenschaften bei der Förderung sozialer Innovationen? Im Rahmen dieser Fragestellungen werden exemplarisch folgende Themenkomplexe diskutiert: Probleme des Massenverkehrs; Probleme der persönlichen Gesundheitsdienste; die Theorie F. Ogburns über "cultural lags"; politische Innovationen; neue Lebensstile; neue Aspekte der Diffusion; Kritik an linearen Entwicklungstheorien, Wissenschaftsfortschritt und Innovation u. a.. (BE)
Der in den 70er Jahren einsetzende Boom biographischer Forschung hält weiter an; in den unterschiedlichsten Fachdisziplinen werden erzählte und niedergeschriebene Lebensgeschichten als Datenbasis verwendet. So versprechen sich Soziologen und Psychologen von biographischen Materialien (aus Interviews, Tagebüchern, Aufsätzen, Briefen) Einsicht in bestimmte Milieus und in die Perspektive der Handelnden; Anthropologen nähern sich auf diese Weise fremden Kulturen, und Vertreter der Oral History nutzen biographische Interviews als weitere Quelle für ihre Analyse historischer Epochen. In der Geschichtswissenschaft ist mit diesem Trend die Entdeckung des Alltags, des Lebens der sogenannten kleinen Leute verbunden, in der Soziologie ist man hier auf der Suche nach dem verlorenen Subjekt.
"What can be done with life stories?" This question was posed by Daniel Bertaux (1981) in the introduction to his "Biography and Society". At that time, research interest in life stories was largely concerned with using them as sources of information about a reality existing outside the text. Meanwhile, however, especially in West Germany, this question has taken on another meaning: the life story itself, seen as a socical construct in its own right, has increasingly become the focus of socialsientific research. Empirically founded concepts and programmatic outlines of biographical theory have been put up for discussion by sociologists like Martin Kohli, Fritz Schütze, and Wolfram Fischer-Rosenthal to name a few. Methodology and methods of reconstructing life histories out of oral biographical presentations have been developed continously; the method of obtaining narrative interviews as presented by Fritz Schütze (1977; 1983) is meanwhile established in sociological methods. A conclusive argument was presented to find a way out of the deadend street of the subject-society dualism by means of the concept "biography". "Researching the biographical as social entity" implies both, the question of the social function of biographies as well as the question of the social processes that constitute biographies (Fischer-Rosenthal 1991:253).
The theory of epigenetic developments in evolution rests upon two assumptions. First, it refers to developmental processes that decouple biological from genetic evolution. Decoupling evolutionary processes from genetic evolution is even more important for social evolution. Second, it claims that the development of an organism plays a vital role in evolution. It takes into account the specific role individual development plays in evolution. Thus epigenesis refers to definite evolutionary processes unintelligible within Darwinian theory (Ho and Saunders, 1982). This special characteristic of epigenetic processes restricts the field of random developments in evolution. The Darwinian processes of variation and selection are seen as of secondary relevance for evolution to take place. The logic of evolution is decoupled from Darwinian logic, which thus loses its pre-eminent role in explaining evolutionary sequences. An epigenetic system that organizes individual development as cognitive learning processes (as does the epigenetic system underlying social evolution) changes evolutionary processes in several respects. It changes (1) the tempo of evolution (2) the internal structures that restrict the relevance of selection processes and (3) the conditions that favour learning processes and therefore the innovations that are necessary for social evolution. The central characteristic of social evolution is that society is produced by such cognitive learning processes. Learning processes allow for the self-production (Touraine, 1973) of society. Of central importance to the process of self-production is a special type of cognitive learning, namely moral learning (Fairservis, 1975). Moral development emerges in learning processes specific to the human species, and is therefore considered to be the key variable in a theory of social evolution (Eder, 1976, 1984; Habermas, 1981).
In: Soziologie in der Gesellschaft: Referate aus den Veranstaltungen der Sektionen der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, der Ad-hoc-Gruppen und des Berufsverbandes Deutscher Soziologen beim 20. Deutschen Soziologentag in Bremen 1980, S. 54-63
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Historikerin, Liberale, PR-Fachfrau, ehemals Landtagsabgeordnete und Geschäftsführerin eines Studentenwerks – heute eine der profiliertesten Digital-Politikerinnen. Das alles ist Lydia Hüskens, Ministerin für Infrastruktur und Digitales des Landes Sachsen-Anhalt. Porträt einer Ungeduldigen.
Lydia Maria Hüskens, 59, ist Landesvorsitzende der FDP in Sachen-Anhalt, Mitglied des FDP-Bundespräsidiums, zweite stellvertretende Ministerpräsidentin und Ministerin für Infrastruktur und Digitales. Foto: FDP-Landtagsfraktion Sachsen-Anhalt.
VORHIN HAT SIE eine Fahrt im Promille-Simulator absolviert, auf der Nase eine Spezialbrille, die das Sichtfeld einschränkt. Um sie herum Berufsschüler*innen, die das auch dringend ausprobieren wollten. Jetzt steht Lydia Hüskens ein paar Kilometer weiter auf einem Schulhof in Dessau und legt den Kopf in den Nacken. Die Sonne knallt, es ist schwül, aber Hüskens, Ministerin für Infrastruktur und Digitales des Landes Sachsen-Anhalt, lässt als einzige ihr schwarzes Jackett an. Über ihr schwebt eine Foto-Drohne, ein paar Meter weiter gackert eine Horde Neuntklässler, und der Mann mit der Fernbedienung in der Hand gibt sich alle Mühe, das verabredete Gruppenfoto zu arrangieren.
Es ist Geodäsie-Projekttag an der Sekundarschule "Am Schillerpark", das Landesamt für Vermessung und Geoinformation hat auf Initiative von Hüskens Ministerium groß aufgefahren: Winkelprisma, Fluchtstab, Tachymeter, Laserscanner und jede Menge Hightech, alles zum Ausprobieren. Ihr werdet gebraucht, und zwar hier im Bundesland, das ist Teil eins der Botschaft an die Jugendlichen. Teil zwei lautet: Es gibt coole Berufe für euch da draußen. Hüskens plaudert und schwitzt, sie hört zu, in der Hand hält sie zwei Smartphones übereinandergestapelt, eines in Blau, eines in Gelb.
"Ich freue mich richtig, dass das geklappt hat", sagt Hüskens später, als sie wieder in ihrer Dienstlimousine sitzt, endlich ohne Jackett. "In der Sommerzeit sind die Termine nicht so dicht, da kann ich selbst raus an die Schulen." Früher, das heißt: vor zwei Jahren, als sie noch Geschäftsführerin des Studentenwerks Halle war, gehörte der Kontakt mit jungen Leuten, das Nachdenken über ihre Lebenswirklichkeit, zu ihrem Alltag. Heute muss sie sich bewusst die Gelegenheiten suchen. Wichtig für eine 59-Jährige, deren Geschäft die Zukunft ist.
Ein riskantes Projekt
Seit September 2021 im Amt, hat sich Hüskens, zugleich FDP-Landesvorsitzende, bundesweit einen Namen gemacht als eine der versiertesten Digitalpolitikerinnen. Das hat mit einer Reihe kluger strategischer Entscheidungen zu tun, von denen die erste war, überhaupt mit der Forderung nach einem eigenen Digitalministerium Wahlkampf zu machen. Dann, sich nach erfolgreicher Regierungsbildung den früheren Piraten-Parteichef Bernd Schlömer zum Staatssekretär und "Landes-CIO" zu ernennen. Und schließlich, als das Bundesministerium für Bildung und Forschung an der Umsetzung der 200-Euro-Energiehilfe für Studierende und Fachschüler*innen zu scheitern drohte, sich nicht wegzuducken, als der Hilferuf kam.
„Wir konnten mit dem Online-Portal
Einmalzahlung200.de zeigen, dass wir als
kleines Bundesland bundesweite digitale
Lösungen hinbekommen“
"Wir konnten zeigen, dass wir als kleines Bundesland bundesweite digitale Lösungen hinbekommen", sagt Hüskens stolz. Tatsächlich hat das neue Online-Portal in Sachen Automatisierung einer Verwaltungsleistung neue Standards gesetzt: Von der Beantragung über die Bewilligung bis zur Anweisung des Geldes vergehen oft nur Minuten, im Normalfall läuft der Prozess ohne Eingriff von Sachbearbeiter*innen ab. In seinem Perfektionismus auch ein riskantes Projekt, aber das passte irgendwie zu Hüskens, die in ihrem Leben schon häufiger gesprungen ist, wo andere eher auf Zeit gespielt hätten.
