Die Arbeitersportbewegung in Österreich
In: Der internationale Arbeitersport: der Schlüssel zum Arbeitersport in 10 Ländern, S. 85-102
Dargestellt wird die Entwicklung der österreichischen Arbeitersportbewegung von den Anfängen bis zur Auflösung im Jahre 1934. Im Mittelpunkt steht die Beschreibung der kulturellen Ziele und Aktivitäten des 1924 gegründeten "Arbeiterbundes für Sport und Körperkultur Österreichs" (ASKÖ), die in eine umfassende Theorie sozialistischer Kultur und Pädagogik eingebunden waren. Obwohl in Österreich eine Arbeiterkulturbewegung existierte, die zentralen Auffassungen des Austromarxismus entsprang, verweist der Autor auf ein lange bestehendes Ressentiment der österreichischen Sozialdemokratie gegenüber dem Arbeitersport, das sich erst nach dem 1. Weltkrieg und insbesondere im Zusammenhang mit der zunehmenden Militanz der bürgerlichen Rechten änderte. Die Partei sah nun die positive Funktion der Arbeitersportbewegung in der Bildung eines physisch kampffähigen Proletariats, was dem Autor zufolge aber eine zunehmende Disziplinierung der Arbeiter durch eine Überbetonung autoritativ-militärischer Formen mit sich brachte und letztlich die Entwicklung wirksamer gegenkultureller Konzepte verhinderte. Gleichwohl sieht er etwa in der Ablehnung individuellen Rekordstrebens und bloßen Zuschauersports sowie der expliziten Verbindung von Sport und Politik Ansätze zu einer qualitativ veränderten Sportpraxis. Der Beitrag schließt mit einem knappen Überblick über Widerstandsaktivitäten der österreichischen Arbeitersportbewegung und die heutige Struktur des 1945 wiedergegründeten ASKÖ. (GH)