Sie hat jetzt ein bisschen Zeit zum Erzählen. Von Dessau zum nächsten Termin im Magdeburger Hafen sind es zwar Luftlinie nur gut 50 Kilometer, doch die Fahrt dauert fast anderthalb Stunden. Sie führt durch zahllose Dörfer, vorbei an Baustellen und Umleitungen, die Ministerin bekommt aus erster Hand den Zustand der Infrastruktur in ihrem Bundesland vorgeführt – und die manchmal chaotisch wirkenden Anstrengungen, daran etwas zu ändern.
Magdeburg als neue Heimat
Eigentlich, sagt die promovierte Historikerin und lehnt sich zurück, habe sie Professorin werden wollen, "aber das, was mich da ins Studium gebracht hat, bekam mit der Zeit immer mehr Fragezeichen." Nicht nur, weil es so viele Promovierende und so wenig Professuren gab, sondern weil sie bei Praktika ihr Faible für Öffentlichkeitsarbeit entdeckte. So dass sie nach dem Studium in einer PR-Agentur in Mühlheim anfing. Nach zwei Jahren folgte schon der nächste Sprung, als sie, geboren und aufgewachsen in Geldern an der niederländischen Grenze, das Angebot bekam, nach Magdeburg zu gehen, ins Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt. 1992 war das, man sprach noch von "den neuen Bundesländern", und die wurden für Hüskens zu ihrer neuen Heimat, die sie bis heute nicht mehr loslässt. Hier sind ihre Kinder geboren und aufgewachsen.
„Das Diskutieren, das hohe Tempo,
das Gestalten und Entscheiden.
Das ist ganz und gar mein Ding“
Nach zehn Jahren im Ministerium wurde sie im Jahr 2002 in den Landtag gewählt, sie wurde Fraktionssprecherin für Finanz- und Sozialpolitik und parlamentarische Geschäftsführerin der FDP-Landtagsfraktion. "Das war nun ganz und gar mein Ding", sagt Hüskens. "Das Diskutieren, das hohe Tempo, das Gestalten und Entscheiden."
Umso bitterer für sie, als die Liberalen 2011 aus dem Landtag flogen und Hüskens zurückmusste in den Landesdienst. Sie landete im Ministerium für Wissenschaft und Wirtschaft, aber das ging gar nicht mehr für sie. "Da zu sitzen und immer schon zu wissen, wie der Tag läuft, und nichts an der Schlagzahl ändern zu können", sagt Hüskens, und während sie erzählt, drückt sie einen Anruf weg, wirft erst einen Blick aufs blaue, dann einen Blick aufs gelbe Handy. "Mir war klar: Bevor ich kirre werde, muss ich etwas Anderes machen."
Leitthema Digitalisierung
Dieses Andere kam in Gestalt des Studentenwerks Halle, das eine neue Geschäftsführerin suchte. 200 Mitarbeiter*innen und ein Spektrum vom studentischen Wohnen über die Mensen bis hin zum Semesterticket und der Digitalisierung des BAföG. Überhaupt, die Digitalisierung, sagt Hüskens, "das hat nichts mit meinem Studium zu tun, aber in jeder Phase meines Berufslebens tauchte das als Leitthema wieder auf."
Das andere Leitthema, das für sie als Liberale stets besonders wichtig war: vieles ermöglichen, aber möglichst wenig vorschreiben. "Die Grenze ist auch in meinem Job als Studentenwerk-Geschäftsführerin gewesen, wenn ich anfange, erwachsene Menschen zu etwas zu zwingen." Etwa dazu, sich in Mensen fleischlos zu ernähren. Weshalb auf den Speiseplänen des Studentenwerks Halle unter ihrer Führung immer beides gestanden habe: vegane Menüs und auch solche mit einem hochwertigen Stück Fleisch. Insofern, sagt Hüskens, halte sie auch gar nichts von Forderungen nach einem verpflichtenden Deutschland-Ticket für Studierende. "Zum Glück scheint das vom Tisch zu sein." Ansonsten, fügt sie bedauernd hinzu, sei sie aktuell nicht mehr so drin in den Studierenden-Themen. "Aber der Blick für die junge Generation und ihre Belange, der ist schon geblieben", sagte sie – und so engagiert, wie sie eben aus ihrer Studentenwerks-Zeit berichtet hat, fällt es leicht, ihr das zu glauben.
"Sachsen-Anhalt fährt hoch", war der Slogan, mit dem Hüskens als FDP-Spitzenkandidatin ihre Partei im Frühjahr 2021, inmitten der Corona-Pandemie, zurück in den Landtag geführt hat. Und sie selbst fuhr mit, als Ministerin und zweite stellvertretende Ministerpräsidentin.
Der erste stellvertretende Ministerpräsident heißt Armin Willingmann, ist seit 2016 Minister für Wissenschaft und Wirtschaft für die SPD und hat die Zuständigkeit für Digitalisierung 2021 an Hüskens abgetreten. Unter seiner Ägide hat Sachsen-Anhalt – wiederum für den gesamten Bund – die BAföG-Beantragung digitalisiert. Allerdings, so wie damals vereinbart, nur die Beantragung.
Pragmatisch, konziliant, durchsetzungsfähig
Fragt man ihn nach seiner Kollegin, antwortet Willingmann mit mehr als nur diplomatischer Höflichkeit. "Es ist ein Vorteil, dass mit Lydia Hüskens jemand für die Digitalisierung zuständig ist, die die Studierendenwerke so gut kennt und so auch eine Nähe hat zu hiesigen Hochschuleinrichtungen." Er lobt ihre pragmatische Art, sie sei ebenso konziliant wie durchsetzungsfähig, ohne jemals laut zu werden. "Und das mit den 200 Euro war ein gutes, professionelles Zusammenspiel zwischen ihrem Ministerium und meinem, nachdem das Bundesforschungsministerium die Angelegenheit ziemlich verschleppt hatte."
Ein kleiner Seitenhieb auf Bettina Stark-Watzinger, wie Hüskens Mitglied im Bundespräsidium der FDP – die aber immerhin schließlich den kurzen liberalen Dienstweg nach Sachsen-Anhalt zu nutzen wusste.
Wenn man sich abseits des offiziellen Protokolls in der Magdeburger Politszene umhört, stößt man allerdings auch auf Stimmen, die sagen, Hüskens und ihre Landes-FDP würden noch mit jedem bundespolitischen Streitthema auch in Sachsen-Anhalt eine Welle zu starten versuchen. Und so zupackend und im positiven Sinne ungeduldig Hüskens sei, stelle sie allmählich doch selbst die Diskrepanz fest zwischen den hochfliegenden FDP-Digitalisierungsankündigungen im Wahlkampf – und der real existierenden Umsetzung in einem Bundesland, das etwa beim Breitbandausbau immer noch auf den hinteren Plätzen liege.
Ihr Termin mit dem ministeriumseigenen Logistikbeirat hat offiziell schon vor ein paar Minuten begonnen, als ihr Fahrer im weitläufigen Magdeburger Hafengebiet zwischen Containern, Kränen und Flachbauten auf die Schranke vor dem Gebäude der Hafen GmbH zukurvt, doch die Ministerin lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Sie sagt, natürlich wäre es besser gewesen, wenn man schon vor zwei, drei Jahren nicht nur die BAföG-Beantragung, sondern auch die Bearbeitung der Anträge in den Studierendenwerken digitalisiert hätte, aber da habe, Stichwort Föderalismus "zunächst wohl das vollständige Bild gefehlt." Es klingt nicht wie ein Vorwurf, eher wie eine Feststellung.
„Die Wirtschaft, die Industrie und Logistik
sind längst im digitalen Zeitalter. Die
Verwaltung muss da endlich hinterher“
So wie es auch nach Feststellung klingt, wenn Hüskens hinzufügt, dass man über dieses Thema hoffentlich nächstes Jahr nicht mehr werde reden müssen, weil dann die Komplett-Digitalisierung des BAföG erledigt sei, "nicht nur in Sachsen-Anhalt, sondern überall in Deutschland." Und doch ist auch das nur ein Baustein zu dem, was Hüskens, kurz bevor sie das Jackett wieder anzieht und raus in die Hitze geht, als ihre wichtigste Mission formuliert: die Modernisierung der Verwaltung und die Digitalisierung aller ihrer Leistungen. "Schauen Sie sich doch um", sagt sie, "die Wirtschaft, die Industrie und Logistik sind längst im digitalen Zeitalter. Die Verwaltung muss da endlich hinterher."
For the past centuries, fossil resources served the German economy as the basis for numerous technological innovations facilitating continuous economic growth and prosperity. However, global challenges of the 21 st century such as climate change and depleting resources increasingly uncover the unintended consequences of a fossil-based economy for the social and natural system. One promising strategy to solve these problems is presented by the bio-economy concept which aims to replace fossil resources by bio-based materials stemming from plants, animals, microorganisms and biological waste streams. In this vein, this innovative concept exposes the agri-food sector to a whole set of novel value-added processes, products and services (e.g. bio-energy or bio-based plastics). The success of these innovations ultimately depends on value chain actors' behavioral motivations to adopt them. However, many economic regions still do not fully take advantage of bio-economy innovations which is why it is critical to understand the factors that drive actors in the agri-food value chain to adopt these innovations. Hence, this thesis explores how farmers' and consumers' adoption decisions are affected by their internal behavioral motivations such as their values, beliefs and norms. Moreover, this thesis uses insights from behavioral economics to test nudging strategies to foster the adoption of bio-economy innovations. In order to achieve these objectives, this thesis conducts three empirical studies. The first study assesses the effect of behavioral motivations on farmers' interest in the adoption of bio-economy practices, using the case of the utilization of horticultural by-products. Therefore, a survey with German fruit and vegetable farmers ( N = 96) has been carried out and data have been analyzed in a Structural Equation Model. Findings suggest that pro-environmental values, beliefs and norms are relevant to predict farmers' interest in bio-economy practices. Results further indicate that an ecological worldview is potentially relevant for farmers' perception of contextual conditions aimed to foster the bio-economy. The second study explores systems thinking as a behavioral motivation for consumer intention to buy bio-based products. The study draws upon an online survey ( N = 446) with a between-subject design to situate consumers' level of systems thinking in relation to their altruistic values, an ecological worldview, beliefs and norms as well as intention to buy bio-based products. This study provides empirical evidence that a behavioral task in which consumers reflect on the consequences of their own consumption behavior is successful in activating a systems thinking perspective which, in turn, affects their intention to purchase bio-based products. Moreover, the relationship between systems thinking and purchase intention seems to be mediated by consumers' problem awareness, outcome efficacy and personal norms. The third study investigates the effectiveness of green nudges to increase consumer willingness to pay for bio-based products, using the case of bio-based plastic packaging. The study uses a discrete choice experiment ( N = 1019) with a between-subject-design to activate consumer pro-environmental values, worldviews, beliefs and norms by providing them with nature pictures, reflection questions, information and social proof, respectively. Results indicate that the strongest effects are generated when the nudging strategy matches the characteristic of consumers' cognitive style. The scientific and practical contributions of this thesis are multifold. From a scientific perspective, it extends the widely used value-beliefs-norms theory by contextual factors to understand farmers' interest in bio-economy practices and integrates systems thinking into the seminal norm-activation model to understand consumer intention to purchase bio-based products. In addition, it theoretically explores the interaction between green nudges and individual cognitive styles. Methodologically, this thesis develops and tests a treatment to activate systems thinking. Besides, it adds to existing empirical research by providing evidence for the role of systems thinking, the value-beliefs-norms theory and green nudges in the context of the bio-economy. This thesis, moreover, generates important practical implications for policymakers and industry representatives. In this vein, it presents scientifically sound strategies to speed up the diffusion of innovations, to influence the outcome of innovation-decisions and it shows which values and cognitive paradigms are relevant in the context of the bio-economy. For example, consumers' willingness to pay a price premium for bio-based plastic packaging might encourage companies to invest in this type of packaging. However, as the transition towards a bio-based economy rather depends on changing the underlying beliefs of the value chain actors, this thesis also provides insights about internal values and cognitive paradigms that need to be taught in schools and universities to generate a cultural transition starting with the young generations. ; Im letzten Jahrhundert dienten fossile Ressourcen als Grundlage zahlreicher technologischer Innovationen, die die deutsche Wirtschaft zu kontinuierlichem Wachstum und Wohlstand verholfen haben. Globale Probleme des 21. Jahrhundert, wie zum Beispiel der Klimawandel und das Erschöpfen fossiler Rohstoffe, zeigen allerdings immer mehr die ungewollten Konsequenzen einer fossil-basierten Wirtschaft für die Gesellschaft und Umwelt auf. Eine vielversprechende Strategie, um diese Probleme zu lösen stellt das Bioökonomie-Konzept dar, das darauf abzielt, fossile Ressourcen durch bio-basierte Materialien zu ersetzen. Diese Materialien werden aus Pflanzen, Tieren, Mikroorganismen und biologischem Abfall gewonnen. Das innovative Bioökonomie-Konzept stellt für die Agrar- und Ernährungswirtschaft eine ganze Reihe neuer Prozesse, Produkte und Dienstleistungen bereit (z.B. Bioenergie oder bio-basiertes Plastik). Der Erfolg der Bioökonomie hängt davon ab, ob die Akteure entlang der Wertschöpfungskette motiviert sind, diese Innovationen zu adoptieren. Da das volle wirtschaftliche Potential der Bioökonomie noch nicht ausgenutzt wird, ist es wichtig zu verstehen, welche Faktoren diese Akteure darin beeinflussen Innovationen im Kontext der Bioökonomie zu übernehmen. Daher untersucht diese Arbeit, inwiefern die Adoptionsentscheidung von Konsumenten und Landwirten durch deren innere Verhaltensmotivationen beeinflusst wird, wie z.B. durch ihre Werte, Glaubenssätze und Normen. Zudem nutzt diese Dissertation Erkenntnisse aus der Verhaltensökonomie, um zu testen, ob Nudging-Strategien die Akzeptanz von bioökonomischen Innovationen fördern. Um das Ziel dieser Arbeit zu erreichen, werden drei empirische Studien durchgeführt. Die erste Studie untersucht den Einfluss innerer Verhaltensmotivationen auf das Interesse von Landwirten, landwirtschaftliche Nebenprodukte für die Weiterverarbeitung in der Bioökonomie bereitzustellen. Dafür wurde eine Umfrage mit deutschen Obst- und Gemüsebauern ( N = 96) durchgeführt und anschließend in einem Strukturgleichungsmodell analysiert. Die Ergebnisse legen nahe, dass umweltbewusste Werte, Glaubenssätze und Normen relevant sind, um das Interesse von Landwirten an bioökonomischen Praktiken vorherzusagen. Die Ergebnisse zeigen weiterhin, dass ein ökologisches Weltbild potentiell relevant dafür ist, wie Landwirte die exteren Bedingungen für den Wandel zu einer Bioökonomie wahrnehmen. Die zweite Studie erforscht den Einfluss einer systemischen Denkweise auf die Konsumentenakzeptanz von biobasierten Produkten. Die Studie nutzt ein Online-Experiment ( N = 446) mit einem between-subject Design, um zu verstehen wie systemisches Denken mit altruistischen Werten, einem ökologischen Weltbild, ökologischen Glaubenssätzen und Normen, sowie der Intention biobasierte Produkte zu kaufen, zusammenhängt. Die Ergebnisse signalisieren, dass eine Intervention, die Konsumenten dazu anhält über ihr Konsumverhalten und dessen Konsequenzen nachzudenken, eine systemische Denkweise triggert, die wiederum die Intention stärkt, bio-basierte Produkte zu kaufen. Außerdem zeigen die Ergebnisse, dass der Zusammenhang zwischen systemischem Denken und der Kaufintention durch die Variablen Problembewusstsein, wahrgenommene Ergebniswirksamkeit und die persönlichen Normen des Konsumenten erklärt werden kann. Die dritte Studie untersucht die Effektivität von Nudging-Strategien zur Steigerung der Zahlungsbereitschaft von Konsumenten für bio-basierte Verpackungen. Die Studie nutzt ein diskretes Entscheidungsexperiment ( N = 1019) mit einem between-subject Design. Dabei werden den Konsumenten Naturbilder, Reflexionsfragen, Videos oder normative Informationen dargeboten, um umweltbewusste Werte, Weltbilder, Glaubenssätze und Normen zu aktivieren. Die Ergebnisse zeigen, dass die stärksten Effekte erzielt werden, wenn die Nudging-Strategie zum kognitiven Entscheidungsstil der Konsumenten passt. Der wissenschaftliche und praktische Nutzen der Ergebnisse ist vielfältig. Aus wissenschaftlicher Perspektive erweitert die Arbeit die Value-Belief-Norm Theorie um kontextuelle Faktoren zur Vorhersage des Interesses von Landwirten an bioökonomischen Prozessen. Außerdem integriert sie die Variable des systemischen Denkens in das Norm-Activation Modell, um die Intention biobasierte Produkte zu kaufen besser zu verstehen. Darüber hinaus erforscht die Arbeit den Zusammenhang zwischen Nudging-Strategien und kognitiven Entscheidungsstilen. Aus methodischer Perspektive entwickelt und testet diese Arbeit eine Intervention zur Aktivierung einer systemischen Denkweise. Außerdem liefert die Arbeit empirische Beweise für die Rolle des systemischen Denkens, der Value-Belief-Norm Theorie und Nudging-Strategien im Kontext der Bioökonomie. Diese Dissertation generiert darüber hinaus wichtige praktische Implikationen für politische Entscheidungsträger und Industrievertreter. Sie präsentiert wissenschaftlich fundierte Strategien, um die Verbreitung von Innovationen zu beschleunigen, um Innovationsentscheidungen zu beeinflussen und sie zeigt auf, welche Werte und kognitiven Paradigmen im Kontext der Bioökonomie relevant sind. Zum Beispiel signalisiert die Bereitschaft der Konsumenten einen höheren Preis für bio-basierte Plastikverpackungen zu zahlen, dass Unternehmen in diese Art von Verpackungen investieren könnten. Da der Übergang zu einer bio-basierten Wirtschaft jedoch eher von der Veränderung der zugrunde liegenden Glaubenssätze abhängt, bietet diese Arbeit zudem Erkenntnisse über interne Werte und kognitive Paradigmen, die in Schulen und Universitäten gelehrt werden sollten, um einen kulturellen Wandel anzustoßen.
Fünfundzwanzig Jahre lang, von 1993 bis 2018, wirkte Sergio Morabito, der zur Saison 2020/2021 an die Wiener Staatsoper wechselt, als Dramaturg an der Staatsoper Stuttgart; ebenso lange inszeniert er bereits im Team mit dem Regisseur Jossi Wieler, in Stuttgart wie auch anderswo. Der vorliegende Band, der Texte Morabitos eben jener fünfundzwanzig Jahre versammelt, widersetzt sich einer Lektüre als biographische Chronologie oder Entwicklungsbogen einer Ästhetik – ungeachtet der Tatsache, dass ästhetische Entscheidungen aus den Arbeiten der 1990er Jahre, vielfach entstanden in Zusammenarbeit mit der Bühnenbildnerin Anna Viebrock, inzwischen in den Mainstream europäischer Regieästhetik eingegangen sind. Dies mag sich in erkennbaren visuellen Versatzstücken oder szenischen Verfahren niederschlagen, ihr Ausgangspunkt ist indessen vielmehr eine Haltung, zum eigenen Handwerk wie zum Material, die der Autor hier vorzuführen vermag. Die versammelten Texte ermöglichen konzentrierte Einblicke in das Denken und Arbeiten Morabitos. Obschon viele der Texte aus Programmbüchern stammen, sind sie eben kein Reigen zitierfähiger Feuilletonperlen. Sie erlauben ein Nachvollziehen von Arbeitsprozessen und Entscheidungen in Hinblick auf eine zeitgenössische Produktionsdramaturgie im Musiktheater – was bereits für sich als Verdienst gelten könnte –, gehen aber gerade in der Offenlegung ihres argumentativen Unterbaus darüber hinaus und sind im wiederkehrenden Befragen der eigenen Arbeitsbedingungen und Verortung auch eine grundsätzliche Auseinandersetzung mit Theatermachen. Die Spezifik des Musiktheaters, das für Morabito an eine Partitur und ihre Struktur gebunden ist, begünstigt eine solche Politik der Haltung zusätzlich. Der Band ist in drei Abschnitte gegliedert: zunächst ein allgemeinerer Auftakt, der das Terrain absteckt, dann eine Sammlung produktionsbezogener Texte, die sich mit Aspekten einzelner Opern beschäftigen, und schließlich ein Quartett übergreifender Essays, die Stoffe und Motive detailliert und kontextreich diskutieren. Morabito stellt ein knappes Vorwort voran, in dem er den ästhetischen Grundsatz des Verhaltens zu einer Vorlage an einem Zitat Richard Wagners zu Wilhelmine Schröder-Devrient illustriert: Der ästhetische Mehrwert, den Oper schaffen könne, liege in ihrer szenischen Umsetzung. Die drei sehr dicht formulierten Texte des ersten Teils, die sich zu aktuellen Debatten der titelgebenden 'Opernarbeit' aus dramaturgischer Sicht positionieren, sind im Ton programmatisch. Ihnen folgt ein notiertes Gespräch zwischen Morabito, Wieler und Albrecht Thiemann, das 2016 in Stuttgart stattfand und einige der zuvor formulierten Grundsatzthesen – etwa zur Arbeit mit Sänger*innen und zum Umgang mit der Historizität des Repertoires – an konkreten Beispielen veranschaulicht und auch Einblicke in Morabitos künstlerische Entwicklung erlaubt. Der Autor, das wird schnell deutlich, argumentiert präzise, belesen und mit Lust an der Auseinandersetzung. Die Frage, ob Opernregie deutlich sein müsse, kontrastiert er etwa mit der Definition aus dem Grimmschen Wörterbuch und markiert bereits an dieser Stelle die Größen sinnlicher und intellektueller Wahrnehmung, die bei der Lektüre immer wieder ins Auge springen werden. Was auch hier – zunächst Wagner, nun die Grimms – bereits auffällt, ist die Technik, eigene Positionen durch Zitate Anderer vorzuführen: eine argumentierende Sprezzatura, die auch beim Lesen Spaß macht. Einer dogmatischen Vereindeutigung stellt Morabito die von den Grimms als "mannigfaltig" (S. 9) beschriebene Deutlichkeit gegenüber und hebelt so en passant, quer zur Feuilletondebatte, die Dichotomie von Regietheater und sogenannter Werktreue aus, die als abstrakter Schaukampf mehr mit Ideologie als mit konkreter Theaterarbeit zu tun habe: Darstellungstechniken eines unpsychologischen Theaters würden nicht notwendigerweise vor "biederer Psychologisierung" (S. 17) feien, man könne andererseits mit den Mitteln einer "sogenannten psychologischen Schauspielerführung" (S. 17) auch anderes Theater machen. Worauf es jedes Mal ankomme, sei "einen Punkt jenseits der eigenen Ästhetik zu erreichen" (S. 17), womit einer visuell wiedererkennbaren Ästhetik als Selbstzweck bereits eine Absage erteilt wird. Diese Überlegung setzt sich fort in Ausführungen zur Spielplangestaltung als zentralem dramaturgischen Arbeitsfeld, etwa in dem Argument, dass ein Spielzeitmotto die Individualität ästhetischer Positionen –die zu ermöglichen für Morabito zu den Kernaufgaben des Stadt- und Staatstheaterbetriebs gehört– eher einebne in Hinblick auf eine Prämisse, statt jenes "Mannigfaltige" und damit auch die Unberechenbarkeit und Uneindeutigkeit künstlerischer Prozesse und ihrer Ergebnisse ins Zentrum zu stellen. Morabito führt bereits an dieser Stelle Walter Benjamins Begriff der Monade an, der sich gut auf die im zweiten Abschnitt des Buches versammelten produktionsbezogenen Texte anwenden lässt, die den Großteil der knapp 400 Seiten beanspruchen. Dass es die Aufgabe von Opernregie sei, die Widersprüche einer Partitur zu artikulieren und historisches Material, unabhängig von einer Autor*innenintention, wieder zum Sprechen zu bringen, lässt sich auch diesen produktionsbezogenen Miniaturen voranstellen, die unterschiedliche Aspekte hervorheben und ihre historischen Kontexte einbetten. Immer wieder erlebbar ist die philologische Genauigkeit in der präzisen Auffächerung von Materialien, die dann szenische Lesarten ermöglichen. Wer einige der Produktionen zu den hier versammelten zweiundzwanzig Texten kennt, kann mit zusätzlichem Gewinn im dramaturgischen Unterbau dieser Arbeiten schmökern. Kernrepertoire und Raritäten – Barock, klassische Moderne und immer wieder Belcanto – finden sich hier versammelt, wobei die Lese- und Arbeitstechniken sich zwischen hermeneutischer Werkimmanenz in Partitur- und Librettoanalyse und komparatistischer Kontextualisierung bewegen. Dies ist gut nachvollziehbar etwa am Text zum Rheingold, der dem Umgang mit Freia musikalisch und szenisch nachspürt und in der Sequenz ihrer Vermessung, und damit ihrer Objektivierung, eine ethische Problematisierung künstlerischen Schaffens beschreibt. Das Beleuchten eher marginaler Perspektiven – hier Fasolts affektiver Haltung – ist ein Plus vieler dieser Miniaturen, die Altbekanntes neu durchdenkbar machen. Später, in der Reflexion über die gemeinsame Arbeit mit Anna Viebrock und das gestalterische Potenzial ihre Bühnenräume, geht es um "das vom Aufmerksamkeitsradius zuvor nicht Erfasste" als Kristallisationspunkt (S. 279); das ließe sich auch für diese Texte als Prinzip ansetzen. Die Überlegungen zu La clemenza di Tito gehen anhand der Figur der Vitellia als aus der Zeit gefallener Tragödin dem Widerspruch zwischen der opera seria in der absolutistischen Prägung Metastasios und der späten Vertonung dieses Librettos durch Mozart nach. Im Zentrum stehe eine Transformation von Macht, die auch das Theater des 17. Jahrhunderts als "kollektiven, politischen Echoraum" (S. 46) betreffe. Die Verstrickung von Handlung und Meta-Ebene – eine Dramaturgie, die auf der Handlungsebene die eigenen Mechanismen thematisiert – ist eine weitere Dynamik, die Morabito wiederholt beleuchtet, so auch in seinen Ausführungen zu Tristan und Isolde. Einer der interessantesten Texte befasst sich mit Martín y Solers Una cosa rara (1786), einer Oper, die Lorenzo da Ponte als Librettisten aufweisen kann. Hier wird ebenfalls eine Zeitspanne für die Reflexion fruchtbar gemacht, jedoch nicht der Zeitraum zwischen Librettoentstehung und Vertonung (einer durch Caterino Mazzolà vorgenommenen Überarbeitung) wie bei La clemenza di Tito, sondern zwischen Stückvorlage und Librettoentstehung. Morabito spürt diesen Stückvorlagen – zunächst Luis Veléz de Gueveras La Luna de la Sierra aus den 1620er Jahren, dann Juvenals satirischem Oeuvre, das im Titel referenziert wird – nach und nutzt die verschiedenen Zeithorizonte, um Sitten- und Gesellschaftsvorstellungen und ihre Reibungsflächen sichtbar zu machen. Morabito arbeitet heraus, wie das Bergidyll der Vorlage in da Pontes Libretto einer urbanen Sozialhegemonie weicht. Der Plot um die Bäuerin Lilla, die sich gegen die Avancen zweier sozial höhergestellter Männer – des Infanten Giovanni und des Oberstallmeisters Corrado, beide mit einem Zugang zum staatlichen Gewaltmonopol ausgestattet – zur Wehr setzt und schließlich von der Königin Isabella, und damit der höchsten Verkörperung ebenjener repressiven Gewalt, als dea ex machina ins private Glück gehievt wird, wird so zum Knotenpunkt einer Betrachtung von spätabsolutistischer Geschlechterpolitik, Klassengefälle, kleinbürgerlichem Habitus und ideengeschichtlicher Bezugsgrößen. Theaterwissenschaftlich lohnenswert ist dieser Essay auch in seiner Beschreibung von Theater als Kunst des Zwischenraumes. Auch dies ist ein Bild, das im Laufe des Bandes mehrfach auftaucht und sich als Denkfigur vor allen Dingen zu den Texten, die sich mit Belcanto-Opern befassen, in Verbindung bringen lässt: Deren so zentral nicht-realistisches, "nicht-lineares" (S. 28) Erzählen eröffnet die Möglichkeit, inszenatorisch genau solche Zwischenräume zu schaffen. Auch einer der längeren Essays im dritten Abschnitt des Bandes, zum Repertoire Giuditta Pastas, kreist um die Spezifik von Belcanto-Dramaturgie. Ein Kabinettstückchen sind die "Kommentare zu Bellinis Norma", einer Oper, die ebenfalls noch dem Belcanto zuzurechnen und ein Kernwerk des Repertoires ist. Morabito kreiert hier einen ebensolchen "nicht-linearen" Zwischenraum, indem er die Kulte, die das Libretto von Felice Romani durchziehen – den von Norma praktizierten Kult der Mondgöttin und den von den Galliern besungenen Kult des Kriegsgottes Irminsul – als ungleichzeitige Weltalter beschreibt. Über die Dramenvorlage von Alexandre Soumet geht Morabito weiter zurück. Er behandelt François-René de Chateaubriands Les martyrs, um dann anhand früh- und hochmittelalterlicher Belege der Etymologie Irminsuls nachzuspüren und zeigt schließlich, mit Bezug auf Johann Jakob Bachofen, Norma als einen gynaitokratischen Gegenentwurf auf, der von späteren, romantischen Rezeptionen überlagert worden sei. Es sind diese dantesk anmutenden Gänge durch feinste Verästelungen, die jenseits strikter Wissenschaftsprosa Perspektiven für eine breitere theaterwissenschaftliche Betrachtung inspirieren. Als Leittext der produktionsbezogenen Monaden, der die schon angesprochene Verknüpfung von Inhalt und Meta-Reflexion vornimmt, kann Morabitos Auseinandersetzung mit Schönbergs Moses und Aron gelten. Ausgehend von der Figur Arons, der als Vermittler eine Scharnierfunktion zwischen Moses und Volk innehat, bezieht Morabito sich hier – in einem Nachdenken zwischen Dramaturgie und Philosophie – erneut auf Benjamin und dessen "Übersetzertext" und stellt anhand von Arons Wunderwirken ein "Denken der Verwandlung" (S. 129) einer fundamentalistischen Fixierung gegenüber, womit er auf einer zweiten Ebene auch die eigene Regietätigkeit als Vermittlungsebene zwischen Werk und Inszenierung in Form einer Verwandlung diskutiert: Die Opernform sei auf die Notwendigkeit der theatralischen Vermittlung angewiesen. Den Begriff der Verwandlung, als Transformation des eigenen Blicks durch ein "Vexierspiel zwischen den Diskursordnungen" (S. 279), steht auch der Hommage an das Schaffen Anna Viebrocks nahe, das hier mit konkreten Beispielen aus der gemeinsamen Theaterarbeit sehr gut fassbar wird. Dieses längere Kapitel mit dem sehr schönen Titel Wahnzimmer bildet den Auftakt für den abschließenden, dritten Abschnitt des Bandes. Die verbleibenden Texte befassen sich mit Dramaturgien des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts (Jommelli und Saverio Mattei, Belcanto und Giuditta Pasta) und mit dem komplexen, vielfach von antisemitischen Stereotypen durchzogenen Quellenkorpus zu Halévys La Juive, gegen dessen kategorisches Verdrängen Morabito sich stellt, um stattdessen gerade durch die Widersprüchlichkeit und Ambivalenz der Texte einen fortwirkenden Antisemitismus diskutieren zu können. Morabitos stupende Materialkenntnis und Genauigkeit in der von ihm immer wieder thematisierten 'Vermittlungsarbeit', die seine hier versammelten Texte durchziehen, lassen sich mit einem früh im Band auftauchenden Zitat Klaus Zeheleins zu Morabitos Anfangsjahren kommentieren, das Albrecht Thiemann wiedergibt: "es gebe da einen jungen Dramaturgen, der alles wisse" (S. 26). Stellenweise wünscht man sich beim Lesen ein wissenschaftliches Layout mit Fußnoten, das einen leichteren Zugriff auf die Übersetzung der zahlreichen Zitate in Originalsprache ermöglichen würde, ohne durch das Nachschlagen in den Endnoten im Lesen unterbrochen zu werden. Die präzise philologische Arbeit ist ohnehin als wissenschaftlich rezipierbar, freilich mit der Perspektivverschiebung, dass die Wissenschaft einer Partitur keine konzise szenische Erzählung abzuringen hat. Umso beeindruckender ist dieser nachhaltige Einblick in eine Musiktheaterästhetik, die eben keine vorgefasste ist, sondern sich auf jedes Werk, mit abgeschnittenen Rezeptionszöpfen, vorbehaltlos einzulassen versucht – als eine ästhetische Haltung quer zu erkennbaren Ästhetiken. Dass Morabito deutlich formuliert, dass Oper sich durch Kollaboration auszeichne, in der es nicht darum gehe, ein Konzept durchzudrücken, sondern mit Sänger*innen gemeinsam zu gestalten, soll an dieser Stelle nochmals explizit Erwähnung finden. Morabito plädiert aus der für ihn sinnfälligen künstlerischen Praxis heraus für eine "Verabschiedung des traditionellen Machtdiskurses" (S. 17), der bis heute das Musiktheater dominiere. Nicht die Verwirklichung der künstlerischen Vision einer Einzelperson auf Kosten aller anderen sei erstrebenswert, sondern vielmehr müsse die Multiplizierung und Dezentralisierung der Verantwortlichkeiten als Chance begriffen werden. Immer wieder sind es, auch an dieser Stelle, die Sänger*innen, die hier als Partner*innen in der szenischen Umsetzung beschrieben werden: Wie umfassend die dramaturgische Vorbereitung auch sei, man müsse immer bereit sein, sie in der Zusammenarbeit mit den Sänger*innen aufs Spiel zu setzen. Die Langlebigkeit der Ergebnisse dieser Haltung – die Stuttgarter Alcina von 1998 etwa war 2018 wieder im Spielplan zu finden, unverändert präzise und aktuell – stützen Morabitos Arbeitsweise. Macht man einen Schritt zurück bei der Lektüre dieses Buches und betrachtet die theoretischen Fixsterne, die immer wieder in Rahmungen aufscheinen, so kommt Benjamin sicherlich das meiste Gewicht zu. Auch Adorno ist eine stetige Referenzgröße. Alexander Kluge und Heiner Müller, Kleist, Heine und Fabri blitzen auf, ebenso Koselleck und Francesco Busoni. Musik- und Theaterwissenschaftler*innen – Morabito hat Angewandte Theaterwissenschaft studiert – werden insbesondere etablierte Fachvertreter*innen, häufig des Frankfurter Umfelds, wiedererkennen: Hans-Thies Lehmann und Günther Heeg, Sieghart Döhring und Anna Amalie Abert. Hier wird Morabitos eigener Kontext erfahrbar, das Erarbeiten seines Handwerks unter Michael Giehlen in der Ära Ruth Berghaus an der Oper Frankfurt der 1980er Jahre unter dem Einfluss der Frankfurter Schule. Das lädt zum Nachdenken darüber ein, wie sich eine Rezeption des Monaden-Begriffs nach Rudolf Münz und dessen Auseinandersetzung mit der Historizität leiblicher Ausdrucksformen einfügen würde. Auch die Belcantoforschungen von Heather Hadlock und Naomi André oder Butlers Phänomenologie-Rezeption würden Anschlusspunkte bieten. Eine der in diesem Zusammenhang treffendsten Beschreibungen des Arbeitens Morabitos, die an dieser Stelle den Schlusspunkt setzen soll, findet sich erneut im Text zu Anna Viebrocks Räumen: Die Frage der Inszenierungsarbeit sei nicht "Wie lösen wir das?" sondern "Worum geht es?" (S. 280).
Diese Dissertation basiert auf einer auf den Menschen bezogenen, multidimensionalen Betrachtung von Entwicklung. Sie soll empirisch Übereinstimmungen und Determinanten der Gesundheit von Kindern in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen analysieren. Der erste Essay – mit verfasst von Stephan Klasen - wendet bivariate Cluster Analyse an, um die Beziehung der Verbesserungen verschiedener Gesundheits- und Bildungsindikatoren der Millennium Development Goals (MDG) zu untersuchen. Die MDGs beinhalten Schlüsselaspekte des menschlichen Wohlbefindens und sollten daher eng miteinander verkoppelt sein. Trotz der substantiellen theoretischen Grundlage für enorme Synergien zwischen MDG Zielen, ist die empirische Heterogenität der Kopplung der Prozesse zwischen verschiedenen MDGs erheblich groß. Die zentrale Fragestellung des ersten Essays dieser Dissertation ist daher, ob klare Gruppen eben jener Länder ausgemacht werden können, in denen derartige Synergien existieren (und in denen diese nicht existieren), und was die Zugehörigkeit in derartigen Gruppen treibt. Unser Beitrag ist, den MDG Fortschritt durch Indikatoren relativer Leistung zu definieren. Diese bezeichnen die Änderungsrate, die die empirisch "erwartete" Änderungsrate bei gegebenen ursprünglichen Bedingungen übersteigt. Diese Maßnahme erlaubt es uns für den unterschiedlichen Grad an Ambition impliziert durch die MDGs bei Ländern mit unterschiedlichen Ausgangslagen zu kontrollieren und lässt uns im Grunde fragen ob Länder, die außerordentlichen Fortschritt bei der Erreichung von MDGs gemacht haben, von Synergien profitiert haben. Indem wir die Cluster Analyse auf diese Indikatoren der relativen Leistung in Bezug auf verschiedene MDG Indikatoren für Gesundheit und Bildung anwenden konnten wir jene Länder, in denen sich Indikatoren in die selbe Richtung ("gute" oder "schlechte" Performer) bewegten, von solchen Ländern unterscheiden, bei denen sich Indikatoren in unterschiedliche Richtungen ("partielle" Performer) bewegten. Unsere Ergebnisse legen nahe, dass Synergien existieren, diese jedoch nur bei einer eingeschränkten Gruppe von Ländern auftreten (die "guten" Performer, die mit Fortschritt einhergehen und die "schlechten" Performer, die mit Rückschritt einhergehen). Andererseits können wir zeigen, dass bei einer beträchtlichen Anzahl an Ländern Synergien schwach oder abwesend sind, was zu umgekehrten Bewegungen im MDG Fortschritt bei mindestens einem oder zwei Paaren von nicht einkommensbezogenen MDG Indikatoren führt. Unsere Regressionsergebnisse zeigen, dass diese partielle Performance gut durch steigende Ungleichheit und niedrige institutionelle Qualität erklärt wird. Andererseits kann Wirtschaftswachstum, welches als die robusteste Determinante der Cluster-Zugehörigkeit erscheint, insbesondere gute von schlechten Performern unterscheiden. Der zweite Essay - in alleiniger Urheberschaft - analysiert die kurz- und langfristigen Determinanten von Errungenschaften bei der Gesundheit von Kindern unter Verwendung von Längsschnittsdaten aus Indonesien. Basierend auf dem analytischen Ansatz von Mosley und Chen (1984), werden insbesondere die Effekte einer Reihe von kindspezifischer, Haushalts- und Gemeindecharakteristika auf den Ernährungszustand von Kindern, gemessen in height-for age z-scores, betrachtet. Der besondere Beitrag dieser Studie ist die Verwendung von Paneldaten auf der Mikro-Ebene und einer Methodologie (dem Mundlak-Ansatz für fixe Haushalteffekte), die robuste und unverzerrte Schätzungen liefert. Desweiteren ermöglicht sie die Identificationkurz- und langfristiger Effekte unmittelbarer und sozioökonomischer Determinanten der Gesundheit von und trägt so zur bestehenden Literatur bei. Die Ergebnisse legen nahe, dass mütterliche Bildung einen positiven und langfristigen Einfluss auf die Gesundheit von Kindern hat. Dies zeigt sich teilweise in reproduktivem Verhalten und wird teilweise durch Praktiken im Umgang mit Kindern (d.h. Stillen) vermittelt. Andererseits zeigt sich kein langfristiger Effekt von Einkommen, obgleich temporäre Einkommenssteigerungen zu höheren Ausgaben und somit zu einer Verbessereung des Eernährungsstatus führen., Hierbei zeigt nur der Erwerb und die Verwendung von Vorleistungsgütern der Gesundheitsproduktion wie einer verbesserten Hygieneinfrastruktur einen ausgeprägten und signifikanten Einfluss auf die Gesundheit von Kindern. Insgesamt implizieren die Ergebnisse, dass eine Politik der Linderung von Einkommensarmut ergänzt durch Investitionen in grundlegende Gesundheitsinfrastruktur erheblich dazu beitragen, die Gesundheit von Kindern zu verbessern. Da der Zusammenhangzwischen der Bildung von Müttern, Praktiken der Kindesernährung und der Gesundheit von Kindern stark ausgeprägt ist, könnten auch Strategien, die die Qualität von Bildung erhöhen, den Ernährungszustand von Kindern verbessern. Der dritte Essay - in alleiniger Urheberschaft - untersucht die Auswirkungen des Ernährungszustandes auf den Bildungserfolg. Dabei werden Paneldaten auf der Miko-Ebene aus Indonesien verwendet. Außerdem wird eine Spezifikation mit Mutter-Fixed Effects, die durch einen Instrumentalvariablen-Ansatz erweitert wird, verwendet um für mögliche Korrelationen zwischen verschiedenen Komponenten des Fehlerterms und der unabhängigen Variable zu kontrollieren. Wir nutzen Flächenbrände, die im Jahr 1997 in Inodensien zu einer Dürre führten, und Variation zwischen Geschwistern und identifizieren so den Effekt des Ernährungszustands in den frühen Lebensmonaten auf den späteren Bildungserfolg. Schätzungen zeigen, dass Gesundheitskapital (gemessen in height-for-age z-scores in der Kindheit) die Anzahl an abgeschlossenen Schuljahren und das Ergebnis bei kognitiven Testes signifikant positiv beeinflusst. Dies impliziert, dass von einer politischen Perspektive aus Zielsetzungen im Bereich Schule und Ernährung nicht als rivalisierend betrachtet werden sollten, sondern eng miteinander verzahnt sind. Daher konkurrieren finanzielle Ressourcen, die der Kindesernährung gewidmet sind, nicht unbedingt mit solchen für Bildungszwecke. Im Gegensatz könnten sie - wie in diesem Essay beschrieben - als eine kosteneffizientere Art betrachtet werden, gegenwärtige und zukünftige sozio-ökonomische Entwicklung anzuheben. ; This dissertation, which is grounded on a human-centred and multidimensional vision of development, aims at analyzing empirically the correlates and determinants of child health in low and middle income countries. The first essay, co-authored with Stephan Klasen, applies bivariate cluster analysis to study the relationship of improvement in different health and education indicators of the Millennium Development Goals (MDGs). The MDGs represent key aspects of human well-being, and as such, they should be closely interlinked. Nevertheless, despite the substantial theoretical case for large synergies between MDG goals, empirically the heterogeneity of the linkage of progress across different MDGs can be quite substantial. The central research question in the first essay of this thesis is therefore whether one can identify clear clusters of countries where such synergies exist (and those where they do not exist), and what drives membership in these clusters. Our particular contribution is to define MDG progress in terms of relative performance indicators which describe the rate of change that exceeds the empirically 'expected' rate of change, given initial conditions. Such a measure allows us to control for the different level of ambition implied by the MDGs for countries with different initial conditions and essentially ask whether countries that succeeded in achieving extraordinary progress in MDG achievements were benefiting from synergies or not By applying cluster analysis to these indicators of relative performance on different health and education MDG indicators we are able to distinguish countries where the pair of indicators move in the same direction ('good' or 'bad' performers) from countries where the pair of indicators moved in opposite directions ('partial' performers). Our results suggest that there are synergies, but these only apply to a restricted group of countries (the 'good' performers where progress goes hand in hand, and the 'bad performers' where regress goes hand-in-hand). On the other hand, we find that in a sizable number of countries synergies are weak or absent, leading to contrary movements in MDG progress at least in one or two pairs of non-income MDG indicators. As our regression results show this partial performance is largely explained by rising inequality and low institutional quality. On the other hand, economic growth, which seems to be the most robust determinant of cluster membership, is particularly able to distinguish the good from bad performers. The second essay, in single authorship, analyzes the short and long term determinants of child health achievements, using longitudinal survey data from Indonesia. In particular, based on the analytical framework proposed by Mosley and Chen (1984), this essay investigates the effects of a set of child-specific, household and community characteristics on child nutritional status, measured by her height-for-age z-scores. The particular contribution of this study is the use of micro-level panel data and of a methodology (i.e. the Mundlak approach of household-average fixed effects) which not only delivers robust and unbiased estimates but also allows me to contribute to prior literature by identifying the short and long term effects of proximate and socio-economic determinants of child health. Results suggest that maternal education has a positive and long term effect on child health which is partly reflected in reproductive behaviour and partly conveyed through child caring practices (i.e. breastfeeding). On the other hand, while temporal increases in income allow for improved expenditure capacity and therefore to better nutritional status, there isn't any long term effect of income, apart from the one that is conveyed through the acquisition and use of the intermediate inputs such as improved sanitation infrastructure which strongly and significantly affect child health status. Overall, the findings imply that income poverty-alleviating policies complemented with investment in basic health infrastructure might strongly contribute to improving children health conditions, Also, as the linkages between maternal education, child nurturing practices and child health are found to be particularly strong, policies which are aimed at enhancing the quality of education can remarkably improve the nutritional status of children. The third essay, on single authorship, examines the effect of nutritional status on subsequent educational achievements, using micro level panel data from Indonesia and applying a maternal fixed effect specification augmented by an instrumental variables estimator in order to control for possible correlation between some of the components of the error term and the main independent variable. Differences in nutritional status between siblings are identified by using exposure in the earliest months of life to the drought associated with the Indonesian wildfires of late 1997. Estimation results show that health capital (measured by height-for-age z-scores at childhood) significantly and positively affects the number of completed grades of schooling and the score on cognitive test. This imply that from a policy perspective, school and nutrition objectives should not be seen as competing goals but are closely interlinked. Therefore, financial resources devoted to child nutrition policies do not necessarily compete with those for the education agenda; instead, as implied in this essay, they can be regarded as a more cost effective way to raise present and future socio-economic development.
Ernst Ferdinand Ströter (1846-1922) stammt aus einem reformierten Elternhaus in Barmen. Während seines Theologiestudiums wurde er nachhaltig geprägt von Johann Tobias Beck (1804-1878). Ströter übernahm unter anderem dessen Hermeneutik einer ausgeprägten Schriftbezogenheit, den Ansatz einer wachsenden Offenbarung innerhalb der Schrift und eine ausdifferenzierte zukünftig-heilsgeschichtliche Eschatologie prämillenniaristischer Lesart. Als Hauslehrer einer amerikanischen Familie in Paris konvertierte Ströter zum Methodismus und wanderte 1869 in die USA aus. Dort wirkte er zunächst als Hilfsprediger an der Ostküste unter dem Dach des deutschsprachigen bischöflichen Methodismus und anschließend – mittlerweile verheiratet – als Pionierprediger in Texas. Neben seinen pastoralen Tätigkeiten intendierte er dort die Vereinigung der Bischöflich-methodistischen Kirche mit der Bischöflich-methodistischen Kirche des Südens, gründete eine Schule und unterstützte literarisch die damalige Temperenzbewegung. 1879 wurde er mit dem dispensationalistischen Prämillenniarismus John Nelson Darbys (1800-1882) bekannt. Von Darby übernahm Ströter – in Ergänzung zu Becks Einflüssen – besonders das kirchenkritische Gemeindeverständnis, eine ausgeprägte Erwartung der Wiederkunft Christi, die Entrückungsvorstellung der Gemeinde und die theologisch-heilsgeschichtliche Unterscheidung von Gemeinde und Israel. Allerdings schloss sich Ströter nicht – ebenso wenig wie die dispensationalistisch-prämillenniaristische Bewegung seiner Zeit im Ganzen – der Brüderbewegung und einer von Darby geforderten Lösung von der eigenen Denomination an. Innerhalb des deutschsprachigen bischöflichen Methodismus versuchte Ströter, den dispensationalistischen Prämillenniarismus mit seinen gemeindetheologischen Ableitungen bekanntzumachen. Doch wurden seine Lehransichten dort 1881 verurteilt, was Ströter zur inneren Entfremdung von seiner Kirche führte. Er wirkte noch bis 1884 als Prediger in Minnesota, ging dann als theologischer Lehrer an eine methodistische Hochschule (1884-1890) und schließlich als Professor für Latein an die Universität von Denver (1890-1894). Außerhalb des Methodismus propagierte Ströter weiterhin den dispensationalistischen Prämillenniarismus literarisch und durch Vorträge, etwa auf der Niagara Bible Conference. Anschließend gab Ströter jede Form von Festanstellung auf und wirkte 1894-1899 als freier Prediger gemeinsam mit Clemens Arno Gäbelein unter Juden in New York. Ströters und Gäbeleins Hope of Israel Mission vertrat den Ansatz, Judenchristen nicht aus ihrer national-jüdischen Existenz zu lösen, sondern in Toraobservanz zu belassen. Nach einer ersten Europareise 1896 im Auftrag der Hope of Israel Mission kehrte Ströter 1897 als Judenmissionar und freier Prediger nach Europa zurück. Hier unternahm er zahlreiche Vortragsreisen nach Osteuropa, insbesondere nach Russland, und gründete eine eigene Gesellschaft, die die Ansiedlung von Judenchristen im damaligen Palästina unterstützte. Leidenschaftlich unterstützte er auch den politischen Zionismus. Daneben wirkte er als vielgefragter Redner auf zahlreichen Plattformen der damaligen neueren deutschen Erweckungsbewegung, besonders auf den Blankenburger Allianz-, den Tersteegensruh- und den Harzkonferenzen, in Gemeinschaften und in freien Gemeinden. Auch in Europa verfocht Ströter den Prämillenniarismus sowie sein Gemeindeverständnis, wonach die Gemeinde keine institutionelle Größe, sondern von Gott erwählt sei, nach ihrer Entrückung an Christi zukünftigem Heilsschaffen mitzuwirken. 1908 wurde seine Theologie von der Blankenburger Allianz und der Gnadauer Gemeinschaftsbewegung abgelehnt. Ströter hatte mittlerweile seine eigene reformierte Prägung transformiert und in Verknüpfung mit Prämillenniarismus, Israeltheologie und Gemeindeverständnis zu einer Allversöhnungslehre weiterentwickelt. Diese vertrat er durch weitere zahlreiche Vorträge, mit seiner Zeitschrift Das Prophetische Wort (seit 1907) und durch weitere Veröffentlichungen. Auch Ströters Allversöhnungslehre wurde im Raum der neueren deutschen Erweckungsbewegung in einem literarisch geführten Streit fast überwiegend abgewiesen und vertiefte seine theologische Isolierung. 1912 siedelte Ströter in die Schweiz über – sein Schwiegersohn John Louis Nuelsen (1867-1946) – war dort methodistischer Bischof geworden. Der Erste Weltkrieg unterband die Reisen nach Russland und beeinträchtigte die Vortragstätigkeit in Deutschland. Nach dem Krieg und bis zu seinem Tod in Zürich versuchte Ströter noch einmal verstärkt in Deutschland theologisch Fuß zu fassen, fand mit seinen Lehransichten aber nur bei Einzelpersonen und in kleineren Zirkeln Gehör. Ströter darf als markantester Vertreter des dispensationalistischen Prämillenniarismus innerhalb des deutschsprachigen Methodismus in den USA und innerhalb der neueren deutschen Erweckungsbewegung gelten. Sein Ziel, diesem eine größere Bekanntheit zu verschaffen, hat Ströter jedoch nicht erreicht. Heute lebt Ströters theologisch-heilsgeschichtliches Erbe, dessen theologische Spitze und Summe sich in der Allversöhnungslehre findet, bei kleinen, in der Regel nicht institutionalisierten Gruppierungen fort. Zu würdigen bleiben Ströters Rolle innerhalb des deutschsprachigen Methodismus besonders in den USA und innerhalb der neueren deutschen Erweckungsbewegung, sein Beitrag zur Geschichte der Judenmission, manche seiner theologischen Impulse wie beispielsweise seine aus seiner Israeltheologie resultierende Erwählungslehre, die Einfluss auf Karl Barths (1886-1968) Erwählungslehre genommen hat, sowie seine wache Zeitzeugenschaft, die ihn bereits 1921 vor dem – von ihm so genannten – "Hakenkreuz-Antisemitismus" warnen ließ. ; Ernst Ferdinand Ströter (1846-1922) was born in a Reformed household in Barmen. During his theological studies he was significantly influenced by Johann Tobias Beck (1804-1878). Among other things Ströter adopted Beck's hermeneutics, which were characterized by a literal interpretation of the text, a belief in the growing revelation within the Scriptures, and a distinctive futurist, redemptive-historical and premillennial eschatology. As a tutor in the household of an American family in Paris, Ströter converted to Methodism and immigrated to the United States in 1869. There he initially worked on the East Coast as assistant preacher under the auspices of German-speaking Episcopalian Methodism, and thereafter (now married) he worked in Texas as a pioneer preacher. Besides his pastoral duties, he worked towards the unification of the Episcopalian Methodist Church with the Southern Episcopalian Methodist Church, founded a school, and gave literary support to the temperance movement. In 1879 he became familiar with the dispensational premillennialism John Nelson Darby (1800-1882). From Darby (and aided by the earlier influence from Beck) Ströter adopted a church-critical ecclesiology, a pronounced expectation of the Second Coming of Christ, a belief in the rapture of the Church, and a redemptive-historical distinction between Israel and the Church. Along with the rest of the dispensational premillennial movement of his time, Ströter did not associate with the Brethren movement, which was the denominational solution that Darby really wanted. Ströter attempted make dispensational premillennialism more well-known within the German-speaking Episcopalian Methodism. However, his doctrinal views were condemned in 1881. This event caused Ströter to distance himself from his church. However, he continued to worked as a preacher until 1884 in Minnesota, and then went to the Methodist seminary as a theological teacher (1884-1890) and finally as professor of Latin at the University of Denver (1890-1894). Outside of Methodism, Ströter further propagated dispensational premillennialism through his writings and lectures, including lectures at the Niagara Bible Conference. Thereafter, Ströter gave up any permanent positions and worked, together with Clemens Arno Gäbelein, as an itinerant preacher among Jews in New York between 1894-1899. Ströter's and Gäbelein's efforts took place under the banner of Hope of Israel Mission and were not intended to relieve Jewish Christians their national Jewish existence but to let them remain in their observance of the Tora. At the behest of the Hope of Israel Mission, Ströter traveled to Europe in 1896 and returned to Europe again in 1897 as missionary to Jews as an itinerant preacher. There he was sent numerous times to Eastern Europe, including frequent trips to Russia, and founded several fellowships that supported colonies of Jewish Christians in Palestine. He also passionately supported political Zionism. In addition, he was a much sought-after speaker on numerous platforms of the then newer German revival movements, especially for the Blankenburg Alliance, the conferences of Tersteegensruh and many others. He also frequently spoke at fellowships and free churches. In Europe, Ströter worked to spread is views regarding premillennialism and ecclesiology – an ecclesiology that taught that the church is not a large institution, but is elected by God and after its rapture participates in the salvific work of Christ. In 1908, this theology was rejected by Blankenburg Alliance and the Gnadauer Gemeinschaftsbewegung. Ströter had, meanwhile, transformed his Reformed influence by combining it with premillennialism, his theology of Israel and his ecclesiology, and further developed it into a universalistic doctrine (apokatastasis of all things). He presented these teaching through numerous lectures, through a magazine called The Prophetic Word (from 1907 on), and through other additional publications. Also, Ströter's universalism led to a literary battle within the new German revival movement, with the majority rejecting his teaching. This rejection furthered his theological isolation. In 1912 Ströter settled in Switzerland, since his son-in-law John Louis Nuelsen (1867-1946) had become Methodist bishop there. The First World War prevented travels to Russia, and his lecturing in Germany was very limited. After the war until the day of his death in Zürich, Ströter renewed his efforts to gain a theological foothold in Germany, but he only found a receptive ear for his doctrinal views with individuals and small circles. Ströter may count the most distinctive representative of dispensational premillennialism within German-speaking Methodism in the US and within the German revival movement. However, Ströter did not accomplish his goal, which was to make these views more well-known. Today Ströters theological and redemptive-historical teachings, which find their climax in his universalist teachings, normally live on in small but not institutional groups. It yet remains to do justice to Ströter's role within German-speaking Methodism in the US and within the contemporary German revival movements, his contribution to the mission to the Jews, some of this theological distinctives such as his theology of Israel which drove his doctrine of election, the influence on Karl Barth's (1886-1968) doctrine of election, along with this perceptiveness regarding his own times which led him in 1921 to warn against the "Swastika" and against anti-semitism.